Archiv der Kategorie: Wellensalat

Funken im Wald

Nach den letzten Regentagen schiessen nun die Pilze aus dem Boden. Für Pilzsammler wie mich herrscht Hochsaison. Neuerdings jeden Tag, da unser Kanton (FR) die Schontage abgeschafft hat. Einzig auf die Jäger muss man noch aufpassen, die schiessen nämlich auch. Doch wie ist es mit dem Funken im Wald? Antennenmasten hätte es ja genug!

Bereits die CB Funker wissen, dass es im Wald nicht ganz so gut geht, wie auf der grünen Wiese, und das trifft natürlich auch für das 10m Amateurfunkband zu. Vertikal polarisierte Wellen werden dabei stärker gedämpft als horizontale. Mit Vertikalantennen kann man im tiefen Wald bald mal einige dB verlieren. Bei DX-Verkehr ist es nicht so schlimm, da die Wellen ja den Wald nach kurzer Distanz in Richtung Ionosphäre verlassen. Im 11/10m Band muss dabei mit etwa 3dB Verlust bei vertikaler Polaristation gerechnet werden.

Je höher die Frequenz, desto schlimmer wird es. Im 2m Band kann die Dämpfung schon mal über 10dB betragen, wenn die Wellen sich über längere Strecken durch die Bäume kämpfen müssen. Auch hier ist die vertikale Polarisation wieder benachteiligt. Erschwerend kommen die vielen Reflektionen durch die Bäume hinzu, was zu einem ausgeprägten Fading führt. Fuchsjäger wissen, dass im Wald 2m-Füchse schwer zu peilen sind.

Auf UHF wird es dann noch schwieriger. PMR Benutzer wissen, dass die Reichweite in Wäldern drastisch eingeschränkt ist, und wir Funkamateure haben die Erfahrung gemacht, dass auf 70cm und höher auch bewaldete Hügel recht gute Reflektoren sind.

73 de Anton

Die Gyrofrequenz

Funkwellen lassen die Ionosphäre nicht “kalt”, wenn sie in sie eindringen. Sie lassen die freien Elektronen vibrieren. Ein Teil der Funkwellen wird dabei absorbiert, ein anderer zurück gestrahlt. Aber nicht nur die Funkwellen beeinflussen die Elektronen in der Ionosphäre, sondern auch das Magnetfeld der Erde. Es bestimmt, wie die Elektronen vibrieren sollen. Im Kurzwellenbereich lässt es die von der Funkwelle getroffenen Elektronen in einer elliptischen Bahn vibrieren. Je tiefer die Frequenz, desto grösser wird die Ellipse, und bei 1400 kHz wird die Bahn der angeregten Elektronen spiralförmig. Die Funkwellen werden dabei praktisch vollständig absorbiert. Darum nennt man diese Frequenz  die Gyro-Frequenz. Je näher wir also der Gyro-Frequenz kommen, desto grösser ist die Absorption während des Tages durch die D-Schicht. Das merken wir nicht nur beim Empfang von Radiostationen auf Mittelwelle, sondern auch beim Funkbetrieb im 160m Band. Bei 1.8 MHz mehr als bei 2MHz.

Und weil das Magnetfeld der Erde an dieser Gyro-Frequenz, bzw. an den Bahnen der angeregten Elektronen “schuld” ist, wirken sich Magnetstürme auf die Wellenausbreitung aus.  Wegen der Nähe zur Gyro-Frequenz ist die Wellenausbreitung im 160m Band eine komplexe Geschichte und schwer prognostizierbar. Aber auch weit über der Gyrofrequenz spürt man noch den Einfluss des Erdmagnetfeldes, und sogar auf 136 kHz beeinflusst es noch die Ausbreitung.   Daher ist der Kp-Index bei der Wellenausbreitung von grosser Bedeutung. Er zeigt die Stärke der Störung des Magnetfeldes. Ist er hoch, ist die Funkausbreitung beeinträchtigt, bzw. verhalten sich die Wellen nicht so wie wir es gewohnt sind. Vor allem in der Nähe der Magnetpole. Diese Pole sind übrigens nicht mit der Rotationsachse, also den geografischen Polen der Erde, identisch. Der magnetische Nordpol befindet sich zurzeit im Norden Kanadas und wandert mit einer Geschwindigkeit von 90m pro Tag Richtung Sibirien. Auch hat man festgestellt, dass sich das Erdmagnetfeld laufend abschwächt – in den vergangenen hundert Jahren um etwa 6 %. Und es gibt bereits Löcher im Magnetfeld. Die Forscher vermuten deshalb, dass wir uns einem Polsprung nähern, bei der sich die Erde umpolt. Ein solcher Polsprung fand in der Vergangenheit etwa alle 250’000 Jahre statt, und der nächste ist schon lange überfällig. Die Umpolung erfolgt übrigens nicht sprunghaft, wie der Ausdruck Polsprung suggeriert, sondern dauert Jahrhunderte oder Jahrtausende. Während dieser Zeit herrschen chaotische magnetische Verhältnisse. Kompasse werden unbrauchbar, Zugvögel orientierungslos und das Leben auf der Erde ist dem Sonnenwind ohne Magnetschutzschild stark ausgesetzt, mit entsprechenden Auswirkungen auf die DNA. Da sind die zu erwartenden chaotischen Funkbedingungen noch das geringste Übel. Doch keine Sorge! Wir alle werden einen eventuellen Polsprung kaum mehr erleben. Es dauert höchstwahrscheinlich noch eine “Weile” :-)

73 de Anton

Bild: nochmals ein Bild von der SOTA-Expedition von Cami, HB9EXF. Diesmal aus dem Tal.

Die Ausbreitung der Mikrowellen

Frequenzen über 1 GHz werden üblicherweise als Mikrowellen bezeichnet. Unser 23cm Band ist, obwohl noch im UHF-Bereich, also unser unterstes Mikrowellenband. Es ist zugleich das beliebteste unter den Mikrowellenbändern. darauf folgt übrigens das 3cm Band (10 GHz) in der Beliebtheitsskala. 13cm und 6cm sind weniger gefragt. 9cm ist nicht in allen Ländern zugelass3n. Die Ausbreitungseigenschaften der Mikrowellen sind auf den ersten Blick zuerst einmal ähnlich wie im 2m und im 70 cm Band. Die Ausbreitung erfolgt analog den optischen Gesetzen mit Reflexion, Beugung und Brechung.

Allgemein herrscht aber die Auffassung, dass die Ausbreitungsbedingungen mit steigender Frequenz schwieriger werden. Stimmt das? Und wenn, wieso ist das so?

Betrachtet man die Freiraumausbreitung (im Vakuum des Weltalls), so stellt man fest, dass die Streckendämpfung mit jeder Verdoppelung der Frequenz um 6 dB zunimmt, gleicher Antennengewinn vorausgesetzt. Grob gerechnet ist die Streckendämpfung im 13cm Band also 6 dB höher als im 23cm Band, und auf 6cm ist sie noch einmal 6dB grösser. Das hat nichts damit zu tun, dass irgend ein geheimnisvoller Geist die Wellen auffrisst oder auf mystische Art Energie im Vakuum vernichtet wird. Ob 23cm oder 6cm Wellen: im Vakuum geht nichts davon verloren. Die Energie wird lediglich durch die Ausbreitung “verdünnt”.

Doch für die Berechnung der Freiraumausbreitung muss immer auch die Antenne berücksichtigt werden. Und da die Antennen mit zunehmender Frequenz immer kleiner werden, können sie als Empfangsantenne auch weniger Energie einsammeln. Beispiel: ein Dipol für 10 GHz ist nur halb so gross wie für 5 GHz, er deckt deshalb nur ein Viertel der Fläche ab, kann also nur ein Viertel der Energie einsammeln (-6dB). Doch diese grössere Streckendämpfung kann leicht mit mehr Antennengewinn kompensiert werden. Wenn ich das nur beim Empfänger mache bedeutet das 6dB mehr, wenn ich aber auch die Sendeantenne berücksichtige, komme ich mit je 3dB aus, um die höhere Streckendämpfung bei Frequenzverdoppelung zu kompensieren. Soweit, so gut. Doch ein Nachteil hat das natürlich. Je höher der Antennengewinn ist, desto schärfer wird die Richtwirkung. Bei den kommerziellen Diensten spielt das in der Regel keine Rolle (Richtstrahlverbindung) oder ist sogar erwünscht (Radar, Satelliten). Doch für uns Funkamateure hat es Konsequenzen. Bei starker Bündelung kommen Verbindungen nur noch per Abmachung zustande. CQ-Rufen bringt nichts mehr.

Überhaupt haben die Profis ganz andere Anforderungen an ihre Funkverbindungen als wir Amateure. bei Profis zählt vor allem die Zuverlässigkeit. Eine Funkverbindung sollte möglichst störungsfrei 100% der Zeit funktionieren. Überreichweiten und Ausbreitungskapriolen sind unerwünscht.

Gerade das Gegenteil ist bei uns Funkamateuren gefragt. Wir lieben die Launen der Wellenausbreitung und freuen uns auf Verbindungen, auf die man sich nicht verlassen kann :-) Im Mikrowellengebiet sind das vor allem Überreichweiten durch sogenannten Ducts: Wellenleiter in der Atmosphäre, gebildet durch Inversionsschichten. Mithilfe dieser Ducts können wir auf VHF/UHF und SHF Distanzen überbrücken, die sonst unmöglich wären.

