Archiv der Kategorie: Spielarten

Amateurfunk mit dem Mobiltelefon

Liebe Leser, vergesst Amateurfunk und CB, Prüfungsstress und Antennenverbot. Vergesst Relaisstationen und Notfunk. Auch die Feuerwehr und die Polizei brauchen keine Funkgeräte mehr und der Handwerker kein PMR. Vergesst What’s up und SMS und all den Schreibkram. Hier kommt die Lösung aller Funkprobleme: Sie heißt ZELLO.

Kein Stress mit Baofeng und Bakom, kein teures Yesus-Handy. Alles was ihr braucht, ist euer Mobiltelefon, euer i-wasweissich oder was immer ihr so mit euch rumschleppt. Denn euer Handy ist ein Handy! Das heißt, euer Mobiltelefon ist ein richtiges Amateurfunk/CB/Profi-Funkgerät. Und zwar mit weltweiter Reichweite und unendlich vielen Kanälen.  Selbstverständlich abhörsicher verschlüsselt und mit offenen oder geschlossenen Gruppen. Ob nur fünf oder tausend Teilnehmer: Skype war gestern. Zello ist die Zukunft.

Nein, ich spreche auch nicht von Sprachnachrichten. Sprechen, speichern, senden ist doof. PTT ist cool. Push to Talk heißt das. Funk nennt sich das in unseren Kreisen. Ich drücke den Knochen (das Mikrofon) und kann sprechen. Wenn ich loslasse, höre ich den (die) anderen auf dem gleichen Kanal. Ist das nicht fantastisch?

Wie das in Wirklichkeit funktioniert wird hier in diesem Video eindrücklich demonstriert. Marconi hätte seine helle Freude daran gehabt:

Wer trotzdem meint, auf Funkgeräte nicht verzichten zu können, für den gibt’s ein praktisches Kästchen, das die Funke über das Web mit Zello verbindet. Da braucht’s kein Relais auf Bergeshöhn. Ein Taucher in der Bucht genügt und OM ist QRV.

Wie alles Gute kommt Zello natürlich aus Amerika. Wer mehr erfahren will guckt hier.

Danke Bruno für den Tipp

73 de Anton

PS. Manchmal werde ich gefragt, wieso ich ausgerechnet in Deutsch schreibe und nicht in Englisch oder Französisch. Deutsch ist eben anders, wie folgender Film zeigt:

Notfunkübung – Change Operator

http://youtu.be/BpFfZW-HJDo

Heute fand die erste Schweizer-Notfunkübung statt. Auf 3760 kHz von 0900 bis 1200 HBT, wie sie hier beschrieben ist. Der Ansturm der Stationen war gewaltig – ein Pile-Up wie bei einer seltenen DX-Station. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt das Interesse der OM trotz Unkenrufen und Vorabkritik.

Leider war der Operator der Leitstation dem Ansturm nicht gewachsen. Er hatte Tomaten auf den Ohren, konnte die Frequenz nicht richtig einstellen und kam immer wieder aus dem Takt.

Kein Wunder, dass einige OM ins Plaudern kamen, Dinge erzählten, die nicht gefragt waren und dafür anderes vergassen.

Wie bei einer DX-Expedition steht und fällt die Übung mit der Professionalität der Leitstation. Nächstes Mal sollte man vielleicht einen “Profi” ranlassen.

Der Film zeigt den Anfang der Übung. Man könnte meinen, dass es sich dabei um Anfangsschwierigkeiten handelt, doch im späteren Verlauf wurde es eher schlimmer. Die Leitstation hatte die Szene schlecht im Griff und kam zwischendurch selbst ins Plaudern. Der OP hörte sehr schlecht und musste dauernd rückfragen. Viele schwache Stationen konnte er leider nicht aufnehmen, die hier – einige km weiter – gut zu hören waren.

Immer mehr stellte sich heraus, dass der Mann am Mikrofon wenig Erfahrung hatte. Das ist schade und machte einen schlechten Eindruck. Ich empfehle dringend, beim nächsten Mal einen „Profi“ ans Mikrofon zu lassen.

Bei den anrufenden Stationen war die Bandbreite erwartungsgemäss gross. Von Profi-Amateuren bis Plaudertaschen war alles da. Doch wie gesagt: eine solche Übung steht und fällt mit der Qualität des OPs an der Leitstation.

Zu guter Letzt etablierte sich noch HB9IIE mit einer Runde rücksichtslos zwei Kilohertz darunter auf 3758kHz und splatterte mit seinem breiten Signal in die Notfunkübung. Einmal mit Profis arbeiten!

Natürlich war dann der Ofen endgültig aus.

Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass die OM mit den jüngeren Rufzeichen sich oft professioneller verhielten als die alten Hasen.

Hier nochmals ein Ausschnitt, etwa eine Stunde später:

73 de Anton

Das Amateurfunkspiel

P1030513

Wir OM neigen dazu, unser Hobby überzubewerten. Dabei ist es doch nur eine Freizeitbeschäftigung wie TV-Gucken oder Kaffeerahm-Deckel sammeln. Amateurfunk ist – seien wir ehrlich – bloß ein Spiel. Im Cluster gucken, wer wo gemeldet ist, dann vor die Kiste und Fünf-Neun brüllen. Besondere Fähigkeiten braucht’s dazu nicht. Das schafft man mit einem IQ im unteren VHF-Bereich.

Wenn nur die Lizenz nicht wäre. Wer braucht schon Ohms Gesetz und dB zum 59-Brüllen? Und dann ist da noch ein anderes Hindernis, das nervt: die Antenne mit ihren Nachbarn, der Baubewilligung und der XYL.

Doch für das Amateurfunkspiel braucht es weder Lizenz noch Antenne. Man kann es auch über das Internet spielen, wie ich das bereits früher in diesem Blog berichtet habe.

Wem das bisher zu langweilig war, der sollte seine Haltung nochmals überdenken. Denn jetzt ist das Amateurfunkspiel noch viel spannender geworden.

Hamsphere simuliert jetzt auch die Ionosphäre, basierend auf aktuellen Solardaten. Doch damit noch nicht genug: Jetzt können die Spieler auch basteln. der virtuelle OM kann sich seinen eigenen Transceiver und sogar seine Antenne bauen. Und da das alles auf seinem PC stattfindet, braucht’s weder Lizenz noch Antennenbewilligung.

Aha, sehe ich da noch einige Leser müde lächeln? Das wird euch bald vergehen. Denn jetzt ist auch der berühmte DXpeditionär Martti Laine, OH2BH, auf den Trichter gekommen. Wie bereits von den Azoren, wird er auch bei seinen zukünftigen Expeditionen auf Hamsphere QRV sein, so unter anderem vom Market Reef ∅JOB. Das Internet zapft er einfach via Satellit an.

Und so schließt sich der Kreis: Der Spieler guckt auf Internet wo die Expeditionen sind und “arbeitet” sie dann via Internet. Eigentlich logisch, nicht?

Für mich als Hardcorefunker ist das positiv und ich kann Marttis Initiative* nur unterstützen. Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und fordere, dass man sämtliche Conteste auf Hamsphere verlegt. Und in der USKA sollte man sich überlegen, ob man nicht auch den Notfunk dorthin verlagern könnte – zu den Amateur-Simulanten ;-)

73 de Anton

Bild: Cliffhanger – wohnen am Abgrund

* aus den IARU News: The Council received information about the Hamsphere Initiative from Martti Laine, OH2BH. The Council will review the initiative and seek further information from the project leaders.

Und hier als besondere Zugabe: alle Schweizer Rufzeichen die auf Hamsphere registriert sind. Es sind 269 Stationen ROFL

HB0BB
HB0SUB
HB0ZEB
HB3HTC
HB3YBF
HB3YCG
HB3YCI
HB3YCS
HB3YCZ
HB3YDL
HB3YKA
HB3YKW
HB3YLT
HB3YNC
HB3YNI
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HB9FPU
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HB9MHY
HB9MLF
HB9MOON
HB9MVW
HB9MXO
HB9MXY
HB9MZI
HB9OAB
HB9OAE
HB9OBO
HB9OCU
HB9OI
HB9OPU
HB9OX
HB9PLB
HB9POX
HB9QN
HB9RHM
HB9RLW
HB9RNP
HB9ROY
HB9RS
HB9RSW
HB9RUO
HB9RYE
HB9RYJ
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HB9SIS
HB9SIU
HB9SJV
HB9SKR
HB9SLF
HB9SMU
HB9SOF
HB9SOO
HB9STO
HB9STX
HB9SUB
HB9TIH
HB9TJG
HB9TJT
HB9TKZ
HB9TMC
HB9TMI
HB9TNU
HB9TNW
HB9TOC
HB9TOR
HB9TPR
HB9TRQ
HB9TSA
HB9TSR
HB9TSW
HB9TTZ
HB9TUB
HB9TUL
HB9TUO
HB9TVS
HB9TWO
HB9TWU
HB9TXE
HB9UAG
HB9UFC
HB9UQX
HB9UVW
HB9VCN
HB9VCO
HB9WKB
HB9XAR
HB9ZAG
HB9ZAZ

Düstere Wolken am USKA Not-Himmel?

und die Herde zieht weiter

Nicht alle OM sind mit dem von der USKA angeleierten Amateur-Notfunk einverstanden. In letzter Zeit haben mich viele kritische Stimmen erreicht. Hier ein Auszug aus einer Mail, die ich heute erhalten habe. Name und Rufzeichen des OM sind mir bekannt, will ich aber nicht ohne sein Einverständnis preisgeben:

Ich bin ein Freund des Notfunkes und angefressener Funkamateur. Nur, meine Vorstellungen eines „Notfunkes“ sind halt anders gelagert. Einer neuen 80m Runde am Samstagmorgen unter Nennung von drei lokalen VHF/UHF Repeatern kann ich wirklich nichts abgewinnen. Logdateien von Samstag-vormittäglichen Verbindungen im 80m Band liegen aus den letzten 30 Jahren aus den H26 Wettbewerben zur Genüge vor.

Am 4. und 5. November findet das erste Modul SVU 14 Statt. Zuvor musste doch der Willi noch schnell eine Notfunk- Übung abhalten. Es wird eine aus der Not geborene Aktion bleiben. Ich hoffe, dass deren Resultate nie veröffentlicht werden. Solche Resultate verursachen bei Profis nur ein müdes Lächeln und sind kontraproduktiv.

Schweizweiter Notfunk – wenn überhaupt notwendig und/oder sinnvoll – wird immer ein äußerst schwieriges Thema bleiben.

Irgendwann muss man ja beginnen, habe ich bei dir gelesen. Ja, das ist vielleicht richtig. Aber wenn, dann bitte richtig und vorbereitet, mit klarem Kopf und mit Verstand. Möchtegerne- Notunk- Neuralgiker haben in diesem Feld nichts verloren.

Wenn sich eine Gruppe diesem Thema widmen sollte, wäre die Ausarbeitung eines Konzeptes mit Beantwortung diverser Fragen sinnvoll. Die Tagung in Bern, an der ich anwesend war, hat keinen Vorstoss in dieser Richtung unternommen.

Mir bereiten solche Vorgehensweisen zunehmend Mühe. Viele rutschen weit unter die Mittelmäßigkeit. So auch die KW/UKW Tagung am diesjährigen Hamfest. Es war eine Katastrophe wie auch das „Fest“ selbst. Ich habe noch nie eine dümmere und nutzlosere Sitzung erlebt. OM aus dem Tessin haben sich noch während der Tagung massiv beschwert!

Ich sehe düstere Not- Wolken über dem USKA Funk.

Soweit die Kritik aus kompetenter Feder. No comment, aber mit den besten Grüssen, Anton

Bild: Die Herde zieht weiter.

To Funk or Not Funk

G0ISW

Gestern Abend wurde ich plötzlich ohne Not mit Notfunk zugemailt. Es gäbe da einen Bloger in der Nähe, der sich lustig mache, meinte einer. Wen er da wohl gemeint hat?

Wie dem auch sei: Wir brauchen engagierte OM. Und ich hoffe, dass es mit der Schweizerischen Notfunk-Übung klappt, nächsten Monat. Sonst werden wir uns nämlich lächerlich machen. Dann können wir nur noch Antennen bauen, wie oben im Suchbild. Vieles scheint vielen noch etwas nebulös zu sein. Etwas Licht ins Dunkel bringt Oliver HB9EUF. Er schrieb:

Unsere Rolle als Funk Amateur besteht darin, an einem zurzeit noch nicht bekannten Samstagmorgen falls möglichst autark QRV zu sein, um Verbindungen mit den erreichbaren OM herzustellen und ihnen eine Kurzmeldung zukommen zu lassen. Anschliessend senden wir unsere Logs an notfunk@uska.ch . Diese werden dann ausgewertet und in einem Bericht zusammengefasst. Damit können wir unsere Bereitschaft unter Beweis stellen.

Danke, Oliver, und viel Erfolg.

Der Notfunk hat mich auch im Traum nicht mehr losgelassen und ich habe von meinem Einsatz geträumt:

Ich war gerade während eines CW-QSOs eingeschlafen, da klingelte jemand wie sturm an der Tür. Aha, dachte ich, Sonja, die Briefträgerin bringt wieder einen Pack QSL. Doch an ihrer Stelle stand da einer, der aussah wie ein Alien. Von Kopf bis Fuss in einen Plastik-Anzug gehüllt, das Gesicht hinter dem Sichtfenster kaum zu erkennen. Besuch vom Mars?

„Hallo Anton. Ich bringe dir die neuste Meldung, du musst sie sofort nach Bern durchgeben.“

Es war der Böppel. Doch wieso steckte er in dieser Verkleidung? War heute Halloween?

„Hallo Kari. Was ist denn passiert?“

„Das Dorf steht unter Quarantäne und ist abgeriegelt. Keiner geht raus, keiner kommt rein. Ebola, du weisst schon.“

Nein, das wusste ich nicht. Ich konnte mich ja nicht einmal an das CW-QSO vor dem Einschlafen erinnern.

„Aber ich muss heute noch ins Migros. Uns ist der Kaffeerahm ausgegangen.“

„Daraus wird nichts“, meinte Kari. „Du bist unsere Verbindung zur Aussenwelt. Der Präsi hat in der Liste nachgesehen. Du bist Notfunker.“

Ich betätigte dreimal den Lichtschalter neben der Tür. Das Licht ging an und aus.

„Aber wir haben ja noch Strom. Wieso benutzt ihr nicht einfach das Telefon oder das Internet?“

„Der Strom kann jeden Moment ausgehen. Das EW steht auch unter Quarantäne, die Techniker schlafen im Maschinensaal. Siehst du denn kein Fernsehen?“

„Nein, ich mache SSTV.“

„Also los jetzt. Ich muss weiter. In einer Stunde bin ich wieder zurück. Dann hast du sicher die Antwort aus Bern.“

Ich ging wieder in die Funkbude zurück. Dort kurbelte ich auf die Notfrequenz im 80m Band.

„Hallo Bern, Hallo Bern, hier HB9ASB, können Sie mich aufnehmen?“

Wie aus der Pistole geschossen, dröhnte die Antwort aus dem Lautsprecher:

„HB9ASB von HQ, verstanden, antworten.“

„QSL HQ, Sie sind Fünf und Neun. Mein Name ist Anton…ich wiederhole: Anton und mein QTH ist Cordast…ich buchstabiere…“

„…Verstanden, geben Sie Ihre Meldung durch.“

Der war aber kurz angebunden. Das war doch nur eine Übung, oder etwa nicht?. Ich blickte auf das Blatt, das mir der Kari gegeben hatte. Dort stand: Fritz Schattacker Ebola Stufe 3. Zwei seiner Kühe ebenfalls erkrankt. Senden Milchprobe per Quadkopter.

„HQ, ich habe folgende Meldung für Sie: Den Schattacker Fritz hat es auch erwischt und zwei seiner Kühe haben ebenfalls Ebola. Wir werden die Milch mit der Drohne schicken.“

„Verstanden HB9ASB, bleiben Sie auf Empfang und in Funkbereitschaft, HQ Ende.“

„Beste 73 HQ und übrigens: Sie sind immer noch Fünf Neun.“

In diesem Moment klingelte es wieder wie Sturm an der Tür. Es war wieder der Böppel Kari.

„Hast du schon Antwort aus Bern?“, fragte er atemlos. Sein Gesicht war nicht zu sehen, die Scheibe seines Anzugs war angelaufen.

„Nein, aber komm doch rein. Du nimmst sicher einen Schnaps?“

„Nichts lieber als das. Ich halte es in diesem Ding nicht länger aus.“

Kari zog den Ganzköper-Pariser aus und hängte ihn an den Ständer. Sein Gesicht war krebsrot, die Haare hingen ihm verschwitzt ins Gesicht. Er hustete. Doch nach drei Schnaps ging es ihm besser und als keine Antwort von Bern kam, schlüpfte er widerwillig wieder in seinen Anzug und trottete davon.

Komische Übung, dachte ich. Ich wollte gerade ins Auto steigen, um Kaffeerahm zu holen, da hörte ich im Lautsprecher:

„HB9ASB von HQ, antworten.“

„Roger HQ, Sie sind Five and Nine. Aber jetzt haben Sie den Böppel gerade verpasst.“

„Nicht verstanden, wiederholen…“, hörte ich gerade noch, bevor das Licht ausging.

„Scheibenkleister“, sagte ich. Ich musste den alten Akku aus dem Keller holen. Hoffentlich hatte das Teil noch Saft.

In diesem Moment klingelte es wieder an der Tür:

Diesmal war’s nicht der Böppel, sondern einer der Orangen, die normalerweise das Strassenbord mähen. Auch er im Pariser.

„Ich habe eine Nachricht zum Durchgeben“, sagte der Mann.

Ich schaute auf das Blatt: Karl Böppel Ebola positiv, stand dort. Was zum….hatte er etwa einen Schnaps zuviel getrunken?

Als ich den alten Autoakku aus dem Keller hochschleppte, wurde mir schwindlig. Hoffentlich hatte mich der Böppel nicht angesteckt. Ich schloss den Transveiver an, die Frequenz war ruhig, das S-Meter auf Null. Keine Störungen von PLC, Schaltnetzteilen und Plasmafernsehern wie sonst.

„Hallo HQ, hallo Bern, hier ist HB9ASB aus Cordast. Können Sie mich aufnehmen?“

Der Akku hatte Mühe, die Skalenbeleuchtung flackerte im Takt der Modulation.

Bern antwortete nicht mehr.

Bild: Im Garten von GØISW. Wo ist die Antenne?

 

 

 

Ein 80m QSO mit einer verrückten Antenne

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Meine abendlichen Verbindungen aus Südfrankreich in die Schweiz konzentrierten sich auf das 40m Band. 160 und 80 hatten meist zuviel QRN von den Gewittern rund ums Mittelmeer, und für 30m war es um 21:00 MEZ oft bereits zu spät.

Doch nicht alle Funkamateure dürfen das 40m Band benutzen. HB3er sind von den wichtigen “Mittelbändern” 40,30 und 20m ausgeklammert. So auch mein Freund Andy, HB3YAF.

Darum versuchte ich es immer wieder auch auf 80m, trotz des QRN. In CW versteht sich, denn Andy greift höchst selten zum Mikrofon. Ich weiss nicht einmal, ob er überhaupt eins hat.

