Notfunk – Notrundfunk!

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Noch immer habe ich keinen Flyer der USKA mit den Notfallfrequenzen und wichtigsten Verhaltensregeln im Shack hängen. Der Notfunk scheint nach wie vor ein Spezialhobby einiger Funkamateure zu sein.

Ich bin dem Notfunk nicht abgeneigt, doch was ich bisher vernommen und gelesen habe, hat mich nicht überzeugt.

Bisher wurde ich den Eindruck nicht los, der Notfunk sei ein altersschwacher Herd mit Sparflamme auf dem verschiedene Köche versuchen ihr Süppchen zu kochen.

Die eine Gruppe kocht eine Art Pfadfinder-Suppe. Eine andere Suppe heisst „Recht auf Antennen“ und eine dritte Gruppe kocht die Suppe „Hamlink“ auf dem Herd. Nerds, die ihr eigenes Internet aufbauen wollen.

Nichts gegen die drei Suppen. Ich finde sie…interessant.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wirken die Notfunkanstrengungen aber hierzulande ziemlich konfus. Wo ist unser Chefkoch?

Mag sein, dass das daran liegt, dass ich nie eine neunte Klasse besucht habe und als hoffnungsloser Fall aus dem Schulhaus verbannt wurde. Aber ich werde aus dem Zeux, das im Old Man steht, manchmal nicht schlau.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Kommunikationsproblem. Von oben nach unten.

Manchmal denke ich, dass der USKA-Vorstand in einer Parallelwelt lebt und die Verbindung zur Basis stark mit QRM belastet ist. Einige behaupten, nur noch wegen dem QSL-Service bei dem Verein Mitglied zu sein. Das ist schade und war nicht immer so.

Aber eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus:

Wir Funkamateure haben etwas, das die Öffentlichen Schutzdienste meines Wissens nicht haben. Erstaunlicherweise hat das bisher noch niemand ins Feld geführt.

Nein, es sind nicht die 4000 kauzigen Individualisten bestens ausgebildeten Funker. Es sind auch nicht unsere Handgurken und die Relais ohne Notstromversorgung. Am Morsen liegt es diesmal auch nicht.

Wir Funkamateure können Rundfunk. Einfach so, ohne Studio und ohne DJ. Wenn es darauf ankommt, setzen wir den lokalen Katastrophenkommandanten oder den Gemeindepräsi ans Mikrofon und die ganze Gemeinde in einigen Kilometern Umkreis kann hören was läuft. Nicht aus dem Bundeshaus oder dem Studio in Zürich. Nicht auf FM oder DAB, sondern in AM auf dem 40 oder 17m Band, die in jedem Radio mit Kurzwellenteil vorhanden sind.

Natürlich könnten wir auch im 49m Band senden oder am oberen Ende des Mittelwellen-Rundfunkbandes. Wenn es wirklich dick kommt, wird es kein BAKOM mehr geben, das dagegen sein könnte. Die Damen und Herren werden andere Probleme haben und wann und ob sie wieder an ihrem Arbeitsplatz erscheinen werden, kann niemand sagen.

Natürlich gibt es beim staatlichen Rundfunk Notsender für solche Fälle. Auf UKW, denn die KW und MW Sender wurden ja entsorgt. Sie werden uns auch noch nach einer Woche ohne Strom mit Informationen versorgen. „Bleiben Sie zuhause. Schliessen Sie die Fenster. Begeben Sie sich in Ihre Schutzräume. Die Behörden haben alles unter Kontrolle. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.“ Doch was in unserer Umgebung läuft, werden wir nicht erfahren.

Eine Amateurfunkstation mit 25W AM an einem langen Draht kann jeder im Umkreis von 3 bis 10km, je nach Frequenz, mit einem portablen Radio empfangen. Sie kann zur lokalen Information und Koordination dienen und ist in vielen Gemeinden bereits heute vorhanden und in Minuten betriebsbereit.

Nach einer Woche ohne Strom in Europa, ohne Telefon, Zwitscher und Fratzenbuch könnte das ziemlich wichtig werden.

Das ist einmalig und nur wir Funkamateure sind dazu in der Lage.

73 de Anton

PS. Habe kürzlich mit einem „Notfunker“ diskutiert. Der hatte zuhause nicht einmal einen Notvorrat und von einem “Bug Out Bag” noch nie etwas gehört :-(

Bild: Camping am Geiranger Fjord, Norwegen. Soviel Publikum hatte ich beim Zelt aufstellen noch nie :-)

3 Antworten zu “Notfunk – Notrundfunk!

  1. Die Idee ist genial und einfach umzusetzen, man muss sich tatsächlich fragen, warum sie erst jetzt auf den Tisch kommt. Sie ist sicher ein gutes Verkaufsargument für den Notfunk und auch für unsere Antennen (ja, ich bekenne mich zum Antennen-Süppchen..). Und von wegen “alte Säcke aus USKA ausmisten”: die jungen Säcke scheinen mit der deutschen Rechtschreibung ziemlich Mühe zu haben, ob es mit solchen Dumpfbacken in der USKA besser kommen würde, bleibe hier mal dahingestellt – rettet der Akkusativ……

  2. Wer genau hat denn noch ein Kurzwellenempfänger und kann mir dann zuhören ?
    Mittelwelle ist ja irgendwo bei den meisten Radios noch dabei, aber Kurzwelle ?

    Ausserdem darf man die dummheit der Behörden nicht unterschätzen. Nach Hurricane Katrina in den USA hatte eine Gruppe versucht in einem Sport Stadion untergebrachte Flüchtlinge aufzumuntern mit einer Radiosendung die sie mit einem schwachen Sender selber vor ort Produzieren / Ausstrahlen wollten. Da es “flüchtlinge” waren, ohne hab und gut, haben die sogar hunderte kleine radios für den Empfang organisiert. Die Verteilung der Radios wurde aber von den Behörden untersagt mit der Begründung, sie könnten ja den Sender wechseln und Rap musik von Stationen von ausserhalb hören. (Flüchtlinge hauptsächlich schwarz, behörden / polizei weiss). Was für ein facepalm das verdient. Ist leider sehr lange her, ich finde keine artikel mehr, falls ichs noch finde verlinke ich das nochmal.

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