Monatsarchiv: Juli 2013

Antennen-Isolatoren aus der Landi

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Hans Peter, HB9PKP, hat mich auf zwei neue Produkte aus meinem Lieblings- Antennen-Shop aufmerksam gemacht, der LANDI.

Für die Leser aus Deutschland und Österreich: Es handelt sich dabei um eine Supermarkt-Kette mit Stallgeruch, hervorgegangen aus einfachen Bauern-Läden.

In den Landi Läden findet man alle möglichen Sorten von Zaun- Antennen-Isolatoren.

Die grossen weissen Eier-Isolatoren sind ja unter Funkamateuren bereits bestens bekannt. Ich habe mal einen in der Mikrowelle gekocht. Sie sind erstaunlich HF resistent. Man muss verrückt sein, anderswo dreimal mehr für das Gleiche zu bezahlen, nur weil dort “Antenne” und nicht “Zaun” drauf steht :-)))

Neu gibt es die praktischen Zaunisolatoren Antennenisolatoren zum Einschrauben nicht nur mit Holzgewinde, sondern auch mit einem metrischen Gewinde M6. 25 Stück inklusive Muttern für CHF 7.90.

Noch interessanter sind die Flachband-Kabel-Isolatoren. 10 Stück ebenfalls für CHF 7.90. Ideal um eine Hühnerleiter zu fixieren – zum Beispiel an Bäumen oder an der Hauswand. Natürlich nicht für die eierlegenden Hühner, sondern für die HF-Hühner.

73 de Anton

Modifikation TS-590 – Nachtrag

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Wer sich getraut, das Blech beim Woody wegzuschrauben, kann bei dieser Gelegenheit noch ein paar andere Dinge erledigen. Zum Beispiel den optionalen Quarzofen SO3 bestücken. Das Teil muss aber abgeglichen werden. Am besten mit einem präzisen Frequenzzähler, bzw. einem Frequenznormal.

Wer gerne noch einen der aussterbenden Mittelwellensender hören möchte, tut gut daran, die eingebaute Dämpfung von -20dB im Mittelwellenband aufzuheben. Dies geschieht mit dem simplen Umstecken eines Jumpers (ohne zu löten) und ist auf Seite 10 des In Depth Manuals beschrieben. Meines Wissens existiert dieses nur in Englisch. Aber das Lesen lohnt sich; man erfährt so viele interessante Dinge über den doch sehr komplexen Woody, die im User Manual nicht zu finden sind.

Wer in den Norden in den Urlaub fährt, zum Beispiel nach OZ, möchte sicher auch mal das 60m Band ausprobieren. Dazu schneidet man den Jumper (blauer Pfeil oben im Bild) einfach durch. Wer seinen Woody generell aufbohren möchte, um ihn zum Beispiel als Messsender zu benutzen, der entfernt vorsichtig den Null-Ohm-Widerstand (roter Pfeil).

Noch ein paar Worte zur Leistungssteigerung. Durch diese Modifikation geht natürlich die Leistungskalibrierung flöten. 50W sind dann nicht mehr 50 und 5 auch nicht mehr 5. Ich habe nicht versucht, dies via Service-Menü in Ordnung zu bringen, da es mir egal ist.

Ob eine Erhöhung der Ruheströme von 0.8A auf 1 oder gar 1.2 A die IMD wesentlich reduziert, habe ich nicht ausprobiert. Die Konkurrenz (Yaesu, Icom) gönnt ihren RD100HHF1 interessanterweise ja mehr Ruhe-Saft als Kenwood.

Was ich aber empfehlen möchte, ist der sparsame Einsatz der Sprach-Kompression. Mit der Erhöhung der Durchschnittsleistung ist der Kompressor nur noch in Ausnahmefällen notwendig (Einstellung 40in/50out oder weniger). Eure QSO-Partner werden es zu schätzen wissen.

Und vielleicht erinnert ihr euch bei dieser Gelegenheit daran, dass früher die Transceiver noch keine Sprachkompressoren kannten und trotzdem eine kräftige Modulation besassen. Seltsam, nicht?

73 de Anton

 

200W für den TS-590 – Teil 3

IMD-Messungen an einem Sender selbst vorzunehmen ist kein Hexenwerk. Man braucht dazu lediglich einen 2-Ton-Generator, einen Dummy Load und einen Spektrum-Analyzer oder SDR.

Der 2-Ton-Generator wird an den Mikrofoneingang angeschlossen. Er liefert einen 700 Hz und einen 1900 Hz Ton.

Die meisten Dummy Loads sind nicht ganz „dicht“ und mit einem Stück Draht in unmittelbarer Nähe kann das HF-Signal aufgefangen werden. Entweder mit einem Spektrum-Analyzer oder einem guten DSP. Ein Richtkoppler oder Leistungsabschwächer ist also nicht unbedingt nötig.

Dann wird der Sender mit dem 2-Ton-Generator voll ausgesteuert.

Hätte er keine Intermodulation, wären auf der Spektrumanzeige des Sendesignals nur die 700 und 1900Hz Signale zu sehen. Bei LSB unterhalb der (unterdrückten Trägerfrequenz), bei USB 700 und 1900Hz oberhalb der Trägerfrequenz.

Das ist leider nicht der Fall. Nicht-Linearitäten im Sender – vor allem die Transistoren und die Ferrit -Trafos bewirken Intermodulation. Der OM wird auf der Spektralanzeige auch die Produkte 2xf2-f1 (dritter Ordnung) und 3xf2-2xf1 (fünfter Ordnung) sehen. Also 3100 und 4300Hz.

Normalerweise liegt der IMD-Abstand bei Amateurfunksendern etwa bei -27 bis -30dB (gemäss Elecraft).

Für den TS-590 wurden im Radcom-Test der RSGB -37 und -34dB im 80m Band gemessen (Produkte dritter und fünfter Ordnung). Lediglich im 10m Band wurden -26 und -38dB festgestellt. Die Behauptung, der TS-590 sei bezüglich IMD unterdurchschnittlich, trifft also nur im 10m Band zu. Generell sind seine IMD-Werte im Verglich zu anderen gängigen Transceivern recht gut.