Doch seine Drahtantenne lieferte zuviel Lokal-QRM um mich aufnehmen zu können. Am schlimmsten ist das Heugebläse des Bauern nebenan. Springt es an, hat Andy auf 80m S9 plus 60. Dagegen ist PLC ein Kindergeburtstag. Ich denke, dass da ein elektrischer Wurm im Gebläse sitzt. Vielleicht ist der Nullleiter weg und das Teil läuft irgendwo zwischen Phase und Blitzableiter ;-)

Trotzdem ist gestern noch ein CW QSO auf 80m zustande gekommen. Andy kam mit komfortablen 579 hier in Esparron an. Dank einer Wunderantenne, die er in aller Eile aufgebaut hat. Mir sträubten sich die verbliebenen Haare, als ich ein Bild von diesem Teil sah.

Es handelt sich dabei um eine Spiral-Loop-Antenne von SM0VPO. Hier gehts zur Baubeschreibung.

73 de Anton

Aus der Gerüchteküche: US-Funkerprüfungen in Zofingen?

cadi-hinten

Obschon die USA bei CEPT mitmachen und wir Europäer ennet dem Atlantik problemlos funken dürfen, ist es für viele OM reizvoll ein amerikanisches Rufzeichen zu besitzen. Die Gründe dafür sind verschieden. Für manchen ist es ein Challenge, eine Herausforderung, die US-Prüfung in englisch zu absolvieren. Vielfunkern geht es schlicht um ein einfacheres Rufzeichen ohne Schrägstrich und manch ein OM macht die Prüfung einfach für “die Gallerie”; Diplomsammler gehören zu dieser Kategorie. 

Wie dem auch sei. Für eine US-Funkerprüfung muss man nicht in die USA reisen. Man kann sie zum Beispiel auch in Deutschland absolvieren. Denn die USA haben ein anderes Prüfungssystem als die meisten europäischen Staaten. Während hier normalerweise die Behörden die Prüfungen abnehmen, geschieht das in den USA durch Volontäre des ARRL, also durch andere Funkamateure. Diese müssen nicht zwingend US-Bürger sein. 

Die USA kennen drei Lizenzklassen mit unterschiedlichen Privilegien: Technician, General und Extra. Wobei die Technician etwa unserer HB3 und die Extra unserer HB9 Prüfung entsprechen sollen, wie mir Insider versichern. Früher gab es noch eine Advanced zwischen General und Extra und eine Novice-class, doch diese wurden im Jahr 2000 im Zuge einer Reorganisation abgeschafft.

Kritisiert wird oft, dass durch die Reorganisation 2000 die Ansprüche an die Ausbildung der Funkamateure gesunken seien. Kritiker sprechen von einem Dumbing Down der Funkamateure – einer Verdummung. Ein Trend, den manche auch in Europa glauben feststellen zu können. 

Macht nix. Die Menschheit wird eh immer dümmer.

Der kurzen Rede langer Sinn: Anlässich der Surplus Party in Zofingen, die dieses Jahr am Samstag, den 25. Oktober, veranstaltet wird, soll angeblich auch eine US-Prüfung stattfinden. Übrigens nicht die erste in der Schweiz. Der letzte Anlass dieser Art – in Basel – hat ziemlich für rauchende Köpfe gesorgt. Nicht nur bei den Kandidaten, sondern auch bei der USKA und dem BAKOM, wie aus der Gerüchteküche zu vernehmen ist.

73 de Anton

Die Fiesta Antenne

Wenn man aus zwei Velozipeds eine Antenne basteln kann, so muss es mit zwei Autos noch wesentlich besser gehen, dachte ich mir. Doch nicht jedermann ist Krösus und muss deshalb mit einem Wagen Vorlieb nehmen. Die Frage ist: Lässt sich aus einem Mobil bereits eine Antenne basteln? Das Autochassis als Mobilantenne verwenden?

Ich habe es ausprobiert und meinen halben Sechszylinder mit der Aston Martin Schnauze mal mit HF versorgt.

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Natürlich wieder mit dem bewährten Ultimate 3 von Hans Sommers und wiederum in WSPR um möglichst viele automatische Rückmeldungen zu bekommen. Das Reverse Beacon Network ist zwar auch interessant. Doch seitdem immer mehr OM das RBN missbrauchen und nur CQ rufen um sich in der Liste wiederzufinden, finde ich das RBN nicht mehr so toll. 

Kurze Rede langer Sinn, ich habe also den U3 im Innern des Fiesta installiert, mit einer separaten Batterie gespeist und den Antennenausgang an die Karosserie angeschlossen. Die ganze Aussenhaut (minus Plastik) sollte als Strahler wirken. Das geht ganz einfach. Man braucht dazu nur die Antenne auf den Minuspol des Zigarettenanzünders zu legen. Doch was ist mit dem Gegengewicht? 

Nun, ich habe es einfach unterschlagen. Genauso wie Tausende von OM auch. Irgendwie wird schon was rauskommen, habe ich mir gedacht und den Sender eingeschaltet: 1 Watt im 30m Band.

Gespannt bin ich dann ins Haus zurück und habe die Webseite von WSPRnet gestartet. Eine Stunde, zwei Stunden…nach drei Stunden immer noch nichts. Zwar war in meinem Stationsempfänger das WSPR Signal Loud and Clear, doch hören wollte mich keiner. Was so ein fehlendes Gegengewicht ausmacht ;-) Zwar lag die Seele des Antennenausgangs auf dem Chassis, doch das einzige Gegengewicht, das hätte wirken können – der Mantel eines kurzen Stücks Koax am U3 – befand sich im Innern eines Faradayschen Käfigs. 

Ohne Gegengewicht ist also auch der Fiesta-Strahler nichts wert. Ich habe dem abgeholfen und zehn Meter Litze hinter dem Wagen auf den Boden gelegt. Durch die Autotür eingeklemmt führte sie auf den Aussenkontakt des Antennenanschlusses. Nun mussten die Wellen nicht mehr ratlos draußen umherirren, auf der vergeblichen Suche nach einem Gegengewicht. Das Resultat war frappant. Keine zehn Minuten später kamen die ersten Rapportmeldungen. Hier das Bild dazu:

Fiesta-Antenne

Den Fiesta habe ich übrigens nicht getuned. Damit ihr mich nicht falsch versteht: Das heisst, ich habe keine Matchbox benutzt, ja, nicht einmal das SWR gemessen. Die geschaltete Endstufe des U3 verdaut solche Spässe klaglos und wir OM haben sowieso die Tendenz, das SWR zu überschätzen.

Hier noch das Bild dieser seltsamen Installation:

P1030461

Wie man sehen kann, wird die Seele des Koax an den Minuspol des 12Volt Anschlusses gehängt :-)

73 de Anton 

 

Zurück in der “Zivilisation”

Als ich mich am Donnerstag um 19:00 Lokalzeit in den Abendverkehr in Zürich einfädelte um nach Hause zu tuckern, wäre ich am liebsten wieder umgekehrt. Während hierzulande der Verkehr immer nahe am Kollaps fährt staut, muss man im hohen Norden nur auf Rentiere aufpassen:

Stopp

Autos sind seltener. Dass wir dabei 50 km fahren mussten, um auch nur ein Brot zu kaufen, nahmen wir gerne in Kauf.

Doch beginnen wir von vorne:

Diesmal sass ich im Flug nach Helsinki auf der Backbordseite. Das bescherte einen Ausblick auf die Insel Bornholm, einem früheren Ferien-QTH, an das ich mich gerne erinnere:

Bornholm

Sogar die “Erbseninseln” östlich von Bornholm waren auszumachen. Dann zogen die schwedischen Inseln Öland und Gotland vorbei.

Von Helsinki ging es dann mit dem Flieger nach Rovaniemi, wo angeblich der Weihnachtsmann wohnt, und dann mit dem Mietwagen über das Goldgräberdorf Tankavaara, Ivalo und Inari an den Lemmenjoki.

Wie die Funkwelt von dort aussieht, kann man auf dieser Beamkarte vom Lemmenjoki erkennen. Wer eine Beamkarte von seinem QTH erstellen möchte, dem hilft diese Webseite von NS6T weiter. Locator oder Koordinaten eingeben und dreißig Sekunden später kann man seine ganz persönliche Beamkarte ausdrucken.

Natürlich hat der fehlende Dichtestress im Land der Rentiere auch den Vorteil, dass sich kein Mensch für die Antenne des OM interessiert. Bäume hat es eh genug und die Seenlandschaft bietet ideale Bodenverhältnisse für DX-mäßig flache Abstrahlung. Daher habe ich mich auch für eine Vertikalantenne entschieden, wie ich sie hier beschrieben habe. Sie passt bestens in einen gängigen Koffer:

GP für 20&15m

Allerdings war das 15 m Band nur zu Beginn des Urlaubs von Nutzen. Dann war es, von dort oben beobachtet, mausetot. Was aber immer wieder den Zweifel meiner lieben Funkkollegen weckte, die es trotzdem versuchen wollten. 17m war hingegen meistens offen und wäre an den Wochenenden eine angenehme Alternative gewesen. Vor allem weil dort keine Conteste stattfinden. Ideal wäre eine Kombination 30m/20m/17m gewesen. Aber ich bin ja wohl nicht zum letzten mal dort oben gewesen ;-)

Bewährt hat sich auch der FT-857D. Sowohl in Zurich wie auch in Rovaniemi hat sich die Kontrolle nicht für den Transceiver mit seinem Zubehör interessiert, den ich im Handgepäck transportierte. Im Gegensatz zu meinem halbvollen Mineralwasser-Fläschchen. Verrückte Welt.

Fortsetzung folgt

73 de Anton

 

 

Der Notfunk und die Prepper

P1020736

In den USA ist die Notfunk-Szene viel ausgeprägter und besser organisiert als hierzulande. Dabei hat sie eine gewisse “Schnittmenge” mit einer anderen Szene, die sich ebenfalls auf Katastrophen vorbereitet – den so genannten Preppern. Das Wort stammt von „to be prepared“. Oder wie die Pfadfinder in Deutsch sagen: „Allzeit bereit.“

Genauso wie die Notfunker wollen die Prepper bereit sein und sie nutzen dazu ebenfalls Funk – auch Amateurfunk. Auch sie gehen davon aus, dass im Katastrophenfall die anderen Kommunikationsmittel zusammenbrechen.

Doch im Gegensatz zu den Notfunkern wollen die Prepper nicht anderen, sondern vor allem sich selbst helfen. Denn sie bereiten sich auf den letzten Tag vor, auf den Doomsday, die Apokalypse. Dann, wenn aus einem Missverständnis jemand in den USA oder Russland auf den roten Knopf drückt und die Atomraketen hin- und herfliegen und die Welt, wie wir sie kennen, im Chaos und im nuklearen Winter untergeht. Oder dann, wenn der Supervulkan Yellowstone zum Leben erwacht – was etwa den gleichen Effekt haben könnte.

Oft trifft man in diesem Zusammenhang auch auf die Abkürzung SHTF. Das heisst nichts anderes als: when the Shit Hits The Fan.

Genauso wie die Notfunker haben auch die Prepper ihre Frequenzlisten und halten ihre Übungen ab. Wollen sie sich doch im Fall der Fälle mit anderen Überlebenden austauschen.

Auch unser Armeechef scheint ein Prepper zu sein, wie wir aus den Zeitungen erfahren haben; hortet er doch Unmengen an Mineralwasser :-)

Denn Prepper sind auch Horter. Vernünftigerweise gehen sie davon aus, dass beim Doomsday nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Versorgung zusammenbricht. Und da sie möglichst lange zu den Überlebenden gehören wollen, füllen sie ihre Keller bis unter das Dach mit allem, was man sich ausdenken kann: Nahrungsmittel, Medikamente, Wasserfilter, Schutzkleidung und natürlich auch mit Funkgeräten, inklusive Schachteln voller Batterien.

Und da die Prepper vor allem in den USA beheimatet sind, rüsten sie sich auch mit Knarren und Munition aus. Schliesslich will man ja sein Vorratslager verteidigen, wenn Banden von Plünderern durch das verwüstete Land ziehen. Oder sogar Zombies. Gegen die rüstet ja jetzt sogar die Armee!

Aber auch die Prepper müssen arbeiten, so lange der Doomsday ausbleibt. Was, wenn die Katastrophe ausbricht, während sie an ihrem Arbeitsplatz sitzen, 20 Meilen entfernt? Wenn die Autos wegen einem NEMP nicht mehr anspringen, Strassen und Brücken zerstört sind?

Dann schlägt sich der gewiefte Prepper durch die Wälder nach Hause durch. Zu diesem Zweck hat er einen „Bug Out Bag“ dabei. Das ist ein Rucksack, der alles enthält, um unter den widrigsten Umständen nach Hause zu kommen. Aber der Bug Out Bag kann auch dazu dienen, im schlimmsten Fall von zu Hause weg in die Wälder oder ins Gebirge zu gelangen.

Ob unsere Notfunker auch Prepper sind, einen Notvorrat angelegt haben und einen Bug Out Bag mit sich führen?

73 de Anton

WSQ2 durch DL4YHF verbessert

WSQ2

WSPR als Baken-Mode ist zwar sehr spannend, doch QSO fahren kann man damit nicht. Auch WSJTX, JT9 und JT65 sind keine Betriebsarten, die echte QSO’s ermöglichen.

Anders verhält es sich bei WSQ2, das von ZL2APF entwickelt wurde. Ich habe bereits darüber berichtet. Im Vergeich zu PSK31 ist WSQ zwar langsam, aber trotzdem noch viel schneller als QRSS. Eine interessante Betriebsart, um mit kleinsten Leistungen QSO zu fahren.

Nun hat DL4YHF WSQ2 weiter entwickelt.  Die Verbesserungen sind interessant und das Terminal ist nun wesentlich komfortabler geworden. Damit steht ein verbessertes Tool zur Verfügung, das WSQ2 sicher noch populärer machen wird – sowohl auf 2200m und 630m, wie auch auf KW.

Gesendet wird wie bei WSPR in USB und es können auch die gleichen “Dial” Frequenzen benutzt werden. Man kommt sich dabei nicht ins Gehege, da WSPR mit einem 1500Hz Ton sendet und WSQ2 mit 1000Hz als Zentrumsfrequenz. Auch JT65A wird nicht tangiert; es benutzt 1300+ Hz.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf einen Fehler aufmerksam machen, den viele Anfänger bei WSPR mit dem Ultimate 3 begehen. Der Ultimate sendet nicht in USB. Das heisst, man muss dort nicht die “Dial” Frequenz des SSB-Senders einstellen, sondern direkt die Ausgabefrequenz. Also zum Beispiel nicht 474.2 kHz wie beim USB Sender, sondern “Dial” plus Tonfrequenz, also 475.7 kHz +/-

73 de Anton

Bild: WSQ2 von ZL2APF/DL4YHF. Im gelben Feld erscheint das decodierte Signal, im blauen wird der Sendetext eingegeben. Unten die kombinierte Wasserfall/Amplitudendarstellung.

Die Wurst Antenne

Conchita Salami

Letzte Nacht hatte ich wieder einmal einen jener stressigen Träume, nach denen ich am Morgen einen doppelten Kaffee brauche und die sich nicht so leicht verscheuchen lassen.

Es ging dabei um eine Prüfung und wie immer kam ich zu spät. Ich fand keinen Parkplatz und musste die Schnürsenkel binden, was im Traum nicht immer einfach ist. Der Hörsaal war platschvoll, die Klausur in vollem Gange und die anderen schon bei der dritten Aufgabe, als ich mich reinschlich. Die erste Aufgabe: Ein Winkeldipol sollte aufgebaut werden, unter Berücksichtigung der Umgebung und der Bodenbeschaffenheit: Unter dem Garten hatte es Anhäufungen von Zink und Mangan. Zudem galt es, die Antenne so aufzuspannen, dass nur bestimmte Gebiete auf einer Weltkarte erreichbar waren.

Die Dokumentation bestand aus umfangreichem Kartenmaterial und einem mit Werbung durchsetztem Buch von mindestens zehn Zentimetern Dicke.

Kurz: Eine Aufgabe, wie sie einem nur in Träumen begegnet und auch nur dort lösbar ist.

In diesem Zusammenhang kam mir wieder eine Antennenbeschreibung in den Sinn, auf die ich kürzlich gestossen bin: Aus der Heimat von Conchita Wurst.

Es handelt sich dabei um eine Breitbandantenne für 6 bis 160m und sie gehört zu der Klasse der Wunderantennen.

Diese Antenne wurde ursprünglich im japanischen CQ Ham Radio publiziert. Dann von Comet als CHA-250B und von Diamond als BB6V produziert und vertrieben.

VK2ZD hat sie aufgesägt und auf seiner Webseite sehr schön ihre Innereien präsentiert.

G8JNJ hat sie nachgebaut und dann ist die Idee irgendwie in Österreich gelandet, wo sie als Inverted L nun im OE Wiki ihr Dasein fristet. Ganz nach dem Motto: Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Das führt denn auch zu der dort gestellten Frage: „Warum kann ich Stationen hören, die mich nicht hören?“

Die Antwort darauf ist wesentlich einfacher als  in meiner Traumklausur: Weil ein Grossteil der Sendeleistung in dem komplizierten Dämpfungsglied verbraten wird, das dort als „Transformator“ verkauft wird.

Und die Antwort auf die nächste Frage, wie sich die Antenne verbessern lasse, ist ebenso einfach: Schmeiss das komische Teil raus und ersetze es mit einem automatischen Tuner, zum Beispiel mit einem CG-3000.

Dann nämlich hat man eine Antenne, die auch auf 80 und 160 noch gut funkt und mit der man auch arbeiten kann, was man hört.

73 de Anton

Bild: Conchita Salami

Langwellen-Geflüster

WSPR 10-11_5_2014_630m

Während ich diese Zeilen schreibe, schickt mein Sender ein WSPR Signal auf Langwelle in den Æther. Mit 30W auf 137.5 MHz. Ich benutze dazu zurzeit nicht den Ultimate, sondern den Kenwood TS-590, dessen Drive-Ausgang auf dieser Frequenz ca. 0 dBm liefert. Nachgeschaltet habe ich meinen Verstärker für 630m. Natürlich ist das eine Oberwellenschleuder, da das Tiefpassfilter für 500 kHz ausgelegt ist. Doch das Variometer der Antenne sorgt dafür, dass keine Oberwellen abgestrahlt werden. Die Unterdrückung beträgt mindestens 50dB, wie mein Spektrumanalyzer zeigt.

Letzte Nacht habe ich auf Mittelwelle durchgeflüstert. Das Resultat ist im Bild oben zu sehen. Was sonst noch auf WSPR im 630m Band los war, sieht man im nächsten Bild. Erstaunlich was da noch läuft, nähernd wir uns doch mit Riesenschritten dem längsten Tag und sommerlichen Bedingungen.

Alle_630m

Auch in USA/Canada und in Australien/Neuseeland wird eifrig auf 630m geflüstert. Erstaunlicherweise mehr als auf dem 160m Band, das in dieser Hinsicht eher ein Schattendasein zu führen scheint. Bei den Flüsterern am beliebtesten ist übrigens das 20m Band, gefolgt vom 30m Band. Interessant zu sehen, wie dort mit QRPP DX gemacht wird. Mit ein paar hundert Milliwatt den Atlantik zu überbrücken, gehört mittlerweile zur Routine.

