Zurechtgebogen

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Es soll Funkamateure geben, die es nicht einmal fertig bringen, selber Draht abzuschneiden und sich dafür fertig konfektionierte Dipöler und Langdrähte kaufen. Letztere oft noch zusammen mit einem Unun, der ihnen eine Impedanz, von der sie keine Ahnung haben,  auf eine andere Impedanz transformiert, von der sie meinen, sie müsse bei 50 Ohm liegen.

Doch genug gelästert.

Gekauft ist nämlich nicht immer besser, wie viele meinen, und Draht bleibt Draht. Manchmal werden auch von “Profis” Antennen verkauft, die nicht astrein sind. Vor einiger Zeit habe ich die 2m Groundplane oben im Bild aus einem Schrotthaufen gefischt.

Ist doch ein schönes Teil, nicht wahr? Sieht auch professionell aus. Doch wieso lag sie noch im Schrotthaufen, in dem schon ein halbes Dutzend Amatöre gewühlt hatten?

Ganz einfach: Das SWR war einfach nicht unter 1:2 zu kriegen. Der gewiefte Leser weiss natürlich auch bereits wieso. Die Radiale sind viel zu steil, der Strahlungswiderstand somit zu klein (etwa bei 25 – 30 Ohm).

Damit aus dieser misslungenen GP doch noch ein nützliches Mitglied der Antennengesellschaft wird, habe ich mein “Armstrong-Werkzeug” ausgepackt und die Radiale etwas “korrigiert” – auf gefühlte 45 Grad ;-)

Denn bei diesem Winkel sollten die magischen 50 Ohm erreicht werden, sagen gescheite Antennenbücher und MMANA-GAL

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Und siehe da: SWR besser als 1:1.2, Freude herrscht.

Einer, der diese Zusammenhänge genauer untersucht und in schönen Tabellen festgehalten hat, ist Walt, W5ALT.

73 de Anton

Gedanken beim Pastis

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Eigentlich schade, dass ich jetzt nicht mehr im Süden im kleinen Restaurant sitze, meinen Pastis trinke und mich mit den Dorfbewohnern über die Jagd, die Politik und den Wein unterhalte.

Doch amateurfunkmässig ist es hierzulande auch interessant, vorausgesetzt man hat eine Antenne ;-) Der Herbst fängt mit einem tollen Hochdruckgebiet an und die Inversionschichten kann man schon beim Betrachten des Sonnenuntergangs erahnen. Gestern gings auf jeden Fall schon mal bis GD in der irischen See. Auf 70cm SSB notabane. Nicht schlecht für eine kleine 9Elemet Yagi und 75W aus dem Mittelland zwischen Jura und Alpen heraus.

Aber auch die Mittelwelle ist jetzt wieder geniessbar. Mindestens wurde mein CQ-Ruf in Finnland registriert, auch wenn niemand darauf geantwortet hat. Aber vielleicht habe ich die Antwort im Prasseln nicht gehört. Das Band zwischen 472 und 479 kHz ist sehr anfällig für Störungen aus Sparlampen, Schaltnetzteilen, Plasmafernsehern und ähnlichem Schrott. Der Störpegel ist entsprechend hoch. Das neue Mittelwellenband ist übrigens ein typisches Nacht- und Winterband. Im Gegensatz zur Langwelle 136 kHz. Dort lassen sich auch tagsüber mitten im Sommer mehrere hundert Kilometer überbrücken. Dank der starken Bodenwelle.

Auf der Bastelseite ist bei mir nicht viel passiert. In Südfrankreich hatte ich keinen Lötkolben. Beim provisorischen Antennenbau drehe ich einfach die Drähte zusammen und gut ist. Allerdings wäre ich froh um ein Brutzeleisen gewesen. Hat doch bei einem Blitzeinschlag in der Nähe das CE (China Export) Netzteil des WLAN sein Leben gelassen. Schliesslich hängte ich den WLAN-Schrott einfach an das 12V-Netzteil meines Transceivers :-)

So konnte ich doch noch ein paar Funkperlen aus den Tiefen des Webs fischen. Als Fan von Drahtantennen zum Beispiel die umfangreiche Sammlung von YO3DAC/VA3IUL

Oder die interessanten Frequenztabellen von bisNullUhr. Apropos Frequenzen: Die älteren Semester unter euch erinnern sich sicher noch an die Zahlensender, über die man früher unweigerlich stolperte, wenn man auf der kurzen Welle auf Stationssuche ging. Auch heute gibt es sie noch und nach wie vor weiss niemand, welchem Zweck sie wirklich dienen. Informationen zu Zeiten und Frequenzen findet man zum Beispiel bei Enigma2000.

Eines Tages – beim mittäglichen Apero auf dem Dorfplatz – hielt ein Jeep mit einer wunderschönen Antenne. Es war ein CB-Funker und er hatte eine 2.7m Edelstahlrute montiert, wie wir sie früher auch benutzt hatten. “Italiener-Antennen” haben wir diese Dinger genannt und bei schnellen Fahrten musste man sie runterbinden. Diese 102 Zöller sind nach wie vor das Beste was man kriegen kann und den lächerlichen Stummeln mit den fantasievollen Namen weit überlegen. Das Problem ist jedoch: Wo kriegt man die Dinger?

Hier, ich habe sie gefunden!

Zurück in meinem Shack war fast alles noch in Ordnung. Nur die Endstufe, eine AL-811H, wollte nicht mehr so recht. Ich musste den Load-Kondensator total eindrehen um ihr auf 80m noch ein bisschen Leistung zu entlocken. Auf 40 ging gar nichts mehr und auf 20 war die Welt wieder in Ordnung. Kein Problem dachte ich nach einem Blick ins Schema. Kann nur der Kondensator sein, der ab 40 parallel zum Load-Drehko geschaltet wird. Also Brutzeleisen an und raus mit dem Ding.

Doch die Löterei entpuppte sich als Gratisgang, das Teil war einwandfrei. Ratlos stand ich vor der Kiste und starrte auf den Tankkreis. Und da entdeckte ich des Rätsels Lösung: Eine Federscheibe lag auf dem Print und schloss einen Teil der Spule kurz. Vermutlich lag sie schon eine ganze Weile dort und hatte sich erst nach meiner Rückkehr zum Kurzschluss entschlossen.

73 de Anton

 

 

NVIS plus

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Einerseits heisst es: never touch a running system. Andererseits ist der OM mit seiner Antenne ja nie wirklich zufrieden. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Was mich an meiner NVIS-Antenne hier in Südfrankreich am meisten störte, ist der Noise, den sie auf 80m aus der Umgebung aufnahm. Daher habe ich versucht, das Richtdiagramm so umzugestalten, dass es noch stärker gegen oben gerichtet ist und die Dämpfung bei kleinen Winkeln noch stärker wirkt.

Gleichzeitig sollten die Eigenschaften auf 160, 40 und 30m nicht verschlechtert, sondern wenn möglich noch verbessert werden. Zudem sollte die Änderung mit minimalem Aufwand geschehen, d.h. mit etwas Draht und ohne zusätzlichen Mast.

Dazu habe ich ein wenig mit MMANA-GAL, dem Antennen-Analyse-Programm herumgespielt und dann die gefundene Lösung in die Praxis umgesetzt.

Nun sieht meine NVIS-Antenne so aus:

NVIS_plus

1. 13m Draht wurden angehängt und Richtung Boden, bis auf 3m Höhe, verspannt.

2. Das Gegengewicht/Radial wurde um 3m auf 43m verlängert und 20cm über dem Boden, gewissermassen als “Stolperdraht” ausgeführt.

Und so sehen nun die Strahlungsdiagramme in der Theorie aus:

NVIS_plus_30m NVIS_plus_40m NVIS_plus_80m NVIS_plus_160m

Auf 30m konnte eine leichte Verbesserung in meiner Vorzugsrichtung (Norden = -X) erzieht werden. Auf 40m ist die Verbesserung noch ausgeprägter. Der Gewinn beträgt nun theoretisch fast 10dBi und der Abstrahlwinkel ist noch etwas flacher geworden. Gerade richtig für die anvisierten Distanzen von 300 bis etwa 600km.

Und nun zu des Pudels Kern: Auf 80m ist die Antenne jetzt ein echter NVIS-Strahler geworden. Aus dem Richtdiagramm ist zu entnehmen, dass nun die bodennahen Strahlwinkel massiv unterdrückt werden.

Auf 160m ist aus der flachen Abstrahlung nun eine hübsche Kalotte geworden – eine Allzweck-Antenne.

Doch Theorie und Praxis sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe und die grosse Unbekannte hier ist die Beschaffenheit der Erde. Doch für einmal stimmt’s: Hatte ich vorher tagsüber einen Störnebel von S9 auf dem 80m Band, beträgt er jetzt “nur” noch S5 und erste Versuche gestern Abend – bei schlechten Ausbreitungsbedingungen – zeigten ein erfreuliches Bild.

Und wie immer hat der bewährte Tuner CG-3000 am Speisepunkt blitzschnell die Blindkomponenten kompensiert und die Antenne abgestimmt. Die in dieser Art Tuner eingesetzte PI-Schaltung ist zudem in vielen Fällen verlustärmer, als die in manuellen Tunern oft verwendete T-Schaltung. Den Speisepunkt am Boden zu haben, ist übrigens ein weiterer Vorteil dieser einfachen Antenne und einer der Gründe, wieso ich diese Variante gewählt habe.

73 de Anton

NVIS in der Provence

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Wenn all die vielen neuen Autos nicht wären, könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben. Wenn die Touristen abziehen, nehmen sie die Hektik und den Stress mit nach Norden und das Leben geht hier in Südfrankreich seinen gewohnten Gang wie schon seit Jahrzehnten. Antennen- und Strahlungs-Phobien sind ein unbekanntes Phänomen und Platz für Antennen hat es genug.

Um die Verbindung mit dem gestresseten Norden aufrecht zu erhalten und mit den Kollegen zu klönen, habe ich eine NVIS-Antenne aufgebaut, einen Springbrunnen-Strahler für 30 bis 160m.

Mittlere bis kurze Distanzen werden so bevorzugt, “unerwünschtes DX” gedämpft.

Während man in der verdichteten Schweiz seine Antenne meistens den äusseren Umständen anpassen muss, kann man hier, wo genügend “Spielraum” vorhanden ist, frei nach Rothammel bauen :-)

Mein NVIS-Strahler sieht folgendermassen aus:

NVIS_1

 

Dort wo der Blitz ist, sitzt ein automatischer Antennentuner, CG3000, der die Antenne klaglos und blitzschnell anpasst. Das 40m lange Gegengewicht, das auch als Reflektor wirkt, liegt auf der Erde. Die Antenne wurde zwischen zwei Fiberglasmasten aufgespannt, wie oben auf dem Foto zu sehen ist. Mit ihrer geringen Höhe ist sie recht unauffällig, obschon das hier unten keine Rolle spielt. Hier gilt noch: Leben und leben lassen.

Auf 160m ist sie natürlich etwas zu kurz und zu niedrig. Der Strahlungswiderstand ist entsprechend tief und der Wirkungsgrad gering. Auch das Strahlungsdiagramm ist nicht NVIS-like. Trotzdem gelingen damit Verbindungen über 400 bis 500 km in die Schweiz mit respektablen Signalen. Notabene mit 100W.

NVIS_1_160m

 

Norden befindet sich übrigens in der -x Achse. Mindestens die Abstrahlrichtung stimmt also :-)

Wesentlich besser sieht es auf 80m aus:

NVIS_1_80m

 

Die Signalstärken sind entsprechend kräftig. Nur das QRN trübt in den Sommermonaten das Vergnügen. Und natürlich auch der Elektroschrott, der auch hier unten Einzug gehalten hat und den Æther versaut: vorallem Schaltnetzteile. Glücklicherweise haben die Nachbarn einen grossen “Sicherheitsabstand”. Das meiste Lokal-QRM ist also hausgemacht.

Auf 40m wird es spannend. Das Richtdiagramm der Antenne ist gegen Norden leicht abgekippt, ideal für die kurze Distanz in die Schweiz, die Signale sind entsprechend stark:

NVIS_1_40m

DX wird stark gedämpft und die Antenne hat in der Hauptstrahlrichtung fast 8dBi Gewinn. Auf eine Endstufe kann problemlos verzichtet werden.

An Contestwochenenden, wenn 40m brodelt, kommt CW auf 30m zum Zug. Auch hier schaut die NVIS-Charakteristik der Antenne noch passabel aus:

NVIS_1_30m

 

Allerdings nicht mehr so ideal wie auf 40m. Dazu müsste ich die Antenne um 180 Grad drehen ;-)

73 de Anton

News zum KX3 von Elecraft

Vully_KX3

Nun scheint das interne 2m Modul für den KX3 doch noch Wirklichkeit zu werden. Mindestens gibt es jetzt ein Bild davon:

KX3_2m_1

Daten konnte ich leider noch keine auftreiben, doch wenn schon eine bestückte Platine existiert, werden diese wohl kaum lange auf sich warten lassen.

Dafür gibt es jetzt ein interessantes Buch über den KX3 auf der LULU – Plattform. Es wurde von Fred Cady, KE7X geschrieben, umfasst 182 Seiten und kostet CHF 34.90

KE7X

Hier gehts direkt zum Buch bei LULU .  Dort ist auch eine Vorschau mit einem Blick auf das Inhaltsverzeichnis verfügbar.

Wenn ihr ein Buch schreiben wollt, auf die hoffnungslose Suche nach einem Verlag verzichtet und nicht euer Geld mit einem Pseudo-Verlag verjubeln wollt, ist LULU die Adresse! Es handelt sich um die zurzeit wohl grösste Print on Demand Plattform mit über 1 Million Autoren und täglich tausend Neuerscheinungen. Kein Lager, nie vergriffen, immer erhältlich und erst noch gratis für den Autor. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und werde wohl eines Tages die besten Artikel aus meinem Blog in einem LULU-Buch verewigen. Auch wenn’s niemand kauft und dann nur ein Exemplar in meinem Büchergestell steht :-)

73 de Anton

Neue Exoten

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Verlässt man die Amateurfunk-Autobahn, so stösst man auf interessante neue Spielsachen. Handys gibts ja wie Sand am Meer, doch KW-Transceiver sind seltener und daher erwähnenswert. Wie könnte es anders sein: China ist natürlich dabei.

Der KN920 ist ein Kurzwellentransceiver für 10 bis 80m, mit einem durchgehenden Empfänger von 30kHz bis 30MHz. Glaubt man den vorläufigen Spezifikationen, so fehlen das 6m und das 160m Band. Das Gerät sieht recht ansprechend aus und soll in SSB und CW maximal 20W leisten. Auch FM soll es können und AM zumindest empfangen. Der Empfänger ist ein klassischer Dreifachsuper – also kein SDR/DSP – mit ZF-Frequenzen von 42MHz, 11MHz und 455kHz.

kn-920

Das scheint mir vorerst nur ein Versuchsballon zu sein. Bis dieses Teil bei uns auf den Markt kommt, wird sich vermutlich noch einiges ändern.

Interessant ist besonders der diskutierte Preis: 400$!

Ein anderer Exot kommt aus Italien. Auch er scheint noch nicht marktreif zu sein. Der kleine KW-Transceiver heisst FDM-DUO und ist ein vollwertiger SDR-Transceiver, der sowohl stand-alone, wie auch via PC betrieben werden kann. Leider scheint das Teil noch keine technischen Daten zu haben. Vielleicht existiert ausser einem hübschen Modell, der Transceiver nur in den Köpfen der Entwickler? Immerhin scheint es aber die Firma ELAD zu geben. Sie vertreibt bereits eine ganze Reihe von anderen HF-Produkten.

FDM-DUO Große E-Mail-Ansicht

 

73 de Anton

Bild: Von Phil, HB9EYW, Natelantenne auf dem Bruderholzspital in Basel mit “Kettensperre”. Am gleichen Standort befindet sich auch das Relais HB9FM

PayPal

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Wenn man im Internet einkauft, speziell in der E-Bucht, ist PayPal eine gute Möglichkeit, um Ärger zu vermeiden. Die Bezahlung wird über den PayPal Dienst abgewickelt und die Kreditkarten-Daten gehen nicht zum Händler.

Natürlich kostet das etwas – Pestalozzi ist ja gestorben – und vermutlich wachen auch NSA, CIA und sonstige Schlapphüte darüber, ob man keine Dampfkochtöpfe bestellt.

Kürzlich bestellte ich zwar keinen Kochtopf, aber eine Kaffeemühle. Notabene bei einem Schweizer Händler namens Galaxus AG. Eine für Handbetrieb, ohne Elektronik. Die passt zu meiner Notfunkausrüstung ;-)

Ein Klick und die Bezahlung per PayPal war erledigt. Doch meine Lieblingspostbotin – Sonja, ihr wisst schon – kam nicht. Dafür nach einer Woche die Mitteilung des Händlers: Das Produkt sei leider nicht lieferbar. Aber ich könne ja ein anderes auswählen oder “selbst das Geld zurückfordern”.

Ich will euch das ganze Hin und Her ersparen, das sich über mehr als einen Monat hinzog. Nur soviel: zuerst behauptete der Verkäufer, er habe mir das Geld via PayPal zurückgeschickt. Später behauptete er, das sei nicht möglich, weil ich mit meiner Reklamation bei PayPal den Betrag blockiere. Zuerst war seine Buchhaltung schuld, später dann das IT.

Zum Schluss wurde ich mehrfach aufgefordert, meinen “Claim” bei PayPal aufzuheben. Dann würde die Rückzahlung innert fünf Tagen erfolgen.

Natürlich habe ich das nicht getan, denn ein einmal gelöschter Claim kann nicht wieder aufgenommen werden. Der Fall gilt dann bei PayPal als erledigt.

PayPal hat zur Beilegung einen bestimmten Ablauf, bei dem Käufer und Verkäufer ihre Sicht der Dinge darlegen und belegen müssen.

Mein Fall war sonnenklar: Käufer liefert nicht und will Geld nicht zurücksenden.

Nun habe ich den Betrag von PayPal zurück erhalten. Von Galaxus habe ich nie mehr etwas gehört.

Und die Moral von der Geschicht': Never ever drop a unresolved claim. Das Netz ist voll von Geschichten von Käufern, die auf diese Masche hereingefallen sind.

73 de Anton

Bild: Nochmals einen Blick in den FT-857. Man wundert sich, was die OM so alles einbauen (blaues Alien ist ein Sicherungsautomat für die Data-Buchse)

Ein Blick in den FT-857

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Der FT-857 von Yaesu gehört zu den “reifen” Geräten. Er wurde um die Jahrtausendwende entwickelt und wird auch heute noch oft gekauft. Kein Wunder, denn nach dem Phase-Out des IC-706Mk2G ist er konkurrenzlos. Eine komplette Funkstation von 160m bis 70cm für tausend Franken, das bietet niemand sonst. Für einen IC-7000 von ICOM muss man hierzulande immer noch mehr als 1600 Franken hinblättern. Zwar erhält man dafür ein Gerät mit ZF-DSP mit den entsprechenden Filtermöglichkeiten und einem hübschen Bildschirm, aber vielleicht auch ein Wärmeproblem, wenn man nicht aufpasst, denn der ICOM säuft wesentlich mehr Strom.

Letztes Wochenende hat mir ein Freund seinen FT-857 vorbeigebracht, damit ich mal ein Auge darauf werfen kann. Eine Schönheit ist das Teil zwar nicht und das Handling ohne Blick ins Handbuch für mein Alkohol geschädigtes Hirn nicht zu beherrschen.

Dass einige OM aber bereits mit dem Handbuch Mühe haben, wie nachfolgendes Zitat aus einer Yahoo-Gruppe zeigt, hat mich jedoch erstaunt. Die US-Funkerprüfung muss ein ziemlich grobes Sieb sein:

FT 857 for Dummies NEEDED !!!