Wer gerne selbst IMD-Messungen durchführen möchte, dem kann ich den 2-Ton-Generator der Firma Elecraft empfehlen. Meines Erachtens ein preiswerter Bausatz. Im zugehörigen Handbuch wird auch die Prozedur leicht verständlich erklärt. Auch im ARRL-Handbuch, das in keinem Shack fehlen sollte, findet man eine Anleitung zur Durchführung dieser Messung.

Doch Schluss mit Theorie. Jetzt kommt die Praxis. Und die zeigt, dass man den Woody durchaus auf 200 Watt PEP aufdrehen kann, ohne überdurchschnittlich IMD zu verursachen. Das Signal bleibt „sauber“. Der Sender arbeitet weiterhin stabil und zuverlässig.

Doch 200W PEP war nicht mein Ziel, wie ich gestehen muss. Da habe ich im Titel dieser Beiträge etwas geschummelt. Ich wollte, dass mich die Gegenstationen besser verstehen und dazu brauchte ich mehr Durchschnittsleistung.

Denn mein TS-590 lieferte im Originalzustand nur 2 bis 5 Watt Durchschnittleistung bei 90W PEP. Entsprechend lausig fielen die Rapporte aus, im Vergleich mit meinen anderen Gerätschaften.

Das ist kein Einzelfall, wie folgendes Video beweist. Nachdem sich aus Amerika die Reklamationen wegen dem „Overshoot“ häuften, der die dicken Kilowatt-PA’s zur Strecke brachte, kastrierten die Kenwood-Ingenieure den Woody per Software-Update. Während die ersten Serien noch eine einigermassen akzeptable Leistung brachten, waren die nachfolgenden lächerlich schwach auf der Brust.

Hier nun das Rezept um dem TS-590 seine Stimme wiederzugeben:

  1. Unterer Deckel abschrauben
  2. C810 lokalisieren
  3. 1k Widerstand drüber löten.

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  1. Deckel zu und Abgleich-Stecker fabrizieren
  2. Das ist ein ACC2-Stecker mit einer Verbindung zwischen 8 und 9, vorzugsweise mit Schalter

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  1. Gemäss Servicemanual ins Abgleichmenü einsteigen
  2. Punkt 23 auf 150, Punkt 24 auf 200
  3. TGC (Transmitter Gain Control) nach Bedarf pro Band korrigieren.
  4. Sender-Equalizer im User-Menü folgendermassen einstellen:

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  1. Mik Gain (50) und Frequenzbegrenzung TX im Originalzustand lassen.

Mein TS-590 bringt nach dieser Modifikation je nach Band 120 bis 145Watt PEP. Ich habe also darauf verzichtet an die Grenzen zu gehen ;-)

Dafür hat die Durchschnittsleistung massiv zugenommen. Anstatt um 2 bis 5Watt zu pendeln, schwingt der Zeiger meines bewährten 801 nun um die 20 bis 50 Watt. Ohne Kompressor, notabene. Die Modulationsrapporte sind gut. Schalte ich aber den Kompressor ein (50/50), so töne ich wie ein CB-Funker aus Süditalien – nur das Echo fehlt.

Ach ja, bleibt noch der „Overshoot“. Der ist bei Full Power fast weg, wie das folgende Bild zeigt.

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Regele ich den Sender aber auf 45W zurück, ist er in alter Frische wieder da.

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Das ist der Preis, den ich für diese Modifikation bezahlen musste. Doch meine Röhren-PA kratzt das nicht.

73 de Anton

200W für den TS-590 – Teil 2

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Wenn über Modifikationen an Amateurfunkgeräten diskutiert wird, stösst man auf allerhand Missverständnisse.

Ein ganz Lustiges ist der Glaube an die Unfehlbarkeit der Entwickler. Dieser Glaube nimmt zuweilen religiöse Züge an und es wird als Sakrileg betrachtet, die heilige Kiste zu „verbasteln“.

Als bekennender Pastafari bin ich natürlich auch ein religiöser Mensch. Allerdings habe ich in einem früheren Leben genügend Erfahrungen mit Diplomingenieuren und Doktoren (solche die nicht operieren) gesammelt, um sagen zu können, dass alle nur mit Wasser kochen.

Auch durfte ich immer wieder Wunder erleben. Ein gängiger Spruch meiner Entwickler war zum Beispiel: „Das geht nicht.“

Da ich nicht so viel von der Materie verstand, dafür aber das Sagen hatte, war meine Antwort jeweils: „Dann machen Sie es möglich.“

Und siehe da: das Wunder geschah.

Doch kommen wir zum eigentlichen Thema, unserem Woody. Auch da gibt es ein paar Missverständnisse.

Zum Beispiel folgendes: Jedes Watt über 100 führt zu mehr Verzerrungen. Meistens ist dieses Missverständnis gekoppelt mit dem Glauben an die Unfehlbarkeit der Entwickler und einem Mangel an Wissen über die Funktionsweise von Linearendstufen.

Doch wieso sind die meisten Transceiver für 100W spezifiziert und nicht für 80, 120 oder gar 150 Watt?

Wenn man darüber philosophiert, kommt man auf ein paar interessante Antworten:

Meine Lieblingsthese: Die Marketingleute haben noch nicht gemerkt, dass die meisten Amateure nicht mehr dB-rechnen können. Sonst würden sie die Entwickler auffordern auf 120W zu gehen ;-)

Aber vielleicht haben sie das ja bereits getan und die Entwickler haben geantwortet: „geht nicht.“

Heutzutage setzen alle Amateurfunkgeräte-Hersteller die gleichen Transistoren in ihren Endstufen ein, nämlich zweimal RD100HHF1 von Mitsubishi, in Push-Pull im AB-Betrieb. Das ist, wie Frau Merkel sagen würde, alternativlos. Schon allein aus Kostengründen.

Diese Transistoren können mindestens 100Watt bei 30MHz und mit 12.5Volt Speisung liefern. Man bringt aber problemlos auch mehr raus. Zudem sind die Dinger äusserst robust und überstehen auch ein SWR von 1:20.