Dummerweise kommen Ducts nicht überall auf der Erde gleich häufig vor. Während sie hier in Zentraleuropa recht selten sind, gehören sie in anderen Weltgegenden zur Tagesordnung. Sehr zum Leidwesen der Profis mit ihren Richtstrahlverbindungen und Radars. Warme Gewässer mit wenig Wind sind ideale Voraussetzungen.

Aber auch ohne Ducts ist die Ausbreitung auf der Erde alles andere als eine Freiraumausbreitung. Im Gegensatz zum Weltall haben wir es nicht nur mit der Topografie zu tun, sondern auch mit unserer Atmosphäre. Vor allem Sauerstoff und Wasserdampf absorbieren unsere Mikrowellen. Wie sich diese zusätzliche Dämpfung auswirkt, ist hier zu sehen. Man sieht sehr schön, dass es verschiedene Maxima gibt. Ein sehr ausgeprägtes existiert bei 60 GHz. In diesem Bereich muss mit einer atmosphärischen Zusatzdämpfung von bis zu 16 dB pro km gerechnet werden. Dort sind Funkverbingungen nur über einige wenige km möglich. Ein ideales Band für abhörsichere kurze Strecken, ein Albtraum für Funkamateure.

Wie sich die atmosphärische Dämpfung auf die Ausbreitung in unseren Bändern auswirkt, ist im Bild oben zu sehen. Hellblau ist die Dämpfung durch den Sauerstoff dargestellt, dunkelblau die durch den Wasserdampf. Rot ist die Kombination von beiden. Wie man sieht, spielt die Adsorption durch die Atmosphäre bis zum 10 GHz Band keine grosse Rolle. Doch danach wird es kritisch. Bereits im 24 GHz Band ist sie für DX Verbindungen entscheidend. Vor allem die Dämpfung durch die Luftfeuchtigkeit (dunkelblau), während die Adsorption durch den Sauerstoff noch nicht so eine grosse Rolle spielt.

Trockene Luft findet man auf hohen Bergen :-) und da dort auch grosse Sichtdistanzen möglich sind, scheinen sie ideale Standorte für DX zu sein. Doch leider gibt es auf den einsamen Gipfeln ein anderes Problem: in so grosser Höhe sind Ducts selten. Glücklicherweise herrschen in Ducts aber normalerweise bessere Bedingungen (trockenere Luft), und die Dämpfung ist geringer (siehe gelbe Säulen im Bild).

73 de Anton

Die Bakensender der NCDXF

Die Bedingungen auf den Kurzwellenbändern sind zurzeit schlecht. Die DX Signale auf den höheren Bändern sind schwach. Hört man das Bakennetz der North Californian DX Foundation NCDXF ab, so ist auch auf 20m kaum etwas zu hören. Diese 18 Bakensender, über den Globus verteilt, sind ein verlässlicher Indikator der Ausbreitungsbedingungen. Jede Station sendet nur 10 Sekunden lang. Zuerst das Rufzeichen mit Tempo 110, dann kurze Striche mit 100W,10W, 1W und 100mW Sendeleistung an einer Vertikal-Antenne. Die Frequenzen sind 14.100, 18.110, 21.150, 24.930, und 28.200 MHz.

Hier eine Übersicht über die Standorte der Bakensender. Und hier der Zeitplan. Ein “Umlauf” dauert 3 Minuten auf jedem Band. Nach 3 Minuten beginnt der Reigen von neuem.

Um sich einen Überblick zu verschaffen, braucht man nicht einmal selbst zu hören. Monitoring-Stationen zeichnen den Empfang der Baken auf. Hier zum Beispiel HB9DHV.

Zurzeit interessiert mich die Ausbreitung nach Südafrika, da Pascal, HB9EXA, in Namibia unterwegs ist. Doch wie ihr sehen könnt, kommt die Bake ZS6DN in diesen Tagen nicht durch. Aber mit dem Funkwetter ist es wie mit dem Wetter: es ändert sich glücklicherweise immer wieder.

73 de Anton

Bild: Ein magisches Auge?

23cm Band durch Galileo gefährdet?

Dass das Satelliten Navigationssystem GPS durch das amerikanische Militär kontrolliert wird, war der EU schon immer ein Dorn im Auge. So beschloss sie – gegen den Widerstand der US Regierung – ein eigenes System in den Weltraum zu schiessen. 2003 wurde die Finanzierung beschlossen, und in den Jahren darauf weitere Staaten ins Boot geholt, unter anderen Indien und China. Auch die Schweiz beteiligt sich an dem Projekt. Ein erster Testsatellit nahm seine Funktion 2007 auf. Ein zweiter folgte 2008. Im Februar 2011 begann der erste grosse Feldversuch in Bayern. Anstelle der Satelliten wurden Testsender auf Berggipfeln installiert :-)

Erste Dienste sollen 2014 angeboten werden. Bis dann sollen 18 Satelliten im Orbit sein. Meines Erachtens ist aber mit Verzögerungen zu rechnen. Die bisherige Geschichte des Projekts war ja bereits ziemlich turbulent.

Nebst einem öffentlichen Dienst sollen zwei Bezahldienste mit höherer Genauigkeit und Sicherheit für Polizei usw. angeboten werden. Und hier kommt nun unser 23cm Band ins Spiel. Während für den öffentlichen Dienst die gleichen Frequenzen wie beim GPS System benutzt werden, laufen die Bezahldienste im Band 1260 bis 1300 MHz. Die Satelliten senden auch dort, wie bereits auf dem GPS-Band (1164-1214) mit einem breitbandigen Signal von 40 MHz. Während der Amateurfunkverkehr – zumindest der auf der Erde – kaum durch die schwachen Signale gestört werden dürfte, könnten Amateurfunkstationen jedoch den Empfang von Galileo beeinträchtigen. Dass uns das Band nicht bereits an der Radiokonferenz 2007 weggenommen wurde, haben wir vermutlich dem Radar für die Zivilluftfahrt zu verdanken. Das funkt nämlich auch im 23cm Band und an einigen Standorten hört man die Radarstationen auch recht gut. Radar lässt sich übrigens nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Es ist ziemlich störsicher.  Darum wurde die Koexistenz mit dem Amateurfunkdienst auch zugelassen.

Doch die Radarstationen können natürlich auch Galileo stören, noch viel mehr als ein paar sporadische Amateurfunkstationen mit relativ kleiner Leistung. Der Bezahldienst auf Galileo muss sich also was einfallen lassen und entsprechend störsicher werden. Ob wir aber in Zukunft noch Relais und Bakensender auf 23 laufen lassen dürfen, oder ob wir gar ganz auf das 23cm Band verzichten müssen, steht in den Sternen.

73 de Anton

Bild: Nochmals einen Leuchtturm, diesmal aus Rønne (Bornholm)

Das LightSquare Debakel

Ingenieure verstehen heute immer mehr von Software und immer weniger von HF. Das erklärt vielleicht auch das LightSquare Debakel in den USA. Die Firma LightSquare plant ein landesweites Mobilfunknetz in Nordamerika, ein sogenanntes Hybridnetz, das aus zwei geostationären Satelliten und zehntausenden von Bodenstationen bestehen soll. Bisher hat die Firma eine Milliarde Dollar in das Projekt investiert, einer der Satelliten ist schon im All. Doch ihre Chancen stehen schlecht. Was ist passiert?

LightSquare will Frequenzen von 1529 – 1559 MHz benutzen. Die amerikanische Fernmeldebehörde FCC, vergleichbar mit unserem BAKOM, hat dazu bereits ihre Einwilligung gegeben.

Dummerweise benutzt das weltweite GPS System die Frequenz 1575,42 MHz für zivile Anwendungen.

Eigentlich kein Problem, müsste man meinen. Doch viele GPS-Empfänger sind zuwenig selektiv und würden in der Nähe der Mobilfunkmasten (in Sichtdistanz bis zu mehreren Kilometern!) nicht mehr funktionieren. Die ganze GPS Branche läuft deshalb Sturm gegen das Projekt. Man rechnet sogar damit, dass die GPS Empfänger in Zivilflugzeugen Schwierigkeiten bekämen.

LightSquare schiebt die Schuld auf die FCC, die ohne vorherige Abklärungen die Frequenz zugeteilt hat und verlangt nun von der GPS Branche, die Empfänger mit zusätzlichen Filtern nachzurüsten.

Doch das wird bei den meisten Geräten nicht möglich sein, da erstens kein Platz vorhanden ist und zweitens die Nachrüstkosten vermutlich den Neupreis übersteigen würden.

Die Situation ist also ziemlich verfahren. Lightsquare kann nicht einfach die Frequenz ändern – es hängt ja schon ein entsprechender Satellit am Himmel. Und die GPS-Benutzer werden kaum zufrieden sein, wenn ihr Gerät immer wieder aussetzt und unzuverlässig wird.

73 de Anton

Bild: Der alte Leuchtturm von Ystad, Schweden

Die Langwelle im Sonnenfleckenminimum

Ist es nur ein Sommerloch, oder hat die Sonne tatsächlich Mühe, in die Gänge zu kommen? Steht das Maximum bereits vor der Tür oder ist es gar vorbei? Ein Vorgeschmack auf Jahrzehnte niedriger Sonnenaktivität wie im Maunderminimum zwischen 1645 und 1715?

Ich hoffe nicht.

Das würde natürlich schlechte Bedingungen auf den KW-Bändern bedeuten. Doch was ist mit den Mittel- und Langwellen. Wären dort die Bedingungen bei ruhiger Sonne nicht eher besser?