I just bought a FT 857D and I can’t get to 1st base with the terrible manual.
The manual makes no sense to me.. I can’t even figure out how to save a memory
let alone find out how to retrieve one.
This is only the top surface of my frustrations !@%%%*!
PLEASE tell me that someone has made a FT 587 for DUMMIES book/manual!
I’d buy it in a heart beat.
SOS I’m dying a slow death ;-(

Doch zurück zu meinem Augenschein: In FM und CW lief das Teil, doch in SSB lag die durchschnittliche Ausgangsleistung gerade mal bei einem halben Watt. Doch wenn ich ins Mikrofon pfiff, schnellte der Zeiger meines CN-801HP auf 100W.

100WPEP und fast kein Talk Power. Das konnte nicht sein. Da bemerkte ich, dass der Output von meiner “Pfeiffrequenz” abhing. Pfiff ich zu tief oder zu hoch, kamen nur ein paar mickrige Watt raus. Ein Hörtest mit einem Empfänger bestätigte den Verdacht: Die Modulation war dumpf und kaum verständlich. Was war geschehen?

Wie so oft, lag der Fehler im Operator-Menü. Dort, auf Position 86 kann man nämlich dem Transceiver sagen, er solle durch eines der optionalen Filter senden. Dummerweise war das in diesem Fall das 300Hz CW-Filter. Vermutlich war dieser Menupunkt unbeabsichtigt verändert worden.

Ich erinnere mich an einen anderen “Menüfehler” bei einem FT-897, der mal auf meinem Basteltisch landete. Der Sender hatte bei USB wesentlich mehr Leistung als bei LSB. Auch das liess sich leicht korrigieren. Der Vorbesitzer war vermutlich mit seiner Modulation nicht zufrieden und hatte am Carrier-Point herumgeschraubt (Menu 016/018)

Der FT-857D meines Freundes ist neueren Datums und deshalb mit zweimal 2SC2782 in der KW-Endstufe bestückt und dem MOSFET RD70HVF1 in der 2m/70cm PA. Yaesu war im Verlaufe der Jahre zu einem Wechsel der Transistoren gezwungen, da der Hersteller die Produktion einstellte (ehemals 2x 2SC5125 für KW und 2SC3102 für VHF/UHF).

Da oft über schlecht eingestellte Ruheströme geklagt wird, wollte ich diese überprüfen.

Doch ein neues Service-Manual mit den korrekten Ruheströmen ist im Web nur für teures Geld zu finden. Diese Ausgabe lohnt sich nicht. Ich werde euch die Ruheströme verraten :-)

600mA für die beiden KW Transistoren 2SC2782 (also je 300mA) und

1000mA für den RD70HVF1 in der UKW PA.

Liegt man weit darunter, wird man für einen CB-Funker aus Süditalien gehalten. Beim Einstellen sollte man etwas warten, bis die Ruheströme nicht mehr hochlaufen. In meinem Fall waren sie richtig eingestellt.

Korrigieren musste ich auch noch die Ausgangsleistung im Servicemenü. Sie betrug auf 160m nur 70 Watt.

Die beiden 2SC2782 sind ja kräftige Gesellen und könnten zusammen über 160 Watt an die Antenne bringen. Doch übertreiben lohnt sich nicht und so liess ich es bei 110W bewenden.

Auch der UKW-Transistor ist ein Powerhouse. Mehr als 70W auf 2m und 50W auf 70cm würde er klaglos vertragen und auch ein schlechtes SWR kann dem MOSFET nichts anhaben. Aber auch hier gab ich mich mit 55W, bzw. 25W zufrieden.

Nach der Modifikation des MH-31 (ich habe darüber beim FT-817 berichtet) tönt das Teil nun recht gut. Beim Besprechen schwankt der Zeiger des Power-Meters zwischen 20 und 30 W (Mik-Gain 50). Auch ohne Kompressor; der ist beim Jäsus sowieso für die Katz.

Das gilt übrigens für alle 100W-Transceiver: Beim Modulieren sollte der Zeiger des SWR/PWR-Meters in diesem Bereich pendeln. Bewegt er sich nur im Watt-Bereich, hat das Teil zuwenig Talk Power. Ja, ja ich weiss, die Puristen werden jetzt sagen, das hinge vom jeweiligen Messinstrument und vom Sprecher ab etc. Interessanterweise zeigen mein HP-Bolometer und das CN-801HP genau gleich an :-)

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Viele Dummies schalten auf den tiefen Bändern den IPO nicht ein und klagen dann über den Noise. IPO Ein heisst Vorverstärker Aus. Yaesu-Logik halt. An guten Antennen und besonders auf 40-160m ist das Abschalten des Vorverstärkers ein Muss.

Für Telegrafisten empfehle ich das 300Hz CW-Filter, das NF-DSP-Filter allein ist nur ein Notbehelf.  Das zusätzliche SSB-Filter lohnt sich bei Geräten aus neuerer Produktion jedoch nicht – der Unterschied ist zu gering. Zu empfehlen ist aber der TCXO, besonders für schmalbandige digitale Betriebsarten und VHF/UHF.

Der FT-857 ist auch heute noch ein guter Kauf mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis.

73 de Anton

Bild: FT-857 beim Überprüfen der PA-Ruheströme

Keine Panik, bitte!

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Gerade habe ich das HB-Radio gelesen.

Ins Auge gesprungen ist mir ein Artikel von Willi, HB9AMC. Er erklärt darin, dass die USKA eine Taskforce „Gesetzliche Rahmenbedingungen des Amateurfunks“ gegründet habe. Das ist an und für sich eine gute Sache und gehört meines Erachtens zu den Kernaufgaben der USKA.

Doch als ich den Artikel las, beschlichen mich leise Zweifel.

Ziel ist es, wie er schreibt: „…unseren Besitzstand, der vor 2009 absolut unbestritten war, wieder zurückzuerobern.“

Zurückerobern, zurück zu 2009, eine Rückwärts-Strategie also?

Je weiter ich mich durch den Artikel las, durch die Argumente und Schlussfolgerungen, desto mehr entstand vor meinem inneren Auge das Bild eines Don Quijotes. Und ich fragte mich, ob dieses Vorgehen wirklich erfolgsversprechend sei.

Die Zeit lässt sich nie zurückdrehen. Auch wenn wir uns das oft wünschen, wenn wir älter werden. Was wir verpasst haben, haben wir verpasst. Davon ist die USKA nicht ausgenommen. Sie hat den Zug verpasst und jetzt rennt sie hinterher, versucht noch aufzuspringen um dann die Notbremse zu ziehen.

Es ist müssig, nach dem Warum und Wieso zu fragen und Schuldige zu suchen. Schuld sind wir vermutlich alle, die in diesem Verein sind.

Aber ist die Rückeroberung „unseres Besitzstandes“ wirklich die richtige Strategie? Wäre eine Vorwärts-Strategie nicht besser?

Dass unser kleines Land im Herzen Europas immer mehr nach dem Takt der EU marschieren muss, können wir Funkamateure nicht verhindern. Wir werden in Zukunft uns immer mehr anpassen müssen, um zu „überleben“. Wer das nicht glaubt, verfolge die Geschichte des Bankgeheimnisses in den vergangenen Jahren und vergleiche z.B. die Aussagen von Alt-Bundesrat Merz mit der heutigen Situation. Dagegen ist diese Sache mit dem CE-Zeichen für Funkamateure ein Klacks. Was wir heute noch als in Stein gemeisselt ansehen, kann morgen schon nicht mehr gelten.

Vielleicht sollten wir uns für ein Europäisches Amateurfunkgesetz einsetzen? Uns zusammentun mit den anderen Verbänden Europas und gemeinsam für unsere Interessen arbeiten. Halt in Brüssel, wenn’s sein muss, und nicht in Bern.

Der Zug mit dem CE-Zeichen ist meines Erachtens abgefahren. Doch der nächste kommt bestimmt. Wir sollten uns darauf vorbereiten.

Gewundert habe ich mich beim Lesen darüber, wie sich das BAKOM angeblich aus der Verantwortung gestohlen habe und den schwarzen Peter nun dem SECO zuschiebe. Das BAKOM möchte von der USKA nicht weiter behelligt werden, steht da, und interessanterweise erteilt die USKA den Betroffenen den Rat, gegen Bussen des BAKOM nicht vor Verwaltungsgericht zu rekurrieren.

Das heisst doch im Klartext: Die USKA hat keinen Ansprechpartner mehr und sie hat Angst, dass das Verwaltungsgericht die heutige Praxis des BAKOM bezüglich CE zementieren könnte.

Die Kuh ist also auf dem Eis und was machen die alten Herren?

Anstatt sie runterzuholen, machen sie auf Revolution und wollen lobbyieren, nur wissen sie noch nicht so recht wo. Denn die alten Seilschaften sind futsch.

Das sind keine guten Nachrichten und bestärken mich in meiner Ansicht, dass eine Rückwärts-Strategie geringe Aussichten auf Erfolg hat. Doch wie schlimm ist es wirklich?

Ich habe nochmals die neusten Vorschriften des BAKOM zum Amateurfunkdienst genau unter die Lupe genommen, und ich stellte folgendes fest:

  1. Wir haben heute so viele Frequenzen/Bänder wie noch nie. Das BAKOM war in dieser Hinsicht immer zuvorkommend.
  2. Wir können mit digitalen Betriebsarten experimentieren, wie nie zuvor. Das BAKOM ist uns sehr entgegengekommen.
  3. Wir dürfen nach wie vor unsere Funkgeräte selbst bauen, und benötigen dazu keine Konformitätsprüfung (CE-Zeichen)
  4. Wir dürfen unsere Funkgeräte, auch die mit CE-Zeichen, modifizieren.
  5. Bausätze brauchen generell kein CE-Zeichen
  6. Der Amateurfunkdienst wird nach wie vor als Experimentalfunkdienst betrachtet.

Was wir jedoch nicht mehr dürfen:

  1. Wir dürfen keine Geräte ohne CE-Zeichen importieren und, besonders interessant:
  2. unsere alten Transceiver (vor 2001) nicht mehr veräussern. Wir dürfen sie aber selber noch weiterbetreiben. Der Verkauf all des alten Schrotts auf Ricardo ist also illegal.

Das ist zwar suboptimal aber im Grossen und Ganzen sind das nach wie vor sehr gute Rahmenbedingungen und kein Anlass in den Panikmodus zu verfallen.

Eigentlich entsprechen diese Vorschriften sogar dem ursprünglichen Geist des Amateurfunks. Bauen wir doch unsere Handys selbst, anstelle der Baofengs und Weierweis und wie sie alle heissen. Und behalten wir doch die Collins, Drakes und Hallicrafters, bis sie eines Tages unsere Erben in den Alteisen-Container werfen ;-)

73 de Anton

Disclaimer: Ich bin kein Befürworter eines EU-Beitritts.

Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 3

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Bei der Beurteilung von Morsetasten gibt es viele Kriterien. Auf zwei davon richte ich mein besonderes Augenmerk: auf die Präzision der Mechanik und auf das Material der Kontakte.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Morsetasten, sind die Palm-Tasten nicht aus gefrästen und gedrehten Metallteilen aufgebaut, sondern bestehen aus Kunststoff-Spritzteilen.

Kleine und kleinste Teile aus Kunststoff zu spritzen, ist eine Kunst und bedingt gute und erfahrene Werkzeugmacher. Diese findet man vor allem in Zentral-Europa, aber auch in Japan. China holt aber auch auf diesem Gebiet rasch auf und die Amerikaner verlieren immer mehr den Anschluss. Erstens wegen der De-Industrialisierung und zweitens wegen der fehlenden Berufslehre im Ausbildungs-System.

Ich habe in meinem früheren Leben viele Betriebe in den USA besucht. Es gibt dort eine Crème de la Crème, eine dünne Schicht High-Tech-Industrie. Der Rest – auch sehr grosse Betriebe – befindet sich für unsere Verhältnisse auf Garagen-Niveau. Ich fiel aus allen Wolken, als ich zum ersten Mal ein Montagewerkzeug sah, das aus einem Brett und ein paar eingeschlagenen Nägeln bestand.

Doch zurück zu Palm. Kunststoff-Spritzteile haben den Vorteil, dass sie bei grösseren Stückzahlen weniger kosten als Dreh- und Frästeile. Für die Stückzahlen, wie sie bei Morsetasten anfallen, rentieren sie aber nicht. Darum sind die Palm auch nicht billig.

Und sie sind nicht so stabil, wie Metallteile. Daher auch das Nachfedern, bzw. der butterweiche Anschlag beim Minipaddle, dem grösseren der beiden Zwerge. Es ist keineswegs die Leiterplatte, die dieses Durchfedern erlaubt, wie man bei oberflächlicher Betrachtung glauben mag. Betrachtet man die Funktion der Mechanik unter dem Mikroskop, so stellt man fest, dass es die Tasthebel sind, die nachgeben.

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Beim Pico-Paddle ist das praktisch nicht mehr der Fall. Nur der Mittelkontakt, der auf einem Kunststoffsockel sitzt, gibt noch etwas nach und erzeugt damit das Gefühl eines weichen Anschlags. Viele OM mögen das.

Dieser Mittelkontakt besteht übrigens aus einer gewöhnlichen Lötöse, wie man sie in der Elektronik zu Hauff findet. Auf den Hebelseiten sorgen Leiterbahnen auf Epoxiplatten für die Kontaktgabe. Sie sind vergoldet.

Das scheint auf den ersten Blick eine gewagte Konstruktion. Lötöse auf Leiterplatte als Kontakt? Doch unter dem Mikroskop fällt auf, dass dies auch dem Konstrukteur nicht ganz geheuer gewesen sein muss. Die Kanten der Lötösen scheinen nachträglich vergoldet worden zu sein.

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Gold auf Gold ist eine sichere Sache. Doch aufgrund einer kleinen lateralen Bewegung findet immer ein Abrieb statt. Auch wenn dieser äusserst gering ist: die Goldschicht ist eines Tages weg gemorst. Ob das bei Hardcore Telegrafisten noch zu Lebzeiten stattfindet, wird die Zeit zeigen.

Im Übrigen gleicht die Konstruktion des Pico dem Mini. Die dritten Inbusschrauben, die bei der Mini auf die Leiterplatten drückten und deren Funktion etwas zweifelhaft war, wurden weggelassen.

Der Stecker ist nun, wie bereits erwähnt, ein 2.5mm Stereostecker. Damit wurde der empfindliche Palm-Stecker ersetzt. Dieser sei damals wegen der zusätzlichen (optionalen) Tastelektronik beim Mini nötig gewesen, wird gesagt.

Eine der interessantesten Funktionen – das Schildkröten-Prinzip – ist auch beim Pico Paddle erhalten geblieben. Zum Transport verkriecht sich die Taste in ihrem schützenden Gehäuse. Nach meinen Felderfahrungen ein ganz wichtiger Vorteil aller Palms.

Ein weiterer Vorteil der Palms ist das, bis auf das kleinste Detail durchdachte, Zubehör. Angefangen bei den, mit starken Neodym-Magneten bestückten, QuickMounts, bis zu der Transportschachtel. Letztere ist zwar gut gemeint, aber ich werde sie wohl eines Tages als Gehäuse für irgendein Projekt verwenden. Wieso sollte ich eine winzige Taste in einer riesengrossen Schachtel transportieren?

Der Piccolo ist so klein, dass man ihn auf die Unterseite eines FT-817 montieren kann. Dazu wird eine Gehäuseschraube entfernt und mit einer längeren ein magnetloses QuickMount auf die Unterseite des FT-817 geschraubt. Dieses MK-817 genannte Kit beinhaltet auch ein genau abgemessenes Anschlusskabel. Dessen Anschlüsse sind vertauscht, so dass sich bei dem kopfüber montierten Paddle die Punkte und Striche wieder auf der richtigen Hebelseite befinden.

Hier noch das passende Video dazu.

Ein Zubehör von Palm, das ich jedem FT-817 Besitzer empfehlen kann, sind die Peg Legs. Ich ertappe mich immer dabei, dass ich sie Pig Legs nenne. Damit kann der Transceiver schräg aufgestellt werden, was nicht nur bei einem „untergejubelten“ Pico praktisch ist. Die Füsse können bei Nichtgebrauch hochgeklappt werden und stellen auch für die Tragegurte und die Schutzhülle kein Hindernis dar.

Es gäbe noch vieles über den Zwerg der Zwerge zu berichten. Aber ich möchte ja keinen Roman schreiben. Zusammengefasst kann ich sagen: Das Pico Paddle von Palm ist trotz der Kleinheit eine Vollwertige Morsetaste, präziser als sein grösserer Bruder, und ein konkurrenzloses Meisterstück.

An dieser Stelle möchte ich Hansjörg, HB9DWS, herzlich für den „HB9DWS-AWARD“ und das Paddle danken.

Inzwischen habe ich etliche Mails von begeisterten Pico Benutzern erhalten. Die beiden folgenden Bilder stammen von Bernd, OZ/DK1DU, der seinen Urlaub auf der Insel Læsø im Kattegatt zwischen Dänemark und Schweden verbringt (IOTA EU-088).

73 de Anton

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Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 2

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Ein hohes „Tier“ aus der Automobilbranche hat mir vor vielen Jahren einmal gesagt:

„In Zukunft werden die Automotoren kaum mehr als tausend Kubikzentimeter und drei Zylinder haben. Trotzdem werden sie die Leistung heutiger Vier- oder Sechszylinder mit dem doppelten Hubraum erbringen.“

Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Ich wollte ihm nicht glauben, zu sehr liebte ich das tiefe Brabbeln meines Amischlittens mit seinen acht Zylindern.

Vermutlich wird er Recht behalten, die Zeit der Saurier geht ihrem Ende entgegen.

Als ich das Pico-Paddle zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: „Die spinnen, die Römer. Schon das „normale“ Palm Paddle ist ein Zwerg. Was nützt es mir, wenn ich bei jeder Übergabe die Taste mit der Lupe suchen muss?“

Ich konnte mir partout nicht vorstellen, dass in diesem Fall kleiner besser sein sollte. Wo lag der Vorteil des Pico? An der Gewichts- und Platzersparnis im Fluggepäck konnte es bei diesen Grössenverhältnissen ja kaum liegen. Wieso hatte Palm sein Paddle noch kleiner gemacht?

Dann kam mein Lieblingspostbote vorbei – Sonja heisst sie  – und brachte mir ein Päckchen. Darin ein Brief von Hansjörg und der Zwerg der Zwerge. Mein Blog sei so gut, dass er mir den einmaligen HB9DWS – Award verleihe. Der sei mit einem Pico Paddle dotiert.

„Du bist ein Schlitzohr“, dachte ich. „Aber warte nur, ich werde diesen kümmerlichen Zwerg mal so richtig auseinandernehmen.“

Ziemlich kritisch vorgespannt ging ich an die Ergründung der Kleinheit. Denn es war noch nicht so lange her, hatte ich die Gelegenheit im Portabelbetrieb in Lappland das „grosse“ Palm Paddle zu testen. Das war eine durchzogene Erfahrung. Was im Shack noch klappte, führte in der Hitze des Gefechts ein paar Mal zum Abbruch der Übung. Glücklicherweise hatte ich die PPK dabei – nicht die von Walther, sondern die von Palm. Das Nachfedern des Paddle kam meiner gestörten Feinmotorik in die Quere. Der exotische und anfällige Stecker am Paddle vertrug meine von Mückenstichen getriebene Behandlung nicht. Ich schraubte an allen sechs Inbusschrauben der Taste rum und wünschte mir meine Begali in die Hütte am Inarisee. In der Zwischenzeit habe ich mich wieder mit dem Palm Paddle versöhnt.

Als ich nun den Pico Zwerg zum ersten Mal beäugte und bemorste, fielen mir sofort zwei Dinge auf. Der komische Stecker war weg. Stattdessen wird er mit einem normalen 2.5mm Stereo-Stecker angeschlossen. Zweitens war das Nachfedern verschwunden. Das Pico machte einen präziseren Eindruck als das Mini.

