Archiv der Kategorie: Wellensalat

Aus für FM

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Nach dem AUS für die Kurz- und Mittelwelle geht es in der Schweiz jetzt UKW an den Kragen. Wie das BAKOM mitteilt, soll die Migration vom UKW-FM-Band nach DAB 2020 beginnen. Bereits 2024 soll der letzte UKW-Sender abgeschaltet werden. Die Arbeitsgruppe “Digitale Migration” hat dazu einen Abschlussbericht erstellt:

DigiMig+Schlussbericht+V_Def_D_web

Wenn das so realisiert wird, wie sich die Technokraten vorstellen, könnte in zehn Jahren nicht nur in Tausenden von Fahrzeugen Funkstille einkehren, die Schweiz könnte auch zu einer DAB-Insel werden. Denn im restlichen Europa herrscht zurzeit noch wenig Begeisterung für DAB.

Siehe dazu auch mein Blog vom 3. Dezember 2013

73 de Anton

Bild: Auf dem Weg vom Col de la Croix Haute nach Grenoble.

Ionosphärensonden

Um eine KW-Funkverbindung zwischen zwei Punkten vorauszusagen, ist VOACAP Online ein gutes Tool. Ich habe hier darüber berichtet.

Doch für NVIS, also Kurzwellenverbindungen über kurze Distanzen, ist es weniger geeignet. Um zu sehen, ob das 40m Band für eine Verbindung über 100 oder 300km noch geht oder ob man bereits auf das 80m Band ausweichen muss, konsultiert man am besten eine Ionophärensonde, kurz Ionosonde. Das ist im Prinzip ein Kurzwellenradar-Radar, das den Zustand der Ionosphäre misst. Vereinfacht gesagt: Dabei wird ein Impuls senkrecht in den Himmel geschickt, der über den ganzen Kurzwellenbereich wobbelt. Dann schaut sich der Computer, der am Empfänger hängt, die Frequenzen an, die zurück reflektiert werden. Aus den Laufzeiten kann die Höhe der Ionosphäre ausgerechnet werden, aus den Signalstärken die Dämpfung.

Für Seefahrer: Im Prinzip ist es ein Echolot für den Himmel ;-)

Für uns Mitteleuropäer ist zum Bespiel die Sonde in Pruhonice JN65 geeignet:

Ionosphärensonde

Aber auch Juliusruh in Norddeutschland oder Dourbes in Belgien sind einen Besuch wert. Und wer sehen will, wie die Bedingungen zur Zeit im hohen Norden sind, der schaut mal in Tromsø nach.

Alle europäischen Ionosphärensonden sind hier zu finden.

Und wer mehr zu diesem Thema wissen möchte, dem empfehle ich den Vortrag von Jens Mielich, den er 2012 in Friedrichshafen gehalten hat.

73 de Anton

Neuigkeiten für Telegrafisten von der IARU: K bleibt K

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Nun liegt das Abschlussprotokoll der 23. Konferenz der IARU Region 1 vor. Da gibt es viel Interessantes zu lesen.

Für Telegrafisten dürfte die folgende Empfehlung von Bedeutung sein:

Recommendation VA14_C3_REC_21
1. Considering the established practise in use by the majority of amateur radio operators, IARU Region 1 recommends that well established CW proce-dures can still be used, in addition to the alternative procedures introduced in the book “Ethics and Procedures for the Radio Amateur” by ON4UN and ON4WW. The IARU Administrative Council endorsed the principles set out in the booklet.
2. The recommended CW (and digital mode) operating procedure involves the following:
a) “K” is an invitation to transmit at the end of transmission.
b) A station ending the transmission with “AR” alone is not inviting callers.
c) “K” is also the most common ending of a general “CQ” call.
3. That maximum publicity should be given, via member societies and oth-er available channels, to this recommendation.
4. That the Region 1 Executive Committee is instructed to bring this result to the IARU Administrative Council at the first possible opportunity.
Proposed by: IRA
Seconded by: RSM
The motion was carried with three abstentions

Damit dürfte der Fall wohl geklärt sein. K heisst “Bitte kommen” und gehört an den Ende eines CQ-Rufes. AR heisst “Ende der Mitteilung”. Punkt. Schluss. Basta. Ende der Diskussion. Es ist kaum damit zu rechnen, dass die anderen Regionen diesen Beschluss umstoßen werden. Die Amis haben sich bisher einen Schranz in Bauch gelacht ob der paar belgischen Amateure, welche das altgediente VA14_C3_40 IRA Conflicting CW Procedure

Ebenfalls für Telegrafisten interessant ist der beschlossene Bandplan für das 630m Band:

Bandplan 630m

Geändert hat sich also nichts. Auch ohne Direktive von oben wurde dieser Bandplan bisher eingehalten. Ein Gentleman-Agreement eben. Funktioniert leider wohl nur noch auf Lang- und Mittelwelle.

Ein weiterer Beschluss aus Varna, der die Telegrafisten betrifft, ist folgender:

Recommendation VA14_C5_REC_06
In order to facilitate inter-Regional sharing amend band plan as follows:
Main Table: 144,000 – 144,025 MHz, 2,7 kHz Max Bandwidth, Satellite space-to-Earth (downlink) x
Footnote x: No transmission shall be made below 144,0025 MHz
Further, recommend provision of an update to IARU Regions 2 and 3, regard-ing the Region 1 implementation
Proposed by: SZR
Seconded by: HRS
The motion was carried

73 de Anton

Bild: von Mike. Eine “codierte” Botschaft für alle Sammler von irdischen Gütern?

Nachtrag: ITU Abkürzungen für den Schiffsfunkverkehr

Schweizer Notfunkübung 1. November

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Endlich wird’s konkret. Das Rätselraten ist beendet. Die USKA hat das Datum und den Übungsablauf publiziert. Und zwar hier:

http://uska.ch/fileadmin/download/USKA/2-dynamic/notfunk/2-dyn/2014_Notfunkuebung/USKA_Notfunkuebung_November_2014.pdf

Den Ansatz finde ich gut. Irgendwann und irgendwie muss man ja mal beginnen, Nägel mit Köpfen zu machen. Heiße Luft wurde bereits zur Genüge ventiliert. Und es hat keinen Sinn, jetzt über das “Schema” zu streiten.

Viel Erfolg!

PS. Heute Abend wäre eine solche Übung aber noch wesentlich interessanter, bzw. realistischer. Für die Schweiz wird z.Z. vor Sturm/Orkan gewarnt. Mal sehen, wie manche 80m Antenne noch oben bleibt ;-)

Freifunker

Unterwegs auf dem Lemmenjoki 1

Neben Funkamateuren, CB-Funkern und Freebandern gibt es jetzt noch eine weitere Kategorie von Funkern: Die Freifunker. Und sie sind sogar auf gleichen Wellenlängen tätig wie wir: auf 13 und 6cm! Freifunker erstellen frei zugängliche WLAN-Netze und verknüpfen diese miteinander. Das ist wohl so etwas wie die CB-Version von Hamnet ;-)

Apropos Wellenlänge: In DL wurde probehalber der Betrieb im 4m Band erlaubt. Sicher ein interessanter Frequenzbereich für Experimente und Eigenbau. Allerdings bietet das 4m Band nichts, was man nicht auch auf 2m oder 6m machen könnte. Punkto MS und Es ist 6m sicher besser, punkto Tropo-Überreichweiten, dürfte 2m die Nase vorne haben. Da scheint mir ein neues 60m Band wesentlich interessanter und hilfreicher zu sein.

Hier der Link zu der 4m Webseite. Dieses Band ist bereits in vielen europäischen Ländern zugelassen. Vor allem in solchen, in denen die Behörden dem Amateurfunk zuvorkommend begegnen. Kein Wunder ist in diesen Ländern oft auch das 60m Band erlaubt.

73 de Anton

Bild: Unterwegs auf dem Lemmenjoki

 

 

 

 

 

 

HB9AW im 60m Band

P1010317 Große E-Mail-Ansicht

In einigen Ländern Europas ist das 60m Band bereits freigegeben. Dies mit unterschiedlichen Nutzungsbedingungen.

Unter anderem in Spanien, Irland, Finnland, Dänemark, UK, Tschechien, Schweden, Griechenland, Norwegen, Slowakei, Kroatien, Island, Portugal.

Außerhalb Europas dürfen die Funkamateure dieses Band in folgenden Ländern benutzen: USA, Israel, Südafrika, Dominikanische Republik, Kanada, St. Lucia, Cayman Island, Australien, Bahrein, Neuseeland, Grenada, Trinidad& Tobago, Kuba, Barbados, Somalia, Samoa, Niue.

Neuerdings sendet auch aus der Schweiz eine Bake in diesem Band. Nämlich HB9AW auf 5291 kHz. HB9AW ist das Rufzeichen des Radioclubs Sursee. Man muss beim Hören etwas Geduld haben. Die Bake sendet nur alle 5 Minuten das Rufzeichen. Dann folgen Striche mit unterschiedlicher Leistung: Mit 10W, 5W, 1W, 100mW und 10mW. Hier ein Video, das ich heute Nachmittag um 16:00 MEZ aufgenommen habe. Mit einem Wellbrook Loop AL-1530LF und einem TS-590. Das 10mW Signal lässt sich manchmal gerade noch erahnen. Der Störpegel im 60m Band ist bei mir etwas höher als auf 80m. Vermutlich weil bei den PLC Modems das 5MHz Band nicht ausgeblendet wird:

http://youtu.be/wtgiLekS2wc

Die IARU möchte an der nächsten Weltfunkkonferenz 2015 eine allgemeine Zuteilung für die Radioamateure in diesem Band bewirken.

Der Grund dafür liegt in der Einzigartigkeit des Bandes. Für NVIS Verbindungen eignen sich die Bänder 80 und 40 m und nachts auch 160 m. 40 m weist aber oft eine tote Zone auf. Diese dürfte mit abnehmender Sonnentätigkeit weiter zunehmen. Andererseits ist auf 80m die Tagesdämpfung oft zu hoch. Das 60m Band würde diese Lücke füllen – besonders hierzulande, wo das schwierige Terrain Bodenwellenverbindungen stark einschränkt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in Alaska 5167.5 kHz als allgemeine Notfunkfrequenz benutzt wird. Diese Frequenz wird dort u.a. von der Küstenwache und den State Troopers überwacht.

Ein niedrig aufgehängter Dipol würde bei uns praktisch rund um die Uhr landesweite Verbindungen ermöglichen. Nicht zuletzt wäre deshalb das 60 m Band auch für den Notfunk eine ideale “Besetzung.”

Ich hatte das Vergnügen, das 60 m Band in Dänemark zu testen und habe auch einige Crossbandverbindungen mit Schweizerstationen getätigt. Dort darf mit 1kW von 5250 – 5450 KHz gesendet werden. Wie meistens, sind die Skandinavischen Behörden, nebst dem OFCOM in UK, besonders zuvorkommend und großzügig gegenüber den Funkamateuren.

73 de Anton

 

 

 

 

 

Erste Erfahrungen mit der Wellbrook AL1530LF

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Nun ist sie montiert und in Betrieb, die Wellbrook Loop. Abgeschirmt von neugierigen Blicken in meinem privaten Mini-Wald.

Das ganze Wochenende habe ich hin- und hergeschaltet zwischen der Langdraht, einer Inverted L (12 m hoch, 43 m lang) und der Loop mit 1 m Durchmesser, montiert auf einem Rotor. Hauptsächlich auf Mittelwelle im NDB Band, im Rundfunkbereich, im Piratenband 1600 – 1700 kHz, auf 160, 80 und 40 m.

Trotzdem bin ich noch zu keinem definitiven Schluss gekommen. Manchmal ist der Langdraht besser, manchmal die Wellbrook. Auch bei lokalen Störungen, wie nachfolgendes Video beweist (Aufnahme mit Wellbrook auf Minimum! Zum Schluss schalte ich noch auf den Langdraht um!):

Das ist eine Störung, deren Quelle ich noch nicht bestimmen konnte. Die Wellbrook peilt aber klar das Haus an (oder die Wiese gegenüber). Die Störung erscheint nur zu bestimmten Zeiten, jeweils etwa eine halbe bis eine Stunde. Für den Betrieb im Mittelwellenband 630 m ist sie äußerst lästig.

Am wirkungsvollsten scheint mir die Loop im 160m Band zu sein. Interessanterweise vor allem gegen Süden. Wenn am Abend die ersten Küstenfunkstationen vom Mittelmeer auftauchen, kann ich sie zuerst mit der Wellbrook hören, während sie auf dem Draht noch im Störnebel verborgen liegen. Doch später am Abend ist der Unterschied im Signal-Rauschabstand nicht mehr so klar auszumachen. Das betrifft auch Stationen im Mittelwellenrundfunk- und Piratenband. Einziger Vorteil der Wellbrook: dank dem Rotor lassen sich Stationen bei Gleichwellenbetrieb gut voneinander trennen.

Doch das konnte ich bereits mit meiner kleinen Eigenbau-Loop feststellen. Die Wellbrook ist hier nicht besser, sie bringt lediglich stärkere Signale.

Auch auf 80 und 40m steht es zwischen Loop und Draht noch unentschieden.

Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Wer als SWL keinen langen Draht hoch aufhängen kann, ist mit der Wellbrook bestens bedient.

Fortsetzung folgt, 73 de Anton

 

 

Loop im Störnebel

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Auch bei mir haben in den letzten Jahren die Störgeräusche auf Kurzwelle zugenommen. Inzwischen liegt der Störpegel im 160m Band bei S7 und im 80m Band bei S5. Dabei kann ich mich noch glücklich schätzen, wenn ich andere OM klagen höre. Bei vielen liegen die Pegel bei S9 und darüber. Nur noch starke Signale haben eine Chance, gehört zu werden. Schuld ist die “moderne” Elektronik, die immer mehr in unseren Haushalten Einzug hält: so genannte Sparlampen, Schaltnetzteile, Plasmafernseher, Power Line etc.

Wer genügend Kleingeld zur Verfügung hat, richtet sich auf einem ruhigen Hügel eine ferngesteuerte Station ein und “funkt” dann streckenweise übers Internet. Andere hängen das Hobby gar an den Nagel oder flüchten auf das nächste Relais.

Da mir weder das eine noch das andere Spass macht, habe ich nach einem anderen Weg gesucht, meine Empfangssituation zu verbessern. Zumal die langen Bänder zu meinen Lieblingen gehören.

Letzte Woche habe ich ein altes Schema ausgegraben, auf einem Fresszettel in einem längst vergessenen Ordner. Woher es stammt, konnte ich leider nicht mehr  herausfinden. Es ist ein so genannter Norton Verstärker für eine breitbandige magnetische Aktivantenne.

Magnetische Antennen nehmen, wie der Name sagt, vorzugsweise die magnetische Feldkomponente der Ætherwellen auf. Die Störnebel in der Umgebung sind aber meist elektrischer Natur. Daher meine Hoffnung auf störfreieren Empfang.

Wie man aus den oben stehenden Bildern sehen kann, habe ich die magnetische Aktivantenne provisorisch aufgebaut und ein paar Tests durchgeführt. Der Loop besteht nur aus Draht und hat einen Durchmesser von 50cm. Ein ziemlich mickriges Teil, etwa 10m vom Haus entfernt.

Obschon der Aufbau und die Schaltung nicht ideal sind, waren die Ergebnisse überraschend. Auf 160m konnte ich plötzlich Stationen hören, die auf meiner Inverted L vollständig vom Störnebel zugedeckt waren. Störungen von Schaltnetzteilen, die ich dazu extra in Betrieb nahm, verschwanden auf der Loop. Auch ein Ausflug ins Mittelwellenband zeigte erfreuliche Ergebnisse und auch auf dem 80m Band verbesserte sich der Signal/Störabstand signifikant.

