Archiv der Kategorie: Freunde

Zofingen 2014…

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…war eine Reise wert. Wie immer gut organisiert und gut besucht. Und im Gegensatz zu dem Schrottmarkt in Friedrichshafen auch in der Regel mit vernünftigen Preisen.

Doch die Surplus Party in Zofingen ist nicht nur eine alljährliche Umschichtung von Funkmaterial, sie ist vor allem auch ein sozialer Event. Man trifft viele Freunde aus nah und fern, die man sonst nur von der Stimme oder aus den CW-Zeichen kennt.

Ich weiss nicht, wie es gekommen ist, aber auch diesmal stand ich wieder auf der Verkäuferseite. Obschon ich durch das Jahr hindurch immer wieder beteuert hatte, dass ich jetzt wirklich alles verkauft und wirklich nichts mehr anzubieten hätte.

Und so hatte ich wieder das Vergnügen, allen Archetypen von Käufern zu begegnen, die auf der anderen Seite des Tisches vorbei schlenderten. Meistens mit ernsten Mienen, hochkonzentriert um ja kein Schnäppchen entwischen zu lassen.

Da gibt es zum Beispiel die Spezialisten, die sich für 18 Franken einen Meter Tisch kaufen, nur damit sie einen Parkplatz bei der Halle bekommen und bereits auf Schnäppchenjagd gehen können, wenn die Verkäufer noch am Einrichten sind. Während man seine Waren auf den Tisch tischt, nerven sie mit:

“What is your last price?”

Oder der bärtige Herr, der überall und bei jedem Teil nach dem Preis fragte und nie was kaufte. Denn gleich was man ihm auch als Preis nannte, er fand es immer zu teuer. So zum Beispiel:

„Was kostet das?“

„Einen Franken.“

„Das muss ich mir noch überlegen.“

Natürlich gab es auch immer wieder interessante technische Fragen zu beantworten. So zum Beispiel folgende:

„Ist diese Antenne auch für CW?“

Als Autor von Antons Funkperlen kannten mich natürlich sehr viele Funkamateure, wird doch dieses Blog täglich von Hunderten aus der Schweiz, Deutschland und aus Österreich gelesen. So kannten mich viele OM, die ich nicht kannte. Das ist manchmal etwas peinlich. Doch mit einer einzigen Ausnahme waren alle sehr  freundlich. Viele lobten die Funkperlen, auch wenn sie nicht immer mit allem einverstanden sind, was ich so in die Tasten haue. Und das ist auch gut so. Ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was ich in der Zeitung lese.

Doch einer war stinksauer. Kaum hatte er mich ausgemacht, erklärte er mir, ich sei ein „Dubeli“ und dass ich den grössten Seich geschrieben hätte. Volles Rohr und Wut im Bauch. Ein Dubeli ist im Prinzip ein kleiner Dubel und daher nicht so schlimm ;-) Dumm nur, dass ich sein Problem nicht begriff, sonst hätte ich dem guten OM vielleicht helfen können.

Dabei ging es übrigens weder um die USKA, noch um den Notfunk oder Hamsphere.

Apropos: Gerade punkto Notfunk hatte ich einige spannende Diskussionen und hörte ein paar interessante und für mich neue Argumente.

Wie dem auch sei. Es hat wieder riesig Spaß gemacht und mein Dank geht an die Organisatoren dieses wunderbaren Anlasses.

73 de Anton

Und hier als Zugabe noch drei Videos von den Steampunkern:

Bilder+Videos: Danke Hansjörg HB9EWH

Ein 80m QSO mit einer verrückten Antenne

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Meine abendlichen Verbindungen aus Südfrankreich in die Schweiz konzentrierten sich auf das 40m Band. 160 und 80 hatten meist zuviel QRN von den Gewittern rund ums Mittelmeer, und für 30m war es um 21:00 MEZ oft bereits zu spät.

Doch nicht alle Funkamateure dürfen das 40m Band benutzen. HB3er sind von den wichtigen “Mittelbändern” 40,30 und 20m ausgeklammert. So auch mein Freund Andy, HB3YAF.

Darum versuchte ich es immer wieder auch auf 80m, trotz des QRN. In CW versteht sich, denn Andy greift höchst selten zum Mikrofon. Ich weiss nicht einmal, ob er überhaupt eins hat.

Doch seine Drahtantenne lieferte zuviel Lokal-QRM um mich aufnehmen zu können. Am schlimmsten ist das Heugebläse des Bauern nebenan. Springt es an, hat Andy auf 80m S9 plus 60. Dagegen ist PLC ein Kindergeburtstag. Ich denke, dass da ein elektrischer Wurm im Gebläse sitzt. Vielleicht ist der Nullleiter weg und das Teil läuft irgendwo zwischen Phase und Blitzableiter ;-)

Trotzdem ist gestern noch ein CW QSO auf 80m zustande gekommen. Andy kam mit komfortablen 579 hier in Esparron an. Dank einer Wunderantenne, die er in aller Eile aufgebaut hat. Mir sträubten sich die verbliebenen Haare, als ich ein Bild von diesem Teil sah.

Es handelt sich dabei um eine Spiral-Loop-Antenne von SM0VPO. Hier gehts zur Baubeschreibung.

73 de Anton

Plan D

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Ich hatte mal einen Nachbarn, dessen liebstes Instrument war – neben dem Rasenmäher – die Kettensäge.

“Bäume gehören in den Wald”, hat er mir bei verschiedenen Gelegenheiten erklärt. Meine strategisch gepflanzten Papeln und Birken waren ihm ein Dorn im Auge.

Leider ist meine Strategie der selbstwachsenden Antennenmasten nicht ganz aufgegangen, doch das lag nicht am Nachbarn. Heute wohne ich woanders. Und ich benutze einen alternativen Baum: einen Fahnenmast.

Hierzulande zeigt man noch gerne Flagge. Nicht ganz so extrem wie in den USA, aber viel mehr als z.B. in DL, wo solches Tun eher exotischen Charakter hat. Fahnenmasten brauchen keine Baubewilligung – zumindest nicht in meinem Kanton. Anders verhält es sich offenbar, wenn der Fahnenmast zweckentfremdet wird. Zum Beispiel als Antenne.

Aber man muss ja nicht immer schlafende Hunde wecken. Wer zur Gemeindeverwaltung rennt und fragt: “Ich möchte einen Fahnenmast als Antenne aufstellen, darf ich das?” Dem ist nicht mehr zu helfen. Aber vielleicht hat er im Kindergarten beim Märchen mit dem Rumpelstilzchen einfach nicht aufgepasst. Oder es war der OM mit der AGC ;-)

Bäume lassen sich einfach transportieren. Wenn sie von der Baumschule kommen im Cabrio, später zerlegt man sie mit der Kettensäge. Fahnenmasten sind da schon eher ein Problem.

Kürzlich wollte ich ein älteres Exemplar dieser Gattung zu einem befreundeten Funkamateur transportieren. Kein Problem, dachte ich. Er war ja zerlegbar. Was zusammengehört, kann man auch wieder auseinandernehmen. Zumindest ist das in der Ehe so.

Das war ein Irrtum, wie sich herausstellte. Nach Klopfen, Ziehen, Wärmen, Sprayen; nach dem Einsatz einer Zweitonnen-Presse und nach etlichen Stunden, waren wir am Ende unseres Lateins, das wir aus Asterix und Obelix gelernt hatten. Wir sagten “alea iacta est” und kamen zu Plan D, unserem letzten.

Der bestand aus einem Peugeot 206 und einem Dachträger. Ich stellte mich als Panzerhaubitzen-Fahrer zur Verfügung und ab ging die Post. Die auf dem Bild zu sehende “Konfiguration” ist übrigens falsch. Hierzulande darf der Mast bis fünf Meter  über die Hinterachse hinauslugen, aber vorne nur drei Meter über das Lenkrad. Ob diese Regel auch für Kleinwagen gilt, weiss ich nicht, aber vielleicht hat es ja Polizisten unter meinen Lesern, die das bestätigen oder richtigstellen können.

Nun hat der alte Mast einen neuen Hafen gefunden. Dort soll er einen morschen Holzmast ersetzen. Isoliert montiert, erfüllt er dann einen dreifachen Zweck: Die Schweizerfahne zeigt, dass wir noch nicht zur EU gehören, der isolierte Mast ist im Verbund mit einem automatischen Tuner ein wunderbarer DX-Strahler und mit einem zweiten Seilzug können Langdrähte und Dipole nach Lust und Laune in die Höhe gezogen werden.

