Die Ausbreitung der Funkwellen im Amateurfunkband bei 136kHz (2200m) unterscheidet sich stark von der Ausbreitung der kurzen oder ultrakurzen Wellen.
Vergleicht man das 2200m-Band mit dem nächstliegenden Amateurfunkband, dem 160m-Band, so gibt es nur eine Gemeinsamkeit: Tagsüber findet keine Reflexion an der Ionosphäre statt und die Ausbreitung erfolgt ausschliesslich über die Bodenwelle. Nachts jedoch reflektiert die Ionosphäre die Wellen wie ein Spiegel und ermöglicht so die Ausbreitung über grössere Distanzen.
Grundsätzlich gilt: Je länger die Wellen, desto weiter reicht die Bodenwelle. Und da das 160m-Band das längste Kurzwellenband (genauer Mittelwellenband) ist, reicht die Bodenwelle dort auch am weitesten. Aber bereits nach nur 5km kommen beim 160m-Band zusätzliche 6dB Bodenverlust zum normalen Ausbreitungsverlust durch die „Verdünnung“ der Wellen hinzu. Ist das Terrain gebirgig oder stark bebaut, sind die Bodenverluste noch höher. Schon nach einigen zehn Kilometern werden die Bodenverluste bereits so hoch, dass eine Kommunikation mit durchschnittlichen Amateurmitteln tagsüber nicht mehr möglich ist.
Ganz anders sieht es im Bereich um 2200m aus. Erst nach 500km kommen 6dB Bodenverlust hinzu. Bei Distanzen von einigen hundert Kilometern fällt also die Bodendämpfung nicht ins Gewicht. Das ist der Grund, wieso auch mit wenigen Milliwatt ERP im 136kHz-Band respektable Entfernungen überbrückt werden können.
Bei einer Distanz von 100km sind die Ausbreitungsverluste gegenüber der 160m-Welle 58dB geringer, wie Funkamateure ermittelt haben. Das bedeutet, dass man auch mit -40dB weniger ERP als im 160m Band auf 100km Distanz immer noch einen Vorteil von 18dB für die Langwelle hat.
Die Bodenwelle ist natürlich immer gleich, ob Tag oder Nacht. Sie wird auch nicht durch das Funkwetter, bzw. den Zustand der Ionosphäre beeinflusst. Es sind nur die Eigenschaften des Terrains, die die Dämpfung bestimmen. Gebirge ist am schlechtesten, Meer am besten, wie man sich leicht ausdenken kann. Entscheidend ist die Bodenleitfähigkeit.
Nachts kommt auf 160m, wie auf 2200m, die Raumwelle hinzu. Doch für Distanzen bis etwa 1000km spielt sie im 2200m-Band keine entscheidende Rolle. Die Bodenwelle ist stärker. Im Gegenteil: Durch die Raumwelle gelangen mehr atmosphärische Störungen (QRN) aus grosser Distanz zum Empfänger, der Signal/Störabstand verschlechtert sich. Daher gelingen Amateurfunkverbindungen auf 136kHz mit sehr kleinen Leistungen tagsüber besser.
Stärkere Stationen (ab einigen 100mW ERP) profitieren jedoch von der nächtlichen Raumwelle und können nun Verbindungen tätigen, die über die Reichweite der Bodenwelle hinausgehen. Verbindungen bis zu 2000km oder mehr werden möglich.
Doch bei der Ausbreitung über die Raumwelle spielt, im Gegensatz zur Bodenwelle, die Sonnenaktivität eine Rolle. Wie weit, ist heute noch Gegenstand von Forschungen. Besonders nach magnetischen Stürmen (erhöhter Kp Index) scheint die Ausbreitung über die Raumwelle auf Langwelle besser zu sein.
Sicher wird jetzt der eine oder andere fragen: “Wieso kann ich dann auf 2m grössere Strecken überbrücken, als tagsüber im 160m-Band?”
Die ultrakurzen Wellen “kriechen” nicht mehr, wie die langen, dem Boden entlang, sondern breiten sich ähnlich dem Licht aus. Die Dämpfung durch den Boden entfällt. Jenseits der optischen Reichweite tragen Brechung und Reflexion an Bergen zur Ausbreitung hinzu. Die Situation ist also eine ganz andere.
Bild: Mast #2 von HE3OM, von dem aus die KW-Verbindungen stattfinden.
73 de Anton