Die guten Ergebnisse haben mich dazu bewogen, eine Wellbrook Loop zu bestellen. Ich werde sie soweit wie möglich weg vom Haus und der Sendeantenne auf einem separaten Rotor installieren. Ich hoffe natürlich, dass die bewährte Wellbrook noch um einiges besser ist als meine kleine Bastelei und dass ich mit dem Rotor gezielt eventuell noch vorhandene Störungen ausblenden kann. Verbinden werde ich diese Empfangseinrichtung mit dem separaten Empfangseingang des TS-590 und natürlich werde ich auch darüber in diesem Blog berichten.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Eine solche Loop-Antenne ist eine reine Empfangsantenne und nicht zum Senden gedacht. Im Gegensatz zu einer magnetischen Sendeantenne braucht sie aber nicht abgestimmt zu werden und überdeckt den ganzen Frequenzbereich von Langwelle bis Kurzwelle. Besonders im Zusammenhang mit modernen SDR Empfängern ist ein solches Konzept interessant. Eine Bandbeobachtung ist mit den extrem schmalbandigen Sendeloops ja nicht möglich.

Von letzteren halte ich übrigens nicht viel. Sie sind meines Erachtens nur ein Notnagel. Wer einen Kurzdipol aufhängen kann, ist sendemässig besser dran.

Natürlich habe ich mit dem magnetischen Empfangsloop auch Versuche im Shack gemacht. Doch da waren die Resultate bei weitem nicht so gut und eindeutig. Da koppelt vermutlich auch das Magnetfeld der Netzleitungen Störungen in die Loop. Ich denke, dass es wichtig ist, eine solche Antenne soweit wie möglich vom Haus abzusetzen. Wellbrook spricht von mindestens 5m und von 7m Distanz zur Sendeantenne.

73 de Anton

Aircraft Scatter vs Tropo Scatter

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Oft ist es nicht einfach, die verschiedenen Ausbreitungsmechanismen bei UKW-Verbindungen auseinanderzuhalten. Für Verbindungen über mehrere hundert Kilometer habe ich bisher meistens Troposcatter verantwortlich gemacht. Ein Thema, das ich hier in diesem Blog bereits angeschnitten hatte. Diese Ausbreitungsart wurde ja schon von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzt um die Unzuverlässigkeit der Kurzwellenverbindungen zu umgehen. Auch heute noch setzt man bei gewissen militärischen Verbindungen auf Troposcatter. Sie sind besonders sicher, da es dazu keine Satelliten braucht. Allerdings sind riesige Antennen und große Sendeleistungen notwendig.

Richtige Troposcatterverbindungen sind konstant und zuverlässig. Das ist bei Amateurfunkverbindungen über mehrere hundert Kilometer aber interessanterweise nicht immer der Fall. Auch beim letzten Contest wunderte ich mich wieder über das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Signale. Da hört man unvermittelt eine Station mit gutem Signal und Flatterfading für 1 bis 2 Minuten, und schon ist sie wieder weg. Hat der OM die Antenne gedreht? Oder ist Troposcatter tatsächlich so unstet?

Tim, DK5OH, hat mich gestern auf etwas aufmerksam gemacht, das mein “Troposcatter-Weltbild” heftig ins Wanken bringt.

Sind unsere UKW-DX außerhalb der Inversionslagen wirklich Troposcatterverbindungen oder handelt es sich dabei nicht hauptsächlich um Aircraft Scatter AS? Stimmt das, was Funkamateure über Tr0poscatter berichten, oder hilft da noch ein anders Phänomen nach?

Frank, DL2ALF, hat sich diese Frage auch gestellt und hat sich intensiv mit Aircraft Scatter auseinandergesetzt. Er hat dazu ein, in meinen Augen, schlichtweg geniales Tool entwickelt. Es ermöglicht die Voraussage von Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen.

Sein Programm erstellt nicht nur ein Streckenprofil zwischen zwei Stationen und ermittelt eine Aircraft Scatterzone, sondern zeigt auch in Echtzeit die zur Reflexion infrage kommenden Flugzeuge in der Nähe der Funkstrecke. Dies unter Einbindung des bekannten und beliebten Info-Portals Flightradar 24.

An Flugzeugen mangelt es heutzutage über Mitteleuropa ja nicht. Da kommt ein Reflektor nach dem andern angeflogen :-)

Oben im Bild sieht man einen Screenshot der Strecke zwischen Manfred, HB9FLU, den ich im Contest gehört habe, und mir. Die Flugzeuge in pink (magenta) sind Reflexionskandidaten und die roten könnten bald zu solchen werden. Die grauen fliegen zu tief. Zu sehen ist auch das Streckenprofil zwischen uns beiden, unter Berücksichtigung der Erdkrümmung.

Damit man das Programm voll nutzen kann, sollte man Franks Dokumentation aufmerksam studieren und unter Optionen die SRTM3 Daten herunterladen. Das dauert zwar ganz schön lange, aber es lohnt sich, diese Elevationsdaten reinzuziehen. Zudem  ist das Feld “Use Internet Feed” zu aktivieren, damit das Programm die Daten von Flightradar24 nutzen kann. Ohne werden keine Flugzeuge angezeigt.

Eine fantastische SW und ein interessantes Tool um weiter der Frage nachzugehen: TS oder AS?

Vielen Dank an Tim für den wertvollen Hinweis und an Frank für das Programm.

73 de Anton

 

 

 

 

UKW Contest März 2014

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So richtig an einem Contest mitgemacht, habe ich schon lange nicht mehr. das überlasse ich lieber jüngeren Semestern. Aber ein bisschen von zuhause reinhören und “Punkte verteilen” ist immer interessant. So auch letztes Wochenende, am 1./2. März.

Ich bevorzuge die UKW-Conteste in der kälteren Jahreszeit. Nicht weil die Bedingungen besser sind. Aber es sitzen dann keine Stationen direkt vor meiner Nase auf der Jurakette und stopfen mir nicht den Empfänger zu. Der Chasseral war schön verschneit und wohl nur mit Langlaufskiern zu erreichen.

Das Wetter war “contestmässig”: ein bisschen von allem. Daher waren auch die Ausbreitungsbedingungen nicht angehoben. Man musste sich mit dem üblichen Troposcatter begnügen. Von mir aus ging das bis etwa 500 km, dann war Schluss. Meiner kurzen 5 Element Yagi fehlen dazu einige dB und mein Radiohorizont hat einige Grad Elevation zu viel.

Weiter als bis JO40 ging es Richtung Norden nicht. Dafür scheint es in diesem Feld ein ganzes Nest von Contest-Stationen zu haben. Gearbeitet habe ich von dort DL0BA auf der Wasserkuppe (Funkamateure e.V.), DR2X und DH6ICE. Die Signale waren gut und die Stationen hatten Fledermausohren. Krokodilen bin ich keinen begegnet. Was ich hören konnte, konnte ich auch arbeiten.

Mit Pingpong am Chasseral ging es sogar nach Italien zu IW2MXY und als ich die Antenne direkt gegen die Alpen drehte, konnte ich auf 70cm sogar IQ4AX in JN54jk erreichen. Kein Wunder, wenn man sieht, was die OM dort für Equipment haben. Das kompensiert meine 75W an der kleinen 11 Element.

Richtung Frankreich ging es bis ins Feld JN19, quer über den Jura. Aus G, ON oder PA habe ich nichts gehört. Da muss schon eine hübsche Inversion her. OE und OK liegen von hier aus direkt hinter einem nahen Hügel und sind äusserst seltene Gäste.

Natürlich waren auch die üblichen Schweizer Conteststationen QRV. Auch einige „Einzelstationen“, wie zum Beispiel Manfred, HB9FLU bei Winterthur. Leider haben wir uns diesmal verpasst. Aber das hat mir wieder einmal gezeigt, dass Verbindungen auf 2m quer durch die Schweiz jederzeit möglich sind, wenn man nicht nur mit einem Blindenstock funkt.

Auf 70 und 23 war die Aktivität gering. Das Geschehen konzentrierte sich aus meiner Sicht hauptsächlich auf das 2m Band.

73 de Anton

Bild: Mittelwellen-Nostalgie, Erinnerung an Sottens

Reflexionen

Es ist nicht alles Troposcatter was glänzt. Doch wer auf dem flachen Land wohnt, dort wo die Kavallerie zuhause ist,  ist auf diese Ausbreitungsart angewiesen. Sonst wäre der UKW-Radius auf Sicht plus ein bisschen Beugung beschränkt und für das Normal-QTH schon nach ein paar Kilometern Ende Gelände.

Natürlich kennen auch wir Bergindianer Troposcatter. Nur so sind, ohne spezielle Inversionslagen, Stationen von hier aus in DL, ON und PA zu arbeiten.

Doch im Gebirge sieht die UKW-Welt anders aus, als in der Ebene. Reflexionen an Bergen ermöglichen stabile Verbindungen über grosse Distanzen. Reflexionen sind für den Bergindianer unter  den Funkamateuren die vorherrschende Ausbreitungsart. Wer nicht nur einen Blindenstock, sondern eine Yagi sein Eigen nennt, merkt das sofort.

Doch wehe, die Fresnelzone bis zum Reflexionspunkt ist angeknabbert. Dabei handelt es sich um ein Rotationsellipsoid, dessen Dicke von der Wellenlänge abhängt. Ragen Hindernisse in diese Zone, erfährt die Ausbreitung zur Gegenstation oder zum gewünschten Reflexionspunkt eine zusätzliche Dämpfung.

Das ist zum Beispiel der Grund, wieso ich kaum über Reflexionen an den Berneralpen arbeiten kann, obschon ich diese sehen kann. Auch Italien lässt sich von meinem QTH via Beugung am Alpenkamm nur schwer arbeiten. Die stärksten Signale aus dem Süden kommen bei mir vom Norden her – eingefangen und zurückreflektiert vom Chasseral, meinem Hausberg.

Tom, HB9EZY, beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesem Thema und er hat mich auf eine interessante Seite aufmerksam gemacht: auf HeyWhatsThat.

Damit kann der OM für sein eigenes QTH (oder für seinen Portabelstandort) eine Sichtkarte erstellen. Bei mir sieht sie so aus:

HB9ASB_UKW

Darauf erkennt man die Reflexionsgebiete am Jurahang, mit dem Chasseral als prominenten Punkt. Auch für die Gegenstation, in diesem Fall HB9EXA, habe ich diese Karte erstellt:

HB9EXA

Wie man sehen kann, ist der Chasseral tatsächlich unser gemeinsamer Reflexionspunkt. Beamrichtung und die extrem starken Signale bestätigen in der Praxis die Theorie.

Mit dem Profiler von HeyWhatsThat kann man aber auch ein Streckenprofil erstellen, wie ich es mit Google Earth getan habe. So sieht das dann in unserem Fall aus:

EXA-ASB

 

Tom hat sich von dieser Seite und von F6FVY inspirieren lassen und ein eigenes Tool gebaut. Und mit Radio Mobile Online, einem vor allem für Relaisstationen interessanten Werkzeug, hat er u.a. die Abdeckung des Relais HB9FS bestimmt.

Wie ihr wisst, bin ich nicht gerade ein Relais-Fan :-) Doch das betrifft nur den operationellen und nicht den technischen Aspekt. Technisch sind Relais durchaus ein interessantes Fragment unseres Hobbys.

Zu einem Punkt, der hier in die Diskussion eingebracht wurde, zu der Antennenpolarisation, komme ich noch zu einem späteren Zeitpunkt. Ist es wirklich so, dass man seine 10m Antenne bloss vertikal stellen muss, um damit quer durch Hügel und Wälder zu funken? Wir werden sehen.*

73 de Anton

*PS. Der im letzten Blogeintrag beschriebene 10m Versuch ASB-EXA wurde mit Vertikalstrahlern ausgeführt.

Entweder kurz oder lang, dazwischen herrscht tote Hose

Zwischen dem neuen QTH von Pascal, HB9EXA, und mir sind es knapp neun Kilometer. Interessanterweise klappt die Verbindung am besten im 2m und 70cm Band und dann wieder auf den langen Wellen, auf 630 und 160m. Das 10m Band geht nur ganz schwach.

Um herauszufinden, wieso das so ist, habe ich das Streckenprofil auf Google Earth zu Rate gezogen. Das sieht so aus:

Strecke ASB-EXA

Eigentlich wäre es noch schlimmer, denn ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich die Erdkrümmung einbauen kann. Die durch die Krümmung entstehende Höhendiffeerenz ist auch über eine so kurze Distanz nicht zu vernachlässigen. Auf 10km macht sie immerhin schon 7.9m aus! Trotzdem ist aus dem Streckenprofil klar zu erkennen, dass wir beide einen Hügel vor der Nase haben und dann noch durch ein paar andere Hügel “hindurch müssen”. Die sind notabene bewaldet und damit ensteht noch eine zusätzliche Dämpfung. Auf Pascals Hügel steht zudem das Städtchen Avenches, notabene mit einem alten römischen Amphitheater in dem im Sommer jeweils Opern aufgeführt werden oder Rockkonzerte stattfinden. Auf den gleichen Steinen zu sitzen, auf denen schon die Römer gesessen haben und den Gefangenenchor aus Nabucco oder die Habanera aus Carmen zu hören, ist einzigartig.

Auf einer solchen Strecke ist auf 10m natürlich Hopfen und Malz verloren. Kein Wunder hören wir uns nur schwach. Doch für die 160m Welle und speziell natürlich für die 630m Welle, ist dieses Terrain kein grosses Hindernis. Es geht auf diesen Bändern noch mit winzigen Leistungen. Denn im Verhältnis zur Wellenlänge sind die Geländeerhebungen klein. Aus Mittelwellensicht ist da kein Hindernis, höchstens etwas gewellte Landschaft ;-)

Doch wieso klappt es wiederum auf 2m und 70cm?

Diese Wellen “kämpfen” sich nicht durch das Hügelland – sie hätten da kaum eine Chance und die Wälder würden ihnen noch den Rest geben. Sie machen einen eleganten Umweg von etwa 60 km und reflektieren am 1605 m hohen Chasseral, den wir beide sehen können. Für längere Wellen wiederum stellt dieser Juraberg einen schlechten Reflektor dar. 10m mag er nicht und erfahrungsgemäss kann er auch mit 6m nicht viel anfangen. Erst auf 2m wird er richtig heiss. Diese Wellen beugt er übrigens auch über seinen Rücken und bei guten Bedingungen geht die Post ab bis England.

Über Bodenwellenausbreitung in hügeligem Terrain, ohne Sichtverbindung, findet man recht viel Literatur und Unterlagen. Schon vor hundert Jahren wurden Feldstärkekurven gemessen. Damals aber hauptsächlich für die Ausbreitung über Wasser.  Man findet zum Beispiel solche Diagramme, die die Ausbreitung für verschiedene Bodenverhältnisse angeben. Oder interessante Abhandlungen über Bodenwellenausbreitung. Auch Bodenwellen-Rechner sind zu finden, wie zum Beispiel der von VK5SL oder Field Strenght Pro. Doch im Hügel- und Bergland ist jeder Pfad einzigartig und da gilt immer noch: Versuch macht klug.

73 de Anton

Das Nebelhorn

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Wer nicht nur auf den Relaisfrequenzen unterwegs ist, der kennt es. Seit Jahrzehnten posaunt es sein unheimliches Signal in den Æther. Tag für Tag, Nacht für Nacht, nur mit einem kleinen Unterbruch morgens zwischen 7:00 und 7:50 UTC. Wann es genau angefangen hat, weiss niemand. Irgendwann Anfang der 70er oder 80er Jahre ist es erschienen und seither nicht mehr verschwunden. Welchem Zweck sein Signal dient, darüber gibt es nur Spekulationen.

Eine davon ist die, dass damit eine Frequenz besetzt und freigehalten werden soll. Doch für wen und wozu?

Andere sagen, es sei eine Art „Totmann-Pedal“. Als jenes Pedal, das ein Lokomotivführer immer drücken muss, damit seine Lok fährt. Drückt er nicht mehr, hält der Zug. Ob das in modernen Lokomotiven noch so ist, weiss ich nicht.