73 de Anton

Bild1: Das ist ein No-Go. So darf der Mast nicht transportiert werden. Das Bild enstand nur zu Demonstrationszwecken. Selbstverständlich sind wir so nicht durch die Gegend gefahren. Schon gar nicht bei schönem Wetter.

Bild2: Das ist HB3YAF bei Plan C. Andreas macht meistens CW QSO’s, wenn er nicht gerade einen Mast zu demontieren versucht.

Kaleidoskop

Wispern kann man nicht nur mit dem PC, sondern auch standalone mit dem Ultimate 3 von Hans Summers. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit, wie Chris, DM5HF, auf seinem Blog schreibt. Nämlich mit einem iPhone oder einem iPad. Das sind gute Neuigkeiten, denn bisher habe ich immer gerätselt, für was man die Dinger eigentlich brauchen kann. Doch als Benutzer eines Senioren-Handys bin ich da vielleicht nicht gerade die richtige Referenz ;-)

Aber ich bin nicht der Einzige, der nicht mehr ganz up to date ist. Zurzeit nähert sich eine Raumsonde der Erde, mit dem Namen ICE/ISEE-3. Sie wurde 1978 ins All geschickt, mit dem Auftrag Kometen zu erforschen, und ist noch fast voll funktionsfähig. 12 ihrer 13 Instrumente arbeiten noch. Man könnte sie also mit neuen Aufträgen wieder auf die Reise schicken, wenn sie bei uns vorbei fliegt.

Doch die NASA kann nicht mehr mit der Sonde kommunizieren. Die entsprechenden Sende- und Empfangseinrichtungen existieren nicht mehr. Natürlich könnte man neue Hardware bauen, doch offenbar hat niemand dafür ein Budget, bzw. Interesse. Nun wird darüber diskutiert, ob eventuell Funkamateure diesen Job übernehmen könnten.

Vielleicht wird in zwanzig Jahren jemand auf uns zu kommen und fragen, ob wir nicht einen Mittelwellensender in Betrieb nehmen könnten :-)

Aber dazu wird es wohl nicht kommen; bis dann werden die meisten Empfangsgeräte vermutlich im Müll gelandet sein und DAB wird schon längst den FM Rundfunk abgelöst haben. Nur in Museen und privaten Sammlungen wird man die Apparate noch bestaunen können. Wie heute zum Beispiel auf der Webseite von Georg Knöchel. Dort ist zum Beispiel auch die interessante Geschichte des Deutschen Volksempfängers nachzulesen.

Aber vielleicht wird es in zawnzig Jahren den Europäischen Volksempfänger geben. Nur mit EU-konformen Nachrichten aus Brüssel. Und vielleicht stehen dann an unseren Landesgrenzen Störsender.

Geschichte ist wie ein Kaleidoskop. Scheinbar immer neu, doch im Grunde immer aus den gleichen Stücken zusammengesetzt.

Kürzlich habe ich ja hier über die USKA geschrieben. Das ist übrigens nicht der einzige Funk-Verein, in dem ich Mitglied bin. Eine kleine Gemeinschaft im Herzen Deutschlands hat es mir besonders angetan. Es sind die Funkamateure e.V. Ein Zusammenschluss von aufgeschlossenen und leidenschaftlichen Funkamateuren in Baunatal.

Baunatal? Das sagt uns doch was? Natürlich! Dort sitzt auch der DARC. Doch die Funkamateure e.V. verstehen sich nicht als Konkurrenz, eher als Alternative, bzw. Ergänzung. Das Spektrum der Clubaktivitäten umfasst das ganze Spektrum des Hobbys und der Verein ist basisdemokratisch organisiert.

Vielleicht wäre es an der Zeit, auch bei uns etwas Ähnliches aus der Taufe zu heben?

Hier noch ein paar Bilder vom September Contest auf der Wasserkuppe, dem höchsten “Berg” in der Rhön (950m). Wer an UKW-Contesten teilnimmt, für den ist DL0BA in JO40xl eine bekannte Station. Am ersten März-Wochennede wird es übrigens wieder soweit sein.

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Die Wasserkuppe in der Nähe von Fulda ist übrigens einen Besuch wert. Zuoberst auf dem “Berg” befindet sich ein Segelflugplatz. Ich habe da mal einen ganzen Nachmittag zugeschaut und dabei das Funken glatt vergessen.

73 de Anton

Bilder: Funkamateure e.V., Danke Bernd, DK1DU

 

 

 

 

 

 

 

 

Zofingen

Expedition

06:45 Schon stehen einige Herren mit ihren Kisten vor dem Eingangstor. Es ist affenkalt und die Stimmung entsprechend gedrückt. Ich frage mich, wieso ich hier bin und möchte am liebsten wieder heimfahren. Meine Jungmannschaft hatte dumme Ausreden und Pascal musste Geranien versorgen. Ich werfe sie jeweils in den Kompost und kaufe mir im Frühjahr neue.

07:00 Ein graumelierter Herr, der mir seltsam bekannt vorkommt, stapelt seine Geräte neben dem Eingang. Er scheint den Handwagen vergessen zu haben. Immer wieder holt er aus dem geparkten Fahrzeug neue Schrott-Teile und trägt sie stückweise über den halben Platz. Dem Inschenör ist nichts zu schwör. Eine Gruppe guckt in einen Mini-PC und lacht. Mir ist nicht nach Lachen zumute. Morgengrauen dringt durch die Hochnebeldecke. Einige Bäume haben noch ihre gelben Blätter.

07:15, die Schrottkolonne vor dem Tor zieht sich fast über den ganzen Parkplatz und noch immer kommt ein Fahrzeug nach dem anderen daher. Proppenvolle SUV’s, Limousinen mit Anhänger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles seinen Besitzer wechseln soll. Mir wird schlecht, aber ich halte durch.

07:30, pünktlich wird das Tor geöffnet. Die Antennenfreunde überholen links, der Kontrolleur nickt freundlich. Die unterste Plastikkiste gibt den Geist auf. Ich fahre auf den Felgen zu meinem Platz. Dort sind die üblichen Verdächtigen bereits am Einrichten. Ich trödle etwas rum und installiere dann drei Kisten. Eine 20, eine 10 und eine 5 Franken Kiste. Meine morgentrüben Augen wandern durch die Halle. Ein Meer aus Schrott. Leise pfeife ich La Paloma und mache aus der 20er auch eine 10er Kiste.

07:40, wie immer kommen schon die ersten Kunden daher. Vermutlich die Pseudoverkäufer, die sich einen Meter Tisch bestellen um vor der offiziellen Eröffnung das Feld abzugrasen. Ihre Augen scannen die Tische, nichtssagende Pokergesichter. Ein Unansprechbarer wühlt in meinen Sachen.

08:00, ich erspähe Piero Begali und beschliesse, das Fell des Bären zu teilen, bevor er erlegt ist.

08:20, ich kaufe bei Piero eine Expedition. Das Geld reicht knapp. Mein Wechselgeld geht flöten.

08:30, die offiziellen Besucher strömen in den Saal. Die ersten befingern meine Waren. Vor allem den blauen Draht. Beste PVC-isolierte Kupferlitze, 10 Stutz die 100er Rolle. Ich habe davon jahrzehntelang Drahtantennen gebaut. Da sie praktisch unzerstörbar ist, besitze ich noch einen Bedarf für weitere fünf Leben. Aber ich glaube nicht an die Reinkarnation als Funkamateur und will sie loswerden.

09:00, jeder kennt mich. Ich rate Gesichter. Alle scheinen meinen Blog zu lesen. Einer sogar mit Krawatte. Die Vorbesteller kommen vorbei und holen ihr Material ab. Biedermann kommt ohne Brandstifter. Ein sehr netter Kunde. Derweil interessieren sich die Italiener und die Deutschen für meinen Draht. Fünf Franken? Viel zu viel! Geiz ist geil. Über gratis kauft OM nix.

09:30 Markus verkauft hinter meinem Rücken wunderschönes Material zu günstigen Preisen. Leute tragen Dinge vorbei, die sie nie brauchen werden. Jetzt ist die beste Zeit. Wer jetzt nichts verkauft, verkauft nimmer mehr.

10:00 Die lieben Kollegen pilgern vorbei. Die 1991er, die 3748er, Radio Frankreich, Stimmen, Morsezeichen, altbekannte Rufzeichen, neue Gesichter. Zurcher 69 stellt sich vor. Ich suche nach NoGo, doch das ist ein NoShow. Auch nix von Uhux und Co, man will inkognito bleiben. Lieber Sprüche aus dem Off, als sich mit offenem Visier zu zeigen. Na ja, wir wollen heute nicht so streng sein.

