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Die Schnapsnase

Schnapsnase 2

Das Squeezen beim Morsen will gelernt sein. Wer einfach nur links und rechts auf die Paddels haut, der sollte sich fragen, ob er die richtige Taste hat. Denn in diesem Fall sind zwei Paddels zuviel – eins würde genügen. Der Vorteil liegt nicht bei den Kosten, einarmige Banditen kosten gleich viel wie die zweiarmigen. Doch man gerät nicht in Versuchung, zwischendurch etwas zu tun, das man nicht beherrscht: Squeezen.

Auch ich gehöre zu denen, die diese Spielart nur ungenügend beherrschen und so arbeite ich am liebsten mit der HST von Begali. Zumindest war das vorgestern noch der Fall. Doch gestern kam Sonja, die Pöstlerin, vorbei und brachte ein Päckchen vom Weihnachtsmann. In meinem Fall heißt er Hansjörg und hat sogar ein Rufzeichen: HB9DWS. Der Inhalt: Eine Single Lever von Palm Radio. Wegen ihres dicken roten Paddels nannte ich sie spontan Schnapsnase.

Ich war schon etwas misstrauisch, muss ich gestehen. Die Begali ist gebaut wie ein Tank: robust, schwer, unzerstörbar. Und so fühlt sie sich auch an. Die Single Palm ist das pure Gegenteil: filigran, leicht und scheinbar verletzlich. So ging ich denn äußerst vorsichtig an die Neue heran. Mit spitzen Fingern habe ich sie gestreichelt. Und wie eine Geliebte erschauderte sie unter meinen Berührungen und antwortete sanft mit Strichen und Punkten. Sie war nicht zu weich und auch nicht zu hart, sondern genau richtig und ihre rote Nase antwortete auf jeden Druck mit einem leisen Klack.

Selten gingen mir die Morsezeichen so leicht von der Hand. Schon nach kurzer Zeit war ich von der Neuen eingenommen. Ich wurde immer frecher und ging an aufs Ganze. Sie machte willig alles mit. Nicht wie ein Tank, wie ein Ferrari zischte die Rote ab. Ich denke, wir werden noch viel Spaß miteinander haben.

Schnapsnase 3 Schnapsnase 4

Natürlich habe ich sie sofort auseinander genommen und von ihrem kleinen Schwarzen befreit. Das besteht jetzt nicht mehr aus Metall sondern aus Kunststoff. Da lottert nichts mehr. Die Schnapsnase sitzt präzise in der schützenden Hülle. Welch ein Unterschied zu früher! Die Mechanik jedoch basiert auf dem gleichen, bewährten Prinzip wie bisher: Leiterplatten als Federn und Kontakte zugleich. Natürlich vergoldet. Erstaunlich ist auch die Präzision der Kunststoffteile im Innern. Ihre Mechanik ist genial durchdacht. Die Einstellung geschieht mit je zwei Inbusschrauben für den Kontaktabstand und die Federwirkung, und wie immer sitzt der passende Inbusschlüssel im abnehmbaren Magnetsockel der Taste. Eine Spezialität von Palm. Doch nicht die Einzige. Da gibt es nämlich noch eine fünfte Schraube und bevor man daran dreht, sollte der OM geflissentlich einen Blick ins Manual werfen. Denn damit kann die Single in eine Cootie transformiert werden.

Eine Cootie, auch Sideswiper genannt, ist nichts anderes als eine horizontale Klopftaste. Die Tastelektronik im Transceiver wird dabei ausgeschaltet und dann gibt man die Zeichen abwechslungsweise links und rechts. Doch lassen wir das Carlo erklären:

Ich denke, ein wichtiger Vorteil der Palm Single ist die geringe Masse, die die Finger bewegen müssen. Da ist keine große, schwere Mechanik aus Metall, nur ein bisschen Kunststoff. Das führt meines Erachtens zu einer unvergleichlichen Leichtigkeit des Seins des Gebens.

Soviel zu meiner Errungenschaft, zu der ich kam wie die Jungfrau zum Kind ;-)

Herzlichen Dank Palm Radio, herzlichen Dank Hansjörg.

Wer nichts mit Morsen am Hut hat, dem kann ich vielleicht hiermit etwas Trost spenden: Habt ihr euch schon mal überlegt, wie die Gegenstation aussieht, wenn ihr wiedereinmal mit eurem QRP Truckli und dem Draht ohne Gegengewicht Japan “gemacht” habt? Vielleicht sieht es so aus wie bei:

7J4AAL oder AE5X, der auf 15m EME im Sinn hat. Eine interessante Alternative für die zukünftigen Jahre mit geringer Sonnenaktivität ;-) Auch bei ES5TV wird mit der großen  Kelle angerichtet. Ich möchte mich in diesen Fällen LA9OCA anschließen und fragen: “Ist das noch Amateurfunk?”

Danke Martin, HB9RCJ, für die Links.

Aber vielleicht habt ihr es auch nicht so mit den großen  Antennen, da der Balkon bei euch im zweiten Stock gerade nur 1.5 mal 3 Meter misst? Gut, dass der Computer keine Antenne braucht. Hier etwas Musik zum Trost:

“Das ist ja bloß  eine Computersimulation”, werdet ihr vielleicht entgegenhalten. “In Wirklichkeit ist das unmöglich.”

Nicht ganz, wie folgendes Video beweist. Dort wurde die Computersimulation mit Hardware nachgebaut:

Danke Andy, HB3YAF, für den Tipp.

Schönes Wochenende, 73 de Anton, und denkt immer daran:  CW 4ever – alles andere ist CB :-)