Diese Facette unseres Hobbys finde ich mindestens so spannend, wie nach stundenlangem Brüllen ein FiveNine von einem unbewohnten Felsen zu erhaschen.

Bis hierher habe ich noch keinen Rapport auf 2200 Meter bekommen. Ich denke, dass ich heute mal einen separaten Verstärker für 137 kHz bauen und dann den Ultimate 3 anschließen werde. Auf Langwelle braucht es vermutlich schon etwas mehr Power um gehört zu werden. Vor allem natürlich wegen dem schlechten Wirkungsgrad der Antennen. Meine strahlt maximal ein Promille der eingespeisten Leistung ab. Bei 30W sind das also noch gerade 30mW.

An der Ausbreitung liegt es aber nicht. Die Bodenwellenreichweite ist im 2200m Band enorm und mit 1W ERP ist es auch mitten im Sommer um die Mittagszeit möglich bis gegen 1000km zu überbrücken.

Wobei die Stationen, die am Meer liegen einen gewaltigen Vorteil haben. Die Ausbreitung über Wasser ist viel besser als quer durchs Land. Mehr dazu hier.

Zum Schluss noch ein 681 Gigapixel Bild für den Astronomie-Interessierten. Es zeigt den Nordpol unseres Mondes und man kann dort nach belieben hin und her fahren und Zoomen und damit auf Entdeckungsreise gehen.

73 de Anton

 

Aktive Loop Antennen für den Empfang

P1020938 Große E-Mail-Ansicht

Auch nach ein paar Wochen Tests mit der Wellbrook Loop überzeugt mich das Teil nicht in jedem Fall. Manchmal ist der Empfang auf Mittelwelle, im 630, 160, 80 und 40m Band etwas besser, doch oft hat mein Draht die Nase vorn. Aber vielleicht steht der Loop nur am falschen Ort.

Während sich bei mir die Störsituation auf 630m etwas verbessert hat, ist nun das 40m Band an der Reihe. S7 Rauschen über das ganze Band. Vielleicht muss ich mal wieder beim Nachbarn vorbei schauen, mit einer Flasche Schnaps und ein paar Ringkernen.

Eine interessante Seite um mehr über Loops zu erfahren, ist übrigens Fenu-Radio. Fernando, oder eben Fenu, ist ein sehr engagierter SWL. Auch seine Empfängersammlung ist sehenswert.

Eine Alternative zu Wellbrook ist die HDLA aus Deutschland. Die Firma bietet verschiedene Versionen von Verstärkern an. Den Loop muss man jedoch selbst konstruieren. Die Teile sind aber vergleichsweise preiswert und von den technischen Daten her ebenfalls an der Spitze des Feldes.

Der dritte im Bunde ist die Firma Rafansys aus den Niederlanden. Sie produziert unter anderem die LRX 30.

Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks werden sehr gute Aktiv-Loop Antennen produziert, die sogar das Militär verwendet. Dort produziert die Firma Pixel Technologies die Pro-1B zu einem stolzen Preis.

Soweit die Technik und nun aufs Wochende noch  etwas für das Herz des Pianisten:

Apropos Pianisten: Während dem zweiten Weltkrieg hiessen Telegrafisten des Widerstandes in Deutschland auch Pianisten und mehrere von ihnen bildeten eine Kapelle. Und da die Morsezeichen aus Moskau kamen, nannte man sie die rote Kapelle. Auch in der Schweiz gab es zu diesen Zeiten eine Kapelle.

Zum Schluss noch eine Quizfrage: Wo befindet sich die höchste Webcam der Welt?

Hier!   Solltet ihr nichts sehen, herrscht dort gerade Nacht ;-)

73 de Anton

Bild: Rückseite des Ultimate 3 mit 100nF Kondensatoren “frisiert”

Strahlung

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Wir Amateurfunker senden ausnahmslos mit nicht ionisiernder Strahlung. Unsere elektromagnetischen Wellen verändern keine Atome und sind, abgesehen von ihrer Wärmewirkung, harmlos. Das sehen aber nicht alle Zeitgenossen so. Die so genannten Elektrosensiblen sehen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden durch Radiowellen beeinträchtigt. Viele sind dabei zwar nicht sehr konsequent und telefonieren seelenruhig mit dem Handy und setzen ihr Ohr Feldstärken von einigen zehn Volt pro Meter aus. Dafür spüren sie bereits die “zukünftige Strahlung” der Antenne des Nachbarn, obschon diese noch gar nicht angeschlossen ist.

Vielleicht essen sie auch noch aus alten Tellern und trinken aus alten, leuchtend grünen Gläsern. Dass diese auch “senden” können, wissen aber nur die wenigsten. Allerdings “sendet” Grossmutters Suppenschüssel mit der schönen orangefarbenen Verzierung nicht in einem Amateurfunkband. Zur Demonstration habe ich ein kleines Video gedreht. Der Hauptdarsteller in dem Filmchen ist mein Geigerzähler. Links sehen wir ein böses verbotenes Baofeng UV-3R. Es ist ganz harmlos und sendet ausschliesslich mit nicht ionisiernder Strahlung. Dann kommen ein paar Scherben von Grossmutters altem Teller ins Spiel. Der weitere Verlauf des Videos ist selbsterklärend.

 http://youtu.be/ELXUDsmcOfY

Früher enthielten leuchtende Farben oft Uran. Und bei den ionisierenden Gammastrahlen kann man den Sender nicht einfach abstellen wie bei einem Baofeng. So senden Grossmutters Teller und die Vase heute noch, obschon beide längst zerbrochen sind.

73 de Anton

Bild: beim ehemaligen Mittelwellensender Sottens. Gewarnt wird nicht etwa vor der Strahlung, sondern vor der (HF-) Hochspannung!

 

Das Handy – gern gekauft, selten gebraucht

dmr-range

Wie im obigen Inserat zu sehen ist, braucht es vermutlich einen IQ von 154, um zu wissen, dass DMR zehn Mal weiter geht als D-Star oder gar hundskommunes FM. Bisher dachte ich immer, es gehe bloss zweimal weiter, weil man auf einem Relaiskanal gleichzeitig zwei Gespräche führen kann ;-)

Gerade habe ich im neusten QST geblättert und da ist mir der Testbericht des neuen Wouxun KG-UV920P aufgefallen.

wouxun-kg-920p

Also neu ist ja das Teil nicht. Es wurde seit Jahren immer wieder angekündigt. Und da sollte man doch meinen, es sei jetzt mindestens technisch top. Doch der Tester kommt zu folgendem Schluss:

“Ich denke nicht, dass das Gerät im ersten Drittel mit der Konkurrenz mithalten kann. Wenn Sie aber bereit sind, für einen tieferen Preis Kompromisse einzugehen, sollten Sie das Teil genauer ansehen.“

Die Punkte, die bemängelt werden, betreffen nicht nur die etwas eigenartige Bedienung und das konfuse Manual, sondern auch bestimmte Messwerte. Zum Beispiel die äusserst schlechte Spiegelfrequenz-Unterdrückung oder den Audio Output von 0.58W anstelle der versprochenen 3W.

Wouxun hat übrigens auch ein neues Handy angekündigt, das KG-UV8D.

KG-UV8D

Aber ob das jemals in die Schweiz gelangen wird, ist fraglich. Ich würde nach dem Baofeng Debakel keinesfalls riskieren so ein Teil direkt aus China zu importieren, obschon wir jetzt mit den Chinesen ein Freihandelsabkommen ausgehandelt haben ;-)

Apropos Baofeng. Erstaunlicherweise tauchen die Dinger trotz Verbot immer wieder auf Ricardo auf. Aber nicht nur dort. Auch in der Ukraine werden diese Geräte eingesetzt, wie folgendes Bild zeigt:

ukraine

Auf jeden Fall scheint das Gerätchen ziemlich Power zu haben, sonst würde dem Maskierten nicht so der Kopf dampfen ;-)

Wie ich vernommen habe, hat doch kürzlich ein verunsicherter OM im BAKOM angerufen und gefragt, ob er sein Baofong noch gebrauchen dürfe und was er mit dem Ding tun soll. Das ist ja fast so, als würde ich bei der Polizei anrufen und fragen, ob ich jetzt kiffen dürfe.

Was den Amateurfunk anbelangt, ist das Handy meines Erachtens das am meisten überschätzte Teil. Jeder hat mindestens drei Stück davon und gebraucht werden sie selten bis nie.

73 de Anton

 

ON0VHF 144.418 MHz via AS

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Gestern habe ich ein bisschen mit dem Airscout von Frank, DL2ALF, gespielt. Dazu habe ich mir eine Bake ausgesucht, die ich normalerweise nicht hören kann: ON0VHF auf 144.418 MHz. Sie strahlt mit 25W ERP und befindet sich in JO20hp, 460km von mir entfernt. Keine Chance, sie unter normalen Bedingungen zu hören, dachte ich. Zumal der Pfad über das Jura-Gebirge vor meiner Haustür führt.

Natürlich hörte ich nur Rauschen, nachdem ich meine kurze 5 Element Yagi gegen Brüssel gerichtet hatte. Und ehrlich gesagt, glaubte ich auch nicht an einen Erfolg. 25W ERP ist ja nur ein Nasenwasser und meine Yagi kaum mehr als eine Behelfsantenne. Ihr einziger Vorteil: Nur 4m Ecoflex 10 bis zum Transceiver, einem IC-910. Notabene ohne Vorverstärker.

Ein wenig gelangweilt  startete ich das Airscout Programm und gab die beiden Lokatoren ein. Die Strecke zeigte zwar eine Airscatter-Zone in der Mitte der Strecke und verschiedene “Vögel” schwirrten auch darum herum. Alle in grau.

Dann endlich kam ein Airbus daher, durchquerte die Scatter-Zone und wurde pink. Und tatsächlich: im Rauschen waren plötzlich ganz schwache Morsezeichen zu hören. Bald gesellte sich ein zweiter pinker Vogel in die Scatter-Zone und auf einmal konnte ich deutlich das Rufzeichen und den Locator aufnehmen.

ON0VHF_AS

Fasziniert habe ich dann geschlagene zwei Stunden die Szene beobachtet. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Bake nur hören konnte, wenn sich die Flugzeuge ziemlich genau auf dem Pfad zwischen der Bake und mir befanden. Schon kleine seitliche Abweichungen liessen das Signal verschwinden. Auch reflektierte nicht jeder Vogel gleich gut. Das hing nicht nur vom Flugzeugtyp ab (Grösse), sondern auch vom Winkel, mit dem er unseren Pfad kreuzte.

Offenbar befindet sich zwischen ON0VHF und mir gerade ein Flugstrasse. Etliche Flugzeuge flogen direkt auf der Verbindungslinie. Sie brachten die besten Resultate. Die Bake war dann Minuten lang zu hören.

Bei andern Baken waren die Ergebnisse weniger eindeutig. Zum Beispiel bei F5ZBS, einer 23cm Bake aus Strassburg, die ich hier praktisch immer hören kann. Bei ihr muss ein anderer Ausbreitungs-Mechanismus dominieren. Vermutlich Beugung und nicht Troposcatter, sonst wäre eine deutliche Anhebung durch Flugzeugreflexion festzustellen. Gemäss verschiedenen Quellen scheint AS etwa 20 dB über Troposcatter zu liegen, bzw. die Signale 20dB über das TS-Niveau anzuheben.

Bei der Beobachtung der verschiedenen Baken ist mir übrigens aufgefallen, dass oft die angegebenen Frequenzen nicht stimmen. Vermutlich sind die Oszillatoren mit der Zeit gewandert. Das ist schade. Denn gerade bei AS ist man auf eine richtig eingestellte Frequenz angewiesen.

Das erinnert mich an einen OM, dem ich schon ein paar Mal gesagt habe, seine Frequenz auf 23cm liege 2 kHz zu tief. Worauf er mir jeweils antwortete, dass er auf seinem Transceiver genau die richtige Frequenz eingestellt habe. Da nützte auch der Hinweis auf mein Rubidium-Normal nichts. Schliesslich haben doch Dutzende japanischer Ingenieure an seinem Gerät gewerkelt. Da kann doch nicht plötzlich der Anton daherkommen und behaupten, die Anzeige stimme nicht ;-)

Gerade der oft verwendete IC-910 ist diesbezüglich eine Katastrophe. Ohne den optionalen TCXO hat er laut Datenblatt eine Genauigkeit von besser als +/- 3ppm. Das bedeutet auf 1.3 GHz eine mögliche Abweichung von +/- 3.9 kHz! Ohne TCXO ist das Teil also schlicht unbrauchbar. Baut man das teure Teil ein, so wird es zwar besser: max. 0.5ppm sollen es dann noch sein. Aber auf 23cm sind das halt immer noch 650 Hz!

Auch ein TCXO muss übrigens abgeglichen werden. Einfach einlöten und gut ist, ist ein Kurzschluss ;-)

Steht kein Referenzsignal zur Verfügung, ist ein Abgleich jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Auf Kurzwelle kann man sich ja noch an einem Rundfunksender orientieren. Die haben ihre Frequenz meistens an ein Frequenznormal gebunden. Doch bei einem reinen UKW-Gerät, wie dem IC-910, wird es schwierig

In meinem IC-910 habe ich den TCXO vor einem halben Jahr nachgeglichen und heute ist die Frequenz auf 23cm bereits wieder um 200 Hz nach oben gewandert. Kein Wunder, wandern die Bakenfrequenzen teilweise weit über ein Kilohertz.

73 de Anton

Bild: Hier kommt man nur in CW weiter. Danke Pascal, HB9EXA.

Ein Hardware Update für den TS-590?

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Manchmal findet man sogar in Yahoo Gruppen ein paar Perlen zwischen all den Kommentaren von Funk-Legasthenikern. Apropos: Da hat mir doch gestern jemand erzählt, er habe einem verzweifelten Funkamateur bei der “Reparatur” seines kaputten Empfängers helfen müssen: Verzerrte Signale ohne S-Meter Ausschlag. Der Fehler: AGC war ausgeschaltet.

Beim Stöbern in den Yahoo Groups ist mir nicht entgangen, dass der ICOM Guru Adam Farson VA7OJ/AB4OJ den Phase-Out des IC-7000 zugunsten des IC-7100 bestätigt hat :-(

Ob das ein guter Schachzug ist? Seit ich stolzer Besitzer eines Tablets bin, ist mir auch wieder bewusst geworden, wie sehr ich Fettflecken auf Bildschirmen hasse. Auch die Erinnerungen an mein letztes Pult sind etwas getrübt: das war nämlich das Schulpult. Ob man in einem Kleinwagen so ein Pult einbauen kann? Leider habe ich meinen alten Cadillac verkauft. Dort wäre das problemlos möglich gewesen. Da passte sogar der IC-7200 rein, wie obenstehendes Bild beweist.

Vielleicht sollte man sich noch rasch einen IC-7000 unter den Nagel reissen? Ein gutes Gerät.  Leider etwas zu heiss – im eigentlichen Sinn des Wortes ;-)

In der TS-590er Gruppe geistert zurzeit eine andere Meldung durch den Fred: Kenwood soll eine Hardware-Modifikation für das Überschwingen der ALC, bzw. das Low Talk Power Problem versprochen haben. Notabene ein Set mit 15 Bauteilen. Also kein Fall für die Hardware-Phobiker unter den Funkern, die aus Angst vor dem eigenen Transceiver noch nie den Deckel abgeschraubt haben. Anfangs März soll es soweit sein. Vielleicht auch erst am 1. April. Wir werden sehen.

Auch ICOM bastelt offenbar an Updates. So soll der IC-7700 eine neue Firmware erhalten, die dem Display neben der Spektrum- auch einen Wasserfallanazeige beschert.

Was gibt es eigentlich Neues von der Church of Elecraft? Vom 2m Modul für den KX3 habe ich schon lange nichts mehr gehört.

73 de Anton

Das Leben ist wie ein Schachspiel. Ob Bauer oder König, ob Läufer oder Dame, am Ende werden alle wieder im hölzernen Kistchen versorgt.

Ein Österreicher stürzt ab

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Für mich ist ein Notebook – früher hieß das Laptop – das höchste der Gefühle. Mehr Computer brauche ich nicht, aber auch nicht weniger. Wieso die Menschen heutzutage mit klobigen viereckigen Kästen am Ohr telefonieren, weiß ich nicht. Früher gab es zu diesem Zweck schnuckelige Handys. Was ich tun werde, wenn meins eines Tages nicht mehr funktionieren sollte, weiß ich nicht. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.

Schlimmer noch als die antiergonomischen Flundern am Ohr, finde ich die so genannten Tablets. Früher hatten wir die in der Schule – sie wurden Schiefertafeln genannt – und schon damals war ich dagegen allergisch. Daher wurde ich vermutlich nach der Achten aus der Schule geschmissen. Ein Freund von mir rennt mit dieser Tafel in der Gegend rum und fotografiert alles, was ihm vor die Nase kommt. Ich lache mich jeweils kringelig. Doch zu was soll eine elektronische Schiefertafel, die weder Fisch noch Vogel ist, sonst gut sein? Das war mir schleierhaft – bis gestern.

Da hat so ein Unding plötzlich bei mir eingeschlagen. Es hat mit einer harmlosen Diskussion um Morsetasten begonnen, da sagte mein Freund unvermittelt – notabene nicht der Tabletfotograf: “Ich hab’ da was für dich.” Er zog ein nigelnagelneues Tablet aus der Tasche. Chili Green HT400 stand darauf. Und dann erzählte er mir eine wundersame Geschichte.

Die Dinger hätte vor Weihnacht Aldi in Österreich für 99 Euronen verkauft. Doch in der Software sei ein Wurm gewesen und sie hätten angeblich nicht richtig funktioniert. So habe er ein paar von den Tafeln für lau gekriegt: als defekte Ware.

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Doch einem Ingschenör ist nichts zu schwör. Was die Össis nicht schaften, raffte der Schweizer offenbar mit links ;-) * Nach dem Aufspielen der richtigen SW funktionierten die grünen Pfefferdinger wie vorgesehen. Der Mann hatte offenbar ein Mega-Schnäppchen gemacht.

So kam ich, als Besitzer eines Alters-Handy, zu einem Tablet. Doch was sollte ich mit dem Teil? Nun, unsere Diskussion ist nach dem Exkurs in die seltsame Welt der Dinge, die eigentlich kein Mensch braucht, wieder beim Morsen gelandet. Und da kam die Erleuchtung. Nach kurzem Surfen fanden wir eine kostenlose App – oder heisst das  Ape? – die morsen konnte. Über das eingebaute Mikrofon werden die Morsezeichen aufgenommen und auf dem Bildschirm der Text angezeigt.

So kann ich jetzt das Tablet einfach neben den Transceiver legen und schon weiss ich Bescheid, wenn ich mal einen Aussetzer haben sollte, oder wenn mein QSO-Partner einen Geschwindigkeitsanfall hat oder Mist morst. Das ist ganz praktisch, vor allem portabel. Vorausgesetzt es muht keine Kuh dazwischen.