War der Zwerg der Zwerge gar besser als sein Vorbild?

Dass man ihn kopfüber unter dem FT-817 befestigen kann, wie oben auf dem Bild, scheint offenbar nicht der einzige Vorteil zu sein.

In Teil 2 werden wir diesen Piccolo noch genauer ansehen. Wir werden ergründen, wieso er präziser zu sein scheint und seine Konstruktion genauer unter die Lupe nehmen, ebenso wie das, bis aufs letzte Detail durchdachte, Zubehör.

Eines kann ich bereits jetzt vorausschicken: Das Palm Pico ist nicht nur einzigartig und ein Meisterstück. Es ist – ich glaub‘ mich laust ein Affe – tatsächlich besser als sein grosser Bruder.

73 de Anton

Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 1

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Die Saurier wurden immer grösser und gefrässiger, bis sie eines Tages ausstarben. Wäre ihnen dieses Schicksal erspart geblieben, wenn sie sich in die andere Richtung entwickelt hätten?

Wir werden es nie wissen, aber ich vermute, dass am Ende das Kleine gegenüber dem Grossen einen Vorteil hat.

Doch vielleicht liegt das daran, dass ich mein erstes Leben ganz und gar der Miniaturisierung gewidmet habe – der extremen Miniaturisierung. Ich war nämlich in der Hörgerätebranche tätig und bin deshalb wohl nicht ganz vorurteilsfrei. Elektronik so klein wie möglich zu machen, das war meine Passion. Diese hat unter anderem zum ersten programmierbaren Hörgerät der Welt und später zum ersten Funkempfänger im Ohr geführt.

Letzterer bescherte nebst Kunden übrigens auch den Besuch des BAKOM in der damals noch jungen Firma. Eine Anekdote, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Eines Morgens standen zwei Typen vor der Tür, wie sie nur in zweitklassigen Kriminalfilmen vorkommen. Möchtegern-Kommissare.

„Wir sind vom BAKOM und wollen ihren Betrieb sehen. Lassen Sie uns herein, oder sollen wir die Polizei holen?“, sagte der mit dem Galgenvogelgesicht und hielt mir ein BAKOM-Papier unter die Nase. Hausdurchsuchung, von keinem Gericht angeordnet.

Schon zur Zeit der allmächtigen Generaldirektion PTT hatte die Gewaltentrennung nicht funktioniert. Der Gilb war Legislative, Exekutive und Judikative in einem – ein Staat im Staat. Vermutlich stammten die zwei Schlapphüte vor der Tür noch aus dieser Ära. Allerdings vermute ich, dass sich die Verhältnisse heutzutage nur marginal geändert haben. Soweit zu den Eigenarten unserer „Muster­-Demokratie Schweiz“.

Diese Gedanken im Kopf und nicht auf eine Konfrontation aus, habe ich dann die beiden hereingebeten und sie zum Kaffee eingeladen.

Darauf zog einer eine Zeitschrift aus Deutschland aus einer ledernen Beamtenmappe. Darin einen Artikel über unseren Empfänger im Ohr.

„Ist das Ihr Gerät?“

„Ja, ist damit etwas nicht in Ordnung?“

„Das hat keine BAKOM-Zulassung“, erklärte er, „das müssen wir untersuchen.“

Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich verstand, dass der gute Mann nicht begriffen hatte, dass es sich hier um einen Empfänger handelte und nicht um einen Sender. Und Empfänger brauchten auch damals keine Zulassung.

Mit diesem Besuch, der nun schon lange zurückliegt, hat das BAKOM in meinem Gedächtnis eine virtuelle Visitenkarte abgelegt. Es ist ja bekanntlich immer der erste Eindruck, der zählt.

Aber jetzt bin ich vom eigentlichen Thema abgekommen. Schliesslich geht es mir um die Miniaturisierung, um den Vorteil des Kleinen gegenüber dem Grossen.

Ist kleiner in der Elektronik wirklich immer besser? Oder gibt es da Grenzen?

Ich glaube schon. Wenn ich ein Handfunkgerät aufmache, um mir seine Innereien anzusehen, so staune ich jeweils über die viele Luft und die Platzverschwendung. Déformation professionnelle ;-) Wenn man Handfunkgeräte so extrem miniaturisieren würde wie Hörgeräte, hätten sie die Grösse eines Feuerzeugs. Wobei der grösste Teil des Volumens von der Batterie und der Endstufe beansprucht würde.

Doch ein solches Spielzeug wäre kaum mehr praktisch (und auch nicht mehr bezahlbar). Schon die heutigen Handfunken sind eine Katastrophe. Die Gummiwurst hat kein vernünftiges Gegengewicht und von Ergonomie kann keine Rede sein. Auf jeden Fall überschreiten die Dinger mit ihren verwursteten Menüs regelmässig meine Hirnkapazität.

Es gibt aber noch andere Dinge in der Hand des OM’s, wo man sich fragen muss, ob kleiner wirklich besser ist.

Eines davon ist mir kürzlich zwischen die Finger geraten. Das Palm Pico Paddle. Der Zwerg des Zwerges. Ich habe es ausführlich getestet und mit dem grösseren Palm Paddle verglichen. Doch darüber mehr beim nächsten Mal.

73 de Anton

Antennen-Isolatoren aus der Landi

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Hans Peter, HB9PKP, hat mich auf zwei neue Produkte aus meinem Lieblings- Antennen-Shop aufmerksam gemacht, der LANDI.

Für die Leser aus Deutschland und Österreich: Es handelt sich dabei um eine Supermarkt-Kette mit Stallgeruch, hervorgegangen aus einfachen Bauern-Läden.

In den Landi Läden findet man alle möglichen Sorten von Zaun- Antennen-Isolatoren.

Die grossen weissen Eier-Isolatoren sind ja unter Funkamateuren bereits bestens bekannt. Ich habe mal einen in der Mikrowelle gekocht. Sie sind erstaunlich HF resistent. Man muss verrückt sein, anderswo dreimal mehr für das Gleiche zu bezahlen, nur weil dort “Antenne” und nicht “Zaun” drauf steht :-)))

Neu gibt es die praktischen Zaunisolatoren Antennenisolatoren zum Einschrauben nicht nur mit Holzgewinde, sondern auch mit einem metrischen Gewinde M6. 25 Stück inklusive Muttern für CHF 7.90.

Noch interessanter sind die Flachband-Kabel-Isolatoren. 10 Stück ebenfalls für CHF 7.90. Ideal um eine Hühnerleiter zu fixieren – zum Beispiel an Bäumen oder an der Hauswand. Natürlich nicht für die eierlegenden Hühner, sondern für die HF-Hühner.

73 de Anton

Modifikation TS-590 – Nachtrag

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Wer sich getraut, das Blech beim Woody wegzuschrauben, kann bei dieser Gelegenheit noch ein paar andere Dinge erledigen. Zum Beispiel den optionalen Quarzofen SO3 bestücken. Das Teil muss aber abgeglichen werden. Am besten mit einem präzisen Frequenzzähler, bzw. einem Frequenznormal.

Wer gerne noch einen der aussterbenden Mittelwellensender hören möchte, tut gut daran, die eingebaute Dämpfung von -20dB im Mittelwellenband aufzuheben. Dies geschieht mit dem simplen Umstecken eines Jumpers (ohne zu löten) und ist auf Seite 10 des In Depth Manuals beschrieben. Meines Wissens existiert dieses nur in Englisch. Aber das Lesen lohnt sich; man erfährt so viele interessante Dinge über den doch sehr komplexen Woody, die im User Manual nicht zu finden sind.

Wer in den Norden in den Urlaub fährt, zum Beispiel nach OZ, möchte sicher auch mal das 60m Band ausprobieren. Dazu schneidet man den Jumper (blauer Pfeil oben im Bild) einfach durch. Wer seinen Woody generell aufbohren möchte, um ihn zum Beispiel als Messsender zu benutzen, der entfernt vorsichtig den Null-Ohm-Widerstand (roter Pfeil).

Noch ein paar Worte zur Leistungssteigerung. Durch diese Modifikation geht natürlich die Leistungskalibrierung flöten. 50W sind dann nicht mehr 50 und 5 auch nicht mehr 5. Ich habe nicht versucht, dies via Service-Menü in Ordnung zu bringen, da es mir egal ist.

Ob eine Erhöhung der Ruheströme von 0.8A auf 1 oder gar 1.2 A die IMD wesentlich reduziert, habe ich nicht ausprobiert. Die Konkurrenz (Yaesu, Icom) gönnt ihren RD100HHF1 interessanterweise ja mehr Ruhe-Saft als Kenwood.

Was ich aber empfehlen möchte, ist der sparsame Einsatz der Sprach-Kompression. Mit der Erhöhung der Durchschnittsleistung ist der Kompressor nur noch in Ausnahmefällen notwendig (Einstellung 40in/50out oder weniger). Eure QSO-Partner werden es zu schätzen wissen.

Und vielleicht erinnert ihr euch bei dieser Gelegenheit daran, dass früher die Transceiver noch keine Sprachkompressoren kannten und trotzdem eine kräftige Modulation besassen. Seltsam, nicht?

73 de Anton

 

200W für den TS-590 – Teil 3

IMD-Messungen an einem Sender selbst vorzunehmen ist kein Hexenwerk. Man braucht dazu lediglich einen 2-Ton-Generator, einen Dummy Load und einen Spektrum-Analyzer oder SDR.

Der 2-Ton-Generator wird an den Mikrofoneingang angeschlossen. Er liefert einen 700 Hz und einen 1900 Hz Ton.

Die meisten Dummy Loads sind nicht ganz „dicht“ und mit einem Stück Draht in unmittelbarer Nähe kann das HF-Signal aufgefangen werden. Entweder mit einem Spektrum-Analyzer oder einem guten DSP. Ein Richtkoppler oder Leistungsabschwächer ist also nicht unbedingt nötig.

Dann wird der Sender mit dem 2-Ton-Generator voll ausgesteuert.

Hätte er keine Intermodulation, wären auf der Spektrumanzeige des Sendesignals nur die 700 und 1900Hz Signale zu sehen. Bei LSB unterhalb der (unterdrückten Trägerfrequenz), bei USB 700 und 1900Hz oberhalb der Trägerfrequenz.

Das ist leider nicht der Fall. Nicht-Linearitäten im Sender – vor allem die Transistoren und die Ferrit -Trafos bewirken Intermodulation. Der OM wird auf der Spektralanzeige auch die Produkte 2xf2-f1 (dritter Ordnung) und 3xf2-2xf1 (fünfter Ordnung) sehen. Also 3100 und 4300Hz.

Normalerweise liegt der IMD-Abstand bei Amateurfunksendern etwa bei -27 bis -30dB (gemäss Elecraft).

Für den TS-590 wurden im Radcom-Test der RSGB -37 und -34dB im 80m Band gemessen (Produkte dritter und fünfter Ordnung). Lediglich im 10m Band wurden -26 und -38dB festgestellt. Die Behauptung, der TS-590 sei bezüglich IMD unterdurchschnittlich, trifft also nur im 10m Band zu. Generell sind seine IMD-Werte im Verglich zu anderen gängigen Transceivern recht gut.

Wer gerne selbst IMD-Messungen durchführen möchte, dem kann ich den 2-Ton-Generator der Firma Elecraft empfehlen. Meines Erachtens ein preiswerter Bausatz. Im zugehörigen Handbuch wird auch die Prozedur leicht verständlich erklärt. Auch im ARRL-Handbuch, das in keinem Shack fehlen sollte, findet man eine Anleitung zur Durchführung dieser Messung.

Doch Schluss mit Theorie. Jetzt kommt die Praxis. Und die zeigt, dass man den Woody durchaus auf 200 Watt PEP aufdrehen kann, ohne überdurchschnittlich IMD zu verursachen. Das Signal bleibt „sauber“. Der Sender arbeitet weiterhin stabil und zuverlässig.

Doch 200W PEP war nicht mein Ziel, wie ich gestehen muss. Da habe ich im Titel dieser Beiträge etwas geschummelt. Ich wollte, dass mich die Gegenstationen besser verstehen und dazu brauchte ich mehr Durchschnittsleistung.

Denn mein TS-590 lieferte im Originalzustand nur 2 bis 5 Watt Durchschnittleistung bei 90W PEP. Entsprechend lausig fielen die Rapporte aus, im Vergleich mit meinen anderen Gerätschaften.

Das ist kein Einzelfall, wie folgendes Video beweist. Nachdem sich aus Amerika die Reklamationen wegen dem „Overshoot“ häuften, der die dicken Kilowatt-PA’s zur Strecke brachte, kastrierten die Kenwood-Ingenieure den Woody per Software-Update. Während die ersten Serien noch eine einigermassen akzeptable Leistung brachten, waren die nachfolgenden lächerlich schwach auf der Brust.

Hier nun das Rezept um dem TS-590 seine Stimme wiederzugeben:

  1. Unterer Deckel abschrauben
  2. C810 lokalisieren
  3. 1k Widerstand drüber löten.

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  1. Deckel zu und Abgleich-Stecker fabrizieren
  2. Das ist ein ACC2-Stecker mit einer Verbindung zwischen 8 und 9, vorzugsweise mit Schalter

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  1. Gemäss Servicemanual ins Abgleichmenü einsteigen
  2. Punkt 23 auf 150, Punkt 24 auf 200
  3. TGC (Transmitter Gain Control) nach Bedarf pro Band korrigieren.
  4. Sender-Equalizer im User-Menü folgendermassen einstellen:

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  1. Mik Gain (50) und Frequenzbegrenzung TX im Originalzustand lassen.

Mein TS-590 bringt nach dieser Modifikation je nach Band 120 bis 145Watt PEP. Ich habe also darauf verzichtet an die Grenzen zu gehen ;-)

Dafür hat die Durchschnittsleistung massiv zugenommen. Anstatt um 2 bis 5Watt zu pendeln, schwingt der Zeiger meines bewährten 801 nun um die 20 bis 50 Watt. Ohne Kompressor, notabene. Die Modulationsrapporte sind gut. Schalte ich aber den Kompressor ein (50/50), so töne ich wie ein CB-Funker aus Süditalien – nur das Echo fehlt.

Ach ja, bleibt noch der „Overshoot“. Der ist bei Full Power fast weg, wie das folgende Bild zeigt.

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Regele ich den Sender aber auf 45W zurück, ist er in alter Frische wieder da.

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Das ist der Preis, den ich für diese Modifikation bezahlen musste. Doch meine Röhren-PA kratzt das nicht.

73 de Anton

200W für den TS-590 – Teil 2

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Wenn über Modifikationen an Amateurfunkgeräten diskutiert wird, stösst man auf allerhand Missverständnisse.

Ein ganz Lustiges ist der Glaube an die Unfehlbarkeit der Entwickler. Dieser Glaube nimmt zuweilen religiöse Züge an und es wird als Sakrileg betrachtet, die heilige Kiste zu „verbasteln“.

Als bekennender Pastafari bin ich natürlich auch ein religiöser Mensch. Allerdings habe ich in einem früheren Leben genügend Erfahrungen mit Diplomingenieuren und Doktoren (solche die nicht operieren) gesammelt, um sagen zu können, dass alle nur mit Wasser kochen.

Auch durfte ich immer wieder Wunder erleben. Ein gängiger Spruch meiner Entwickler war zum Beispiel: „Das geht nicht.“

Da ich nicht so viel von der Materie verstand, dafür aber das Sagen hatte, war meine Antwort jeweils: „Dann machen Sie es möglich.“

Und siehe da: das Wunder geschah.

Doch kommen wir zum eigentlichen Thema, unserem Woody. Auch da gibt es ein paar Missverständnisse.

Zum Beispiel folgendes: Jedes Watt über 100 führt zu mehr Verzerrungen. Meistens ist dieses Missverständnis gekoppelt mit dem Glauben an die Unfehlbarkeit der Entwickler und einem Mangel an Wissen über die Funktionsweise von Linearendstufen.

Doch wieso sind die meisten Transceiver für 100W spezifiziert und nicht für 80, 120 oder gar 150 Watt?

Wenn man darüber philosophiert, kommt man auf ein paar interessante Antworten:

Meine Lieblingsthese: Die Marketingleute haben noch nicht gemerkt, dass die meisten Amateure nicht mehr dB-rechnen können. Sonst würden sie die Entwickler auffordern auf 120W zu gehen ;-)

Aber vielleicht haben sie das ja bereits getan und die Entwickler haben geantwortet: „geht nicht.“

Heutzutage setzen alle Amateurfunkgeräte-Hersteller die gleichen Transistoren in ihren Endstufen ein, nämlich zweimal RD100HHF1 von Mitsubishi, in Push-Pull im AB-Betrieb. Das ist, wie Frau Merkel sagen würde, alternativlos. Schon allein aus Kostengründen.

Diese Transistoren können mindestens 100Watt bei 30MHz und mit 12.5Volt Speisung liefern. Man bringt aber problemlos auch mehr raus. Zudem sind die Dinger äusserst robust und überstehen auch ein SWR von 1:20.

Da wir in unserer Endstufe zwei von diesen Boliden haben, könnten wir damit 200W und mehr produzieren.

Doch da kommen die bösen Intermodulationsverzerrungen ins Spiel. Sie entstehen überall dort, wo etwas nicht linear arbeitet. Eigentlich überall ausser bei der Wellenausbreitung im Vakuum.

Zum Beispiel in unseren Endstufentransistoren. Schaut man ins Datenblatt der Transistoren, so sieht man, dass dies ab etwa 60 bis 80 Watt der Fall ist, je nach Höhe der Versorgungsspannung.

Das bedeutet, dass man mit zwei Transistoren in der Endstufe nicht mehr als 120 bis 160W rausquetschen sollte. Sonst könnten die Verzerrungen zunehmen. Die Entwickler befinden sich also mit ihren 100W auf der sicheren Seite. Es ist genügend Reserve vorhanden, um die Verzerrungen auch bei tiefer Versorgungsspannung in Grenzen zu halten. In SSB notabene, in CW spielt das keine Rolle.

Wenn wir nur CW machen wollen, können wir auf volle Pulle gehen. Mit dem einzigen Risiko, dass wir das Tiefpassfilter oder den Antennentuner kochen. Die Entwickler haben diese nämlich auch für die spezifizierten 100W ausgelegt. Plus Reserve, versteht sich ;-)

 

Doch die Linearität der Transistoren bestimmt nicht allein das Mass an Intermodulationsverzerrungen der Endstufe. Einen wesentlichen Einfluss hat die Schaltung zur BIAS-Erzeugung. Sie bestimmt den Arbeitspunkt. Abgesehen davon, dass sich dieser bei Erwärmung im TS-590 stark verschiebt, sind die Ströme zum Teil falsch justiert, wie ich feststellen musste. Aus dem AB kann daher leicht ein B-Betrieb werden.

Aber es gibt noch mehr Nicht-Linearitäten die zur IMD (Intermodulation Distortion) beitragen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Reviews sowohl im QST wie auch im Radcom feststellten, dass die IMD je nach Band stark schwankt. Im 10m Band ist sie am schlechtesten (bis zu 12dB schlechter als in anderen Bändern!). Das dürfte nicht allein an den Transistoren liegen.

Doch Theorie und Praxis sind bekanntlich nicht immer deckungsgleich. Aber darüber mehr im dritten Teil, in dem wir endlich die Katze aus dem Sack lassen wollen.

73 de Anton

RSGB Test des TS-590 im Radcom

Datenblatt RD100HHF1

100W MOSFET Gegentakt PA von DJ0ABR

RF Power Amplifiers von Iulian Rosu, YO3DAC / VA3IUL

Two Tone IMD Measurement Techniques 

 

 

200 W Modification for TS-590 – Teil 1

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Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?

Der TS-590 hat einen guten Empfänger, doch der Sender hat ein Problem. Ihm fehlt es in SSB an Punch, an Talk Power. Dem einen mehr, dem anderen weniger, je nach Herstellungsdatum.

