Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 1

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Die Saurier wurden immer grösser und gefrässiger, bis sie eines Tages ausstarben. Wäre ihnen dieses Schicksal erspart geblieben, wenn sie sich in die andere Richtung entwickelt hätten?

Wir werden es nie wissen, aber ich vermute, dass am Ende das Kleine gegenüber dem Grossen einen Vorteil hat.

Doch vielleicht liegt das daran, dass ich mein erstes Leben ganz und gar der Miniaturisierung gewidmet habe – der extremen Miniaturisierung. Ich war nämlich in der Hörgerätebranche tätig und bin deshalb wohl nicht ganz vorurteilsfrei. Elektronik so klein wie möglich zu machen, das war meine Passion. Diese hat unter anderem zum ersten programmierbaren Hörgerät der Welt und später zum ersten Funkempfänger im Ohr geführt.

Letzterer bescherte nebst Kunden übrigens auch den Besuch des BAKOM in der damals noch jungen Firma. Eine Anekdote, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Eines Morgens standen zwei Typen vor der Tür, wie sie nur in zweitklassigen Kriminalfilmen vorkommen. Möchtegern-Kommissare.

„Wir sind vom BAKOM und wollen ihren Betrieb sehen. Lassen Sie uns herein, oder sollen wir die Polizei holen?“, sagte der mit dem Galgenvogelgesicht und hielt mir ein BAKOM-Papier unter die Nase. Hausdurchsuchung, von keinem Gericht angeordnet.

Schon zur Zeit der allmächtigen Generaldirektion PTT hatte die Gewaltentrennung nicht funktioniert. Der Gilb war Legislative, Exekutive und Judikative in einem – ein Staat im Staat. Vermutlich stammten die zwei Schlapphüte vor der Tür noch aus dieser Ära. Allerdings vermute ich, dass sich die Verhältnisse heutzutage nur marginal geändert haben. Soweit zu den Eigenarten unserer „Muster­-Demokratie Schweiz“.

Diese Gedanken im Kopf und nicht auf eine Konfrontation aus, habe ich dann die beiden hereingebeten und sie zum Kaffee eingeladen.

Darauf zog einer eine Zeitschrift aus Deutschland aus einer ledernen Beamtenmappe. Darin einen Artikel über unseren Empfänger im Ohr.

„Ist das Ihr Gerät?“

„Ja, ist damit etwas nicht in Ordnung?“

„Das hat keine BAKOM-Zulassung“, erklärte er, „das müssen wir untersuchen.“

Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich verstand, dass der gute Mann nicht begriffen hatte, dass es sich hier um einen Empfänger handelte und nicht um einen Sender. Und Empfänger brauchten auch damals keine Zulassung.

Mit diesem Besuch, der nun schon lange zurückliegt, hat das BAKOM in meinem Gedächtnis eine virtuelle Visitenkarte abgelegt. Es ist ja bekanntlich immer der erste Eindruck, der zählt.

Aber jetzt bin ich vom eigentlichen Thema abgekommen. Schliesslich geht es mir um die Miniaturisierung, um den Vorteil des Kleinen gegenüber dem Grossen.

Ist kleiner in der Elektronik wirklich immer besser? Oder gibt es da Grenzen?

Ich glaube schon. Wenn ich ein Handfunkgerät aufmache, um mir seine Innereien anzusehen, so staune ich jeweils über die viele Luft und die Platzverschwendung. Déformation professionnelle ;-) Wenn man Handfunkgeräte so extrem miniaturisieren würde wie Hörgeräte, hätten sie die Grösse eines Feuerzeugs. Wobei der grösste Teil des Volumens von der Batterie und der Endstufe beansprucht würde.

Doch ein solches Spielzeug wäre kaum mehr praktisch (und auch nicht mehr bezahlbar). Schon die heutigen Handfunken sind eine Katastrophe. Die Gummiwurst hat kein vernünftiges Gegengewicht und von Ergonomie kann keine Rede sein. Auf jeden Fall überschreiten die Dinger mit ihren verwursteten Menüs regelmässig meine Hirnkapazität.

Es gibt aber noch andere Dinge in der Hand des OM’s, wo man sich fragen muss, ob kleiner wirklich besser ist.

Eines davon ist mir kürzlich zwischen die Finger geraten. Das Palm Pico Paddle. Der Zwerg des Zwerges. Ich habe es ausführlich getestet und mit dem grösseren Palm Paddle verglichen. Doch darüber mehr beim nächsten Mal.

