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ON0VHF 144.418 MHz via AS

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Gestern habe ich ein bisschen mit dem Airscout von Frank, DL2ALF, gespielt. Dazu habe ich mir eine Bake ausgesucht, die ich normalerweise nicht hören kann: ON0VHF auf 144.418 MHz. Sie strahlt mit 25W ERP und befindet sich in JO20hp, 460km von mir entfernt. Keine Chance, sie unter normalen Bedingungen zu hören, dachte ich. Zumal der Pfad über das Jura-Gebirge vor meiner Haustür führt.

Natürlich hörte ich nur Rauschen, nachdem ich meine kurze 5 Element Yagi gegen Brüssel gerichtet hatte. Und ehrlich gesagt, glaubte ich auch nicht an einen Erfolg. 25W ERP ist ja nur ein Nasenwasser und meine Yagi kaum mehr als eine Behelfsantenne. Ihr einziger Vorteil: Nur 4m Ecoflex 10 bis zum Transceiver, einem IC-910. Notabene ohne Vorverstärker.

Ein wenig gelangweilt  startete ich das Airscout Programm und gab die beiden Lokatoren ein. Die Strecke zeigte zwar eine Airscatter-Zone in der Mitte der Strecke und verschiedene “Vögel” schwirrten auch darum herum. Alle in grau.

Dann endlich kam ein Airbus daher, durchquerte die Scatter-Zone und wurde pink. Und tatsächlich: im Rauschen waren plötzlich ganz schwache Morsezeichen zu hören. Bald gesellte sich ein zweiter pinker Vogel in die Scatter-Zone und auf einmal konnte ich deutlich das Rufzeichen und den Locator aufnehmen.

ON0VHF_AS

Fasziniert habe ich dann geschlagene zwei Stunden die Szene beobachtet. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Bake nur hören konnte, wenn sich die Flugzeuge ziemlich genau auf dem Pfad zwischen der Bake und mir befanden. Schon kleine seitliche Abweichungen liessen das Signal verschwinden. Auch reflektierte nicht jeder Vogel gleich gut. Das hing nicht nur vom Flugzeugtyp ab (Grösse), sondern auch vom Winkel, mit dem er unseren Pfad kreuzte.

Offenbar befindet sich zwischen ON0VHF und mir gerade ein Flugstrasse. Etliche Flugzeuge flogen direkt auf der Verbindungslinie. Sie brachten die besten Resultate. Die Bake war dann Minuten lang zu hören.

Bei andern Baken waren die Ergebnisse weniger eindeutig. Zum Beispiel bei F5ZBS, einer 23cm Bake aus Strassburg, die ich hier praktisch immer hören kann. Bei ihr muss ein anderer Ausbreitungs-Mechanismus dominieren. Vermutlich Beugung und nicht Troposcatter, sonst wäre eine deutliche Anhebung durch Flugzeugreflexion festzustellen. Gemäss verschiedenen Quellen scheint AS etwa 20 dB über Troposcatter zu liegen, bzw. die Signale 20dB über das TS-Niveau anzuheben.

Bei der Beobachtung der verschiedenen Baken ist mir übrigens aufgefallen, dass oft die angegebenen Frequenzen nicht stimmen. Vermutlich sind die Oszillatoren mit der Zeit gewandert. Das ist schade. Denn gerade bei AS ist man auf eine richtig eingestellte Frequenz angewiesen.

Das erinnert mich an einen OM, dem ich schon ein paar Mal gesagt habe, seine Frequenz auf 23cm liege 2 kHz zu tief. Worauf er mir jeweils antwortete, dass er auf seinem Transceiver genau die richtige Frequenz eingestellt habe. Da nützte auch der Hinweis auf mein Rubidium-Normal nichts. Schliesslich haben doch Dutzende japanischer Ingenieure an seinem Gerät gewerkelt. Da kann doch nicht plötzlich der Anton daherkommen und behaupten, die Anzeige stimme nicht ;-)

Gerade der oft verwendete IC-910 ist diesbezüglich eine Katastrophe. Ohne den optionalen TCXO hat er laut Datenblatt eine Genauigkeit von besser als +/- 3ppm. Das bedeutet auf 1.3 GHz eine mögliche Abweichung von +/- 3.9 kHz! Ohne TCXO ist das Teil also schlicht unbrauchbar. Baut man das teure Teil ein, so wird es zwar besser: max. 0.5ppm sollen es dann noch sein. Aber auf 23cm sind das halt immer noch 650 Hz!