Da wir in unserer Endstufe zwei von diesen Boliden haben, könnten wir damit 200W und mehr produzieren.

Doch da kommen die bösen Intermodulationsverzerrungen ins Spiel. Sie entstehen überall dort, wo etwas nicht linear arbeitet. Eigentlich überall ausser bei der Wellenausbreitung im Vakuum.

Zum Beispiel in unseren Endstufentransistoren. Schaut man ins Datenblatt der Transistoren, so sieht man, dass dies ab etwa 60 bis 80 Watt der Fall ist, je nach Höhe der Versorgungsspannung.

Das bedeutet, dass man mit zwei Transistoren in der Endstufe nicht mehr als 120 bis 160W rausquetschen sollte. Sonst könnten die Verzerrungen zunehmen. Die Entwickler befinden sich also mit ihren 100W auf der sicheren Seite. Es ist genügend Reserve vorhanden, um die Verzerrungen auch bei tiefer Versorgungsspannung in Grenzen zu halten. In SSB notabene, in CW spielt das keine Rolle.

Wenn wir nur CW machen wollen, können wir auf volle Pulle gehen. Mit dem einzigen Risiko, dass wir das Tiefpassfilter oder den Antennentuner kochen. Die Entwickler haben diese nämlich auch für die spezifizierten 100W ausgelegt. Plus Reserve, versteht sich ;-)

 

Doch die Linearität der Transistoren bestimmt nicht allein das Mass an Intermodulationsverzerrungen der Endstufe. Einen wesentlichen Einfluss hat die Schaltung zur BIAS-Erzeugung. Sie bestimmt den Arbeitspunkt. Abgesehen davon, dass sich dieser bei Erwärmung im TS-590 stark verschiebt, sind die Ströme zum Teil falsch justiert, wie ich feststellen musste. Aus dem AB kann daher leicht ein B-Betrieb werden.

Aber es gibt noch mehr Nicht-Linearitäten die zur IMD (Intermodulation Distortion) beitragen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Reviews sowohl im QST wie auch im Radcom feststellten, dass die IMD je nach Band stark schwankt. Im 10m Band ist sie am schlechtesten (bis zu 12dB schlechter als in anderen Bändern!). Das dürfte nicht allein an den Transistoren liegen.

Doch Theorie und Praxis sind bekanntlich nicht immer deckungsgleich. Aber darüber mehr im dritten Teil, in dem wir endlich die Katze aus dem Sack lassen wollen.

73 de Anton

RSGB Test des TS-590 im Radcom

Datenblatt RD100HHF1

100W MOSFET Gegentakt PA von DJ0ABR

RF Power Amplifiers von Iulian Rosu, YO3DAC / VA3IUL

Two Tone IMD Measurement Techniques 

 

 

200 W Modification for TS-590 – Teil 1

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Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?

Der TS-590 hat einen guten Empfänger, doch der Sender hat ein Problem. Ihm fehlt es in SSB an Punch, an Talk Power. Dem einen mehr, dem anderen weniger, je nach Herstellungsdatum.

In den einschlägigen Foren wird denn auch immer wieder darüber diskutiert. Doch nur wenige Funkamateure scheinen das Problem wirklich verstanden zu haben. Hier einige Zitate zur Illustration:

“From what I can find a TS-590 is a 100 watt rig. You might be able to get 120 watts out of it but it would be kind of like stretching a rubber band around your car.”

“If you are looking for more deflection of the power meter, then you probably need another meter, preferably one that shows Peak Envelope Power (PEP)”

“Buy a linear amplifier”

“I want to know what’s wrong with the “talk power” of the radio as it is. If you’re having issues being heard, it’s not the power output of the radio you need to be looking at.”

“Your problem might be as simple as trying another type of microphone.”

“Buy a proper peak hold power meter for measuring SSB”

“This subject has been beaten to death a number of times! My TS590 has never had
a “power problem” because I have a linear amplifier. I am allowed a kilowatt in
my country.”

“Every time I whistle into my mic when the rig is set at 100Watts, it ALWAYS shows 100Watts and a little more on my PEP Watt Meter.”

“Sorry, but I see no evidence of low output power or “talk power” on SSB. If you
are within specs on power output on CW, then seeing lower than rated power on a
true peak-reading power meter is most likely the fault of your mic or the
settings for the audio and speech processor on the rig…or of the watt meter.”

“I have had my TS-590 since Feb 2011 and it has performed wonderfully with my
solid state amplifier and the rig puts out 100 watts SSB PEP on all bands.
Simply a great transceiver at a reasonable price.”

Viele verwechseln Spitzenleistung mit durchschnittlicher Sprechleistung, in Engelskreisen auch PAR genannt (Peak to Average Ratio), und nur wenige realisieren, dass zwei Sender bei der Gegenstation ganz unterschiedliche Rapporte erhalten können, obwohl sie beide 100W PEP haben und die gleiche Antenne benutzen.

Denn die Stärke des empfangenen SSB-Signals hängt nicht vom Spitzenwert ab, sondern vom Durchschnittswert.

Und in dieser Disziplin wird der Kenwood TS-590 von vielen, vor allem älteren Geräten, um Längen abgehängt. Dabei geht es nicht nur um ein halbes Dezibel. Der Unterschied beträgt bis zu 10dB. Das entspricht dem Leistungszuwachs eines 1kW Linearverstärkers.

Ein oft gehörter Ratschlag in den Foren lautet (siehe oben):

„Kauf dir ein gutes PEP-Meter“

Doch wie gesagt: Das Problem heisst nicht PEP und bei den meisten Sendern entspricht die CW-Leistung auch der PEP-Leistung in SSB. Es genügt also, die Leistung in CW zu messen. Und das bringen auch billige SWR/Leistungsmesser zustande :-)

Meine beiden SWR-Brücken, die CN-801 und die SX-1000 können zwar PEP, aber ich benutze diese Funktion praktisch nie und es ist mir auch egal, wie genau die PEP-Anzeige ist. Die CW-Anzeige habe ich jedoch mit einem Bolometer geeicht.