73 de Anton

4 Antworten zu “Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 1

  1. Hallo Anton und hallo Antons Lesergemeinde,
    Euer Bakom, damals “Funkstörmessdienst” bei uns.
    Es war einmal vor vielen, vielen Jahren….
    Kurz vor Weihnachten probierte ich einen “Ballonsender” aus, den ich mir
    als Schüler leisten konnte. Röhre MC1, 1,5 Volt Heizspg., 90 V Anode,
    3,5 MHz.
    Es klingelt, ich schaue aus dem 3. Stock und sehe einen gelben VW-Bus
    mit Aufschrift “Funkstörmeßdienst”. Herzklopfen. Unten angekommen
    überreicht mir “normaler” Postbediensteter ein Päckchen. Die Paketpost hatte
    vor den Festtagen eine Anleihe beim Fuhrpark der technischen Kollegen gemacht!
    Na ja, jedenfalls ist’s verjährt.
    Wie so Anekdoten halt ansteckend sein können.
    vy 73
    Ingo
    DK1RB / DL0SMD

  2. Hallo Ingo,
    da musst Du Dich in Deiner Panik verguckt haben: die Fahrzeuge des Funkstörungsmessdienstes der Deutschen Bundespost waren seinerzeit grau. Das weiß ich, weil mein Vater bei ebendiesem beschäftigt war (übrigens nicht um bastelnde Funkamateure zu drangsalieren – er war nämlich selbst einer!). Aus dieser Zeit stammen auch die Begriffe “gelbe Post” für den Brief- und Paketdienst und “graue Post” für den Fernmeldedienst.
    vy 73 de Thorsten
    DL3BC

  3. Hallo Anton,

    zunächst mal möchte ich dir sagen, dass deine Einträge im Blog immer sehr interessant sind, ich lese sie jedes Mal wieder gern!

    Nun zum Thema Miniaturisierung; schaut man beispielsweise in den Yaesu FT897, so wird einem schnell auffallen, dass das Gehäuse exorbitant größer ist, als es der Inhalt erfordern würde. Als Liebhaber besonders robuster Geräte (für die der 897 definitiv ein Musterbeispiel ist), ist es jedenfalls nicht immer verkehrt, die Gehäuse immer etwas größer zu gestalten, als es erforderlich wäre und dadurch die Robustizität zu fördern.
    Allerdings wäre ich bei Handfunkgeräten durchaus für mehr Miniaturisierung zu haben, sodass es endlich mal ein hersteller packen könnte, auch einen SSB-Trakt in ein handfunkgerät zu verpflanzen. Am Beispiel FT817 sieht man ja, dass das auch auf engstem Raum keinerlei Problem darstellt.

    Auch ein anderes Beispiel habe ich noch auf Lager.
    Just war bei unserer Contest-PA eine Reparatur der Endstufenmodule notwendig. Die Stufe stammt aus dem Hause Italab, verbaut waren zwei 650 Watt Module. Die gibt es aus unterschiedlichen Gründen bei Italab nicht mehr in den Neugeräten. Stattdessen gibt es nun nur noch ein einziges Modul mit 1250 Watt Ausgangsleistung: IL-144-1KMOD nennt es sich.

    Das Herz des Modules ist der LDMOS MRFE6VP61K25H.
    Führt man sich einmal vor Augen, dass das ganze Modul nur 1,6 x 0,4 Zoll groß ist und über diese Kühlfläche bei Maximalem Gain immerhin ca. 500 Watt Verlustleistung an die Kühlfläche abzugeben ist, fragt man sich, ob man es nicht lieber hätte doppelt so groß ausführen sollen, um ihm ein längeres Leben zu schenken.

    So viel dazu. Mni 73 de DO5AMF, Marc

  4. Naja, das mit diesen ominösen Fahrzeugen die in den achtzigern hektisch rumgefahren sind, lassen wir mal….

    Zum Punkt Miniaturisierung, betreffend dem Pico Paddle von Palm Paddle:
    Ich durfte schon im voraus einen Blick auf das “Mini-Dings” werfen.
    So drehte ich es in meinen Fingern und begutachtete es mit Maschinenzeichner/Mechaniker-Augen.
    Was ich da sah, veranlasste mich gleich zwei Stück im voraus bei Hannes zu Ordern!

    Noch einiges vor der HamRadio in Friedrichshafen wurden mir die beiden Paddles zugestellt.
    Sofort nahm ich diese an meinem “KX-1″ und dem “Solf” in Betrieb und war total Begeistert!

    Trotz der Mini-Miniaturisierung laufen die Paddles besser wie die “normalen” Riesen-Palm, zumindest
    für mich!Die Paddel haben einen perfekten Anschlag, und die neuen Magnete sind der Hammer.
    Gerade gestern war ich mit meinem KX-1 noch etwas den Abend am Fusse des Pilatus geniessen und muss
    eingestehen:
    Die beiden Picco-Paddels sind mitunter einer der besten Käufe dieses Jahres 2013!

    Blöd nur, dass ich die alten Riesendinger mit meinem Call gelasert habe . . .

    72’s Fred, HB9JCP

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