160m ist zur Zeit unser einziges Mittelwellenband (0.3 – 3 MHz), 500 kHz ist im Moment ja nur ein Traum. Niedrigere Fluxwerte und fehlende Sonnenflecken könnten auf 160 tatsächlich bessere Bedingungen bedeuten. Vorallem bei Pfaden, die durch Breiten oberhalb des Polarkreises führen. Schauer von geladenen Teilen bewirken in diesen Regionen nicht nur wunderbare Nordlichter, sondern auch  Polarkappenadsorption. Dann ist auf den langen KW-Bändern der Ofen aus, wie ich selbst anlässlich einer Nordkap-Tour erleben konnte.

Doch nebst unserem Mittelwellenband, können wir ja noch auf Langwelle funken. Wie sieht es denn auf 136 kHz aus? Sind dort die Bedingungen bei ruhiger Sonne, mit niedrigen A und K Werten, besser?

Fehlanzeige! Die Bodenwelle wird zwar nicht beeinflusst, sie hängt ja von der Bodenbeschaffenheit und nicht von der Inosphäre ab. Aber die Raumwelle schon, die durch die Inosphäre reflektiert, aber auch absorbiert wird. Bereits tagsüber dürften die Signale ab 500 bis 1000km schwächer werden. Dort erhält die Bodenwelle nach neueren Erkenntnissen nämlich Unterstützung durch die Raumwelle, welche an der untersten D-Schicht in 50 km Höhe reflektiert wird. Wird diese Schicht weniger aufgeladen, dringen die Wellen mehr in die D-Schicht ein und werden mehr absorbiert und weniger reflektiert. Auch nachts dürfte die Raumwelle schwächer ausfallen. Dann wird sie in den obersten Lagen der D-Schicht (sozusagen am Fusse der E-Schicht) reflektiert. In zirka 100 km Höhe. Auch dort wird die Welle in Zeiten tiefer Sonnenaktivität mehr geschwächt und weniger reflektiert.

Oft wird in Zeichnungen die Reflexion an der Ionosphäre als “Zickzackkurs” dargestellt. Wie ein Tennisball, der von der Ionosphäre und der Erde abspringt. Besonders für die langen Wellen trifft das nicht zu.  Denn für diese Wellen ist die Ionosphäre ein sehr diffuser Spiegel und an der Erdoberfläche werden die Wellen auch nicht im herkömmlichen Sinne reflektiert. Sie tangieren sie bloss, um dann wieder in extrem flachem Winkel gegen die Ionosphäre zu streben. Das erklärt auch, wieso tagsüber mit “Sprungdistanzen” von 1000km und nachts mit 2000km gerechnet werden kann. Doch das sind wie gesagt, die vorläufigen Erkenntnisse der Funkamateure auf dem 136 kHz Band. Es gibt noch vieles zu erforschen. und auch eine schlafende Sonne kann uns nicht davon abhalten :-)

73 de Anton

Bild: Meine persönlichen Favoriten unter den Antennenbüchern

Die Tomatenquad

Mein Nachbar ist ein Antennenfreund. Heute habe ich ihm geholfen, eine Tomatenquad zu bauen (siehe Bild). Ich weiss: wenn ich ihn fragen würde, dürfte ich sogar damit senden.

Allerdings würde die Tomatenquad nicht auf 23cm funktionieren, und das war heute bei mir das Band des Tages. Nachdem ich mich vergeblich auf 136 kHz abgemüht hatte, versuchte ich es mit einer 10’000mal kleineren Wellenlänge. Es fand ja ein VHF/UHF-Kontest statt.

Ich bin kein Contester, doch sind solche Wettbewerbe eine gute Gelegenheit, Antennen und Equipment zu testen. Erstaunlich, wieviele Stationen auf dem tiefsten Mikrowellenband hier im “Flachland” zu empfangen waren, obschon ich nur eine kleine 21 Element Yagi vor’s Dachfenster geklemmt hatte. Im Nu war im Log das Dutzend voll. Ich hatte sogar den Eindruck, dass es auf 23cm besser lief als auf 70cm.

23cm ist ein erstaunliches und häufig unterschätztes Band. Vorallem hier, wo Berge als Reflektoren zur Verfügung stehen. Erstaunlicherweise begegnete ich keinen Krokodilen – ich wisst schon: grosses Maul, kleine Ohren. Wen ich hören konnte, konnte ich auch arbeiten.

23cm ist ein Übergangsband, wie 28 MHz zwischen KW und VHF. Einerseits ähnelt es in seiner Ausbreitung noch den 2m und 70cm Wellen. Tropo ist häufig. Andererseits besitzt es Eigenschaften, die nur auf den Mikrowellenbändern zu finden sind. Regenscatter zum Beispiel, oder Reflektionen an Flugzeugen.

Natürlich eignet sich das Band sehr gut für digitale Linkstrecken oder FM-Relais-Betrieb. Doch erst in SSB und CW spielt es seine Trümpfe richtig aus. Verbindungen über einige 100km sind an der Tagesordnung, sofern man über eine Langyagi und etwas Leistung verfügt (10- 100W). Wer noch mehr Power und Antennenaufwand betreiben will, für den ist es ein tolles EME Band.

Der Einstieg ist leicht. Viele Multibandtransceiver – auch ältere wie der Kenwood TS-790 oder der Yaesu FT-736 verfügen über ein 23cm-Modul als Option. Doch das lohnt nur, wenn man bereits ist, eine Yagi zu montieren. Nur mit einer Multibandspargel ist das Geld für das Modul in meinen Augen Verschwendung. Glück hat, wer noch einen ICOM IC-1271E auftreiben kann – der einzige 23cm Allmode Transceiver, der je gebaut wurde.

Noch wichtiger als auf den tieferen VHF/UHF-Bändern wird die Speiseleitung. Mit nur 10m RG-213 verbrät man schon die halbe Leistung im Kabel und der Empfänger verliert seinen Biss. Mit besseren Koaxkabeln wie H-2000, Aircom oder Ecoflex10 kann man die Verluste wesentlich verringern. Bei mehr als ein paar Metern zwischen Station und Antenne empfiehlt sich ein Mastvorverstärker und man sollte den Einsatz von Ecoflex15 ins Auge fassen.

Doch ein Nachteil des 23cm-Bandes sei nicht verschwiegen: Ausserhalb der Contestzeiten ist praktisch nichts los. Schade für dieses tolle Band.

73 de Anton

SK6RUD

Unter dem Call SK6RUD, südöstlich von Göteborg in JO67ki, laufen zurzeit drei Bakensender: 500 kHz, 3542.5 kHz and 10133 kHz. Wer sich für die Ausbreitung in Richtung Skandinavien interessiert, sind das gute Indikatoren. Auf 80/30m beträgt die Sendeleistung je 500mW, auf 600m sind es 3W ERP. Hier das Log der Empfangsberichte für die 500 kHz Bake. Die am weitesten entfernte Empfangsstation auf diesem Band war AA1A in 5832km. Auch in der Schweiz ist die 600m-Bake nachts bei guten Ausbreitungsbedingungen zu hören.

73 de Anton

Bild: Ein weiterer Strassenkreuzer aus Ystad, Schweden. Ein alter Cadillac.

Notfunknetz auf 500 kHz?

Dennis, HB9EPA, schlug auf seinem Webzine HamNews.ch ein Schweizer Mittelwellen-Notfunknetz vor. Die “Konkurrenz”, das Webzine Amateurfunk.ch hält vehement dagegen.
Das sei unrealistisch, meint der Betreiber von Amateurfunk.ch, seines Zeichens Berufsreporter aus Wiesendangen (Rufzeichen?). Uff, bin ich froh, dass ich bloss ein kleiner Blogger bin ;-)

Seine Begründung:

Zitat

So ein Unsinn, war der Kommentar eines erfahrenen Funkamateurs. Um die Tagesdämpfung sicher und mit brauchbarer Datenrate zu überbrücken, braucht es schätzungsweise einen Masthöhe von 60 m und eine Leistung von 5 kW

Zitat Ende

Schade, dass er das Rufzeichen dieses erfahrenen Amateurs nicht nennt. Ich hätte nämlich gerne erfahren, wie er zu diesem Schluss kommt. Vielleicht so ähnlich wie die Experten der alterwürdigen GD PTT, die behaupteten, es wäre unmöglich vom Pizzo Groppera aus ein UKW Programm in der Region Zürich zu verbreiten? Diese “Spezialisten” wurden bekanntlich von Schawinski mit seinem Radio 24 widerlegt.

Hans-Jörg Spring von Amateurfunk.ch macht in seinem Webzine einen Gegenvorschlag: Der TM der USKA solle Vorgaben für die Notstromversorgung der Relaisstationen ausarbeiten und auf Kurzwelle sei ein Pactornetz aufzubauen.

Was die Relais angeht, so stimme ich ihm zu. Ohne gute Notstromversorgung sind sie für den Katastrophenfunk schlecht gerüstet. Noch besser wäre, im Fall der Fälle ohne Relais auszukommen. Je komplizierter eine Infrastruktur, bzw. ein System ist, desto anfälliger ist es. Besonders im Katastrophenfall heisst es: KISS (keep it simple and stupid).

Ob da ein 500 kHz-Netz Sinn macht, darüber kann man streiten. Doch 60m Masten und 5kW Sender braucht es dazu sicher nicht. Die Tagesdämpfung kann da noch so hoch sein, “ausgebreitet” wird tagsüber via Bodenwelle, und der ist die Ionosphäre wurscht. Wie sich diese Bodenwelle ausbreitet, ist auf dem Bild oben zu sehen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass gute Digitalsysteme wie zum Beispiel PSK31 noch bei 0dB SNR perfekt funktionieren. Wir reden hier nicht über AM-Rundfunk à la Beromünster ;-)

73 de Anton

Bild: Die Ausbreitung der 500 kHz-Welle, berechnet über durchschnittlichem, urbanen und felsigem Terrain (Gebirge). Sendeleistung 100W. Antennenwirkungsgrad 1% (!)