Doch das Nebelhorn ist kaum ein Totmannpedal für eine Lok. Wenn das Signal verschwinde, würden die russischen Atomraketen scharf gemacht, heisst es. Denn das Signal kommt aus Russland, auch wenn sich der Standort nicht genau peilen lässt.

Die Geschichte wird dadurch noch rätselhafter, dass der Sender in der Vergangenheit immer wieder für kurze Zeit seltsame Nachrichten in den Æther geschickt hat. Sie sind zwar sehr selten. In zwanzig Jahren wurden nur 25 Nachrichten von Höramateuren registriert. Doch sie haben dazu geführt, dass man das Rufzeichen zu wissen glaubt: UVB-76. Allerdings meldete sich die Stimme in den letzten Jahren mit MDZhB und für eine kurze Zeit auch mit 94ZhT. Hier ist eine dieser Nachrichten zu hören.

Veränderungen gab es im Laufe der Zeit auch beim Signalton. Er scheint in den letzten Jahren tiefer und durchdringender geworden zu sein, als wolle er uns vor einer nahenden Katastrophe warnen.

Es gab auch längere Unterbrüche in der Aussendung. Insbesondere im Jahr 2010. Überhaupt hat es dieses Jahr in sich: So wurde im September nach einem Unterbruch von mehreren Tagen das Schwanensee Ballett von Tschaikowski gespielt. Ein Unikum in der jahrzehntelangen Geschichte des Nebelhorns.

Ob das Signal des Nebelhorns von einem Tonband kommt, ist nicht sicher. Russische Gesprächsfetzen zwischen den Tönen deuten darauf hin, dass es über ein Mikrofon aufgenommen wird.

Wie dem auch sei. Ich hoffe, dass wir das Signal von UVB-76 noch lange hören können. Wer weiss, was passiert, wenn es eines Tages verstummt.

Der Sender steht vermutlich irgendwo zwischen Pskow und St. Petersburg und ist nachts gut zu hören. Frequenz 4625 kHz.

73 de Anton

Bild. Nebelmeer im Mittelland zwischen Jura und Alpen. Aufgenommen  46°52’12.29″N   7° 8’44.12″E Richtung Nord-Ost

In Zürich eskaliert der Relaiskrieg

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HB9GL, die USKA Sektion Glarnerland meldete am 7.1.2014 auf ihrer Webseite:

Seit gestern sind auch die beiden Relais HB9SP der Stadtpolizei Zürich (2m und 70cm) ausgeschaltet. Der Grund ist immer der gleiche: Sobald HB9EWB und HB9MVW auftauchen, werden die Frequenzen massiv gestört, da sich viele Zuhörer über Art, Dauer und Inhalt der QSOs der beiden ärgern.
Jegliche Interventionen seitens der verschiedenen Relaisbetreiber, die beiden OM zur Raison zu bringen, fruchteten bis heute nichts respektive waren kontraproduktiv, so dass als einziger Ausweg die Abschaltung der Relaisstationen bleibt. Das Relais UTO der UHF-Gruppe wird bei Bedarf kurzzeitig ganz ausgeschaltet, und unser RX in Zürich ist weiterhin nur noch “unter Beobachtung” in Betrieb; dasselbe gilt für den Echolink-Zugang. Auch HB9HD und HB9DC sind gezwungen, ihre Anlagen zu überwachen und allenfalls zu handeln. Wann HB9SP seine Relais wieder einschaltet, ist offen.

Das ist seltsam. Die beiden Funkamateure HB9EWB und HB9MVW sind demnach nicht die Störer, sondern werden von anderen gestört, weil sich diese gestört fühlen. Und weil sich die Betreiber von den Störern, die sich gestört fühlen, gestört fühlen, werden die Relais abgeschaltet. Was für ein Salat.

Ich frage mich, über was die beiden Funkamateure sprechen, dass die Old Men sich so gestört fühlen. Verstösst ihr Gerede gegen Gesetze? Gegen die guten Sitten? Kritik am Papst oder an der USKA?

Und wie ist es mit den Störern? Melden die sich mit ihren Rufzeichen oder drücken sie einfach anonym die Taste? Anonym ist ja “in”, wie die Kommentare auf diesem Blog wahrscheinlich gleich wieder zeigen werden.

Aber vielleicht ist ja alles ganz anders:

Vielleicht ist den beiden noch nicht aufgefallen, dass sie mit ihren Diskussionen die Gefühle der anderen Relaisbenutzer verletzen. Sonst hätten sie doch schon längst QSY gemacht. Zumal sie ja nicht weit voneinander wohnen und vermutlich direkt funken könnten. Aber vielleicht haben sie noch nicht bemerkt, dass es zwischen ihnen auch ohne Relais geht? Vielleicht sind sie auch uhrlos und können daher nicht wissen, dass sie zu lange sprechen und so das Relais für ganz ganz wichtige Durchsagen blockieren. Immerhin werden die Relais ja von der Polizei betrieben, wie aus der Meldung zu entnehmen ist? Die zwei sind doch ganz sicher vernünftige Leute, Funkamateure mit Ham-Spirit, keineswegs darauf aus, andere zu provozieren? Die haben doch sicher auch Spiegel in der Wohnung, wo sie sich mal selbst in die Augen blicken können.

Was die Störer der Störer anbelangt, habe ich auch eine Vermutung: Vielleicht haben die noch nicht bemerkt, dass der Kanalschalter auf ihrem Gerät nicht arretiert ist? Man braucht den beiden ja nicht unbedingt zuzuhören. Oder muss man unbedingt auf dem Relais STANDBY sein? Was mich betrifft, ich bin auf meinem Mobil-Telefon standby, und sogar das scheint mir manchmal übertrieben. Aber ich bin sicher: auch die Störer, die sich gestört fühlen, sind honorige Leute und auch sie haben vermutlich Spiegel in der Wohnung.

Doch da fällt mir gerade auf, dass die Relais in Down Town Switzerland reihenweise abgeschaltet werden. Das ist ja das reinste Domino! Wenn man ganz pöse pöse denkt, könnte man sogar auf ganz ganz schlimme Gedanken kommen: Da ziehen zwei von Relais zu Relais, mit einem ganzen Tross von anonymen Störern im Schlepptau, mit der Absicht einen Umsetzer nach dem anderen abzuschiessen? Und alle freuen sich diebisch. Also wenn ich mir die Fotos der beiden auf dem Web so ansehe, kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen!

Wie dem auch sei. Da bin ich ganz froh, auf 2200 und 630m und Mikrowellen  zu senden. Funkende Dumpfbacken sind dort nicht anzutreffen und Störer schon gar nicht.

73 de Anton

Bild: Troll, Unwesen treibende Spezies, oft anonym, die nicht nur in Norwegen vorkommt, sondern über den ganzen Erdball verbreitet ist.

Aktivantennen

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Immer wieder werden Aktivantennen als Wunder oder neue Erfindung angepriesen. So hört man etwa:

„Schau mal! Die ganze Antenne ist nur so gross wie eine Zigarettenschachtel und viel besser als mein Dipol.“

„Es ist ein ganz neues Prinzip, das erfunden wurde.“

„Sie funktioniert ohne Verstärker, nur mit einem Impedanzwandler.“

In der Tat sind Aktivantennen für einen SWL oft die beste Lösung. Mit einer winzigen, unauffälligen Antenne kann der ganze Bereich von Längstwellen bis Kurzwellen empfangen werden. Vorausgesetzt das Teil wird ausserhalb des häuslichen Störnebels montiert.

Doch beim Funkamateur sieht die Bilanz durchzogen aus. Zum Senden ist sie nicht zu gebrauchen, höchstens als abgesetzte Empfangsantenne, wenn die Sendeantenne im Störnebel hängt. Doch das ist bei den heutigen Wohnverhältnissen schwierig. Und so kommt es wie es kommen muss: meistens ist die eigene Sendeantenne für den Empfang gleich gut oder sogar besser, als die Aktivantenne auf dem gleichen Grundstück. Anders sieht es natürlich aus, wenn man via Internet auf eine entfernten, ruhigen Empfangsort Zugriff hat.

Aktivantennen gibt es schon seit Jahrzehnten und ihr Prinzip ist immer gleich geblieben. Wunder gibt es auch hier nicht, denn auch Aktivantennen müssen sich an die geltenden physikalischen Regeln halten ;-)

Und das bedeutet: Eine Aktivantenne mit ihrer postkartengrossen Antennenfläche ist von Längst- bis Kurzwelle viel kleiner als eine Viertelwelle und deshalb überwiegt die kapazitive Komponente. Der Realteil ist winzig klein, der Blindanteil bestimmt die Impedanz. Diese ist extrem hoch und wird mit zunehmender Wellenlänge immer grösser, bis in den Megaohmbereich hinein.

Eine solche Antenne mit einer riesigen Spule auf einer Frequenz in Resonanz zu bringen ist ein hoffnungsloses Unterfangen und würde den Frequenzbereich sinnlos einschränken.

Zudem muss eine Antenne nicht resonant sein, um senden oder empfangen zu können, wie wir spätestens seit den praktischen Remote-Tunern von CG, MFJ und SGC wissen.

Das einzige was klappen muss: die Impedanz der Antenne muss an die 50 Ohm des Kabels angepasst werden. (Bei dieser Gelegenheit fällt mir immer der frischgebackene OM ein, der versuchte die Kabelimpedanz mit dem Multimeter zu messen J)

Bei der Aktivantenne schafft die Transformation ein Feldeffekttransistor. Er arbeitet als Impedanzwandler. Das heisst, er transformiert die hohe Impedanz auf eine niedere. FET’s haben eine sehr hohe Eingangsimpedanz und sind dafür prädestiniert. Man muss bloss darauf achten, dass man nicht durch eine externe Beschaltung die ganze Chose wieder verschlechtert.

Je kleiner eine Antenne ist, je kleiner ist auch die aufgefangene Strahlungsleistung. Eine reine Impedanzwandlung reicht also nicht. Daher sitzt nach dem FET eine Verstärkerstufe in der Aktivantenne und hebt den Pegel auf einen brauchbaren Wert an. Natürlich möglichst rauscharm und intermodulationsfrei.

Die populärste Aktivantenne, die heute von vielen SWL’s und Funkamateuren eingesetzt wird, ist die Mini-Whip nach PA0DRT. Sie ist hier auch als Bausatz erhältlich. Ausserhalb des häuslichen Störnebels grenzt sie tatsächlich an ein Wunder. Eine Antennenbewilligung kann man sich sparen, keine langen Drähte, kein glänzendes Aluminiumgerüst. Empfang von Längstwelle bis über 30MHz.

Doch wie gesagt: auch eine Aktivantenne muss sich an die physikalischen Spielregeln halten. Und eine davon heisst: Jede Antenne hat zwei Pole. Entweder ist sie ein Dipol oder das Gegengewicht ist die Erde. Das ist bei der Aktivantenne nicht anders. Die winzige Postkartenantenne arbeitet einfach mit dem Koaxialkabel als Gegengewicht. Wie übrigens alle einbeinigen „Wunderantennen“. Wenn man nicht aufpasst, können über den Koaxmantel Störungen aus dem Haus zur Aktivantenne verschleppt werden.

Wie überall ist natürlich die Konkurrenz nicht weit. Und für die herkömmliche Aktivantenne ist diese die magnetische Aktivantenne. Mit einem kleinen Loop pickt sie die magnetische Feldkomponente anstelle der elektrischen aus dem Æther. Doch bei der Minischleife ist es gerade umgekehrt wie bei der Postkartenantenne: Die Impedanz ist extrem niedrig und muss herauftransformiert werden. Die Schaltung ist daher nicht die gleiche.

Während die elektrische Aktivantenne keine Richtwirkung hat, besitzt die magnetische Aktivantenne eine Richtwirkung mit zwei ausgeprägten Nullstellen. Das kann sehr nützlich sein, wenn es darum geht, eine Störquelle auszublenden.

Zum Schluss noch eine persönliche Erfahrung. Ich habe schon etliche Aktivantennen gebaut und probiert. Immer in der Hoffnung auf 136, 472 und 1800 kHz einen störfreieren Empfang zu haben. Das ist mir nie gelungen. Meine Sendeantennen waren immer auch die besten Empfangsantennen. Das lag daran, dass ich mit den Aktivantennen nie weit genug weg kam – in Gebiete mit weniger Störungen. Eine Frage der Grundstücksgrenzen.

73 de Anton

Bild: Tecsun PL880, ein interessantes Teil mit DSP Filtern. Leider ist die AGC für SSB/CW nicht auf Amateurfunkstandard und gruselig zum anhören. Der beste Reiseradio ist immer noch der FT-817 ;-)

Ultimate 3

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Es ist noch nicht Weihnacht und ich habe bereits alle meine selbstgekauften Geschenke ausgepackt, zusammengelötet und ausprobiert.

Am meisten hat mich dabei der ULTIMATE 3 von Hans Summers fasziniert. Bei diesem Bausatz handelt es sich um einen 200mW Baken-Sender für die Betriebsarten CW, QRSS, FSK, DFCW, WSPR, WSPR-15, Hellschreiben, DX-Hellschreiben und Slow Hellschreiben.

Der Bausatz kostet nur 28$ und man kann ihn für die KW Bänder, sowie für 630m und 2200m bestellen. Der Unterschied liegt jeweils nur beim mitgelieferten steckbaren Tiefpassfilter. Als Optionen gibt es ein GPS-Modul und eine Relaisplatine, mit der zwischen sechs Tiefpassfiltern umgeschaltet werden kann.

Der Zusammenbau ist unproblematisch und an einem Abend gut zu schaffen. DDS und Anzeige sind bereits fertig bestückt. Betrieben wird das Senderchen mit 5V.

Während ihr diese Zeilen lest, läuft mein Sender im Testbetrieb auf 473.100 kHz in QRSS. 200mW an einer Inverted L mit ca. -20dBi. Ich werde über die Festtage den Sender immer laufen lassen, wenn ich im Shack am Schreiben oder Basteln bin und würde mich über Empfangsrapporte freuen. Die Frequenz wurde übrigens mit einem Rubidium-Normal auf 0.1Hz genau eingestellt.

Nachtrag 22.12.2003, 18:00MEZ: Jetzt in QRSS60 (1 Punkt = 1 Minute!) Die Frequenz hat sich etwas verschoben und liegt zurzeit ca. 0.2 Hz unter der Soll-QRG

Auch wenn kein Signal zu hören ist, mit Argo können noch Signale gelesen wertden, die sich tief im Rauschen befinden. Tagsüber ist nur die Bodenwelle wirksam und die Reichweite begrenzt, doch nachts dürfte das Signal weit über die Landesgrenzen hinaus zu empfangen sein.

Mit diesem Teil kann man natürlich noch viel mehr anstellen. Zum Beispiel weltweit Wispern, ein zunehmend populäres Hobby im Hobby.

Oder den Sender auf 80m als Peilsender einsetzen.

Oder QRSS-Verbindungen ausprobieren. Das ist nicht nur auf KW mit winzigen Leistungen interessant, sondern auch auf UKW. Auf dem Lang- und Mittelwellenband gehört es zum Standardrepertoire.

Oder Versuche mit Schmalband-Hellschreiben unternehmen. Auch hierzu benutzt man am besten Argo. Anstelle der Morsezeichen, sieht man dann auf der Wasserfallanzeige direkt Zahlen und Buchstaben.