10:30 „Wieso hat der 200 Ohm Feeder nicht 300?“, fragt ein OM. Jemand erklärt mir seinen Lebenslauf, ein anderer erläutert mir ein physikalisches Problem, aber erst nachdem ich ihm gesagt habe, aus welchem Kanton ich komme. Einer will mit einem Tausender bezahlen. „Bin I gopfridstutz e Kiosk oder bin i öppä e Bank“, kommt mir in den Sinn. Laufend wird an der blauen Litze gezupft. „Gewöhnlicher Schaltdraht“, sagt einer. „Wird immer länger, wenn man ihn spannt“, ein anderer. „Klugscheisser“, denke ich.

11:00 Ich mache aus der 5er eine Gratiskiste und schichte um. Die Schweizer getrauen sich nicht recht und nehmen nur etwas, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe. Deutsche plündern dafür die Kiste. Sind halt spontaner als die knorzigen Alpenindianer. Drehkos laufen diesmal gar nicht. Vermutlich weiss kaum einer mehr, was das ist. Ob ich nicht ein Handy habe? Oder ein Vakuum Relais oder einen Kondensator von 500pF? „Bin I gopfridstutz e Kiosk oder bin i öppa e Bank.“

11:30 Ich ziehe Bilanz. Weniger Besucher. Bei den Radiosammlern herrscht tote Hose. Die sind immer noch auf Beromünster. Wohl ein Langzeit-Echo aus dem All. Die Schrottpreise sind erheblich gesunken. Spezialitäten ausgenommen. Mein Tischnachbar wird wohl nächstes Jahr wiederkommen. Ich auch, aber nur als Besucher. Aber es hat Spass gemacht. Viele nette Gespräche, neue Bekanntschaften und nur wenig sprechfaule Griesgrame. Dafür junge Funkamateure, auch HB3er, clevere Typen. Vielleicht sterben wir doch nicht aus?

12:00 Die Reihen lichten sich. Ich wage einen Abstecher zu Andreas und Martin. Andreas ist übrigens ein HB3er mit dem ich ab und zu ein CW QSO fahre. Soll mir noch einer was gegen HB3er oder DoDo-Amateure sagen. Martin treffe ich manchmal auf 23cm SSB. Beide trinken Wein, ihre charmanten Frauen schmeissen derweil das Geschäft.

12:10 Kehre wieder an meinen Tisch zurück und stelle fest, dass nichts geklaut wurde. Andern ist es nicht so gut ergangen, wie man hört. Ich schwöre mir, nächstes Mal ein Stand-Girl zu engagieren. Vielleicht komme ich doch nochmal als Verkäufer nach Zofingen. Bei mir zuhause muss im Keller ein Riss in der Raum-Zeit entstanden sein, durch den immer neuer Schrott dringt.

12:30 Die Reihen lichten sich weiter. Man geht essen. Ich weiss aus Erfahrung, dass satte Mägen schlechte Käufer sind und fülle die Gratiskiste. Manchmal versuche ich auch etwas zu verschenken, wenn ich Interesse in den Augen entdecke. Das funktioniert nicht immer. Die Menschen genieren sich und geben mir ein Trinkgeld. Nein, ich bin nicht hilfsbedürftig und lebe auch nicht auf der Strasse.

13:00 Die Luft ist draussen. Ich spüre es und räume zusammen. Gut, dass die besten Stücke nicht weggingen. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, so etwas Wertvolles zu verkaufen? ;-)

13:30 Einer raucht auf dem Parkplatz und erklärt mir die Welt, ein anderer lädt Kisten mit Militärzeug auf seinen Anhänger. Ich fahre los und mein Auto ruft zuhause an. Ich habe Hunger. Ausserdem möchte ich die Expedition von Begali ausprobieren.

18:00 Endlich kann ich an die Taste. Wow, welche Präzision. Schade nur, dass mein Hirn manchmal einen Wackelkontakt hat.

73 de Anton

HB9CQH/mm

P1010682 Große E-Mail-Ansicht

Heinz, HB9CQH, unter anderem oft in der Auslandschweizer-Runde zu hören und am Sonntag um 0930 MEZ in der Lokalrunde von HB9AQ auf 144,717 MHz USB, geht mit einem Containerschiff auf Reisen. Und zwar mit der Slidur vom 5. Bis zum 11. Mai. Hier kann man die aktuelle Position des Schiffs verfolgen.

Er hat einen IC706, einen Autotuner und ein Stück Draht dabei und will zu folgenden Zeiten QRV sein:

14317 kHz um 12:30 MESZ und auf

7155 kHz +/- QRM morgens um 10:00, nachmittags 16:00 und abends um 22:00 MESZ.

Die Route führt von Rotterdam nach Portugal, Spanien und England und wieder zurück nach Rotterdam.

Ich wünsche Heinz eine gute Fahrt und hoffe, dass ihm als HB9CQH/mm viele interessante QSO’s gelingen.

73 de Anton

Anton goes private

Liebe Leser, liebe Funkfreunde

Heute war es wieder einmal soweit. Wie bereits dreimal in der Vergangenheit, haben Funkkollegen versucht, mich bei WordPress anzuschwärzen und das Blog abzuschiessen. Mein Blog wurde darauf von WordPress gesperrt, bis ich interveniert habe.

Ich will dieses Spiel in Zukunft nicht mehr mitspielen und habe mich deshalb entschlossen, Antons Funkperlen zukünftig im privaten Rahmen weiterzuführen.

Wenn ihr diese Zeilen lesen könnt, ist es euch gelungen, euch anzumelden und ich habe euch bereits freigeschaltet :-)

Selbstverständlich ist die Kommentarfunktion weiterhin offen, ohne dass ich jeden Kommentar einzeln freischalten muss. Ausser eine KI verfrachtet euch ins SPAM-Verlies :-)

Anonyme Kommentare wie in der Vergangenheit sind aber nicht mehr möglich. Und ich denke, das ist auch gut so. Wieso sollte jemand nicht zu seiner Meinung stehen?

73 de Anton

Nachtrag 27.4.2013: Die Wölfe sind gekommen, die Schafe sind draussen geblieben. Habe das Gatter wieder aufgemacht. Na ja, war einen Versuch wert :-) Sorry

Sturm!

Von wegen steife Brise. Sogar ein Alpenindianer wie ich kann erkennen, dass wir inzwischen satte Beaufort 8 haben. Die Meteo sagt eine 9 voraus. Das Haus knarrt und ächzt und von Schlaf kann keine Rede sein. In diesen Momenten wünscht man sich eine Dachrinnenantenne. Meine 15m Vertikal habe ich bereits abgeschrieben, denn eine Leine musste ich am Abend kappen. Sie hatte sich in eine Tanne verliebt. Nun hängt alles von einer einzigen Leine ab, nämlich der im Norden. Vor meinem schlaflosen inneren Auge sind bereits alle möglichen Notantennen vorbei gezogen. Doch bei Sturm baut man keine Antennen. Was bleibt, ist ein Drahtwurf über das Gebüsch – natürlich mit dem Wind und nicht dagegen, wie ich von anderer Gelegenheit weiss :-) Das Dickicht kenne ich ja inzwischen bestens. Meine Mutter hätte ihre helle Freude daran: Hagebutten, Sanddorn, Holunder, Hopfen, alles da. Doch mir steht der Sinn nicht nach Tee und Marmelade, die bei uns im Süden übrigens Konfitüre heisst.

Neben dem Sturm gibt es noch ein anderes Phänomen zu bestaunen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist im Norden eine wunderschöne Aurora Borealis zu sehen – trotz des Mondscheins. Schade, für 2m habe ich leider nur mein Baofeng UV-3R dabei.

Wie es anderen Reisenden ergeht, könnt ihr auf den nachfolgenden Bildern sehen. In den letzten Tagen hatte ich oft Verbindung mit HB9EXA, der zurzeit in YL, LY und SP unterwegs ist. Am besten ging’s übrigens auf 160m in SSB. Wie ihr sehen könnt, reist Pascal mit einem ganz speziellen Wohnmobil. Es ist ein Saurer 2DM:

73 de Anton

Krise: Wenn Funker plötzlich nicht mehr funken

Im DXCC-Land mit den meisten Amateurfunkern, in Balkonien, herrscht die Krise. Mit Elan und voller Motivation haben sie sich zum OM gebüffelt, haben anschliessend jede Menge teure Gerätschaften gekauft und vieles ausprobiert. Und plötzlich ist der Ofen aus. Die Liebe zu den Ätherwellen ist erloschen. Eine neue Flamme hat die Stelle der alten übernommen. Hobbys gibt’s wie Sand am Meer. Im Zeitalter der Beliebigkeit ist alles austauschbar.