Solarmaximum bereits im Oktober?

Die polaren Magnetfelder der Sonne sind ein guter Indikator für das Maximum eines Sonnenzyklus. Wenn sich ihre Polarität umkehrt, ist normalerweise auch das Maximum erreicht. Am Wilcox Solar Observatory in Kalifornien werden die polaren Magnetdaten der Sonne seit 1975 erfasst.

Die gegenwärtigen Daten deuten darauf hin, dass die Magnetfelder noch dieses Jahr ihre Polarität wechseln werden. Das Maximum des gegenwärtigen Zyklus 24 könnte also noch dieses Jahr oder spätestens 2012 erreicht werden. Gemäss Solen.info im Zeitraum zwischen Oktober 2011 und September 2012.

73 de Anton

Bild: Abenddämmerung auf Bornholm

Die Sonne schläft ein. Jahrzehnte ohne Sonnenflecken?

Wie National Geographic berichtet, wird die Sonne nach dem gegenwärtigen Zyklus in einen langen Winterschlaf fallen und keine Sonnenflecken mehr entwickeln. Das ist der Schluss aus drei unabhängigen Studien über die Atmosphäre, die Oberfläche und das Innere unseres Sterns. Die kombinierten Daten der drei Studien würden darauf hindeuten, dass wir wieder ein grosses Minimum erleben, wie in den Jahren zwischen 1645 und 1715. Diese Periode ist als kleine Eiszeit oder als  Maunder Minimum bekannt. Noch ist nicht klar, wie stark eine verringerte Sonnenaktivität der Klimaerwärmung durch die Treibhausgase entgegenwirken könnte und ob wir gar wieder eine kleine Eiszeit erleben werden.

Wie dem auch sei, für uns Funkamateure sind das trübe Aussichten. Es würde bedeuten, dass alle heute lebenden Funkamateure nie mehr die guten Bedingungen erleben, wie sie während der Maxima im vergangenen Jahrhundert auftraten. Nie mehr Zeiten, in denen das 10m Band rund um die Uhr offen ist, wo man mit kleinen Leistungen und bescheidenen Antennen mühelos rund um die Welt funken kann. Vorbei die Zeiten, in denen das 15m Band Hauptträger des DX-Verkehrs war und täglich ab Mittag bis tief in die Nacht amerikanische Stationen zu arbeiten waren, vorbei die Zeiten, in denen sich das 6m Band für weltweiten DX Verkehr öffnete. Ausser in der Es-Saison werden die Bänder 15, 12 und 10m tot sein und die Bedingungen auf den anderen KW-Bändern werden mittelmässig bis schlecht sein. Ob sich dann die Aktivitäten wieder vermehrt auf UKW und die Mikrowellen verlagern, wenn die OM’s der Überbevölkerung auf den langen KW-Bändern überdrüssig werden? Hoffen wir, dass dann von diesen Bändern noch was übrig bleibt.

Zurzeit steigt zwar, nach einer aussergewöhnlich langen Pause, die Sonnenaktivität wieder, sie soll 2013 ihr Maximum erreichen. Doch dieses Maximum könnte nur halb so stark ausfallen wie das letzte und beim nächsten Zyklus, der Nummer 25, könnten Sonnenflecken ganz ausbleiben. Diese Flecken – eigentlich kältere Stellen auf der Sonnenoberfläche – sind in den letzten Jahren immer schwächer geworden, sie wurden immer heller. Schuld daran sollen Vorgänge im Innern der Sonne und Jetstreams in der Atmosphäre sein. Es scheint, dass unser Stern nicht nur einen Elfjahreszyklus kennt, sondern auch einen oder gar mehrere überlagerte und länger dauernde Zyklen. Schon elf Jahre sind viel in einem Menschenleben, für die Sonne ist es nur ein Augenzwinkern.

Zyklus 25 könnte also ganz ausbleiben oder sich wiederum verspäten – bis zum Jahre 2022 sagen die Forscher – um sich dann nur schwach bemerkbar zu machen. Doch die Wissenschafter sind nicht beunruhigt und sehen die Schwächephase als Chance. Doch wir Funkamateure sehen das etwas anders.

73 de Anton

Hier weitere Infos dazu in Deutsch

Bild: Radarstation auf dem höchsten Punkt Bornholms (162m)

10-10

Unser Aufenthalt auf Bornholm neigt sich langsam dem Ende zu. Selbstverständlich werde ich nach meiner Rückkehr ausführlich darüber berichten.

Ob wir auch auf 10m funken werden, kann ich jetzt noch nicht wissen, denn dieser Blogeintrag ist eine Botschaft aus der Vergangenheit. Heute ist der 29. April und erst in zwei Wochen werde ich gegen Norden aufbrechen.

Eine gute Wochenübersicht über die 10m Aktivitäten erstellt übrigens Tony, G4CJC. Aber es gibt noch andere 10m-Perlen. Im Zuge der schlechten Ausbreitungsbedingungen der letzten Jahre ist eine Organisation etwas in Vergessenheit geraten: Die Ten-Ten-International. Die mehr als 75’000 Mitglieder dieser 1962 gegründeten Organisation haben sich zum Ziel gesetzt, die Aktivität auf dem 10m-Band zu fördern. Ausgetauscht werden 10-10-Nummern, es gibt Diplome und Wettbewerbe. keine schlechte Idee, sich dem 10m-Band zu widmen. Wenn wir es nicht tun, tun es andere. Russische Taxiunternehmen oder Treibnetzfischer, um nur zwei Beispiel zu nennen.

73 de Anton

Bild: Der Fünf Minuten Antennenumschalter aus der Bastelkiste

Das 4m Band…

…war ursprünglich eine rein britische Angelegenheit. Der RSGB hatte es durch langjährige Lobbyarbeit fertig gebracht, dass die Funkamateure auf der Insel den Bereich von 70.0 bis 70.5 MHz zugeteilt bekamen. Doch der Verkehr im neuen Band hielt sich in Grenzen. Amateurfunkgeräte gab es für dieses Band keine zu kaufen, sie mussten selbst gebaut werden. Oder zumindest mussten ausgemusterte kommerzielle FM-Geräte umgebaut werden.

Heutzutage sieht die Situation anders aus. Immer mehr Länder in Europa haben das 4m Band ihren Funkamateuren geöffnet. Bei Sporadic-E Bedingungen, die in diesem Band recht häufig vorkommen, werden QSO’s quer durch Europa gefahren. Letztere sogar in FM.

Das Band ähnelt in vielen Aspekten dem 6m Band. Die Bedingungen für Meteorscatter und Sporadic E sind ausgezeichnet, ebenfalls für Auroraverbindungen. Tropo-Überreichweiten sind etwas besser als auf 50 MHz, aber noch lange nicht so ausgeprägt wie auf 2m. Beim Mobilbetrieb in FM fällt auf, dass das QSB nur halb so schnell ist wie auf 2m ;-)

Zudem gibt es jetzt auch Amateurfunkgeräte zu kaufen. Vorab das Wouxun KG-699, ein Handfunkgerät mit 5W Leistung. Antennen sind auch kein Hindernis. Abgesehen davon, dass es sie bereits zu kaufen gibt, ein 1m Stab ist bereits eine Lambda Viertel Vertikal. Das schafft auch noch der DAF.

73 de Anton

Bild: Türknopf-Kondensatoren

Die “Geheimwaffe”, von Markus HB9AZT

Aktive, geschirmte Magnetloop – neue Geheimwaffe gegen „man made noise“?

An meinem Heim-QTH kämpfe ich gegen zunehmenden Noise aus Elektroschrott übelster Sorte. Neben unzähligen Schaltnetzteilen, Fernsehern, automatischen Rasenmähern und Computern sorgt eine nachbarliche Wasserenthärtungsanlage nach dem Esoterik-Prinzip (der Kalk im Leitungswasser soll angeblich durch HF eliminiert werden) auf 80m in einzelnen Bereichen für einen Noise-Pegel von S9+20 dB. Die Anlage vom Typ „Argonit“ ist zwar mit CE-Kleber versehen, aber Betreiber und Importeur  foutieren sich um den Störpegel , den ihr Schrott produziert. Das ganze Erdnetz ist verseucht, weil die Wasserleitungen aus Metall natürlich die HF-Störstrahlung der Enthärtungsanlage im ganzen Quartier verbreiten. Da wird wohl nur ein Bakom-Besuch mit grossem Seitenschneider beim Nachbarn nachhaltig Linderung verschaffen können.

