Tagesarchiv: 27. Juli 2013

200W für den TS-590 – Teil 3

IMD-Messungen an einem Sender selbst vorzunehmen ist kein Hexenwerk. Man braucht dazu lediglich einen 2-Ton-Generator, einen Dummy Load und einen Spektrum-Analyzer oder SDR.

Der 2-Ton-Generator wird an den Mikrofoneingang angeschlossen. Er liefert einen 700 Hz und einen 1900 Hz Ton.

Die meisten Dummy Loads sind nicht ganz „dicht“ und mit einem Stück Draht in unmittelbarer Nähe kann das HF-Signal aufgefangen werden. Entweder mit einem Spektrum-Analyzer oder einem guten DSP. Ein Richtkoppler oder Leistungsabschwächer ist also nicht unbedingt nötig.

Dann wird der Sender mit dem 2-Ton-Generator voll ausgesteuert.

Hätte er keine Intermodulation, wären auf der Spektrumanzeige des Sendesignals nur die 700 und 1900Hz Signale zu sehen. Bei LSB unterhalb der (unterdrückten Trägerfrequenz), bei USB 700 und 1900Hz oberhalb der Trägerfrequenz.

Das ist leider nicht der Fall. Nicht-Linearitäten im Sender – vor allem die Transistoren und die Ferrit -Trafos bewirken Intermodulation. Der OM wird auf der Spektralanzeige auch die Produkte 2xf2-f1 (dritter Ordnung) und 3xf2-2xf1 (fünfter Ordnung) sehen. Also 3100 und 4300Hz.

Normalerweise liegt der IMD-Abstand bei Amateurfunksendern etwa bei -27 bis -30dB (gemäss Elecraft).

Für den TS-590 wurden im Radcom-Test der RSGB -37 und -34dB im 80m Band gemessen (Produkte dritter und fünfter Ordnung). Lediglich im 10m Band wurden -26 und -38dB festgestellt. Die Behauptung, der TS-590 sei bezüglich IMD unterdurchschnittlich, trifft also nur im 10m Band zu. Generell sind seine IMD-Werte im Verglich zu anderen gängigen Transceivern recht gut.

Wer gerne selbst IMD-Messungen durchführen möchte, dem kann ich den 2-Ton-Generator der Firma Elecraft empfehlen. Meines Erachtens ein preiswerter Bausatz. Im zugehörigen Handbuch wird auch die Prozedur leicht verständlich erklärt. Auch im ARRL-Handbuch, das in keinem Shack fehlen sollte, findet man eine Anleitung zur Durchführung dieser Messung.

Doch Schluss mit Theorie. Jetzt kommt die Praxis. Und die zeigt, dass man den Woody durchaus auf 200 Watt PEP aufdrehen kann, ohne überdurchschnittlich IMD zu verursachen. Das Signal bleibt „sauber“. Der Sender arbeitet weiterhin stabil und zuverlässig.

Doch 200W PEP war nicht mein Ziel, wie ich gestehen muss. Da habe ich im Titel dieser Beiträge etwas geschummelt. Ich wollte, dass mich die Gegenstationen besser verstehen und dazu brauchte ich mehr Durchschnittsleistung.

Denn mein TS-590 lieferte im Originalzustand nur 2 bis 5 Watt Durchschnittleistung bei 90W PEP. Entsprechend lausig fielen die Rapporte aus, im Vergleich mit meinen anderen Gerätschaften.

Das ist kein Einzelfall, wie folgendes Video beweist. Nachdem sich aus Amerika die Reklamationen wegen dem „Overshoot“ häuften, der die dicken Kilowatt-PA’s zur Strecke brachte, kastrierten die Kenwood-Ingenieure den Woody per Software-Update. Während die ersten Serien noch eine einigermassen akzeptable Leistung brachten, waren die nachfolgenden lächerlich schwach auf der Brust.

Hier nun das Rezept um dem TS-590 seine Stimme wiederzugeben:

  1. Unterer Deckel abschrauben
  2. C810 lokalisieren
  3. 1k Widerstand drüber löten.

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  1. Deckel zu und Abgleich-Stecker fabrizieren
  2. Das ist ein ACC2-Stecker mit einer Verbindung zwischen 8 und 9, vorzugsweise mit Schalter

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  1. Gemäss Servicemanual ins Abgleichmenü einsteigen
  2. Punkt 23 auf 150, Punkt 24 auf 200
  3. TGC (Transmitter Gain Control) nach Bedarf pro Band korrigieren.
  4. Sender-Equalizer im User-Menü folgendermassen einstellen:

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  1. Mik Gain (50) und Frequenzbegrenzung TX im Originalzustand lassen.

Mein TS-590 bringt nach dieser Modifikation je nach Band 120 bis 145Watt PEP. Ich habe also darauf verzichtet an die Grenzen zu gehen ;-)

Dafür hat die Durchschnittsleistung massiv zugenommen. Anstatt um 2 bis 5Watt zu pendeln, schwingt der Zeiger meines bewährten 801 nun um die 20 bis 50 Watt. Ohne Kompressor, notabene. Die Modulationsrapporte sind gut. Schalte ich aber den Kompressor ein (50/50), so töne ich wie ein CB-Funker aus Süditalien – nur das Echo fehlt.

Ach ja, bleibt noch der „Overshoot“. Der ist bei Full Power fast weg, wie das folgende Bild zeigt.

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Regele ich den Sender aber auf 45W zurück, ist er in alter Frische wieder da.

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Das ist der Preis, den ich für diese Modifikation bezahlen musste. Doch meine Röhren-PA kratzt das nicht.

73 de Anton