Ich funke jetzt seit 42 Jahren – zähle ich die Schwarzsenderei dazu, sind’s wohl gegen 50 :-) – und ich habe dieses plötzliche Erlöschen schon oft miterleben müssen. Da ist der Funkfreund, mit dem ich 23cm FM-Transceiver gebaut und Ausbreitungsversuche unternommen habe. Oder die Kollegen mit denen ich nächtens 10m “Füchse” gejagt habe, mit selbstgebauten Empfängern und Peilrahmen. Oder der abendliche Gesprächspartner auf 160m während langen  Jahren. Sie sind alle weg. Die Liste ist lang – viel zu lang. Und ich frage mich oft, wieso ich übrig geblieben bin, wieso ich diesem Hobby all die Zeit die Treue gehalten habe.

Ich denke, es hat mit einem ganz speziellen Virus zu tun. Wer einmal damit infiziert wurde, der kommt nicht mehr von den Ätherwellen weg, gleich was auch geschieht. Kinder, Scheidung, Berufswechsel, Auswandern, neue Freundin, Umzug nach Balkonien in eine hoffnungslose Antennensituation, nichts kann den Virus stoppen.

Doch nicht alle wurden von diesem Wellen-Virus infiziert. Ob sie dagegen geimpft wurden, entzieht sich meiner Kenntnis :-(  Aber jetzt scheint es ein neues Wundermittel gegen den Wellen-Virus zu geben: ein i-Dings. Es scheint ein starkes Mittel zu sein.

In der letzten Zeit bin ich einigen Funkern begegnet, die pausenlos mit ihrem i-Dings korrespondierten. Aufgefallen ist mir die streichelnde Handbewegung, mit der sie ihre neue Flamme liebkosten. Immer wieder strichen sie ihr sanft über das Antlitz, bzw. den Bildschirm. Da seien Apps drin, auch für den Amateurfunk, erzählten sie voller Begeisterung. Ein älterer Herr erklärte mir sogar, wie er mit seinem neuen i-Ding, seine Funkstation fernsteuern könne. Nur komisch, dass ich ihn noch nie auf den Bändern gehört habe. Es könne einfach alles, sagte mir ein anderer verzückt, während ich mit ihm nach Bern und zurück fuhr. Er liess dabei keinen Blick von seinem Apparat und berichtete mir immer wo wir gerade durchfuhren. Dabei hätte ein Blick aus dem Wagenfenster gereicht. Ganz schlimm ist es in unserem Funkerclub. Hat jemand eine Frage und niemand eine Antwort, streicht bald einer auf seinem Ding rum. Mann sei immer online, wird erklärt, das sei normal. Jederzeit zwitschern oder Striptease im Fratzenbuch, ein virtuelles Lebensgefühl. Erstaunlicherweise kann man mit dem Teil sogar telefonieren, wie ich gesehen habe. Obwohl jeder alte Telefonhörer ergonomischer ist.

Kurz, dieses i-Ding scheint ein richtiger Funkkiller zu sein. Ich werde mich hüten, eins zu kaufen. Mir reicht schon mein neuer Fotoapparat. Auch der hat GPS, weiss der Henker wieso. Vielleicht zur Verstärkung des Stromverbrauchs. Könnte ja sein, dass sich der Strom im Akku langweilt.

Ein anderer Funkkiller scheint der ordinäre Computer zu sein. Da spielen alte Männer plötzlich Pilot am PC und lassen DX links liegen. Andere wiederum skypen lieber. Mangels Antenne oder Ausbreitung, oder beiden.

Bei mir haben die Computer noch nicht gewirkt. Entweder ist meine Virusinfektion zu stark oder es ist der Umstand, dass ich PC’s als Verbrauchsmaterial ansehe, so wie Lötkolben und Zinn. Verbrauch ca. ein Notebook pro Jahr :-)

Übrigens scheint der Virus mit dem Alter immer stärker zu werden. Ob Langwelle oder Gigahertz, ob CW, Sprache oder Digital, ich hatte noch nie soviel Spass mit unserem Hobby.

73 de Anton

AKUEX

Pascal, HB9EXA, hat mich gewissermassen in „letzter Sekunde“ auf ein interessantes Experiment aufmerksam gemacht, das heute Abend stattfinden wird und uns Funkamateure brennend interessieren dürfte. Zwar handelt es sich nicht um Funk aber um drahtlose Kommunikation mit einem Medium, das uns allen gut bekannt ist: Schallwellen. Es geht dabei um akustisches DX.

In der letzten Zeit tauchten in den Medien vermehrt Meldungen über seltsame Geräusche auf, die in verschiedenen Erdteilen wahrgenommen wurden. Vielfach wurde ein tiefes Brummen beschrieben oder ein dumpfes Klopfen. Die Quellen konnten bisher in keinem Fall ermittelt werden, doch gibt es verschiedene Theorien zur Entstehung dieses Phänomens. So wird u.a. vermutet, die Erde selbst könnte die Töne erzeugen, und es handle sich dabei um Oberwellen ihrer Schumann-Frequenz. Aber auch Überreichweiten von Geräuschen aus menschlichen Quellen werden in Betracht gezogen.

An der ETH in Zürich ist eine Gruppe von Forschern daran, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. In diesem Rahmen findet heute Abend ein Versuch auf dem Schilthorn statt, der auch als Einspielung auf dem dort installierten ATV-Umsetzer zu sehen sein wird. Punkt 21:00 Lokalzeit wird eine Trommlergruppe, die extra für dieses Experiment aus dem Kongo eingeflogen wurde, auf dem 2970m hohen Berg ein akustisches Signal aussenden. Ihre Trommeln erzeugen ein Signal von sage und schreibe 135 dB. Mehr als mit Lautsprechern in dieser Höhe und auf diesen tiefen Frequenzen erzeugt werden könnte. Die Frequenz liegt übrigens im Bereich um 31.4 Hz und…achtung jetzt wird es spannend…es wird dabei gemorst. Natürlich nicht so, wie wir es vom Funk her kennen. Es wird das sogenannte Klopfmorsen verwendet, wie wir es ab und zu in Filmen zu hören bekommen oder wie es aus den Anfängen der Telegrafie bekannt ist. Zwei rasche Schläge entsprechen einem Punkt, ein Trommelwirbel einem Strich.

Das Experiment heisst übrigens Akuex (Akustisches Experiment).

Die ETH-Forschergruppe um Professor Sid Avouq erwartet dabei eine sehr hohe Reichweite. Berechnungen der ETH-Spezialisten ergaben, dass die Signale noch im Südschwarzwald zu hören sein könnten. Einige gehen sogar noch weiter. So hat eine Gruppe von Funkamateuren um den bekannten DXer Nino, IT9RYH, eine Horchstation auf dem Ätna in Sizilien eingerichtet, in der Hoffnung, die Signale empfangen zu können. Natürlich nicht mehr direkt mit dem menschlichen Ohr, sondern mit einem speziell entwickelten Mikrofonarray mit umlaufender Polarisation. Ein Verfahren wie es auch in der Computertomographie zur Anwendung gelangt.

Doch könnte die Akustikverschmutzung in Italien einen Strich durch Ninos Rechnung machen. Ähnlich dem Luxemburg-Effekt, einem Intermodulationsphänomen in der Ionosphäre, könnte ein ähnlicher Effekt in der Tropopause (der Grenzfläche der Erdatmosphäre) die Trommelsignale überlagern.

Natürlich hat die Gruppe um Professor Sid Avouq vorgängig die Bewilligung des Bundesamtes für Kommunikation eingeholt. Denn wie nur wenigen bekannt sein dürfte, hat das BAKOM nicht nur die Regulierungshoheit über das elektromagnetische Spektrum, sondern auch über das akustische. Für akustische Kommunikation, welche über die direkte Erzeugung durch menschliche Stimmbänder hinaus geht, ist in jedem Fall eine Sonderbewilligung einzuholen. Der Akuex-Versuch auf dem Schilthorn erhielt sogar ein spezielles Rufzeichen: HEX.

