Tagesarchiv: 4. Juni 2012

Die verrückte Fuchsjagd

…ist vorbei und war ein gelungener Anlass – bis auf das Peilen :-)

Um es gerade vorweg zu nehmen: der Fuchs, mit 50W und einer 5/8 GP auf einem 8m Mast, versteckte sich auf der Terrasse des Restaurants Petites Fauconnières (1435m), auf dem Plateau des Creux du Van. Zusammen mit einer Flasche Weisswein und seiner Partnerin, die wegen Personalausfalls die Stelle der Serviertochter temporär übernehmen musste. Ich hätte mir ja meine Flasche noch selbst holen können, aber die anderen Gäste hätten dann vielleicht geglaubt, mein Sender blockiere den Service -;)

Wir befanden uns also auf dem ersten Juragebirgszug etwa Mitte des Neuenburgersees. Der Fuchs war im ganzen Mittelland bis in die Alpen zu hören und aus der Ferne auch recht gut anzupeilen. Doch die Probleme begannen in der Nähe. Je näher die Jäger dem Jura kamen, desto schwächer wurde das direkte Signal aufgrund der Abschattung und desto stärker wurden die Reflektionen aus allen Richtungen. Eine vernünftige Peilung war dann nicht mehr möglich.

Da wir dies vorausgesehen hatten, haben wir 12 Minifüchse auf den letzten 10 Kilometern des Anfahrstweges verteilt. Sie arbeiteten auf 70cm und die ersten hatten freie Sicht auf den Neuenburgersee und wären daher direkt anzupeilen gewesen.

Eine ideale Jagd hätte etwa so ausgesehen: Der Hauptfuchs wird auf 2m aus dem Mittelland, bzw. den Voralpen angepeilt. Die Jäger peilen dann in der Nähe – zum Beipiel von der gegenüber liegenden Seite des Neuenburgersees die Füchse auf dem Anfahrtsweg, der von St. Aubin in die Höhe führte. Soweit die Theorie, jetzt kommt die Praxis:

Und da kommt es meistens anders als man denkt. Eine Jagdteam peilte eine Reflektion und fuhr Richtung Emmental, ein Einzeljäger verpeilte sich um 90 Grad, fuhr nach Grenchen und warf dort die Flinte ins Korn. Ein anderer Einzeljäger gelangte zur französischen Grenze, fuhr einmal um den Hügel herum, auf dem der Fuchs bereits das dritte Aperitiv genoss, und fuhr dann trocken wieder nach Hause.

Nach drei Stunden, zwölf Uhr mittags, war der Fuchs immer noch allein und die Jäger irrten im Jura umher. Die Fuchsjagd drohte zu scheitern. Jetzt musste die Notbremse gezogen werden. Der Fuchs begann erste Tpps zu geben. Doch die meisten Peiler steckten im Jagdfieber und die nützlichen Hinweise wurden überhört. Gut, ich muss zugeben, dass der Tipp, die Kuh des Wirts sei grau und heisse Gandhi, kaum etwas zur Zielfindung beigetragen hat. Von anderen Teams erfuhr ich im Nachhinein, dass sie zwischen den Peilungen den Empfänger ausschalteten, weil ihnen der Fuchs mit seinem Geplapper auf den Kecks ging.

Ein Team jedoch hatte ein feines Gehör: die REWO’s (Wolfgang HB9CLY und Renate HB3YMN). Als sie hinter dem Fuchsberg durch das Tal fuhren – das Val de Travers – fragte sie der Fuchs scheinheilig, ob sie am Traversieren seien. Die Antwort lautete JA und der Fuchs entgegnete darauf, dass Traversieren heiss sei. So fanden die REWO’s als Erste zum Fuchs, gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen.

Die anderen Teams versanken derweil immer weiter im Chaos. Eins hockte zum Beipiel auf dem Tête de Ran am Mittagstisch. Ziemlich weit vom Schuss. Andere verirrten sich nach Sainte-Croix, fast 20km Luftlinie südwestlich. Einige wurden von der misstrauischen Polizei aufgehalten. Kein Wunder bei diesem Outfit:

Feine Hinweise, wie zum Beispiel, man müsse mitten durch das grosse Wasser schwimmen, nützten jetzt nichts mehr. Jetzt mussten die Hardcore-Tipps kommen:

“Wir befinden uns in einem Kanton mit einem V”, parlierte der Fuchs.  Daraufhin wurde gerätselt, ob das etwa “ObValden” sei. Zu guter Letzt gab der Fuchs die Koordinaten durch. Dummerweise gab es eine Verwirrung um deren Format und so zottelte ein Team fröhlich Richtung Basel. Ein Einzelkämpfer konnte glücklicherweise keine Koorinaten in sein Navi eingeben, sonst wäre er wohl auch Richtung Basel gefahren.

Schliesslich gab es, wie in jedem guten Film, ein Happyend. Ausser den Zwei, die den Peiler ins Korn geworfen hatten, trafen alle im Verlaufe des Nachmittags beim Fuchs ein. Sogar ein SWL-Team, das drei der 70cm Minifüchse mitbrachte,  die die anderen verschmäht hatten. Apropos: Bis auf einen haben wir dann auf dem Rückweg alle Minifüchse wieder eingesammelt. 11 von 12, keine schlechte Ausbeute bei Mondschein. Den Zwölften hörte ich am frühen Sonntagmorgen noch von zuhause aus leise wimmern, bevor ihm Wind und Regen den Garaus machten.

Bei Speis und Trank kam dann festliche Stimmung auf und die Teilnehmer waren sich einig, dass der Anlass gut gelungen war. Zwar mussten wir die Kneipe eine zeitlang in Eigenregie übernehmen, da plötzlich nur noch die Köchin von den Kapverden anwesend war. Auch der Präsident unseres Radioclubs verdingte sich als Serviertochter. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch – im Gegenteil.

73 de Anton

Nachtrag: Da es nicht darum ging, als erster beim Fuchs zu sein, sondern diesen überhaupt zu finden, hätte ein Kooperation zwischen den Jägern mehr Erfolg gebracht und Kilometer gespart. Erstaunlicherweise lag dieser Gedanke fern. Im Gegenteil: kaum einer wollte seinen Standort preisgeben. Das Motto lautete: “Der Feind hört mit”