Loop im Störnebel

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Auch bei mir haben in den letzten Jahren die Störgeräusche auf Kurzwelle zugenommen. Inzwischen liegt der Störpegel im 160m Band bei S7 und im 80m Band bei S5. Dabei kann ich mich noch glücklich schätzen, wenn ich andere OM klagen höre. Bei vielen liegen die Pegel bei S9 und darüber. Nur noch starke Signale haben eine Chance, gehört zu werden. Schuld ist die “moderne” Elektronik, die immer mehr in unseren Haushalten Einzug hält: so genannte Sparlampen, Schaltnetzteile, Plasmafernseher, Power Line etc.

Wer genügend Kleingeld zur Verfügung hat, richtet sich auf einem ruhigen Hügel eine ferngesteuerte Station ein und “funkt” dann streckenweise übers Internet. Andere hängen das Hobby gar an den Nagel oder flüchten auf das nächste Relais.

Da mir weder das eine noch das andere Spass macht, habe ich nach einem anderen Weg gesucht, meine Empfangssituation zu verbessern. Zumal die langen Bänder zu meinen Lieblingen gehören.

Letzte Woche habe ich ein altes Schema ausgegraben, auf einem Fresszettel in einem längst vergessenen Ordner. Woher es stammt, konnte ich leider nicht mehr  herausfinden. Es ist ein so genannter Norton Verstärker für eine breitbandige magnetische Aktivantenne.

Magnetische Antennen nehmen, wie der Name sagt, vorzugsweise die magnetische Feldkomponente der Ætherwellen auf. Die Störnebel in der Umgebung sind aber meist elektrischer Natur. Daher meine Hoffnung auf störfreieren Empfang.

Wie man aus den oben stehenden Bildern sehen kann, habe ich die magnetische Aktivantenne provisorisch aufgebaut und ein paar Tests durchgeführt. Der Loop besteht nur aus Draht und hat einen Durchmesser von 50cm. Ein ziemlich mickriges Teil, etwa 10m vom Haus entfernt.

Obschon der Aufbau und die Schaltung nicht ideal sind, waren die Ergebnisse überraschend. Auf 160m konnte ich plötzlich Stationen hören, die auf meiner Inverted L vollständig vom Störnebel zugedeckt waren. Störungen von Schaltnetzteilen, die ich dazu extra in Betrieb nahm, verschwanden auf der Loop. Auch ein Ausflug ins Mittelwellenband zeigte erfreuliche Ergebnisse und auch auf dem 80m Band verbesserte sich der Signal/Störabstand signifikant.

Die guten Ergebnisse haben mich dazu bewogen, eine Wellbrook Loop zu bestellen. Ich werde sie soweit wie möglich weg vom Haus und der Sendeantenne auf einem separaten Rotor installieren. Ich hoffe natürlich, dass die bewährte Wellbrook noch um einiges besser ist als meine kleine Bastelei und dass ich mit dem Rotor gezielt eventuell noch vorhandene Störungen ausblenden kann. Verbinden werde ich diese Empfangseinrichtung mit dem separaten Empfangseingang des TS-590 und natürlich werde ich auch darüber in diesem Blog berichten.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Eine solche Loop-Antenne ist eine reine Empfangsantenne und nicht zum Senden gedacht. Im Gegensatz zu einer magnetischen Sendeantenne braucht sie aber nicht abgestimmt zu werden und überdeckt den ganzen Frequenzbereich von Langwelle bis Kurzwelle. Besonders im Zusammenhang mit modernen SDR Empfängern ist ein solches Konzept interessant. Eine Bandbeobachtung ist mit den extrem schmalbandigen Sendeloops ja nicht möglich.

Von letzteren halte ich übrigens nicht viel. Sie sind meines Erachtens nur ein Notnagel. Wer einen Kurzdipol aufhängen kann, ist sendemässig besser dran.

Natürlich habe ich mit dem magnetischen Empfangsloop auch Versuche im Shack gemacht. Doch da waren die Resultate bei weitem nicht so gut und eindeutig. Da koppelt vermutlich auch das Magnetfeld der Netzleitungen Störungen in die Loop. Ich denke, dass es wichtig ist, eine solche Antenne soweit wie möglich vom Haus abzusetzen. Wellbrook spricht von mindestens 5m und von 7m Distanz zur Sendeantenne.