Ob sich die elektronische Schiefertafel noch zu mehr gebrauchen lässt? Ich bin sicher, das hier gleich jede Menge Tipps auftauchen werden?

73 de Anton

* Ich gehe natürlich davon aus, dass das auch die Ingschenöre unter den Össis und “Piefkes” hingekriegt haben ;-)

WSQ2

WSQ RX screen

WSPR ist eine sehr interessante digitale Betriebsart und hat sich sowohl auf HF, wie auch im Mittelwellenband 630m gut etabliert. Zum Studium der Ausbreitungsbedingungen und zum Vergleich von Antennen ist sie wesentlich besser geeignet als das Reverse Beacon Network. Bei letzterem muss man ja jeweils einen CQ-Ruf in CW absetzen. Das ist eine Mogel-Packung, denn eigentlich möchte man gar keine Antwort, sondern nur sehen, welche automatischen Stationen das Signal aufnehmen konnten. Wehe, es nimmt mal einer den CQ-Ruf ernst und kommt zurück ;-)

WSPR funktioniert zudem auch mit kleinen Sendeleistungen und halbstarken Antennen. Die Signale können auch noch mit einem SNR von -27dB und drunter dekodiert werden. Die Software ist Plug& Play und für den, der über einen modernen Transceiver mit USB-Anschluss verfügt, theoretisch ein “No-Brainer”. Sofern der OM das Handbuch des Transceivers liest :-)

Doch WSPR hat auch einen entscheidenden Nachteil: Es ist eine Einbahnstrasse. QSO’s sind nicht möglich.

Natürlich gibt es jede Menge digitaler Betriebsarten, die für QSO’s ausgelegt sind. Fast täglich werden neue erfunden. Sie spriessen wie die Krokusse im Frühling. Die meisten bleiben Exoten und verschwinden in der Junk Box der Schwarmintelligenz des Amateurfunks. So richtig durchgesetzt hat sich bisher nur PSK31. Gewissermassen als Nachfolger der alten Tante RTTY.

Auf Lang- und Mittelwelle sieht es etwas anders aus. Nachdem lange Zeit QRSS der Standard war, wird zurzeit mit allen möglichen Neulingen experimentiert. Dabei wird eine Betriebsart gesucht, die nicht nur zu den schmalen Bändern passt und entsprechend schmalbandig ist, sondern auch QSO’s mit möglichst tiefem SNR erlaubt.

So wird denn unter anderem mit JT-9 (WSJT-X), DominoEx und Jason experimentiert. Doch sie alle sind entweder fürchterlich langsam oder ermöglichen keinen freien QSO-Verkehr. Und sie alle kommen natürlich nicht an WSPR heran. JT-9 muss zeitsynchron laufen und ermöglicht nur schematische Einfachst-QSO’s, DominioEx ist zuwenig empfindlich für LW/MW und Jason ist zwar sehr empfindlich,  braucht aber eine Minute pro Buchstaben.

Doch jetzt ist ein interessanter Stern am Amateurfunkhimmel aufgetaucht. Er wurde am anderen Ende der Welt, in Neuseeland entwickelt, ermöglicht freien QSO-Verkehr und könnte tatsächlich punkto SNR an WSPR herankommen. Ein QSO nimmt dabei nicht Stunden in Anspruch, sondern lässt sich in wenigen Minuten abwickeln. Natürlich nicht in PSK31-Geschwindigkeit. Etwas mehr Geduld muss der OM schon aufbringen :-)

Die Software ist Plug& Play und mein Win7 mit dem dem TS-590 an der USB Strippe hat sofort kapiert, wie der Hase läuft.

Ach ja, beinahe hätte ich vergessen, wie der aufgehende Stern heisst:

WSQ2

Bei mir hat es gerade mal zehn Minuten gedauert, bis ich die SW heruntergeladen hatte und auf 630m QRV war. Mit der 30W Endstufe am Treiber-Ausgang des Woody’s. Die so genannte Dialfrequenz ist 474.2 kHz – also die Frequenz, die man am Transceiver in USB einstellen muss. Gesendet werden dann 33 Töne in einem 64Hz Band ein Kilohertz höher, also auf 475.2 kHz. Für WSPR wird übrigens die gleiche Dial-Frequenz gebraucht. Doch gerät man sich nicht ins Gehege. WSPR wird 1.5 kHz über “Dial” gesendet.

Die Baud-Rate beträgt nur 0.488 und ist damit noch langsamer als bei Jason. Doch die meisten können heutzutage mit dem alten Baud sowieso nichts mehr anfangen: >5 WpM beträgt die reale Übermittlungsgeschwindigkeit dank einem raffinierten Coding. Dabei sollte man allerdings auf Grossbuchstaben tunlichst verzichten. Sie dauern länger.

Dieses Jahr wird zeigen, ob sich WSQ2 durchsetzen kann. Ich gebe der neuen Betriebsart eine gute Chance und werde in der nächsten Zeit sicher damit zu hören sein.

Auf 630m ist ja nun immer mehr los, auch in CW mit 472.5 als Mittenfrequenz. Hier die Liste der Länder, die bereits auf Mittelwelle funken dürfen:

Australia
Belgium
Czech Republic – special licence
Denmark
Finland
France – special licence
Georgia
Germany
Greece
Iceland
Ireland
Italy
Malta
Monaco
Netherlands
New Zealand
Norway
Philippines
Slovakia – special licence
Spain
Sweden
Switzerland
United Kingdom

73 de Anton

Achtung liebe Blogkollegen: Abmahnung in Sicht!

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Jedes Land hat so seine Spezialitäten. Wir, zum Beispiel, haben die Banken, Deutschland hat das Abmahnwesen.

Letzteres könnte jetzt bei den Bloggern zuschlagen. Also aufgepasst, liebe Blogkollegen aus Deutschland. Ab sofort gehört die Quellenangabe auf das Foto, das ihr postet. Sonst könnt ihr abgemahnt werden. Daneben, darunter, darüber reicht nicht mehr – auf dem Foto muss es stehen. Das hat das Landgericht Köln so entschieden.

Für Nichtdeutsche: Beim deutschen Abmahnwesen, worüber die ganze Welt lacht, geht es um folgendes: Wenn einer im Internet etwas falsch macht (z.B. Urheberrechte verletzt) kann ihm ein Anwalt eine so genannte Unterlassungserklärung und eine Rechnung schicken, mit der Drohung, wenn er nicht unterschreibe und zahle, werde er eingeklagt. Viele haben Schiss und bezahlen. So kürzlich im Fall von Redtube. Da haben Zehntausende eine Rechnung erhalten, weil sie im Internet angeblich Pornos geguckt haben. Vermutlich hat man diesen Abmahnwahn erfunden, um den Überschuss an Juristen zu beschäftigen. Und da auch in Deutschland, wie bei uns, alles verfilzt ist, sorgen Richter immer wieder mit eigenartigen Urteilen dafür, dass ihren Kollegen nicht die Arbeit ausgeht.

Übrigens verirrt sich ab und zu ein Abmahnschreiben auch in die Schweiz. Doch dafür gibt es ja den grossen Dummy Load neben dem Bürotisch.

73 de Anton

Bild: Ich lasse mich immer mit dunklen Gläsern ablichten, das habe ich dem Karl abgeguckt. Ich finde, das hat was Geheimnisvolles, Mystisches. Hier mit Steampunk-Brille.

472 kHz: WSPR und SSB

WSPR1

Unser neues Mittelwellenband macht immer wieder Freude. Letzte Nacht habe ich mit dem Ultimate3 von Hans Summers ein bisschen “geflüstert”. WSPR heisst diese Betriebsart. Sie ist nicht für QSO’s gedacht, wie schon der Name vemuten lässt: Weak Signal Propagation Reporter (1), (2). Es ist also eine SWL-Betriebsart. Betrieben wird sie auf allen Bändern von 136kHz bis 2m. Da es eine extrem schmalbandige und langsame Betriebsart ist, können auch schwächste Signale noch detektiert werden, die man von Ohr nicht mehr hören kann. Dazu braucht man natürlich einen Computer und die entsprechende Software. Das Gehirn des OM kann mit dem leicht in der Frequenz schwankenden Träger nichts anfangen.

Oben im Bild könnt ihr das Resultat der letzten Nacht betrachten. Dabei ist erstaunlich, wieviele SWL’s auf Mittelwelle auf der Lauer liegen.

WSPR ist zeitsensitiv. Die Sendungen müssen in einem bestimmten Zeitrahmen erfolgen, damit sie die Software erfolgreich entschlüsseln kann. Der Ultimate3 ist dafür nur bedingt geeignet. Seine Zeitbasis ist nicht stabil genug. Nach einer Nacht musste ich bereits eine Abweichung von 5 Sekunden feststellen – das Limit für eine WSPR-Übertragung. Ich werde den Ultimate in Zukunft an ein GPS-Modul oder an mein Rubidium hängen müssen.

Ich muss gestehen, dass der Ultimate letzte Nacht auch nicht alleine war. Er hatte ein Schäferstündchen mit einer selbstgebauten PA und die hat seine Emotionen von 200mW auf 10W angehoben. Trotzdem: die abgestrahlte Leistung betrug nur etwa 100mW EIRP.

Die Endstufe läuft im AB Betrieb und ich habe sie ursprünglich nicht für den Ultimate gebaut. Mein TS-590 hat nämlich einen Treiberausgang, der 0dBm (1mW) liefert – sogar auf Lang- und Mittelwelle. Damit hätte ich zwar auch mit dem TS-590 flüstern können, doch hinter der PA steckte eine andere Absicht. Ich wollte auf 630m Sprechfunk ausprobieren :-)

Viel Platz hat es zwar nicht zwischen 472 und 479kHz. Aber tagsüber, wenn nur die Bodenwelle wirksam ist und keine CW Signale auf dem Band zu hören sind, stört das ja niemand. Vielleicht sollte man in einem zukünftigen Bandplan einen SSB-Kanal am oberen Bandende vorsehen?

Eine erste Crossbandverbindung mit Peter, HB9CGQ hat bereits am 1. Januar stattgefunden (630m SSB – 2m FM). Zwar nur über 13km, Doch das Resultat war überraschend gut – 59 mit einer Dachrinne als Antenne! Das neue Mittelwellenband scheint sich zumindest für kleinere Distanzen gut zu eignen und die Wellen fühlen sich auch in hügeligem Gelände wohl. Nun halte ich nach weiteren Stationen für zusätzliche Versuche Ausschau.

73 de Anton

PS. Beschreibung und Schema der PA folgen in einem der nächsten Beiträge. Stay tuned.

Handel mit alten Amateurfunkgeräten illegal

IMG_4206 Große E-Mail-Ansicht

Auch in der neusten Ausgabe der Vorschriften für den Amateurfunk (9.9.2013) unserer Regulierungsbehörde BAKOM steht folgender Passus:

Art. 26 FAV Übergangsbestimmungen
Funkempfangsanlagen und Anlagen für die Teilnahme am Amateurfunk, die vor dem 1. Mai 2001 keiner Konformitätsbewertung unterlagen, dürfen weiterhin erstellt und be-trieben werden, ohne dass sie ein Konfirmitätsbewertungsverfahren durchlaufen müs-sen. Diese Anlagen dürfen ohne Konformitätsbewertung weder angeboten noch in Verkehr gebracht werden.

Zurzeit scheinen zwar die Behörden versöhnlich gestimmt und ein Auge zuzudrücken – oder auch einfach nur gesunden Menschenverstand walten zu lassen.  Doch genauso wie bei der allseits bekannten Baofeng Geschichte, könnte das BAKOM unversehens zuschlagen.

Dass die USKA nicht wenigstens ihre Mitglieder warnt, ist mir unverständlich. Die Falle könnte jederzeit zuschnappen. Denn es gibt wohl keinen anderen Staat in Europa, der den EU-Salat dermassen buchstabengetreu und in vorauseilendem Gehorsam umsetzt, wie die Schweiz.

Natürlich ergibt diese Bestimmung wenig Sinn. Wieso sollte der Betrieb eines alten FT-277 bei OM Waldvogel unproblematisch sein und nach dem Verkauf an OM Spassvogel plötzlich zu einem Problem werden? Das ist m.E. Bürokratenwahnsinn.

Doch Wahnsinn schützt vor Strafe nicht.

Auch wenn dieser Wahnsinn noch dadurch potenziert wird, dass nicht nur Sender, sondern auch Empfänger (Funkempfangsanlagen!) von dieser Regelung betroffen sind. Ob da alte Röhrenradios auch gemeint sind?

Ein Blick auf die verschiedenen Internetplattformen zeigt: Täglich werden dort Transceiver und Funkempfänger angeboten, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein CE-Zeichen tragen – es sei denn, OM Spassvogel habe es selbst aufgemalt.

In diesem seltsamen Vorschriftengestrüpp gibt es noch ein besonderes Schmankerl: Davon, dass ich meinen selbstgebauten Transceiver, der kein Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen muss, nicht verkaufen darf, steht nirgendwo etwas. Auch den falsch zusammengestzten Bausatz darf ich dem OM Spassvogel andrehen.

Wie auch immer: Die Vorschrift ist eindeutig und nicht interpretierbar und die Bussen des BAKOM sind bekanntlich gesalzen. Seid auf der Hut!

73 de Anton

Was erwartet uns Funkamateure 2014?

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Liebe Leser

extra für euch habe ich einen tiefen Blick ins Glas in die Kristallkugel geworfen. Dabei sind für 2014 folgende dreizehn Prognosen herausgekommen:

  1. Der durch das USKA Lobbying induzierte Vorstoss von Nationalrat Lukas Reimann im Schweizer Parlament wird zur Beantwortung auf einem subalternen Schreibtisch des BAKOM landen und mit Verweis auf die bestehenden Bestimmungen und Rahmenbedingungen „wohlwollend“ beantwortet werden.
  2. Aus dem Osten viel Neues. Yaesu wird einen Ersatz für die Reihe FT-817/857/897 ankündigen. Selbstverständlich mit SDR. Kenwood kündigt einen kleinen portablen Allmode Transceiver an. Baofeng bringt einen 2m/70cm FM Transceiver in einem Dongle, der umgehend vom BAKOM verboten wird.
  3. Ende 2014 wird es nur noch zwei japanische Amateurfunkgerätehersteller geben. Sushi wird knapp.
  4. Das schon seit Jahren angekündigte 2m Modul für den Elecraft KX3 wird eine Zangengeburt und die User enttäuschen. Trotzdem gehen die Dinger weg wie warme Weggli und erlangen Heiligenstatus (wie der Choderkovski in Deutschland)
  5. TenTec wird von MFJ geschluckt. Doch das ist nicht die einzige bittere Pille, die geschluckt werden wird. 23cm wird wegen Galileo verboten. Aspirin wird dafür billiger.
  6. Es kommen weitere SDR Transceiver auf den Markt. Die Sättigung auf diesem Segment wird auch 2014 noch nicht erreicht werden. Obschon es immer mehr Funkamateuren verleidet, einen Computer zum Funken zu benutzen.
  7. Das Comeback von CW setzt sich fort. Viele neue Funkamateure begeistern sich für diese historische Betriebsart und Kunst. Doch nicht nur CW erlebt ein Revival. Nostalgiker ärgern in überfüllten Bändern die anderen User zunehmend mit AM in angeblicher HiFi Qualität.
  8. Die Occasionspreise für Amateurfunkgeräte zerfallen. Es hat alte Geräte im Überfluss und gewisse Modelle erfahren bis zum Jahresende einen Abschlag bis zu 50%. Weiterhin gesucht ist der IC-706 aufgrund einer unerklärlichen Legendenbildung.
  9. Mit der sich verschärfenden Krise in Europa bricht auch der Amateurfunkmarkt ein. Eine Rezession in Deutschland trägt auch dazu bei. Die Händler versuchen mit Rabatt und Cashback-Aktionen Gegensteuer zu geben. Trotzdem bleibt vielen OM nicht mehr Netto vom Brutto.
  10. Die Sonnenaktivität nimmt unerwartet rapide ab. Trotzdem wird es 2014 zu einem spektakulären Sonnenausbruch kommen. Empfindliche Elektronik wird dabei beschädigt.
  11. D-Star schwächelt. Kaum benutzte Relais werden abgeschaltet. Andererseits werden die zunehmenden D-Star QSO’s auf KW zu einem Ärgernis.  Hamnet wird aber weiter zügig ausgebaut und begeistert seine Erbauer und die Funktionäre. Brüssel erlässt eine Direktive für Amateurfunkrelais. Als erster Staat wird sie von der Schweiz umgesetzt.
  12. Der Notfunk gewinnt auch in Europa eine unerwartete Popularität. Zudem wird der CB-Funk neu entdeckt. Nicht zuletzt aufgrund des nächsten Punktes:
  13. Ein neuartiges Virus legt das Internet zeitweise lahm. Die ersten Patienten mit implantiertem Internet-Chip werden in Krankenhäuser eingeliefert. Einige verbleiben auch nach der notfallmässigen Entfernung in der Klapsmühle.

Eine Prognose hat es  nicht unter die dreizehn Favoriten geschafft: Die von den Behörden angeordnete Umstellung des Amateurfunks auf DAB. Ich wünsche euch allen frohe Festtage und einen problemfreien Übergang ins 2014. Doch seid auf der Hut: Zwischen dem 31.12. und dem 1.1. soll angeblich ein Zwischenjahr existieren, das auch für Langzeitechos auf dem 80m Band verantwortlich sein soll. Dort soll übrigens auch das Murmeltier die Funkamateure täglich grüssen.

Und hier noch eine Zugabe aus aktuellem Anlass, damit ihr den richtigen Text zum Mitsingen habt (keinen Stress, sind ja nur zwei KataStrophen:

When the snow falls wunderbar

And the children happy are

When the Glatteis on the street

And we all a Glühwein need

Then you know, es ist soweit

She is here, the Weihnachtszeit

Every Parkhaus is besetzt

Weil die People fahren jetzt

All to Kaufhauf, Mediamarkt

Kriegen nearly Herzinfarkt

Shopping hirnverbrannte things

And the Christmasglocke rings

Merry Christmas, merry Christmas

Hear the music, see the lights

Frohe Weihnacht, frohe Weihnacht

Merry Christmas allerseits

Mother in the kitchen bakes Schoko- Nuss- und Mandelkeks

Daddy in the Nebenraum, schmücks a Riesen-Weinnachtsbaum

He is hanging off the balls

Then he from the Leiter falls

Finally the Kinderlein to the Zimmer kommen rein

And es sings the family, schauerlich: “Oh Christmastree!”

And the jeder in the house, is packing the Geschenke aus.

Mama finds under the Tanne, eine brandnew Teflonpfanne

Papa gets a Schlips and Socken.

Everybody does frohlocken

President speaks in the TV, all around is Harmonie

Merry Christmas, merry Christmas

Hear the music, see the lights

Frohe Weihnacht, frohe Weihnacht

Merry Cristmas allerseits.

vy 73 de Anton

Bild: Wasser, Lebenselixier und geheimnisvolles Element. Brunnen in Barjols, Südfrankreich. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es mindestens fünfzehn Sorten von Wassereis gibt?

