Tagesarchiv: 18. Juni 2011

Dayton 2011 – Funkperlen aus den USA

Aus Japan kamen in letzter Zeit keine wirklich umwerfenden Neuigkeiten. Icom betrieb in der letzten Zeit keine Entwicklung, bloss Recycling mit dem überteuerte Spätzünder IC-9100, bei dem die Bandtasten für 144/430/1300 vergessen wurden, und der Verlegenheitslösung IC-7410, meines Erachtens ein Rückschritt gegenüber seinem Vorgänger IC-7400 (2m Band fehlt). Von Kenwood kaum auch nichts Überwältigendes: Der TS-590, zwar mit tollen Daten, aber im Grunde ein biederer Klassiker. Und von Yaesu kam gar nichts gscheits. Nur alter Kaffee neu aufgewärmt. Auch China scheint nur Handfunken zu können. Der versprochene Mobiltransceiver KG-UV920R hat Ladehemmung. Abgesehen davon gibts solche Transceiver schon zu Hauf. Spannend würde es erst, wenn das Teil auch SSB könnte.

Doch auf der am 20. Mai stattgefundenen Amateurfunkmesse in Dayton, USA, waren einige Perlen zu entdecken. Über den KX-3 habe ich schon berichtet. Aber Elecraft hat noch andere Pfeile im Köcher. Zum Beispiel ein kleines Gerätchen, das XG-3 heisst. Kürzlich habe ich in diesem Blog darüber berichtet, wie schwierig es für Funkamateure ist, zu vernünftigen Preisen an einen Messender zu kommen. Der XG-3 löst dieses Problem. Er stellt von 160 bis 2m definierte Pegel zum Empfängertest und Abgleich zur Verfügung und mittels Harmonischen auch noch bis 1400 MHz. Doch nicht nur Elecraft gibt Gas, auch MFJ hat die Zeichen der Zeit erkannt. Abgesetzte Antennentuner am Speisepunkt der Antenne – auch als Koppler bezeichnet –  werden immer beliebter. Wieso sich mit Traps herumärgern oder mit zweifelhaften UNUNS und BALUNS, wenn mit einem Remote-Tuner jeder Dipol oder Monopol perfekt auf alle KW-Bänder angepasst werden kann? Gefehlt hat es bisher nur an der Leistungsverträglichkeit dieser Teile. Nun bringt MFJ den MFJ-994BRT für 600W und den MFJ-998BRT für 1500W, und das zu resonablen Preisen von $499.95 und $769.95. Die Preise in Europa werden wohl wie immer etwas höher liegen und in der Schweiz wird irgend so ein Durchlauferhitzer bestimmt auf die Idee kommen und gar mal zwei rechnen. Diese Tuner gab es bei MFJ bisher als Tabletop, bzw. Shack-Ausführungen. Ich bin gespannt auf die Remote-Versionen. Bilder davon habe ich noch keine gefunden.

Natürlich werden nach wie vor “Antennenneuheiten” mit UNUNS präsentiert, wie zum Beispiel von DX-Engineering. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis jeder OM merkt, dass man besser einen Auto-Tuner an solch eine Spargel hängt.

MFJ hat noch mehr zu bieten. Zum Beispiel den MFJ-9200, ein superkleiner QRP-Transceiver für CW von 80 bis 15m. Wer sagt denn, das Leben sei zu kurz für QRP? Die Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht ;-) Das Gerätchen gleicht übrigens dem HB-1A aus China.  Ein Schelm, wer Böses denkt.

Auch bei den Antennenanalyzern tut sich was. Die Ur-Marke Bird stellte den AT-500 vor, der nicht nur SWR und Co misst, sondern auch als Feldstärke-Instrument genutzt werden kann. Comet bringt den Analyzer CAA-500 für $399, der von 2 bis 500 MHz misst und ein Kreuzzeigerinstrument besitzt. Damit wir uns richtig verstehen, ich spreche hier von Analyzern, die unter anderem die komplexe Impedanz messen und nicht von simplen SWR-Metern.

Ein solch simples SWR Meter ist das TenTec 1225, ein 2kW Instrument für 160 bis 10m, das als Kit erhältlich ist.

Natürlich gab es in Dayton auch jede Menge SDR-Neuerungen zu sehen, zum Beispiel die Software 4.0 von SSB Electronics für den Perseus. Hier ist die Entwicklung noch nicht am Ende und wir können gespannt sein, wo sie hinführt.

In Dayton gab es aber auch etwas zum Schmunzeln. Zum Beispiel die x-te Präsentation des Hilberling PT-8000. Er soll nochmals überarbeitet worden sein und  in den USA noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Das Design dieses Geräts finde ich nach wie vor toll. Es hebt sich wohltuend vom japanischen HiFi-Look ab. Aber die Firma kriegte es bisher einfach nicht gebacken.

73 de Anton

Bild: Schiffsantennen