In den einschlägigen Foren wird denn auch immer wieder darüber diskutiert. Doch nur wenige Funkamateure scheinen das Problem wirklich verstanden zu haben. Hier einige Zitate zur Illustration:

“From what I can find a TS-590 is a 100 watt rig. You might be able to get 120 watts out of it but it would be kind of like stretching a rubber band around your car.”

“If you are looking for more deflection of the power meter, then you probably need another meter, preferably one that shows Peak Envelope Power (PEP)”

“Buy a linear amplifier”

“I want to know what’s wrong with the “talk power” of the radio as it is. If you’re having issues being heard, it’s not the power output of the radio you need to be looking at.”

“Your problem might be as simple as trying another type of microphone.”

“Buy a proper peak hold power meter for measuring SSB”

“This subject has been beaten to death a number of times! My TS590 has never had
a “power problem” because I have a linear amplifier. I am allowed a kilowatt in
my country.”

“Every time I whistle into my mic when the rig is set at 100Watts, it ALWAYS shows 100Watts and a little more on my PEP Watt Meter.”

“Sorry, but I see no evidence of low output power or “talk power” on SSB. If you
are within specs on power output on CW, then seeing lower than rated power on a
true peak-reading power meter is most likely the fault of your mic or the
settings for the audio and speech processor on the rig…or of the watt meter.”

“I have had my TS-590 since Feb 2011 and it has performed wonderfully with my
solid state amplifier and the rig puts out 100 watts SSB PEP on all bands.
Simply a great transceiver at a reasonable price.”

Viele verwechseln Spitzenleistung mit durchschnittlicher Sprechleistung, in Engelskreisen auch PAR genannt (Peak to Average Ratio), und nur wenige realisieren, dass zwei Sender bei der Gegenstation ganz unterschiedliche Rapporte erhalten können, obwohl sie beide 100W PEP haben und die gleiche Antenne benutzen.

Denn die Stärke des empfangenen SSB-Signals hängt nicht vom Spitzenwert ab, sondern vom Durchschnittswert.

Und in dieser Disziplin wird der Kenwood TS-590 von vielen, vor allem älteren Geräten, um Längen abgehängt. Dabei geht es nicht nur um ein halbes Dezibel. Der Unterschied beträgt bis zu 10dB. Das entspricht dem Leistungszuwachs eines 1kW Linearverstärkers.

Ein oft gehörter Ratschlag in den Foren lautet (siehe oben):

„Kauf dir ein gutes PEP-Meter“

Doch wie gesagt: Das Problem heisst nicht PEP und bei den meisten Sendern entspricht die CW-Leistung auch der PEP-Leistung in SSB. Es genügt also, die Leistung in CW zu messen. Und das bringen auch billige SWR/Leistungsmesser zustande :-)

Meine beiden SWR-Brücken, die CN-801 und die SX-1000 können zwar PEP, aber ich benutze diese Funktion praktisch nie und es ist mir auch egal, wie genau die PEP-Anzeige ist. Die CW-Anzeige habe ich jedoch mit einem Bolometer geeicht.

Mittlere Sprechleistung kann man mit einem SWR-Meter nicht genau messen und jedes Instrument zeigt etwas anders an. Aber man kann damit Geräte vergleichen. Und da kommen einem beim Woody die Tränen.

Die japanischen Ingenieure hätten das Problem der niedrigen durchschnittlichen Sprechleistung schon längst gelöst, wenn sie es gekonnt hätten – vorzugsweise natürlich per SW update. Doch in die ALC scheint sich ein gröberer Designfehler eingeschlichen zu haben. Je höher die Sprechleistung, desto ausgeprägter der Überschwinger beim Tasten des Senders, bzw. nach jeder Sprechpause.

Das mögen moderne Linearendstufen nicht. Ihre Schutzschaltungen sprechen an und schalten das Teil aus.

Darum blieb den Kenwood-Ingenieuren nichts anderes übrig, als den Woody zu kastrieren.

Und so geistert das Problem bis heute in den Foren herum und die Funkamateure geben dazu ihren Senf, obwohl die meisten die Wurst nicht kennen. Andere verkaufen entnervt ihren TS-590, nachdem sie bemerkt haben, dass ihre alte Jäsu-Schwarte die besseren Rapporte bringt.

Gewiefte Tüftler giessen dazwischen immer wieder Öl ins Feuer mit Vorschlägen für Hardware-Modifikationen und Änderungen im Service-Menü.

Sie heimsen dabei jeweils einen Shitstorm aus der Community ein. Das geht sogar so weit, dass bei Mods.dk interveniert wird: Man solle doch den Unsinn entfernen, der da vorgeschlagen werde.

So geschehen mit der legendären 200W-Modifikation von PU3DXX.

Im nächsten Teil werde auch ich einen Shitstorm riskieren und aufzeigen, wie der Old Man aus dem Woody ein wirklich heisses Teil machen kann, und der Transceiver „seine Stimme wiederfindet“ (gemäss Robert DL1SDX). Stay tuned.

73 de Anton

PS. Mein Dank geht insbesondere an DL1SDX für den Erfahrungsaustausch. Robert hat mich dazu motiviert, nochmals bei meinem TS-590 das Blech abzuschrauben.

Bild: Der Antennenturm, ein Kunstwerk der Tochter von HB9EXF

Eine Draht-Antenne für 10-160m

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Was ist besser als ein UNUN?

Zwei UNUN’S!

Gestern war ich bei Hans Peter, HB9PKP, zu Besuch. Wenn ich zum Einkaufen in die Landi nach Laupen fahre, so komme ich jeweils an seinem Haus vorbei, und jedesmal staune ich über die wechselnden Antennenkonstruktionen. Hans Peter ist ein Tüftler und Antennen sind nur eine Facette seiner Experimente.

Oben im Bild sehen wir ihn mit seiner Bierdosenantenne für 40m. Doch als “UNUN-Allergiker” hat mich vor allem dieser Kasten interessiert, den er portabel einsetzt:

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Hans Peter betreibt aber auch zuhause eine Langdrahtantenne mit zwei UNUNS 1:9. Einer am Speisepunkt und einer am Ende. Wobei letzterer mit einem 50 Ohm Dummy Load abgeschlossen ist. Es handelt sich dabei also um eine Art Wanderwellen-Antenne (Traveling Wave Antenna). Eine solche Konstruktion zeichnet sich vor allem durch ihre enorme Breitbandigkeit aus. Das SWR ist im ganzen Kurzwellenbereich niedrig. Aber sie ist auch eine ruhige Antenne, da sie geerdet ist und sich nicht aufladen kann.

VK6YSF gehört auch zu den Amateuren, die damit experimentiert haben und von ihm stammt das nachfolgende Schema der Antenne:

Travelling_Wave_Antenna_image02Ein Funkamateur, der sich auch intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat, ist W4RNL. Er zeigt auf seiner Webseite, wie man Wanderwellenantennen berechnet. Auch W7HTJ hat mit dieser Sorte Antenne Erfahrungen gemacht (ganz runter scrollen)

Wanderwellen-Antennen sind eigentlich nichts anderes als strahlende Leitungen und sie entwickeln bei einer Ausdehnung von mehreren Wellenlängen eine starke Richtwirkung. Eine prominente Vertreterin dieser Gattung ist die Beverage-Antenne, welche als Empfangsantenne vor allem auf 160m bei DX-Profis beliebt ist.

Ist die Wanderwellenantenne jedoch kurz im Verhältnis zur Wellenlänge, so geht ihre Richtwirkung verloren. Auf den unteren Bändern wird sie zum Steilstrahler.

WA2WVL hat diese Antennen in seinem Artikel

Broadband Transmitting Wire Antennas for 160 through 10 Meters

im QST vom November 1995 eingehend untersucht. Eine derartige Antenne mit zwei UNUNS und 50 Ohm Abschluss, in 10m Höhe und mit 30m Länge, erreicht gemäss seinen Berechnungen folgende Wirkungsgrade:

1.8 MHz 1.8%

3.8 MHz 11.7%

7.2 MHz 26%

10.1 MHz 35.2%

14.2 MHz 53.2%

18.1 MHz 60.4%

21.2 MHz 64.9%

24.9 MHz 68%

28.5 MHz 68.5%

Das SWR sollte dabei immer unter 1:1.5 bleiben.

Dieser Draht ist als Kompromissantenne also durchaus brauchbar und dürfte sich vorallem bei SWL’s bestens bewähren.

73 de Anton

Einmaleins für „Steckdosenamateure“

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Was fällt einem bei der Bezeichnung IT-System ein?

Wahrscheinlich nichts, wenn man nicht Informatiker ist.

Doch das IT-System, von dem ich hier berichte, hat nichts mit EDV zu tun. Wohl aber etwas mit der Dose, an die wir unsere gekauften Geräte anstöpseln. Ich denke, wir Steckdosenamateure – und da zähle ich mich auch hinzu – sollten unsere Dosen kennen. Deshalb machen wir heute eine kurze Expedition in die Welt jenseits der Dose:

Was eine rechte Dose sein will, ist in der Regel dreipolig. In der Schweiz sitzt rechts die Phase, links der Null- oder Neutralleiter und unten in der Mitte die Erde, auch Schutzleiter genannt. In Deutschland hängt es vom Gusto des Elektrikers ab, ob die Phase links oder rechts ist. Abgesehen davon haben unsere Freunde im grossen Kanton sowieso andere Dosen.

Aber eigentlich ist es wurscht, wo die Phase sitzt, nur die Erde muss am richtigen Ort sein, sonst wird das Gehäuse unseres Transceivers plötzlich elektrisch und befördert den OM zum Harfenspieler. Wenn wir unsere zweipoligen Lampen oder anderes Zeug anschliessen, brauchen wir uns nicht darum zu kümmern – wir können Nullleiter und Phase problemlos vertauschen. Bei modernen Lampenfassungen ist das Gewinde stromlos, so dass wir auch nicht beim ungeschickten Wechseln der Birne unversehens Flügel fassen müssen.

Hinter der Steckdose führen bekanntlich Drähte zum Sicherungskasten. Gelbgrün die Erde, braun die Phase und blau der Neutralleiter.

Eigentlich könnte man in den Steckdosen Neutralleiter und Erde miteinander verbinden und früher wurde das zum Teil auch so gemacht. Doch damit würden wir mit unseren Transceivern russisches Roulette spielen. Leicht könnte dann die Phase auf dem Gehäuse liegen und der Neutralleiter auf dem Ein/Aus-Schalter. Um solche Abkürzungen in den Amateurhimmel zu verhindern, dazu ist der Schutzleiter da.

Doch jetzt befinden wir uns auf unserer Reise durch das Stromnetz beim Sicherungskasten. Und da fängt der Spass so richtig an. Es gibt nämlich verschiedene Möglichkeiten ein Stromnetz auszuführen.

Den meisten heutigen Netzen ist aber gemeinsam, dass der Strom in drei Phasen ins Haus gelangt. Sie sind untereinander um 120 Grad phasenverschoben. Man nennt das Drehstrom. Würden wir im Haus nur perfekte Drehstromverbraucher anschliessen, so könnten wir auf den Nullleiter und auch auf den Erdleiter verzichten. Sowohl Zu- wie auch Abfluss des Stromes würde über die drei Phasenleiter erfolgen.

Doch viele Verbraucher im Haus sind nur einphasig, wie zum Beispiel unsere Transceiver und Netzgeräte und so werden die drei Phasen schön brüderlich und schwesterlich aufgeteilt. Gewiefte Elektriker achten dabei darauf, dass sie im Schnitt etwa gleich beansprucht werden. Trotzdem werden aus den drei Phasen unterschiedliche Ströme bezogen. Der Transceiver im Shack ist vielleicht nicht zur gleichen Zeit in Betrieb wie der Föhn der YL und das Licht im Keller. Ausserdem verbrauchen beide nicht gleichviel Strom.

Die drei Phasen vom Trafo des EW werden also nie gleich beansprucht. Und somit braucht es irgendeinen Ausgleich. Das besorgt der Nullleiter. Über ihn fliesst der Ausgleichsstrom. Doch beim Trafo des EW ist in der Regel fertig lustig. Der Nullleiter wird nicht mehr gebraucht. Die Ausgleichströme fliessen über die Erde. Das wird einem spätestens beim Betrachten einer Hochspannungsleitung klar. An den Masten hängen nur Kabel für die drei Phasen, bei uns meistens zwei Paare. Einen Null- bzw. Neutralleiter sucht man vergebens. Das dünne Kabel von Mastspitze zu Mastspitze dient dem Blitzschutz. Man möchte damit vermeiden, dass ein Blitz direkt in eine Phase knallt.

Doch was hat das mit dem eingangs erwähnten IT-Sytem zu tun?

Nun, ein IT-System (Isolé Terre) ist ein Netz mit isolierter Erde. Beim Trafo des Drehstromnetzes wird in diesem Fall der Sternmittelpunkt nicht geerdet, wie das sonst üblich ist (TN: Terre Neutre). Es ist somit nur für kleine geschlossene und balancierte Netze brauchbar.

Stromnetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind meistens vom Typ TN-C-S, Terre Neutre Combiné Séparé). Der Sternpunkt des EW-Trafos ist geerdet und es wird zusätzlich vom Sternpunkt ein Nullleiter geführt. Dieser wird vor Gebäudeeintritt geerdet. Im Innern des Gebäudes werden Nullleiter und Erde aber getrennt geführt. Das schützt den OM vor einem heissen Chassis, wenn was schiefläuft.

Es gibt daneben natürlich noch eine Anzahl weiterer Möglichkeiten ein Netz auszuführen. Aber das würde jetzt zu weit führen. Wir wollten ja nur wissen was hinter unserer Steckdose vorgeht. Dort an diesem geheimnisvollen Ort, wo der Strom sitzt und sich langweilt, bevor wir ihn umwandeln und in den Æther schicken.

73 de Anton

PS. In der Gerüchteküche des Vatikans wird geflüstert, dass es im Funkerhimmel für Amateure Yagis statt Harfen gebe und in der Funkerhölle dauernd Contest sei.

Werden die Amateurfunker immer dümmer?

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In seinem Buch „Performer, Styler, Egoisten“, beklagt der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier die zunehmende Verblödung der Jugend. Früher hätten sich die Heranwachsenden an Idealen und traditionellen Werten orientiert, heute herrsche Beliebigkeit und anstelle sozialer und beruflicher Kompetenz sei die Fähigkeit zur Selbstvermarktung getreten.

Dieser Trend hat auch vor dem Amateurfunk nicht Halt gemacht und wird durch das gesunkene Prüfungsniveau noch gefördert.

Ursprünglich war ich ein Verfechter der Abschaffung der CW-Hürde und für die Einführung der HB3-Lizenz. Doch manchmal bereue ich es:

Besser wäre vielleicht ein neuer CB-Funk gewesen. Brachliegende Frequenzen gibt es genug. Zum Beispiel im unteren VHF-Bereich. Wieso nicht tausend neue Kanäle, ohne Prüfung und ohne Lizenz?

Das Auswendiglernen von vorgefertigten Antworten macht einfach keinen Sinn. Soll mir doch keiner erzählen, die Leute hätten danach eine Ahnung. Darum können gewiefte Händler den „Amateuren“ jeden Schmarren andrehen, Stecker anlöten und Draht abschneiden. Kaum einer macht noch seine Kiste auf. Erstens interessiert es ihn nicht, was drin ist, zweitens würde er damit das Garantiesiegel brechen.

Tausend Kanäle für alle Selbstdarsteller und Styler und sie können ihren Spass haben. Selbstverständlich auch mit Relais und digital. Von der App zum Ape. Fratzenbuch auf Kanal Neun. 365 Tage und 24 Stunden Contest. Clusterfunk auf Knopfdruck. Wer einen Computer hat, braucht keinen Funker mehr.

Lieber ein aussterbender Amateurfunk mit alten Knackern, als eine Horde von immer dümmer werdenden Usern, die sich sinnlos quer durch die Bänder performen.

Ihr glaubt mir nicht? Ihr denkt, ich sei in ein Sommerloch gestürzt? Dann empfehle ich die Lektüre der Kommentare in einschlägigen Blogs und Foren. Zu technischen Artikeln gibt es kaum Rückmeldungen, beim Übrigen quillt das Postfach über. Doch das meiste ist kaum lesbar. Die Performer beherrschen kaum mehr den schriftlichen Ausdruck. Schweizer sowieso nicht. Doch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Die Gratiszeitschrift 20Minuten bringt auch kaum mehr einen fehlerfreien Satz zustande. Aber es gibt ja noch den Blick und das HB-Radio.

Doch glücklicherweise gibt es sie noch, die interessierten und engagierten HB3 und DO Funker. Manche von ihnen haben sogar mehr auf dem Kasten als die „Alteingesessenen“*. Auf ihnen liegt meine Hoffnung. Mögen die Sonnenflecken die Spreu vom Weizen trennen.

73 de Anton

* Die heissen so, weil sie seit vierzig Jahren vor ihren Kisten hocken ;-)

24.7.2013 Die Kommentarfunktion zu diesem Artikel wurde geschlossen

HAARP hat fertig

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Der feuchte Traum aller Verschwörungstheoretiker hat fertig. HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) , der Sender in der einsamen Wildnis Alaskas, hat aufgegeben. Nicht weil es nichts mehr zu erforschen gäbe, den Forschern ist schlicht und einfach das Geld ausgegangen. Der Megasender, der mit seiner mächtigen NVIS-Antenne die Ionosphäre aufheizte (auf 3.4 und 6.99 MHz), wurde geschlossen. Die Anlage ist verwaist. Die Schliessung wurde übrigens bereits vor zwei Jahren angekündigt. Doch niemand schien das ernstgenommen zu haben. Stattdessen rankten sich die verrücktesten Geschichten um das Projekt, von Gedankenkontrolle bis zur Auslösung von Erdbeben und Wirbelstürmen. Sogar im scheinbar so seriösen HB-Radio wurden die Gerüchte angeheizt. Worauf die Leser dem Redaktor einheizten :-)

HAARP beschäftigte auch einige Funkamateure und lieferte Daten über die Kurzwellenausbreitung in arktischen Gefilden. Die Wellenausbreitung oberhalb des Polarkreises ist schwierig und schwer zu durchschauen, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.

Nun hoffen die Hams und Forscher von HAARP, dass sich ihre Forschung aus anderen Quellen finanzieren lässt und der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Ihre Hoffnung ruht dabei auf DARPA, der Defense Advanced Research Projects Agency.

Wer weiss, vielleicht bekommen die Mühlen der Verschwörungstheoretiker wieder neues Wasser.

73 de Anton

Bild: Goldgräber im hohen Norden (Tankavaara)

Der HQ-Contest, ein funkender Flipperkasten?

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Jedes Wochenende hat seine Conteste. Immer wieder kommt ein neuer hinzu, selten verschwindet einer. Nun hat der sogenannte HQ-Contest wieder zugeschlagen. HQ heisst vermutlich Headquarter. Das hat was Elitäres. In der Schweiz gab es zwölf Headquarters, wie ich dem Einsatzplan entnehmen kann. Über 10’000’000 Punkte sollen sie dieses Jahr erreicht haben. Das erinnert mich irgendwie an einen Flipperkasten. So habe ich mich denn auf die Suche nach dem Ziel, dem Sinn und dem Zweck dieses Supercontests aufgemacht.

Beim Ziel wurde ich rasch fündig. Es steht nämlich in der Ausschreibung der ARRL:

Objective: to contact as many other amateurs, especially IARU member society HQ stations, around the world as possible using the 160, 80, 40, 20, 15 and 10 meter bands.

Leider bin ich beim Sinn und Zweck nicht fündig geworden. Beide sind übrigens nicht identisch, wie mancher Zeitgenosse glauben mag. Vieles was wir tun hat wohl einen Zweck, ist aber völlig sinnlos.

