Tagesarchiv: 19. Juni 2011

Wieso ich den Icom IC-7410 trotzdem kaufen würde

Der IC-7410 ist gegenüber seinem Vorgänger in einem wichtigen Punkt ein Rückschritt: er besitzt kein 2m Band. Das hätte ihn, wie seinen Vorgänger, zu einem exklusiven Transceiver gemacht. Das 2m Band hätte ihn von seinen direkten Konkurrenten TS-590 und FT-950 abgehoben und den Kaufentscheid zu seinen Gunsten beeinflusst. Auch sonst reisst einem der IC-7410 nicht aus den Socken. Das monochrome Display, das rudimentäre S-Meter, kein Echtzeit-Scope, kein PSK-31 etc. Es scheint fast, dass der IC-7410 nichts anderes ist, als ein IC-7200 in einem grösseren Gehäuse.

Trotzdem würde ich das Gerät kaufen und unter Umständen einem TS-590 oder FT-950 vorziehen. Wieso?

Der Empfänger ist so gut wie der Empfänger des IC-756ProIII, der auch “nur” mit einem Roofingfilter von 15 kHz auskommen muss, und den ich täglich in gebrauch habe. Sollte das 15kHz Filter wirklich einmal nicht reichen, kann immer noch ein zusätzliches 3 kHz Roofingfilter nachbestückt werden. Der ganze Hype um die Roofingfilter ist sowieso nur Marketing. Für den Durchschnittsamateur spielt das keine Rolle.

Der wichtigste Grund, der für den Icom 7410 spricht, ist jedoch nicht, dass er gleich gut wie seine Konkurrenz ist ;-) sondern seine Ergonomie:

Für alle wichtigen Funktionen hat es eigene Regler auf der Frontplatte: Zum Beispiel für die Sendeleistung. Ein Feature, das man bei anderen Mittelklassegeräten oft vermisst. Ich hasse es, wenn ich zuerst einen Knopf drücken muss, um dann mit dem Abstimmknopf oder einem “Multiknopf” die Sendeleistung einzustellen. Zum Beispiel zum Abstimmen oder für die Endstufe.

Aber auch für die Intensität von NB und NR sind eigene Regler vorhanden. Im heutigen Chinaschrott-Nebel wahrlich kein Luxus. Genauso wie der RF-Regler, wie bei allen ICOM Geräten in der bewährten Kombination mit dem Squelch. Auch am Passbandtuning muss heututage in den überfüllten Bändern leider oft “geschraubt” werden. Bei ICOM in der bewährten Twin-Ausführung. Doch das ist noch nicht alles, der CW-Pitch und das manuelle Notch-Filter besitzen eigene Regler. Auch die Kompression, die Geschwindigkeit des Keyers, der BK-Delay und der Monitor-Gain lassen sich direkt verstellen. Für diese vier, weniger oft gebrauchte Funtionen, über Miniatur-Einstellregler, immer noch besser als eine Zweitfunktions-Lösung. Damit hat man Zugriff auf alles was wichtig ist. Aber auch bei den Tasten ist alles da, was man braucht: für jede Betriebsart und jedes Band eine Taste, ebenso für alle anderen wichtigen Schaltfunktionen.

Was ich damit sagen will: Von der Bedienung her ist der IC-7410 meines Erachtens das am besten konzipierte Gerät auf dem Markt. Auch gegenüber den High-End-Transceivern, deren Fronten überfüllt sind. Zusammen mit den sehr guten technischen Eigenschaften ein starkes Kaufargument, trotz fehlendem 2m Band.

Wenn die technischen Daten “stimmen” zählen nur noch Optik und Bedienung. Das Teil muss schön sein und gut in der Hand liegen, um Freude zu machen.

73 de Anton

Bild: Auf Bornholm gibt es allerhand interessante Antennen zu sehen. Im kalten Krieg war die Insel lange zeit der östlichste Vorposten der NATO