73 de Anton

9 Antworten zu “Loop im Störnebel

  1. Hi Anton,
    Hattest du auch die bereits aufgebaute Schaltung gefunden oder nur den Schaltplan ?
    Die Bauteile die du verwendet hast scheinen meist vom Standart abzuwichen. Gab’s einen Hintergedanken dabei ?
    Die Elkos sind Axial und sehen nach FolienKondensatoren aus und die Widerstände sind doch recht dick. Jedoch im Schaltplan steht nicht das diese viel Leistung verkraften müssen. War das einfach weil’s verfügbar ist oder war irgendwo notiert das diese so dick sein müssen ?
    Grüsse,
    chippy

  2. Hallo Chippy, ich habe genommen, was die Bastelkiste hergab. Die Widerstände, die du meinst, sind vermutlich 10mH Drosseln ;-) Die Elkos sind Tantal. Ich habe das Schema etwas modifiziert um auch noch Längstwellen empfangen zu können – mit SAQ Grimmeton als Hintergedanke. Darum die in Serie geschalteten Monsterdrosseln. Wäre wohl gescheiter gewesen, selbst Drosseln auf Ringkerne zu wickeln. Aber ich hatte mal einen Prof der uns gesagt hat: “Meine Herren, entwickeln Sie eine gesunde Faulheit.” :-)
    73 de Anton

  3. Hallo Anton,

    ich lese schon eine Weile Deinen sehr interessanten Blog, habe aber noch nie etwas geschrieben. Heute habe ich mal eine Bemerkung: Der Schaltplan zeigt keinen Norton-Verstärker. Norton-Verstärker haben eine sogenannte ‘verlustlose’ Gegenkopplung über Transformatoren. Das ist eher eine Basisschaltung mit zwei parallel (wahrscheinlich zur Verringerung des Eingangswiderstandes) und in Gegentakt arbeitenden Transistoren. Für die Grundaussage Deines Beitrages ist das natürlich egal …

    73 Eckhard

  4. Störnebel, was ist das? Das habe ich zu Hause auch, aber es gibt zum Glück Remote-Standorte, an denen man buchstäblich das Gras wachsen hört. In Reute / Appenzell habe ich einen SDR stehen, weit weg von allen Störsendern, für den QSO-Betrieb benütze ich die Klubstation von HB9Z, welche von allen Mitgliedern des Radio Amateur Clubs Zürich (USKA Sektion Zürich) fernbedient von zu Hause aus benützt werden kann. Dort hat der User einen 6-El.Beam und eine Windom-Antenne sowie eine 600W-PA zur Verfügung, für den bescheidenen Mitgliedbeitrag von CHF 100.- / a, also braucht man nicht das “Grosse Portemonnaie”, um ausserhalb des Störnebels QRV zu sein. Details siehe Website HB9Z.CH.

    73 Rolf

    • Hmmm war das jetzt Werbung für Remote?

      Verkommt der Amateurfunk nicht zum PC-, Internet-, oder VoIP-Funk?
      Also etwas besser als Skype pur, einfach noch mit der Option einen TRX via Net zu steuern.
      Funkamateur = Computer-Funker?
      Wann werden PC-Prüfungen in die Lizenzprüfungen intergriert. Sollten nicht all die “alten” OM`s noch eine zusätzliche Prüfung machen?
      Grundlagen des VoIP`s kennen, etc…..?
      Die Hobbiefunker kennen`s übrigens schon lange! :-)

      Kann es das denn wirklich sein, funken ohne Funkgerät? Am Notebook sitzen, die Maus bedienen und den Skype besprechen? Nein, nicht oder?

      vy 73

      • Der Funkamateur 4/2014 empfiehlt im Editorial auf der ersten Seite, *Computerkuse für Dummys.
        Die Ömers sollens lernen und gleich noch all die Updates vom XP bis zu Win 8.1 machen.
        Diese Fähigkeiten machen ihn dann zum Crack, der Spezialist für die totale Kommunikation.
        Oldies flicken war Gestern, heute plug and pray, digital von Kopfhörer zu Kopfhörer.

  5. Anton, ich bin schon gespannt auf die Erfahrungen mit der Wellbrook Loop. Schlägt sie deine einfache Selbstbaulösung? Evtl. versuche ich es dann auch Mal mit einer reinen Empfangsloop.
    Da sich meine Aussichten auf einen eigenen Remotestandort zerschlagen haben, der Grundstückseigentümer will einen neuen Stall bauen, habe ich endlich etwas gegen die Störungen durch meine Photovoltaik Anlage unternommen. Es war einfacher als gedacht: eine Bifilare Drossel 2x300uH und 2 Kondensatoren gegen Erde und schon sank der Störpegel im 20m Band um gute 10dB. Remotestandorte haben ihre Berechtigung es gibt aber viel zu wenige davon und für CW sind sie nur ein Kompromiss.
    73, Yves

  6. Als Notnagel würde ich eine sendefähige Magnetantenne nicht bezeichnen. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, und weltweit sind wohl zehntausende davon im Einsatz, auch bei Profi-Funkern.

    Da sage ich jetzt mal: eine gute und sauber abgestimmte Magnetantenne ist einem behelfsmässig aufgebauten Dipol (am gleichen Ort, gleiche Höhe ab Boden) eher überlegen. Meine Krönung: mit FT-817 mit Batteriebetrieb und einer MFJ-1786 auf dem Balkon Madagascar in PSK31. Wenn’s geht, gehts auch mit der Magnetantenne!

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