Mittlere Sprechleistung kann man mit einem SWR-Meter nicht genau messen und jedes Instrument zeigt etwas anders an. Aber man kann damit Geräte vergleichen. Und da kommen einem beim Woody die Tränen.

Die japanischen Ingenieure hätten das Problem der niedrigen durchschnittlichen Sprechleistung schon längst gelöst, wenn sie es gekonnt hätten – vorzugsweise natürlich per SW update. Doch in die ALC scheint sich ein gröberer Designfehler eingeschlichen zu haben. Je höher die Sprechleistung, desto ausgeprägter der Überschwinger beim Tasten des Senders, bzw. nach jeder Sprechpause.

Das mögen moderne Linearendstufen nicht. Ihre Schutzschaltungen sprechen an und schalten das Teil aus.

Darum blieb den Kenwood-Ingenieuren nichts anderes übrig, als den Woody zu kastrieren.

Und so geistert das Problem bis heute in den Foren herum und die Funkamateure geben dazu ihren Senf, obwohl die meisten die Wurst nicht kennen. Andere verkaufen entnervt ihren TS-590, nachdem sie bemerkt haben, dass ihre alte Jäsu-Schwarte die besseren Rapporte bringt.

Gewiefte Tüftler giessen dazwischen immer wieder Öl ins Feuer mit Vorschlägen für Hardware-Modifikationen und Änderungen im Service-Menü.

Sie heimsen dabei jeweils einen Shitstorm aus der Community ein. Das geht sogar so weit, dass bei Mods.dk interveniert wird: Man solle doch den Unsinn entfernen, der da vorgeschlagen werde.

So geschehen mit der legendären 200W-Modifikation von PU3DXX.

Im nächsten Teil werde auch ich einen Shitstorm riskieren und aufzeigen, wie der Old Man aus dem Woody ein wirklich heisses Teil machen kann, und der Transceiver „seine Stimme wiederfindet“ (gemäss Robert DL1SDX). Stay tuned.

73 de Anton

PS. Mein Dank geht insbesondere an DL1SDX für den Erfahrungsaustausch. Robert hat mich dazu motiviert, nochmals bei meinem TS-590 das Blech abzuschrauben.

Bild: Der Antennenturm, ein Kunstwerk der Tochter von HB9EXF

Eine Draht-Antenne für 10-160m

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Was ist besser als ein UNUN?

Zwei UNUN’S!

Gestern war ich bei Hans Peter, HB9PKP, zu Besuch. Wenn ich zum Einkaufen in die Landi nach Laupen fahre, so komme ich jeweils an seinem Haus vorbei, und jedesmal staune ich über die wechselnden Antennenkonstruktionen. Hans Peter ist ein Tüftler und Antennen sind nur eine Facette seiner Experimente.

Oben im Bild sehen wir ihn mit seiner Bierdosenantenne für 40m. Doch als “UNUN-Allergiker” hat mich vor allem dieser Kasten interessiert, den er portabel einsetzt:

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Hans Peter betreibt aber auch zuhause eine Langdrahtantenne mit zwei UNUNS 1:9. Einer am Speisepunkt und einer am Ende. Wobei letzterer mit einem 50 Ohm Dummy Load abgeschlossen ist. Es handelt sich dabei also um eine Art Wanderwellen-Antenne (Traveling Wave Antenna). Eine solche Konstruktion zeichnet sich vor allem durch ihre enorme Breitbandigkeit aus. Das SWR ist im ganzen Kurzwellenbereich niedrig. Aber sie ist auch eine ruhige Antenne, da sie geerdet ist und sich nicht aufladen kann.

VK6YSF gehört auch zu den Amateuren, die damit experimentiert haben und von ihm stammt das nachfolgende Schema der Antenne:

Travelling_Wave_Antenna_image02Ein Funkamateur, der sich auch intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat, ist W4RNL. Er zeigt auf seiner Webseite, wie man Wanderwellenantennen berechnet. Auch W7HTJ hat mit dieser Sorte Antenne Erfahrungen gemacht (ganz runter scrollen)

Wanderwellen-Antennen sind eigentlich nichts anderes als strahlende Leitungen und sie entwickeln bei einer Ausdehnung von mehreren Wellenlängen eine starke Richtwirkung. Eine prominente Vertreterin dieser Gattung ist die Beverage-Antenne, welche als Empfangsantenne vor allem auf 160m bei DX-Profis beliebt ist.

Ist die Wanderwellenantenne jedoch kurz im Verhältnis zur Wellenlänge, so geht ihre Richtwirkung verloren. Auf den unteren Bändern wird sie zum Steilstrahler.

WA2WVL hat diese Antennen in seinem Artikel

Broadband Transmitting Wire Antennas for 160 through 10 Meters

im QST vom November 1995 eingehend untersucht. Eine derartige Antenne mit zwei UNUNS und 50 Ohm Abschluss, in 10m Höhe und mit 30m Länge, erreicht gemäss seinen Berechnungen folgende Wirkungsgrade:

1.8 MHz 1.8%

3.8 MHz 11.7%

7.2 MHz 26%

10.1 MHz 35.2%

14.2 MHz 53.2%

18.1 MHz 60.4%

21.2 MHz 64.9%

24.9 MHz 68%

28.5 MHz 68.5%

Das SWR sollte dabei immer unter 1:1.5 bleiben.

Dieser Draht ist als Kompromissantenne also durchaus brauchbar und dürfte sich vorallem bei SWL’s bestens bewähren.

73 de Anton

Einmaleins für „Steckdosenamateure“

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Was fällt einem bei der Bezeichnung IT-System ein?

Wahrscheinlich nichts, wenn man nicht Informatiker ist.