Bild Störstrahlung auf 80m, verursacht durch Wasserenthärtungsanlage ARGONIT, ab 300 kHz ist ca. alle 240 kHz  über den ganzen KW-Bereich ein solches Spektrum anzutreffen:

Ich habe zwar das grosse Glück und  unglaubliche Privileg, auf meine Remote-Standorte zurückgreifen zu können, wo ich einen glasklaren und ungestörten Empfang geniessen kann. Dennoch möchte man auch zuhause mal den einen oder anderen RX testen oder betreiben können. Die Neugierde trieb mich deshalb unlängst dazu, von qrp-project.de den Bausatz für eine Aktiv-Loop-Antenne  zu bestellen und im heimischen Bastelkeller zusammenzubraten. Lange Zeit lag der vollendete Bausatz dann unbenützt in der Ecke. Dazu beigetragen haben meine bisher eher schlechten Erfahrungen mit Aktiv-Antennen, die sich meistens als luftgekühlte, taube Dummyloads oder Intermodulationsgeneratoren erwiesen, selbst wenn sie aus sehr edlem und teurem Hause stammten. Auch den konventionellen Magnetloops konnte ich bisher nicht viel abgewinnen, die Notwendigkeit, das vorhandene C dauernd nachzustimmen, schliesst einen breitbandigen und unkomplizierten Empfang aus. Ohne viel Hoffnung knöpfte ich mir deshalb an einem langweiligen Regensonntag den Bausatz nochmals vor und suchte im Bastelkeller nach dem nötigen Material, um die Aktiv-Loop fertigzustellen. Erste Versuche mit drei Windungen RG58 auf 2m langen Kunststoff-Elektro-Rohren brachten leider kein brauchbares Resultat, wieder nur ein Dummyload… Mit der nächsten, kampfwertgesteigerten Version wurde das RG58 durch RG213 ersetzt, gleichzeitig wichen die instabilen Kunststoffröhrchen   zwei  stabilen Dachlatten von 2.5 Länge, die fein säuberlich in der Mitte ausgefräst und als Kreuz zusammengeschraubt wurden. Auf diese „fromme“ Konstruktion passten 7.5m RG 213, bei dem in der Mitte die Abschirmung aufgetrennt und mit Schrumpfschlauch wieder versiegelt wurde. Die beiden Enden des Koaxkabels werden mit PL259-Steckern versehen und am Verstärkgergehäuse unten an der Loop angeschlossen. Die eine Buchse verbindet die Seele mit dem Mantel des Koax, die andere Buchse führt auf den Eingang des Verstärkers. Erste Versuche mit dieser an ein Gebüsch gelehnten Antenne verliefen derart vielversprechend, dass ich beschloss, das Provisorium etwas dauerhafter zu gestalten. Wichtig für die gute Funktion dieser Antenne scheint ein möglichst verlustarmer Aufbau des eigentlichen Loops zu sein.  In der hintersten Ecke des Gartens, ausserhalb des unmittelbaren Sicht- und Kontrollbereiches der antennenkritischen XYL, wurde ein Pfahl in den Boden gerammt und dort die Antenne ca. 1.5m über dem Boden montiert. Endlich diente unser sinnlos grosser Garten, der sonst ausschliesslich zur Produktion von Unmengen an Unkraut, unverschämten Gärtner-Rechnungen und zur Beschäftigung des Hobby-Hauswarts gut ist, einem vernünftigen Zweck ;-)

Die Erfahrungen mit dieser aktiven, geschirmten und nicht resonanten Magnetloop sind überwältigend. Meine Skepsis gegenüber Aktiv-Antennen wich zunehmender Begeisterung über die Leistungsfähigkeit dieses eigentlich sehr bescheidenen Systems. Auch die Kracher auf 160 und 80m sind stark reduziert gegenüber längeren Drähten. Endlich ist von Lang- bis Kurzwelle wieder ein vernünftiger Empfang möglich. Weil die Antenne vorwiegend das H-Feld empfängt, werden Störungen durch die Lust- und Jubelelektronik massiv reduziert. Selbst der USKA-Bandwächter benützt immer wieder mal meine Aktiv-Antenne, um die neusten Störer  auf den HF-Bändern über meinen Remote-Perseus aufzuspüren. Der Bausatz von QRP-Project besteht aus einem Steuergerät, das die Fernspeisung des Verstärkers übernimmt und gleichzeitig im Sendefall die Umschaltung auf eine konventionelle Antenne vornimmt. Leider erträgt das Steuergerät maximal ca. 30-40 Watt Sendeleistung. Da ich das Leben für QRP zu kurz  finde, benutze ich die Einrichtung ausschliesslich für den Empfang. In einem wetterfesten Gehäuse am Fuss der Loop sitzt die wichtigste Komponente des Systems, ein zweistufiger 24 dB-Norton Verstärker, welcher die schwachen Signale der Loop verstärken und dabei möglichst wenig Intermodulation  erzeugen soll. Details zur Elektronik gibt’s hier.  Die grossen Masse für den Loop habe ich absichtlich gewählt, um auch auf den tiefen Frequenzen genug Gain zu haben.  Dafür handle ich mir auf den höheren Bändern das eine oder andere Intermodulationsprodukt ein, aber damit kann ich gut leben.  Das System hat sich bewährt und kann absolut mit der viel teureren ALA1530 von Wellbrook mithalten. Dank der zahlreichen Remote-Perseus mit Wellbrook-Antenne sind interessante Vergleiche der Signalstärken möglich. Die Umschaltung zwischen Draht-Antenne und Loop zeigt immer wieder, dass zwar die Signale der Loop etwas schwächer sind, aber gleichzeitig das Signal/Noise-Verhältnis viel besser ist. Nun begreife ich auch, warum früher viele kommerzielle Stationen für den Empfang solche Loops eingesetzt haben. Das System ist zudem sehr breitbandig und im Gegensatz zu Drähten nur wenig frequenz-selektiv. Ein Vergleich mit Beams an meinen Höhenstandorten zeigt die Leistungsfähigkeit dieser Antenne, die Signale auf dem Berg sind oft nur ca. 2-3 S-Stufen lauter als auf der Loop. Nicht auszudenken, was man mit einer solchen Antenne an einem wirklich guten QTH empfangen kann! Diese Erfahrungen haben mich veranlasst, weitere Versuche mit solchen Loops zu starten, bereits liegt ein Verstärker für eine HDLA-Loop (www.activeloop.de) auf dem Tisch und wartet auf einen Vergleich.  Bald wird im Appenzell ein schöner Standort in Betrieb genommen, wo man noise-geschädigte Empfänger in die Kur schicken kann, damit sie wieder mal ein sauberes Spektrum hören. Der Standort hat Glasfaser-Anbindung und liegt “in the middle of nowhere” – also ein idealer Standort für remote betriebene Empfänger. Interessante Vergleiche zwischen HDLA und ALA1530 finden sich auf www.fenu-radio.ch, bemerkenswert, was dieser SWL alles an Erfahrungen über Empfänger und Antennen auf seiner Seite zusammengetragen hat!

Das erste Bild zeigt den Perseus mit Drahtantenne (Doublett 2×15.75m), der helle Schleier im Bild ist breitbandiger Noise, die waagrechten Striche sind QRN (Gewitterfront). Das zweite Bild zeigt den gleichen Empfangsbereich mit der Loop.

Eine solche Loop ist als Empfangsantenne durchaus eine interessante Alternative. Viele moderne Transceiver verfügen ja über einen separaten, meist brach liegenden Empfängereingang, an dem eine solche Antenne angeschlossen werden kann.

Versuche lohnen sich also und werden zeigen, dass man den lästigen Noise durchaus wieder auf ein erträgliches Mass reduzieren kann. Mir machen jedenfalls Wellenbummeleien mit dem Perseus dank dieser (Funkperlen)-Antenne wieder viel Spass.

73 de Markus, HB9AZT

Danke Markus für den interessanten Beitrag. Ich denke, diese “Geheimwaffe” könnte vielen OM’s wieder schöne Hobby-Stunden bescheren, die von Elektronikschrott geplagt werden. 73 de Anton

Grabber update

Grabber sind nichts anderes als extrem langsame Web SDR ohne Ton. Sie werden für den Empfang von QRSS Signalen im Langwellenbereich benutzt. Man könnte sie auch als Inverse Baken bezeichnen. Insbesondere auf den VHF/UHF und Mikrowellenbändern senden ja bekanntlich Baken von exponierten Standorten. Sie dienen als Indikatoren für die Ausbreitungsbedingungen, aber auch zum Test von Antennen und Empfängern. Den gleichen Zielen dienen Grabber. Nur sendet dort der Funkamateur und der Grabber empfängt die Signale.

So kann der Langwellen-Amateur herausfinden, wie weit sein Signal reicht und die Ausbreitungsbedingungen untersuchen. Ohne Grabber wäre das nur schwer möglich, denn die Stationen sind auf den langen Wellen dünn gesät.

Ein neuer Grabber steht nun in Bukarest (KN34al). Chris, 4X1RF hat ihn aufgebaut. Er betreibt ja schon seit einiger Zeit seinen Grabber in Haifa (KM72ls).

Bei EW6BN in KO45hm steht ebenfalls ein Grabber. Allerdings ist er zurzeit ausser Betrieb. Und wer es über den Atlantik schaffen will, schaut gerne bei VE7TIL rein, der einen Grabber in KN89dk betreibt.

Diese und andere aktuelle Grabber für das 136 kHz Band findet ihr rechts unter meinen Links. Zur Zeit schiessen die VLF-Grabber für das Dreamers Band bei 9kHz und die MF-Grabber für 500 kHz wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden. Da wir aber hierzulande nicht in diesen Bereichen senden dürfen, sind sie weniger interessant.

73 de Anton

Bild: 6fach Antennenumschalter selbst gebaut: Alugehäuse, Drehschalter, 6 BNC Buchsen.

Wellenchaos

In den USA fällt die Fernmeldebehörde seltsame Entscheide. Der Firma ReconRobotics Inc wird die Benutzung des 70cm Amateurfunkbandes von 430 bis 448 MHz für die Videoübertragung ihrer Überwachungsroboter erlaubt.