Rapporte von Funkamateuren oder anderen Morsekundigen sind willkommen und werden mit einer Sonder-QSL bestätigt. Die Beurteilung der aufgenommenen Signale sollte mit dem RST-System vorgenommen werden. Hörrapporte mit der aufgenommenen Botschaft sind mittels QSL direkt an die ETH Zürich, Professor Sid Avouq, Gruppe Akuex, Hauptgebäude, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, zu senden.

Viel Erfolg im „Aku-Band“, 73 de Anton

Bild: Pascal, HB9EXA, bei der Installation einer Wunderantenne

Eine eierlegende Wollmilchsau aus China

Cami, HB9EXF, hat mich auf ein gar wunderliches Gerät aus China aufmerksam gemacht, ein 2 Band Handy für 2m und 70 cm von Pouxin. Handfunken aus China gibt es zwar wie Sand am Meer und meistens beinhalten sie noch ein FM-Radio und eine Taschenlampe. Doch das neuste Pouxin kann mehr, wie das grosse Display und die Tastatur erahnen lassen. Es kann nämlich noch telefonieren. Und zwar nicht nur einfach, sondern doppelt, kann man doch zwei Sim-Karten gleichzeitig rein stecken, eine für die Frau und die andere für die Freundin :-)

Obschon das bereits reichlich verrückt ist, kann das Teil noch mehr: es ist zum Beispiel auch eine Kamera und ein MP3 Player. Aber auch das reicht dem modernen Menschen noch nicht, will er doch in jeder Sekunde voll unterhalten werden und wenn gerade niemand telefoniert und niemand QRV ist, dann kann man mit dem PX-D03 auch fernsehen oder spielen.

Leider kann es kein GPS, oh du Schande. Ich könnte mich nämlich ob all den Spielereien irgendwo verlieren. Aber ich habe kein derartiges Gerät und werde mir auch nie eins kaufen. Denn mein Traum von einer eierlegenden Wollmilchsau sieht etwas anders aus: kein Telephon, kein MP3, Fernseher oder Kamera. Dafür zusätzlich noch das 23cm Band und SSB/CW. Ein eingebautes Feldstärkemessgerät und einen Antennen-Analyzer. Der RX durchgehend von Längstwellen bis 2.5 GHz, mindestens. Meinetwegen auch noch GPS und D-Star, obwohl ich von letzterem (noch) nicht überzeugt bin.

Doch wie kommen die Chinesen auf die abgefahrene Idee, all diesen Konsum-Klamauk in eine Handfunke zu quetschen? Und überhaupt: Wieso gibt es so viele und immer wieder neue Handfunken aus Fernost? Wir alle haben ja schon mindestens ein Drittgerät.

Diese Dinge sind nicht in erster Linie für uns Europäer gedacht, sondern für andere Märkte. Von den zwei Millionen OM weltweit, befinden sich knapp 700’000 in den USA, etwa 450’000 in Japan, wobei die meisten “nur” eine UKW-Lizenz besitzen, und 250’000 in Thailand. Auch dort die meisten mit UKW-Lizenzen. Wir in der Region 1, Europa-Afrika zählen nur ca. 400’000 Lizenzierte.

Doch das ist noch nicht alles: In vielen Regionen der Welt werden Amateurfunkgeräte von Nicht-Amateuren für alle möglichen Zwecke eingesetzt.

Ach ja, wenn ich mir’s recht überlege, möchte ich in meiner eierlegenden Wollmilchsau noch Zugriff auf einen DX-Cluster und auf E-Mail :-)

73 de Anton

Bild: Bert, HB9DCE, an seiner “DX-Station”. Bert gehört zu den Schweizer Langwellenpionieren und funkt vorzugsweise mit alten Schweizer Militärgeräten. Insbesondere dem SE-222 wie auf dem Foto zu sehen ist.

SOTA

Das Einzige was uns hierzulande fehlt ist das Meer. Daher können wir nicht einfach an einem Wochenende rausfahren und eine IOTA-Insel aktivieren. Dafür gibt es massenweise Berggipfel und das SOTA (Summits on the air). Man kann damit zwei wunderbare Hobbys vereinen: Funken und Bergwandern, bzw. Bergsteigen. Leider ist mein Innenohr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, so dass ich weder fürs Bergsteigen noch für Schifffahrten zu Meeresinseln geeignet bin. Aber mein Funkkollege Cami, HB9EXF, hat da keine Probleme. Kürzlich war er auf dem Piz Tgietschen 2854m.ü.M (HB/GR-248) und hat von dort einige  QSO’s auf 40 und 17 Meter getätigt.

Ich habe mich immer gefragt, wieso SOTA-Expeditionen Masten auf Berge schleppen um dort die wunderlichsten Antennengebilde zu errichten. Und so gab ich Cami den Rat, einen Dipol einfach ans Gipfelkreuz zu hängen, zwischen zwei Steintürmen aufzuspannen oder im schlimmsten Fall einfach auf den Boden zu legen. Denn Stein (und Eis!) ist nicht nur ein recht guter Isolator, er hat auch eine gute Permittivität, bzw. dielektrische Leitfähigkeit. Der steinige Gipfel eines Berges stellt keineswegs “die Erde” dar, die sich fest im Schwarmgedächtnis der Öhmer verankert hat. “Ground” gibt es auf Bergipfeln nicht. Darum ist es auch unerlässlich, dort oben einen Dipol zu verwenden. Sonst sucht sich die HF das Gegengewicht im Koaxmantel, im Gehäuse des Funkgerätes und im OM selbst :-)

“Wo keine Erde ist, da lass dich ruhig nieder”. Der Felsen mag zwar, je nach Zusammensetzung, die Wellen etwas dämpfen und die Abstrahlung etwas nach oben “drücken”. Doch der Einfluss wird oft unterschätzt. Auch wenn der Dipol nur einen Meter über den Felsen hängt, so ist er unter Umständen besser als ein Dipol zehn Meter über der saftigen Wiese unten im Tal.

Auch riet ich Cami, auf einen resonanten Dipol zu verzichten, und die Anpassarbeit seinem Tuner anzuvertrauen. Eine Antenne muss nicht resonant sein, damit sie strahlt. Nur die Anpassung muss stimmen. Diese kann ruhig beim Sender vorgenommen werden. Viel Koax wird man ja kaum auf einen Berggipfel schleppen.

So hat man mehr Zeit, die Aussicht zu geniessen und QSO’s zu fahren.

73 de Anton

PS. Bilder von HB9EXF, vielen Dank Cami!

Zurück von Bornholm Teil 1

Unsere “Funkexpedition” nach Bornholm ist Geschichte. Es war eine wunderbare Reise auf eine Insel, auf der die Zeit angehalten wurde. Eine Insel mit liebenswürdigen Menschen und einer grossartigen Natur. Eine Insel ohne Stress und Hektik. Doch nicht nur die Zeit ist dort anderen Gesetzmässigkeiten unterworfen, auch die Funkwellen “ticken” dort anders als hier in den Alpen.

160m und 80m schlafen tagsüber um diese Jahreszeit. Abends beginnen sie dann zögerlich zu erwachen. Regelmässig konnte ich zum Beispiel die sogenannte Berner-Runde um 18:15 MEZ auf 3748 kHz mitverfolgen. Die Leitstation HB9KOX hatte ein respektables Signal, so um die 57, manchmal sogar bis 59, doch Alfred konnte mich nicht hören. Sein Störpegel war zu hoch. Ebenso erging es mir mit der 1991er Runde. Nur Berth, HB9DCE, war in der Lage, mich einwandfrei aufzunehmen. Notabene um acht Uhr, und das über eine Distanz von mehr als 1000km.

Im Übrigen waren die Funkbedingungen etwas “durchzogen”. Nur nach Italien ging es immer, von 40 bis 6m. Es war, als würde sich von Bornholm ein Schlauch nach Süden erstrecken um sich dort über den italienischen Stiefel zu stülpen.

Natürlich hielt ich speziell Aussschau nach Schweizer Stationen. Auch ausserhalb des allabendlichen QSO’s um 22:00 MEZ bei 7172 kHz. Und so kamen auch Verbindungen auf 20 und 15m und sogar auf 6m zustande. Auf dem 40m Band herrschte auch vom Norden aus gesehen Abends ein Gedränge. Doch meistens lichteten sich die Ränge nach zehn Uhr. Einmal sogar schlagartig, so dass wir uns fragten, was wohl im Fernsehen lief. Regelmässiger Gast auf 7172 war natürlich Paul, HB9DFQ, der bereits meine früheren Expeditionen zuverlässig per Funk verfolgte. Die Verbindung mit Paul klappte immer, auch auf 80m und 20m und – etwas weniger gut – zuweilen auch auf 160m.