Doch das IT-System, von dem ich hier berichte, hat nichts mit EDV zu tun. Wohl aber etwas mit der Dose, an die wir unsere gekauften Geräte anstöpseln. Ich denke, wir Steckdosenamateure – und da zähle ich mich auch hinzu – sollten unsere Dosen kennen. Deshalb machen wir heute eine kurze Expedition in die Welt jenseits der Dose:

Was eine rechte Dose sein will, ist in der Regel dreipolig. In der Schweiz sitzt rechts die Phase, links der Null- oder Neutralleiter und unten in der Mitte die Erde, auch Schutzleiter genannt. In Deutschland hängt es vom Gusto des Elektrikers ab, ob die Phase links oder rechts ist. Abgesehen davon haben unsere Freunde im grossen Kanton sowieso andere Dosen.

Aber eigentlich ist es wurscht, wo die Phase sitzt, nur die Erde muss am richtigen Ort sein, sonst wird das Gehäuse unseres Transceivers plötzlich elektrisch und befördert den OM zum Harfenspieler. Wenn wir unsere zweipoligen Lampen oder anderes Zeug anschliessen, brauchen wir uns nicht darum zu kümmern – wir können Nullleiter und Phase problemlos vertauschen. Bei modernen Lampenfassungen ist das Gewinde stromlos, so dass wir auch nicht beim ungeschickten Wechseln der Birne unversehens Flügel fassen müssen.

Hinter der Steckdose führen bekanntlich Drähte zum Sicherungskasten. Gelbgrün die Erde, braun die Phase und blau der Neutralleiter.

Eigentlich könnte man in den Steckdosen Neutralleiter und Erde miteinander verbinden und früher wurde das zum Teil auch so gemacht. Doch damit würden wir mit unseren Transceivern russisches Roulette spielen. Leicht könnte dann die Phase auf dem Gehäuse liegen und der Neutralleiter auf dem Ein/Aus-Schalter. Um solche Abkürzungen in den Amateurhimmel zu verhindern, dazu ist der Schutzleiter da.

Doch jetzt befinden wir uns auf unserer Reise durch das Stromnetz beim Sicherungskasten. Und da fängt der Spass so richtig an. Es gibt nämlich verschiedene Möglichkeiten ein Stromnetz auszuführen.

Den meisten heutigen Netzen ist aber gemeinsam, dass der Strom in drei Phasen ins Haus gelangt. Sie sind untereinander um 120 Grad phasenverschoben. Man nennt das Drehstrom. Würden wir im Haus nur perfekte Drehstromverbraucher anschliessen, so könnten wir auf den Nullleiter und auch auf den Erdleiter verzichten. Sowohl Zu- wie auch Abfluss des Stromes würde über die drei Phasenleiter erfolgen.

Doch viele Verbraucher im Haus sind nur einphasig, wie zum Beispiel unsere Transceiver und Netzgeräte und so werden die drei Phasen schön brüderlich und schwesterlich aufgeteilt. Gewiefte Elektriker achten dabei darauf, dass sie im Schnitt etwa gleich beansprucht werden. Trotzdem werden aus den drei Phasen unterschiedliche Ströme bezogen. Der Transceiver im Shack ist vielleicht nicht zur gleichen Zeit in Betrieb wie der Föhn der YL und das Licht im Keller. Ausserdem verbrauchen beide nicht gleichviel Strom.

Die drei Phasen vom Trafo des EW werden also nie gleich beansprucht. Und somit braucht es irgendeinen Ausgleich. Das besorgt der Nullleiter. Über ihn fliesst der Ausgleichsstrom. Doch beim Trafo des EW ist in der Regel fertig lustig. Der Nullleiter wird nicht mehr gebraucht. Die Ausgleichströme fliessen über die Erde. Das wird einem spätestens beim Betrachten einer Hochspannungsleitung klar. An den Masten hängen nur Kabel für die drei Phasen, bei uns meistens zwei Paare. Einen Null- bzw. Neutralleiter sucht man vergebens. Das dünne Kabel von Mastspitze zu Mastspitze dient dem Blitzschutz. Man möchte damit vermeiden, dass ein Blitz direkt in eine Phase knallt.

Doch was hat das mit dem eingangs erwähnten IT-Sytem zu tun?

Nun, ein IT-System (Isolé Terre) ist ein Netz mit isolierter Erde. Beim Trafo des Drehstromnetzes wird in diesem Fall der Sternmittelpunkt nicht geerdet, wie das sonst üblich ist (TN: Terre Neutre). Es ist somit nur für kleine geschlossene und balancierte Netze brauchbar.

Stromnetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind meistens vom Typ TN-C-S, Terre Neutre Combiné Séparé). Der Sternpunkt des EW-Trafos ist geerdet und es wird zusätzlich vom Sternpunkt ein Nullleiter geführt. Dieser wird vor Gebäudeeintritt geerdet. Im Innern des Gebäudes werden Nullleiter und Erde aber getrennt geführt. Das schützt den OM vor einem heissen Chassis, wenn was schiefläuft.

Es gibt daneben natürlich noch eine Anzahl weiterer Möglichkeiten ein Netz auszuführen. Aber das würde jetzt zu weit führen. Wir wollten ja nur wissen was hinter unserer Steckdose vorgeht. Dort an diesem geheimnisvollen Ort, wo der Strom sitzt und sich langweilt, bevor wir ihn umwandeln und in den Æther schicken.

73 de Anton

PS. In der Gerüchteküche des Vatikans wird geflüstert, dass es im Funkerhimmel für Amateure Yagis statt Harfen gebe und in der Funkerhölle dauernd Contest sei.

Werden die Amateurfunker immer dümmer?

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In seinem Buch „Performer, Styler, Egoisten“, beklagt der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier die zunehmende Verblödung der Jugend. Früher hätten sich die Heranwachsenden an Idealen und traditionellen Werten orientiert, heute herrsche Beliebigkeit und anstelle sozialer und beruflicher Kompetenz sei die Fähigkeit zur Selbstvermarktung getreten.

Dieser Trend hat auch vor dem Amateurfunk nicht Halt gemacht und wird durch das gesunkene Prüfungsniveau noch gefördert.