Und der Firma LightSquared wird die Breitbandübertragung mit hoher Leistung angrenzend zum GPS-Band zugestanden. Es sollen 40’ooo Stationen mit 1.5kW Leistung über das ganze Land verstreut gebaut werden. Versuche (u.a. von Garmin) haben ergeben, dass dadurch der GPS-Empfang empfindlich gestört wird, da die handelsüblichen GPS-Empfänger zuwenig trennscharf und großsignalfest sind. Die GPS-Empfänger könnten bis zu einer Entfernung von einigen 10km blockiert werden, da die Satellitensignale sehr schwach sind.

Aber offenbar geht es bei dieser Geschichte um sehr viel Geld und die USA haben es dringend nötig. Nur damit kann erklärt werden, dass die FCC vor der Konzessionserteilung keine technischen Abklärungen vornahm.

Diese beiden Beispiele zeigen, wie gross der Druck im UHF/Mikrowelllenbereich ist. Immer mehr neue Anwendungen verlangen nach zusätzlichen Frequenzen. Aber auch von unten wird das Feld aufgerollt. Neue PLC-Systeme (Power Line Communications) arbeiten für die Inhouse Kommunikation mit Frequenzen bis zu 100 MHz.

73 de Anton

Kahlschlag in der Ukraine

Die Behörden in der Ukraine sind ihren Funkamateuren nicht wohlgesonnen. Wie Ham News CH meldet, wurde ihnen nicht nur das 30m Band weggenommen, sondern auch der obere Teil des 20m Bandes von 14250 – 14350 kHz. Auch wurden fast alle Mikrowellenbänder ab 23cm für die Funkamateure gesperrt. da können wir ja mit unserem BAKOM echt zufrieden sein ;-)

Ein wüster Horrorfilm für Langwellenamateure ist auf Youtube zu sehen. Dort wurde der Mast einer LORAN Station gesprengt. LORAN ist die Abkürzung für Long Range Navigation. Das aktuelle LORAN-C ist ein Funksystem zur Navigation von Schiffen und Flugzeugen. Es sendet auf 100kHz und wer einen guten Langwellenempfänger und ein Stück Draht sein Eigen nennt, hört es dort rattern. Durch die Messung der Laufzeitdifferenzen mehrerer Sender kann die eigene Position bis auf 10m genau bestimmt werden. Doch die moderne Satellitennavigation macht LORAN überflüssig und die um die 200m hohen Sendemasten stehen auf der Abschussliste.

Doch aller schlechten Nachrichten sind drei. Russland stemmt sich vehement gegen die Einführung eines 500 kHz Bandes für Funkamateure und es ist nicht alleine. Wir werden an der nächsten Weltradiokonferenz im Februar 2012 einen schweren Stand haben. Es weht ein eisiger Wind aus Osten.

73 de Anton

PS. ich finde Ham News CH eine ganz tolle und informative Seite mit Potenzial und habe sie deshalb in meine Blogroll aufgenommen.

SAQ April 14th 2011

From SM6NM/LarsThere will be an extra transmission with the Alexanderson alternator on 17.2 kHz on Thursday April 14th 2011 at 12:45 UTC with tuning up some time before.

The transmission is directed to “The 5TH European Conference on Antennas and Propagation” in Rome, Italy.

We do not require any QSL-reports this time and will not verify.

Regards.

 

 

Funken bis zum Nordkap

Wer dieses Jahr in Skandinavien unterwegs ist, kann auf eine Vielzahl von Relaisstationen zählen. Über Dänemark habe ich ja schon berichtet. Hier nun eine Karte mit den 2m/70cm Relais in Schweden. Wenn man in fremden Ländern funken will, sollte man nicht nur über Relaisstationen Bescheid wissen, sondern auch über den Bandplan. Denn was hierzulande erlaubt ist, könnte dort verboten sein. Hier eine Übersicht über die zugelassenen Frequenzbereiche in Schweden. Da sieht man zum Beispiel, dass nicht das ganze 160m-Band zugelassen ist und im oberen Bandteil nur mit 10W ERP gefunkt werden darf. Auch beim 6m-Betrieb muss man aufpassen.

Fährt man dann weiter bis Finnland hoch, sieht es nochmal anders aus. Aber auch dort gelten spezielle Vorschriften betreffend das 160m Band. Dafür gibt es beim 6m Band keine Einschränkungen mehr, abgesehen von einem Powerlimit von 200W.

Wichtig zu wissen ist, dass in allen skandinavischen Ländern das 70cm auf 432-438 MHz beschränkt ist, im Gegensatz zu Österreich, Deutschland und der Schweiz.

In Finnland sind dann die Relaisstationen nicht mehr so dicht gesät wie in Schweden. Hier ein Überblick.

Wer zum Nordkap will, muss aber auch noch durch Norwegen fahren. Und da gibt es sogar einen 2m Umsetzer am Nordkapp, LA8NR auf 145.750 in KQ20xx, wie man aus dieser Liste ersehen kann. Hier der Vollständigkeit halber noch die 70cm Relais in Norwegen. davon gibt es vergleichsweise nur wenige. Wieso auch! Frequenzmangel herrscht in diesem riesigen und nur dünn besiedelten Land kaum. Hier noch der Bandplan von Norwegen. Diese Informationen des Österreichischen Versuchssender-Verbandes entsprechen allerdings nicht mehr ganz  dem neusten Stand. Inzwischen wurden in Norwegen das 500kHz, 5MHz und 70MHz Band zugelassen, wie aus den norwegischen Amateurfunk-Vorschriften zu entnehmen ist. Weiterhin gilt jedoch ein Leistungslimit von 10W im oberen Teil des 160m Bandes, ab 1850kHz, von 10W. Eine Leistungsbeschränkung, die übrigens auch in DL gilt. Darum sind die Signale unserer deutschen Freunde im oberen Teil des 160m Bandes nur schwach zu hören ;-)

73 de Anton

Bild: Zuschauer im Geiranger-Fjord

Tretminen im 20m Band

Das 20m-Band ist wie ein Minenfeld. Nirgendwo gibt es so viele Netze. Kaum eine Frequenz, die nicht von einer Organisation beansprucht wird. Ja sogar einzelne Funkamateure haben ihre Hausfrequenz und bewachen sie wie ein Schlosshund. Ein Beispiel dafür ist Nino, IT9RYH, der 14195 kHz für sich beansprucht. Wehe einer DX-Expedition, die sich ausgerechnet diese Frequenz aussucht. Auch Notfunkverkehr soll er schon von “seiner” Frequenz vertrieben haben.

Hier eine kleine Auswahl “Tretminen” im 20m-Band. Einige sind nur zu bestimmten Tagen und Zeiten aktiv, andere hingegen jeden Tag praktisch um die Uhr:

14113 Mickey Mouse Connection

14115 DDD Net

14118 Le Réseau du Capitaine

14122.5 Mississauga Maritime Net

14165 The friendly Caribbean.

14173 Canada DX-Net.

14175 Hurricane Net

14183 ANZA (VK,ZL, Africa).

14222 Brasil-DX, HI-DX, Triple Two (VK9NS)und zwei YL-Netze.

14238.5 Southern Cross DX

14243 EU-DX.

14245 Family Hour.

14247 247-DX-Net.

14250 Arabian Nights Net

14260 Party Line Net

14261 Ben’s Friends

14265 Salvation Army Emergency Relief Net

14275 Hurricane Net

14283 Caribous Traffic Net

14285 Kaffee Klatsch Net

14287 US Power Squadron

14290 EC Waterway Net

14297 Italian Maritime Mobile Net.

14300 The Intercon Net, The Maritime Mobile Service Network, The Pacific Seafarer’s Net.

14303 UK Maritime Mobile Net, Swedish Maritime net

14305 14305-DX-Net, Confusion Net

14310 Maritime Emergency Net

14313 German Maritime Mobile Net INTERMAR.

14315 Pacific Islands, Robby’s Net (Australia), Tony’s Net (ZL).

14316 South African Maritime Mobile Net, Broadcasters HF-Net.

14318 Arnold’s Net (Pacific)

14320 South China Sea Net

14323 South East Asian Waters

14332 YL SYSTEM Emergency Net. 14320 Roy’s Net (Perth).

14325 Hurricane Watch Net.

14334 Brazil East Coast Net.

14329 Bay of Islands Net

14340 Manana Maritime Mobile Net (US-Westcoast-Hawaii), Maritime Imergency Net.

Was an diesen Netzen auffällt: Es handelt sich dabei zum grössten Teil um Netze der privaten Schifffahrt. Viele Segler haben die Amateurfunkprüfung gemacht und benutzen nun Amateurfunkfrequenzen anstelle des regulären Schiffsfunks.

73 de Anton

Bild: Auf den Lofoten

Der Behelf

Ein Behelf ist Militärjargon und gemeint ist damit ein Hilfsmittel. Auch für den Amateurfunk gibt es einen solchen “Behelf”, und wie könnte es anders sein, er kommt von den Amateurfunkern der Station HB4FF, der Amateurfunkstation der Schweizer Armee. Es handelt sich dabei um eine gute Einführung in den Amateurfunkdienst und ist besonders Einsteigern zu empfehlen. Der Behelf ist hier zu finden.

Doch beim Schweizer Militär sind noch andere Funkperlen zu finden. Zum Beispiel die Frequenzprognosen für Kurzwellenverbindungen innerhalb der Schweiz – also über kurze Distanzen. Die aktuellen Prognosen sind hier zu finden. Wie man daraus ersehen kann, ist das 80m Band in Winternächten oft nicht mehr für den Kurzstreckenverkehr geeignet. Dann bleibt nur noch das 160m-Band. Oder eben die Langwelle.