Wie vorgesehen kam in der zweiten Woche unsere Verstärkung in Form von HB9CCZ und HB9CGQ mit Ladies. Doch ums Mikrofon haben wir uns nie gestritten. Peter, HB9CCZ, übernahm die Nachtschicht und konnte uns beim Frühstückstisch jeweils über fantastische DX-Verbindungen berichten. Peter Nummer 2, HB9CGQ, zog es vor, mit mir am Strand zu joggen, wie das Bild zeigt, und so kam jeder auf seine Rechnung.

Die Vier waren übrigens nicht unsere ersten Besucher. Bereits in der ersten Woche erhielten wir Besuch von Wolfgang, HB9CLY, mit seiner Frau Renate, HB3YMN. Die beiden sind zurzeit immer noch in Schweden unterwegs und ich hoffe, sie von meinem Heim-QTH aus in den nächsten Tagen auf den Bändern anzutreffen.

73 de Anton

Fortsetzung folgt

Bild: HB9CGQ (rechts) und HB9ASB rennen am Strand um die Wette.

Fehmarn

Wenn wir Mitte Mai nach Norden ziehen werden um von EU-30 aus QRV zu sein, werden wir nicht die einzigen Funkamateure aus der Schweiz sein, die den Norden Europas als Ziel gewählt haben. Einer, der nicht zum ersten Mal nördliche Inseln aktiviert, ist Thomas, HB9SVT. Im letzten Jahr war er bereits von Sylt  aus im Äther (EU-042), dieses Jahr wird er ab dem 22. Mai von der Insel Fehmarn aus QRV sein (EU-128). Einige Tage früher werden wir übrigens auch diese Insel überqueren. Sie liegt auf der direkten Route nach Kopenhagen. Von Deutschland aus gelangt man auf die Insel über eine Brücke, die den Fehmarnsund überquert. Doch in Puttgarden, auf der anderen Seite, muss man sein Auto im Bauch einer Fähre parken um nach Dänemark zu gelangen.

Hier noch die Expeditions-Webseite von Thomas, HB9SVT.

73 de Anton

Bild: Abschied von Fehmarn, auf der Fähre bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Puttgarden.

Les LFistes Francophone

Les LFistes francophone ist ein Forum für französischsprachige OM’s, die sich mit 160, 600 oder 2200m – Wellen befassen. Für die, die Sprache verstehen, lohnt es sich, dort mal reinzuschauen, obschon die meisten Kommentare nur von einem einzigen OM stammen – nämlich von F4DTL in Paris. Auch in Frankreich befassen sich nur sehr wenige OM’s mit Langwellen. Zudem ist der Anteil von Funkamateuren an der Bevölkerung in Frankreich sowieso geringer als anderswo (nur ein Viertel Promille, gegenüber D mit ca. 1 Promille).

73 de Anton

Bild: Innenleben einer alten Telefunken-Taste

Radio in Motion

Funkamateure reisen nicht nur auf Ätherwellen in alle Welt, sie sind auch gerne persönlich unterwegs. So zum Beispiel die Segler. Sie sind oft auch Funkamateure und haben eine Station an Bord. Doch nicht jeder ist für die Seefahrt geeignet, wie ich selbst feststellen musste. So sehr ich Schiffe bewundere, es geht doch nichts über festen Boden unter den Füssen, bzw. unter den Rädern.

Eine besonders gemütliche Art, die Welt zu bereisen, sind fahrbare Häuser. Man ist dabei unterwegs und doch zuhause. Hat sozusagen den Fünfer und das Weggli, wie wir in der Schweiz sagen. Einige meiner Funkfreunde sind mit einem Mobilehome unterwegs. Einer davon ist Pascal, HB9EXA. Er hat nicht nur einen ausgedienten Lastwagen der Schweizer Armee zu einem fahrbaren Haus umgebaut, sondern auch eine Seite eingerichtet, wo sich Gleichgesinnte treffen: Radio in Motion, heisst sie.

73 de Anton

Bild: Unterwegs auf den Lofoten

Allerlei Leserfotos

Von Philipp, HB3YXP, der zurzeit auf sein HB9-Rufzeichen wartet, habe ich das Bild oben erhalten. Er fragt, ob ich wisse, was in diesem “Balun” der Schweizer Armee drin sei. Er funktioniere mit einem Halbwellendipol für 15m recht ordentlich. Leider weiss ich es nicht, lieber Philipp, aber vielleicht kann uns ja ein Leser dieses Blogs weiterhelfen?

Doch wenn ich mal eine Vermutung anstellen darf: Wahrscheinlich ist in diesem Teil gar nichts drin. Es dürfte sich um ein simples Mittelstück für einen Dipol handeln. Darum funktioniert es auch auf 15m.

Von Pascal, HB9EXA, habe ich das folgende Bild erhalten:

Wie wir sehen können, hat er beim Bau seiner FUNKPERLEN-Antenne tatkräftige Hilfe erhalten. Nun warten wir gespannt auf seinen Erfahrungsbericht.

Auch von Iacopo, HB9DUL, habe ich interessante Fotos bekommen. Er hat ein Variometer für seine Langwellenantenne gebaut und wird schon bald damit von seinem QTH, in der Nähe von Lausanne, QRV sein.

Wir haben abgemacht, dass wir uns jeweils am 1. Sonntag eines Monats auf 137.500 kHz um 10:30 HBT  in CW treffen. Wir laden alle Langwellenstationen ein, mitzumachen, werden aber auch auf 3555 kHz hören.  SWL-Berichte sind willkommen.

Interessant ist die doppellagige Ausführung seiner Spulen.

73 de Anton

 

April, April!

Natürlich war die gestrige Meldung über Wiederholungskurse für Funkamateure ein Aprilscherz. Idee und Text kamen von Pascal, HB9EXA. Vielen Dank, lieber Pascal. Hoffentlich haben wir damit keine schlafenden Hunde geweckt. In die entgegengesetzte Richtung zielte der Aprilscherz von Ron, DL7VDX, mit einer Prepaid Callsign Card, die man angeblich an Tankstellen kaufen kann und die ein Funken ohne Prüfung ermöglichen soll.

Kein Aprilscherz ist der Tipp, den ich von HB9EXE erhalten habe. Marcel hat mich auf einen Amateurfunk-Comic aufmerksam gemacht. Die Abenteuer von Zack und Max – von ICOM. Vielen Dank, Marcel.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende. Hier verspricht der Wetterbericht 24 Grad! 73 de Anton

Bild: in einem FT-817 gefunden. Gemischte Batteriebestückung führt zu ausgelaufener Batterie.

Die Polizei, dein Freund und Helfer

EILMELDUNG!!! RUFZEICHEN FÜR SOTTENS IST HE3OM

Nachdem sich die Polizei jahrelang nicht um unsere Mobilantennen gekümmert hat, scheint sich das nun zu ändern. “Man” wird kontrolliert, wie die folgende Geschichte von André, HB9HLM, zeigt. Fazit: Immer Lizenz mit sich führen!

Bonjour tout le monde,
Petite aventure qui m’est arrivée la semaine passée:

