Vom Young Man zum OM

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Viele Funkamateure scheinen ihr Hobby als eine Art Magie zu betrachten. Oder zumindest als ein Gebiet, auf dem die Gesetze der Physik nur beschränkte Gültigkeit haben. Das ist der Eindruck, den ich jedes Mal erhalte, wenn ich gewissen Diskussionen in Funkforen folge.

Deutlich ist zu merken, dass mit der Einführung vereinfachter Prüfungen, deren Fragen sich auswendig lernen lassen, das Ausbildungsniveau der Newcomer gesunken ist. Funken ohne zu verstehen, liegt im Trend. Wir tun ja schon so viele andere Dinge, die wir nicht verstehen. Das ist normal in einer Welt, die immer komplexer wird und kein Problem, wenn wir begreifen, dass wir nichts verstehen. Doch oft glauben wir nur zu wissen und noch öfter glauben wir, was wir glauben wollen.

Doch der Glaube ist in der Funktechnik wenig hilfreich. Rechnen, Messen und Verstehen führen eher zu belastbaren Resultaten.

Amateurfunk ist ein Hobby, das zwar eine Prüfung als Einstiegsbarriere hat. Doch damit ist der Newcomer noch lange kein Old Man. Zu einem OM wird man erst durch Weiterbildung und Erfahrung. Wer sich auf seinem gekauften Transceiver ausruht und ein bisschen QSO fährt, wird kaum je soweit kommen. Alt werden reicht nicht, um zu einem Old Man zu werden :-)

Doch was soll der Young Man und frischgebackene “staatlich geprüfte Amateurfunker” tun, um eines Tages zum OM zu werden?

Meines Erachtens zwei Dinge:

1. Weiterbilden. Dazu gehört der Aufbau einer kleinen Fachbibliothek. Rothammels Antennenbuch und das Handbook der ARRL sind der Grundstock. Zur Weiterbildung gehört aber auch die Weltsprache Englisch. Wer zu seinem Transceiver unbedingt ein deutsches Handbuch haben muss, hat ein Defizit. Zur Weiterbildung gehören aber auch die Beherrschung der Löttechnik und Computer Know-how. Wer keine saubere Lötstelle hinkriegt und keinen PC selber aufsetzen kann, hat auch ein Defizit. Schliesslich betreiben wir ein technisches Hobby.

2. Experimentieren. Der Amateurfunk ist per Definition ein Experimental-Funkdienst und an Experimentierfeldern herrscht kein Mangel – von Software bis Antenne. Erst mit dem Experiment kommt die Erfahrung. Doch dazu gehört ein Grundstock an Messgeräten und Werkzeugen. Lötkolben und Multimeter sind erst der Anfang. Alte Oszilloskope werden einem heute nachgeworfen. Doch experimentieren macht keinen Spass, wenn man jedes Teil bestellen muss. Ein kleines Lager an häufig benötigtem Material spart den Stress und ermöglicht spontanes Ausprobieren.

Zum Experimentieren gehört natürlich der Selbstbau. Auch wenn es nur kleine Projekte oder Bausätze sind. Wer sich die Stecker anlöten lässt, dem fehlt was.

73 de Anton

Bild: Mein QTH in Kaamanen. Ein empfehlenswertes Etappenziel für Nordkapp-Fahrer. Gutes Restaurant und preiswerte Unterkunft, günstiger als in LA (Kaamasen Kievari,  69° 6’11.35″N, 27°11’44.40″E)

Nachtrag:

Ein OM sollte folgende Dinge mindestens einmal getan haben:

  1. Eine Antenne selbst gebaut
  2. Einen Contest mitgemacht
  3. Eine digitale Betriebsart ausprobiert
  4. DX gearbeitet
  5. Portabel Outdoor gefunkt
  6. Gelötet haben
  7. Versucht haben, eine Schaltung zu verstehen
  8. Ein Gerät modifiziert
  9. Bakensender abgehört
  10.  CW versucht
  11.  Etwas selbst gebaut/repariert

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