PS. Der Ultimate 3 auf 473.100 kHz läuft immer noch in QRSS60 mit 2mW EIRP und das Diskussionsforum auf Yahoo hat nun 44 Mitglieder.

Langdraht-Antenne: Stahl oder Kupfer?

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Das ist eine Frage, die sich sicher schon viele OM gestellt haben. Denn Stahl ist leichter und stärker und, abhängig von der Legierung, sogar rostfrei. Also das ideale Baumaterial für eine Langdrahtantenne.

Doch die bange Frage ist: Wieviel verliere ich, wenn ich ein Stahlseil anstelle der Kupferlitze nehme? Denn Stahl leitet nicht nur 5-8 Mal schlechter als Kupfer. Durch den Skineffekt fliessen die HF-Ströme nur an der Oberfläche des Leiters und damit wird der elektrische Widerstand noch zusätzlich erhöht. Aber es kommt noch schlimmer: Bei eisenhaltigen Materialien ist die Eindringtiefe schlechter als bei Kupfer. Rund um einen Faktor zehn.

Einfach mit dem Multimeter den Widerstand zu messen, ist also zwecklos. Der OM muss rechnen. Doch es gibt zwei Dinge, vor denen sich der OM scheut: Spulenwickeln und Rechnen ;-)

Sieht man sich in Foren um und hört man auf den Bändern, wird gar vieles behauptet. Die einen sagen, es spiele keine Rolle, man merke den Unterschied zwischen Kupfer und Stahldraht nicht. Andere behaupten das Gegenteil.

Glücklicherweise gibt es OM, die dieser Frage rechnerisch auf den Grund gegangen sind und nicht nur aus dem hohlen Bauch heraus. Einer davon ist DL3LH. Er kommt in einem Beispiel zu dem Schluss, dass man bei einem 80m Dipol 4.68 dB verliert, wenn man Eisen anstatt Kupfer verwendet. Das ist viel: rund eine S-Stufe Verlust! Aber es kommt noch schlimmer: Das SWR lässt sich nicht mehr kleinkriegen. Der Strahlungswiderstand beträgt im Resonanzfall 91 Ohm (bei 10m Höhe).

Heutzutage nimmt uns der Computer das Rechnen ab, und mit einem gescheiten Programm sogar auch die Formelklauberei. Wir brauchen nur noch reinzutippen, was wir zu glauben wissen und bekommen ein Resultat an das wir glauben können. Das wäre der religiöse Teil gewesen, und nun zur Praxis:

Wir starten ein Antennen-Programm. Zum Beispiel das beliebte MMANA-GAL. Dann versetzen wir uns in die Lage eines OM in einem heutigen modern verdichteten Einfamilienhaus-Quartier. Mit etwas Glück kann er etwa 20 bis 30m Draht aufhängen. Nehmen wir an, der OM entscheidet sich für eine Inverted L. 8m vertikal und 20m horizontal. Der OM nennt das dann Langdraht und will damit auf 160, 80 und 40m funken. Als Gegengewicht nimmt er, was er hat. Im Notfall den Hühnerstall des alternativen Nachbarn.

In MMANA kann man zwischen Kupfer und Eisen wählen, der Skineffekt steckt bereits im Programm. Wir wählen für den Draht R=0.8 und sind bei der Erde zuversichtlich. Und hier sehen wir, was dabei rauskommt:

160m (1.91MHz):  7.62 dB Unterschied!

80m (3.65MHz): 5.07 dB

40m (7.05 MHz): 3.68 dB

Fazit: Eisen runter, Kupfer rauf. Auch normale isolierte Kupferlitze ist ok. Wenn sie sich im Verlaufe der Zeit etwas dehnt, ist das für die heutigen automatischen Antennentuner kein Problem. Allerdings würde ich von verzinnter Litze Abstand nehmen. Doch das ist jetzt eine simple Behauptung. Wie es mit dem Zinn als HF-Leiter steht, habe ich nicht untersucht.

Alu ist dagegen nicht viel schlechter als Kupfer. Es leitet zwar schlechter als Cu, doch die Eindringtiefe ist etwas grösser.

73 de Anton

Bild: Cote d’azur, kurz vor Theoule sur mer

UK-Fee, fort mit UKW

Biker

Im heutigen Blick Online kommt eine Expertin des BAKOM zu Wort, die das baldige AUS für den UKW FM-Rundfunk in der Schweiz prophezeit (Danke No-go Bruno Toni Maroni für den Hinweis). Spätestens 2020 sollen die FM Sender im 3m Band abgestellt werden. Wer dann noch Radio hören wolle, müsse ein DAB+ Gerät besitzen. Zwei Sendernetze zu unterhalten sei zu teuer, zudem sei das DAB-Netz im Betrieb günstiger.

Ich erinnere mich noch gut an die junge Birgit Steinegger, die als UK-Fee durch die Schweiz tingelte, um die Leute von der Mittelwelle auf UKW zu bringen. Nun soll ich mir also wiederum ein neues Radio kaufen ;-)

Ich denke, ich werde noch etwas zuwarten. Mit einem Schmunzeln erinnere ich mich an die Early Birds, die von Anfang an auf den DAB Zug aufgesprungen sind. Nach ein paar Jahren konnten sie ihre überzahlten Geräte entsorgen, als von DAB auf DAB+ umgestellt wurde. Aber beim Amateurfunk ist es ja noch schlimmer: jeder Hersteller kocht sein eigenes Süppchen und wer schliesslich das Rennen machen wird, ist völlig offen. Vielleicht Yaesu ;-)

Heute höre ich nur noch selten Radio. Mir gehen vor allem diese überdrehten Moderatoren auf den Kecks, die sich so gerne sprechen hören. Ich habe mein eigenes (MP3) Programm, ohne Quiz und blöde Sprüche und mit genau der Musik, die ich hören will: Antons Wunschkonzert. Auch im Auto. Mein Navi hört derweil für mich still und leise den Verkehrsfunk ab. Mehr brauche ich nicht.

In sechs Jahren soll also Schluss sein, meint die Expertin. Dabei werden dann noch mehr als die Hälfte der Autos kein DAB+ haben, wage ich zu behaupten. Wenn das nicht ins Auge geht!

Dabei habe ich schon mit meinem Mobiltelefon ein Problem. Das ist nämlich noch eins, auf das die NSA und der CIA und all die anderen Schlapphüte keinen Zugriff haben. Trotzdem telefoniert es und macht SMS. Wobei letzteres ziemlich mühsam ist. Ich würde nämlich lieber morsen – das geht schneller. Das Problem ist: ich habe noch ein Swisscom Abo, das es eigentlich nicht mehr gibt. Ohne Internet und so. Muss ich neben einem DAB+-Radio, das nicht einmal Mittel- und Kurzwelle hat, auch noch eines jener viereckigen Wischi-Waschi-Kästchen kaufen? Dabei möchte ich doch bloss telefonieren. Die Apps, die ich für mein Leben brauche, habe ich meistens im Kopf. Bis mich Herr Alzheimer besucht, genügt das und nachher spielt es eh keine Rolle mehr.

Kürzlich hat mir ein Funkamateur voller Stolz sein i-irgendwas gezeigt. Er könne damit seine Station zuhause fernsteuern und so funken. Ich war im Moment ganz verwirrt. Meinte er jetzt telefonieren oder funken? Das hat sich dann aber geklärt. Der OM funkt nicht mehr. Aber er könnte, wenn er wollte, erklärte er. Viele OM haben heute nur noch eine Station für dass sie könnten, wenn sie wollten.

Nun, der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Kürzlich verzapfte der Oberheini von Amazon, dass in ein paar Jahren Eilbestellungen mit der Drohne ausgeliefert würden. Auch wenn ich ihm diesen Blödsinn nicht abnehme, ich werde mir noch eine Packung Vogelschrott für die Flinte zum Notvorrat legen. Der Luftraum über meiner Antenne ist gesperrt.

Glücklicherweise liegen die Experten und Expertinnen auch in der Technik nicht immer richtig, und nicht nur bei den Wirtschaftsprogosen. Erinnert ihr euch zum Beispiel noch daran, wie uns das papierlose Büro prophezeit wurde? Nun haben wir überall Computer und Papier.

Oder die Spracherkennung. Die hätte schon vor zwanzig Jahren perfekt funktionieren sollen. Trotzdem muss ich immer noch alles in meinen PC tippen.

Dafür kommen plötzlich Dinge daher, an die kein Mensch geglaubt hat. Bitcoin zum Beispiel. Für die Freaks Gold 2.0, für andere Tulpenmanie 2.0.

Ich wette, wir werden auch 2020 noch UKW FM hören!

73 de Anton

Bild: der letzte Schrei, das Lichtbike

Relaisfreie Wochenenden

P1020305 Les Maures

In der Schweiz herrscht Relaismania. Gemäss der USKA Liste gibt es in der Schweiz 169 Relais. Nimmt man an, dass ein Relais mit allem drum und dran im Schnitt 10W braucht, dann wären das pro Jahr fast 15 MWh. Und das alles für die paar Nasen, die ab und zu ein Relais auftasten, um zu sehen, ob ihr Transceiver noch funktioniert oder um irgendwelche Belanglosigkeiten auszutauschen, obschon sie sich auch direkt hören würden.

Der Strom ist ja nur ein Aspekt. Das Material, das da auf den Bergen sitzt und die Arbeit die dort drin steckt, dürfte ein paar Millionen wert (gewesen) sein.

In der Zwischenzeit gibt es nicht nur Relais auf Berggipfeln, sondern auch im Tal. Ein Beispiel ist HB9BG in Belp. Wenn das Teil wenigstens noch auf dem Belpberg stehen würde! Vermutlich gibt es OM, die gar nichts wissen, dass man auch direkt funken kann!

Es wäre an der Zeit, die ganze Übung abzubrechen. Let’s face it:

Es war interessant, die Relais aufzubauen und es hat Spass gemacht. Die Beteiligten haben dabei wertvolle Erfahrungen gewonnen und soziale Kontakte wurden geknüpft. Jetzt wäre es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu neuen Horizonten aufzubrechen.

Ich schlage vor, relaisfreie Wochenenden einzuführen. Das würde dem Amateurfunk neue Impulse verleihen. Die Funkamateure würden versuchen, sich direkt zu kontaktieren und dabei neue Erfahrungen gewinnen und neue Freunde finden. Die Hobbyfunker würden vielleicht auf Hamsphere umsteigen. Weltweiter Funk ohne Antenne – ein Traum! Schaut doch mal in den Hamsphere-Cluster. Die haben sogar imaginäre Frequenzen!

Eine BAKOM Prüfung braucht es dazu nicht und die “Lizenzgebühr” kostet lediglich 30 Euro. Dafür bekommt man alles, was das Herz des OM begehrt:

  • 11 Virtual Bands
  • Voice and CW transmission
  • iPhone and Android Apps included
  • Your own Blog/Ham page
  • Log book
  • Edit, Send and receive QSL cards
  • Microphone Processor
  • DX-Cluster / Chat
  • DX Awards
  • Contesting
  • 24 Hour support
  • Forums
  • DX-Alert system

Wo ist denn da der Unterschied zur Wirklichkeit?

73 de Anton

Bild: Massif des Maures. Dieses Traum-QTH gibt es leider noch nicht als App ;-)

Zoff in der Relais-Szene

Zofingen 131116a

Die UHF-Gruppe der USKA hat eine kryptische Pressemitteilung veröffentlicht. Darin wird von Hobbyfunkern auf Relaisstationen, von schlechtem Benehmen und von Maßnahmen gesprochen.

Doch am Ende ist man nicht gescheiter. Wer was gemacht hat und welche Maßnahmen ergriffen wurden, bleibt im Dunkeln. Klartext scheint nicht die Stärke der UHF-Gruppe zu sein.

Hier die Mitteilung, die eigentlich keine ist, im Original:

2013-11-20 Medienmitteilung Fuhle dich wie zuhause

Zoff auf Relaisstationen hat es schon immer gegeben. Wie das Licht ziehen sie allerlei Kostgänger an. Der Zugang ist kinderleicht, man braucht nicht einmal eine Antenne dazu. Und so kann jeder dort seinen Frust abladen oder die geistige Leere mit Ætherwellen füllen. Eine Handvoll Chinaschrott reicht zu diesem Zweck.

Relais sind nicht nur simple Umsetzer, sie sind auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Glücklicherweise bin ich weit von Down Town Switzerland, von  Zürich entfernt. Auf den Relaisfrequenzen, die ich hier empfangen kann, läuft in der Regel nichts bis gar nichts. Ab und an tastet jemand eins auf, ohne etwas zu sagen, oder gar sein Rufzeichen zu nennen. Eigentlich könnte man die meisten abstellen. Schade für den Strom.

Der Aufbau der Relaisstationen war eine tolle Leistung und ich bewundere das Engagement und die Kompetenz der Pioniere auf diesem Gebiet. Heutzutage kann man Relaisstationen kaufen und nach Handbuch zusammenschrauben. Außer dem schwindelfreien Antennenmonteur erbringt hier keiner mehr eine außerordentliche Leistung, die über das Portemonnaie hinausgeht.

Früher machten wir Verbindungen auf 2m SSB quer durch das Land. Die Alpen sind nämlich voll natürlicher Relaisstationen. Sie heißen Berge. 50 bis 100km waren auch für eine SSB Mobilstation kein Problem.

Doch mit den FM Relais ist das in Vergessenheit geraten. Der UKW Kanalfunk der Funkamateure unterscheidet sich heute nur noch durch seine Umgangsformen von dem der öffentlichen Dienste. Mit Amateurfunk hat das schon lange nichts mehr zu tun. Da hilft auch die Digitalisierung nicht.

73 de Anton

Bild: Zofingen, von Hansjörg, HB9EWH

Notfunk – Notrundfunk!

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Noch immer habe ich keinen Flyer der USKA mit den Notfallfrequenzen und wichtigsten Verhaltensregeln im Shack hängen. Der Notfunk scheint nach wie vor ein Spezialhobby einiger Funkamateure zu sein.

Ich bin dem Notfunk nicht abgeneigt, doch was ich bisher vernommen und gelesen habe, hat mich nicht überzeugt.

Bisher wurde ich den Eindruck nicht los, der Notfunk sei ein altersschwacher Herd mit Sparflamme auf dem verschiedene Köche versuchen ihr Süppchen zu kochen.

Die eine Gruppe kocht eine Art Pfadfinder-Suppe. Eine andere Suppe heisst „Recht auf Antennen“ und eine dritte Gruppe kocht die Suppe „Hamlink“ auf dem Herd. Nerds, die ihr eigenes Internet aufbauen wollen.

Nichts gegen die drei Suppen. Ich finde sie…interessant.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wirken die Notfunkanstrengungen aber hierzulande ziemlich konfus. Wo ist unser Chefkoch?

Mag sein, dass das daran liegt, dass ich nie eine neunte Klasse besucht habe und als hoffnungsloser Fall aus dem Schulhaus verbannt wurde. Aber ich werde aus dem Zeux, das im Old Man steht, manchmal nicht schlau.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Kommunikationsproblem. Von oben nach unten.

Manchmal denke ich, dass der USKA-Vorstand in einer Parallelwelt lebt und die Verbindung zur Basis stark mit QRM belastet ist. Einige behaupten, nur noch wegen dem QSL-Service bei dem Verein Mitglied zu sein. Das ist schade und war nicht immer so.

Aber eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus:

Wir Funkamateure haben etwas, das die Öffentlichen Schutzdienste meines Wissens nicht haben. Erstaunlicherweise hat das bisher noch niemand ins Feld geführt.

Nein, es sind nicht die 4000 kauzigen Individualisten bestens ausgebildeten Funker. Es sind auch nicht unsere Handgurken und die Relais ohne Notstromversorgung. Am Morsen liegt es diesmal auch nicht.

Wir Funkamateure können Rundfunk. Einfach so, ohne Studio und ohne DJ. Wenn es darauf ankommt, setzen wir den lokalen Katastrophenkommandanten oder den Gemeindepräsi ans Mikrofon und die ganze Gemeinde in einigen Kilometern Umkreis kann hören was läuft. Nicht aus dem Bundeshaus oder dem Studio in Zürich. Nicht auf FM oder DAB, sondern in AM auf dem 40 oder 17m Band, die in jedem Radio mit Kurzwellenteil vorhanden sind.

Natürlich könnten wir auch im 49m Band senden oder am oberen Ende des Mittelwellen-Rundfunkbandes. Wenn es wirklich dick kommt, wird es kein BAKOM mehr geben, das dagegen sein könnte. Die Damen und Herren werden andere Probleme haben und wann und ob sie wieder an ihrem Arbeitsplatz erscheinen werden, kann niemand sagen.

Natürlich gibt es beim staatlichen Rundfunk Notsender für solche Fälle. Auf UKW, denn die KW und MW Sender wurden ja entsorgt. Sie werden uns auch noch nach einer Woche ohne Strom mit Informationen versorgen. „Bleiben Sie zuhause. Schliessen Sie die Fenster. Begeben Sie sich in Ihre Schutzräume. Die Behörden haben alles unter Kontrolle. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.“ Doch was in unserer Umgebung läuft, werden wir nicht erfahren.

Eine Amateurfunkstation mit 25W AM an einem langen Draht kann jeder im Umkreis von 3 bis 10km, je nach Frequenz, mit einem portablen Radio empfangen. Sie kann zur lokalen Information und Koordination dienen und ist in vielen Gemeinden bereits heute vorhanden und in Minuten betriebsbereit.

Nach einer Woche ohne Strom in Europa, ohne Telefon, Zwitscher und Fratzenbuch könnte das ziemlich wichtig werden.

Das ist einmalig und nur wir Funkamateure sind dazu in der Lage.

73 de Anton

PS. Habe kürzlich mit einem „Notfunker“ diskutiert. Der hatte zuhause nicht einmal einen Notvorrat und von einem “Bug Out Bag” noch nie etwas gehört :-(

Bild: Camping am Geiranger Fjord, Norwegen. Soviel Publikum hatte ich beim Zelt aufstellen noch nie :-)

Die DXer vom Lemmenjoki

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Video einer Flussfahrt auf dem Lemmenjoki

Im Norden Finnlands, in Lappland, weit über dem Polarkreis, gibt es einen Fluss, den in der Regel nur Goldgräber kennen. Es ist der Lemmenjoki. Er ist oft breit wie ein kleiner See und man bemerkt dort kaum, dass er fliesst. Dann wird er wieder schmal und sieht so aus, wie wir uns hierzulande Flüsse gewohnt sind. Ausser einigen Rentierhirten wohnt am Lemmenjoki niemand.

Ich habe nächsten Sommer, in der Zeit, in der die Sonne dort oben nie untergeht, eine Hütte am Fluss gemietet. Keine zufällige Wahl, denn ich war letzten Juni bereits dort und habe mit einem Freund Gold-Claims besichtigt, der sich nächstes Jahr, nach seiner Pensionierung, als Goldgräber versuchen möchte.

Was mich betrifft: Gold lockt mich nicht – man kann es nicht essen. Ich möchte dort fischen, wandern, funken und die grossartige Natur geniessen.

Nun habe ich entdeckt, dass ich dort interessante Nachbarn haben werde. Nicht unmittelbar neben der Hütte. Nachbarn rücken einem in Lappland nicht so nahe auf die Pelle wie in der engen Schweiz. Aber in etwa 3km Entfernung steht eine Hütte im Wald, in der eine besondere Art von DXern ihrem Hobby nachgeht.