Jeudi passé je circulait entre St Blaise et Hauterive tout d’un coup derrière moi une voiture de police avec les feux bleus me suivait, je me suis dit que ce n’était pas pour moi alors je me suis serré un peu sur la droite mais non cette voiture ne voulait pas dépasser, je me dis mais je n’ai renversé personne, je n’ai pas grillé de feu rouge, pas coupé de ligne blanche, je roule à une vitesse adaptée, qu’ai-je bien pu faire????? Je vois dans le rétro qu’ils me font signe de tout suite me rabattre dans le parking à droite ce que je fais, il me coince afin que je ne puisse pas sortir et je sors du véhicule (véhicule du pro avec autocollant et la totale), là la fliquette me demande avec un ton autoritaire les papiers du véhicule et mon permis, chose que je leur donne de suite, ensuite la fliquette me demande et cette antenne sur le toit vous avez une licence??? Je lui dit mais bien sûr la voilà, elle la prend et me dit cette licence n’est pas valable elle n’est pas datée de 2011, je lui explique que je suis radio amateur et que cette licence je l’ai à vie et que je paie chaque année 120FRs, d’abord elle ne me croit pas, je lui dis mais cette licence je l’ai à vie et c’est  l’ofcom qui régit tout cela en Suisse, je suis radioamateur depuis 1984, le collègue qui est avec s’intéresse à mon cas je lui explique qui sont les radio amateurs, je lui montre des photos de mes installations sur mon iphone, il me dit c’est gros votre truc, là la fliquette commence de réaliser qui on est, elle prend mes coordonnées, je lui indique aussi qui contacter à l’ofcom car elle veut vérifier si ce que je dit est vrai et si ma licence et bien valable sinon tout le matériel me sera confisqué, je dois lui laisser toutes mes coordonnées afin qu’elle me rappelle pour me dire si je suis en ordre: Après ce quart d’heure de discussion je lui demande mais vous faites cela avec tout le monde qui a une antenne??? Là elle me répond: on a décidé sur le canton de Neuchâtel d’arrêter toutes les voitures avec une antenne illicite et de faire des contrôles très strictes c’est pour cela qu’on vous a arrêté…. Le lendemain matin la fliquette me rappel pour me dire que ma licence est en ordre et que je ne risque rien, elle m’indique aussi que j’ai l’interdiction absolue d’utiliser mon micro en roulant.
Donc il est mieux d’avoir sa licence avec soi si vous possédez un émetteur et une antenne illicite sur votre véhicule…. 73 André HB9HLM

73 de Anton

Ein Fahnenmast als Antenne

Gittermasten mit Metallungeheuern oben drauf sind heutzutage bei der Nachbarschaft wenig beliebt und viele Zeitgenossen bekommen schon Kopfschmerzen, wenn sie so ein Ungetüm sehen. Bäume dagegen verursachen kaum Kopfschmerzen und sie sind gute Antennenträger. Möglichst hoch sollten sie sein, wie Pappeln zum Beispiel. Doch mit dem Alter lässt die Kletterlust nach.

Da kommt des Funkers Freund, der Fahnenmast ins Spiel. Isoliert man seinen Fuss, wie zum Beispiel hier beschrieben Mit dem Fahnenmast bis nach Neuseeland, hat man eine tolle Ground Plane Antenne. Aber auch als Ersatzbaum ist er gut zu gebrauchen und mit etwas Voraussicht braucht man auch nicht zu klettern. Mit zwei Aufzügen ist man bestens bedient: einer für die Fahne, der andere für eine Drahtantenne.

Einen Fahnenmast sollte man so groß wie möglich kaufen. Ein Standardmast von 12m ist ideal. Damit er dem Nachbarn nicht zu hoch erscheint, wählt man eine entsprechend große Fahne, also 2x2m anstatt 1.5×1.5m. Dann stimmen die Proportionen wieder.

Wer nur einen Balkon zur Verfügung hat, dem ist mit einem Fahnenmast natürlich nicht geholfen. Doch wie wäre es mit einer TAK-Antenne?

73 de Anton

GLOWBUGS

Glühwürmchen nennen die Amerikaner kleine Röhrensender. Und so wie wir die kleinen Tierchen in der Sommernacht sympathisch finden, erfreuen uns auch die kleinen Glaszylinder mit ihrem Glühen. Dieses Glühen hat etwas Mystisches und auch etwas Nostalgisches.  Das warme Licht der Glühfäden erinnert uns an wärmendes Feuer und das ist auch der Grund wieso wir im Grunde Sparlampen nicht mögen und den Glühlampen nachtrauern. Apropos Glühlampen: wer noch eine möchte, muss sich sputen. Seit dem 1. September dürfen nur noch maximal 60W Lampen verkauft werden und ab 1.9.2011 nur noch 40W. Ein Jahr später ist dann der Ofen ganz aus (Sparpotential am Gesamtstromverbrauch ca. 0.5%, hi).

Hoffentlich kommt nicht ein EU-Bürokrat darauf, auch die Röhren zu verbieten. Und damit zurück zu den Glowbugs. Im Bild oben ist ein typisches Beispiel zu sehen: ein AM/CW-Sender, gebaut von Paul, HB9DFQ. Die Röhre vorne rechts ist übrigens eine OA2, eine Stabilisatorröhre. Das Gas im Zylinder leuchtet im Betrieb blau-violett! Im nächsten Bild sehen wir den Sender von unten:

Welch ein Gegensatz zu den Platinen moderner Transceiver! Man braucht keine Lupe um den Sand (SMD-Komponenten) zu sehen. Doch wer jetzt meint, Paul sei ein unverbesserlicher Nostalgiker, der irrt gewaltig. Diese Fotos hat Paul mit einer selbstgebauten Digitalkamera aufgenommen als es noch keine zu kaufen gab!

Paul hat mich übrigens bei meiner Nordkap-Expedition im Frühling am Funk begleitet und nie einen Sked ausgelassen. Ob auf den Lofoten, den Vesteralen, am Nordkapp oder in den unendlichen Wäldern Finnlands: Sein Signal war immer zu hören und trotz dem sehr schlechten Funkwetter hat es immer geklappt. Einmal, als nur das 30m-Band eine vernünftige Chance bot, hat er kurzerhand eine Antenne für dieses Band aufgebaut. Notabene für ein einziges QSO! Paul, so scheint mir, ist das pure Gegenteil zum Steckdosenamateur.

Was den Aufbau anbetrifft: So sehen eben Experimente aus. Ich erinnere mich an ein Zusammentreffen mit einem Funkamateur als ich etwa vierzehn Jahre alt war. Voller Stolz zeigte ich ihm meinen selbstgebauten Audion-Empfänger für das 40m-Band. Der sei nicht schön, meinte er und “grusig” gelötet.” Recht hatte er, dafür funktionierte er sehr gut.

73 de Anton

Schema Röhrensender von HB9DFQ

DIE NOMADEN

Sie leben für die Reise und der Weg ist ihr Ziel. Ein Funkerpärchen wie aus dem Bilderbuch. Von all meinen Funkfreunden weiß ich über sie am meisten. Nicht was den Funk anbelangt, so angefressen radioaktiv sind die beiden nämlich gar nicht, sondern was ihr Leben, ihre Gedanken und Träume angeht. Das ist bei Amateurfunkern keine Selbstverständlichkeit. Viele sind einsame Wölfe und halten sich, was ihr Nichtfunkerleben angeht, ziemlich bedeckt.

Man sollte meinen, dass es einfach ist, QRV zu sein, wenn man mit dem Camper unterwegs ist. Doch das ist nicht immer der Fall. Auf den dicht besetzten Campingplätzen Europas hocken einem die Nachbarn mit ihrem Elektronikschrott näher auf der Pelle als zu Hause. Und eine Antenne wird sofort argwöhnisch beobachtet, auch wenn’s nur eine größere Fischrute ist. Denn auf Campingplätzen gibt’s keine Fische, zumindest keine lebenden.

Mit den Campern ist es wie mit den Vögeln: wird der Hackabstand unterschritten, wird’s ungemütlich und aufgeregt. Das wäre für mich eher Stress als Erholung.

Erst im Norden, jenseits Kopenhagen, werden die Campingplätze großzügiger und außerhalb der Saison hat es Platz à discretion.

Das Nomadenpärchen ist übrigens vom Nordland-Virus infiziert. Gut möglich, dass man sie dann häufiger im Äther hört. Von diesem Virus wird selten einer verschont. Vorallem nicht, wenn man aus der engen Schweiz kommt. Auch mich hat er erwischt und ich werde deshalb nächstes Jahr wieder für ein paar Wochen meinen Funkshack nach Norden verlegen. Diesmal allerdings nicht soweit wie vergangenen Frühling, dafür auf die Sonneninsel mit der IOTA Nummer EU-030. Gut möglich, dass ich dort den beiden Nomaden begegnen werde. Und vielleicht nicht nur ihnen: auch zwei andere meiner Funkfreunde träumen seit Jahren vom Inselfunk und wären einer kleinen Expedition nicht abgeneigt, sofern es ihre beruflichen Aktivitäten und ihre Frauen zulassen.

73 de Anton

DER DXer

DXer sind Jäger und Sammler zugleich. Sie jagen seltene Stationen und sammeln sie, bzw. ihre QSL-Karten. Wenn sie genug von diesen Karten haben, bekommen sie das DXCC. Das ist eine Art Diplom. Nicht gerade ein Ingenieurdiplom, aber für den DXer eigentlich noch wertvoller. Doch der Himmel der DXer heißt “Honor Roll”. Nicht zu verwechseln mit Blogroll oder Horror Roll. Wenn der DXer einmal dort drin ist, gehört er zu den Besten der Besten. Doch wehe, es wird irgendwo wieder eine neue Insel geboren, dann muss auch der Honorigste wieder auf die Pirsch. Der Worst Case für den DXer wäre die Besiedlung des Mondes. Jeder Krater ein neues DXCC-Land, sein KW-Beam und sein Linear wertloser Schrott, zum Jagdstress käme der Aufbau einer VHF/UHF-Station. Und dann die neue Konkurrenz: All die EME Feaks mit ihren Big Guns!