73 de Anton

Die Sonne wird schwächer

Liegt das Maximum des 24. Sonnenzyklus schon hinter uns? Betrachtet man das neuste Bild von NOAA mit den Sonnefleckenzahlen, liegt der Schluss nahe. Auf jeden Fall hat der laufende Zyklus die Erwartungen  nicht erfüllt. Die Prognosen waren zu optimistisch. Die rote Linie ist noch ein Rest der Prognose, die bereits mehrfach nach unten korrigiert wurde:

sunspot

Hoffentlich habt ihr bis jetzt profitiert und auf 10m viel DX gemacht? Denn der nächste Zyklus könnte noch wesentlich schlechter ausfallen. Ein Anzeichen liefert der Sonnenwind, der auf der Erde anhand seiner Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld beobachtet wird:

Ap

Ich habe diesen Ap Index schon längere Zeit im Auge und die mir zugänglichen Daten gestern mal in ein Diagramm verwurstelt:

Ap Index

Natürlich bin ich nicht der erste, dem dieser stetige Rückgang auffällt. Professor Mike Lockwood von der Reading University in England beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesen Daten, die von der USAF erhoben werden.  Er kommt zum Schluss, dass der Rückgang des Sonnenwindes noch nie so stark war, wie in der heutigen Zeit. Seines Erachtens deutet das darauf hin, dass uns wieder eine kleine Eiszeit bevorsteht, wie das im Maunder-Minimum oder, etwas schwächer, im Dalton Minimum der Fall gewesen ist.

Natürlich sind diese Beobachtungen sowohl bei den “Klimahysterikern” wie bei den “Klimaleugnern” nicht unbemerkt geblieben. Die einen behaupten, es sei nur das CO2, das das Klima beeinflusse und die anderen glauben, dass die Sonne auch etwas dazu zu sagen habe. Was mich betrifft: ich gehöre nach wie vor zu den Klimaagnostikern ;-) Obwohl mir kürzlich jemand gesagt hat, dass die Agnostiker (es ging dabei um religiöse Fragen) “Vögel” seien, die ihre Köpfe in den Sand stecken würden.

Heute morgen bin ich noch auf ein Diagramm gestossen, das den Ap Index über einen Zeitraum von 1932 bis zum Dezember 2008 darstellt. Interessant ist der rapide Abfall in den letzten Jahren:

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Quelle: Watts Up With That

Wie dem auch sei. Profitiert noch vom abklingenden Zyklus 24. Es könnte sein, dass wir nie mehr so gute Bedingungen auf den KW Bändern erleben werden.

73 de Anton

Ein Störsender mit Beleuchtung

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Gestern habe ich wieder einmal Post aus dem Land der aufgehenden Sonne erhalten. Eine R7s in LED-Ausführung mit CE-Zeichen. Sie sollte meinen Halogenstab in der Aussenbeleuchtung ersetzen. OM will ja sparen.

Halogen raus, Sparlampe rein, und schon leuchtet mein Scheinwerfer wie ein Weihnachtsbaum und anstatt 500W verbraucht das Teil nur  noch 8W.

Doch das Leuchten wollte gar nicht mehr aufhören, Obschon ich den Timer des IR-Sensors auf fünf Minuten gestellt hatte. Zwanzig Minuten habe ich gewartet, dann wurde ich misstrauisch und holte ein Taschenradio.

Der Scheinwerfer war zum Störsender geworden. Mittel- und Kurzwelle, sogar UKW war zugeprasselt. Und der arme IR-Sensor bekam so viel von den Störungen übers Netz ab, dass er vergass, auszuschalten.

Das Teil ist unbrauchbar, einen Entstörungsversuch habe ich aufgegeben. Marconi hätte nicht einen besseren Störsender bauen können.

Derweil macht auch die LED-Beleuchtung meiner Titanic schlapp. Ich habe das Schiffmodell vor einem Jahr mit einem LED-Band ausgerüstet. Jetzt, nach geschätzten 1000 Betriebsstunden, sind die meisten LED’s erloschen und der Rest glimmt nur noch auf Sparflamme.

Dafür hat mein Nachbar seinen Plasma-Fernseher entsorgt. Die eine Störung kommt, die andere geht.

73 de Anton

Bild: HongKong

 

HAARP hat fertig

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Der feuchte Traum aller Verschwörungstheoretiker hat fertig. HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) , der Sender in der einsamen Wildnis Alaskas, hat aufgegeben. Nicht weil es nichts mehr zu erforschen gäbe, den Forschern ist schlicht und einfach das Geld ausgegangen. Der Megasender, der mit seiner mächtigen NVIS-Antenne die Ionosphäre aufheizte (auf 3.4 und 6.99 MHz), wurde geschlossen. Die Anlage ist verwaist. Die Schliessung wurde übrigens bereits vor zwei Jahren angekündigt. Doch niemand schien das ernstgenommen zu haben. Stattdessen rankten sich die verrücktesten Geschichten um das Projekt, von Gedankenkontrolle bis zur Auslösung von Erdbeben und Wirbelstürmen. Sogar im scheinbar so seriösen HB-Radio wurden die Gerüchte angeheizt. Worauf die Leser dem Redaktor einheizten :-)

HAARP beschäftigte auch einige Funkamateure und lieferte Daten über die Kurzwellenausbreitung in arktischen Gefilden. Die Wellenausbreitung oberhalb des Polarkreises ist schwierig und schwer zu durchschauen, wie ich aus eigener Erfahrung weiss.

Nun hoffen die Hams und Forscher von HAARP, dass sich ihre Forschung aus anderen Quellen finanzieren lässt und der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Ihre Hoffnung ruht dabei auf DARPA, der Defense Advanced Research Projects Agency.

Wer weiss, vielleicht bekommen die Mühlen der Verschwörungstheoretiker wieder neues Wasser.

73 de Anton

Bild: Goldgräber im hohen Norden (Tankavaara)

Reverse Beacon Network

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Funkbaken hören ist eine tolle Sache. Doch wenn man den Spiess umdreht, wird es noch spannender. Es gibt doch für den OM nichts schöneres, als sich selbst zu hören, bzw. zu sehen: “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der stärkste OM im ganzen Land ;-)

Mit den vielen Web-SDR Empfängern geht das Spiegeln recht gut. Doch das Reverse Beacon Network geht noch einen Schritt weiter.

Verteilt auf dem Globus sitzen Roboter-Stationen, die mit einem Affenzahn die Bänder abgrasen – skimmen, heisst das im Fachjargon. Jede Station, die CQ ruft, wird sofort erfasst und im Internet aufgelistet. Orwell ist überall. Keiner entgeht der Überwachung. Da war der berüchtigte Gilb eine Lachnummer gegen den heutigen Computerpower.

Allerdings haperts auch heute noch mit der Stimmerkennung und so funzt das Ganze nur in CW und Digital. Wer ins Mikrofon plappert, bleibt weiterhin unterhalb des Radars.

Hier gehts zum Reverse Beacon Network.

Doch nur zuschauen, wer alles auf 20m gerade CQ ruft, ist auf die Dauer langweilig. Darum kann diese Matrix mehr, viel mehr:

Gibt man ein bestimmtes Rufzeichen ein, so werden alle CQ-Rufe aufgelistet, die unter diesem Rufzeichen in der letzten Zeit getätigt wurden. Mit Zeit, Frequenz und – sehr interessant! – dem SNR des Signals.

Und damit kommen wir wieder zum Spieglein an der Wand: nehmen wir an, OM Dummytalk möchte seine neue Wunderantenne mit dem Beam von OM Balunistra vergleichen, der im gleichen Ort wohnt. Nichts leichter als das: Beide setzen gleichzeitig einen CQ-Ruf ab. OM Dummytalk auf 14033 und OM Balunistra auf 14034. Mit etwas Glück werden beide von den gleichen Robotstationen geskimmt und finden sich in der Matrix wieder, bzw. im Reverse Beacon Network. Nun können sie aufs dB genau sagen, welche Antenne die Nase vorne hat und ob die Wunderantenne wirklich ein Wunder ist.

73 de Anton

PS. Aber nicht vergessen: die Funklage hat oft einen grösseren Einfluss als die Antenne! :-)

VOACAP

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Bevor ich zum Thema komme, aus aktuellem Anlass nochmals zu den Spielregeln für Kommentare: Wenn jemand zum ersten Mal kommentiert, muss ich ihn freischalten. Ohne Rufzeichen oder sonstige Anhaltspunkte frage ich zurück, wer sich dahinter verbirgt. Damit ich fragen kann, brauche ich natürlich eine gültige Email. Wenn mir jemand bereits eine Fake-Adresse angibt, wird daraus nichts. Frühere Kommentare mit einer ungültigen Email habe ich auf Null gesetzt – eine Neuanmeldung ist also notwendig.

Und nun zum Thema: Wenn man aus seinem Urlaubs-QTH in heimatliche Gefilde funken will, lohnt es sich, vorher bei VOACAP online vorbeizuschauen. So findet man schnell heraus, auf welchen Bändern die grössten Chancen bestehen. Hier kann eine Ausbreitungsprognose für eine Punkt zuPunkt Verbindung erstellt werden. Und hier eine Prognose für die erreichbaren Gebiete von einem bestimmten QTH aus. Nebst dem Monat, der Tageszeit und der Frequenz, lassen sich auch die Sendeleistung/Art und der Antennentyp eingeben.

73 de Anton

Bild: In der Bucht gefunden. Danke Pascal.

Troposcatter

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Es ist offensichtlich: Die Beteiligung an den UKW Contesten sinkt immer weiter in den Keller. Zwischen den Contesten ist noch viel weniger los auf unseren Meter- und Dezimeter-Wellen. Abgesehen von etwas CB-Betrieb auf den Relais herrscht Rauschen. „Einen guten Abend gewünscht und noch die besten Zahlen.“ Mein Gott, so redet doch kein vernünftiger Mensch.

Noch in den Achtzigerjahren konnte man abends auf 70cm in SSB CQ rufen, ohne als Masochist zu gelten. Rufen kann man zwar heute noch, aber man kann genausogut mit der Katze reden.

Viele Newcomer wissen vielleicht gar nicht mehr, dass man auf UKW auch abseits der Relais und in anderen Betriebsarten als FM funken kann. Und sie wissen vielleicht auch nicht, was mit ein paar Watt und einer Yagi im 2m und 70cm Band möglich ist. Der Blindenstock ist das Mass aller UKW-Antennen geworden, das WLAN hat den Transverter ersetzt und D-Star ist das neue SSB.

Seit die Kandidaten nicht mehr Morsen müssen, hockt auch der letzte Glünggi auf dem 80m Band oder brüllt FaiiiiveNeiiiin auf 20, nachdem er im Cluster eine Station ausfindig gemacht hat. Kurzwelle sei die Königsklasse des Funks, hat kürzlich jemand in diesem Forum gepostet. Da muss ich vor Lachen in die Tischkante beissen und bin richtig froh, dass in Suburbia nicht jeder König eine Antenne gebacken kriegt.

Aber ich wollte eigentlich nicht lamentieren. Sondern etwas über Troposcatter erzählen. Die Ausbreitungsart, die für die meisten Contest-QSO’s und UKW-Verbindungen über den optischen Horizont hinaus verantwortlich ist.

Als der Satellitenfunk noch in den Kinderschuhen steckte, lief bei den Kommerziellen und den Militärs auch nur die Kurzwelle. Das gab natürlich Probleme und man suchte nach einem Ausweg für stabile Funkverbindungen über die Sichtreichweite hinaus. Auch ohne riesige Masten und exponierte Standorte sollten Verbindungen über mehrere hundert Kilometer möglich sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag, unabhängig von Ausbreitungsbedingungen.

Findige Ingenieure entdeckten schon früh, dass mit UKW-Wellen Verbindungen möglich waren, wenn beide Stationen ihre Antennen auf den gleichen Punkt in der Troposphäre richteten. Ob Reflexion, Brechung oder Beugung an Unregelmässigkeiten der Atmosphäre – der Mechanismus ist auch heute noch nicht ganz klar. Aber die Verbindungen waren ausreichend zuverlässig, trotz QSB.

So wurde zum Beispiel während des Vietnam-Krieges von den Amerikanern ein Troposcatter-Netz mit dem Namen Back Porch eingerichtet, das die einzelnen Stützpunkte miteinander verband. Notabene ein mehrkanaliges FM-System. Welche Frequenzen und Leistungen dabei benützt wurden, konnte ich leider bisher nicht herausfinden. Das Militär lässt sich auch nach so langer Zeit nicht gerne in die Karten schauen. Doch im Netz findet man Fotos von grossen Parabolantennen in Vietnam und auch Karten, die die Funkstrecken zeigen. So wurde zum Beispiel die Strecke von Saigon (dem heutigen Ho-Chi-Minh) nach Nha Trang überbrückt – gute dreihundert Kilometer mitten über den Dschungel hinweg. Oder zwischen Pleiku und Ubon in Thailand über eine ähnliche Distanz.

Auch in Japan bauten die Amerikaner ein solches Troposcatter-System, vom Norden Hokkaidos bis hinunter nach Chiran in der Präfektur Kagoshima.

Natürlich waren die verwendeten Antennen riesig und die Leistungen im Kilowatt-Bereich. Doch in SSB und mit den Rauschzahlen moderner Empfänger reichen 50 bis 100W und eine Langyagi um auf ebenso grosse Distanzen zu kommen wie damals in den Sechzigern die mehrkanaligen Troposcatter-Netze. Verbindungen über 200 bis 300km sind sowohl im 2m wie auch im 70cm Band jederzeit möglich, ohne Höhenstandorte und ohne Überreichweiten. Oft auch über grössere Distanzen. Die maximale Grenze für Troposcatter liegt bei 700 bis 800km. Hier der Link zu einem interessanten Vortrag von OZ1RH

Aber auch via Ionosphäre sind Scatterverbindungen möglich, unabhängig von der herrschenden MUF. Allerdings im unteren VHF-Bereich, also im 6m-Band. Dafür können höhere Reichweiten erzielt werden, da sich die Scatterzone in der wesentlich höheren Ionosphäre befindet. So haben die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg von Hawaii bis nach Luzon auf den Philippinen und von dort hinauf bis Okinawa ein Ionoscatternetz aufgebaut. Die Distanz wurde natürlich nicht in einem Schwung überbrückt, sondern von Insel zu Insel, quer durch den Pazifik. Die grösste Distanz zwischen zwei Stationen lag dabei zwischen Midway und Wake mit 1350km.

Doch wer meint, das sei jetzt alles Geschichte, ist auf dem Holzweg. Im Gegensatz zu den Kommerziellen, trauen die Militärs auch heute noch den Satelliten nicht über den Weg und benutzen nach wie vor als Alternative und Backup Tropo- und Ionoscatter. Denn ein EMP einer Nuklearexplosion kann nicht nur Satelliten ausser Gefecht setzen, er kann auch die Ionosphäre eine zeitlang wegpusten. Dann geht nicht einmal mehr die Kurzwelle.

Hier ein Überblick über die heutigen Troposcatter-Systeme des Militärs.

73 de Anton

Bild: Blick vom Creux du Van

Sonnenmaximum im Doppelpack?

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“Etwas Unvorhergesehenes ereigne sich auf der Sonne”, meint die NASA, die in ihrer Prognose schon wieder daneben gehauen hat. Ich habe hier in diesem Blog darüber berichtet.

Denn die Sonne wehrt sich gegen jede Prognose. Sie will partout nicht so, wie die NASA-Wissenschaftler. Dafür soll es jetzt nicht einen Peak, sondern gleich zwei geben. Der eine liegt hinter uns, wie wir an den Bedingungen auf den Bändern sehen können, und der zweite soll uns Ende 2013 beglücken oder Anfang 2014. Erst danach sei fertig lustig, heisst es. Wie dem auch sei: wir bleiben dran :-) Was bleibt uns auch anderes übrig?

Hier gibt es mehr über den Doppelpeak zu lesen.

Und wer Amerikanisch versteht, für den ist dieses Video aufschlussreich:

73 de Anton

Zyklus 24: Das kleinste Maximum seit hundert Jahren!

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Auch wenn die Bedingungen auf den höheren Bändern zurzeit nicht schlecht sind, im Vergleich zu den Maxima im letzten Jahrhundert sind sie eher bescheiden. Noch im März 2006 prophezeite die NASA ein Maximum, das über dem Zyklus 23 liegen sollte, wie man in diesem Bild sehen kann.