Apropos Langwelle: Neuigkeiten gibt es aus Argentinien zu vermelden: LU8YD hat einen Grabber für QRSS-Signale eingerichtet. Ich bin gespannt, wer dort als erster zu sehen sein wird. Da dürfte ich mit meiner bescheidenen Antenne kaum dazugehören. Aber immerhin konnte mein Signal kürzlich in der Nähe von Moskau empfangen werden. Ich war bass erstaunt, als ich mein QRSS-Signal auf dem Grabber von RN3AGC sah . Immerhin über eine Distanz von 2311km (KO86np).

Während also Südamerika die Langwelle entdeckt, hat man in Nordamerika andere Sorgen. In den USA wurde ein Gesetzesentwurf in den Kongress eingebracht, der das Band 420-440MHz an kommerzielle Dienste versteigern möchte. Damit würde dort das 70cm Band auf den Bereich 440-450 MHz zusammenschrumpfen. Das hätte natürlich auch Konsequenzen für den (weltweiten) Satellitenbetrieb.

Allerdings muss man anmerken, dass die US-Amateure, über alles gesehen, nicht über Frequenzmangel klagen können. Sie verfügen immerhin über ein 220 MHz und ein 900 MHz Band und auch viele andere Bänder sind breiter als hier in Europa. Wir wären zum Beispiel froh, wenn unser übervolles 80m-Band auch bis 4 MHz reichen würde. Und wieso wir, im Gegensatz zu den Amis, auf die untersten 10 kHz des 160m-Bandes verzichten mussten, ist mir immer noch ein Rätsel.

73 de Anton

Bild: Isolation der Langwellenantenne (Inverted L, h=12m, l=40m)

Relaisfunkstellen in Dänemark

Da unsere nächste Reise gegen Norden geht, habe ich nach einem Plan der Relaisfunkstellen in Dänemark gesucht und bin hier fündig geworden. Die Relais sind nicht nur aufgelistet, man sieht auch auf einer Karte, wo sie stehen. Klickt man die einzelnen Relais an, so werden Call, Ort, QTH-Kenner, Frequenz und CTCSS angezeigt. Zum Beispiel für Das Relais auf Bornholm, OZ3REO in Østermarie, JO75jd auf 145.650 mit einem Subaudioton von 82.5 Hz.

Ich habe auch nach einer ähnlich toll aufgemachten Liste für Deutschland gesucht. Das Beste was ich gefunden habe, ist dieser Plan hier für 10m/2m Repeater und hier für 70cm.

Da unser Ziel Bornholm ist, wie ihr sicher schon erraten habt, interessiert natürlich auch der dänische Bandplan für VHF/UHF.

Allerdings bin ich kein Relaisfunker. Normalerweise bevorzuge ich Direktfrequenzen und ich bin gespannt, welche Verbindungen auf 2m von Bornholm aus möglich sein werden, auch in SSB. Vielleicht war ja ein Leser dieses Blogs schon dort und kann darüber berichten?

73 de Anton

Bild: Aus aktuellem Anlass heute gemessen. Zur Zeit ist hier alles noch im grünen Bereich. Hoffen wir, dass es so bleibt.

WARC 2012

Die nächste Welt-Radio-Konferenz wird für uns Funkamateure interessant. Verlieren wir Frequenzbereiche oder gewinnen wir neue hinzu? Beides ist im Verlaufe der Geschichte schon geschehen. 1912 wurden die Funkamateure auf die damals als nutzlos erachteten Wellen unter 200m verbannt, also auf Frequenzen über 1500 kHz.  1927 wurden sie dann auf einige schmale Bänder begrenzt: 80, 40, 20 und 10m.

Doch dabei blieb es nicht, der aufkommende Kurzwellen-Rundfunk hatte einen unstillbaren Appetit: Schlimm traf es 1938 in Kairo das 40m Band. Die Europäer drangen darauf, das Band auf 150kHz zu reduzieren, zugunsten der Rundfunkstationen. In Atlantic City 1947 wurde es dann für die Regionen 1 und 3, also für alle ausser Nord- und Südamerika, auf 7000 – 7100 reduziert. Doch das war nicht der einzige Verlust. 1947 wurden auch die obersten 300 kHz des 10m-Bandes abgeschnitten, 29.7 – 30 MHz, notabene auf Betreiben der Franzosen. Aber es gab 1947 auch Frequenzgewinne: Wir erhielten damals neu das 15m Band. Dieses Band erwies sich in den Jahren hoher Sonnenfleckenmaxima als sehr nützlich.

Auch das 160m Band erlebte Hoch und Tiefs. In der Schweiz war es zuerst von 1800 – 2000 kHz zugelassen, wurde dann während Jahren auf 1810 – 1850 kHz beschränkt und schliesslich wieder auf 1810 – 2000 kHz ausgedehnt.

1979 kamen dann die Bänder 12m, 17m und 30m hinzu. Darum werden sie oft noch WARC-Bänder genannt. An der WARC 2007 erhielten wir sogar das erste Langwellenband von 135.7 – 137.8 kHz. Endlich konnten die Funkamateure dorthin zurückkehren, wo alles angefangen hatte, bevor sie 1912 auf die Kurzwelle verbannt wurden.

An der WARC 2003 erhielt dann die Region 1 (Europa und Afrika) wieder Zugang zum Bereich 7100 – 7200 kHz.

Über alles gesehen hat der Amateurfunkdienst nach dem zweiten Weltkrieg hinzugewonnen. Im Januar 2012 wird die nächste weltweite Radiokonferenz stattfinden. Was wird auf uns zukommen?

Für die Funker im Dreamers Band unter 9 kHz gibt es schlechte Nachrichten. Die Metereologen möchten den Frequenzbereich von 8.3 – 11.3 kHz zugunsten der Blitzortung für jeglichen Funkverkehr sperren. Und um das ehemalige Schiffsfunkband bei 500 kHz wird heftig gestritten. Die Seefahrer möchten dort einen neuen Funkdienst etablieren, und wir Funkamateure möchten gerne ein 600m Band aus der Taufe heben. In vielen Staaten Europas sind Frequenzen in diesem Bereich für Funkamateure bereits zugelassen. In manchen generell, in anderen mit Sonderbewilligung. Die IARU (International Amateur Radio Union) möchte ein Band von mindestens 15 kHz im Bereich 415 – 526.5 kHz.

Ein 5MHz – Band scheint jedoch kein strategisches Ziel mehr zu sein. Die IARU will sich offenbar ganz auf 500 kHz konzentrieren.

73 de Anton

HAARP, Forschung oder Verschwörung?

Um HAARP ranken sich unzählige Verschwörungstheorien. Es sei eine Waffe, die das Wetter beeinflusse, Vulkane und Erdbeben ausbrechen lassen. Oder es sei ein Instrument zur Gehirnkontrolle der Weltbevölkerung. Keine Fantasie ist  verrückt genug, um nicht mit HAARP in Verbindung gebracht zu werden. Erstaunlich wie Hochfrequenz die Gehirnwindungen anregt :-)

Wer nach HAARP googelt, stösst massenweise auf Seiten, die HAARP für alles Unglück auf der Erde verantwortlich machen. Das Erdbeben in Haiti oder Japan: HAARP. Die Klimaerwärmung: HAARP. Der Polsprung: HAARP. Doch was ist HAARP eigentlich?

Ausgeschrieben heisst das Projekt High Frequency Active Auroral Research Program und es ist im Grunde nichts anderes als eine spezielle Funkstation. Sie steht in Alaska bei 62.39 Grad nördlicher Breite und bei 145.15 westlicher Länge. Wer diese Koordinaten in Google Earth eingibt, bekommt die Station zu sehen. Das heisst, die Hälfte davon. Die andere Hälfte geht in einer schlechten Auflösung unter. HAARP ist ein Sender, der mit einem großen Antennenfeld senkrecht in den Himmel strahlt. Die Sendeleistung beträgt ca. 4MW ERP und die Frequenz variiert zwischen 2.8 und 10 MHz. Der Sender läuft übrigens in Klasse A mit einem Wirkungsgrad von 45%. Welche Verschwendung von Energie!

Gesendet wird mit unterschiedlichen Pulsfrequenzen oder mit Dauerträger, und die Anlage, die über eine eigene Stromversorgung verfügt, sendet angeblich nur für kurze Zeit, je nach wissenschaftlichem Projekt, an dem gerade gearbeitet wird. Dem Titel nach, geht es um die Erforschung der Ionosphäre, denn sie ist das Zielgebiet des Senders. Durch die hohe Leistung wird die Ionosphäre in 100-350km Höhe (je nach Sendefrequenz und Funkwetter) aufgeheizt.  Der Sender macht also punktuell dasselbe wie die Sonne. Damit sollen die Vorgänge in der Ionosphäre erforscht werden. Die damit erzielten Modifikationen sollen aber relativ bescheiden sein – Zehnerpotenzen unter dem Einfluss der Sonne – und nach dem Abstellen des Senders soll der Effekt innert Minuten wieder verschwinden.

Die Vorgänge in der Ionosphäre werden schon lange erforscht und man weiss darüber recht viel. Wieso braucht es also ein solches Monsterprojekt irgendwo im Nirgendwo Alaskas? Da spriessen natürlich die herrlichsten Verschwörungstheorien ins Kraut.

Klar geht es bei HAARP um mehr, als nur um Ionosphären- und Auroraforschung. Es geht, wie könnte es anders sein, um militärische Anwendungen. In dem die Ionosphäre mit Hochfrequenzimpulsen beschossen wird, regt man sie zum Schwingen an. Dadurch entstehen elektromagnetische Wellen u.a. im ELF-Bereich.