Conteste auf UHF und den Mikrowellenbändern haben zum Beispiel den Zweck, die Aktivität auf diesen Bändern zu fördern, den Selbstbau anzukurbeln und Erfahrungen auf diesen Frequenzen zu gewinnen. Das ergibt Sinn.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass oft von “Sinn machen” geschrieben wird. Das scheint mir falsch, denn Sinn kann man nicht machen, höchstens Blödsinn. Er ist Resultat einer zweckgerichteten Handlung.

Doch zurück zum HQ-Contest. Die KW-Bänder sind ja nicht gerade verweist. Im Gegenteil! An den Wochenenden sind sie oft verstopft. Hier die Aktivität zu fördern, wäre wohl zu viel des Guten. Auch nehme ich kaum an, dass die HQ-Stationen selbst gebaut wurden. Es dürfte sich dabei um ziemlich teures Equipment handeln, mit Antennen, von deren Baubewilligung der Durchschnitts-OM nur träumen kann. Bleibt also noch die Erfahrung. Genau genommen die Contest-Erfahrung. Das könnte ein Zweck sein, obschon dieser nirgendwo explizit erwähnt wird. Doch macht das angesichts der wöchentlichen Contest-Lawine auch Sinn?

So bin ich bei meinen Überlegungen schliesslich wieder beim Flipperkasten gelandet. Dort gibt es auch Punkte. Bei den ersten Kästen waren die Punktzahlen im Tausender-Bereich, später kamen die Millionen. Inflation wie im wirklichen Leben. Könnte es sein, dass dieser HQ-Contest nichts anderes ist als ein riesiger, weltumspannender Flipperkasten?

73 de Anton

Bild: von Pascal, HB9EXA

Vom Young Man zum OM

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Viele Funkamateure scheinen ihr Hobby als eine Art Magie zu betrachten. Oder zumindest als ein Gebiet, auf dem die Gesetze der Physik nur beschränkte Gültigkeit haben. Das ist der Eindruck, den ich jedes Mal erhalte, wenn ich gewissen Diskussionen in Funkforen folge.

Deutlich ist zu merken, dass mit der Einführung vereinfachter Prüfungen, deren Fragen sich auswendig lernen lassen, das Ausbildungsniveau der Newcomer gesunken ist. Funken ohne zu verstehen, liegt im Trend. Wir tun ja schon so viele andere Dinge, die wir nicht verstehen. Das ist normal in einer Welt, die immer komplexer wird und kein Problem, wenn wir begreifen, dass wir nichts verstehen. Doch oft glauben wir nur zu wissen und noch öfter glauben wir, was wir glauben wollen.

Doch der Glaube ist in der Funktechnik wenig hilfreich. Rechnen, Messen und Verstehen führen eher zu belastbaren Resultaten.

Amateurfunk ist ein Hobby, das zwar eine Prüfung als Einstiegsbarriere hat. Doch damit ist der Newcomer noch lange kein Old Man. Zu einem OM wird man erst durch Weiterbildung und Erfahrung. Wer sich auf seinem gekauften Transceiver ausruht und ein bisschen QSO fährt, wird kaum je soweit kommen. Alt werden reicht nicht, um zu einem Old Man zu werden :-)

Doch was soll der Young Man und frischgebackene “staatlich geprüfte Amateurfunker” tun, um eines Tages zum OM zu werden?

Meines Erachtens zwei Dinge:

1. Weiterbilden. Dazu gehört der Aufbau einer kleinen Fachbibliothek. Rothammels Antennenbuch und das Handbook der ARRL sind der Grundstock. Zur Weiterbildung gehört aber auch die Weltsprache Englisch. Wer zu seinem Transceiver unbedingt ein deutsches Handbuch haben muss, hat ein Defizit. Zur Weiterbildung gehören aber auch die Beherrschung der Löttechnik und Computer Know-how. Wer keine saubere Lötstelle hinkriegt und keinen PC selber aufsetzen kann, hat auch ein Defizit. Schliesslich betreiben wir ein technisches Hobby.

2. Experimentieren. Der Amateurfunk ist per Definition ein Experimental-Funkdienst und an Experimentierfeldern herrscht kein Mangel – von Software bis Antenne. Erst mit dem Experiment kommt die Erfahrung. Doch dazu gehört ein Grundstock an Messgeräten und Werkzeugen. Lötkolben und Multimeter sind erst der Anfang. Alte Oszilloskope werden einem heute nachgeworfen. Doch experimentieren macht keinen Spass, wenn man jedes Teil bestellen muss. Ein kleines Lager an häufig benötigtem Material spart den Stress und ermöglicht spontanes Ausprobieren.

Zum Experimentieren gehört natürlich der Selbstbau. Auch wenn es nur kleine Projekte oder Bausätze sind. Wer sich die Stecker anlöten lässt, dem fehlt was.

73 de Anton

Bild: Mein QTH in Kaamanen. Ein empfehlenswertes Etappenziel für Nordkapp-Fahrer. Gutes Restaurant und preiswerte Unterkunft, günstiger als in LA (Kaamasen Kievari,  69° 6’11.35″N, 27°11’44.40″E)

Nachtrag:

Ein OM sollte folgende Dinge mindestens einmal getan haben:

  1. Eine Antenne selbst gebaut
  2. Einen Contest mitgemacht
  3. Eine digitale Betriebsart ausprobiert
  4. DX gearbeitet
  5. Portabel Outdoor gefunkt
  6. Gelötet haben
  7. Versucht haben, eine Schaltung zu verstehen
  8. Ein Gerät modifiziert
  9. Bakensender abgehört
  10.  CW versucht
  11.  Etwas selbst gebaut/repariert

Das Sommerrätsel

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Im letzten Blog-Artikel fragte ich, was denn das Besondere an dem Netztteil meines FT-817 sei.

Nun, die weisse Farbe ist schon etwas Besonderes und die Queranordnung des Steckers ist sicher auch ein Plus. Doch das Geheimnis liegt  im dritten Steckerkontakt, dem Erdstift. Für meine deutschen Leser muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es sich dabei um einen Schweizer Stecker handelt. Die Schweiz fährt bei den Netzanschlüssen seit jeher einen Sonderzug, oder Züglein. Das Teil passt also nur mit einem Adapter in deutsche Steckdosen.

Diesen Erdstift haben die Entwickler nicht aus lauter Jux und Tollerei eingebaut. Nur mit einem Erdkontakt kann ein Netzfilter realisiert werden, das nicht nur Gleichtakt-, sondern auch Gegentaktstörungen wirksam unterdrückt. Darum ist dieses Netzteil punkto HF-Störungen besser als all der andere Zweipol-Ramsch und gut verträglich für den kleinen Yaesu. Denn die Störsignale von Schaltnetzteilen werden vor allem über das Netz weiterverbreitet. All die 220Volt-Leitungen im Haus sind meistens viel länger als die 160m/80m Antenne des OM und damit für die tieferen Bänder recht wirksame Antennen.

Dieses Motorola-Netzteil wird übrigens auch in China hergestellt :-)

73 de Anton

Bild: mein QTH am Nordkapp. 71° 5’45.87″N,  25°47’36.68″E, near Skårsvag, dem nördlichsten Fischerdorf der Welt.

Ein Netzteil für den FT-817

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LiPos sind zwar lustige Gesellen, aber wo es Strom hat, verzichtet man gerne auf ihre Gesellschaft. So war das auch in all den Hütten, die ich auf meiner Lappland-Reise bewohnte.

Geeignete Netzteile, sollte man meinen, seien heutzutage kein Problem mehr. Es gibt sie für dreimal nix aus dem Reich der Mitte. Dumm nur, dass viele davon auch dreimal nix taugen. Sie stören den Funkempfang. Sogar Yaesu macht bei seinem Schaltnetzteil, das bei den neuern FT-817 als Ladegerät mitgeliefert wird, auf dieses Problem aufmerksam. Abgesehen davon, taugt dieses Teil nicht zum Funken, genauso wenig wie sein Vorgänger, das noch einen Trafo intus hatte. Beide können nur ein halbes Ampère, doch der TX im 817er will mindestens anderthalb.

Was mich und meine 817er betrifft: wir haben das ideale Netzteil gefunden. Es hat sich bestens bewährt und ist störfrei. Es liefert 12V/2A und ich verrate euch hier sein Geheimnis:

Es stammt von einem Swisscom VDSL-Modem namens Centro Grande. Diese Modems wurden und werden von Swisscom zu Zehntausenden “verteilt”. Wer von ADSL auf VDSL “ge-upgradet” wird, erhält eins gratis.

So ist es denn kein Wunder, wenn man  dieses Teil immer wieder auf Ricardo findet. Zum Beispiel von Swisscom-Kunden, die auf einen Kabelbetreiber abwandern. Wenn man Glück hat, bekommt man die Dinger, inklusive Zubehör, für unter zwanzig Franken. Ein vernünftiger Preis für ein vernünftiges Netzgerät. Schade nur, dass man das Modem fortwerfen muss, wenn man nur das Nertzteil braucht :-)

Doch wieso ist dieses Teil besser als die unzähligen anderen?

Mit diesem Sommer-Rätsel möchte ich euch heute zurücklassen. Schaut das Bild oben gut an, ihr werdet es sicher herausfinden. Ein Tipp: Es liegt nicht an der zusätzlichen Drossel, die ich in die 12V-Leitung geschlauft habe.

73 de Anton

Der Nordvirus

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Das Nordkapp, Pilgerort aller Hurtigruten-Touristen und Wohnmobil-Fahrer. Wie auf dem Bild zu sehen ist, habe ich es auch wieder mal dorthin geschafft. Doch nicht das Nordkapp, sondern der Weg dorthin ist das eigentliche Ziel. Und so wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr schon wieder dieses Ziel ins Auge fassen können, muss ich doch den Goldgräber mal in seinem Claim besuchen ;-) Im hohen Norden – jenseits des Polarkreises – existiert ein spezieller Virus. Einmal davon befallen, wird man ihn nie wieder los, und man muss immer wieder in arktische Gefilde zurückkehren.

Und natürlich wird wiederum der Amateurfunk dabei sein.

QRP mit dem FT-817 hat sich ja bestens bewährt. Sowohl in CW, wie auch in SSB mit dem modifizierten Mikrofon (Ich habe darüber berichtet). Als nutzlos haben sich die Akkus erwiesen, denn auch in der kleinsten Holzhütte hatte es Strom. Ein kleines 12V 2A Netzteil genügte in jedem Fall.

Das wichtigste Teil beim QRP Betrieb ist die Antenne. QRP und Kompromisantennen vertragen sich nicht. Natürlich hört man immer wieder Anekdoten. “Ich habe Amerika gearbeitet mit 5W und einer Magloop”, oder “Australien mit 5W und meiner Balkon-Wundernatenne.” Doch schaut man sich die Antennenfarmen und das Equipment der jeweiligen Gegenstationen an, so wird einem rasch klar, wer hier die Hauptarbeit geleistet hat.

QRP wird erst dann interessant, wenn auch die Gegenstation mit QRP arbeitet und wenn auch “normale” DX-Stationen erreicht werden können, die “nur” eine Vertikalantenne oder einen Dipol betreiben.

Wer aus Angst vor den Nachbarn nur mit einem Lollipop arbeitet und aus der gleichen Angst die Sendeleistung auf 5W beschränkt, wird wohl mit Ach und Krach einige QSO’s fahren, doch ein Vergnügen ist das nicht. Solches Tun gleicht eher einer Strafaufgabe ;-)

Vom Nordkapp hatte ich auch eine SSB Verbindung mit Felix, HB9ABX, in Basel. Felix hat mir geschrieben, dass er jetzt seinen Megastängel, Roomcap genannt, gegen eine leichtere Version ersetzt habe. Hier gehts zu seiner Seite.

Obschon ich sogenannten Wunderantennen eher kritisch gegenüberstehe, muss ich sagen, dass ich immer wieder von Felix Signal überrascht bin. Auch seine “Fliegenklatsche” scheint sehr gut zu wirken.

Apropos Fliegen: ich empfehle, den Transceiver im Flugzeug im Handgepäck zu befördern. Inklusive “lebenswichtiger” Teile. Koffer gehen allzuoft verloren und es ergeben sich immer wieder interessante Gespräche mit der Security beim Checkin. Interessanterweise hatte die auch keine Einwände gegen meine beiden chinesischen Lipos, obwohl das wahre Bomben sind.

 

73 de Anton

Bild: Der zukünftige Goldgräber (links) und der Autor beim obligaten Fotoshooting. Schönes Wetter und keine Menschentrauben im Hintergrund sind dort übrigens ein Glücksfall :-)

 

 

 

 

 

Dampfradio

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Steampunk gewinnt immer mehr Anhänger auch im deutschsprachigen Raum. Doch was steckt hinter dieser eigenartigen Bezeichnung? Eine neue Musikrichtung, Halbstarke mit orangenfarbener Irokesenfrisur, eine spinnerte Marketingidee?

Nein, im Gegenteil! Steampunk  ist im Grunde sehr konservativ. Es ist nichts anderes als Retro-Futurismus. Was wäre, wenn die Welt sich so entwickelt hätte, wie man sich das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgestellt hat? In dieser Zeit fand die industrielle Revolution statt und im britischen Imperium nannte man es das viktorianische Zeitalter. Hardcore Steampunker kleiden sich wie damals und huldigen dieser Zeit. Verrückt?

Nicht unbedingt. Neben dem Wunsch, in der Freizeit aus unserem Hamsterrad-Leben in eine andere, bessere (?) Welt zu entfliehen und Abenteurer zu spielen, gibt es noch eine Vielzahl anderer Gründe für diesen Trend. Für viele beinhaltet Steampunk auch die Sehnsucht nach dem Einfachen, Langlebigen, Reparierbaren.

Auch viele Funkamateure träumen davon. Nicht nur die Anhänger von sogenannten Boatanchor Radios. Geräte ohne komplizierte Menus, die im Halbdunkel des Shacks magisch glühen, mit einem richtigen S-Meter. Funkgeräte, die noch dieses unwahrscheinliche Kribbeln vermitteln, wenn man mit ihnen in den Æther lauscht. Einen Æther, unbelastet vom tausendfachen Gurgeln elektronischen Schrotts.

Und vor dem Haus steht eine Antenne, auf die auch Marconi stolz gewesen wäre, eine Antenne die man nicht verstecken muss und die die Nachbarn bewundern.

Die Hersteller von Amateurfunkgeräten tragen diesem Trend Rechnung. So zum Beispiel beim neusten Flaggschiff von Kenwood, dem TS-990. Auf den Bildschirmen können analoge Skalen dargestellt werden (1), (2)! Und natürlich auch ein analoges S-Meter, wie bei den neusten Geräten von Icom und Yaesu. Back to the future ;-)

Steampunk ist ein gelebter Traum und hat, wie alle Träume, auch seine Literaturgattung hervorgebracht. Dies ist der Grund, wieso ich dieses Thema in Anton’s Funkperlen anschneide. Der erste Band meiner Steampunk Trilogie erscheint in diesen Tagen. Zuerst als EBook, hier mit einer Leseprobe. In einigen Tagen auch als Taschenbuch bei Amazon und Konsorten. Für die Funkamateure aus der Schweiz kann es zu einem Spezialpreis direkt bei mir bezogen werden. Anfragen bitte an hb9asb ät sensemail.ch

Ein Versand nach Deutschland ist leider aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

Ich wünsche euch viel Dampf!

73 de Anton

Standmobil

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Auch in den USA haben Funkamateure nicht immer ein Recht auf eine Antenne. Antennenverbote in neuen Siedlungen sind gang und gäbe. Nebst der bekannten Fahnenmastlösung wird nun im QST vom Juli eine weitere Lösung vorgestellt um trotzdem QRV zu sein:

Mobilantennen auf dem Balkon montiert, sind oft enttäuschend. Auf dem Auto jedoch funktionieren sie überraschend gut. Das Geheimnis liegt in der Karosserie des Wagens, die als Gegengewicht fungiert.

Wieso also nicht den Mobilstrahler auf dem Auto lassen? Vor dem Haus geparkt und mit einem Koax mit dem Shack verbunden, wird der Wagen zum persönlichen Radiohill, den keiner verbieten kann.

Auf 10 bis 20m ist der OM damit fast so gut unterwegs wie mit einer fixen Spargel im Garten, Auto sei Dank. Doch auf den langwelligeren Bändern haperts. Der Mobilstrahler ist zu kurz, die Verluste steigen rasant an. Und nicht jeder möchte einen Stängel auf dem Wagen, wie Felix, HB9ABX.

Trotzdem gibt es eine Möglichkeit, das heilige Blech auch auf 80m mit Erfolg zu nutzen. Dazu braucht es nicht einmal eine Mobilantenne. Die Lösung:

Man benutze das ganze Automobil als Antenne. Das Teil steht ja isoliert auf vier Gummis. Man braucht dazu nur die Seele des Koaxialkabels an die Karosserie anzuschliessen. Die Abschirmung lässt man tunlichst unangetastet. So funktioniert sie als Gegengewicht – Mantelwellen sei Dank. Die meisten superkurzen Wunderantennen benutzen übrigens diesen Trick. Kurz vor Shackeintritt kann man dann eine Mantelwellensperre montieren, damit das Mike nicht heiss wird und der TX nicht spinnt.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Die Resonanz des Autos ist natürlich Marken abhängig :-) und nur ein grosses Trum wird zufällig auf 80m resonieren. Doch das erledigt ein manueller Tuner im Shack problemlos, vielleicht sogar der im TX eingebaute.

Mein Subaru Outback strahlt auf jeden Fall problemlos und mit 100W sind Europa-Verbindungen kein Problem. Natürlich ist eine derart bodennahe “Antenne” ein Steilstrahler und daher für kurze Distanzen bis etwa 500km besser geeignet.

73 de Anton

Bild: Keine Antennenprobleme. Meine Hütte in Tankavaara.

 

Uhu – ist da noch jemand?

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Guten Morgen liebe Funkfreunde, ich bin wieder zurück und stelle mit Freude fest, dass mein Blog noch da ist. Nun muss ich erstmal den Kulturschock überwinden, der mich jedesmal überfällt, wenn ich aus der Weite des Nordens in die Enge der Schweiz zurückkehre. Würde es dort oben im Sommer weniger Mücken geben und im Winter heller sein, ich würde glatt umziehen.

Abgesehen von den Mücken haben wir dort oben das ersehnte Gold gefunden und somit das Ziel der Reise erreicht. Auch die Rentiere waren noch da, genauso wie das Nordkapp.

Wie immer hat es dann auch wieder mit den Funkverbindungen geklappt, diesmal mit dem FT-817 in QRP mit 5Watt und der fullsize GP mit zwei Radialen.

Apropos FT-817: Philipp, HB9EYW, hat mich auf eine interessante Version des FT-817 aufmerksam gemacht. Leider handelt es sich dabei nur um ein Einzelstück.

Meiner steckt nur in der Schutztasche. Hier in diesem Video könnt ihr die Qualität der Verbindungen mit HB9CCZ, HB9EXA, HB9DFQ und HB9CGQ sehen und hören. Der Kerl, der so unanständig ins Mike brüllt und am Satzende jeweils noch ein ein “he” anhängt, bin ich selbst :-(

Man sollte sich nicht nur öfter im Spiegel sehen, sondern auch selbst hören :-)

In CW gings natürlich noch besser. Doch darüber werde ich später  berichten.

73 de Anton

Bild: Shack in einer Hütte im Tankavaara Gold Village. Im Hintergrund ist zu sehen, was passiert, wenn keine Frau dabei ist und Männer einkaufen.

Ha det bra – Näkemiin

IMG_3617 Große E-Mail-Ansicht

Liebe Funkfreunde

Wenn ihr diese Zeile lest, bin ich bereits über alle Berge.

Notabene ohne Internet. Kein Blog, keine Emails und keine unnötigen News. Sollte die Welt derweil untergehen, werde ich das schon merken.

Doch den Amateurfunk habe ich selbstverständlich dabei. QRP mit dem FT-817. Wenn ihr mich abends um 14060kHz hört, so würde ich mich über einen Gruss freuen. Oder vielleicht gar auf 14317kHz in SSB?