Es gibt DXer, die schreien sich nicht, wie vom Affen gebissen, die Five-Nine-Seele aus dem Leib, sondern betreiben ihr Hobby still und leise. Sie sind in einem Frequenzband zu Hause, das die Winternächte liebt und in dem die Aktivität in Europa immer mehr abnimmt.

Es sind Höramateure, die sich auf den Mittelwellen Rundfunk spezialisiert haben.

Eine Gruppe von ihnen hat dort oben ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Fern von den Störungen der Zivilisation und mit unbeschränkten Antennenmöglichkeiten finden sie am Lemmenjoki ideale Bedingungen und können aus der ganzen Welt Mittelwellenstationen hören, von denen wir nicht einmal wissen, dass sie existieren. Da die Mittelwelle hier in Europa allmählich ausstirbt, werden die Bedingungen für die passionierten Hörer immer besser.

Natürlich hören die DXer vom Lemmenjoki mit Beverage-Antennen. Hier ihr beeindruckendes Set

Wer mehr über die DXer vom Lemmenjoki wissen möchte, guckt hier und hier. Und hier findet man die neusten News von den DXern vom Lemmenjoki. Die neue Saison hat ja bereits begonnen.

73 de Anton

Terrible Situation

IMG_1994 Große Webansicht

Kürzlich habe ich von einem bekannten Radioamateur folgende Email erhalten:

J’espère que tu vas bien. J’ai urgemment besoin de ton aide, car je suis en déplacement et je me trouves dans une situation assez compliquée que je voudrais t’expliquer. S’il te plait c’est capital et je compte énormément sur ta disponibilité. Je reste cependant connecté en attendant ta réponse, puisque je suis injoignable téléphoniquement.

Natürlich habe ich die Mail sofort im SPAM-Kübel versorgt. Wenn ich geantwortet hätte, wäre folgende Mail zurückgekommen:

aides moi à sortir de cette situation s’il te plait, enfin
j’ai effectué un voyage en Grèce pour une affaire qui devait me
rapporter, par la suite j’ai été victime d’agression et j’ai tout perdu
argent, téléphone et carte de crédit, je te prie de m’aider en
m’octroyant rapidement un prêt de 1565euros par mandat, il te sera
remboursé dès mon retour
j’attends vite de te relire

Natürlich stammt diese Mail nicht von dem französischen Radioamateur, obschon der Absender eindeutig seine Adresse auswies.

In Wirklichkeit ist folgendes Geschehen:

Sein Email-Konto bei AOL wurde gekapert, das Adressbuch ausgelesen und damit versucht, einen gutgläubigen Idioten zu finden. Offenbar funktioniert das immer wieder, sonst hätten die nigerianischen Internet-Piraten längst aufgegeben. Vielleicht sollte man einfach alle Kabel rund um dieses afrikanische Land kappen, dann wäre Ruhe im Karton.

73 de Anton

Getarnte Antennen zugelassen – Gemeinden müssen Baureglemente ändern

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Die Antennenphobiker haben einen herben Rückschlag erlitten. Wie „Die Schweiz am Sonntag“ schreibt, müssen verkleidete Antennen zugelassen werden, wenn die EMV-Grenzwerte eingehalten werden. Die Chancen der Angstwohner  Anwohner die Antenne zu verhindern, würden gegen Null sinken, schreibt die Zeitung.

Zwar durften die Gemeinden, laut einem Bundesgerichtsurteil, im Baureglement Einschränkungen für optisch als solche wahrnehmbaren Antennen erlassen. Ideelle Emission wurde das genannt. Doch die Hoffnung der Angstwohner in den Gemeinden ging mit diesem Urteil nicht auf.

Natürlich richtete sich das Augenmerk vor allem auf die Masten für die Mobilfunkantennen, die vermehrt auch in Wohnquartieren errichtet werden. Doch wir Funkamateure wurden oft in den gleichen Topf geworfen – Kollateralschaden. Es wurden Totalverbote für Antennen erlassen. Die Gemeinden Hinwil und Täuffelen waren die Vorreiter in dieser Hexenjagd.

Was bedeutet nun das neuste Urteil für uns Funkamateure?

Wer zur Miete wohnt, für den ändert sich nichts. Er ist nach wie vor der Gnade seines Landlords ausgeliefert. Vielerorts werden jedoch Parabolantennen in Balkonien toleriert. Wenn sonst nichts geht, kann eine isoliert montierte Satschüssel auch auf anderen Frequenzen angepasst werden als im X-Band. Das ist nur eine Frage der technischen Fantasie. Regenrohre und Dacheinfassungen aus Blech eignen sich als Antennen für Kurzwelle. Allerdings sind sie auch bestens geeignet um den Störnebel des CE-Elektroschrotts aus dem Æther zu fischen. Ich habe in meiner Funker-Karriere zwei Jahre lang mit einer Dacheinfassung aus Kupferblech auf 160 und 80 mit Erfolg gearbeitet.

Wer sein eigener Herr und Meister ist, für den ändert sich eigentlich auch nichts. Wieso sollte jemand seinen Fahnenmast als Antenne anmelden? Wieso den Draht vom Dachfirst in den Zwetschgenbaum?

Und wer von einem Gittermast mit Christbaum aus Aluminium träumt, der ist nach wie vor in der Bredouille und vom guten Einvernehmen mit seinen Nachbarn und dem Verständnis der Gemeindeoberen abhängig.

Fazit: Für uns Funkamateure ändert sich kaum etwas. Doch die Mobilfunkbetreiber haben freie Fahrt. Und die Elektro-Hypochonder haben sich in den eigenen Fuss geschossen. Denn die Mobilfunkantennen werden sich in Zukunft noch verstärkt vermehren. Die Frequenzen sind knapp, der Hunger nach Übertragungskapazität steigt, die Zellen werden kleiner.

73 de Anton

Bild: Wer sucht, der findet. Danke Pascal, HB9EXA

Und jährlich grüsst das Murmeltier

QSL-Front

QSL-Back

Es gab Zeiten, da konnte ich in einem Kleinwagen meinen ganzen Hausrat verstauen, inklusive Amateurfunk. Das ist leider heute nicht mehr der Fall, denn ich bin ein passionierter Sammler und das ist eine Krankheit, die mit dem Alter nur noch schlimmer wird. Zurzeit sind zwar Pilze an der Reihe, aber das ist nur ein herbstliches Intermezzo. Glücklicherweise bin ich mehr technisch orientiert, sonst hätte ich vielleicht Bier- oder Rahmdeckel gesammelt. Oder Parfümfläschchen wie ein lieber Funkfreund von mir. Na ja, es ist immer noch billiger die Gerüche von Frauen zu sammeln als Frauen selbst.

Nächstens ist ja wieder der Flohmarkt in Zofingen. Ihr wisst schon: dieses Halle mit all den vielen unrasierten, wie Landstreicher gekleideten und übelriechenden Gestalten, die um Tische voller Schrott herumschleichen. Randständige Kommunikationsmuffel, die deine wertvolle Ware befingern ohne ein Wort zu sagen.

Eigentlich sollte ich meinen Gerümpel direkt im Container entsorgen. Vermutlich wäre das günstiger. Aber vielleicht hat ja der eine oder andere Freude an Dingen, die kein vernünftiger Mensch braucht. Drehkondensatoren zum Beispiel. Ich habe sie ein Leben lang gesammelt und es würde mir das Herz brechen, wenn ich sie einfach in die Tonne schmeissen würde, bevor sie nicht jemand begrabscht und nach dem Preis gefragt hätte. Natürlich werde ich sie wieder viel zu günstig hergeben. Denn im Gegensatz zu meinem langjährigen Tischnachbarn, möchte ich das Zeug nicht jedes Jahr wieder herschleppen nach dem Motto: Jährlich grüsst das Murmeltier in Zofingen. Obschon ich am nächsten Tag bestimmt nach einem Teil suchen werde, das ich unvorsichtigerweise verkauft habe.

Trotzdem, ich glaube nicht, dass ich noch mehrere Kilometer Antennendraht brauchen werde, bevor der Deckel zugenagelt wird. So werde ich schweren Herzens und versuchsweise mal zehn Rollen à 100m mitnehmen. Isolierte Cu-Litze, himmelblau, damit sie der Nachbar bei schönem Wetter nicht sieht.

Auch das 200 Ohm Bandkabel, wie man es früher für die TV-Antennen verwendet hat, werde ich wohl mitnehmen. In Schwarz notabene. Ein Schäppchen für Nostalgiker und Anhänger symmetrisch gespeister Dipole.

Auf gescheite Bücher werde ich jedoch verzichten. Fachbücher waren in den letzten Jahren nicht der Hit, genauso wenig wie alte Kathodenstrahl-Oszillografen. Leider habe ich keine Handys, die gehen immer weg. Auch die letzten Gurken ohne CTCSS.

Allerdings wird berichtet, dass diesmal ein polnischer Lieferwagen in der Nähe parken wird, mit einer Ladung Baofeng an Bord. Brandneu und unmodifiziert zu Neunundvierzig Neunzig. Aus anderen Quellen verlautet, dass auch das BAKOM in Zofingen einen Stand haben wird. Es wird gemunkelt, dass dieses Jahr zehn HB3 Lizenzen dort verlost würden. Etwa so wie es die Amerikaner mit der Greencard tun. Natürlich werden sie dort auch wieder eine Kiste aufstellen, wo die OM ihre alten Funkgeräte abgegeben können, die kein CE Zeichen haben. Bussen gäbe es keine, heisst es angeblich in einem Toleranzpapier, das im USKA-Vorstand zirkulieren soll.

CU in Zofingen ;-) Anton

Bild: Eine HAARP-QSL aus der Sammlung von Werner, HB9US

Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 1

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Die Saurier wurden immer grösser und gefrässiger, bis sie eines Tages ausstarben. Wäre ihnen dieses Schicksal erspart geblieben, wenn sie sich in die andere Richtung entwickelt hätten?

Wir werden es nie wissen, aber ich vermute, dass am Ende das Kleine gegenüber dem Grossen einen Vorteil hat.

Doch vielleicht liegt das daran, dass ich mein erstes Leben ganz und gar der Miniaturisierung gewidmet habe – der extremen Miniaturisierung. Ich war nämlich in der Hörgerätebranche tätig und bin deshalb wohl nicht ganz vorurteilsfrei. Elektronik so klein wie möglich zu machen, das war meine Passion. Diese hat unter anderem zum ersten programmierbaren Hörgerät der Welt und später zum ersten Funkempfänger im Ohr geführt.

Letzterer bescherte nebst Kunden übrigens auch den Besuch des BAKOM in der damals noch jungen Firma. Eine Anekdote, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Eines Morgens standen zwei Typen vor der Tür, wie sie nur in zweitklassigen Kriminalfilmen vorkommen. Möchtegern-Kommissare.

„Wir sind vom BAKOM und wollen ihren Betrieb sehen. Lassen Sie uns herein, oder sollen wir die Polizei holen?“, sagte der mit dem Galgenvogelgesicht und hielt mir ein BAKOM-Papier unter die Nase. Hausdurchsuchung, von keinem Gericht angeordnet.

Schon zur Zeit der allmächtigen Generaldirektion PTT hatte die Gewaltentrennung nicht funktioniert. Der Gilb war Legislative, Exekutive und Judikative in einem – ein Staat im Staat. Vermutlich stammten die zwei Schlapphüte vor der Tür noch aus dieser Ära. Allerdings vermute ich, dass sich die Verhältnisse heutzutage nur marginal geändert haben. Soweit zu den Eigenarten unserer „Muster­-Demokratie Schweiz“.

Diese Gedanken im Kopf und nicht auf eine Konfrontation aus, habe ich dann die beiden hereingebeten und sie zum Kaffee eingeladen.

Darauf zog einer eine Zeitschrift aus Deutschland aus einer ledernen Beamtenmappe. Darin einen Artikel über unseren Empfänger im Ohr.

„Ist das Ihr Gerät?“

„Ja, ist damit etwas nicht in Ordnung?“

„Das hat keine BAKOM-Zulassung“, erklärte er, „das müssen wir untersuchen.“

Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich verstand, dass der gute Mann nicht begriffen hatte, dass es sich hier um einen Empfänger handelte und nicht um einen Sender. Und Empfänger brauchten auch damals keine Zulassung.

Mit diesem Besuch, der nun schon lange zurückliegt, hat das BAKOM in meinem Gedächtnis eine virtuelle Visitenkarte abgelegt. Es ist ja bekanntlich immer der erste Eindruck, der zählt.

Aber jetzt bin ich vom eigentlichen Thema abgekommen. Schliesslich geht es mir um die Miniaturisierung, um den Vorteil des Kleinen gegenüber dem Grossen.

Ist kleiner in der Elektronik wirklich immer besser? Oder gibt es da Grenzen?

Ich glaube schon. Wenn ich ein Handfunkgerät aufmache, um mir seine Innereien anzusehen, so staune ich jeweils über die viele Luft und die Platzverschwendung. Déformation professionnelle ;-) Wenn man Handfunkgeräte so extrem miniaturisieren würde wie Hörgeräte, hätten sie die Grösse eines Feuerzeugs. Wobei der grösste Teil des Volumens von der Batterie und der Endstufe beansprucht würde.

Doch ein solches Spielzeug wäre kaum mehr praktisch (und auch nicht mehr bezahlbar). Schon die heutigen Handfunken sind eine Katastrophe. Die Gummiwurst hat kein vernünftiges Gegengewicht und von Ergonomie kann keine Rede sein. Auf jeden Fall überschreiten die Dinger mit ihren verwursteten Menüs regelmässig meine Hirnkapazität.

Es gibt aber noch andere Dinge in der Hand des OM’s, wo man sich fragen muss, ob kleiner wirklich besser ist.

Eines davon ist mir kürzlich zwischen die Finger geraten. Das Palm Pico Paddle. Der Zwerg des Zwerges. Ich habe es ausführlich getestet und mit dem grösseren Palm Paddle verglichen. Doch darüber mehr beim nächsten Mal.

73 de Anton

Der HQ-Contest, ein funkender Flipperkasten?

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Jedes Wochenende hat seine Conteste. Immer wieder kommt ein neuer hinzu, selten verschwindet einer. Nun hat der sogenannte HQ-Contest wieder zugeschlagen. HQ heisst vermutlich Headquarter. Das hat was Elitäres. In der Schweiz gab es zwölf Headquarters, wie ich dem Einsatzplan entnehmen kann. Über 10’000’000 Punkte sollen sie dieses Jahr erreicht haben. Das erinnert mich irgendwie an einen Flipperkasten. So habe ich mich denn auf die Suche nach dem Ziel, dem Sinn und dem Zweck dieses Supercontests aufgemacht.

Beim Ziel wurde ich rasch fündig. Es steht nämlich in der Ausschreibung der ARRL:

Objective: to contact as many other amateurs, especially IARU member society HQ stations, around the world as possible using the 160, 80, 40, 20, 15 and 10 meter bands.

Leider bin ich beim Sinn und Zweck nicht fündig geworden. Beide sind übrigens nicht identisch, wie mancher Zeitgenosse glauben mag. Vieles was wir tun hat wohl einen Zweck, ist aber völlig sinnlos.

Conteste auf UHF und den Mikrowellenbändern haben zum Beispiel den Zweck, die Aktivität auf diesen Bändern zu fördern, den Selbstbau anzukurbeln und Erfahrungen auf diesen Frequenzen zu gewinnen. Das ergibt Sinn.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass oft von “Sinn machen” geschrieben wird. Das scheint mir falsch, denn Sinn kann man nicht machen, höchstens Blödsinn. Er ist Resultat einer zweckgerichteten Handlung.

Doch zurück zum HQ-Contest. Die KW-Bänder sind ja nicht gerade verweist. Im Gegenteil! An den Wochenenden sind sie oft verstopft. Hier die Aktivität zu fördern, wäre wohl zu viel des Guten. Auch nehme ich kaum an, dass die HQ-Stationen selbst gebaut wurden. Es dürfte sich dabei um ziemlich teures Equipment handeln, mit Antennen, von deren Baubewilligung der Durchschnitts-OM nur träumen kann. Bleibt also noch die Erfahrung. Genau genommen die Contest-Erfahrung. Das könnte ein Zweck sein, obschon dieser nirgendwo explizit erwähnt wird. Doch macht das angesichts der wöchentlichen Contest-Lawine auch Sinn?

So bin ich bei meinen Überlegungen schliesslich wieder beim Flipperkasten gelandet. Dort gibt es auch Punkte. Bei den ersten Kästen waren die Punktzahlen im Tausender-Bereich, später kamen die Millionen. Inflation wie im wirklichen Leben. Könnte es sein, dass dieser HQ-Contest nichts anderes ist als ein riesiger, weltumspannender Flipperkasten?

73 de Anton

Bild: von Pascal, HB9EXA

Der Nordvirus

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Das Nordkapp, Pilgerort aller Hurtigruten-Touristen und Wohnmobil-Fahrer. Wie auf dem Bild zu sehen ist, habe ich es auch wieder mal dorthin geschafft. Doch nicht das Nordkapp, sondern der Weg dorthin ist das eigentliche Ziel. Und so wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr schon wieder dieses Ziel ins Auge fassen können, muss ich doch den Goldgräber mal in seinem Claim besuchen ;-) Im hohen Norden – jenseits des Polarkreises – existiert ein spezieller Virus. Einmal davon befallen, wird man ihn nie wieder los, und man muss immer wieder in arktische Gefilde zurückkehren.

Und natürlich wird wiederum der Amateurfunk dabei sein.

QRP mit dem FT-817 hat sich ja bestens bewährt. Sowohl in CW, wie auch in SSB mit dem modifizierten Mikrofon (Ich habe darüber berichtet). Als nutzlos haben sich die Akkus erwiesen, denn auch in der kleinsten Holzhütte hatte es Strom. Ein kleines 12V 2A Netzteil genügte in jedem Fall.

Das wichtigste Teil beim QRP Betrieb ist die Antenne. QRP und Kompromisantennen vertragen sich nicht. Natürlich hört man immer wieder Anekdoten. “Ich habe Amerika gearbeitet mit 5W und einer Magloop”, oder “Australien mit 5W und meiner Balkon-Wundernatenne.” Doch schaut man sich die Antennenfarmen und das Equipment der jeweiligen Gegenstationen an, so wird einem rasch klar, wer hier die Hauptarbeit geleistet hat.

QRP wird erst dann interessant, wenn auch die Gegenstation mit QRP arbeitet und wenn auch “normale” DX-Stationen erreicht werden können, die “nur” eine Vertikalantenne oder einen Dipol betreiben.

Wer aus Angst vor den Nachbarn nur mit einem Lollipop arbeitet und aus der gleichen Angst die Sendeleistung auf 5W beschränkt, wird wohl mit Ach und Krach einige QSO’s fahren, doch ein Vergnügen ist das nicht. Solches Tun gleicht eher einer Strafaufgabe ;-)

Vom Nordkapp hatte ich auch eine SSB Verbindung mit Felix, HB9ABX, in Basel. Felix hat mir geschrieben, dass er jetzt seinen Megastängel, Roomcap genannt, gegen eine leichtere Version ersetzt habe. Hier gehts zu seiner Seite.

