Notfunk – viel heisse Luft

auf dem weg ans kap 3

Das neue HB-Radio kommt wie immer daher: Mehr Schein als Sein. Ein Mangel an praktischer Substanz. Neben esoterischen Pentagramm-Antennen und einem Artikel über Senderöhren, den man in einem Satz hätte zusammenfassen können, wird vor allem der Notfunk breitgetreten. 

Dabei ist mir eine Karte ins Auge gesprungen, die die Schweiz in acht Notfunkregionen aufteilt. Ohne Erklärung zu dem Woher und Wozu wird sie einfach dem Leser vors Auge geworfen. Ob sich Katastrophen an diese Karte halten werden? Ob sich Katastrophen überhaupt an irgendwelche Grenzen halten werden? Ziemlich sicher nicht! Gerade auf diesem Gebiet hätten die Funkamateure im Notfall einiges zu bieten. Den problemlosen Aufbau von Kommunikations-Verbindungen über die Landesgrenzen hinweg. Das üben wir nämlich täglich.

Willi, HB9AMC, sieht jedoch unsere Stärken anderswo. “Wir können funken”, ist für ihn Punkt Eins. Wenn ich so übers Band drehe, kommen mir an dieser Aussage gewisse Zweifel. Ich kenne OM, mit denen kriege ich eine Funkverbindung nur gebacken, wenn wir vorher zehnmal ein SMS hin- und her geschickt haben, anderen löscht es schon bei einem Frequenzwechsel ab. Schreibe ich dann entnervt zurück: “Auf 15m ist das Band tot, die MUF ist zu niedrig, wir müssen auf 20″, muss ich lesen: “Dann probieren wir es doch mal auf 10m.” 

Punkt Zwei ist: “Wir haben Geräte, Antennen und Frequenzen.” Das scheint mir kein Alleinstellungsmerkmal des Amateurfunks zu sein. Das hat sogar mein Mobiltelefon.

Erst bei Punkt Drei bin ich wieder voll dabei: “Wir können improvisieren.” Allerdings mit der Einschränkung, dass einige noch lernen sollten, einen Stecker anzulöten und eine Antenne aus einem Stück Draht zu bauen, ohne auf den Herrn Kelemen zurückzugreifen.

Willis vierter Punkt ist die Behauptung, dass wir auch ohne Netz-Strom funken können. Die paar Notfunk-Profiamateure können das, kein Zweifel. Doch beim Rest der Equipe ist spätestens dann Schluss, wenn der Handy-Akku schlapp macht.

Bis hierher sind Willis Argumente etwas dünn, finde ich. Doch jetzt kommt der Hammer:

“Wir können in kürzester Zeit viele Meldungen übermitteln (Conteste).”

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Doch kommen wir zum praktischen Teil: Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Amateurfunk und Notfunk?

Ihr habt es sicher schon erraten: Es ist das Meldeformular. Denn von der Wiege bis zur Bahre, geht es niemals ohne Formulare. 

Aber auch etwas anderes ist noch wichtig: “Die Fehlerfreiheit der Übermittlung.” Das, mein lieber Willi, können wir auch:

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Wenn ihr bisher den Eindruck hattet, ich würde dem Notfunk negativ gegenüber stehen: ihr irrt euch. In der Not zu helfen ist eine edle Aufgabe und immer positiv. Und mit Interesse habe ich den Artikel über die Notfunkgruppe von HB9CF gelesen. Im Gegensatz zu der vielen heissen Notfunkluft, die ventiliert wird, tun die was.

73 de Anton

Bild: Unterwegs auf der Insel Magerøya, Norwegen

HB-Radio Archiv, leider zur Zeit noch ohne die neuste Ausgabe.

4 Antworten zu “Notfunk – viel heisse Luft

  1. Muss man den Notfunk wirklich neu erfinden, oder gar meinen dass man es besser kann !?

    http://www.bakom.admin.ch/themen/frequenzen/00689/01575/index.html?lang=de

    Hier könnten die Hobbyfunker doch helfen, Monitoren, etc.. Die Infrastruktur ist bereits gegeben. Die Repeater arbeiten sicher auch bei Stromausfall noch eine Weile weiter.
    Noch ein Vorteil, dort können alle helfen, da es keine Lizenz benötigt.
    Bei einer entsprechenden Notfunkgerätedichte wäre ein flächendeckendes Personelles-Netz gewährleistet.
    Natürlich wäre dann nicht mehr von Amateurfunk die Rede, es wäre eben Notfunk, von Leuten, die in der Not auch helfen wollen, mit dem Funkgerät!
    NEIN es wäre auch kein CB-Funk!
    vy 73 de Zürcher

  2. Rumpelstilzchen

    Der Beitrag ist Vorhin, irgendwie im Falschen Film gelandet. Darum noch einmal:
    Über den Notfunk wurden bei der USKA mal alle Mitglieder noch nicht allzu lange her befragt.
    Die Zwängerei hat kein Ende!
    Via Statuten will man die OMs zukünftig entmachten, mit den Linientreuen Delegierten die man sowieso im Griff hat, soll dann das Schweizer Reich neu aufgeteilt werden.
    Die Kantone mit ihren Sektionen könnten dann ausgedient haben und in die grösseren acht Notfunk Gebilde übergehen.
    Alles von den Subalternen Vorstandsgenossen geplant. Die Schweiz mit seinen Sektionen ist den Klüngel zu Kleinformatig und jegliche Aufmüpfigkeit ist bei schwindender Mitgliederzahl in geordnete Bahnen zu lenken.
    Das Führungsmässig gestraffte Gebilde kann dann easy von der EU annektiert werden. Dazu braucht es dann diese lieben Exekutivmitglieder, die die Statuten, Reglemente und Meldeformulare EU Konform anpassen und den Notfunk quasi auf eine höhere Ebene hieven.

  3. Über die Qualität der verfassten Artikel im HBRadio kann man sicher geteilter Meinung sein. Nur eines muss man sich im klaren sein: Die Artikel im HBRadio sind meistens von Funkamateuren für Funkamateure verfasst. In anderen grossen Landesverbänden, wie z.B. DARC, ARRL, RSGB, etc., schreiben technische Redaktoren geschliffene Artikel und können auch auf gut bestückte Testlabors und dessen Resultate zurück greifen.
    Unglücklicherweise verfällt unsere Gessellschaft, und somit auch die Gilde der Funkamateure, in eine lethargische selbstgefällige Konsumhaltung. Dies erkennt man an den meist unqualifizierten Pauschalverurteilungen aus der Tastatur von Steckdosenfunkern, welche von der Technik nur wenig bis gar nichts verstehen und sich kaum getrauen, einen Artikel mit dem notwendigen Tiefgang zu verfassen und damit die Verbandszeitung zu bereichern.
    Gerade du Anton, welcher sich als begnadeter “Bastler” (im positivsten Sinne) schon längst geoutet hat und auch mit der Schreibfeder umzugehen weiss, du solltest doch einen interessanten Artikel fertig bringen.
    Also, liebe Funkamateure, investiert doch zuerst eure 5 Stunden für einen guten Artikel, anstatt hier unqualifiziert und unmotiviert abzulästern!

  4. Macht euch mal keine Gedanken über diese “Notfunk-Regionen”. Es wird sich nähmlich eh niemand melden, der diese als “Leiter” übernehmen möchte.
    Die Idee wird so schnell verschwinden, wie sie aufgekommen ist.

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