Einen genauen Funkplan habe ich nicht. Der hängt davon ab, wie der Streifzug durch die unendlichen Wälder Lapplands verläuft.

Diesmal habe ich nämlich nicht meine YL, sondern die Polizei dabei. Und da kann allerhand passieren ;-)

Die Sache ist nämlich die: Mein Freund, ein hohes Tier bei der Polizei, möchte nach seiner Pensionierung einen Sommer lang als Goldsucher tätig werden. Nun erkunden wir zusammen die Möglichkeiten, diesen Jugendtraum zu erfüllen. Rekognoszieren heisst das in der Militärsprache.

Nicht, dass ihr mich jetzt als Militär- oder Polizeifan schubladisiert. Als alter 68er Hippie habe ich immer einen grossen Bogen um Uniformen gemacht. Genau wie UNUN’s lösen sie bei mir eine Allergie aus ;-)

Goldwaschen ist zwar nicht mein Ding, aber in der arktischen Natur gibt es gar viel zu beobachten und zu fotografieren. Dort oben bekommt auch keiner Kopfschmerzen, wenn er eine Antenne sieht :-)

Wie es uns ergangen ist, darüber werde ich euch Ende Juni berichten.

In der Zwischenzeit möchte ich euch bitten, mein Blog nicht auseinanderzunehmen und euch im Kommentarbereich nicht verbal die Köpfe einzuschlagen.

Wer im Spam-Verlies landet, ist selber schuld und Neukommentierende kann ich auch nicht freischalten.

Also nochmals, auch wenn’s euch in der heutigen Zeit seltsam vorkommen mag: mein altes Handy ist kein i-Dings, ich habe keine Email in den nächsten zwei Wochen.

73 de Anton

Bild: Begegnung mit einem “Wohnmobil” auf den Lofoten

IC-7200 oder TS-590?

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Beide Transceiver gehören zu den U-2000, das heisst, sie kosten weniger als 2000 Franken. Die zwei sind zwar vom Charakter her total verschieden, aber ich mag sie beide und möchte mich von keinem trennen.

Lange Zeit habe ich versucht, herauszufinden, wer den besseren Empfänger hat und immer wieder in allen möglichen Empfangssituationen zwischen den beiden umgeschaltet. Ich bin zu keinem eindeutigen Schluss gekommen. Weder in SSB noch in CW.

Oft sieht und hört man auf Youtube irreführende Vergleiche wegen unterschiedlichen Bedingungen. Verschiedene Filterbandbreiten werden verwendet und auch verschiedene Lautsprecher – meistens die eingebauten. Oft wird noch der Fehler gemacht, auf 80 und 40m den Vorverstärker einzuschalten.

Benutzt man einen externen Communications-Lautsprecher oder Kopfhörer, tönt das Gerät plötzlich ganz anders ;-)

Beide Geräte haben SDR-Empfänger und brauchen deshalb keine teuren Zusatzfilter. Der OM macht sich die Filter selbst, wie er lustig ist. Persönlich bevorzuge ich das Icom-System, bei dem pro Betriebsart drei verschiedene Filter definiert und dann abgerufen werden können. Natürlich kann man sie dann noch via Passbandtuning verändern. Im IC-7200 bleiben dabei die Grundeinstellungen erhalten, im TS-590, der nur über zwei Filterpositionen verfügt, werden diese jeweils verstellt. Das ist lästig.

Das Passband-Tuning mit dem grossen Doppelknopf ist beim ICOM genial und braucht keine zusätzliche Anzeige. Die Positionen der Knöpfe sagen alles.

Doch das ist längst nicht der einzige Unterschied auf der Bedienebene. Zusammengefasst kann gesagt werden: Der IC-7200 beschränkt sich auf das Notwendige, der TS-590 ist überladen. Wieso brauche ich z.B. neben einem Autonotch und einem manuellen Notch, noch zwei Beat Canceller auf NF-Ebene? Oder je zwei Sorten NR und NB mit individuell einstellbaren Pegeln. Lieber einen NB und eine NR, dafür solche, die gut funktionieren.

Gerade beim NR ist das so eine Sache. Im TS-590 sind bei beiden Positionen Artefakte zu hören. Nicht jeder mag den Star-Trek-Sound beim Funken.

Dafür ist die AGC im IC-7200 hypernervös und auf den langwelligeren KW-Bändern muss ich deshalb den NB immer eingeschaltet lassen, damit die kurzen QRN-Spitzen den Empfänger nicht dauernd an den Anschlag treiben.

In CW stört mich beim Woody, dass der Sidetone vom AF-Regler unabhängig ist. Dafür hat er eine praktische Einpfeif-Automatik, die die Frequenz auf Knopfdruck genau auf die Frequenz der Gegenstation zieht.

Der Empfänger des TS-590 ist sanfter. Dass er punkto Dynamik auf der berüchtigten Sherwoodliste besser abschneidet, ist aber im Normalbetrieb kaum relevant. Der ganze Hype um das neue alte Empfangsprinzip mit tiefer ZF ist meines Erachtens mehr ein Marketinggag. Genauso wie die Mode, ZF-Filter neuerdings Roofingfilter zu nennen. Eine sorgfältige Gewinnverteilung und niedriges Phasenrauschen der Oszillatoren scheint mir wichtiger. Und unter uns gesagt: Wenn die Nachbarstation reinsplattert liegt es meistens nicht am Empfänger, sondern am Sender.

Mit beiden Geräten kann man alles hören, was viel teurere Kisten auch hören.

Ausser FM natürlich, das kann nur der TS-590. Wer in FM auf 10 oder 6 funken möchte, muss zum Woody greifen. Auch wer einen eingebauten Antennentuner braucht. Ich funke nicht auf FM und arbeite vorzugsweise mit resonanten Antennen oder Automatik-Tunern an der Antenne. Deshalb sind mir diese Features wurscht. Diese und das aufwändigere Empfangsprinzip, sowie die grössere Anzeige, sind denn auch für den wesentlich höheren Preis des Woody verantwortlich.

Dafür ist der IC-7200 spritzwasserfest und mit den optionalen und leider sauteuren Griffen ausgerüstet, gut für den Outdoor-Einsatz gerüstet. Darum war er mir bisher im Urlaub immer ein treuer Begleiter. Der Woody wäre mir dafür zu schade. Eine falsche Bewegung und wutsch ist ein Knopf weg :-(

Was den Sender anbelangt, so brauchen beide ein bisschen Nachhilfe um in SSB zu brillieren. Modifiziert man jedoch bei IC-7200 das Mikrofon und stellt man beim TS-590 den TX-Equalizer etc. im Menü  richtig ein, so sind beide Geräte vergleichbar, klingen gut und verfügen über viel Talk Power.

Das Überschwingen der AGC beim Woody, das bei einigen PA’s die Schutzschaltung ansprechen lässt, wird mE überbewertet. Wenn man keine oder eine Röhren-PA verwendet, ist das irrelevant.

73 de Anton

LiPo: Billig ist zu teuer

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Gut, dass ich einen Akkutester gekauft habe. Sonst würde ich noch heute glauben, der Schönste, Teuerste und Schwerste sei der Beste.

Nachdem ich meine drei Test-Akkus trainiert hatte – wie beim Militär mit Laden, Entladen ;-) – habe ich sie nochmals durchgemessen. Das Training hat noch ein paar Milliampere-Stündchen gebracht. Doch beim grossen Lulatsch war die Mühe vergebens.

Er blieb bei seinen lächerlichen 1700mAh. Ein Viertel der versprochenen Leistung!

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Natürlich habe ich ihn aufgebohrt um die Geheimnisse seines Versagens zu ergründen. So wie es aussieht, handelt es sich um Chinese Recycling, oder auf Deutsch: aus Alt mach Neu.

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Ob das wirklich ein Li-Po ist und nicht ein Li-Ion, kann ich nicht sagen, genausowenig wie bei den zwei anderen. Doch das ist aber für meine Anwendung irrelevant.

Wie bereits bei seinem kleinen Bruder war der Aufbau abenteuerlich und brandheiss. Bricolage pur.

Der Kleinste und Leichteste bringt es immerhin auf 2500mAh, ein Drittel der versprochenen Leistung, und schlägt damit den Grössten.

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Doch der Gewinner ist der Blaue. Er schafft zwar nicht ganz die Hälfte der versprochenen 9800mAh, sondern bloss 4500mAh, aber er ist kleiner und leichter als der grosse Versager.

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Diese LiPo-Akkus sind keine Hochstromtypen, wie sie im Modellbau eingesetzt werden und gehen bei den 1.6A, die mein FT-817ND beim Senden zieht, schon merklich in die Knie.

Der Lader, den es dazu gibt, bringt nur 350mA und was die Schaltungen bewirken, die auf den Zellen hängen, ist mir schleierhaft. Ein Balancer ist nirgends zu entdecken. Daher ist es wohl besser, wenn man sie nicht auspresst wie eine Zitrone. Wie ein Versuch zeigte, bringt es auch kaum etwas, diese Dreizeller auf 10V anstatt auf 10.5V zu entladen.

Die Entladung im Test erfolgte übrigens mit konstant 500mA. Vermutlich  ist die Kapazität bei kleineren Entladeströmen etwas höher. Aber ich will ja nicht mein ganzes Leben lang Akkus testen :-)

Fazit: Für das mickrige Resultat sind alle drei zu teuer. Wirklich brauchbar für den Portabelbetrieb ist eigentlich nur der Blaue.

73 de Anton

QRO für QRP

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Der Reiz des QRP-Betriebs liegt vorallem darin, mit kleiner Leistung grosse Distanzen zu überbrücken.

Doch da existiert ein erstaunliches Phänomen. Kaum hat der OM sein QRP-Gerät, möchte er eine Endstufe dazu und QRO machen.  Die meisten haben zwar noch eine 100W Kiste im Stall. Doch nein, das QRP-Gerätchen soll  das auch können. Das ist zwar nicht logisch, aber menschlich. Menschlich ist auch die häufige Begründung: “Für alle Fälle.”

Das wissen auch die Hersteller. Kein Wunder, bringt Elecraft für den KX3 eine 100W Endstufe. Oft gehörte Begründung der KX3-Jünger: “Der KX3 ist auch ein Stationstransceiver.”

Auch TenTec hat für seine QRP-Transceiver ein solches Teil im Programm.

Aber ich will dieses Thema aus bekannten Gründen nicht weiter vertiefen. Stattdessen möchte ich die Öhmer, die aus QRP QRO machen wollen, auf einen interessanten Schaltungsvorschlag aufmerksam machen. Die Anleitung ist zwar auf Französisch, doch die “Schema-Sprache” ist ja universell.

Hier geht’s zur Mai-Ausgabe der belgischen QSP-Revue mit einer PA für den FT-817 etc. Dabei werden vier Low Cost Transistoren IRF510 eingesetzt, die man in der Bucht bündelweise für eine Handvoll Dollar haben kann. Ein interessantes Projekt für ein verregnetes Wochenende.

73 de Anton

Bild: Eine Vorschau auf nächste Woche ;-)

Das Wort zum Sonntag

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Gestern habe ich endlich den Batterietester aus dem Reich der Mitte erhalten. Das Teil funktioniert, man kann damit Batterien mit konstantem Strom bis zu einer definierbaren Spannungsgrenze entladen und anschließend die Kapazität ablesen.

Das einzige Problem ist die Bedienungsanleitung: sie ist sehr chinesisch. Nachdem ich durch Probieren und Raten das Teil einigermassen durchschaute, habe ich meinen Blauen mit 500mA entladen. 9800mAh soll er angeblich liefern, steht auf der skurrilen Wickelpackung zwischen chinesischen Zeichen. Erhofft hatte ich mir die Hälfte, bekommen habe ich einen Drittel. Bei 3500mAh 4500mAh war fertig lustig. Ich werde den Versuch nochmals mit 300mA Entladestrom wiederholen, doch mein Erwartungshorizont ist niedrig.

Siehe neuer Test vom 6. Juli!

Beim Mobilbetrieb kann man glücklicherweise auf eine kräftigere Energiequelle zugreifen. Dort ist eher die Antenne das schwächste Glied der Kette. Alexander, DL4NO, ist ein ausgesprochener Mobilspezialist und er hat mich auf den Teil seiner Webpräsenz aufmerksam gemacht, der sich diesem Aspekt unseres Hobbys widmet. Das geballte Wissen und die Erfahrung, die man dort findet, kann ich wärmstens empfehlen. Erstaunt hat mich besonders seine Erfahrung mit Magnetfüssen. Ein Loch in das heilige Blech zu bohren, ist bekanntlich nicht jedermanns Sache. Zumal die Dicke des Blechs in umkehrtem Verhältnis zum Alter der Karre steht. Auch die Toleranzschwellen der YL’s sind recht unterschiedlich.

Während der Fahrt in ein Mikrofon sprechen, dürfen in einigen Ländern nur Polizisten. Dem kann man mit einer hirnbasierten, digitale Betriebsart ein Schnippchen schlagen. Leider kann ich PSK31 nicht im Kopf decodieren und auch beim Geben haperts. Doch dafür gibt es ja CW. Während der Fahrt zu klopfen, ist unauffällig und vermutlich noch in keinem Strassenverkehrsgesetz vorgesehen. Fährt man Automat, geht das ganz flott. Zum Beispiel mit dem neuen kleinen Palm Paddle.

Allerdings ist mir schleierhaft, wieso die Entwickler von Palm das bewährte Teil noch weiter miniaturisiert haben. Schon das bisherige Palm Paddle ist ja winzig klein und leicht und kaum ein Transportproblem. Das Ding nochmals kleiner zu bauen, mag zwar für den Konstrukteur reizvoll gewesen sein, doch worin besteht der Vorteil für den Benutzer?

73 de Anton

Wichtige Mitteilung

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Liebe Funkfreunde

Markus, HB9EMS, hat mich gerade auf einen Fehler in den Blogeinstellungen aufmerksam gemacht. Herzlichen Dank, Markus! Bisher konnte nur jemand kommentieren, der sich entweder bei WordPress, Fratzenbuch oder Zwitscher einloggte. War jemand bei keinem dieser Vereine dabei, blieb er aussen vor. Das habe ich nun geändert. Was aber bleibt: Der erste Kommentar eines Newcomers muss von mir freigeschaltet werden.

Immer wieder bekomme ich Emails von Lesern, die sich über mich oder andere beschweren. Ich soll doch dies und jenes machen, ändern oder unterlassen, diesen und jenen aus den Kommentaren rausschmeissen oder sperrern oder was weiss ich.

Dazu möchte ich folgendermassen Stellung nehmen: Ihr könnt mir alle den Buckel runter rutschen. Mein Blog ist keine Pflichtlektüre. Und vorallem ist es mein Blog.

Ich wünsche euch, meinen treuen Lesern, einen wunderbaren Sonntag :-)

73 de Anton

 

Reverse Beacon Network

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Funkbaken hören ist eine tolle Sache. Doch wenn man den Spiess umdreht, wird es noch spannender. Es gibt doch für den OM nichts schöneres, als sich selbst zu hören, bzw. zu sehen: “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der stärkste OM im ganzen Land ;-)

Mit den vielen Web-SDR Empfängern geht das Spiegeln recht gut. Doch das Reverse Beacon Network geht noch einen Schritt weiter.

Verteilt auf dem Globus sitzen Roboter-Stationen, die mit einem Affenzahn die Bänder abgrasen – skimmen, heisst das im Fachjargon. Jede Station, die CQ ruft, wird sofort erfasst und im Internet aufgelistet. Orwell ist überall. Keiner entgeht der Überwachung. Da war der berüchtigte Gilb eine Lachnummer gegen den heutigen Computerpower.

Allerdings haperts auch heute noch mit der Stimmerkennung und so funzt das Ganze nur in CW und Digital. Wer ins Mikrofon plappert, bleibt weiterhin unterhalb des Radars.

Hier gehts zum Reverse Beacon Network.

Doch nur zuschauen, wer alles auf 20m gerade CQ ruft, ist auf die Dauer langweilig. Darum kann diese Matrix mehr, viel mehr:

Gibt man ein bestimmtes Rufzeichen ein, so werden alle CQ-Rufe aufgelistet, die unter diesem Rufzeichen in der letzten Zeit getätigt wurden. Mit Zeit, Frequenz und – sehr interessant! – dem SNR des Signals.

Und damit kommen wir wieder zum Spieglein an der Wand: nehmen wir an, OM Dummytalk möchte seine neue Wunderantenne mit dem Beam von OM Balunistra vergleichen, der im gleichen Ort wohnt. Nichts leichter als das: Beide setzen gleichzeitig einen CQ-Ruf ab. OM Dummytalk auf 14033 und OM Balunistra auf 14034. Mit etwas Glück werden beide von den gleichen Robotstationen geskimmt und finden sich in der Matrix wieder, bzw. im Reverse Beacon Network. Nun können sie aufs dB genau sagen, welche Antenne die Nase vorne hat und ob die Wunderantenne wirklich ein Wunder ist.

73 de Anton

PS. Aber nicht vergessen: die Funklage hat oft einen grösseren Einfluss als die Antenne! :-)

KX3 reloaded

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Nun ist es schon eine Weile her, dass ich meinen KX3 verkauft und dafür zwei FT-817 erstanden habe. Meine Kritik am KX3 ist einigen OM sauer aufgestossen und ich habe zu diesem Thema eine ganze Reihe Emails erhalten.

Aus diesem Anlass möchte ich – aus einer gewissen Distanz – nochmals zurückblicken und die Gründe zusammenfassen, die mich damals bewogen haben, den KX3 von Elecraft gegen Yaesu-Geräte zu tauschen. Notabene gegen Geräte, deren Entwicklung bereits mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt und die noch klassische Schaltungen, ohne DSP, verwenden.

Als ich vergangenen Sommer meinen KX3 zusammenbaute, war ich von dem Gerät begeistert. Das grosse Display und der CW-Empfang in Quasi-Stereo hatten es mir angetan. Der Antennentuner konnte, wie bereits beim K2, praktisch alles anpassen, was irgendwie nach einer Antenne aussah. Das Gerät hatte eine ausgezeichnete Modulation und bot einen Strauss von innovativen Möglichkeiten. 200mA bei Empfang und ein sehr effizienter Sender prädestinierten den KX3 als Portabelstation und ich freute mich darauf, ihn auf meinen Reisen einzusetzen. Den relativ hohen Preis habe ich ohne Murren in Kauf genommen, zumal schon bald ein 2m Modul folgen sollte und die häufigen und problemlosen Updates eine rasche Beseitigung von Schwächen versprachen.

So sah ich denn auch in einer ersten Zeit über die Probleme hinweg, die nach und nach auftauchten und nahm auch die konstruktiven Mängel in Kauf: Das Blechgehäuse mit seinen Rändelschrauben und den damit verbundenen Gerätefüssen. Auch über den scheppernden Lautsprecher sah ich hinweg, obwohl mein PC mit einem kleineren Lautsprecher wesentlich besser klang.

Bald tauchten die ersten AM-Durchschläge auf, wenn ich das Gerät an grossen Antennen und mit Vorverstärker betrieb. Ok, dachte ich, es ist ja ein DC-Empfänger und da muss man das in Kauf nehmen. Und schliesslich ist es ein Portabelgerät. Allerdings wunderte ich mich, dass sämtliche Testbericht dieses Problem ignorierten und Sherwood das Gerät an die Spitze setzte – auf Grund eines einzigen Kriteriums! Kam ich in Foren auf den AM-Durchschlag zu sprechen, reagierten viele OM dünnhäutig, redeten das Problem klein oder ignorierten es einfach.