Obschon ich sogenannten Wunderantennen eher kritisch gegenüberstehe, muss ich sagen, dass ich immer wieder von Felix Signal überrascht bin. Auch seine “Fliegenklatsche” scheint sehr gut zu wirken.

Apropos Fliegen: ich empfehle, den Transceiver im Flugzeug im Handgepäck zu befördern. Inklusive “lebenswichtiger” Teile. Koffer gehen allzuoft verloren und es ergeben sich immer wieder interessante Gespräche mit der Security beim Checkin. Interessanterweise hatte die auch keine Einwände gegen meine beiden chinesischen Lipos, obwohl das wahre Bomben sind.

 

73 de Anton

Bild: Der zukünftige Goldgräber (links) und der Autor beim obligaten Fotoshooting. Schönes Wetter und keine Menschentrauben im Hintergrund sind dort übrigens ein Glücksfall :-)

 

 

 

 

 

Standmobil

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Auch in den USA haben Funkamateure nicht immer ein Recht auf eine Antenne. Antennenverbote in neuen Siedlungen sind gang und gäbe. Nebst der bekannten Fahnenmastlösung wird nun im QST vom Juli eine weitere Lösung vorgestellt um trotzdem QRV zu sein:

Mobilantennen auf dem Balkon montiert, sind oft enttäuschend. Auf dem Auto jedoch funktionieren sie überraschend gut. Das Geheimnis liegt in der Karosserie des Wagens, die als Gegengewicht fungiert.

Wieso also nicht den Mobilstrahler auf dem Auto lassen? Vor dem Haus geparkt und mit einem Koax mit dem Shack verbunden, wird der Wagen zum persönlichen Radiohill, den keiner verbieten kann.

Auf 10 bis 20m ist der OM damit fast so gut unterwegs wie mit einer fixen Spargel im Garten, Auto sei Dank. Doch auf den langwelligeren Bändern haperts. Der Mobilstrahler ist zu kurz, die Verluste steigen rasant an. Und nicht jeder möchte einen Stängel auf dem Wagen, wie Felix, HB9ABX.

Trotzdem gibt es eine Möglichkeit, das heilige Blech auch auf 80m mit Erfolg zu nutzen. Dazu braucht es nicht einmal eine Mobilantenne. Die Lösung:

Man benutze das ganze Automobil als Antenne. Das Teil steht ja isoliert auf vier Gummis. Man braucht dazu nur die Seele des Koaxialkabels an die Karosserie anzuschliessen. Die Abschirmung lässt man tunlichst unangetastet. So funktioniert sie als Gegengewicht – Mantelwellen sei Dank. Die meisten superkurzen Wunderantennen benutzen übrigens diesen Trick. Kurz vor Shackeintritt kann man dann eine Mantelwellensperre montieren, damit das Mike nicht heiss wird und der TX nicht spinnt.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Die Resonanz des Autos ist natürlich Marken abhängig :-) und nur ein grosses Trum wird zufällig auf 80m resonieren. Doch das erledigt ein manueller Tuner im Shack problemlos, vielleicht sogar der im TX eingebaute.

Mein Subaru Outback strahlt auf jeden Fall problemlos und mit 100W sind Europa-Verbindungen kein Problem. Natürlich ist eine derart bodennahe “Antenne” ein Steilstrahler und daher für kurze Distanzen bis etwa 500km besser geeignet.

73 de Anton

Bild: Keine Antennenprobleme. Meine Hütte in Tankavaara.

 

Uhu – ist da noch jemand?

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Guten Morgen liebe Funkfreunde, ich bin wieder zurück und stelle mit Freude fest, dass mein Blog noch da ist. Nun muss ich erstmal den Kulturschock überwinden, der mich jedesmal überfällt, wenn ich aus der Weite des Nordens in die Enge der Schweiz zurückkehre. Würde es dort oben im Sommer weniger Mücken geben und im Winter heller sein, ich würde glatt umziehen.

Abgesehen von den Mücken haben wir dort oben das ersehnte Gold gefunden und somit das Ziel der Reise erreicht. Auch die Rentiere waren noch da, genauso wie das Nordkapp.

Wie immer hat es dann auch wieder mit den Funkverbindungen geklappt, diesmal mit dem FT-817 in QRP mit 5Watt und der fullsize GP mit zwei Radialen.

Apropos FT-817: Philipp, HB9EYW, hat mich auf eine interessante Version des FT-817 aufmerksam gemacht. Leider handelt es sich dabei nur um ein Einzelstück.

Meiner steckt nur in der Schutztasche. Hier in diesem Video könnt ihr die Qualität der Verbindungen mit HB9CCZ, HB9EXA, HB9DFQ und HB9CGQ sehen und hören. Der Kerl, der so unanständig ins Mike brüllt und am Satzende jeweils noch ein ein “he” anhängt, bin ich selbst :-(

Man sollte sich nicht nur öfter im Spiegel sehen, sondern auch selbst hören :-)

In CW gings natürlich noch besser. Doch darüber werde ich später  berichten.

73 de Anton

Bild: Shack in einer Hütte im Tankavaara Gold Village. Im Hintergrund ist zu sehen, was passiert, wenn keine Frau dabei ist und Männer einkaufen.

QRO für QRP

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Der Reiz des QRP-Betriebs liegt vorallem darin, mit kleiner Leistung grosse Distanzen zu überbrücken.

Doch da existiert ein erstaunliches Phänomen. Kaum hat der OM sein QRP-Gerät, möchte er eine Endstufe dazu und QRO machen.  Die meisten haben zwar noch eine 100W Kiste im Stall. Doch nein, das QRP-Gerätchen soll  das auch können. Das ist zwar nicht logisch, aber menschlich. Menschlich ist auch die häufige Begründung: “Für alle Fälle.”

Das wissen auch die Hersteller. Kein Wunder, bringt Elecraft für den KX3 eine 100W Endstufe. Oft gehörte Begründung der KX3-Jünger: “Der KX3 ist auch ein Stationstransceiver.”

Auch TenTec hat für seine QRP-Transceiver ein solches Teil im Programm.

Aber ich will dieses Thema aus bekannten Gründen nicht weiter vertiefen. Stattdessen möchte ich die Öhmer, die aus QRP QRO machen wollen, auf einen interessanten Schaltungsvorschlag aufmerksam machen. Die Anleitung ist zwar auf Französisch, doch die “Schema-Sprache” ist ja universell.

Hier geht’s zur Mai-Ausgabe der belgischen QSP-Revue mit einer PA für den FT-817 etc. Dabei werden vier Low Cost Transistoren IRF510 eingesetzt, die man in der Bucht bündelweise für eine Handvoll Dollar haben kann. Ein interessantes Projekt für ein verregnetes Wochenende.

73 de Anton

Bild: Eine Vorschau auf nächste Woche ;-)

Das Wort zum Sonntag

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Gestern habe ich endlich den Batterietester aus dem Reich der Mitte erhalten. Das Teil funktioniert, man kann damit Batterien mit konstantem Strom bis zu einer definierbaren Spannungsgrenze entladen und anschließend die Kapazität ablesen.

Das einzige Problem ist die Bedienungsanleitung: sie ist sehr chinesisch. Nachdem ich durch Probieren und Raten das Teil einigermassen durchschaute, habe ich meinen Blauen mit 500mA entladen. 9800mAh soll er angeblich liefern, steht auf der skurrilen Wickelpackung zwischen chinesischen Zeichen. Erhofft hatte ich mir die Hälfte, bekommen habe ich einen Drittel. Bei 3500mAh 4500mAh war fertig lustig. Ich werde den Versuch nochmals mit 300mA Entladestrom wiederholen, doch mein Erwartungshorizont ist niedrig.

Siehe neuer Test vom 6. Juli!

Beim Mobilbetrieb kann man glücklicherweise auf eine kräftigere Energiequelle zugreifen. Dort ist eher die Antenne das schwächste Glied der Kette. Alexander, DL4NO, ist ein ausgesprochener Mobilspezialist und er hat mich auf den Teil seiner Webpräsenz aufmerksam gemacht, der sich diesem Aspekt unseres Hobbys widmet. Das geballte Wissen und die Erfahrung, die man dort findet, kann ich wärmstens empfehlen. Erstaunt hat mich besonders seine Erfahrung mit Magnetfüssen. Ein Loch in das heilige Blech zu bohren, ist bekanntlich nicht jedermanns Sache. Zumal die Dicke des Blechs in umkehrtem Verhältnis zum Alter der Karre steht. Auch die Toleranzschwellen der YL’s sind recht unterschiedlich.

Während der Fahrt in ein Mikrofon sprechen, dürfen in einigen Ländern nur Polizisten. Dem kann man mit einer hirnbasierten, digitale Betriebsart ein Schnippchen schlagen. Leider kann ich PSK31 nicht im Kopf decodieren und auch beim Geben haperts. Doch dafür gibt es ja CW. Während der Fahrt zu klopfen, ist unauffällig und vermutlich noch in keinem Strassenverkehrsgesetz vorgesehen. Fährt man Automat, geht das ganz flott. Zum Beispiel mit dem neuen kleinen Palm Paddle.

Allerdings ist mir schleierhaft, wieso die Entwickler von Palm das bewährte Teil noch weiter miniaturisiert haben. Schon das bisherige Palm Paddle ist ja winzig klein und leicht und kaum ein Transportproblem. Das Ding nochmals kleiner zu bauen, mag zwar für den Konstrukteur reizvoll gewesen sein, doch worin besteht der Vorteil für den Benutzer?

73 de Anton

HAMNEWS ist wieder aktiv!

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Dennis Webseite HAMNEWS.CH ist nach einer längeren Pause wieder aktiv, wie ich per Zufall bemerkt habe. Hoffentlich ist das keine Eintagesfliege.

Im Gegensatz zu der Seite AMATEURFUNK.CH, die mit gemischten Nachrichten auftritt, setzt Hamnews auf die Kommunikation mit den Lesern.

Ein weiteres deutschsprachiges Funkportal, das seit Anfang Jahr aktiv ist, ist WWW.FUNKAMATEURE.NET

Neu habe ich in die Blogroll (siehe Links in der Spalte rechts) auch die Blogs von LA3ZA und PD0AC aufgenommen.

Beide sind “radioaktive” Blogger, genauso wie I0GEJ mit seinem RadioCronache, der übrigens auch einen interessanten Kommentar zu Dayton 2013 geschrieben hat.

Auch K9ZW hat über Dayton geschrieben. Jeff, KE9V berichtet darin über seinen Besuch als Mixed Experience :-)

73 de Anton

Bild: Braucht jemand ein paar Hohlleiter (WR90)?

Notfunk – ein Hirngespinst einiger weniger Funkamateure?

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88% der Funkamateure haben sich an der Urabstimmung der USKA gegen einen Notfunk ausgesprochen. Die Stimmbeteiligung betrug 25.2%.

Dass sich die schweigende Mehrheit für den Notfunk interessiert, ist wenig wahrscheinlich. Damit bleibt der Notfunk ein Hobby von einigen wenigen. Wie viele davon echte Notfunker sind, ist fraglich. Versucht doch eine Gruppe OM mit Hilfe der Notfunkidee der Öffentlichkeit ein „Recht auf Antenne“ zu suggerieren. Der Notfunk als Trojanisches Pferd.

Mit diesem Resultat dürfte der Notfunk in der Schweiz gestorben sein. Wer eine Antenne will, muss sich etwas anderes einfallen lassen.

Obschon ich dem Notfunk kritisch gegenüber stehe, finde ich es schade, dass es nicht gelungen ist, die OM für die Notfunkidee zu begeistern. Aber nicht wegen der Antennenstory. Eine breit abgestützte Notfunkbewegung hätte mehr Zusammenhalt gebracht – in einer Gruppe von Individualisten, die immer mehr auseinanderzubrechen droht.

Die Zeit der grossen Antennenanlagen mit mächtigen Richtantennen und hohen Gittermasten dürfte in der Schweiz aber so oder so vorbei sein. Wer will schon so ein Monstrum vor der Nase und mit X Kilowatt ERP bestrahlt werden. Wer noch einen Alu-Weihnachtsbaum sein eigen nennt, kann sich glücklich schätzen.

Let’s face it: Amateurfunkantennen sind kein Menschenrecht.

Was können wir tun?

Wer von grossen Antennen träumt, wandert am besten aus dem Stadt-Staat Schweiz aus.

Wer bescheidenere Ansprüche hat und mit einer Vertikal oder einem Draht zufrieden ist, dem empfehle ich einen antennenfreundlichen Wohnort. Kleinere Gemeinden sind da vermutlich die bessere Wahl.

Aber vor allem empfehle ich allen, den Dialog zu pflegen: mit den Nachbarn, mit den Verwaltungen und der Wohngemeinde. Wer stur auf sein Recht beharrt, als introvertierter Sonderling oder gar als Querulant auftritt, hat schlechte Karten. Wer schon mit seinen Nachbarn oder der Gemeinde im Clinch liegt auch.

Wie wir auftreten und kommunizieren ist entscheidend. Diplomatie ist gefragt, nicht Juristerei. Dazu etwas Bescheidenheit und Dankbarkeit. Sturheit und Rechthaberei sind der Funkantenne abträglich. Um schöne Funkverbindungen zu tätigen, sind keine Materialschlachten nötig. Es geht auch ohne Beam und dicke Endstufe, wie viele DXer in der Schweiz täglich beweisen.

Auch eine Portion Erfindergeist und Kreativität kann nicht schaden. Dann erschliessen sich plötzlich ungeahnte Antennenmöglichkeiten. Auch ohne das Trojanische Pferd Notfunk.

Und schliesslich sollte auch Mut und Optimismus nicht fehlen. Wer funken will, findet immer einen Weg. Einen der sagt, er gebe den Amateurfunk auf, weil er keine Antenne bauen könne, kann ich nicht ernst nehmen. Vermutlich war er nie ein passionierter Funker.

73 de Anton

Ricardo wie es leibt und lebt

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Machen wir doch heute aus aktuellem Anlass mal einen Bummel auf Ricardo:

Aha, ein TenTec Argo 556, total verbastelt, ein 5W QRP-Gerät aus dem letzten Jahrtausend. Mit Bandmodulen zum reinschieben – 5 Bänder! Eigentlich ein Fall für die Tonne. Und was will der gute Mann dafür? Ganze 400 Franken! Das Ding hat in den USA mal 495$ gekostet. Wenn man das Teil mit einem FT-817 vergleicht, bekommt man Augenwasser.

Und unter uns gesagt: TenTec hat fertig. Ihrem neusten QRP-Transceiver  fehlt 12m und 6m. Zudem ist er viel zu teuer. TenTec wird von Elecraft immer mehr abgehängt.

Oh, was sieht mein hölzernes Glasauge: Ein IC-551, war schon mal für 400 Franken drin, jetzt für 350. Das Ding hat vor Alter keinen Jahrgang mehr und kann nur 10W auf einem einzigen Band, nämlich 6m. Das kann heute jeder KW Transceiver und zwar mit 100W. Der 551er hat sein Ablaufdatum längst überschritten und jeder Stutz über hundert ist einer zuviel.

Nun kommt der Deal Nummer 10: Eine Multimulti-Autoantenne. 10,6,2 und 70. Das Teil ist so gut wie neu und wenn ich nicht schon einen ganzen Strauss von Multikultiantennen hätte, würde ich es doch glatt kaufen. Allerdings nicht zu diesem Preis.

Auch ein gutes Angebot ist der praktisch neue TS-2000X. Notabene der letzte Transceiver der auch 23cm SSB kann und bezahlbar ist. Der 9100er von ICOM ist ja eine Frechheit. Hätte ich nicht bereits mein ganzes Jahres-Hobbybudget für 2013 aufgebraucht, ich würde dem Verkäufer ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.

So, nun kommen wir zu dem TS-570. Auch heute noch ein gutes Gerät. Leider ist das Teil verbastelt. Zudem muss man mit dem 400 Hz CW Filter im R-CW-Modus hören. Das heisst, da ist was falsch. Aber mindestens ist der Verkäufer ehrlich.

Hier können wir übrigens einen Blick in genau dieses Gerät werfen und sehen, welchen Verbastelgrad es aufweist. 1000 Franci will er dafür, mindestens aber 800. Ob er einen Dummen finden wird? Ich würde das Teil nur gratis nehmen. Dann würde ich das INRAD-Zeug rausschmeissen und mir Originalfilter besorgen. Kosten 600 bis 800 Franken!

Das ist übrigens des Pudels Kern bei diesen alten Filtersärgen. Wenn man alle Quarzfilter nachgerüstet hat, ist man arm.

Huch, die Waldfee, würde Donald Duck sagen: Ein SB220. Er schreibt, das Ding sei praktisch unzerstörbar. Das stimmt – aber nicht für die Röhren. Der OM muss damit rechnen, sie mal zu ersetzten. Oh weh, 2 mal 3-500 kosten ein Vermögen. Und wehe sie sind NOS, New Old Stock. Dann sind sie womöglich sauer.

Linearverstärker werden in der nächsten Zeit noch viele auf Ricardo erscheinen. Wer kann schon so ein Ding in Balkonien oder im hochverdichteten DONK-Quartier benutzen (DONK= double income, no kids)?

Doch zurück zu unserem Methusalem. Der SB-220 hat einen Schönheitsfehler. Ihm fehlt nämlich just das Band, wo man am ehesten auf Power angewiesen ist: 160m. Aber ich bin überzeugt, er wird einen Dummy zu seinem Load finden, spätestens beim vierten Durchlauf, wenn er den Preis in eine vernünftige Region verschoben hat.

Und jetzt kommt wieder unser Pausenclown: 1,2,3 oder 4, welches Schweinerl hätten’s denn gern. Laborbuchsen aus Marconis Zeiten für einen Stutz das Stück. Ein Hit und Dauerbrenner. Hat der Gute schon mal was von der E-Bucht gehört? Immerhin haben die alten Bananenstecker einen unschlagbaren Vorteil: Man muss sie nicht abholen. Heutzutage will nämlich ein Grossteil der Verkäufer, dass man seinen Schrott persönlich abholt. Omann ist zu faul zum verpacken und die Post zu besuchen.

Es tut mir leid, dass ich nicht zu allem und jedem meinen Senf geben kann, obschon mir gerade danach ist.

Ich wünsche euch einen schönen Tag und denkt immer daran: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste (Zitat Donald Duck).

73 de Anton

Bild: 2m SSB portabel mit 9CV-Beam und FT-817

PS. Bestes Angebot heute scheint mir übrigens der Codan TRX mit Antenne. Expedition mit Geländewagen diesen Sommer? Sofort kaufen!

Frühlings-Nostalgie

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Wenn man älter wird, fragt man sich, wie oft man noch den Beginn einer neuen Jahreszeit erleben wird. Gerne hängt man dann, in einem Anfall von Nostalgie, Gedanken an frühere Zeiten nach.

Mürrische Pessimisten behaupten dann, dass früher alles besser gewesen sei. Ihnen fällt das Altern besonders schwer. Notorische Optimisten verdrängen die Realität und stürzen sich in die neusten Technologien, auch wenn’s ein Furz in der Laterne ist. Sie verdrängen damit das Altern.