Ursprünglich war ich ein Verfechter der Abschaffung der CW-Hürde und für die Einführung der HB3-Lizenz. Doch manchmal bereue ich es:

Besser wäre vielleicht ein neuer CB-Funk gewesen. Brachliegende Frequenzen gibt es genug. Zum Beispiel im unteren VHF-Bereich. Wieso nicht tausend neue Kanäle, ohne Prüfung und ohne Lizenz?

Das Auswendiglernen von vorgefertigten Antworten macht einfach keinen Sinn. Soll mir doch keiner erzählen, die Leute hätten danach eine Ahnung. Darum können gewiefte Händler den „Amateuren“ jeden Schmarren andrehen, Stecker anlöten und Draht abschneiden. Kaum einer macht noch seine Kiste auf. Erstens interessiert es ihn nicht, was drin ist, zweitens würde er damit das Garantiesiegel brechen.

Tausend Kanäle für alle Selbstdarsteller und Styler und sie können ihren Spass haben. Selbstverständlich auch mit Relais und digital. Von der App zum Ape. Fratzenbuch auf Kanal Neun. 365 Tage und 24 Stunden Contest. Clusterfunk auf Knopfdruck. Wer einen Computer hat, braucht keinen Funker mehr.

Lieber ein aussterbender Amateurfunk mit alten Knackern, als eine Horde von immer dümmer werdenden Usern, die sich sinnlos quer durch die Bänder performen.

Ihr glaubt mir nicht? Ihr denkt, ich sei in ein Sommerloch gestürzt? Dann empfehle ich die Lektüre der Kommentare in einschlägigen Blogs und Foren. Zu technischen Artikeln gibt es kaum Rückmeldungen, beim Übrigen quillt das Postfach über. Doch das meiste ist kaum lesbar. Die Performer beherrschen kaum mehr den schriftlichen Ausdruck. Schweizer sowieso nicht. Doch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Die Gratiszeitschrift 20Minuten bringt auch kaum mehr einen fehlerfreien Satz zustande. Aber es gibt ja noch den Blick und das HB-Radio.

Doch glücklicherweise gibt es sie noch, die interessierten und engagierten HB3 und DO Funker. Manche von ihnen haben sogar mehr auf dem Kasten als die „Alteingesessenen“*. Auf ihnen liegt meine Hoffnung. Mögen die Sonnenflecken die Spreu vom Weizen trennen.

73 de Anton

* Die heissen so, weil sie seit vierzig Jahren vor ihren Kisten hocken ;-)

24.7.2013 Die Kommentarfunktion zu diesem Artikel wurde geschlossen

HAARP hat fertig

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Der feuchte Traum aller Verschwörungstheoretiker hat fertig. HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) , der Sender in der einsamen Wildnis Alaskas, hat aufgegeben. Nicht weil es nichts mehr zu erforschen gäbe, den Forschern ist schlicht und einfach das Geld ausgegangen. Der Megasender, der mit seiner mächtigen NVIS-Antenne die Ionosphäre aufheizte (auf 3.4 und 6.99 MHz), wurde geschlossen. Die Anlage ist verwaist. Die Schliessung wurde übrigens bereits vor zwei Jahren angekündigt. Doch niemand schien das ernstgenommen zu haben. Stattdessen rankten sich die verrücktesten Geschichten um das Projekt, von Gedankenkontrolle bis zur Auslösung von Erdbeben und Wirbelstürmen. Sogar im scheinbar so seriösen HB-Radio wurden die Gerüchte angeheizt. Worauf die Leser dem Redaktor einheizten :-)

HAARP beschäftigte auch einige Funkamateure und lieferte Daten über die Kurzwellenausbreitung in arktischen Gefilden. Die Wellenausbreitung oberhalb des Polarkreises ist schwierig und schwer zu durchschauen, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.

Nun hoffen die Hams und Forscher von HAARP, dass sich ihre Forschung aus anderen Quellen finanzieren lässt und der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Ihre Hoffnung ruht dabei auf DARPA, der Defense Advanced Research Projects Agency.

Wer weiss, vielleicht bekommen die Mühlen der Verschwörungstheoretiker wieder neues Wasser.

73 de Anton

Bild: Goldgräber im hohen Norden (Tankavaara)

Der HQ-Contest, ein funkender Flipperkasten?

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Jedes Wochenende hat seine Conteste. Immer wieder kommt ein neuer hinzu, selten verschwindet einer. Nun hat der sogenannte HQ-Contest wieder zugeschlagen. HQ heisst vermutlich Headquarter. Das hat was Elitäres. In der Schweiz gab es zwölf Headquarters, wie ich dem Einsatzplan entnehmen kann. Über 10’000’000 Punkte sollen sie dieses Jahr erreicht haben. Das erinnert mich irgendwie an einen Flipperkasten. So habe ich mich denn auf die Suche nach dem Ziel, dem Sinn und dem Zweck dieses Supercontests aufgemacht.

Beim Ziel wurde ich rasch fündig. Es steht nämlich in der Ausschreibung der ARRL:

Objective: to contact as many other amateurs, especially IARU member society HQ stations, around the world as possible using the 160, 80, 40, 20, 15 and 10 meter bands.

Leider bin ich beim Sinn und Zweck nicht fündig geworden. Beide sind übrigens nicht identisch, wie mancher Zeitgenosse glauben mag. Vieles was wir tun hat wohl einen Zweck, ist aber völlig sinnlos.

Conteste auf UHF und den Mikrowellenbändern haben zum Beispiel den Zweck, die Aktivität auf diesen Bändern zu fördern, den Selbstbau anzukurbeln und Erfahrungen auf diesen Frequenzen zu gewinnen. Das ergibt Sinn.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass oft von “Sinn machen” geschrieben wird. Das scheint mir falsch, denn Sinn kann man nicht machen, höchstens Blödsinn. Er ist Resultat einer zweckgerichteten Handlung.