Heute sieht die Prognose für den weiteren Verlauf des gegenwärtigen Zykluses bei weitem nicht mehr so gut aus. Hier die aktuelle Vorhersage. Gemäss NASA soll der gegenwärtige Zyklus im nächsten Herbst sein Maximum erreichen. Es soll das kleinste Maximum seit hundert Jahren werden.

Der Vergleich der beiden Prognosen, die sieben Jahre auseinander liegen, zeigt wie schwierig es ist, das Verhalten unseres Sterns vorauszusagen. Ob es beim Klima besser gelingt?

Wie der gegenwärtige Zyklus wirklich verläuft, werden wir 2020 wissen, wenn wir voraussichtlich im nächsten Minimum stecken werden. Dann werden wir wieder darüber spekulieren können, ob der nächste Zyklus, Nummer 25, noch schwächer oder ganz ausbleiben wird.

Anhand dieser Darstellung der Sonnenzyklen von 1750 bis 2000 sehen wir, wie stark diese schwanken können.

73 de Anton

Bild: Sonnenuntergang in Nordjütland

 

 

Hat der DARC noch alle Tassen im Schrank?

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Vom 20 bis 21. April findet in Wien eine IARU-Sitzung statt. Unter den Anträgen, die auf dem Tisch liegen, befindet sich auch einer des DARC.

Der möchte nämlich DV-Relais (Digital Voice), als D-Star Repeater, nicht nur übers Internet und Mikrowellenverbindungen miteinender verlinken, sondern auch mittels HF-Links im Kurzwellenbereich.

Die Begründung dazu ist abenteuerlich: Immer weniger Funkamateure könnten effektive HF-Antennen errichten und müssten deshalb ihre Aktivitäten auf Repeater-Verkehr im VHF/UHF-Bereich beschränken. Um hiermit weltweiten „Funkverkehr“ zu ermöglichen müssten diese miteinander verlinkt werden. Da nicht überall in der Welt Internet zur Verfügung stehe um diese Repeater zu verlinken, müsse man auf HF-Links ausweichen.

Es reicht offenbar nicht, dass immer mehr Kurzwellenfrequenzen mit automatischen Pactor-Stationen zugemüllt werden.

Was übrigens in Wien auch ein Diskussionspunkt sein wird. So will der norwegische Amateurfunkverband NRRL über die Zukunft des 30m-Bandes diskutieren. Dort werden nämlich  immer mehr Pactor-Stationen installiert, wie der NRRL auflistet:

10135.4 & 10136.9 Pactor PA3DUV
10138.0 & 10139.5 Pactor LZ1PKS
10139.5 & 10141.0 Pactor PA3DUV
10138 WSPR
10140-10142 PSK
10142.5 & 10144.0 Pactor S51SLO
10144.0 & 10145.5 Pactor ON0FS
10144.1 & 10145.6 Pactor EA8RCT
10144.4 & 10145.9 Pactor HB9AK
10144.9 & 10145.9 Pactor-3 LZ1PKS
10145.0 & 10146.5 Pactor OE3XEC
10146.0 & 10147.5 Pactor ON0FS
10146 & 10147 PSKMail http://pskmail.wikispaces.com/PSKmailservers
10147.8 APRS.
 
Erstaunlich für ein Band, in dem wir nur Sekundärstatus haben und die IARU  sich ausdrücklich gegen unbemannte Stationen im HF-Bereich ausspricht (ausser in Katastrophenfällen).

Es ist leider absehbar, dass bald das ganze Band damit gefüllt sein wird und normaler Amateurfunk in CW und Digital verdrängen wird. Hier macht sich eine kleine Minderheit zulasten der Mehrheit der Funkamateure breit. Leider auch in der Schweiz. Diese unbemannten Pactor-Stationen haben mE nichts mehr mit Amateurfunk zu tun. Sie ermöglichen einer Handvoll Seglern und ein paar Campern gratis Email-Verkehr. Sollen deshalb alle anderen User auf das 30m-Band verzichten?

Deshalb stellt der RSGB aus dem Vereinigten Königreich denn auch den Antrag, den Digitalbereich bis 10130 hinunter auszudehnen. Doch das wird die Pactorianer nicht kümmern. Zumal das 10MHz Band in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird. Der 24. Solarzyklus geht seinem Abschwung entgegen und der nächste soll, wenn überhaupt, noch mickriger werden. Da wird alles auf die Bänder von 20m abwärts drängen.

Schöne Aussichten :-(

73 de Anton

Bild: Eigernordwand, eine natürliche Relaisstation.

630m – Bericht von HB9DFQ

zweite Verlaengerungsspule 70 uH genaue Frequenz Spektrum Antennzuleitung Verlaengerungsspule 77 uH

VFO mit Sender

Paul, HB9DFQ, hat mir einige Bilder seiner 630m-Station geschickt, die ich hier gerne veröffentliche. Er hat zurzeit nur 50W Ausgangsleistung und arbeitet mit seinem 160m-Dipol, der 6 bis 12m über Grund aufgehängt ist und den er für 630m als T-Antenne betreibt. Auf seinen Bildern ist u.a. die Zuleitung zu dieser T-Antenne zu sehen. Der Strahlungswiderstand zusammen mit dem Erdwiderstand und anderen Verlustwiderständen beträgt bei ihm 40 Ohm, was meines Erachtens ein sehr guter Wert ist. Kein Wunder gehört Paul auch auf 160m zu den stärksten Stationen in der Schweiz mit den 200W seines SE-222. Trotzdem: Da der Strahlungswiderstand einer solchen Antenne auf 472kHz weit unter einem Ohm liegen dürfte, liegt vermutlich das EIRP noch unter einem Watt. Paul hat also noch Potential :-)

Trotzdem hat Paul damit bereits Stationen aus HB, DL, G und OK gearbeitet. PA0 wird wohl bald dazu kommen, da die Holländer hier sehr stark zu hören sind. Vielleicht auch ON7YD. Die Belgier dürfen zwar noch nicht auf 472 kHz senden, aber Rik hat eine Genehmigung für 501.2 kHz unter dem Rufzeichen OR7T und es lohnt sich, bei einem CQ-Ruf auch diese Frequenz abzuhören.

Paul sagt, dass es zurzeit besonders zwischen 18:00 und 20:00 HBT gut gehe. Auch er berichtet von sehr starkem QSB zwischen “sehr stark” und “nicht mehr hörbar”, was ich bestätigen kann. Offenbar eine Eigenart des Bandes.

HB9BGG sei ebenfalls QRV, habe aber zurzeit lokales QRM mit S9+. Auch HB9YB, der seinen IC-725 umgebaut hat, ist offenbar QRV.

Um die Aktivität im neuen Band zu fördern, verleihe ich gerne unentgeltlich meinen zweiten Sender an einen Schweizer-Funkamateur. Bedingungen: Noch kein Sender für 630m vorhanden, Antenne auf 630m muss abgestimmt sein und funktionieren. Kein Steckdosenfunker und muss CW können. Ausleihe für maximal 3 Monate. Der CW-TX muss abgeholt werden. Die Leistung des Senders ist variabel von 10 bis ca. 500W.

Interessenten können sich bei mir melden.

73 de Anton

Erste QSO’s im neuen 630m Band

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Hallo liebe Funkperlen-Leser, seid ihr noch alle da?

Eigentlich sollten diese Tage ruhige Zeiten sein, doch dieses Jahr ist alles anders.  Das liegt sicher auch am neuen 630m Band. Endlich konnte mein Sender seine Wellentaufe bestehen. Er ist nicht explodiert und die Antenne hat der Hochspannung auch klaglos standgehalten. Auf dem neuen Band ging es zeitweise zu, wie bei einem Contest auf KW. Doch die Bedingungen sind anders und mit keinem anderen Band vergleichbar, auch nicht mit den Nachbarn 2200m und 160m. Ausser beim QRM durch den China-Schotter. Der schüttet auch hier Wermuts-Tropfen in das klare Wellenwasser. Besonders jetzt mit den Weihnachtsbeleuchtungen, die natürlich alle mit billigsten Schaltnetzteilen betrieben werden. Alle mit grossem BAKOM-gerechten CE-Zeichen. Aber man kann die ja nicht so einfach konfiszieren wie ein paar Baofengs.

Das Bild oben zeigt, was bei mir auf 472 kHz in diesen zwei Tagen gelaufen ist. Ich denke, es ist selbsterklärend. Die Zeiten sind aber in MEZ und nicht in UT.

Das erste HB9-QSO fand nach meinen informationen zwischen Paul, HB9DFQ und Marco HB9BGG statt. HB9DFQ tätigte auch die erste Auslandverbindung und damit zugleich die Erstverbindung mit DL.

Mein EIRP sollte nach ersten Berechnungen (Programm von Andy, G4JNT) und Messungen (Antennenstrom) bei 5W liegen. Die Erd- und anderen Verluste sind leider sehr hoch, so dass ich die vollen 500W meines TX brauche, um die Würmer aus dem Boden zu treiben :-) Auf 136 kHz schaut es noch schlechter aus und der Wirkungsgrad meiner “gekröpften” Inverted-L dürfte bei maximal einem Promille liegen.

Die abgestrahlte Leistung wird ja oft überschätzt. Bereits auf 160m heizt bei vielen OM das Meiste den Würmern ein und von 100 bleiben oft nur wenige Watt übrig, die zum grössten Teil mehr oder weniger senkrecht nach oben streben. Ausser bei wenigen DX-Spezialisten mit hohen Vertikalstrahlern.

73 de Anton

 

472 kHz: Das Bakom arbeitet an der Freigabe

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Wie das BAKOM auf meine Anfrage heute mitteilte, sind die Arbeiten zur Freigabe des 630m Bandes im Gang und es wird damit gerechnet, dass diese im Verlaufe des nächsten Jahres abgeschlossen werden können.

Das ist wunderbar. Vielleicht kommen wir also schon 2013 in den Genuss der neuen Frequenzen, oder eventuell auf 1.1.2014.

In Australien haben die Behörden offenbar schon gearbeitet: Das neue Band wird, wie in vielen anderen Ländern auch, ab 1.1.2013 freigegeben.

Was die Benützung von Frequenzen im konzessionsfreien Bereich unter 9kHz anbelangt – dort laufen ja in verschiedenen Ländern Versuche, u.a. in DL – war der Bescheid auf meine Anfrage aber negativ:

Diese Frequenzen seien für Induktionsschleifen für Hörgeräte und Ampelsteuerungen vorgesehen und daher sei eine Benutzung für Amateurfunk nicht erlaubt. Induktionsanlagen seien zwar nicht konzessionspflichtig, das bedeute aber nicht automatisch dass diese Frequenzbereiche auch für Amateurfunk eingesetzt werden dürften.

Da ich noch kein Hörgerät benötige, werde ich also diese Versuche noch etwas hinausschieben ;-)

Am anderen Ende des Spektrums haben wir experimentierenden Funkamateure jedoch mehr Glück. Das BAKOM hat nichts gegen Amateurfunkverbindungen im Bereich des sichtbaren Lichts einzuwenden.

Das ist interessant, können doch mit neuartigen Hochleistungs-LED und einfachen Linsen auf der Sendeseite  und Fotodioden auf der Empfangsseite, problemlos Verbindungen über mehrere 10km bis über 100km aufgebaut werden. Versuche über Reflektionen an Wolken und Bergflanken sind u.a. in UK positiv verlaufen. Man ist also wie bei den Mikrowellen nicht unbedingt auf eine Sichtverbindung angewiesen (1,2,3)

Die verwendeten Sendeempfänger sind recht einfach aufgebaut und arbeiten im Basisband in AM ohne zusätzliche Trägerfrequenz. Verwendet wird heutzutage nicht kohärentes Licht aus LED und selten mehr Laser, da letzterer nicht ganz unproblematisch ist (Gefährdung Luftverkehr) und kohärentes Licht grösserem Scintillations-Fading ausgesetzt ist.

73 de Anton

Bild: FT-898 ;-)

472 kHz & Erweitertes 60m Band in UK

Der FT-818

Die Funkamateure in UK können sich freuen. Sie erhalten ab dem 1.1.2013 nicht nur Zugang zum neuen Mittelwellenband 472 – 479 kHz, sondern auch mehr Frequenzen im 5 MHz Band. Insgesamt ganze 71 kHz!

Links die bisherigen Frequenzen und rechts die neuen:

Bottom (kHz) Top (kHz) Width (kHz) Bottom (kHz) Top (kHz) Width (kHz)
5258.5 5261.5 3 5258.5 5264 5.5
5278.5 5281.5 3 5276 5284 8
5288.5 5291.5 3 5288.5 5292 3.5
5298 5307 9
5313 5323 10
5333 5338 5
5354 5358 4
5366.5 5369.5 3 5362 5374.5 12.5
5371.5 5374.5 3
5378 5382 4
5395 5401.5 6.5
5398.5 5401.5 3
5403.5 5406.5 3 5403.5 5406.5 3

Die Sendeleistung beträgt maximal 100W PEP bzw. 200W EIRP. Die maximale Bandbreite beträgt 6 kHz. Damit wäre neu sogar AM zulässig.

60m ist ein interessantes Band für den Verkehr über kurze und mittlere Strecken. Da oft keine tote Zone existiert, wäre es auch für Funkverkehr innerhalb der Schweiz interessant – im Winter als Entlastung für das überfüllte 80m Band und im Sommer für Tagesverbindungen. Aber auch für Europaverkehr ist das 60m Band ideal, wie ich im Urlaub von der Nordspitze Dänemarks aus bei meinen täglichen Crossbandverbindungen feststellen konnte.

73 de Anton

Bild: FT-818 ;-)

1800-2000 kHz primär für den Amateurfunk

P1010128 Große E-Mail-Ansicht

Natürlich nicht bei uns, das wäre zu schön. Sondern im Geburtsland des Amateurfunks, in den USA. Doch die US-Amateure sollen nicht nur ein primäres Topband erhalten, sondern endlich auch unbeschränkten Zugang zum Langwellenband 135.7 – 137.8 KHz bekommen, wie die ARRL mitteilt.

Da müssen dann die nächsten Rufzeichensammler wieder umlernen, die die amerikanische Lizenprüfung machen, um ein US-Rufzeichen zu ergattern, wie das kürzlich in Basel geschehen ist. Wie ich gehört habe, übrigens alles HB9er und HB3er. Also keine Schlaumeier, die sich über diesen Umweg die Prüfung beim BAKOM ersparen wollten. Gerüchteweise soll das früher aber vorgekommen sein, vielleicht weil man die US-Prüfung als leichter angesehen hat oder aus Kostengründen. Einige ganz Schlaue sollen die Prüfung sogar in Österreich gemacht haben, weil sie dort leichter sei und weniger koste. Doch nichts Genaues weiss man nicht.

Doch zurück zum 160m Band. Wir in HB9 dürfen uns glücklich schätzen, dass ganze Band benutzen zu dürfen, bis auf die ersten 10 kHz, welche man uns aus unverständlichen Gründen weggeknabbert hat. Und das erst noch mit voller Leistung. Abgesehen von Österreich haben die OM in den Nachbarländern nicht dieses Privileg. In Italien und Frankreich darf nur zwischen 1.81 und 1.85 gefunkt werden und in Deutschland ist die Leistung zwischen 1.91 und 2.0 MHz auf 10W beschränkt. Nur scheint sich dort niemand daran zu halten, wenn man die dicken Signale im oberen Bandteil hört.

Das 160m Band ist ein wertvolles Nahverkehrs- und Mittelstreckenband, es ist aber auch sehr verletzlich, was Störungen durch Chinaschrott anbelangt. Plasmafernseher, VDSL, Schaltnetzteile und Sparlampen machen dem OM das Leben im Topband schwer. Wo früher das S-Meter tagsüber auf die Nullinie sank, zeigt es heute zwischen S4 und S7, in schlimmen Lagen sogar S9. Ein bedenkliches Zeichen für die fortschreitende Verschmutzung des Æthers.

