Tagesarchiv: 11. Januar 2013

Die NVIS-Perle

Einfache NVIS-Drahtantenne 160/80/40m, nur 6m hoch!

Ideal für den kleinen Garten.

NVIS heisst Near Vertical Incidence Skywave. Darunter versteht man eine Kurzwellen-Kommunikation über kurze Strecken (einige 100km) mit steil strahlenden Antennen.

NVIS-Antennen strahlen also vorzugsweise senkrecht in den Himmel. Flachstrahlung ist unerwünscht. Der Vorteil: Das Signal über kurze Strecken wird beim Senden und Empfang verstärkt und DX wird unterdrückt.

Das funktioniert natürlich nur auf den Frequenzen, wo Senkrechtstrahlung von der Inonosphäre reflektiert wird, also keine tote Zone vorkommen. Das ist auf 40m nachts nicht mehr der Fall. Auch dort, wo tagsüber die D-Schicht die Strahlung absorbiert, funktioniert der Trick nicht mehr: insbesondere auf 160m.

Die NVIS-Perle, die ich euch heute vorstellen möchte, benutzt einen automatischen Remote-Tuner am Speisepunkt, wie zum Beispiel den CG-3000. Sie ist nicht resonant und für die Bänder 160, 80, (60) und 40m gedacht.

Diese Drahtantenne passt auch auf kleine Grundstücke, muss nicht auf Resonanz getrimmt werden und hängt nur in 6m Höhe. Als Stützpunkte kommen Gebäude, Bäume und Fiberglasmasten in Frage. Die NVIS-Perle ist also unauffällig und kann als Provisorium rasch aufgebaut werden.

Trotzdem ist ihre Leistung beachtlich und sie ist eine Möglichkeit, auch bei beschränkten Platzverhältnisse und ohne hohe Masten auf 160m QRV zu werden. Auf 80m garantiert sie ein starkes Signal auf kurze Distanzen (z.B. Schweiz und benachbarte Gebiete) und dürfte dabei manch anderes Antennengebilde in den Schatten stellen. Auf eine Endstufe kann so verzichtet werden. Wenn der OM in einem Alpental wohnt ist es die ideale Antenne.

Und so sieht sie aus, die NVIS-Perle:

inv_l_20_winkel Große Webansicht

Beim kleinen roten Kreis sitzt der automatische Tuner. Dann geht es 6m senkrecht hoch und sodann 20m horizontal. Darauf wird die Antenne 90 Grad abgeknickt und es folgen nochmals 20m horizontal. Besondere Anforderungen an die Isolation werden nicht gestellt. Kunststoffleinen genügen. Als Draht kann dünne isolierte Cu-Litze verwendet werden. So kann der Draht auch mal einen Zweig berühren ohne Probleme zu verursachen.

Der zweite Draht, der an der “Erde” des Tuners angeschlossen wird, wird einfach auf den Boden gelegt und folgt in seinem Verlauf dem ersten. Man kann ihn im Rasen einwachsen lassen oder auch etwas eingraben.

Die Impedanzen sind auf allen drei Bändern gut und ohne grosse Verluste durch den Tuner anpassbar. Sogar auf allen KW-Bändern. Doch eine DX-Antenne für sie höheren Bänder ist das Gebilde nicht, obschon sie bis auf 10m hinauf den OM zuweilen überraschen wird.

Hier die Vertikaldiagramme der Antenne für die drei NVIS-Bänder 160, 80 und 40m. Man beachte den respektablen Antennengewinn auf 80 und 40!

NVIS-Perle

Natürlich gibt es noch eine Reihe anderer NVIS-Antennen. Zum Beispiel Dipole mit Reflektoren. Doch die brauchen entweder doppelt soviel Platz, sind kritisch in der Dimensionierung oder weniger effektiv, als die hier vorgestellte NVIS-Perle.

Noch ein Tipp zum Schluss: Ein Winkel unter 90 Grad ist nicht zu empfehlen. Der Wirkungsgrad sinkt rapide ab. Grössere Winkel sind hingegen nicht so kritisch. Allzu grosse Winkel quetschen jedoch das Strahlungsdiagramm im 40m Band in der x-Achse und machen die Antenne auf 160m zum Flachstrahler. Auch auf 80m verschwinden die NVIS-Eigenschaften mit grösser werdendem Winkel.

73 de Anton

PS. Ich habe diese Antenne oft mit Erfog an Portabel-QTH’s benutzt. Meine derzeitige Antenne zuhause ist ebenfalls eine NVIS-Perle, allerdings mit doppelt so hohem Vertikalteil, so dass ich sie auch auf 2200m und 630m verwenden kann. Auf der Lang- und Mittelwelle funktioniert sie jedoch nicht mehr als NVIS-Strahler, sondern als Vertikalantenne mit “Kapazitätshut” und strahlt entsprechend flach, was auf diesen Bändern erwünscht ist.