Tagesarchiv: 5. August 2013

Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 1

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Die Saurier wurden immer grösser und gefrässiger, bis sie eines Tages ausstarben. Wäre ihnen dieses Schicksal erspart geblieben, wenn sie sich in die andere Richtung entwickelt hätten?

Wir werden es nie wissen, aber ich vermute, dass am Ende das Kleine gegenüber dem Grossen einen Vorteil hat.

Doch vielleicht liegt das daran, dass ich mein erstes Leben ganz und gar der Miniaturisierung gewidmet habe – der extremen Miniaturisierung. Ich war nämlich in der Hörgerätebranche tätig und bin deshalb wohl nicht ganz vorurteilsfrei. Elektronik so klein wie möglich zu machen, das war meine Passion. Diese hat unter anderem zum ersten programmierbaren Hörgerät der Welt und später zum ersten Funkempfänger im Ohr geführt.

Letzterer bescherte nebst Kunden übrigens auch den Besuch des BAKOM in der damals noch jungen Firma. Eine Anekdote, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Eines Morgens standen zwei Typen vor der Tür, wie sie nur in zweitklassigen Kriminalfilmen vorkommen. Möchtegern-Kommissare.

„Wir sind vom BAKOM und wollen ihren Betrieb sehen. Lassen Sie uns herein, oder sollen wir die Polizei holen?“, sagte der mit dem Galgenvogelgesicht und hielt mir ein BAKOM-Papier unter die Nase. Hausdurchsuchung, von keinem Gericht angeordnet.

Schon zur Zeit der allmächtigen Generaldirektion PTT hatte die Gewaltentrennung nicht funktioniert. Der Gilb war Legislative, Exekutive und Judikative in einem – ein Staat im Staat. Vermutlich stammten die zwei Schlapphüte vor der Tür noch aus dieser Ära. Allerdings vermute ich, dass sich die Verhältnisse heutzutage nur marginal geändert haben. Soweit zu den Eigenarten unserer „Muster­-Demokratie Schweiz“.

Diese Gedanken im Kopf und nicht auf eine Konfrontation aus, habe ich dann die beiden hereingebeten und sie zum Kaffee eingeladen.

Darauf zog einer eine Zeitschrift aus Deutschland aus einer ledernen Beamtenmappe. Darin einen Artikel über unseren Empfänger im Ohr.

„Ist das Ihr Gerät?“

„Ja, ist damit etwas nicht in Ordnung?“

„Das hat keine BAKOM-Zulassung“, erklärte er, „das müssen wir untersuchen.“

Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich verstand, dass der gute Mann nicht begriffen hatte, dass es sich hier um einen Empfänger handelte und nicht um einen Sender. Und Empfänger brauchten auch damals keine Zulassung.

Mit diesem Besuch, der nun schon lange zurückliegt, hat das BAKOM in meinem Gedächtnis eine virtuelle Visitenkarte abgelegt. Es ist ja bekanntlich immer der erste Eindruck, der zählt.

Aber jetzt bin ich vom eigentlichen Thema abgekommen. Schliesslich geht es mir um die Miniaturisierung, um den Vorteil des Kleinen gegenüber dem Grossen.

Ist kleiner in der Elektronik wirklich immer besser? Oder gibt es da Grenzen?

Ich glaube schon. Wenn ich ein Handfunkgerät aufmache, um mir seine Innereien anzusehen, so staune ich jeweils über die viele Luft und die Platzverschwendung. Déformation professionnelle ;-) Wenn man Handfunkgeräte so extrem miniaturisieren würde wie Hörgeräte, hätten sie die Grösse eines Feuerzeugs. Wobei der grösste Teil des Volumens von der Batterie und der Endstufe beansprucht würde.

Doch ein solches Spielzeug wäre kaum mehr praktisch (und auch nicht mehr bezahlbar). Schon die heutigen Handfunken sind eine Katastrophe. Die Gummiwurst hat kein vernünftiges Gegengewicht und von Ergonomie kann keine Rede sein. Auf jeden Fall überschreiten die Dinger mit ihren verwursteten Menüs regelmässig meine Hirnkapazität.

Es gibt aber noch andere Dinge in der Hand des OM’s, wo man sich fragen muss, ob kleiner wirklich besser ist.

Eines davon ist mir kürzlich zwischen die Finger geraten. Das Palm Pico Paddle. Der Zwerg des Zwerges. Ich habe es ausführlich getestet und mit dem grösseren Palm Paddle verglichen. Doch darüber mehr beim nächsten Mal.

73 de Anton