Wenn die angeblich EM-Sensiblen wüssten, was heute so auf sie einstrahlt, sie bekämen nicht erst Kopfweh beim Anblick einer Funkantenne.

Apropos Sparlampen. Wer Licht immer noch mit Wärme assoziert und beim Licht der Sparlampen in die Tischkannte beisst und bei den LED’s das Geknatter im Transceiver nicht mag, der hat jetzt wahrscheinlich die letzte Gelegenheit einen “historischen” Vorrat anzulegen. In der E-Bucht und auf Ricardo werden zurzeit noch grössere Posten der edisonschen Funzeln verhöckert. Zu anständigen Preisen, notabene. Sogar 100 Wätter sind dabei und manchmal auch in der längst verbotenen matten Ausführung. Vermutlich werden so die letzten Lager liquidiert, von denen, die die Fristen verpasst haben. Wie lange der Spass noch dauern wird,  ist ungewiss. Wenn die Sesselfurzer in den Ämtern davon Wind bekommen, ist wohl fertig lustig.

Diesmal ganz ohne Link, nach dem Motto: Wer sucht, der findet ;-)

73 de Anton

Bild: Tiffany Lampe. Wer würde hier schon Sparlampen einschrauben?

Streifzug durch den Æther

Ganz unten, auf dem 2200m-Band, findet man immer wieder Signale, doch die echten QSO’s sind selten geworden. Zurzeit werden viele neue digitale Betriebsarten ausprobiert, wie JT9-2, doch die meisten senden nur im Beacon-Modus und hören nicht. Ist ja auch praktisch: Man lässt den TX laufen und geht 2m horizontal. Das Gleiche gilt für die nächst höheren Bänder 472 kHz und 500 kHz. Echte QSO’s in CW sind auch dort selten zu hören. Wenn das 472kHz Band in weiteren Ländern freigegeben wird, könnte sich das ändern.

Wie in Norwegen zum Beispiel: dort ist das neue MW-Band ab 1. November mit einer Strahlungsleistung von 1W ERP freigegeben. Auch aus Finnland wird die Freigabe für den 1.1.2013 angekündigt. Dafür wird das bisherige 500 kHz Band wieder dichtgemacht. Das steht auch anderen Ländern bevor, die dieses Band vorübergehend für Experimente dem Amateurfunkdienst zur Verfügung gestellt haben.

Die meisten OM interessieren sich aber nur am Rande für Lang- und Mittelwelle. In den YEN-Boxen sind diese Bänder sendeseitig ja noch nicht implementiert und die Antennen für diese Bänder bereiten auch einiges Kopfzerbrechen. Nicht jeder will basteln, viele “arbeiten” lieber die DX-Stationen, die sie auf dem Cluster finden. Die aktuellen DX-Expeditionen findet man übrigens  hier oder hier.

Natürlich gibt es noch viele andere interessante Spielarten auf den kurzen Bändern. Eine der Faszinierendsten in meinen Augen ist QRP. Und mit dem neuen KX3 macht das nochmals mehr Spass. Allerdings habe ich mit einer weiteren Schwäche dieses Kästchens Bekanntschaft schliessen müssen:

Über das ganze 15m Band “jodelte” ein spanischer Rundfunksender und auf 20m dasselbe mit einem Nachrichtensprecher in russischer Sprache. Das ist mir zum letzten Mal mit einem Uralt-Gerät von Kenwood passiert. Dabei soll doch der Dynamikbereich des KX3 unschlagbar sein und das Teil soll “Supermesswerte” vorweisen können. Aber wir Messwertgläubigen haben eines übersehen: Der KX3 funzt nach dem DC, dem Direct Conversion Prinzip. Vor dem A/D-Wandler wird die HF auf Null heruntergemischt. Und so hat der KX3 die Eigenart aller DC-Empfänger geerbt: Sehr starke Signale im Durchgangsbereich der Eingangsfilter werden im Mischer demoduliert und schlagen durch. Sie sind dann im ganzen Band, unabhängig von der Abstimmfrequenz, zu hören. Das ist ein Problem, das sich nicht mit Softwareupdates beheben lässt und es verlängert die ohnehin schon lange Schwächeliste des KX3.

Der JUMA TRX2A ist übrigens auch so ein DC-Empfänger. Der Finne verzichtet aber auf SDR und macht es klassisch nach der Phasenmethode. Die Filterung erfolgt mit Switched Capacitor Filtern. Er soll einen wunderschönen Klang haben und ich glaube das gerne.  Denn mit diesem Prinzip entstehen auch keine digitalen Artefakte. Er wäre also eine echte Alternative zum KX3. Doch da könnte ein Problem sein, wie auf dem Blockschaltbild zu sehen ist. Die AGC Schlaufe sitzt vor den SC-Filtern. Damit könnten starke Stationen nahe der Empfangsfrequenz den Empfänger zuregeln und ein schwaches Signal unhörbar machen. Aber das ist Theorie. Vielleicht sieht auch hier die Praxis anders aus. Leider besitzt der JUMA keinen NB und kommt daher für meine Weidezaun-Umgebung nicht in Frage. Ich habe schon genug Fisimatenten mit dem miserablen NB des KX3.

Schade, denn die Konstruktion des JUMA ist grundsolide und professionell gemacht. Viel besser als die Rändelmutterkiste von Elecraft. Aber die Amis sind heutzutage im Amateurfunk konstruktive Nieten. Das war zu den Blütezeiten von Collins noch ganz anders.

Doch ziehen wir weiter durch die Ætherwellen. letzte Woche war auf UKW und höher der Teufel los. Es gab Überreichweiten vom Feinsten und auch mit bescheidenem Equipment konnte man auf 2m und den UHF Bändern ganz Europa arbeiten. Notabene dank APRS :-) habe ich die Ducts nicht verpasst. Aber der gewiefte UHF-Amateur weiss auch so, dass bei Hochdrucklagen im Herbst oft tolle Inversionslagen entstehen.

73 de Anton

Bändpläne wie Salami

Wie überall tummeln sich auch unter den Radioamateuren die unterschiedlichsten Typen. Neuland wird zuerst von den Forschern &Entdeckern betreten. In unserem Fall geht es dabei um neue Technologien, Betriebarten und Frequenzen. Nach und nach wird dann das Neuland besiedelt und schliesslich treten die Organisatoren auf den Plan, damit ein vernünftiges Zusammenleben unter den anschwellenden Massen möglich ist. Bei uns Funkamateuren entstehen dann Regeln, Normen und Bandpläne. Später kommen dann die Verwalter, gefolgt von den Bewahrern und schliesslich den Nostalgikern.

Doch manchmal sind die Organisatoren ungeduldig. Noch darf in Europa ausser den Deutschen niemand das neue Mittelwellenband bei 630m benutzen und schon wird in den einschlägigen Foren darüber diskutiert, wie es aufgeteilt werden soll. Am liebsten in klitzekleine Scheibchen, für jeden Pippifax eine Frequenz, wie zum Beispiel im 2m Band.

Doch die Organisatoren scheinen in diesem Fall etwas verwirrt zu sein. Die sieben Kilohertz des neuen Bandes sollen nicht nur in kleinste Salamischeibchen geschnitten werden, bevor es überhaupt „bevölkert“ wird, auch Bakensender will man noch rein quetschen.

Dabei hat es gerade von denen mehr als genug. Denn wir werden den Frequenzbereich zwischen 472 und 479 kHz mit Flugfunkbaken, sogenannten NDB’s teilen müssen (Non Directional Beacons).

Die wichtigsten Funkfeuer dort sind BIA in Polen auf 474 kHz (KO10bc), RP in der Slowakei auf 477 kHz (JN88nl) und VIB in Italien auf 480 kHz (JN62ak). Sie sind jede Nacht bei uns hörbar. Doch die „Kanalisation“ beträgt im Bakenband 1kHz und so findet man bei guten Bedingungen auch zwischen diesen Frequenzen die typischen Signale aus zwei oder drei Buchstaben in langsamem Morsecode.

Leider senden die NDB’s nicht wie wir in reinem CW sondern in „tönender Telegraphie“, d.h. die Signale sind amplitudenmoduliert. Über die benutzten Modulationsfrequenzen findet man in der Regel keine Angaben und es gibt offenbar auch keine Norm. Doch scheinen Modulationsfrequenzen bei 400 und 1000 Hz zu dominieren.

Jede NDB besetzt also drei Frequenzen: die Trägerfrequenz plus zwei Seitenbänder.

Wer über das zukünftige Band dreht, bekommt daher einen gemischten Wellensalat zu hören. Allerdings nur mit einer angepassten Antenne oder einer Aktivantenne. KW-Amateurfunkantennen sind in der Regel auf 472-479khz so schlecht angepasst, dass man damit nur die stärksten Signale hören kann.

Auch über die Sendeleistung der NDB’s findet man kaum Angaben. Geschweige denn über EIRP. Von einigen 10W bis in den Kilowattbereich ist alles unterwegs. Trotzdem sind diese Baken nicht nur lästig, sie sind bei systematischer Beobachtung auch verlässliche Ausbreitungsindikatoren.

Natürlich werden sie heutzutage kaum mehr benutzt und haben mehr Backup-Charakter. Denn erstens gibt es noch die sogenannten VOR, die UKW Drehfunkfeuer und zweitens das GPS. Doch letzteres kann unversehens ausfallen. Zum Beispiel wenn Krieg ausbricht und es ausgeschaltet oder gestört wird. So wird auch verständlich, wieso gerade Staaten aus dem nahen Osten, Russland und China gegen einen Amateurfunkdienst im Bakenbereich des Flugfunks votierten. Im Notfall sollen die Flieger wieder ihre alten Peiler einschalten können.

Doch zurück zu den Plänen der Organisatoren. Am Anfang dürfte auch auf Mittelwelle ein Gentleman Agreement genügen, wie das auch auf Langwelle der Fall ist. Erst wenn man sieht, wer sich wie dort tummelt, kann man dann vielleicht ans organisieren denken.

73 de Anton

Bild: “Der Fremdkondensator”, eine Vorschau auf das nächste Thema in diesem Blog: Wie mache ich meinen Transceiver heiss für die Mittelwelle.

Ab 1.1.2013 Mittelwelle auch in der Schweiz

Wie auf der Seite Amateurfunk.ch zu lesen ist, teilte das BAKOM auf Anfrage mit, dass ab 1.1.2013 das Mittelwellenband 472 bis 479 kHz auch in der Schweiz benutzt werden kann, und zwar mit 5 Watt EIRP. Vorbehalten bleibt die Genehmigung des aktualisierten Nationalen Frequenzzuweisungsplanes durch den Bundesrat. Von Seiten USKA kamen diesbezüglich bisher keine Informationen. Ob die Verbindung BAKOM-USKA klappt? Wenn ja, wäre es interessant, zu erfahren, ob das 60m Band und 70 MHz angesprochen wurden und wie es dort aussieht.

73 de Anton

Bild: Das Pferd von Pippi Langstrumpf?

PLC: Amateurbänder ausgespart – CB schutzlos!

Neuerdings ist in meiner Nachbarschaft ein PLC-Netz in Betrieb. Power Line Communications benutzt das Stromnetz im Haus, um Computer mit dem Internet und untereinander zu verbinden. Verwendet wird dabei das ganze Kurzwellenspektrum. Eine Riesensauerei, denn die Stromkabel im Haus sind nicht abgeschirmt und wirken als Antenne. Der Kurzwellenempfang wird in der Nähe verunmöglicht und weit herum gestört.

Für die Funkamateure gibt es einen Lichtblick: Seriöse Hersteller – sofern man diesen Schrott überhaupt als seriös bezeichnen kann – sparen die Amateurbänder aus. Doch die SWL’s bleiben auf der Strecke. Ebenfalls die CB-Funker.

So tönt dieser PLC-Schwachsinn

Wie man sieht, stoppt das Störsignal kurz vor dem 10m-Band. Doch kurz darunter nagelt es den ganzen CB-Bereich zu. Das 12m und 15m Band werden dann wieder verschont. Das Signal ist bei mir glücklicherweise nicht besonders stark, denn der Störer ist mehr als 100m von meiner Antenne entfernt und diese ist ein Halbwellenstrahler für das 10m-Band. Darum ist der Störer umso schwächer zu hören, je weiter man vom 10m-Band weg dreht.

Würde er sich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft befinden, könnte ich ihn auch auf den Amateurbändern hören. Denn die Unterdrückung der Störsignale auf unseren Bändern ist nicht vollständig.

Glücklicherweise benutzen alle anderen in meiner Umgebung ein WLAN.

73 de Anton

10 GHz Regenscatter

Funkamateure sind neugierig und probieren immer wieder neue Dinge aus. Auch die Nostalgiker unter uns. Da bin ich übrigens in der Tiefe des Netzes auf einen Truhe voller Perlen gestossen: Manuals alter Bootsanker. Vielleicht lohnt es sich, ein bisschen darin zu wühlen? Doch heute möchte ich vom anderen Ende des Spektrums berichten:

Während man auf VHF/UHF noch auf einen goldenen Herbst mit stabilen Hochdrucklagen  warten muss, um in den Genuss von Überreichweiten zu kommen, ist auf 10 GHz wieder DX angesagt. Denn Gegensatz zu den tieferen Mikrowellenbändern ist das 3cm Band ein Schlechtwetter-Band. Wenn sich die Kumuluswolken nahender Gewitter auftürmen, erwacht das Band zum Leben. Regenscatter heisst das Zauberwort. Regentropfen sind für 3cm Wellen recht gute Reflektoren. Das Wetterradar funktioniert ja schliesslich auch in diesem Frequenzbereich. Je höher und dichter die Regenwand, desto weiter geht der Regenfunk. Distanzen bis zu 500km sind Routine und können auch mit bescheidenen Anlagen überbrückt werden. Mit Leistungen, die in tieferen Bändern als QRP gelten und Antennen, die auf jeden Balkon passen. Ja, sie fallen dort nicht einmal auf, sind sie doch nichts anderes als zweckentfremdete Satellitenspiegel. Ich benutze zum Beispiel einen 33cm Technisat Spiegel, den kleinsten in der Reihe, und die PA liefert nur 4W. Am Feedhorn sinds dann noch etwa 2W :-(

Man muss also nicht auf einen Berg kraxeln um auf 10 GHz DX zu arbeiten. Doch CW sollte man schon können. Den Grund dafür könnt ihr in der folgenden Aufnahme entdecken. Das Filmchen ist zwar unscharf, ihr und der Fotogott möget mir verzeihen, aber es geht ja um das Hören. Am Anfang ruft HB9BHU CQ, dann hört man die Bake LX1DB und schliesslich noch die Bake HB9BBD. Von beiden höre ich sonst keinen Pieps.

SSB ist zwar möglich, aber die Signale tönen schlimmer als ein vorüber fahrender Güterzug. Und eine digitale Betriebsart kann ich mir bei diesen verzerrten Signalen beim besten Willen nicht vorstellen. Der 10 GHz Schmalbandbereich, bei 10368 MHz, ist also in erster Linie ein CW Band. Wer das Band beobachten möchte, kann hier mal reinhören. Dieser Web-SDR befindet sich auf der Hochwacht bei Zofingen.

Wer jetzt meint, diese Verbindungen würden nur nach vorheriger Absprache zu Stande kommen, der hat die falsche Taste erwischt. Es gibt zwar einen Mikrowellenchat bei ON4KST, wo man sich trifft und Versuche abspricht, doch viele Verbindungen kommen auf einen CQ-Ruf zustande.

Nahende Gewitter sind nicht zu übersehen. Trotzdem ist die Seite von TK5EP nützlich. Sie zeigt die aktuellen Scatterpoints in Europa.

Zwar werden auch die Baken auf der Karte angezeigt, doch die sind weniger aktuell. Hier empfehle ich die Seite Beaconspot. Übrigens auch eine tolle Spielwiese für den neugierigen SWL und ebenso spannend wie das Beobachten von Flugfunkbaken im Mittelwellenberich unterhalb 500 kHz.

