Back to the Roots

Watkins-Johnson WJ8000

Heute Morgen glaubte ich, mich treffe ein Pferd. Schon wieder ist ein KX-3 zum Verkauf ausgeschrieben. Nicht etwa von einem Unbekannten, sondern von einem OM, den ich persönlich sehr schätze und der bisher dem KX3 die Stange gehalten hat, wenn ich über das Teil herzog.

Meiner ist ja auch weg, was ihr vielleicht nicht mitbekommen habt. Meine Beziehung mit ihm war wie ein One-Night-Stand. Ich glaubte kurze Zeit, ich sei verliebt, aber es war nichts als die berauschende Illusion einer Nacht.

Das Teil ist ja nicht schlecht, zwar schweineteuer, mechanisch ein Gelotter und noch nicht fertig entwickelt, aber voller Bells and Whistles, wie die Amis sagen – einfach Awesome.

Aber wenn keine Beziehung gedeihen will, ist es besser, man trennt sich. Als das Ding begann mich mit seinen vielen Tasten und Multi-Multi-Knöpfen anzuglotzen, immer auf ein Update wartend wie meine Katzen auf das Fressen, habe ich es verkauft.

Damit hat mein Vorrat an Backup-Geräten einen gefährlichen Tiefstand erreicht. Was ein echter Funkamateur sein will, und nicht nur ein Amateurfunker, hi, hat ja immer ein paar Kisten in der Hinterhand. Es könnte ja mal eine Katastrophe eintreten und alle Hersteller könnten schlagartig die Produktion einstellen.

Also werde ich mir wieder etwas zulegen – für alle Fälle und so. Aber mit der Auswahl wird es immer schwieriger. Einerseits sind da diese Listen, wie vom lieben Bob Sherwood – wer will schon ein Gerät unter “ferner liefen”. Andererseits ist da die begrenzte Spendierfähigkeit der Hobbykasse.

Aber da ist noch ein dritter Punkt: Meine Erinnerung. Zwar nicht mehr die Beste, dafür ist schon zuviel Weisswein durch den Speicher geflossen, aber doch noch klar genug, um zu erkennen, dass ich bisher nur sehr wenige Verkäufe wirklich bereut habe.

Wenn ich alle Geräte vor meinem geistigen Weisswein-Auge Revue passieren lasse – und das sind nicht wenige – so fallen mir spontan nur ein paar ein, deren Verkauf ich heute noch bereue.

Der IC-765, vollgeladen mit Filtern, zum Beispiel. Meines Erachtens das beste Gerät aller Zeiten. Oder die B-Line von Drake, oder der KWM2 von Collins oder der SE-222 der Schweizer Armee. Diesen Geräten fehlte all der Schnickschnack der heutigen Kisten mit ihren ach so tollen Laborwerten, aber das Funken mit ihnen hat Spass gemacht.

Natürlich möchte ich nicht wieder das Gebrodel im abendlichen Vierzigmeter-Band hören wie damals mit dem TS-520 oder Ft-757, darauf kann ich gut verzichten. Aber ich kann ebensogut auf viele Funktionen der heutigen Wunderkisten verzichten.

Back to the Roots, 73 de Anton

Bild: Empfänger Watkins-Johnson WJ-8888, den ich für die ersten Gehversuche auf Langwelle benutzt habe.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden / Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden / Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden / Ändern )

Google+ photo

Du kommentierst mit Deinem Google+-Konto. Abmelden / Ändern )

Verbinde mit %s