Kaufen und Verkaufen

IMG_1648 Große Webansicht

Der Flohmarkt in Friedrichshafen: Gerade ist dem mampfenden Hobbyverkäufer ein Teil seines Sandwichs in den dreckstarrenden Schrott gefallen. Er pickt sich die Salami von seinem zerkratzten Gerät und wischt den Rest mit einer lässigen Handbewegung zur Seite. Der 2m Transceiver ist aus den Siebzigern, quarzbestückt und ohne nichts, und der OM will nicht weniger als 300 Euronen für das Teil. Gleichviel wie die Jahre zuvor. Aber vielleicht klappt es ja diesmal, denkt er und spült das Sandwich mit einem Bier runter. Wenn nicht, wird er sein bestes Stück wieder für ein Jahr einlagern. „As it is“, jetzt zusätzlich mit Fettflecken angereichert.

Drüben auf der anderen Seite verkauft einer aus dem Osten auf seinem Wühltisch den Restbestand der roten Armee. Vermutlich irgendwo vom Lastwagen gefallen. Gleich daneben gibt’s den vorletzten Computerschrott. Vielleicht wär’s mal interessant zu sehen, was man noch auf den alten Festplatten findet?

Diesen Sommer werde ich den Flohmarkt wohl nicht mehr besuchen. Ich kann mich nicht an ein Teil erinnern, das ich dort gekauft und anschliessend zu Hause gebraucht habe. Schlimmer war nur Conrad’s Schwitzkasten. Vom Herdentrieb angesteckt, durch die Schleuse gezwängt, im Druck vermeintliche Schnäppchen eingepackt, am nächsten Samstag bereits entsorgt.

Trotzdem werde ich wieder nach Friedrichshafen fahren. Vielleicht werde ich mir diesmal einen Vortrag reinziehen, wenn ich von den ewig gleichen neuen Icowood und Yesusgeräten genug habe. Dumm nur: ich schlafe bei Vorträgen regelmässig ein.

Aber ich wollte eigentlich heute das Pendant zu meinen Verkaufstipps geben: nämlich Kauftipps.

Zurzeit wird der Markt mit Gebrauchtem überschwemmt. Trotzdem lohnt es sich noch zuzuwarten. Denn die Alterspyramide der Funkamateure steht Kopf. So tragisch es ist: Viele werden in den nächsten Jahren wegsterben und ihre Gerätesammlungen werden den Markt aufmischen. Da warten massenweise Perlen auf die …nein das schreibe ich jetzt nicht.

Von Lebenden zu kaufen scheint mir das grössere Risiko. Man wird nämlich regelmässig beschissen. Das fabrikneue Gerät hat schon ein Jahr und ein Dutzend SOTA‘s auf dem Buckel, der eingebaute Antennentuner, den der OM angeblich noch nie benutzt hat, findet keine Anpassung, und die „getestete“ Röhre ist eine lahme Funzel.

Und hier nun meine Tipps für den geneigten Käufer:

-         Wenn du in deinem Shack nur eine Werkzeugkiste und ein Multimeter hast: Kaufe lieber ein neues Gerät beim Händler deines Vertrauens. Möglichst bei einem mit einer Werkstatt, der auch reparieren kann und nicht deinen überzahlten Transceiver wegen jedem Pipifax nach Japan schicken muss.

-         Wenn schon alt, dann nicht älter als fünf Jahre. Dann ist das Teil noch unten in der Badewanne. Alle Elektronik durchläuft nämlich eine so genannte Badewannenkurve. Notabene je heisser, je schneller. Die meisten Fehler treten am Anfang und am Schluss des Lebens auf, genau wie bei den Menschen. Dazwischen ist meist Ruhe im Karton.

-         Ältere Geräte haben teure Quarzfilter in den Zwischenfrequenzen. Wenn du die optionalen Filter noch nachbestücken möchtest, kann das ins Geld gehen. Da sind einige Hundert Euronen schnell weg, sofern du die Filter überhaupt noch finden kannst. Einen „leeren“ IC-765 mit allen Filtern auszurüsten kann dich einen Tausender kosten. Aber es gibt noch Schlimmeres: bei einigen Altgeräten waren Noiseblanker etc. nur als Option erhältlich und sind heute nicht mehr aufzutreiben. Auch 23cm Units zu älteren UKW-Multibandern sind nur noch zu Piratenpreisen zu haben sind – wenn überhaupt. Kaum erhältlich sind übrigens auch die Zusatz-Filter und andere Optionen zu den beliebten JRC Receivern. Meist fehlen die CW Filter, da die SWL’s damit hauptsächlich AM und SSB hörten.

-         Für ältere Geräte gibt es keine Ersatzteile mehr. Das betrifft insbesondere spezielle integrierte Schaltungen und Digitalanzeigen. Andererseits sind für die wesentlich älteren Röhrenkisten noch problemlos Komponenten aufzutreiben, bzw. substituierbar. Auch Röhren gibt es noch wie Sand am Meer. Diese Röhrengeräte sind zudem noch gut im heutigen Amateurfunkverkehr einsetzbar – vielleicht mit Ausnahme von Contesten. Aber Conteste sind sowieso nur etwas für beruflich Unterforderte, die sich zur Kompensation am Wochenende stressen müssen ;-) Also: Wenn schon alt, dann ganz alt. Dann hat das Gerät wenigsten Museumswert und kann das Auge erfreuen. Ausserdem war die Badewanne früher wesentlich länger.

73 de Anton

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden / Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden / Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden / Ändern )

Google+ photo

Du kommentierst mit Deinem Google+-Konto. Abmelden / Ändern )

Verbinde mit %s