Tagesarchiv: 24. Februar 2011

IC-7200

Wenn ich meine Blogstatistik betrachte, so sieht es aus, als würde sich die ganze Welt der Funkamateure um den TS-590S von Kenwood drehen. Auch in den Foren und Diskussionsgruppen bekommt man das deutlich zu spüren. Dieser Transceiver scheint ein Renner zu werden.

Der IC-7200 von Icom dagegen, war nie ein Renner. Er fristete von Anfang an ein Nischendasein. Sein Design – er sieht aus wie ein Militärgerät – hielt offenbar viele von einem Kauf ab. Abgesehen davon, hat das Gerät kein FM und keinen eingebauten Antennentuner. Dinge die man für den gleichen Preis bei der Konkurrenz findet: zum Beispiel beim TS-480, der auch sehr robust aufgebaut ist und über einen ausgezeichneten Empfänger verfügt, wie Reviews und Testberichte bestätigen, und sogar über eine separierbare Frontplatte verfügt. Oder beim FT-897.

Der IC-7200 scheint also ein Nischendasein zu fristen. Entgegen meiner Devise, nie ein neues Gerät bei der Markteinführung zu kaufen, habe ich in diesem Fall die Regel gebrochen und mir eines der ersten beschafft. Seriennummer 701063. Die Modifikationen nach der ersten Serie habe ich der Einfachheit halber selbst ausgeführt, so dass mein Gerät auf dem neusten Stand ist.

FM habe ich nicht vermisst. Auch den Antennentuner nicht, da ich grundsätzlich automatische Antennenkoppler verwende. Das Gerät ist mit mir bis zum Nordkap gereist und war unter “Campingbedingungen” unter anderem auf den Lofoten, den Vesteralen, am Inarisee und in Südfrankreich im Einsatz. Es hat über 10’000km Mobileinsatz klaglos überstanden, auch auf finnischen Schotterpisten. Die DSP ist ausgezeichnet. Zusätzliche Filter muss man sich keine kaufen, man kann sie nach seinem Gusto in der DSP einstellen. Das Bandpasstuning ist exzellent, das automatische und das manuelle Notchfilter ebenso. Der Noiseblanker ist ausgezeichnet, der beste, den ich bisher hatte. Das ist aber auch dringend nötig, denn er muss insbesondere auf 160m dauernd eingeschaltet bleiben.  Denn die Anstiegszeit der AGC ist so extrem kurz, dass sie auf jeden kleinsten Klicks anspricht. Der Empfänger wäre ohne den NB derart unruhig, dass er auf 160 und 80 kaum zu gebrauchen wäre.

Überhaupt war das Gerät im Originalzustand nicht das Gelbe vom Ei. Die Modulation tönte wie aus der Gießkanne, dumpf, muffig, zerdrückt. Doch schon nach der Modifikation des Originalmikrofons, des MH-36, verbesserte sich die Situation. Endgültig Abhilfe schafften dann die Modifikationen nach DG2IAQ. Sein Modifikationsbericht ist aber auch ein “Armutszeugnis” für ICOM. Das Gerät ist nicht ausgereift.

Von jetzt an wurde die Modulation von den Gegenstationen gelobt. Auch mit dem Sprachkompressor, den ich dauernd eingeschaltet habe.

Was die Bedienung anbelangt, bin ich auch nicht ganz zufrieden. Die Sache mit dem RIT ist kompliziert und geht mir auch heute noch “gegen den Strich”. Auch die Bandwahl ist immer wieder gewöhnungsbedürftig: Zwar verfügt der IC-7200 über Tasten für jedes Band, doch zuvor muss eine andere Taste mindestens eine Sekunde lang gedrückt werden.

Gut finde ich den Frontlautsprecher, so klein er auch ist, den “richtigen” Mikrofonstecker (ein anderer hätte im rauen Mobilbetrieb schon längstens sein Leben gelassen) und die Spritzwasserfestigkeit des Geräts (Gummidichtungen!). Ebenso die optionalen Griffe und die Metallfüße hinten. Man kann so dass Gerät auf seinen Hintern stellen, aber auch auf die Frontplatte, wenn es sein muss.

Bleibt zum Schluss noch die entscheidende Frage: Würde ich das Gerät heute wieder kaufen?

Ich denke ja, nicht zuletzt wegen seines guten Empfängers und seiner Robustheit.

Hier noch der Testbericht aus der QST

73 de Anton