Doch zurück zum HQ-Contest. Die KW-Bänder sind ja nicht gerade verweist. Im Gegenteil! An den Wochenenden sind sie oft verstopft. Hier die Aktivität zu fördern, wäre wohl zu viel des Guten. Auch nehme ich kaum an, dass die HQ-Stationen selbst gebaut wurden. Es dürfte sich dabei um ziemlich teures Equipment handeln, mit Antennen, von deren Baubewilligung der Durchschnitts-OM nur träumen kann. Bleibt also noch die Erfahrung. Genau genommen die Contest-Erfahrung. Das könnte ein Zweck sein, obschon dieser nirgendwo explizit erwähnt wird. Doch macht das angesichts der wöchentlichen Contest-Lawine auch Sinn?

So bin ich bei meinen Überlegungen schliesslich wieder beim Flipperkasten gelandet. Dort gibt es auch Punkte. Bei den ersten Kästen waren die Punktzahlen im Tausender-Bereich, später kamen die Millionen. Inflation wie im wirklichen Leben. Könnte es sein, dass dieser HQ-Contest nichts anderes ist als ein riesiger, weltumspannender Flipperkasten?

73 de Anton

Bild: von Pascal, HB9EXA

Vom Young Man zum OM

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Viele Funkamateure scheinen ihr Hobby als eine Art Magie zu betrachten. Oder zumindest als ein Gebiet, auf dem die Gesetze der Physik nur beschränkte Gültigkeit haben. Das ist der Eindruck, den ich jedes Mal erhalte, wenn ich gewissen Diskussionen in Funkforen folge.

Deutlich ist zu merken, dass mit der Einführung vereinfachter Prüfungen, deren Fragen sich auswendig lernen lassen, das Ausbildungsniveau der Newcomer gesunken ist. Funken ohne zu verstehen, liegt im Trend. Wir tun ja schon so viele andere Dinge, die wir nicht verstehen. Das ist normal in einer Welt, die immer komplexer wird und kein Problem, wenn wir begreifen, dass wir nichts verstehen. Doch oft glauben wir nur zu wissen und noch öfter glauben wir, was wir glauben wollen.

Doch der Glaube ist in der Funktechnik wenig hilfreich. Rechnen, Messen und Verstehen führen eher zu belastbaren Resultaten.

Amateurfunk ist ein Hobby, das zwar eine Prüfung als Einstiegsbarriere hat. Doch damit ist der Newcomer noch lange kein Old Man. Zu einem OM wird man erst durch Weiterbildung und Erfahrung. Wer sich auf seinem gekauften Transceiver ausruht und ein bisschen QSO fährt, wird kaum je soweit kommen. Alt werden reicht nicht, um zu einem Old Man zu werden :-)

Doch was soll der Young Man und frischgebackene “staatlich geprüfte Amateurfunker” tun, um eines Tages zum OM zu werden?

Meines Erachtens zwei Dinge:

1. Weiterbilden. Dazu gehört der Aufbau einer kleinen Fachbibliothek. Rothammels Antennenbuch und das Handbook der ARRL sind der Grundstock. Zur Weiterbildung gehört aber auch die Weltsprache Englisch. Wer zu seinem Transceiver unbedingt ein deutsches Handbuch haben muss, hat ein Defizit. Zur Weiterbildung gehören aber auch die Beherrschung der Löttechnik und Computer Know-how. Wer keine saubere Lötstelle hinkriegt und keinen PC selber aufsetzen kann, hat auch ein Defizit. Schliesslich betreiben wir ein technisches Hobby.

2. Experimentieren. Der Amateurfunk ist per Definition ein Experimental-Funkdienst und an Experimentierfeldern herrscht kein Mangel – von Software bis Antenne. Erst mit dem Experiment kommt die Erfahrung. Doch dazu gehört ein Grundstock an Messgeräten und Werkzeugen. Lötkolben und Multimeter sind erst der Anfang. Alte Oszilloskope werden einem heute nachgeworfen. Doch experimentieren macht keinen Spass, wenn man jedes Teil bestellen muss. Ein kleines Lager an häufig benötigtem Material spart den Stress und ermöglicht spontanes Ausprobieren.

Zum Experimentieren gehört natürlich der Selbstbau. Auch wenn es nur kleine Projekte oder Bausätze sind. Wer sich die Stecker anlöten lässt, dem fehlt was.

73 de Anton

Bild: Mein QTH in Kaamanen. Ein empfehlenswertes Etappenziel für Nordkapp-Fahrer. Gutes Restaurant und preiswerte Unterkunft, günstiger als in LA (Kaamasen Kievari,  69° 6’11.35″N, 27°11’44.40″E)

Nachtrag:

Ein OM sollte folgende Dinge mindestens einmal getan haben:

  1. Eine Antenne selbst gebaut
  2. Einen Contest mitgemacht
  3. Eine digitale Betriebsart ausprobiert
  4. DX gearbeitet
  5. Portabel Outdoor gefunkt
  6. Gelötet haben
  7. Versucht haben, eine Schaltung zu verstehen
  8. Ein Gerät modifiziert
  9. Bakensender abgehört
  10.  CW versucht
  11.  Etwas selbst gebaut/repariert

Das Sommerrätsel

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Im letzten Blog-Artikel fragte ich, was denn das Besondere an dem Netztteil meines FT-817 sei.

Nun, die weisse Farbe ist schon etwas Besonderes und die Queranordnung des Steckers ist sicher auch ein Plus. Doch das Geheimnis liegt  im dritten Steckerkontakt, dem Erdstift. Für meine deutschen Leser muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es sich dabei um einen Schweizer Stecker handelt. Die Schweiz fährt bei den Netzanschlüssen seit jeher einen Sonderzug, oder Züglein. Das Teil passt also nur mit einem Adapter in deutsche Steckdosen.

Diesen Erdstift haben die Entwickler nicht aus lauter Jux und Tollerei eingebaut. Nur mit einem Erdkontakt kann ein Netzfilter realisiert werden, das nicht nur Gleichtakt-, sondern auch Gegentaktstörungen wirksam unterdrückt. Darum ist dieses Netzteil punkto HF-Störungen besser als all der andere Zweipol-Ramsch und gut verträglich für den kleinen Yaesu. Denn die Störsignale von Schaltnetzteilen werden vor allem über das Netz weiterverbreitet. All die 220Volt-Leitungen im Haus sind meistens viel länger als die 160m/80m Antenne des OM und damit für die tieferen Bänder recht wirksame Antennen.

