Braucht der Amateurfunk eine Lobby?

 

Wachstum ist gut, Stillstand ist Rückschritt, so wurden wir konditioniert. Ob immer weiter gehendes Wachstum in einer begrenzten Welt mit begrenzten Ressourcen wirklich der heilige Gral der Ökonomen ist, werden wir vermutlich in den nächsten Jahrzehnten erfahren. Gott sei Dank bin ich mit der Gnade der frühen Geburt gesegnet.

Die Verehrung des Wachstums hat auch vor dem Amateurfunk nicht Halt gemacht. Mehr Funker, mehr Clubmitglieder mussten her, sonst würden wir aussterben, hiess es. Und so wurden die Eintrittshürden laufend gesenkt. Zuerst kappte man das Morsen, dann wurden die Prüfungen so gestaltet, dass man die Fragen auswendig lernen konnte, ohne die Materie begriffen zu haben. Wer will schon in seiner Freizeit für ein Hobby büffeln. Am besten wäre es, man könnte die Lizenz kaufen, wie all die anderen Goodies unserer überdrehten Gesellschaft. Wie wäre es mit einer neuen Lizenzklasse, bei der nur geprüft wird, ob man laut genug „Five Nine“ brüllen, den Transceiver gemäss Clustermeldungen einstellen und über Funk an seine Grossmutter mailen kann? Es soll ja schon Amateure geben (Banausen wäre wohl treffender), die sich ihre Funkstation einrichten lassen, inklusive Einweisung durch den Erbauer.

Doch Wachstum ist kein Qualitätsmerkmal. Das merkt man auf den Bändern. Wir brauchen nicht mehr Funker, wir brauchen in erster Linie solche die

-         gut ausgebildet sind.

-         bereit und in der Lage sind, sich dauernd weiter zu bilden.

-         eine einwandfreie Betriebstechnik pflegen.

-         sich für den Amateurfunk und dessen Zukunft engagieren.

-         zu einer guten Reputation des Amateurfunkdienstes beitragen.

Nur so wird unser Hobby nicht aussterben. Und nur so werden unsere nationalen Verbände und die IARU in der Lage sein, wirksame Lobbyarbeit zu leisten. Dass wir eine solche brauchen, steht für mich ausser Zweifel. Hätte der Amateurfunk in seiner Geburtsstunde in den USA keine Lobby gehabt, er wäre im Kongress gebodigt worden. Ansätze dazu, von Seiten der Marine, gab es damals genug. Auch heute noch ist der ARRL ein überzeugendes Beispiel, was gutes Lobbying bewirken kann. Auch ein kleiner Verband wie die USKA sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

73 de Anton

Bild: Verblüffender Blick ins Innere einer λ/2-Antenne für das 11m/10m Band. Eine Spule mit Abgriff, sonst nichts. Wo ist der Kondensator?

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