Werden die Amateurfunker immer dümmer?

P1010638 Corr Horn

In seinem Buch „Performer, Styler, Egoisten“, beklagt der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier die zunehmende Verblödung der Jugend. Früher hätten sich die Heranwachsenden an Idealen und traditionellen Werten orientiert, heute herrsche Beliebigkeit und anstelle sozialer und beruflicher Kompetenz sei die Fähigkeit zur Selbstvermarktung getreten.

Dieser Trend hat auch vor dem Amateurfunk nicht Halt gemacht und wird durch das gesunkene Prüfungsniveau noch gefördert.

Ursprünglich war ich ein Verfechter der Abschaffung der CW-Hürde und für die Einführung der HB3-Lizenz. Doch manchmal bereue ich es:

Besser wäre vielleicht ein neuer CB-Funk gewesen. Brachliegende Frequenzen gibt es genug. Zum Beispiel im unteren VHF-Bereich. Wieso nicht tausend neue Kanäle, ohne Prüfung und ohne Lizenz?

Das Auswendiglernen von vorgefertigten Antworten macht einfach keinen Sinn. Soll mir doch keiner erzählen, die Leute hätten danach eine Ahnung. Darum können gewiefte Händler den „Amateuren“ jeden Schmarren andrehen, Stecker anlöten und Draht abschneiden. Kaum einer macht noch seine Kiste auf. Erstens interessiert es ihn nicht, was drin ist, zweitens würde er damit das Garantiesiegel brechen.

Tausend Kanäle für alle Selbstdarsteller und Styler und sie können ihren Spass haben. Selbstverständlich auch mit Relais und digital. Von der App zum Ape. Fratzenbuch auf Kanal Neun. 365 Tage und 24 Stunden Contest. Clusterfunk auf Knopfdruck. Wer einen Computer hat, braucht keinen Funker mehr.

Lieber ein aussterbender Amateurfunk mit alten Knackern, als eine Horde von immer dümmer werdenden Usern, die sich sinnlos quer durch die Bänder performen.

Ihr glaubt mir nicht? Ihr denkt, ich sei in ein Sommerloch gestürzt? Dann empfehle ich die Lektüre der Kommentare in einschlägigen Blogs und Foren. Zu technischen Artikeln gibt es kaum Rückmeldungen, beim Übrigen quillt das Postfach über. Doch das meiste ist kaum lesbar. Die Performer beherrschen kaum mehr den schriftlichen Ausdruck. Schweizer sowieso nicht. Doch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Die Gratiszeitschrift 20Minuten bringt auch kaum mehr einen fehlerfreien Satz zustande. Aber es gibt ja noch den Blick und das HB-Radio.

Doch glücklicherweise gibt es sie noch, die interessierten und engagierten HB3 und DO Funker. Manche von ihnen haben sogar mehr auf dem Kasten als die „Alteingesessenen“*. Auf ihnen liegt meine Hoffnung. Mögen die Sonnenflecken die Spreu vom Weizen trennen.

73 de Anton

* Die heissen so, weil sie seit vierzig Jahren vor ihren Kisten hocken ;-)

24.7.2013 Die Kommentarfunktion zu diesem Artikel wurde geschlossen

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