Der Durchschlag von starken BC-Stationen erinnerte mich zwar an meinen ersten Detektorempfänger, war aber für mich kein Killer-Kriterium. Damit konnte ich leben. Das nächste Problem, das auftauchte, war weitaus schlimmer. Ich bin von elektrischen Weidezäunen umzingelt und muss bei allen Empfängern bis ins 2m Band den NB dauernd eingeschaltet lassen. Das tat ich auch beim KX3 und das Knacken verschwand. Doch zu welchem Preis! Die Signale waren verzerrt, das Hören kein Vergnügen mehr, insbesondere auf den tieferen Bändern bei hohem Störpegel. Als ich dann begriff, dass das 2m-Modul nicht so schnell kommen würde, und die Updates zwar neue Features brachten, aber kaum Abhilfe bei den wirklich wichtigen Schwächen, verging mir die Freude. Das Gerät hielt in meinen Augen nicht, was das geschickte Marketing versprach.

Natürlich wäre der KX3 auch ein guter Urlaubsbegleiter geworden. Aber er machte mir keine Freude mehr. Die Begeisterung war weg – verpufft. Was blieb, war ein hübsches Display.

Was mich noch heute seltsam berührt an dieser Geschichte, sind die heftigen Angriffe von Elecraft-Anhängern, die ich so bei japanischen Marken nie erlebt habe. Elecraft-Besitzer fühlten sich persönlich gekränkt, wenn man „ihr“ Gerät kritisierte. Woher kommt diese Emotionalität? Ich denke, es liegt nicht am Produkt. Exzellentes Marketing weckt Emotionen. Die beiden Chefs von Elecraft machen in dieser Hinsicht einen ausgezeichneten Job.

Aber wer zuviel verspricht, der weckt ebenfalls Emotionen.

Nun benutze ich meine beiden FT-817, sie sind Weltempfänger und QRP-Transceiver zugleich. Veraltet zwar, mit einem hirnrissigen Menu, aber mit 2m und 70cm und einem robusten Gehäuse und einem recht passablen Empfänger, der auf meinen Portabeleinsätzen genau gleich viel hört wie der KX3 – Sherwood-Liste hin oder her. Zwei für eins ist kein schlechter Tausch. Wenn der Yen noch weiter taucht, sollte man bald 3 für 1 kriegen. Und 300 statt 200mA sind bei den heutigen LiPo’s auch kein Drama mehr.

73 de Anton

VOACAP

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Bevor ich zum Thema komme, aus aktuellem Anlass nochmals zu den Spielregeln für Kommentare: Wenn jemand zum ersten Mal kommentiert, muss ich ihn freischalten. Ohne Rufzeichen oder sonstige Anhaltspunkte frage ich zurück, wer sich dahinter verbirgt. Damit ich fragen kann, brauche ich natürlich eine gültige Email. Wenn mir jemand bereits eine Fake-Adresse angibt, wird daraus nichts. Frühere Kommentare mit einer ungültigen Email habe ich auf Null gesetzt – eine Neuanmeldung ist also notwendig.

Und nun zum Thema: Wenn man aus seinem Urlaubs-QTH in heimatliche Gefilde funken will, lohnt es sich, vorher bei VOACAP online vorbeizuschauen. So findet man schnell heraus, auf welchen Bändern die grössten Chancen bestehen. Hier kann eine Ausbreitungsprognose für eine Punkt zuPunkt Verbindung erstellt werden. Und hier eine Prognose für die erreichbaren Gebiete von einem bestimmten QTH aus. Nebst dem Monat, der Tageszeit und der Frequenz, lassen sich auch die Sendeleistung/Art und der Antennentyp eingeben.

73 de Anton

Bild: In der Bucht gefunden. Danke Pascal.

Eine Antenne für arktische Gefilde

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Nächstens werde ich wieder oberhalb des Polarkreises unterwegs sein. Neben der Outdoor-Ausrüstung hat nur wenig Funkmaterial Platz. Ein FT-817 mit LiPo-Akku und eine einfache Antenne. Die Bäume, sofern vorhanden, sind nur klein  und eignen sich nicht so gut als Antennenträger. Daher kommt ein 10m Mini-Mast von DX-Wire mit. Dazu 10m Aircell7, etwas Draht, Schnur und Isolierband. Der Mini kostet übrigens in DL 55 Euronen, in der CH jedoch 115 Franken. Kommentar überflüssig.

QRP und schlechte Antennen vertragen sich nicht gut. Wenn bei 100W mal nur 20 in den  Æther gelangen, ist das kein Drama. Für DX reicht das eh, vor allem in CW. Doch bei 5W Sendeleistung nur 1W in die Luft zu bringen, ist bitter. Bei schwachen Signalen zählt jedes Watt.

UNUN’s und andere Spässe scheiden da von vorne herein aus. Ein Tuner ist nur zusätzlicher Ballast. Also muss die Antenne resonant sein.

Ich habe mich für einen Klassiker entschieden: eine  λ/4 GP mit Radialen. Sie ist unkritisch und leicht aufzubauen. Ich verwende dabei nur 2 Radiale. Auch wenn es in gewichtigen Antennenbüchern anders dargestellt wird: Der Unterschied zwischen einer GP mit 2 oder 3 Radialen ist irrelevant. Der Dritte ist bloss für die Schönheit. Die Rundstrahlung mit nur zwei Radialen ist nahezu perfekt, wie das Bild oben zeigt. Auch in der Elevation ergibt sich keine signifikante Änderung.

Benutzt man nur einen einzigen Radial wird eine leichte Richtwirkung in Richtung des einzigen Radials erzielt, wie das nächste Bild zeigt. Aber auch hier ergeben sich punkto Elevation oder Impedanz keine wesentlichen Unterschiede.

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Die beiden Radiale werden zirka 45° nach unten gespannt und enden etwa 1m über Boden. Eine flachere Abspannung ergibt eine niedrige Impedanz als 50 Ohm und damit ein etwas höheres SWR.

Wichtig ist, dass die Antenne daheim im Garten ausprobiert und abgeglichen wird. Der Fiberglasmast beeinflusst die Permittivität des Strahlers mit dem aufgeklebten Draht. In meinem Fall war der Verkürzungsfaktor 0.93. Das heisst: anstelle von 5.3m ist er nur 4.9m lang. Ein willkommener Effekt. Ich lasse deshalb das oberste Segment des 10m Mini zuhause. Auch die Radiale müssen etwas kürzer bemessen werden wegen der Bodennähe (in meinem Fall 5.1m). Je nach Terrain wird dann das SWR zwar noch schwanken aber es bleibt in der Regel unter 1:1.5. Der FT-817 ist recht SWR tolerant und meckert auch bei 1:2 nicht.

Vielleicht hören wir uns diesen Sommer auf 14.060 +/-?

73 de OH/HB9ASB es LA/HB9ASB

Requiem für einen Schrotthaufen

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Der Schrott ist weg. Der Mann beim Recycling hat keine Miene verzogen, als ich ihm sagte, das sei Haushaltelektronik und folge dessen – wegen der vorgezogenen Entsorgungsgebühr – kostenfrei.

Ein paar wenige Dinge habe ich noch retten und verkaufen können und einige Hoffnungsträger habe ich behalten.

Diesen Schrotthaufen – zum Preis eines FT-817 – müssen schon Heerscharen von  Funkamateuren durchwühlt haben, bevor ich ihn in einem Anfall von geistiger Umnachtung kaufte.

Darum ist aus den Hoffnungsträgern auch nichts geworden. Einer davon war das Sommerkamp Netzteil oben im Bild. Ich hatte mich schon gewundert, wieso das im Schrotthaufen lag. Jeder Steckdosenamateur hätte es herausgepflückt.

Natürlich war es mausetot. Die Ursache für den Exitus war rasch gefunden: Versagen der inneren Organe. Wenn man das folgende Bild genau betrachtet, wird das rasch klar:

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Die Transistoren des Oszillators sind hops gegangen. Nicht zum ersten Mal, denn sie wurden, den Lötstellen nach zu schließen,  bereits einmal ersetzt. Die eigentliche Ursache liegt also anderswo.

An dieser Stelle habe ich aber die Untersuchung abgeschlossen und die Leiche entsorgt. Übrigens ist auch das andere Netzteil, das ich im Schrotthaufen gefunden habe, in die ewigen Jagdgründe verreist. Das prähistorische Dr.K.Witmer – Gerät, das ich in diesem Blog bereits einmal abgebildet habe und das meine Blei-Akkus hätte betreuen sollen:

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Vermutlich Elko-Exitus und saure Trimmer. Doch ohne Schema befindet man sich im Blindflug und so wird mich auch dieses Teil nächstens in Richtung Recycling verlassen: typische Haushaltelektronik ;-)

Die, die diesen Schrotthaufen vor mir untersucht haben, haben dies offenbar sehr gründlich getan und alles getestet und genau angeschaut. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen, denn sie wussten ja nicht, dass nach ihnen noch ein Trottel daher kommt und den Mist kauft.

Der Verkäufer hingegen ist ein Schlitzohr. Kaum anzunehmen, dass er das nicht gewusst hat. Aber auch ihm möchte ich keinen Vorwurf machen. Der wirklich Schuldige in diesem Drama bin ich. Denn ich sollte inzwischen wissen, dass gut die Hälfte der im Internet angebotenen Occasionen eine Macke hat.

Zum Schluss will ich euch noch ein kleines Geheimnis verraten: Meine Ricardo-Bewertung beträgt immer noch 100%. Hätte ich nicht jedesmal gute Miene zum bösen Spiel gemacht und die gekauften Geräte nicht still und leise repariert, sondern reklamiert und die Verkäufer schlecht bewertet, wäre ich – als Retourkutsche – ebenfalls schlecht bewertet worden.

Aber ich werde dieses Spiel in Zukunft nicht mehr mitspielen. Ich kaufe auf Ricardo oder Ebay keine gebrauchten Funkgeräte mehr. Die Preise sind eh viel zu hoch.

73 de Anton

HAMNEWS ist wieder aktiv!

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Dennis Webseite HAMNEWS.CH ist nach einer längeren Pause wieder aktiv, wie ich per Zufall bemerkt habe. Hoffentlich ist das keine Eintagesfliege.

Im Gegensatz zu der Seite AMATEURFUNK.CH, die mit gemischten Nachrichten auftritt, setzt Hamnews auf die Kommunikation mit den Lesern.

Ein weiteres deutschsprachiges Funkportal, das seit Anfang Jahr aktiv ist, ist WWW.FUNKAMATEURE.NET

Neu habe ich in die Blogroll (siehe Links in der Spalte rechts) auch die Blogs von LA3ZA und PD0AC aufgenommen.

Beide sind “radioaktive” Blogger, genauso wie I0GEJ mit seinem RadioCronache, der übrigens auch einen interessanten Kommentar zu Dayton 2013 geschrieben hat.

Auch K9ZW hat über Dayton geschrieben. Jeff, KE9V berichtet darin über seinen Besuch als Mixed Experience :-)

73 de Anton

Bild: Braucht jemand ein paar Hohlleiter (WR90)?

Dayton 2013

Die Hamvention 2013 in Dayton, Ohio, ist vorüber. Ausser im BMI der Besucher unterscheidet sie sich kaum wesentlich von Friedrichshafen. Doch was gab es Interessantes zu sehen?

Interessant ist natürlich auch, was es nicht zu sehen gab: Zum Beispiel keinen Nachfolger für den Ft-817 und kein 2m Modul für den KX3 ;-)

Trotzdem kamen die QRPeter auf ihre Rechnung. TenTec zeigte nämlich den Rebel. Das Gerät zeichnet sich in zwei Punkten besonders aus:

1. Es hat keine Frequenzanzeige und der OM befindet sich daher im Blindflug. So spannend war QRP noch nie seit den ersten Detektorempfängern.

2. Elecraft hat die Entwicklung zu den Kunden verlagert. TenTec setzt mit dem Rebel noch eins drauf und verlagert die Firmware-Entwicklung zu den Kunden. Nie mehr auf einen Update des Herstellers warten, heisst das Verkaufsargument.

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Hier mehr zu diesem Wundergerät.

Natürlich gabs zu diesem Wunder auch allerlei Wunderantennen zu sehen. Der Glaube an die Mysterien des Æthers ist ja ungebrochen. UNUNS haben Hochkonjunktur und werden auch gerne in Kombination mit automatischen Tunern verwendet, wie ich gehört habe. Das Ganze gewürzt mit etwas Koax dazwischen.

Damit man den Wellensalat auch messen kann, bringt MFJ (die mit der Top-Qualitätskontrolle) einen neuen Antennen-Analyzer, den MFJ-255:

MFJ-225

 

Das Teil geht von 1 bis 180 MHz und verfehlt damit leider das neue Mittelwellenband. Gerade dort wäre ein Analyzer sehr nützlich. Auf KW kennt man ja inzwischen seine Pappenheimer.

Aber wir waren ja bei den Wunderantennen. Die gibt es jetzt auch für 2m und 70cm, und zwar als neckische Haifischflosse. So sieht niemand mehr, dass wir Hamradio im Wagen haben. Stealth-Betrieb auch auf der Autobahn. Leider konnte ich noch kein Bild dieser Antenne finden, die es von Comet in schwarz oder weiss geben soll.

Für SDR-Fans wurde der Zeus-1 von SSB-Electronic gezeigt. Er macht 15W von 10 bis 160m. Hoffentlich wird bei diesem Namen das QRN nicht allzustark. Das Teil kostet übrigens 1399 Euronen und zählt damit auch zu den U-2000 Transceivern. Den Computer dazu hab ich jetzt nicht gerechnet, der steht ja sowieo herum und langweilt sich.

Natürlich war auch der IC-7100 zu sehen, das Pult mit dem Touchscreen. Aber ich hatte schon in der Schule eine Aversion gegen Pulte und seit ich Computer benutze, hasse ich Fettflecken auf dem Schirm. Hier die Spezifikationen zu dem Gerät. Und hier die Seite von Adam Farson zum IC-7100. Adam, VA7AJ/AB4OJ ist der ICOM “Guru” schlechthin.

IC-7100

 

Thats all folks. Im Westen also nicht viel Neues.

73 de Anton

 

 

HB9BRJ über Akkus

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Soeben habe ich einen interessanten Kommentar zum Thema Akkus erhalten, den ich euch nicht vorenthalten möchte. In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen, dass es in diesem Blog nicht mehr möglich ist, Kommentare zu Artikeln abzugeben, die älter als 14 Tage sind. Auch werden Kommentare mit mehr als 2 Links von der KI als SPAM betrachtet und in die Warteschlange geschoben. Wer zum ersten Mal kommentiert, dessen Kommentar muss von mir zuerst genehmigt werden. Ein Rufzeichen ist dazu nicht unbedingt notwendig. Aber ich möchte eine gültige Email und wissen, wer dahinter steckt. Und nun zum Kommentar von Markus, HB9BRJ:

Hallo Anton

Trotzdem ich mich in diversen Regionen des Internets recht gut auskenne, schaffte ich es nicht, in deinem Blog einen Kommentar zu verfassen. Ich will ja nicht gleich bei WordPress einen eigenen Blog eröffnen! Darum erlaube ich mir, dir meine Rückmeldung in Form einer profanen Mail zukommen zu lassen.

Mit Akkus befasse ich mich schon viele Jahre. Begonnen hat alles mit Pb und NiCd, dann kamen die NiMH und heute sind wir mit LiPo usw. schon recht nahe bei der idealen Spannungsquelle.

In der Regel sind die Fahrer/Piloten von Modell-Autos/Flugzeugen den Funkamateuren weit überlegen, was das Wissen über Akkus betrifft. Dies aus gutem Grund, denn sie gehen viel näher an die Grenzwerte eines Akkus heran als wir beim portablen QRP-Betrieb.

Ein Kapazitätsmessgerät ist sozusagen Level 1. Meines ist kombiniert mit einem Ladegerät und konnte bisher alles laden und messen, was den Weg in meinen Shack fand: “iCharger 1010Bplus” von www.hobbyking.com

 

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Eine Kapazitätsmessung ist nur dann aussagekräftig, wenn sie beim tatsächlichen Entladestrom der Anwendung durchgeführt wird. Kürzlich erwarb ich bei Ricardo eine “5600mAh Power Bank” mit USB-Ausgang (5V, 1A max). Bei Belastung mit 1A sackte die Spannung so weit ab, dass die USB-Spezifikation (min. 4.75V) gar nicht mehr eingehalten war. Ein Smartphone liess sich damit also gar nicht laden. Als ich den Verkäufer zur Rede stellte, bekam er ein schlechtes Gewissen und sandte mir kostenlos ein anderes Modell. Bei den USB Power Banks stehen am Ende noch etwa 50% der Kapazität des internen Akkus zur Verfügung, denn auch der eingebaute DC-DC Wandler arbeitet nicht umsonst. Natürlich prahlt der Verkäufer mit der internen Kapazität, auch sie wahrscheinlich ziemlich übertrieben.

Level 2 ist ein Messgerät für den Innenwiderstand. Vor Jahren stiess ich per Zufall darauf. Meines Wissens ist es das einzige im Hobby/Amateur Bereich: “RIM 1000″ von www.elv.ch

 

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Ri wird direkt in Milliohm angezeigt. Dies ist der einzige Parameter, der in kurzer Zeit (10-20s) gemessen werden kann und doch eine gute Aussage über den Zustand eines Akkus erlaubt.

Mit meinem 2.4Ah 4S LiPo (er hat die Grösse eines Mars-Riegels) mache ich fast 10 SOTA Aktivierungen (CW, 5W out), bis ich ihn nachladen muss.

Jetzt wünsche ich dir viel Erfolg beim Ausmessen deiner 3 Akkus und bin gespannt auf die Ergebnisse!

vy 73, Markus HB9BRJ

CT-599 vs Porta Paddle 2

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Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Wiederum habe ich zwei Tasten in die Finger bekommen um sie zu testen. Eine aus dem Osten, die andere aus dem Westen. Die Taste von Yuri UR5CDX mit der BezeichnungCT599 und den Bausatz Porta Paddle 2 von American Morse Equipment.

Ich bevorzuge zwar Single Lever Paddles, da ich mit der Squeeze-Technik auf Kriegsfuss stehe, aber kam trotzdem mit beiden Paddles gut zurecht. Ich finde, die Tasten von Yuri werden immer besser, was sich auch in den Reviews auf Eham widerspiegelt. Meines Erachtens durchaus eine Alternative zu den wesentlich teureren Begali. Obschon das Verarbeitungsniveau noch nicht den Level des Italieners erreicht hat. Die CT-599 spielte präzise, auch wenn es meine bescheidenen Künste nicht zuliessen, sie über Tempo 35WpM zu testen. Die Mechanik ist klassisch und weist keine Besonderheiten auf.

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Ganz besonders hat es mir aber das Porta Paddle 2 von Doug Hauff angetan. Bisher lag mir noch kein Paddle so gut in der Hand wie seines. Ich war begeistert. Als ich jedoch die Mechanik genauer anschaute, beschlichen mich erste Zweifel. Es waren nicht nur die fehlenden Feingewinde. Die Taste besitzt keine richtigen Kontakte. Eine Stahlschraube touchiert ein Messingstück. Edelstahl auf Messing – ob das auf die Dauer gut geht?

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Und so kam es, wie es kommen musste. Bei leichteren Kontaktdrücken tauchte plötzlich der eine oder andere Fehler auf. Ich probierte es immer wieder und manchmal ging das Spiel eine Weile gut. Doch dann kam unversehens wieder ein Kontaktfehler daher. Das ist sehr schade und es ist mir unerklärlich, wie dieses Produkt auf Eham eine so gute Wertung erhalten konnte.

Andererseits ist es eben ein typisches USA Produkt und reiht sich nahtlos bei MFJ, Elecraft und Tentec ein. Clevere und innovative Produkte in miserablen Konstruktionen (mit chinesischen Komponenten). Mechanisches Know How auf Drittwelt-Niveau. Man wundert sich, wie die auf den Mond geflogen sind.

Eine Folge der Deindustrialisierung, wie sie auch in England zu finden ist. Hochtechnologie in der Rüstung, eine aufgeblähte sogenannte „Finanzindustrie“, welche keine echten Werte schafft und Software, sind alles was verblieben ist. Der Rest kommt aus Fernost. Die ganze Misere wird begleitet von einem Zerfall der Infrastruktur. Ein Schicksal auf das auch Deutschland zusteuert, von anderen westlichen Ländern gar nicht zureden.