73 de Anton

Bild, von links nach rechts: Begali Blade, die sanfte Schwedentaste, Begali Spark,  der Highspeed-Klopfer, Begali Camelback, die Präzise mit dem scharfen Klang. Ich liebe sie alle drei.

Hamnet

Wie die USKA meldet, habe das Schweizer Hamnet jetzt eine Verbindung nach Deutschland. Via Bonndorf hätten Schweizer OM Zugang zum Deutschen Hamnet.

Das ist wunderbar. Doch was ist Hamnet?

Hamnet ist nichts anderes als alter Wein in neuen Schläuchen. Konkret: Ein Wiederbelebungsversuch für das tote Pferd Paket Radio.

In einem ersten Schritt soll ein “Digitaler Backbone”, also ein digitales Rückgrat, aufgebaut werden. In einem zweiten Schritt würden dann die “Userzugänge” geschaffen. Interessanter Approach, hi.

Dieses Rückgrat ist ein Netz von Computern, die via WLAN-Richtfunkstrecken miteinander verbunden sind, in der Schweiz im 5.7 GHz Band. Funktechnisch ein No Brainer, wie die Amis sagen würden, mit handelsüblichem WLAN-Equipment aufgebaut. Im Prinzip das, was jeder Computerfreak ohne Lizenz auch macht. Ganz legal notabene. Unser 5.7 GHz Amateurband ist ja zugleich auch ein internationales Müllband mit Jekami (Jeder kann mitmachen) Die Hamnet- Betreiber brauchen aber etwas mehr Leistung, als der Rest des Mülls, der sich dort tummelt, und deshalb die Bewilligung des BAKOM.

Der Einfachheit halber haben die Pferdedoktoren gleich das ganze Band frequenzmässig verplant (siehe Seite 10).    Der Schmalbandbereich 5760 – 5762 MHz wurde jedoch säuberlich ausgespart. Bravo! Mal jemand der den Bandplan ernst nimmt.

Damit das klar ist: ich habe nichts gegen Hamnet. Das ist sicher ein interessantes Projekt. Es hat zwar mit Amateurfunk nur am Rande zu tun, bzw. benutzt diesen als Vehikel, doch für die Netzbauer ist es eine technische Herausforderung und eine tolle Spielwiese. Da kann man nichts dagegen haben. So wird unser 6cm Band mindestens benutzt. Und gescheiter als auf KW nächtelang FIVE NINE ins Mikrophon zu brüllen ist es allemal. Technische Verusche sind ja der Sinn und Zweck des Amateurfunks.

Doch wie gesagt: PR ist ein totes Pferd. Das Internet hat ihm den Rest gegeben. Wenn es jetzt wiederbelebt werden soll, müssen auch neue Anwendungen kommen. Die geplanten Übertragungskapazitäten sind gross. Doch wozu?

Auf der Seite des Österreichischen Versuchssender Verbandes steht treuherzig:

HAMNET ist kein Internetersatz. Es wird kein Zugang vom Internet wie auch ins Internet geboten. HAMNET ist ein abgeschlossenes Netzwerk für Amateurfunkzwecke und stellt die Kommunikation über schnelle Richtfunkstrecken in den Vordergrund.

Kein Internet? Das macht die ganze Sache noch mysteriöser. Wozu also die riesigen Bandbreiten? Für die paar Öhmer, die in ihrer Freizeit Meldungen über technische Versuche austauschen?

Vielleicht ist es einfach so, dass man das Pferd am Schwanz aufgezäumt hat. Man benutzt die Bandbreite die da ist, im Äther und auf den WLAN-Karten, eine Anwendung wird sich dann schon finden.

Ich bin gespannt, wer da reiten wird.

73 de Anton

Neu: Links zum Thema Notfunk, siehe rechte Spalte.

Ist das Sonnenfleckenmaxium schon vorbei?

Die Bedingungen auf den Kurzwellenbändern sind seit einiger Zeit lausig. Die Sporadic E Saison klingt langsam ab und das 10m Band bleibt immer längere Zeit still. Nicht einmal russische Taxis und Fischnetzbojen sind zu hören. Haben wir das Maximum des gegenwärtigen Zyklus Nr. 24 schon hinter uns? Hat das Maximum schon letzten November stattgefunden, wie obenstehendes Bild vermuten lässt? Wir werden es bald wissen. Wenn sich die Sonne in nächster Zeit nicht nochmals am Riemen reisst, dann war es das. Und zwar für sehr lange. Ein Zwergenmaximum wie das gegenwärtige, notabene nach einem ungewöhnlich ausgedehnten Minimum, deutet auf kommende ruhige Zeiten hin, und die Chance, dass das nächste Maximum noch mickriger ausfallen wird, wenn es überhaupt noch stattfindet, die steigen.

Die Sonne “fährt” ja nicht nur einen Elfjahres-Zyklus, sonder noch einen langwelligeren, der dem Elfjährigen überlagert ist. Zeiten hoher Maxima wechseln sich ab mit Jahrzehnten in denen die Sonne schläft. Wobei der Elfjahreszyklus auch mal längere Zeit ausbleiben kann, wie im sogennanten Maunder-Minimum, in dem die Sonne zwischen 1645 und 1715 ein fleckenloses Antlitz zeigte. Das hatte zwar damals keine Auswirkungen auf den Funkverkehr, da Marconi erst zwei Jahrhunderte später in Erscheinung trat,  aber das Erdklima wurde im Maunderminimum merklich kühler. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der kleinen Eiszeit. Solche Perioden mit sehr geringer Sonnenaktivität scheinen immer wieder aufzutreten. Dem Mauderminimum gingen das Wolf-, das Spörer- und das Oort-Minimum voraus. Der Mechanismus dieser längeren Minima ist noch unbekannt. Vieles an unserer Sonne ist ja noch Spekulation und liegt für die Wissenschaftler im Dunkeln :-)

Doch was interessieren den gewöhnlichen OM die Hallen der Ewigkeit. Wir funken hier und jetzt und wenn die Sonne in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr richtig in die Gänge kommt, werden wir unsere Aktivitäten anpassen müssen. Nach einer Verlagerung auf tiefere Frequenzen mit dem einhergehenden Gedränge, kommt es vielleicht zu einem Revival des UKW-Funks und der Mikrowellenbänder. Oder die müden alten funkenden Männer verlagern sich dann endgültig auf Skype. Wer weiss :-)

73 de Anton

Bild: Vertikale Achse = Sonnenflecken-Relativzahl

Hurricane Season 2012

Im Nordatlantik hat die Hurricane-Saison begonnen. Wer die Stürme mitverfolgen will, deren Überrerste manchmal sogar ihren Weg bis zu uns finden, kann hier nachsehen.

Folgende Frequenzen werden während der Hurricane-Zeit durch Warnmeldungen und Notfunkverkehr belegt:

14.300 Maritime Mobile Service Net

14.325 Hurricane Watch Net

14.265 Salvation Army Team Emergency Radio  Network (Notfunknetz der Heilsarmee)

Im Katastrophenfall findet ein Grossteil des Funkverkehrs im 40m und 80m Band statt.

Kuba: 7.045, 7.080, 7.110 MHz3.740 MHz

Mexiko: 3.690 and 7.060 MHz

Guatemala: 7.075 MHz

Nicaragua: 7.098 MHz

Sowie in Mittelamerika auf den Frequenzen des Red Centro Americana: 7.090 and 3.750MHz

73 de Anton

Eilmeldung: 472 kHz in Deutschland freigegeben

Wie die Bundesnetzagentur mitteilt, ist das Band 472 – 479 kHz in Deutschland ab sofort freigegeben. Lizenzklasse A: 1W ERP, Bandbreite max. 800 Hz.

Hallo USKA, hallo BAKOM, seid ihr auch schon alle wach? Das sind für unsere deutschen Freunde sehr gute News. Herzliche Gratulation zu diesem neuen Experimentierfeld. Update folgt.

Quelle:  IARU NEWS Region 1

73 de Anton

Die Schweiz gerät immer weiter ins Abseits

Nicht politisch, dort wird die Schweiz immer mehr zum Brennpunkt – zumindest in Finanzangelegenheiten – aber aus der Sicht des Funkamateurs. Nun wird in Dänemark, wie bereits in Norwegen, Island, Kroatien und der Slowakei, das 60m Band  vollständig freigegeben. In der Klasse A kann mit 1000 Watt von 5250 bis 5450 kHz gefunkt werden. in der Klasse B immerhin noch mit 100W. Und das ab sofort. Auch das 4m Band wird nun nach einem Versuchsbetrieb definitiv freigegeben. Für alle drei Klassen mit 25W von  70.0875 – 70.1125 und von 70.1625 – 70.5125 MHz.

Am liebsten würde ich nach Dänemark umsiedeln – zum Beispiel auf die Sonneninsel Bornholm, auf der sogar Feigenbäume gedeihen. Zumal die Dänen nicht nur äusserst sympathisch, sondern auch eines der glücklichsten Völker der Welt sind.

Aber das ist noch nicht alles. Schon seit Jahren dürfen die Dänen den ganzen 13cm Bereich von 2300 – 2450 MHz benutzen (Klasse A mit 250W). Wir in der Schweiz brauchen für den wichtigen SSB/CW-Bereich bei 2320 MHz immer noch eine Sonderbewilligung. Auch im 9cm Band von 3400 – 3410 MHz können die Dänen funken, wie übrigens auch in Deutschland. Bei uns ist dieses Band tabu.

Doch das Schönste kommt zum Schluss: Ab 1. Januar 2013 wird in Dänemark das neue Mittelwellenband 472 – 479 kHz mit 1W ERP freigegeben. Und das für die Kategorien A und B!

Die Beamtenmühlen mahlen im Norden offenbar schneller. Nicht nur was das Asylwesen anbelangt. Aber was nicht ist, kann noch werden. Und vielleicht werden wir ja plötzlich – mit Schweizer Gründlichkeit und Präzision – von einem ganz grossen Wurf überrascht :-)

73 de Anton

Monaco gibt 472 kHz Band frei!

Die “Direction des Communications Electroniques” der Principalité de Monaco, hat in einem Schreiben vom 18. Mai 2012 den Bereich 472 – 479 kHz mit einer Sendeleistung von 1 Watt EIRP für den Amateurfunk freigegeben. Monaco ist hiermit das erste Land, das das neue 630m Band für die Funkamateure öffnet.

73 de Anton

Bild: Mein moderner UHF/Mikrowellen-Transceiver. Ein Duobander für 800/1800 MHz mit digitaler Modulation und integrierter Antenne. Sogar ein S-Meter ist eingebaut (oben rechts). Er ermöglicht weltweites DX unabhängig vom Sonnenzyklus. Leider konnte ich bisher noch keine passenden Apps für das Gerät finden :-)

Wenn ich funke, stirbt das Internet

Hallo liebe Funkfreunde

Zuerst einmal vielen Dank für die netten Kommentare zum Ende meines Blogs. “Aha, er kann’s doch nicht lassen”, werdet ihr jetzt sagen, oder “Totgesagte leben länger”

Obschon es viel Interessantes und Merkwürdiges zu berichten gäbe: es braucht schon ein “verrückterliches” Ereignis, damit ich nochmals mein Log, pardon Blog, reaktiviere.

Und was gibt es Schlimmeres, als wenn man plötzlich nicht mehr funken kann?

Doch beginnen wir am Anfang der Geschichte: Letzte Woche bekam ich Post von der Swisscom. Einen nigelnagelneuen Router für unser WLAN. Gratis notabene. Ich hätte jetzt nicht mehr ADSL sondern VDSL und ich solle doch bitte das neue Gerät installieren und das alte entsorgen, es sei obsolet. VDSL sei viel besser, hiess es im Begleitschreiben und ich könne damit noch schneller surfen.

Gesagt getan, ich installierte die neue Technik und freute mich, dass das Internet immer noch lief. Ob es schneller ist, weiss ich nicht, vermutlich kann ich gar nicht so schnell klicken wie ich surfen könnte. Doch die Freude dauerte nicht lange. Genau gesagt einen Tag lang. Dann schaltete ich die KW-Station ein und drückte auf die Taste. “Das Internet ist weg”, rief es von unten. Tatsächlich, jedes Mal wenn ich sendete, starb das Internet. Auch wenn ich den TX auf QRP runterschraubte. Vor allem auf 160 und 80m. Und es dauerte immer eine ganze Weile, bis die Datenströme wieder flossen. Doch nicht nur das, ich bemerkte nun, dass der Störpegel auf den unteren KW Bändern merklich zugenommen hatte. Was war geschehen?

Mit meinem alten Modem und ADSL kamen die Daten per Mittelwelle ins Haus. Genauer gesagt zwischen 138 kHz und 1104 kHz. Das hat mich nicht weiter gestört. Doch das schnellere VDSL benutzt den KW-Bereich bis 30 MHz. Und zwar über die ungeschirmte Telefonleitung. Die ist zwar verdrillt, aber strahlt genauso wie die berüchtigte Power Line Technologie. Im Prinzip ist es der gleiche Schrott. Zumindest so lange wie die Glasfaser nicht bis zum WLAN-Router gezogen wird.

Im Bild oben sieht man, was passiert, wenn ich an meinem kleinen Spektrumanalyzer einen Meter Kabel anschliesse (1 Häuschen horizontal entspricht 2 MHz). Der Bereich bis ca. 10 MHz ist total zugemüllt. Der grosse Zacken links ist der Nullmarker, der erste Zacken rechts ist das 49m Rundfunkband, der zweite das 41m Rundfunkband.

Natürlich habe ich mal meine Telefoninstallation unter die Lupe genommen. Zugegeben, sie ist nicht das Gelbe vom Ei. Sie wurde in dem ganzen Haus herumgezogen (ein altes Bauernhaus) und der Installateur muss dabei etwas geraucht haben, das ich auch mal probieren möchte. Die Telefonleitung hat also genügend Länge um mein KW Signal aufzufangen. Damit wird das Modem offenbar nicht fertig. Mein Sendesignal zwischen den Daten verstopft es und bringt es aus dem Takt.

Was kann ich tun? Wo liegt die Lösung? Ich sehe drei Möglichkeiten:

  1. Ich kann mich über eine 800er Nummer bei einem netten Fräulein beim Helpdesk der Swisscom melden, und werde dann auf einen Telefon-Irrweg durch die riesige Swisscom geschickt, bis ich vielleicht auf einen Techniker treffe, der mein Problem versteht. Was noch nicht heißt, dass er es lösen kann.
  2. Ich kann die alte Telefonleitungen rausreissen lassen und durch eine abgeschirmte ersetzen und hoffen, dass es dann klappt.
  3. Ich kann zu meinem Kabel-TV Betreiber gehen und in Zukunft das Internet über das TV-Kabelnetz laufen lassen. Notabene günstiger und mit der gleichen Geschwindigkeit.

Dreimal dürft ihr raten, was ich tun werde ;-)

73 de Anton

500 kHz bedeutungslos?

Endlich haben sich die Europäer in der CEPT auf eine gemeinsame Basis für ein 600m Amateurfunkband einigen können, wie die USKA berichtet. Leider ist dabei das zukünftige Band von 15 auf 8 kHz geschrumpft. Ob und was noch davon übrig bleiben wird, werden wir nächsten Februar erfahren, wenn die internationale “Wellenkonferenz” WRC in Genf stattfindet. Auch hat sich das Band etwas nach unten verschoben. Die CEPT schlägt jetzt den Bereich von 472 bis 480 kHz vor, genügend weit weg von den Navtex-Stationen auf 490/518 kHz und der ZF-Frequenz 455 kHz. Auch die Lawinensuchgeräte  auf  457 kHz werden so nicht gestört. Die maximal zugelassene Leistung wurde etwas reduziert, nämlich von 10W EIRP, wie die Schweizer vorgeschlagen hatten, auf 5W EIRP.  Das ist jedoch kein Drama. 5W EIRP ist eine durchaus respektable Leistung und die meisten Amateurfunkstationen werden 100W oder mehr in die vorhandenen Drahtantennen reinpumpen müssen um diesen Wert zu erreichen. Mit abgestrahlten 5W lassen sich auf der 600m Welle tagsüber schöne CW oder PSK-QSO’s über einige 100km fahren. Nachts sollte problemlos Europaverkehr möglich sein, wie die vielen 500 kHz Bakensender zeigen. In Winternächten mit guten Ausbreitungsbedingungen wird man mit dieser Leistung auch den Atlantik überbrücken können, ohne auf extrem langsame Modulationsarten zurückgreifen zu müssen.