Auch ein TCXO muss übrigens abgeglichen werden. Einfach einlöten und gut ist, ist ein Kurzschluss ;-)

Steht kein Referenzsignal zur Verfügung, ist ein Abgleich jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Auf Kurzwelle kann man sich ja noch an einem Rundfunksender orientieren. Die haben ihre Frequenz meistens an ein Frequenznormal gebunden. Doch bei einem reinen UKW-Gerät, wie dem IC-910, wird es schwierig

In meinem IC-910 habe ich den TCXO vor einem halben Jahr nachgeglichen und heute ist die Frequenz auf 23cm bereits wieder um 200 Hz nach oben gewandert. Kein Wunder, wandern die Bakenfrequenzen teilweise weit über ein Kilohertz.

73 de Anton

Bild: Hier kommt man nur in CW weiter. Danke Pascal, HB9EXA.

Aircraft Scatter vs Tropo Scatter

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Oft ist es nicht einfach, die verschiedenen Ausbreitungsmechanismen bei UKW-Verbindungen auseinanderzuhalten. Für Verbindungen über mehrere hundert Kilometer habe ich bisher meistens Troposcatter verantwortlich gemacht. Ein Thema, das ich hier in diesem Blog bereits angeschnitten hatte. Diese Ausbreitungsart wurde ja schon von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzt um die Unzuverlässigkeit der Kurzwellenverbindungen zu umgehen. Auch heute noch setzt man bei gewissen militärischen Verbindungen auf Troposcatter. Sie sind besonders sicher, da es dazu keine Satelliten braucht. Allerdings sind riesige Antennen und große Sendeleistungen notwendig.

Richtige Troposcatterverbindungen sind konstant und zuverlässig. Das ist bei Amateurfunkverbindungen über mehrere hundert Kilometer aber interessanterweise nicht immer der Fall. Auch beim letzten Contest wunderte ich mich wieder über das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Signale. Da hört man unvermittelt eine Station mit gutem Signal und Flatterfading für 1 bis 2 Minuten, und schon ist sie wieder weg. Hat der OM die Antenne gedreht? Oder ist Troposcatter tatsächlich so unstet?

Tim, DK5OH, hat mich gestern auf etwas aufmerksam gemacht, das mein “Troposcatter-Weltbild” heftig ins Wanken bringt.

Sind unsere UKW-DX außerhalb der Inversionslagen wirklich Troposcatterverbindungen oder handelt es sich dabei nicht hauptsächlich um Aircraft Scatter AS? Stimmt das, was Funkamateure über Tr0poscatter berichten, oder hilft da noch ein anders Phänomen nach?

Frank, DL2ALF, hat sich diese Frage auch gestellt und hat sich intensiv mit Aircraft Scatter auseinandergesetzt. Er hat dazu ein, in meinen Augen, schlichtweg geniales Tool entwickelt. Es ermöglicht die Voraussage von Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen.

Sein Programm erstellt nicht nur ein Streckenprofil zwischen zwei Stationen und ermittelt eine Aircraft Scatterzone, sondern zeigt auch in Echtzeit die zur Reflexion infrage kommenden Flugzeuge in der Nähe der Funkstrecke. Dies unter Einbindung des bekannten und beliebten Info-Portals Flightradar 24.

An Flugzeugen mangelt es heutzutage über Mitteleuropa ja nicht. Da kommt ein Reflektor nach dem andern angeflogen :-)

Oben im Bild sieht man einen Screenshot der Strecke zwischen Manfred, HB9FLU, den ich im Contest gehört habe, und mir. Die Flugzeuge in pink (magenta) sind Reflexionskandidaten und die roten könnten bald zu solchen werden. Die grauen fliegen zu tief. Zu sehen ist auch das Streckenprofil zwischen uns beiden, unter Berücksichtigung der Erdkrümmung.

Damit man das Programm voll nutzen kann, sollte man Franks Dokumentation aufmerksam studieren und unter Optionen die SRTM3 Daten herunterladen. Das dauert zwar ganz schön lange, aber es lohnt sich, diese Elevationsdaten reinzuziehen. Zudem  ist das Feld “Use Internet Feed” zu aktivieren, damit das Programm die Daten von Flightradar24 nutzen kann. Ohne werden keine Flugzeuge angezeigt.

Eine fantastische SW und ein interessantes Tool um weiter der Frage nachzugehen: TS oder AS?

Vielen Dank an Tim für den wertvollen Hinweis und an Frank für das Programm.

73 de Anton