Mit Wehmut blättere ich manchmal in alten QST oder 73 Magazinen und sehe mir die Inserate aus früheren Zeiten an.

73 de Anton

Mit bestem Dank an Pascal, HB9EXA, der mir die Tasten zur Verfügung gestellt hat.

Die U-2000 Transceiver

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Ein guter KW-Transceiver sollte meines Erachtens nicht mehr als 2000 Franken kosten. In der Tat gibt es eine ganze Reihe sehr guter Geräte, die unterhalb dieser Grenze liegen. Mit einem U-2000 kann ich alles arbeiten, was ich mit einem Gerät für 4000 Franken auch kann. Bei den teureren Geräten habe ich bloss mehr Knöpfe zum Spielen und vielleicht eine schönere Anzeige. Aber ich kann nicht doppelt soviel funken :-) und auch nicht doppelt so gut hören. Die heutigen Technik ist so gut, dass auch ein günstiger Transceiver alles kann, was der Funkamateur in der Regel braucht.

 

Drei Dinge jedoch kann auch das teuereste Gerät nicht und sie sind von entscheidender Bedeutung:

1. Einen guten Operateur ersetzen. Ich staune immer wieder, wieviel ein erfahrener Operateur aus einem Gerät herausholen kann. Und ich wundere mich manchmal, wenn ich einem “Experten” an seinem Megatransceiver zuhöre.

2. Eine gute Antenne ersetzen. Auch ein Transceiver mit dem Preis eines Kleinwagens ersetzt keine Antenne. Ein teurer Transceiver an einer Balkonantenne ist ein Witz. Doch viele OM glauben daran, wie sie auch an Wunderantennen glauben: Je teurer, desto mehr DX.

3. Eine gute Funklage simulieren. Ich kenne einen OM mit einem älteren Mittelklassetransceiver und einer FD4, der mehr DX schafft, als manch einer mit Megatransceiver und Beam. Dabei hat er nicht einmal eine Endstufe. Sein Geheimnis: Toplage auf einem Hügel und natürlich gutes Operating.

Meine persönlichen Favoriten unter den U-2000 Transceivern sind der TS-590 und der IC-7200. Aber ich denke, dass auch ein FT-950 und ein TS-480 eine gute Wahl sind. Vielleicht stösst bald ein Neuer zu dieser Geräteklasse: der FT-1200:

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Hier gehts zur kompletten Broschüre.

Ich habe mir für die Zukunft vorgenommen, keinen Transceiver zu kaufen, der mehr als 2000 Franken kostet. Alles was darüber ist, halte ich Verschwendung. Jetzt, wo der Yen an Wert verloren hat, sowieso. Eigentlich müssten die japanischen Transceiver 25% billiger werden.

73 de Anton

 

Yaesu FTDX-1200

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Yaesu hängt alle ab. Während ICOM zu Apothekerpreisen verkauft und glaubt, mit einem Pultgehäuse Erfolg zu haben, und Kenwood mit dem TS-990 eine Monsterkiste auf den Markt bringt, geht bei Yaesu Schlag auf Schlag die Post ab. Kaum ist der FTDX3000 auf dem Markt, bekommt er schon einen kleineren Bruder: den FTDX1200.

Ein DSP-Gerät mit 100W von 160-6m und einem Empfänger ab 30 kHz. Mit Roofing-Filtern 3/6/15 kHz, eingebautem Antennentuner und Spectrumscope.

Wie bereits beim FTDX3000 ist das Design ansprechend. Die Kiste gefällt mir.

Wenn das so weiter geht, ist als nächstes die 817/857/897er Linie dran. Diese Geräte stammen noch aus der Quarzfiltergeneration und es ist zu erwarten, dass auch hier bald eine neue DSP-Generation aufgestellt wird. Hoffentlich im gleichen Stil.

73 de Anton

Ein Li-Ion Akku für den FT-817

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Auch nach einem Jahrzehnt hat der FT-817 von Yaesu noch keine Konkurrenz. Er kann von MW bis 70cm alles, auch FM-Rundfunk und Flugfunkempfang und ist robust aufgebaut. Zwar liegt er in der monotheistischen Sherwood-Liste weit hinten. Doch der Empfänger ist für den Normalgebrauch recht gut und er verdaut erstaunlicherweise auch in den Abendstunden das 40m Band einer mittleren Amateurfunkantenne.

Nur der Stromverbrauch ist etwas hoch und der interne Akku ist für Sendebetrieb bloss ein Notbehelf.

Doch heutzutage gibt es für dieses Problem Lithium Ionen Akkus in allen Ausführungen. Da ich diesen Sommer mit meinem 817er in den Wäldern oberhalb des Polarkreises unterwegs sein werde, habe ich mich nach einem passenden Akku in der E-Bucht umgesehen.

Zum Testen habe ich mir drei verschiedene Exemplare besorgt:

  1. Einen hübschen Blauen mit der Bezeichnung DC1298A und dem Versprechen 9800mAh zu speichern. Natürlich glaube ich nicht mehr an den Storch und bin auch mit der Hälfte zufrieden. Er kostet inklusive Ladegerät $28.65 und verfügt über kein richtiges Gehäuse. Stattdessen ist er in blaues Plastik eingewickelt. Eine Vivisektion würde wohl seinen Tod bedeuten.

LiIon_28.65$

  1. Einen YSD12680 etwa in der gleichen Grösse, der 6800mAh speichern soll. Sein Preis: $29.- Hier hängen mindestens keine Kabel raus und das Netzteil kommt mit einem EU-Stecker daher.

YSD-12680_29$

  1. Einen DC12680 mit angeblich ebenfalls 6800mAh. Er ist der Kleinste und Leichteste der drei Kandidaten (Links im Bild), und auch der Günstigste: $20.35

LiPo_20.35$

Mein Ziel ist es, mit einem solchen Akku zwei bis drei Stunden in CW und SSB zu funken. Anschliessend wird das Teil wieder aufgeladen.

Um es gerade vorweg zu nehmen: alle drei Kandidaten erfüllen diese Bedingung klaglos. Sie verfügen alle über eine eingebaute Elektronik mit Ein/Aus-Schalter und LED und liefern im voll geladenen Zustand 12.6V. Die Spannung sinkt dann mit der Entladung des Akkus bis auf 10.8 V. Für den 817er ist das kein Problem.

Alle drei Akkus sind keine Hochstromakkus, wie sie zum Beispiel im Modellbau verwendet werden. Der 817er zieht bei 5W gegen 2A und dabei gehen die Akkus schon merklich in die Knie. Ob es sich dabei um Li-Ion-Akku oder LiPo-Akku handelt, ist nicht klar.

Dafür kosten sie dreimal nix – inklusive Ladegerät. Zum Laden muss man übrigens den Akku einschalten. Erlischt die grüne LED am Wall-Charger ist der Akku voll.

Wie hoch die Kapazitäten der Akkus wirklich sind, habe ich nicht gemessen. Dafür habe ich einen aufgemacht. Nämlich den Kleinsten und Leichtesten unter ihnen. Der Inhalt entspricht den Erwartungen: You get what you pay for.

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Drei kleine Beutelbatterien lausig zusammengelötet. 6800mAh? Wohl nicht ganz. Ist das nicht ein vertrauenserweckendes Bild? Trotzdem schafft auch dieser Akku mein Kriterium.

Am seriösesten wirkt der Grössere im dunklen Gehäuse. Doch die Schrauben waren vergossen und ich konnte keinen Blick in sein Inneres werfen. Macht nichts. Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.

Ausserdem haben die alle das CE-Zeichen. Da kann doch wirklich nichts passieren, nicht wahr?

73 de Anton

Gleichberechtigung für das Gegengewicht!

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Jede Antenne ist ein Dipol. Nur ist das nicht immer offensichtlich. Wie auch immer eine Antenne heissen mag, und wenn sie noch so exotisch aussieht: eine Antenne ist und bleibt ein Dipol. Doch keine Regel ohne Ausnahme, und die ist in diesem Fall der Magnetloop-Antenne.

Eine Antenne funktioniert immer als Ganzes. Auch wenn der andere Teil „Gegengewicht“ genannt und meistens vernachlässigt wird.

Das Gegengewicht strahlt genauso wie der „offensichtliche“ Teil der Antenne und es trägt auch seinen Teil zum Empfang bei.

Das führt viel häufiger zu Problemen als der OM denkt.

Da kann der Draht noch so schön und frei in der frischen Luft hängen. Wenn das Gegengewicht vernachlässigt wird, hört der OM nur QRM Lokal. Nicht vom Draht, aber vom Gegengewicht, das am Heizungsrohr hängt. Die Heizungsinstallation empfängt in diesem Fall all die Schaltnetzteile und Sparlampen im Haus aus allernächster Nähe. Würde der OM anstelle seines Drahtes mit Gegengewicht, einen Dipol ins Freie hängen, wäre er die meisten Störungen los.

Doch Störungen sind keine Einbahnstrasse. Da das Gegengewicht – in diesem Fall die Heizungsrohre – auch strahlen, gelangt die HF mühelos in die Stereoanlage, den Fernseher und in die anderen Goodies aus Fernost und macht dort Klamauk. Da hilft auch eine sogenannte „künstliche Erde“ nicht weiter.

Ich habe mal den Blitzableiter als Gegengewicht benutzt (Jaja ich weiss, dass das verboten ist). Auf den ersten Blick ein tolles Gegengewicht mit einem Kupfernetz, das sich über das ganze Hausdach spannt. Doch Ohalätz! QRM mit S9 Plus. Das Gegengewicht empfing alle Störungen aus dem Haus.

Das Gegengewicht, als die andere Hälfte eines Dipols ist genauso wichtig, wie das, was der OM gewöhnlich als Antenne ansieht. Es ist ein gleichberechtigter Partner und nicht bloss ein optionales Accessoire. Wunderantennen mit winzigen Strahlern aus Ofenrohren, Bierdosen, Velorädern etc. funktionieren nur dank des Gegengewichts einigermassen passabel. Und in diesen Fällen ist das Gegengewicht meistens der Mantel des Koaxialkabels. Das gilt nicht nur im Sendefall, sondern auch für den Empfang.

Darum funktionieren auch Mobilantennen so gut (und nicht weil sie Roomcap etc. heissen) Denn dort ist das Gegengewicht, bzw. die andere Hälfte des Dipols, das ganze Automobil. Ein bis zwei Tonnen Stahl, gelagert auf 4 Gummi-Isolatoren. Manch einer, der so eine Mobilantenne auf dem Balkon montiert, ist dann bitter enttäuscht. Der Antenne fehlt das Auto auf dem Balkon und sie muss mit dem Mantel des Koaxialkabels Vorlieb nehmen.

Einige OM glauben, das Gegengewicht liesse sich mit einem magischen Trick wegzaubern. Zum Beispiel mit einem sogenannten Magnetic Balun. Das ist in der Regel ein 9:1 Unun, oft noch auf einen ungeeigneten Ringkern gewickelt. Die Impedanz eines aufgespannten Drahtes wird mit diesem Trafo auf ein Neuntel herunter transformiert. Wenn da mal 50 Ohm rauskommen, ist es purer Zufall. Auch diese „Magnetic Balun-Antenne” braucht ein Gegengewicht und auch dieses Gegengewicht ist ein gleichberechtiger Partner zum aufgehängten Draht und strahlt und empfängt wie dieser.

Es gibt nur eine Sorte Antenne, die tatsächlich ohne Gegengewicht auskommt. Ich habe sie eingangs erwähnt: es ist der Magnetloop. Denn mit diesem wird der „Æther“ nicht durch ein elektrisches Feld angeregt, sondern durch ein Magnetfeld.

Auch die elektrischen Loop-Antennen (Quad, Deltaloop etc.) kommen auf den ersten Blick ohne Gegengewicht aus. Aber nur scheinbar. Es ist nämlich gewissermassen im Loop eingebaut. Eine elektrische Loop-Antenne ist bereits ein vollwertiger Dipol, dessen Enden „zusammengbunden“ sind. Sie ist nichts anderes als ein Schleifendipol.

Genauso verhält es sich mit den endgespeisten Halbwellenstrahlern. Ein Halbwellenstrahlerist ein Dipol. Nur speist man ihn nicht in der Mitte, sondern am einen Ende.

Wer sich nicht mit einem Gegengewicht herumplagen will, baut am besten eine symmetrische Antenne. Damit hat er Ruhe vor Störungen und gestörten Nachbarn. Nur sollte das Teil möglichst hoch im Freien hängen. Beim Antennenbau ist Höhe durch nichts zu ersetzen!

Und noch etwas ist wichtig: der geneigte OM weiss, dass Strom strahlt. Darum sollte der Teil der Antenne mit dem grössten Stromfluss weg vom Nachbarn und anderen Störeinflüssen sein.

73 de Anton

Bild: Ein alter Bekannter taucht auf einem Schrottplatz auf und erzählt mir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Er scheint noch rüstig zu sein und ich werde ihm einen Job als Bleiakku-Wärter anbieten.

Single Lever Key BEGALI vs UR5CDX

CT-755 und HST

Eigentlich bin ich ein schlechter Telegrafist. Vielleicht liegt es daran, dass ich kein Musikgehör habe. Auf jeden Fall waren die Klavierstunden, die mir meine Eltern bezahlt haben, für die Katz. Genauso wie die Flötenstunden vorher. Ich lötete lieber.

Im Morsen kam ich nie so recht auf Touren und so blieb ich bei der guten alten Klopftaste und bei 12 – 16 WpM stecken. Trotzdem habe ich immer wieder CW QSO’s gemacht. Wenn ich mitschrieb, habe ich das Meiste kapiert und beim Geben war ich mit der Handtaste sicher.

Ein paar Mal habe ich einen Anlauf genommen und es mit einem Paddle versucht. Mein Erstes war ein Selbstbau in Steampunk-Technik. Nur mit Relais, vollständig röhren- und transistorlos.

Doch wie die Klavierstunden, waren auch die Paddles für die Katz. Im Eifer des Gefechts begann ich mich jeweils zu verhaspeln und griff dann wieder zur Klopftaste.

Doch in den letzten Jahren ist Besserung eingetreten. Nicht, dass ich musikalisch geworden wäre. Ich höre immer noch Abba und Elvis ;-) Aber ich habe mich an das Paddle gewöhnt. Natürlich verhasple ich mich immer noch, jetzt aber bei höheren Tempi. Ich habe wahrscheinlich einen Wackelkontakt im Kopf.

Auch mit der Squeeze-Technik stehe ich immer noch auf Kriegsfuss und so bin ich schlussendlich (ein typ. Helvetismus, hi) bei einer Single Lever Taste gelandet. Wie der Name schon sagt, hat die nur ein Paddle und lässt sich dehalb nicht squeezen.

Neuerdings besitze ich zwei Paddles dieser Sorte: Die HST von Begali und die CT-755 von Yuri, UR5CDX. Beide machen wunderbare Morsetasten, wahre Kunstwerke. Bei den Single Lever Paddles ist das Prinzip jedoch grundverschieden. Während Begali das Paddle hinten gelagert und die Kontakte vorne angeordnet hat, ist es bei der Taste von Yuri genau umgekehrt. Doch der wirklich wichtige Unterschied liegt bei der Positionierung und Rückstellung mittels Dauermagneten. Begali benützt dazu einen raffinierten Mechanismus, der mit einer einzigen Einstellschraube für die Magnetkraft auskommt. Eine Art Waage, welche auch die Mitteposition definiert. Hier ein Blick in die Mechanik:

HST_1

Yuri hingegen verwendet für den Zeigefinger (Rechtshänder) ein Hilfspaddle, welches über eine Schraube mitgenommen wird. Der Daumen bewegt hingegen nur das Hauptpaddle. Die Rückstellkraft der Magnete muss für beide Paddles separat eingestellt werden. Die Mitteposition wird durch einen Anschlag definiert.

CT-755_1

Yuris Tasten haben nicht nur eine andere Technik, sie sind auch günstiger im Preis. Allerdings musste ich die CT-755 zuerst mit WD40 behandeln und die Inbusschrauben der Spitzenlagerung etwas lösen. Die Paddles klemmten.

Doch nachdem dieser Fehler beseitigt war, lief sie wie ein Örgeli (auch ein Helvetismus, hi). Welche der beiden nun die Bessere ist, vermag ich (noch) nicht zu sagen. Ich mag sie beide und morse gerne mit ihnen. Und sollte ich mich in der Hitze des Gefechts mal verhalspeln, steht immer eine Klopftaste für den Notfall bereit :-)

73 de Anton

Sie gaben seltsame Zeichen und irrten im Æther umher

Bodensatz

Heute bin ich quer durch die Schweiz gefahren, um einen Haufen Schrott zu kaufen. Ein typischer Ricardo-Unfall. Ich war kurz mit den Gedanken anderswo und schon hat die Hand von meiner geistigen Abwesenheit profitiert und Klick gemacht.

Stellt euch vor, ein passionierter Bastler, Tüftler und Funkamateur gibt sein Hobby auf. Nicht freiwillig, das würde er nie tun, aber er wird zum Beispiel in den Funkerhimmel gerufen um dort am Engelscontest teilzunehmen und eine Expedition auf Wolke 7 zu organisieren. Was geschieht mit seiner funktechnischen Hinterlassenschaft auf einem Planeten, den seine Bewohner Erde nennen, in einem abgelegenen Sternsystem am Rande einer unbedeutenden Galaxie?

Nun, wahrscheinlich kommen mal die Kumpels vorbei und holen die Filetstücke. Wenn sie klug sind, lassen sie nichts anbrennen.  Der Rest wird später auf Ricardo verscherbelt. Was dann noch übrigbleibt ist ein riesiger Haufen Schrott. Ein ganzes Funkerleben in Alu, Kupfer und Silizium. Unbrauchbar, unverkäuflich, uralt. Verbastelt, versifft, verbraucht.

Und da kommt der Anton ins Spiel. Der tuckert auf der A1 nach Downtown Switzerland, wo sie dicke Schlitten fahren und nach Geld stinken und sich gegenseitig mit “Sie” ansprechen, statt sich zu Ihrzen. Und er kauft den Haufen zum Preis eines Gebraucht-Transceivers und hofft verzweifelt, doch noch eine Perle zu finden. Auch wenn es nur eine einzige, winzig kleine Perle ist.

Doch die Perlen sind weg. Ganze Heerscharen von Amateuren haben den Haufen bereits durchwühlt und alles mitgenommen, was noch irgendwie brauchbar aussah. Sie haben natürlich auch bemerkt, dass dem Leistungsmesser der Messkopf fehlt, das Sommerkamp Netzteil einen zu hohen Klirrfaktor hat (Es klirrt im Innern, wenn man es schüttelt) und das alte Koax 75 Ohm. Ich denke, der freundliche Verkäufer hat das zumindest geahnt – er war darauf erpicht raschmöglichst Bargeld zu kassieren.

Doch ein Deal ist ein Deal.

Der Bodensatz ist jetzt bei mir zuhause. Es ist noch schlimmer als ich befürchtet habe. Ich werde das meiste gar nicht ausladen, sondern direkt zum Schrotthändler fahren. Wenn ich Pech habe, muss ich noch Entsorgungsgebühr zahlen.

Die meisten Dinge kann ich nicht einmal verschenken. Oder möchte jemand einen uralten KO oder ein Modem aus den Anfangszeiten des Internets? Es hat mehrere zur Auswahl. Oder will ein OM eine 10kW PA bauen mit dieser Röhre? Der Messsender links unten ist übrigens von Marconi und geht von 10kHz bis 75MHz. Ich glaube, er hat mir die Stossdämpfer am Auto kaputt gemacht.

Mal sehen, ob ich was von dem Zeug auf Ricardo verkaufen kann ;-)

73 de Anton