Die Nörgelseite oft etwas kritische Seite  Amateurfunk.ch schreibt dazu in einer kurzen Mitteilung:

Die Zuteilung wird damit bedeutungslos, lediglich einige Spezialisten werden sich mit Experimenten mit diesen Mittelwellen-Frequenzen befassen.

Wieviele “Spezialisten” sich schliesslich mit der 600m Welle befassen werden, werden wir noch sehen. Im Gegensatz zu 136 kHz wird es für die Gerätehersteller viel leichter sein, 500 kHz in einen KW-Transceiver zu integrieren. Wenn dieses Band weltweit zugelassen wird, werden wir meines Erachtens bald einen Transceiver zu sehen bekommen, der auch auf 500 kHz 50 oder 100 W bringen wird.

Aber auch, wenn sich die Masse der Funkamateure nicht mit diesem Band beschäftigen wird: Ist es deshalb “bedeutungslos”? So gesehen wären sämtliche Mikrowellenbänder ebenfalls “bedeutungslos.”

Aber vielleicht meint der Verfasser nur, dass es für ihn selbst bedeutungslos sei, wer kann das schon wissen. Amateurfunk.ch kennt ja weder eine Kommentarfunktion, noch Links. Sie dreht sich im eigenen Saft – im Gegensatz zu Hamnews.ch. Aber deshalb würde ich sie nicht als “bedeutungslos” abtun :-)

73 de Anton

PS. Die Limitierung des EIRP anstelle der Sendeausgangsleistung ist eine gute Sache. Sie macht die Spiesse für alle gleich lang. So können keine Superstationen mit Monsterantennen alle anderen in Grund und Boden fahren. Allerdings lässt sich das EIRP auf 600m, wie bereits auf 136 kHz, nur schwer und mit einer gewissen Toleranz bestimmen/berechnen ;-)

Bild: Mikrowellenchaos auf dem Stationstisch. Hinten 13cm Transverter, vorne 60W PA für 23cm.

5 MHz

Immer mehr Länder gewähren ihren Funkamateuren Zugang zu Frequenzen im Bereich um 5 MHz. Wie im 5MHz-Newsletter Nummer 1 von G4MWO zu lesen ist, erwarten auch die kanadischen Funkamateure eine Freigabe diesen Herbst. Die Regulierungsbehörden haben bereits Wohlwollen signalisiert. In manchen Ländern werden nur einzelne Frequenzen (Kanäle) zugeteilt, wie neuerdings in Bahrein (5373 und 5405 kHz), in anderen Ländern kann ein ganzes Frequenzband benutzt werden. Die Norweger gehören zu diesen Glücklichen. Sie dürfen im Bereich 5260 – 5410 kHz funken.

Das 5 MHz Band eignet sich sehr gut für kurze bis mittlere Distanzen und könnte auch in der Schweiz eine Lücke füllen, wenn die Tagesdämpfung auf 80m zu hoch ist und 40m wegen einer toten Zone für kurze Distanzen (NVIS, Near Vertical Incidence Skywave) ) ausfällt. Das könnte insbesondere im Notfunk eine wichtige Rolle spielen. 5MHz schafft praktisch jeder Transceiver mit einem kleinen Eingriff zur Frequenzerweiterung und die vorhandenen Antennen können mit einem Antennentuner angepasst werden. Im Gegensatz zum 500 kHz Band, das für den Funkamateur eine grössere Herausforderung darstellt. Trotzdem wäre es unvernünftig, bei der Diskussion um zusätzliche Frequenzen die beiden Bänder gegeneinander auszuspielen. 500 kHz ladet zum Experimentieren ein und entspricht der Natur des Amateurfunkdienstes als Experimentalfunk, 5 MHZ ist praktischer, entlastet das 80m Band und ist für den Notfunk wichtig.

73 de Anton

Bild: Monte Generoso im Tessin, 1701m, Baken- und Relaisstandort

YAESU Digital

Auch Nordamerika hat sein digitales Bündelfunkprojekt für BOS Dienste, wie TETRA in Europa. Dort heisst es Project 25 oder kurz P25. Selbstverständlich ist es nicht TETRA-kompatibel. Motorola ist natürlich auch dabei, und jetzt kommt der Clou: Bekanntlich wurde ja Vertex (Yaesu) von Motorola geschluckt, und was sah man an der Hamfair in Tokio Ende August? Ihr habt’s erraten: Ein Dualbandhandy mit Digital Voice im P25 Standard. Es scheint, dass da nach D-Star noch ein weiteres Digitalsystem auf uns zukommt. Und natürlich sind die beiden nicht kompatibel. Das kann ja heiter werden!

73 de Anton

Bild: Bahnhof in Ystad, Schweden

Der Kurzwellen-Rundfunk verliert weiter an Boden

Nach der BBC bleibt auch die Voice of America, VOA, von Sparzwängen nicht verschont, wie der neue Direktor David Ensor in einem Interview mit NPR sagte. Nächsten Monat sollen die Kurzwellensendungen nach China in Mandarin und Kantonesisch eingestellt werden. Die Kurzwelle sei in China nicht mehr populär, die VOA wolle deshalb anstelle der Kurzwelle Satellitenfernsehen und die neuen Medien wie Facebook und Twitter nutzen. Nur noch in Afrika und Nordkorea könnten mit der Kurzwelle noch viele Menschen angesprochen werden. David Ensor erwartet deshalb weitere Einschnitte beim Kurzwellendienst der VOA.

73 de Anton

Bild: Peter, HB9CCZ, schiesst Fotos für seine Bornholm-QSL.

Der letzte Mohikaner

Nachdem unsere Rundfunksender auf Mittelwelle abgeschaltet oder den Russen vermietet wurden (Monte Ceneri), ist nun die Langwelle an der Reihe. 1966 wurde in Prangins am Genfersee der Zeitzeichensender HBG auf 75 kHz in Betrieb genommen. Mit 20 KW und einer T-Antenne. Ende dieses Jahres wird er nun ausgeschaltet. Die beiden Masten sind altersschwach und werden vermutlich  gesprengt.  Sie sind 125m hoch und stehen 230m auseinander. Zwischen ihnen hängt die Antenne. Eine solche Antenne scheint uns mächtig gross, doch für die Wellenlänge von 4000m ist sie viel zu klein. Eine vergleichbare Antenne für unser 160m Band würde zwischen zwei 5m hohen Bohnenstecken* hängen, 9.3m voneinander entfernt. Angaben zur abgestrahlten Leistung, zum EIRP von HBG, habe ich leider keine gefunden. Doch 20kW werden es kaum sein. Trotzdem kann HBG in ganz Europa gehört werden.

Genutzt wurde der Zeitzeichensender, der von einem Caesium-Normal kontrolliert wird, immer weniger. Private Funkuhren empfangen auch hierzulande DCF77 auf 77.5 kHz.  Die paar Kirchturmuhren, die noch an HBG hängen, müssen bis Ende Jahr umstellen, sonst droht ihnen der GAU ;-)

Nebst vielem anderen, kommt also auch unsere exakte Zeit in Zukunft aus der EU.

HBG ist zwar der letzte Langwellensender der Schweiz, abgesehen von uns Funkamateuren, aber es gibt noch eine Reihe Mittelwellensender. Nämlich die sogenannten NDB (Non Directional Beacons) für den Flugfunk. Eine steht übrigens auch in Prangins, denn gerade neben HBG hat es einen kleinen Flugplatz. Er funkt auf 375 kHz und morst GLA für Gland. Ich kann ihn von meinem QTH aus den ganzen Tag über hören (Distanz 86km) Er benützt übrigens nicht die Masten von HBG, wie oft fälschlicherweise behauptet wird, sondern hat einen eigenen. Aber die NDB’s werden immer weniger. Bern hat noch drei Sender: Schupberg SHU 356.5 kHz, MUR auf 312 kHz (MUR steht für Muri, ein Vorort von Bern) und BER auf 335 kHz, der auf dem Flugplatz Belpmoos steht.  Fliegt man sie in dieser Reihenfolge an, so kann man den Flughafen von Bern nicht verfehlen – sie liegen auf der Anfluglinie. Dann sendet Grenchen GRE noch auf 326 kHz und Les Eplatures LPS im Jura auf 403 kHz. Das sind alle. Gebraucht werden sie kaum noch, die restlichen Baken sind Richtfunkfeuer auf VHF. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Sender abgeschaltet werden. Spektakuläre Masten gibt es aber keine zu sprengen, die NDB’s arbeiten mit kurzen Masten mit Dachkapazität, wie sie auch bei einem Funkamateur stehen könnten.

Auch in Deutschland sind die NDB’s am Aussterben. Hier die Liste der Funkfeuer in unserem nördlichen Nachbarland, und hier dasselbe für Österreich.

73 de Anton

Bild: Leuchtturmwächter, man beachte die Kasse! Dueodde, Bornholm.

*Rankhilfen für Nicht-Alemannen, hi

 

 

Neuer Plan für das Magic Band

Anlässlich des IARU Region 1 Meetings in Sun City, South Africa, wurde ein neuer Bandplan für das 6m Band vorgestellt. Er soll folgendermassern aussehen:

50000-50100 CW, mit einem Band für ein neuartiges Bakenprojekt:

50.000 – 010 für die Region 1, Synchronbaken

50.010 – 020 für die Region 2, Synchronbaken

50.020 – 030 für die Region 3, Synchronbaken

50.050 CW Anruffrequenz

50.090 CW Interkontinentale Anruffrequenz

50100 – 50200 SSB, CW international

50.100 – 130 Interkontinentaler Verkehr

50.110 Interkontinentale Anruffrequenz SSB

50.150 Internationales Aktivitätszentrum SSB

50200 – 50300 SSB, CW allgemein

50.285 Crossband

50300 – 50400 MGM

50305 PSK Aktivitätszentrum

50310 – 50320 EME

50320 – 50380 MS

50400 – 50500 Baken

50401 +/- 500 Hz WSPR Baken

50500 – 52000 All Mode

50510 SSTV

50540 – 50580 Internationale Sprach Gateways

50550 Spiegelfrequenz (?)

50560 RTTY

50620 – 50750 Digitale Modulationsarten

50630 DV (Digital Voice) Anruffrequenz

51250 – 51390 Relais FM/DV Eingabe, 20 kHz Kanalabstand

51410 – 51590 FM/DV Simplex, 20 kHz Kanalabstand

51510 Simplex Anruffrequenz

51810 – 51990 Relais Ausgabe

Damit kann ich persönlich leben, und interessanterweise entspricht dieser Bandplan im Grossen und Ganzen meinem Vorschlag, den ich bei der USKA eingereicht habe. Interessant ist auch, dass man von dem unseligen 12.5 kHz Raster weggekommen ist, das man dem 2m Band aufgedrückt hat. 20 kHz Kanalabstand sind ideal und erlauben einen vernünftigen Modulationsindex. Damit können die Vorteile der FM-Modulation voll wahrgenommen werden.

73 de Anton

Bilder von meinem heutigen Ausflug: Creux du Vent (1) (2) im Jura, eine Fahrstunde von meinem QTH. U.a. auch ein toller UKW Standort.

Weltraum-Piraten

CB-Funk mit Kilowattbrenner, Freebander auf 45m, vogelfreies Radio auf 1700 kHz – alles Schnee von gestern. Wer ein echter Pirat sein will, funkt nicht auf Kurzwelle, sondern auf UHF über amerikanische Militärsatelliten.

Science Fiction? Nein, Wirklichkeit! Tausende Piratenstationen funken weltweit im Bereich um 250 MHz. Auch aus Deutschland. Technisch ist es keine grosse Herausforderung, ein “offenes Handy” und eine kleine Yagi genügen bereits. Und wer sich nicht verplappert, ist auch relativ sicher vor dem Gilb. Denn die Antenne zeigt ja gen Himmel und die Funküberwachung leidet unter Sparzwang und die entsprechenden Gesetze (zumindest in D) sind zahnlos.

Dort oben gibt es Satelliten wie Sand am Meer, von den USA, der NATO und anderen Militärs, und alle sperrangel weit offen und gross wie Scheunentore. Es wird gesagt, der Verkehr sei manchmal so intensiv, dass das Militär Schwierigkeiten habe, eine freie Frequenz auf den Transpondern zu finden.

Verrückt? Eindeutig! Die Satelliten-Transponder sind völlig ungesichert. Zwar kommuniziert das Militär darüber meist verschlüsselt, doch ein Zugangscode existiert nicht. Wem gerade danach ist, kann rein schwatzen. Manchmal hört man auch einen Telefonlink oder eine Radiostation mit einer Übertragung. Trotz Regulierung der Wellen herrscht auf UHF weltweit das pure Chaos. Man denke nur an die vielen China-Handys. Nur wer glaubt, dass Zitronenfalter Zitronen falten, glaubt auch,  dass die alle in die Hände von Lizenzierten gelangen.

Nein, heute ist nicht der erste April, sondern der 30. August. Und wer mir nicht glaubt, möge sich mal auf dieser Seite umsehen. Oder sich diese beiden Filme rein ziehen (1) (2). Da gehen einem die Augen über.

Zum Schluss noch ein guter Rat: Wenn euch eure Amateurfunklizenz lieb ist – Finger weg von fremden Satelliten. Das BAKOM ist in dieser Hinsicht völlig spassfrei.

73 de Anton

Bild: Erinnerung an einen Funknachbarn

Ärger mit der Fresnel-Zone?

Auf der Sphinx im Jungfraujoch, zwischen den Viertausendern Mönch und Jungfrau, liegt der höchstgelegene Umsetzer Europas (3571 m über Meer). Das FM-Relais läuft auf Kanal R50 mit 1293.900/1258.900 MHz im 23 cm Band. Wenn ich von meinem Dachfenster über die Dachkante schiele, kann ich bei sehr klarem Wetter die Sphinx in ca. 70km Entfernung gerade noch von Auge erahnen. Zumindest mit der neusten Brille von ….

Doch das Relais reagiert nicht auf mein Signal aus dem neuen IC-910. Da kann ich die vertikal polarisierte 21 Element-Yagi drehen wie ich will. nach dem Durchchecken von Gerät und Antenne, kommen mir zurzeit nur drei mögliche Ursachen in den Sinn:

1. Das Relais ist abgeschaltet

2. Der Operateur hat ein Brett vor dem Kopf und macht einen Bedienungsfehler

3. Die Fresnelzone ärgert mich

Bei einer Sichtverbindung entsteht eine zusätzliche Dämpfung, wenn die Fresnelzone durch Hindernisse verletzt wird. Sie definiert sich durch ein Rotations-Ellipsoid um die Verbindungsachse, mit den beiden Antennen als Brennpunkte. Es ist umso “dicker”, je tiefer die Wellenlänge ist. Nachdem ich jedoch den Fresnelrechner konsultiert habe, kann ich diese Theorie wieder auf Eis legen. Zumal der ebenfalls auf der Sphinx installierte Bakensender auf 432.432 mit einem Schraubenzieher in der Antennenbuchse zu empfangen ist.

Ich werde wohl nochmals den Operateur überprüfen müssen :-)

73 de Anton

Bilder: von Peter, HB9CGQ. Der “Leuchtturm” auf dem Chaumont im Jura. Sein gelbes Blinken ist in der Nacht aus weiten Teilen des Mittellandes aus zu sehen.