Aber was erzähle ich da. ich wollte eigentlich von meinem Funkfreund berichten, der ein DXer ist. Als Pilzsammler kann ich seine Hobbysparte einigermaßen nachfühlen. Das Erstaunliche an diesem DXer ist, dass er keinen Linear und keinen Beam sein eigen nennt. Halt! Das stimmt nicht ganz. Soviel ich weiß, besitzt er einen Beam, sogar einen nigelnagelneuen. Aber der schläft seit Jahren in der Garage. Statt dessen benutzt mein DXer eine Art Dummy Load als Antenne. Er nennt sie liebevoll FD4 und meint, es sei die beste Antenne der Welt. Und tatsächlich schafft er mit diesem Draht, was andere mit Beam und Linear nicht erreichen. Dabei hat er sogar das Morsen verlernt und muss alles mühsam in SSB jagen und einsammeln.

Ich mag die FD4 nicht besonders, weil ich eine Balunallergie habe und ich denke, dass sie bei meinem DX-Freund so gut funktioniert, weil er allein auf einem Hügel sitzt, umgeben vom saftigsten leitfähigsten Boden, den man sich vorstellen kann.

Natürlich besitzt er noch mehr Antennen als die balungeschädigte FD-4 und den Beam in der Garage. Zum Beispiel einen Vertikalstrahler für 6m. Der ist übrigens von mir und ich habe ihm den Strahler, zusammen mit einem alten Transverter überlassen, damit er auch auf 50MHz jagen und sammeln kann. Das hat auch prompt funktioniert und inzwischen hat er mich natürlich dort weit überholt und Stationen gesammelt, die ich noch nie gehört habe. Aber ich baue lieber neue Antennen als damit zu funken.

Ach ja, da sind noch ein paar Drähte, die bei meinem DXer rumhängen. Zum Beispiel eine G5RV, ein Kompromiss-Besen. Vermutlich hat er mal an seiner FD4 gezweifelt und das Ding gekauft. Und dann ist da noch ein Draht, ein langer für 160m. Wieso ich den erwähne, hat seinen Grund. Denn wir treffen uns regelmäßig auf 160m und das geht halt nur mit diesem Draht. Die FD4 bekäme nur einen heißen Balun und dann würde er sterben. Zum Umschalten muss mein DXer übrigens immer aus dem Haus rennen. Natürlich hätte er irgendwo noch einen nigelnagelneuen ferngesteurten Umschalter, aber der leistet dem Beam in der Garage Gesellschaft.

Es gäbe noch so viel zu erzählen, doch für heute ist Schluss. Habt ihr übrigens gewusst, dass DXer viel weniger Schlaf brauchen als Gelegenheitsfunker?

73 de Anton

DER DACHRINNENFUNKER

Wie jeden Montagabend war ich gestern wieder bei der bei der 1991-Runde dabei. Pünktlich 20:05. Die Bedingungen waren schlecht, die Signale 10 bis 20 dB schwächer als sonst und der atmosphärische Störpegel hoch. Dazu kamen die Störungen des Plasmafernsehers aus der Nachbarschaft. Diese Dinger versauen das ganze KW-Spektrum und lassen sich auch mit Netzdrosseln und Mantelwellensperren nicht zum Schweigen bringen. Denn es ist der Bildschirm selbst, der strahlt. Man müsste die Kiste schon in Alufolie einwickeln, um die Störungen loszuwerden.

Aber ich habe euch ja zu Beginn versprochen, etwas über meine Funkkollegen und Freunde zu erzählen. Anonym, versteht sich. Nicht jeder möchte mit Namen und Rufzeichen im Web verewigt werden.

Da ist zum Beispiel der Dachrinnenfunker. Man kann praktisch jedes Stück Metall als Antenne verwenden. Ein wenig elektromagnetische Strahlung erreicht immer den Äther. Eine “vergessene” Metallleiter am Zwetschgenbaum, als würde man das ganze Jahr Zwetschgen pflücken, den Maschendraht eines Hühnerstalls, ein altes Fahrrad, oder eben eine Dachrinne. An und für sich wäre so eine Dachrinne eine recht gute Antenne. Sie hat jedoch zwei “Schönheitsfehler”. Erstens umfasst sie das ganze Haus mit all seinen Störquellen aus Sparlampen, Computern und anderem technischen Unsinn, und fängt dabei die ganze Ätherverschmutzung ein. Zweitens sollte eine Antenne gut isoliert sein – besonders an den Spannungsbäuchen. Das beruht bei der Dachrinne auf Zufall, den schließlich war der Spengler kein Antennenmonteur. So ist die eine Dachrinne ein passabler Strahler, während die andere mehr einem Dummy Load gleicht.

Die Dachrinne unseres Dachrinnenfunkers gehört jedoch zur besseren Kategorie. Besonders auf den tieferen Bändern wie 160 und 80m. Das ist auch gut  so, denn sein Nachbar hält nicht viel von Antennen. Schon der kleinste Stab sticht ihm ins Auge wie die Gipfelkreuze den “Freidenkern”. Darum hat unser Dachrinnenfreund seine VHF-Antenne auch in einem Busch versteckt und farblich abgestimmt (color tuning). Dem Wachstum des Busches wird auch das “Wachstum” der Antenne angepasst.

Natürlich möchte unser Dachrinnenfreund gerne noch mehr und bessere Antennen. Darum ist er, wie wir alle, immer auf der Suche nach der ultimativen Wunderantenne. Idealerweise von der Größe eines Zündholzes und der Performance eines 6-Element-Beams in 30m Höhe.

Es ist schon schlimm genug, wenn man seine Dachrinne missbrauchen und Antennen in Büschen verstecken muss, doch der vorliegende Fall hat noch eine tragischere Seite. Sein Nachbar ist nämlich ein alter Kollege und wohnt im Haus, das vorher unser Dachrinnenfreund bewohnt hat. Das kommt davon, wenn man nur über den Gartenhag zügelt.

Zugegeben, es könnte noch schlimmer sein. Ich kenne Mitmenschen, die bekommen schon Kopfschmerzen und Schlafstörungen, wenn sie nur eine Antenne sehen. Ob sie an einen Sender angeschlossen und dieser in Betrieb ist, spielt keine Rolle.

Ich muss gestehen, dass ich auch versuche, meine Antennen zu tarnen. So habe ich im Garten einen wunderbaren Fahnenmast stehen, ganze 12m hoch. An der Spitze flattert eine Schweizerfahne jahraus jahrein. Wer könnte schon etwas gegen ein weißes Kreuz auf rotem Grund haben – außer vielleicht ein paar Kreuzallergiker, wie die vorgenannten “Freidenker”?

Der Trick dabei ist folgender: erstens steht der Fahnenmast isoliert und lässt sich so als Vertikalantenne nutzen und zweitens besitzt er zwei Aufzüge. Einen natürlich für die Fahne und der zweite…., ihr wisst schon ;-)

Antennen werden nur als Antennen wahrgenommen, wenn sie auch wie Antennen aussehen. Metallgittermaste zum Beispiel, oder glänzende Alurohre am Himmel wie Speerspitzen. Kein Wunder, dass sowas ins Auge sticht.

Drähte, die rum hängen, als hätte sie der Zufall dorthin verschlagen, sind zumindest hier auf dem Land normal. Jeder Bauer hat welche gespannt. Auch Fischruten sehen unverdächtig aus, obschon es in der Wiese nebenan keine Fische hat. Einer aus unserem Dorf braucht sogar Fischruten für seine Stangenbohnen.

Ein weitere Trick beim Antennenbau ist das Provisorium. Eine Fischrute in einem Sonnenschirmständer braucht keine Baubewilligung, hält aber Jahre ohne umzufallen. Ebenso ein kleiner Beam aus Bambus, an einem Samstagnachmittag zusammengenagelt und an den Gartenzaun gebunden. Unser ganzes Leben ist ein Provisorium, wieso sollten wir dann Antennen für die Ewigkeit bauen?

73 de Anton