Tagesarchiv: 5. November 2013

Notfunk – Notrundfunk!

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Noch immer habe ich keinen Flyer der USKA mit den Notfallfrequenzen und wichtigsten Verhaltensregeln im Shack hängen. Der Notfunk scheint nach wie vor ein Spezialhobby einiger Funkamateure zu sein.

Ich bin dem Notfunk nicht abgeneigt, doch was ich bisher vernommen und gelesen habe, hat mich nicht überzeugt.

Bisher wurde ich den Eindruck nicht los, der Notfunk sei ein altersschwacher Herd mit Sparflamme auf dem verschiedene Köche versuchen ihr Süppchen zu kochen.

Die eine Gruppe kocht eine Art Pfadfinder-Suppe. Eine andere Suppe heisst „Recht auf Antennen“ und eine dritte Gruppe kocht die Suppe „Hamlink“ auf dem Herd. Nerds, die ihr eigenes Internet aufbauen wollen.

Nichts gegen die drei Suppen. Ich finde sie…interessant.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wirken die Notfunkanstrengungen aber hierzulande ziemlich konfus. Wo ist unser Chefkoch?

Mag sein, dass das daran liegt, dass ich nie eine neunte Klasse besucht habe und als hoffnungsloser Fall aus dem Schulhaus verbannt wurde. Aber ich werde aus dem Zeux, das im Old Man steht, manchmal nicht schlau.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Kommunikationsproblem. Von oben nach unten.

Manchmal denke ich, dass der USKA-Vorstand in einer Parallelwelt lebt und die Verbindung zur Basis stark mit QRM belastet ist. Einige behaupten, nur noch wegen dem QSL-Service bei dem Verein Mitglied zu sein. Das ist schade und war nicht immer so.

Aber eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus:

Wir Funkamateure haben etwas, das die Öffentlichen Schutzdienste meines Wissens nicht haben. Erstaunlicherweise hat das bisher noch niemand ins Feld geführt.

Nein, es sind nicht die 4000 kauzigen Individualisten bestens ausgebildeten Funker. Es sind auch nicht unsere Handgurken und die Relais ohne Notstromversorgung. Am Morsen liegt es diesmal auch nicht.

Wir Funkamateure können Rundfunk. Einfach so, ohne Studio und ohne DJ. Wenn es darauf ankommt, setzen wir den lokalen Katastrophenkommandanten oder den Gemeindepräsi ans Mikrofon und die ganze Gemeinde in einigen Kilometern Umkreis kann hören was läuft. Nicht aus dem Bundeshaus oder dem Studio in Zürich. Nicht auf FM oder DAB, sondern in AM auf dem 40 oder 17m Band, die in jedem Radio mit Kurzwellenteil vorhanden sind.

Natürlich könnten wir auch im 49m Band senden oder am oberen Ende des Mittelwellen-Rundfunkbandes. Wenn es wirklich dick kommt, wird es kein BAKOM mehr geben, das dagegen sein könnte. Die Damen und Herren werden andere Probleme haben und wann und ob sie wieder an ihrem Arbeitsplatz erscheinen werden, kann niemand sagen.

Natürlich gibt es beim staatlichen Rundfunk Notsender für solche Fälle. Auf UKW, denn die KW und MW Sender wurden ja entsorgt. Sie werden uns auch noch nach einer Woche ohne Strom mit Informationen versorgen. „Bleiben Sie zuhause. Schliessen Sie die Fenster. Begeben Sie sich in Ihre Schutzräume. Die Behörden haben alles unter Kontrolle. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.“ Doch was in unserer Umgebung läuft, werden wir nicht erfahren.

Eine Amateurfunkstation mit 25W AM an einem langen Draht kann jeder im Umkreis von 3 bis 10km, je nach Frequenz, mit einem portablen Radio empfangen. Sie kann zur lokalen Information und Koordination dienen und ist in vielen Gemeinden bereits heute vorhanden und in Minuten betriebsbereit.

Nach einer Woche ohne Strom in Europa, ohne Telefon, Zwitscher und Fratzenbuch könnte das ziemlich wichtig werden.

Das ist einmalig und nur wir Funkamateure sind dazu in der Lage.

73 de Anton

PS. Habe kürzlich mit einem „Notfunker“ diskutiert. Der hatte zuhause nicht einmal einen Notvorrat und von einem “Bug Out Bag” noch nie etwas gehört :-(

Bild: Camping am Geiranger Fjord, Norwegen. Soviel Publikum hatte ich beim Zelt aufstellen noch nie :-)

Die DXer vom Lemmenjoki

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Video einer Flussfahrt auf dem Lemmenjoki

Im Norden Finnlands, in Lappland, weit über dem Polarkreis, gibt es einen Fluss, den in der Regel nur Goldgräber kennen. Es ist der Lemmenjoki. Er ist oft breit wie ein kleiner See und man bemerkt dort kaum, dass er fliesst. Dann wird er wieder schmal und sieht so aus, wie wir uns hierzulande Flüsse gewohnt sind. Ausser einigen Rentierhirten wohnt am Lemmenjoki niemand.

Ich habe nächsten Sommer, in der Zeit, in der die Sonne dort oben nie untergeht, eine Hütte am Fluss gemietet. Keine zufällige Wahl, denn ich war letzten Juni bereits dort und habe mit einem Freund Gold-Claims besichtigt, der sich nächstes Jahr, nach seiner Pensionierung, als Goldgräber versuchen möchte.

Was mich betrifft: Gold lockt mich nicht – man kann es nicht essen. Ich möchte dort fischen, wandern, funken und die grossartige Natur geniessen.

Nun habe ich entdeckt, dass ich dort interessante Nachbarn haben werde. Nicht unmittelbar neben der Hütte. Nachbarn rücken einem in Lappland nicht so nahe auf die Pelle wie in der engen Schweiz. Aber in etwa 3km Entfernung steht eine Hütte im Wald, in der eine besondere Art von DXern ihrem Hobby nachgeht.

Es gibt DXer, die schreien sich nicht, wie vom Affen gebissen, die Five-Nine-Seele aus dem Leib, sondern betreiben ihr Hobby still und leise. Sie sind in einem Frequenzband zu Hause, das die Winternächte liebt und in dem die Aktivität in Europa immer mehr abnimmt.

Es sind Höramateure, die sich auf den Mittelwellen Rundfunk spezialisiert haben.

Eine Gruppe von ihnen hat dort oben ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Fern von den Störungen der Zivilisation und mit unbeschränkten Antennenmöglichkeiten finden sie am Lemmenjoki ideale Bedingungen und können aus der ganzen Welt Mittelwellenstationen hören, von denen wir nicht einmal wissen, dass sie existieren. Da die Mittelwelle hier in Europa allmählich ausstirbt, werden die Bedingungen für die passionierten Hörer immer besser.

Natürlich hören die DXer vom Lemmenjoki mit Beverage-Antennen. Hier ihr beeindruckendes Set

Wer mehr über die DXer vom Lemmenjoki wissen möchte, guckt hier und hier. Und hier findet man die neusten News von den DXern vom Lemmenjoki. Die neue Saison hat ja bereits begonnen.

73 de Anton