Wir hören längst

Die im letzten Kommentar erwähnten Grabber gibt es auch in Übersee. Der hier ist in der Nähe von Tokio bei JA7NI und beobachtet das Langwellen DX-Fenster der Japaner für ankommende Signale. Wie man sehen kann, gibt es dort viele Störungen auf Langwelle. Aber auch in den USA gibt es Langwellengrabber. Zum Beispiel der hier, bei W4DEX, oder der bei W1VD in Burlington CT. Wie man sieht, liegt das “Wasserloch” der Amerikaner etwas höher als das der Japaner. Der obere Teil des 2200m-Bandes ist sowohl in den USA wie auch in Japan stark gestört.

Die meisten Amateurfunktransceiver können das 136kHz-Band noch empfangen. Die Empfindlichkeit ist zwar dort nicht mehr so toll, ist aber ausreichend. Das Problem liegt vielmehr an der Antenne, beziehungsweise an der Anpassung derselben. Auch lange Drähte weisen auf Langwellen Impedanzen von mehreren Kiloohm auf. Schließt man sie einfach so an den 50 Ohm Eingang des Empfängers an, ist außer den stärksten Signalen nichts zu hören.

Doch man braucht die Antenne für den Empfang nicht perfekt anzupassen. Bereits mit einem zwischengeschalteten Trafo erwacht die lange Welle zum Leben und man ist erstaunt, dass Signale, die vorher kaum zu hören waren, den Zeiger des S-Meters plötzlich über die Neun hinaus bewegen.

Erinnern wir uns an die Trafoformel: Das Verhältnis der Impedanzen entspricht dem Verhältnis der Windungszahlen im Quadrat. So schlimm wird es also nicht mit dem Wickeln. Aber das Kernmaterial spielt eine Rolle. Für Langwellen sollte man einen hochpermeablen Ferritkern benutzen. Zum Beispiel einen von Epcos mit dem Material N30 (Conrad). Aber wir brauchen uns das Leben nicht unnötig schwer zu machen und nehmen einfach den Ferritstab aus Grossmutters altem Radio. Sie hört ja DAB und nicht mehr Beromünster.

Nehmen wir mal an, wir haben einen 20m Draht als Antenne. Pro Meter sind das etwa 5pF, unser Draht hat also eine Kapazität von ungefähr 100pF. Die Induktivität ist auf Langwelle vernachlässigbar. Die Impedanz entspricht praktisch dem kapazitiven Blindwiderstand. Also 1/(2*Pi*f*C). Für 136 kHz erhalten wir somit 11.7 kOhm.

Das ergibt bei unserem 50 Ohm Antennenausgang ein Übersetzungsverhältnis von 11700/50 = 234. Wurzel daraus sind 15.3

Das heißt, unser Trafo muss auf der Sekundärseite (Antennenseite) 15,3 mal mehr Windungen haben als auf der Primärseite. Wir wickeln also, sagen wir mal, 10 Windungen primär und schließen dort den Empfänger an und wickeln dann 153 Windungen als Sekundärwicklung. Ein Ende kommt an die Antenne, das andere an die Erde. Aber Achtung! zwischen unserem Trafo und dem Antennendraht darf sich kein Stück Koaxialkabel befinden, auch wenn es noch so kurz ist. Dessen Eigen-Kapazität würde uns die langen Wellen prompt auf Erde ableiten.

So, jetzt hören wir schon besser lang. Doch was, wenn wir  noch länger hören möchten? Zum Beispiel den Sender SAQ in Grimeton mit seiner Weihnachtsbotschaft auf 17.2 kHz. Dort hat unser 20m-Draht schon fast 100 KOhm. Oder etwas genauer: 92.5 kOhm. Das Verhältnis der beiden Wicklungen liegt damit schon bei  43. Und ob Grossmutters Ferritantenne das nochmal mitmacht, ist fraglich. Doch halt! Liegt da nicht irgendwo ein Kleintrafo in unserer Bastelkiste der von 220V auf 5V transformiert? Das wäre ein Verhältnis von 44! Zwar ist das Trafoblech für 17.2 kHz nicht gerade das Gelbe vom Ei, Aber wir probieren es mal aus. den 5V-Anschluss an den Empfänger und den 220V-Anschluss an Draht und Erde.

Doch die Mühe war umsonst, soweit runter geht unser Transceiver gar nicht. Was tun, wenn nicht verzweifeln?

Da der Lötkolben ohnehin schon heiß ist, löten wir anstelle des PL einen 3.5mm Phonostecker an den 5V-Ausgang des Trafos und stecken ihn in den Mikrofoneingang des Computers. Dann gehen wir auf diese Seite hier und laden uns das Programm Spec Lab von DL4YHF herunter. Jetzt können wir die Längstwellen von Null bis 24 kHz nicht nur hören, wir können sie sogar sehen. Zum Beispiel die Versuche, die zurzeit auf 9kHz stattfinden, oder die Steuersignale, die durch das Stromnetz geistern oder die Sferics, die Stimme unserer Erde.

73 de Anton

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