Wir erinnern uns: LF = 30- 300 kHz, VLF = 3 – 30 kHz, ULF = 0.3 – 3 kHz und schliesslich ELF = 30 – 300 Hz.

HAARP dient also dazu, um indirekt, mittels der Ionosphäre, auf ELF zu senden. Diese Wellen dringen tief in den Erdboden und das Wasser ein und eignen sich zum Beispiel zur (einseitigen) Kommunikation mit U-Booten.

ELF wird auch ohne menschliches Zutun von der Erde erzeugt. Die Ionosphäre wabert unter dem Sonnenwind hin und her und erzeugt so “die Stimme der Erde”. Ob der Mensch auf dieser Harfe (Harp auf englisch) spielen sollte, fragen sich viele. Und wer weiss, was sich Wissenschaftlerhirne sonst noch so alles ausdenken :-)

Doch aus technischer Sicht sind 4MW viel zu wenig, um einen Einfluss auf die Erde zu haben. Zum Vergleich: die Strahlungsleistung der Sonne, die die Erde trifft, beträgt pro Quadratmeter zwischen 1325 und 1420 W. HAARP bringt es auf etwa 30mW pro Quadratmeter in der Ionosphäre und das nur in einem winzig kleinen Abschnitt.

Das Projekt läuft auf NIB (Non Interfernece Base). Funkverbindungen dürfen nicht gestört werden und die Amateurfunkbänder sind zum vornherein ausgeklammert.

73 de Anton

Bild: Ladespule der Längstwellenantenne in Grimeton

ROS versus PSK31

Neue digitale Betriebsarten schiessen wie Pilze nach einem Regentag aus dem Boden. Manch ein Software-Crack unter den Funkamateuren fühlt sich berufen, ein eigenes Kind in die Welt zu setzen. Ein neuer Spross in der Reihe der digitalen Reihe heisst ROS. Viele sprechen davon, nur wenige wissen, von was sie reden.

ROS ist eine sogenannte Spread Spectrum Technology. Vereinfacht gesagt, springt dabei das Signal in einem bestimmten Muster innerhalb eines Frequenzbereichs umher. Bei ROS beträgt dieser Frequenzbereich 2250 Hz. Der Entwickler, José Albert Nieto Ros, bietet dabei zwei Übertragungsgeschwindigkeiten an: 1 Baud oder 16 Baud. In der Ein-Baud-Variante sollen Signale noch decodierbar sein, die -35dB unter dem Rauschen liegen (1Baud = 1Zeichen pro Sekunde).

Natürlich können sich mehrere Stationen den gleichen Kanal teilen, da nicht alle genau im gleichen Rhythmus zwischen den Frequenzen hin und herhüpfen. Doch mit jeder Station, die hinzukommt, häufen sich die Kollisionen und der benötigte Signal-Rauschabstand nimmt zu. Wo die Kapazitätsgrenze liegt, bis zu der gleichzeitiger Funkbetrieb noch möglich ist, wird die Praxis zeigen. Ob allerdings soviele Stationen gleichzeitig in einen Kanal mit der Bandbreite eines SSB-Signals passen wie bei PSK-31, wage ich zu bezweifeln.

Denn PSK-31 funktioniert anders. Das Signal bleibt immer auf der gleichen Frequenz und wird Phasenmoduliert (Phase Shift Keying). Die Bandbreite beträgt  31.25 Hz. Damit würden, bei optimaler Verteilung, mehr als 60 Stationen in einen ROS-Kanal passen, ohne dass sie sich gegenseitig stören. In der Praxis sind es wohl eher um die dreißig Stationen, die ungestört im gleichen Kanal Betrieb machen können.

PSK-31 scheint mir deshalb die ökonomischere Variante zu sein. Ein wichtiges Kriterium, da unsere schmalen Bänder oft proppenvoll sind.

Aber die Entwicklung von ROS ist noch nicht fertig. Dauernd gelangen neue Varianten unter die OM’s. Doch die Sache hat einen Hacken: In den USA ist ROS illegal, da Spread Spectrum unter 420 MHz verboten ist.

73 de Anton

Gemälde aus dem Äther

Dieses Wochenende wird HE3OM zum letzten Mal aktiviert. Und wie immer bei solchen Aktionen, erwachen die meisten erst wenn’s vorbei ist. Zurzeit erhalte ich viele Anfragen, wann wir denn QRV wären.

Ich werde am Samstag Nachmittag nochmals nach Sottens fahren und zwischendurch auch mal in CW auf 137.3kHz rufen. Doch Priorität hat zurzeit DX. Die Versuche mit Japan waren bisher noch nicht ganz erfolgreich. Zwar konnte JA7NI Fragmente unseres Rufzeichens aufnehmen, doch ein QSO kam nicht zustande:

Vielleicht waren die Ausbreitungsbedingungen nicht sehr gut, kamen doch einige Tage zuvor Verbindungen zwischen Moskau und Tokio zustande. Und He3OM ist nur etwa 2000km weiter weg. Wir werden es dieses Wochenende nochmals versuchen.

Manchmal “malt” die Langwelle seltsame Gemälde, wie man auf dem ersten Bild sehen kann. Es ist ein Schnappschuss von vorgestern Abend und zeigt das ganze Amateurband in einen Zeitabschnitt von 15 Minuten. Aufgenommen wurde das seltsame Signal vom Grabber von DF6NM in Nürnberg. Was es ist, weiss ich nicht. Eine lokale Störung oder vielleicht ein Signal natürlichen Ursprungs.

73 de Anton

Wir hören längst

Die im letzten Kommentar erwähnten Grabber gibt es auch in Übersee. Der hier ist in der Nähe von Tokio bei JA7NI und beobachtet das Langwellen DX-Fenster der Japaner für ankommende Signale. Wie man sehen kann, gibt es dort viele Störungen auf Langwelle. Aber auch in den USA gibt es Langwellengrabber. Zum Beispiel der hier, bei W4DEX, oder der bei W1VD in Burlington CT. Wie man sieht, liegt das “Wasserloch” der Amerikaner etwas höher als das der Japaner. Der obere Teil des 2200m-Bandes ist sowohl in den USA wie auch in Japan stark gestört.

Die meisten Amateurfunktransceiver können das 136kHz-Band noch empfangen. Die Empfindlichkeit ist zwar dort nicht mehr so toll, ist aber ausreichend. Das Problem liegt vielmehr an der Antenne, beziehungsweise an der Anpassung derselben. Auch lange Drähte weisen auf Langwellen Impedanzen von mehreren Kiloohm auf. Schließt man sie einfach so an den 50 Ohm Eingang des Empfängers an, ist außer den stärksten Signalen nichts zu hören.

Doch man braucht die Antenne für den Empfang nicht perfekt anzupassen. Bereits mit einem zwischengeschalteten Trafo erwacht die lange Welle zum Leben und man ist erstaunt, dass Signale, die vorher kaum zu hören waren, den Zeiger des S-Meters plötzlich über die Neun hinaus bewegen.

Erinnern wir uns an die Trafoformel: Das Verhältnis der Impedanzen entspricht dem Verhältnis der Windungszahlen im Quadrat. So schlimm wird es also nicht mit dem Wickeln. Aber das Kernmaterial spielt eine Rolle. Für Langwellen sollte man einen hochpermeablen Ferritkern benutzen. Zum Beispiel einen von Epcos mit dem Material N30 (Conrad). Aber wir brauchen uns das Leben nicht unnötig schwer zu machen und nehmen einfach den Ferritstab aus Grossmutters altem Radio. Sie hört ja DAB und nicht mehr Beromünster.

Nehmen wir mal an, wir haben einen 20m Draht als Antenne. Pro Meter sind das etwa 5pF, unser Draht hat also eine Kapazität von ungefähr 100pF. Die Induktivität ist auf Langwelle vernachlässigbar. Die Impedanz entspricht praktisch dem kapazitiven Blindwiderstand. Also 1/(2*Pi*f*C). Für 136 kHz erhalten wir somit 11.7 kOhm.

Das ergibt bei unserem 50 Ohm Antennenausgang ein Übersetzungsverhältnis von 11700/50 = 234. Wurzel daraus sind 15.3

Das heißt, unser Trafo muss auf der Sekundärseite (Antennenseite) 15,3 mal mehr Windungen haben als auf der Primärseite. Wir wickeln also, sagen wir mal, 10 Windungen primär und schließen dort den Empfänger an und wickeln dann 153 Windungen als Sekundärwicklung. Ein Ende kommt an die Antenne, das andere an die Erde. Aber Achtung! zwischen unserem Trafo und dem Antennendraht darf sich kein Stück Koaxialkabel befinden, auch wenn es noch so kurz ist. Dessen Eigen-Kapazität würde uns die langen Wellen prompt auf Erde ableiten.

So, jetzt hören wir schon besser lang. Doch was, wenn wir  noch länger hören möchten? Zum Beispiel den Sender SAQ in Grimeton mit seiner Weihnachtsbotschaft auf 17.2 kHz. Dort hat unser 20m-Draht schon fast 100 KOhm. Oder etwas genauer: 92.5 kOhm. Das Verhältnis der beiden Wicklungen liegt damit schon bei  43. Und ob Grossmutters Ferritantenne das nochmal mitmacht, ist fraglich. Doch halt! Liegt da nicht irgendwo ein Kleintrafo in unserer Bastelkiste der von 220V auf 5V transformiert? Das wäre ein Verhältnis von 44! Zwar ist das Trafoblech für 17.2 kHz nicht gerade das Gelbe vom Ei, