To Funk or Not Funk

G0ISW

Gestern Abend wurde ich plötzlich ohne Not mit Notfunk zugemailt. Es gäbe da einen Bloger in der Nähe, der sich lustig mache, meinte einer. Wen er da wohl gemeint hat?

Wie dem auch sei: Wir brauchen engagierte OM. Und ich hoffe, dass es mit der Schweizerischen Notfunk-Übung klappt, nächsten Monat. Sonst werden wir uns nämlich lächerlich machen. Dann können wir nur noch Antennen bauen, wie oben im Suchbild. Vieles scheint vielen noch etwas nebulös zu sein. Etwas Licht ins Dunkel bringt Oliver HB9EUF. Er schrieb:

Unsere Rolle als Funk Amateur besteht darin, an einem zurzeit noch nicht bekannten Samstagmorgen falls möglichst autark QRV zu sein, um Verbindungen mit den erreichbaren OM herzustellen und ihnen eine Kurzmeldung zukommen zu lassen. Anschliessend senden wir unsere Logs an notfunk@uska.ch . Diese werden dann ausgewertet und in einem Bericht zusammengefasst. Damit können wir unsere Bereitschaft unter Beweis stellen.

Danke, Oliver, und viel Erfolg.

Der Notfunk hat mich auch im Traum nicht mehr losgelassen und ich habe von meinem Einsatz geträumt:

Ich war gerade während eines CW-QSOs eingeschlafen, da klingelte jemand wie sturm an der Tür. Aha, dachte ich, Sonja, die Briefträgerin bringt wieder einen Pack QSL. Doch an ihrer Stelle stand da einer, der aussah wie ein Alien. Von Kopf bis Fuss in einen Plastik-Anzug gehüllt, das Gesicht hinter dem Sichtfenster kaum zu erkennen. Besuch vom Mars?

„Hallo Anton. Ich bringe dir die neuste Meldung, du musst sie sofort nach Bern durchgeben.“

Es war der Böppel. Doch wieso steckte er in dieser Verkleidung? War heute Halloween?

„Hallo Kari. Was ist denn passiert?“

„Das Dorf steht unter Quarantäne und ist abgeriegelt. Keiner geht raus, keiner kommt rein. Ebola, du weisst schon.“

Nein, das wusste ich nicht. Ich konnte mich ja nicht einmal an das CW-QSO vor dem Einschlafen erinnern.

„Aber ich muss heute noch ins Migros. Uns ist der Kaffeerahm ausgegangen.“

„Daraus wird nichts“, meinte Kari. „Du bist unsere Verbindung zur Aussenwelt. Der Präsi hat in der Liste nachgesehen. Du bist Notfunker.“

Ich betätigte dreimal den Lichtschalter neben der Tür. Das Licht ging an und aus.

„Aber wir haben ja noch Strom. Wieso benutzt ihr nicht einfach das Telefon oder das Internet?“

„Der Strom kann jeden Moment ausgehen. Das EW steht auch unter Quarantäne, die Techniker schlafen im Maschinensaal. Siehst du denn kein Fernsehen?“

„Nein, ich mache SSTV.“

„Also los jetzt. Ich muss weiter. In einer Stunde bin ich wieder zurück. Dann hast du sicher die Antwort aus Bern.“

Ich ging wieder in die Funkbude zurück. Dort kurbelte ich auf die Notfrequenz im 80m Band.

„Hallo Bern, Hallo Bern, hier HB9ASB, können Sie mich aufnehmen?“

Wie aus der Pistole geschossen, dröhnte die Antwort aus dem Lautsprecher:

„HB9ASB von HQ, verstanden, antworten.“

„QSL HQ, Sie sind Fünf und Neun. Mein Name ist Anton…ich wiederhole: Anton und mein QTH ist Cordast…ich buchstabiere…“

„…Verstanden, geben Sie Ihre Meldung durch.“

Der war aber kurz angebunden. Das war doch nur eine Übung, oder etwa nicht?. Ich blickte auf das Blatt, das mir der Kari gegeben hatte. Dort stand: Fritz Schattacker Ebola Stufe 3. Zwei seiner Kühe ebenfalls erkrankt. Senden Milchprobe per Quadkopter.

„HQ, ich habe folgende Meldung für Sie: Den Schattacker Fritz hat es auch erwischt und zwei seiner Kühe haben ebenfalls Ebola. Wir werden die Milch mit der Drohne schicken.“

„Verstanden HB9ASB, bleiben Sie auf Empfang und in Funkbereitschaft, HQ Ende.“

„Beste 73 HQ und übrigens: Sie sind immer noch Fünf Neun.“

In diesem Moment klingelte es wieder wie Sturm an der Tür. Es war wieder der Böppel Kari.

„Hast du schon Antwort aus Bern?“, fragte er atemlos. Sein Gesicht war nicht zu sehen, die Scheibe seines Anzugs war angelaufen.

„Nein, aber komm doch rein. Du nimmst sicher einen Schnaps?“

„Nichts lieber als das. Ich halte es in diesem Ding nicht länger aus.“

Kari zog den Ganzköper-Pariser aus und hängte ihn an den Ständer. Sein Gesicht war krebsrot, die Haare hingen ihm verschwitzt ins Gesicht. Er hustete. Doch nach drei Schnaps ging es ihm besser und als keine Antwort von Bern kam, schlüpfte er widerwillig wieder in seinen Anzug und trottete davon.

Komische Übung, dachte ich. Ich wollte gerade ins Auto steigen, um Kaffeerahm zu holen, da hörte ich im Lautsprecher:

„HB9ASB von HQ, antworten.“

„Roger HQ, Sie sind Five and Nine. Aber jetzt haben Sie den Böppel gerade verpasst.“

„Nicht verstanden, wiederholen…“, hörte ich gerade noch, bevor das Licht ausging.

„Scheibenkleister“, sagte ich. Ich musste den alten Akku aus dem Keller holen. Hoffentlich hatte das Teil noch Saft.

In diesem Moment klingelte es wieder an der Tür:

Diesmal war’s nicht der Böppel, sondern einer der Orangen, die normalerweise das Strassenbord mähen. Auch er im Pariser.

„Ich habe eine Nachricht zum Durchgeben“, sagte der Mann.

Ich schaute auf das Blatt: Karl Böppel Ebola positiv, stand dort. Was zum….hatte er etwa einen Schnaps zuviel getrunken?

Als ich den alten Autoakku aus dem Keller hochschleppte, wurde mir schwindlig. Hoffentlich hatte mich der Böppel nicht angesteckt. Ich schloss den Transveiver an, die Frequenz war ruhig, das S-Meter auf Null. Keine Störungen von PLC, Schaltnetzteilen und Plasmafernsehern wie sonst.

„Hallo HQ, hallo Bern, hier ist HB9ASB aus Cordast. Können Sie mich aufnehmen?“

Der Akku hatte Mühe, die Skalenbeleuchtung flackerte im Takt der Modulation.

Bern antwortete nicht mehr.

Bild: Im Garten von GØISW. Wo ist die Antenne?

 

 

 

2 Antworten zu “To Funk or Not Funk

  1. Hallo Anton,

    ich habe sie gefunden schön versteckt :-)

    Vy de 73 Michael (DD4MB) Gute Besserung

  2. Hallo Anton und Moin von der Waterkant (Lübecker Bucht / Ostsee) ! Gut, dass Du so ein grosses Foto genommen hast: So habe ich auch den grünen Kringel mitten im Grün entdecken können – was mich an meine erste 2m-Probefuchsjagd erinnerte, als ich noch nicht mal wusste, wie das überhaupt aussah, was ich finden sollte. Da hatten die Jungs den einzigen TX eingegraben und die Antenne grün angemalen in den Knick (hochdeutsch “Wallhecke”) gestopft. Ich empfing nach langem Suchen ein sehr starkes Signal. Erst als ich mit der HB9CV meines RX die im Knick berührte, fiel mein Groschen – da suchten sie mit DL1FP “Filzpantoffel” Hans Ritter (erster und anscheinend vergessener Verwalter des Afu-Campingplatzes in Kirchhatten) mich schon ob meines langen Ausbleibens…
    dr Anton, hoal Di fuchtich! Und: Toi, toi, toi!!!
    DC4LA Hanns RIA-29, der das Glück hatte, Dich schnell zu entdecken, als er www konnte, und Dir seither mit grossem Gewinn und viel Vergnügen folgt: Danke erstmal!

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