Dieses Motorola-Netzteil wird übrigens auch in China hergestellt :-)

73 de Anton

Bild: mein QTH am Nordkapp. 71° 5’45.87″N,  25°47’36.68″E, near Skårsvag, dem nördlichsten Fischerdorf der Welt.

Ein Netzteil für den FT-817

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LiPos sind zwar lustige Gesellen, aber wo es Strom hat, verzichtet man gerne auf ihre Gesellschaft. So war das auch in all den Hütten, die ich auf meiner Lappland-Reise bewohnte.

Geeignete Netzteile, sollte man meinen, seien heutzutage kein Problem mehr. Es gibt sie für dreimal nix aus dem Reich der Mitte. Dumm nur, dass viele davon auch dreimal nix taugen. Sie stören den Funkempfang. Sogar Yaesu macht bei seinem Schaltnetzteil, das bei den neuern FT-817 als Ladegerät mitgeliefert wird, auf dieses Problem aufmerksam. Abgesehen davon, taugt dieses Teil nicht zum Funken, genauso wenig wie sein Vorgänger, das noch einen Trafo intus hatte. Beide können nur ein halbes Ampère, doch der TX im 817er will mindestens anderthalb.

Was mich und meine 817er betrifft: wir haben das ideale Netzteil gefunden. Es hat sich bestens bewährt und ist störfrei. Es liefert 12V/2A und ich verrate euch hier sein Geheimnis:

Es stammt von einem Swisscom VDSL-Modem namens Centro Grande. Diese Modems wurden und werden von Swisscom zu Zehntausenden “verteilt”. Wer von ADSL auf VDSL “ge-upgradet” wird, erhält eins gratis.

So ist es denn kein Wunder, wenn man  dieses Teil immer wieder auf Ricardo findet. Zum Beispiel von Swisscom-Kunden, die auf einen Kabelbetreiber abwandern. Wenn man Glück hat, bekommt man die Dinger, inklusive Zubehör, für unter zwanzig Franken. Ein vernünftiger Preis für ein vernünftiges Netzgerät. Schade nur, dass man das Modem fortwerfen muss, wenn man nur das Nertzteil braucht :-)

Doch wieso ist dieses Teil besser als die unzähligen anderen?

Mit diesem Sommer-Rätsel möchte ich euch heute zurücklassen. Schaut das Bild oben gut an, ihr werdet es sicher herausfinden. Ein Tipp: Es liegt nicht an der zusätzlichen Drossel, die ich in die 12V-Leitung geschlauft habe.

73 de Anton

Der Nordvirus

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Das Nordkapp, Pilgerort aller Hurtigruten-Touristen und Wohnmobil-Fahrer. Wie auf dem Bild zu sehen ist, habe ich es auch wieder mal dorthin geschafft. Doch nicht das Nordkapp, sondern der Weg dorthin ist das eigentliche Ziel. Und so wie es aussieht, werde ich nächstes Jahr schon wieder dieses Ziel ins Auge fassen können, muss ich doch den Goldgräber mal in seinem Claim besuchen ;-) Im hohen Norden – jenseits des Polarkreises – existiert ein spezieller Virus. Einmal davon befallen, wird man ihn nie wieder los, und man muss immer wieder in arktische Gefilde zurückkehren.

Und natürlich wird wiederum der Amateurfunk dabei sein.

QRP mit dem FT-817 hat sich ja bestens bewährt. Sowohl in CW, wie auch in SSB mit dem modifizierten Mikrofon (Ich habe darüber berichtet). Als nutzlos haben sich die Akkus erwiesen, denn auch in der kleinsten Holzhütte hatte es Strom. Ein kleines 12V 2A Netzteil genügte in jedem Fall.

Das wichtigste Teil beim QRP Betrieb ist die Antenne. QRP und Kompromisantennen vertragen sich nicht. Natürlich hört man immer wieder Anekdoten. “Ich habe Amerika gearbeitet mit 5W und einer Magloop”, oder “Australien mit 5W und meiner Balkon-Wundernatenne.” Doch schaut man sich die Antennenfarmen und das Equipment der jeweiligen Gegenstationen an, so wird einem rasch klar, wer hier die Hauptarbeit geleistet hat.

QRP wird erst dann interessant, wenn auch die Gegenstation mit QRP arbeitet und wenn auch “normale” DX-Stationen erreicht werden können, die “nur” eine Vertikalantenne oder einen Dipol betreiben.

Wer aus Angst vor den Nachbarn nur mit einem Lollipop arbeitet und aus der gleichen Angst die Sendeleistung auf 5W beschränkt, wird wohl mit Ach und Krach einige QSO’s fahren, doch ein Vergnügen ist das nicht. Solches Tun gleicht eher einer Strafaufgabe ;-)

Vom Nordkapp hatte ich auch eine SSB Verbindung mit Felix, HB9ABX, in Basel. Felix hat mir geschrieben, dass er jetzt seinen Megastängel, Roomcap genannt, gegen eine leichtere Version ersetzt habe. Hier gehts zu seiner Seite.

Obschon ich sogenannten Wunderantennen eher kritisch gegenüberstehe, muss ich sagen, dass ich immer wieder von Felix Signal überrascht bin. Auch seine “Fliegenklatsche” scheint sehr gut zu wirken.

Apropos Fliegen: ich empfehle, den Transceiver im Flugzeug im Handgepäck zu befördern. Inklusive “lebenswichtiger” Teile. Koffer gehen allzuoft verloren und es ergeben sich immer wieder interessante Gespräche mit der Security beim Checkin. Interessanterweise hatte die auch keine Einwände gegen meine beiden chinesischen Lipos, obwohl das wahre Bomben sind.

 

73 de Anton

Bild: Der zukünftige Goldgräber (links) und der Autor beim obligaten Fotoshooting. Schönes Wetter und keine Menschentrauben im Hintergrund sind dort übrigens ein Glücksfall :-)