Tagesarchiv: 3. Juli 2011

Die Tomatenquad

Mein Nachbar ist ein Antennenfreund. Heute habe ich ihm geholfen, eine Tomatenquad zu bauen (siehe Bild). Ich weiss: wenn ich ihn fragen würde, dürfte ich sogar damit senden.

Allerdings würde die Tomatenquad nicht auf 23cm funktionieren, und das war heute bei mir das Band des Tages. Nachdem ich mich vergeblich auf 136 kHz abgemüht hatte, versuchte ich es mit einer 10’000mal kleineren Wellenlänge. Es fand ja ein VHF/UHF-Kontest statt.

Ich bin kein Contester, doch sind solche Wettbewerbe eine gute Gelegenheit, Antennen und Equipment zu testen. Erstaunlich, wieviele Stationen auf dem tiefsten Mikrowellenband hier im “Flachland” zu empfangen waren, obschon ich nur eine kleine 21 Element Yagi vor’s Dachfenster geklemmt hatte. Im Nu war im Log das Dutzend voll. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es auf 23cm besser lief als auf 70cm.

23cm ist ein erstaunliches und häufig unterschätztes Band. Vorallem hier, wo Berge als Reflektoren zur Verfügung stehen. Erstaunlicherweise begegnete ich keinen Krokodilen – ich wisst schon: grosses Maul, kleine Ohren. Wen ich hören konnte, konnte ich auch arbeiten.

23cm ist ein Übergangsband, wie 28 MHz zwischen KW und VHF. Einerseits ähnelt es in seiner Ausbreitung noch den 2m und 70cm Wellen. Tropo ist häufig. Andererseits besitzt es Eigenschaften, die nur auf den Mikrowellenbändern zu finden sind. Regenscatter zum Beispiel, oder Reflektionen an Flugzeugen.

Natürlich eignet sich das Band sehr gut für digitale Linkstrecken oder FM-Relais-Betrieb. Doch erst in SSB und CW spielt es seine Trümpfe richtig aus. Verbindungen über einige 100km sind an der Tagesordnung, sofern man über eine Langyagi und etwas Leistung verfügt (10- 100W). Wer noch mehr Power und Antennenaufwand betreiben will, für den ist es ein tolles EME Band.

Der Einstieg ist leicht. Viele Multibandtransceiver – auch ältere wie der Kenwood TS-790 oder der Yaesu FT-736 verfügen über ein 23cm-Modul als Option. Doch das lohnt nur, wenn man bereits ist, eine Yagi zu montieren. Nur mit einer Multibandspargel ist das Geld für das Modul in meinen Augen Verschwendung. Glück hat, wer noch einen ICOM IC-1271E auftreiben kann – der einzige 23cm Allmode Transceiver, der je gebaut wurde.

Noch wichtiger als auf den tieferen VHF/UHF-Bändern wird die Speiseleitung. Mit nur 10m RG-213 verbrät man schon die halbe Leistung im Kabel und der Empfänger verliert seinen Biss. Mit besseren Koaxkabeln wie H-2000, Aircom oder Ecoflex10 kann man die Verluste wesentlich verringern. Bei mehr als ein paar Metern zwischen Station und Antenne empfiehlt sich ein Mastvorverstärker und man sollte den Einsatz von Ecoflex15 ins Auge fassen.

Doch ein Nachteil des 23cm-Bandes sei nicht verschwiegen: Ausserhalb der Contestzeiten ist praktisch nichts los. Schade für dieses tolle Band.

73 de Anton