Die Realisten wissen aber, dass es heute nicht besser oder schlechter ist als früher, sondern schlicht anders, und sie erfreuen sich am Erwachen der Natur.

Gestern bin ich über eine besondere Nostalgie-Perle gestolpert. Eine Sammlung alter technischer Bücher von den 20er bis Anfangs 60er des letzten Jahrhunderts. Ohne faule Tricks und Abzocke kann man sie als PDF herunterladen. Alles was es dazu braucht, ist ein bisschen Geduld. Da findet der OM zum Beispiel die ARRL Handbücher von 1936 und 1941. letzteres ist besonders interessant, enthält es doch am Schluss die Werbung der Amateurfunkindustrie aus dieser Zeit.

Aber auch die Konkurrenz zum Amateur Radio Handbook der ARRL ist vertreten: Das Radio Handbook des legendären William Orr mit der Ausgabe aus dem Jahr 1959. Ein Riesenwälzer mit 810 Seiten. Oder das Sideband Handbook von 1961.

Wer weiss, wie lange diese Seite noch Bestand hat. Gar viele Dinge sind in den Untiefen des Webs schon verloren gegangen.

Hier der Link dazu

73 de Anton

Bild: Frühlingsbotschafter, grosse Waldameisen. Wir haben sie früher “Klammern” genannt.

Wie lerne ich morsen?

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In der letzten Zeit stelle ich in meiner Funknachbarschaft etwas Erstaunliches fest: Newcomer unter den Funkamateuren beginnen zu morsen, obschon sie nie eine Morseprüfung gemacht haben. Kürzlich hatte ich sogar auf 2m ein CW-QSO mit einer HB3-Station. Auch bei den Medien stösst die Telegrafie auf besonderes Interesse, wenn über den Amateurfunk berichtet wird. Wenn ich portabel unterwegs bin und sich Passanten über mein Hobby wundern, dann stösst die Telegrafie auf besonderes Interesse. Auch bei den technophilen Jungen.

Ich war zu Beginn erstaunt über das Revival dieser totgesagten Betriebsart. Doch in der Zwischenzeit und nach etlichen Diskussionen, glaube ich, die Gründe dafür zu kennen:

In ein Mikrofon zu labbern, ist heutzutage nichts Besonderes und Millionen von Menschen kommunizieren in jedem Moment mittels Handfunkgeräten und Relaisstationen im 900 und 1800MHz Band miteinander. Das lockt keinen toten Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Auch digitale Betriebsarten sind kalter Kaffee. Da lachen sich die Jungen einen Schranz in den Bauch, wenn sie den Opa am Computer sehen. „Wieso braucht der Alte kein Skype?“, heisst es höchstens.

Reden und Computerlen kann heute jeder, dazu braucht es kein Talent, höchstens etwas Geld. Doch Telegrafieren? Da staunt der Laie und die Jugend wundert sich. Was der alte Knacker mit der Taste macht, bringt man nicht zustande. Ja, man kann nicht einmal herausfinden, was er da zusammenmorst. Zudem ist der Opa noch schnell – schneller als die schnellste SMS. Das weckt Bewunderung und auch den Wunsch, diese Kunst selbst zu beherrschen.

Wenn der neugierige Beobachter dann noch erfährt, dass bereits die Titanic auf diese Art ihren Notruf abgesetzt hat und es sich bei der Telegrafie um die ursprüngliche Art der drahtlosen Kommunikation handelt, ist er vollends fasziniert.

Aber wir Funkamateure wissen noch mehr über diese alte Kunst und es ist nicht nur ihre Faszination, die uns an der Taste hält. In der Betriebsart CW lässt sich mit einfachsten Mitteln funken. Schon mit einem oder zwei Transistoren, kann (fast) jeder von uns Funkamateuren in kürzester Zeit einen funktionierenden Sender bauen. Ein passender Empfänger dazu braucht nicht viel mehr. Die Betriebsart ist robust und funktioniert auch noch unter den widrigsten Bedingungen. Die belegte Bandbreite ist minimal. Während bei den digitalen Betriebsarten Milliarden von Transistoren beteiligt sind und im QRP-Betrieb der Computer mehr Strom säuft als die Funkstation, reicht dem Telegrafisten eine Taschenlampenbatterie. Das prädestiniert die Telegrafie auch zur idealen Betriebsart für den Notfunkverkehr.

Doch da stellt sich dem Newcomer die Frage: Wie lerne ich diese alte Kunst?

Eine Möglichkeit ist natürlich einen Morsekurs zu besuchen. Aber ich möchte heute noch einen anderen Weg aufzeigen.

Und hier kommt wieder der Computer ins Spiel. Es gibt heute recht gute Morse-Decodier-Programme, wie dieses hier. Damit kann man schon mal das Alphabet und dann das Tastspiel üben – für die meisten der leichtere Teil. Doch da, wo früher Knochenarbeit angesagt war, hilft nun das Decodierprogramm weiter und macht dabei noch unheimlich Spass. Auch wenn es noch nicht für normale QSO’s in der „Öffentlichkeit“ reicht: Als nächsten Schritt sucht man sich Gleichgesinnte und beginnt den praktischen Funkverkehr zu üben. Leere Bänder dazu haben wir ja mehr als genug. Zuerst wird man die empfangenen Buchstaben vom Bildschirm des Computers ablesen. Doch mit dem gleichzeitigen Hören beginnt man zu assimilieren. Man prägt sich die Klangbilder der Buchstaben und der Wörter ein und stellt nach einer Weile fest, dass man gar nicht mehr auf den Bildschirm zu sehen braucht. Eines Tages wird man den PC abstellen: Man ist zum Telegrafisten geworden und gehört nun zu dem kleinen verschworenen Klub, der die älteste Kunst des Funkens beherrscht.

73 de Anton

Die Qual der Wahl

HB9EXA on air Große E-Mail-Ansicht

Juma, IC-703, FT817, KX3, ….
Wo soll man hin, was ist am geeignetsten für unterwegs? Vor und Nachteile, was ist am vollkommensten, was ist sonst noch wichtig?

Fragt der UHU. Darüber könnte man ein Buch schreiben. Ich versuche es mal ultrakurz:

Kannst du SMD löten und bist du technisch versiert? Dann bau dir einen JUMA. Doch auf der Wiese neben den Kühen wirst du damit nicht immer froh: Knack, knack, knack macht der elektrische Zaun – das Teil hat keinen NB. Und auch keinen eingebauten Tuner. Dafür finnische Qualität und eine “familiäre” User Community.

Willst du minimalen Stromverbrauch und eine eierlegende Wollmilchsau? Dann kauf dir ein KX3. Du musst allerdings tief in die Tasche greifen und das Teil sehr pfleglich behandeln – es macht keinen robusten Eindruck. Dafür hast du gemäss Sherwood-List einen Top Receiver, auch wenn das im Feldbetrieb kaum eine Rolle spielen dürfte. Und du gehörst damit zu einer Fan-Gemeinde mit religiösen Zügen.

Machst du zwischendurch auch gerne 2m/70cm SSB und möchtest du ein robustes bewährtes Stromfresserchen: Dann kauf dir einen FT-817. Denk aber daran, du brauchst dazu noch einen externen Tuner und auch eine kräftige Batterie. Die eingebaute reicht nicht weit. Das Teil ist ein Newtimer, die Community riesengross, dafür wirst du vielleicht einen Kompressor vermissen, wenn du gerne ins Mikroskop flüsterst.

Möchtest du das gleiche wie ein FT-817 nur schwerer und ohne 2m/70cm? Dann kauf dir einen IC-703. Aber eigentlich kannst du genausogut dein IC-706Mk2G mit einem dicken Akku in den Rucksack packen – oder den FT-857 von Yesus.

Bist du ein SOTA Profi und genügen dir CW und drei Bänder? Schwingst du dazu gerne den Lötkolben? Dann kauf dir einen Hendricks “Portable Field Radio”. Von seinem tiefen Stromverbrauch kann auch der KX3 nur träumen und ein Tuner hat das Teil auch intus. Im Gegensatz zu Elecraft wird Hendricks deine Hobbykasse kaum belasten. Nur einen Abstimmknopf wirst du vielleicht vermissen.

Bist du noch genügsamer, kauf dir einen Spatz.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

73 de Anton

Baofeng Handfunkgeräte in der Schweiz definitiv verboten

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Das BAKOM führt neu eine Liste der verbotenen Geräte. Interessant sind für uns natürlich die verbotenen Funkgeräte. Zurzeit sind es drei Baofeng Handfunkgeräte:

UV-3R

UV-3R+

UV-5R

Diese Geräte dürfen nicht einmal verschenkt werden!

73 de Anton

Der Traum vom Notfunk

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Nun soll der Notfunk als Argument herhalten um unsere Antennen zu rechtfertigen. Ich fürchte, auf diesen Trick fällt niemand herein. Schon gar nicht die technophoben Hysteriker in Suburbia. Fragen wir doch einmal unseren netten und elektrosensiblen Nachbarn:

„Mit dem Argument des Notfunks können Antennentürme voller Alustangen kaum gerechtfertigt werden. Es gibt schon eh genug von solchem unnützen Zeug, das die Landschaft verschandelt und mich mit Elektrosmog krank macht. Wieso sollte ich als Nachbar einen hässlichen Gittermast in meiner Aussicht akzeptieren, nur weil dieser seltsame Mensch behauptet, er könne bei der nächsten Katastrophe die Welt retten? Dafür sind bitteschön Polizei und Zivilschutz zuständig, das sind doch Profis, der Spinner von nebenan ist bloss ein Hobbybastler. Und ausserdem habe ich ja mein Ei-Dings und das Internet.“

Netter Versuch, liebe USKA, doch ich fürchte, dieser Schuss geht in den Ofen.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen Notfunk und bin diesbezüglich auch ausgerüstet. Doch die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Das fängt schon bei den Szenarien an, die den Amateurfunker in unserem kleinen Land zum Notfunker machen sollen. Und es hört bei den Notfunkern und ihren diffusen Vorstellungen aus der Pfadi-Welt auf.

Bei den „gewöhnlichen“ Katastrophen unserer Gesellschaft können ein Funkhandy und der nächste Repeater durchaus nützliche Dienste leisten, wie verschiedene Vorkommnisse in der Vergangenheit gezeigt haben. Das ist unbestritten, doch dazu reicht die Gummiwurst als Antenne.

Wenn aber der Doomsday an der Haustür klingelt und uns der Himmel auf den Kopf fällt, habe auch ich besseres zu tun, als an die Station zu sitzen und zu funken. Wenn zum Beispiel in Mühleberg der Atommeiler Amok läuft, so setze ich mich ins Auto und versuche als Erster so weit wie möglich weg zu fahren. Wenn die Grossmächte die roten Knöpfe drücken, so verkrieche ich mich in den Weinkeller und veranstalte einen Bottelón. Wenn Basel von einem Erdbeben platt gemacht wird, werde ich mich hüten dorthin zu fahren und meine Station auf der anderen Seite des Belchentunnels aufzubauen. Denn soweit würde mich das Militär gar nicht kommen lassen. Von Asteroiden und dem Ausbruch des Yellowstone-Vulkans will ich erst gar nicht anfangen.

Es gibt in meiner Fantasie zurzeit nur ein Szenario, wo ich mir tatsächlich so etwas Ähnliches wie einen Amateur-Notfunk vorstellen kann.

Es ist der Fall eines grossflächigen Stromausfalls. Zum Beispiel verursacht durch einen Sonnenausbruch. Wenn das europäische Verbundnetz zusammenklappt, kippt ein Kraftwerk nach dem anderen um wie Domino. Bis das alles wieder hochgefahren ist, kann es gut eine Woche dauern. Wird durch einen Sonnenausbruch zusätzlich unsere elektronische Gesellschaft „beschädigt“, so werden wir sehr lange Zeit um hundert Jahre zurückversetzt. Gut, wer dann über einen entsprechenden Notvorrat verfügt. Nur dann kann er einigermassen „ruhig“ funken. Sonst steht der OM nämlich auch vor dem leeren Aldi und macht aus seinen Möbeln Brennholz.

Doch kommen wir mal zu der praktischen Seite eines solchen Falls. Der Strom ist weg, rien ne vas plus. Kein Internet, kein i-Dings und die Glotze will auch nicht anspringen. Auch der Ölbrenner und die Wärmepumpe streiken und der Lift kommt auch nicht mehr in den zwölften Stock. Nachts sieht man wieder die Sterne, dafür kommt plötzlich kein Wasser mehr aus dem Hahn und die Toilettenspülung gurgelt nur noch. Kein Problem, ich bin ja staatlich geprüfter Funkamateur.

Aha, die Relais sind auch alle tot. Aus meinem Gummiwurst-Handy dringt nur Rauschen. Die Relais haben wohl keine Notstromversorgung oder der Sonnensturm hat sie ausgepustet. Macht nichts, es gibt ja noch die Kurzwelle. Vorsichtshalber nehme ich mein QRP-Gerät aus dem Schrank. Die grosse Stations-Kiste säuft ja im Leerlauf bereits vier Ampere. Im Schrank ist auch mein Akku, da ist sicher noch vom letzten SOTA ein bisschen Strom drin und langweilt sich. CW habe ich verlernt, also rufe ich mal in SSB auf der Notruf-QRG. Welche Frequenz war das doch gleich? Vielleicht mache ich doch lieber auf Digital. Ops, das Notebook hat‘s auch erwischt. Entweder ist der Akku leer oder er hat zu viele hochenergetische Sonnenteilchen abbekommen. Wer weiss das schon.

Macht nichts. Ich habe ja noch das Notstromaggregat in der Garage und als Deluxe-Amateur meine abgesetzte Station auf einem Radiohill. In mir kommt Pfadfinder-Stimmung auf.

Da ruft mich meine Frau und sagt, sie habe endlich eine UKW-Radiostation gefunden. Schwach  und verrauscht zwar, aber sie würden immer wieder durchgeben, dass keine Gefahr bestünde, man ruhig zu Hause bleiben solle, die Behörden hätten alles unter Kontrolle. Ob ich aber trotzdem zum Tankstellenshop fahren könne, ihr sei die Milch ausgegangen.

73 vom Notfunkträumer

Verschwörungstheorien von der USKA

Affenhirn

Im HB-Radio ist ein Artikel zu HAARP erschienen. Wahrscheinlich kommt als nächstes ein Artikel über Chemtrails, den Planeten Nibiru, die hohle Erde und abiotisches Öl. Wenn ich schon Schmarrn lesen will, kann ich die Tageszeitung aufschlagen. Da weiss ich, dass ein Drittel abgeschrieben, ein Drittel gelogen und der Rest frei erfunden ist. Aber das Vereinsorgan der Schweizer Kurzwellenamateure?

Bereits im März 2011 habe ich  in diesem Blog über HAARP geschrieben. Als “Kontrastprogramm” hier nachzulesen.

73 de Anton

Die Ersten werden die Letzten sein.

IMG_0489 Große Webansicht

Gerade habe ich den Bericht von HB9DCO zu seinem Mittelwellenabenteuer im HB-Radio gelesen, der Clubzeitschrift der USKA, des Vereins Schweizer Kurzwellenamateure.

Ein sehr interessanter und lustiger Bericht. Leider ohne Happy End. Für die, die den Bericht nicht gelesen haben: Duri, HB9DCO, wollte als einer der ersten im neuen Mittelwellenband QRV sein und hat dazu einen uralten Flugfunksender aus einem B-29 an Sylvester um Mitternacht reanimiert, einen ART-13 (Hier in einem Lancaster).  Trotz einer mE recht guten Antenne, einer Inverted L mit 12m Vertikalteil und 60m Horizontalteil, hat sich Duri nur die Finger verbrannt und kein QSO in der Neujahrsnacht zustande gebracht.

Das ist schade. Wenn ich das gewusst hätte, lieber Duri, dann hätte ich dir gerne meinen Reservesender ausgeliehen und dazu auch das passende Variometer. Dann hätte es mit OK2BVG auch sicher geklappt. Wobei vermutlich schon das Variometer gereicht hätte.

Ich hätte dir die Erstverbindungen ehrlich gegönnt, denn mir bedeuten sie nichts. Ich habe einfach nur Spass am Funken.

Auch war ich in der Neujahrsnacht nicht QRV, da ich es vorzog in einer gemütlichen Beiz im Welschland zu feiern und Gangnam Style zu tanzen, anstatt mich um Erstverbindungen zu bemühen. Sonst hätten wir wenigstens ein QSO machen können. Statt dessen haben das Paul, HB9DFQ und Marco, HB9BGG getan, soviel mir bekannt ist.

Aber immerhin hast du dich selbst im abgesetzten Perseus gehört und bist die erste Schweizer Station, die auf 630m legal QRV war. Das, lieber Duri, kann dir niemand nehmen. Du bist Geschichte :-)

Das deine Antenne ungenügend war, wie du schreibst, kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Meine Inverted L geht nämlich 11.5 hoch und nur 43m horizontal und das erst noch im Zickzack, ist also schlechter als deine. Damit arbeite ich Lubos, OK2BVG, nicht nur auf 472 sondern locker auch auf 136 – kHz nicht MHz notabene.

Am Abend des 1. Januar, als ich ausgeschlafen hatte und nur noch den Muskelkater vom Gangnam Style spürte, hat mir dann Lubos 589/599 gegeben. Und dann kamen noch ein Dutzend weitere Stationen dazu. Unter anderen YO2IS, G3KEV Und PE5T. Am 2. Januar ging es dann so weiter. Bombensignale, ohne Bombersender aus ganz Europa,  zum Beispiel von EI0CF in Malin Head, der Nordspitze Irlands. Später dann aus Belgien, Schweden, der Slowakei, Slowenien und dazwischen immer wieder Crossband-Verbindungen, zum Beispiel mit Finnland.

472 kHz ist ein Superband und es ist schade, dass ich dich bisher nicht gehört habe. Mit der Bodenwelle kommst du tagsüber problemlos quer durch die Schweiz und Nachts quer durch Europa. HB9DFQ kommt bei mir mit 569 und HB9DCE mit 579 rein. Der Vogel schiesst aber HB9DUL in der Nähe von Lausanne ab mit 59 plus 20dB!

Was den Empfänger anbelangt: Elecraft kann das leider nicht. Ich empfehle einen Japaner: den TS-590 zum Beispiel. Er ist sowohl auf 136kHz wie auch auf 472 kHz sehr empfindlich.

In der Hoffnung, bald auch dich in meinem Log notieren zu dürfen:

73 de Anton, dein Funkperlentaucher

PS. Apropos 5MHz: da kann ich dich nur unterstützen, lieber Duri. Ebenfalls ein tolles Band, das ich leider nur benutzen darf, wenn ich jeweils in OZ im Urlaub weile.

Picture: Sottens, ex Swiss MF Broadcast Transmitter on 765kHz. Activated as HE3OM on 136 kHz Feb. 2011. If you have not received your 136 kHz QSL yet, please send your card direct to me, HB9ASB (address see QRZ.com). Unfortunately the QSL-Manager has changed his hobby from radio to fish rising :-( But I will create a special card for you. No Green stamps needed. Please only for 136 kHz QSO’s.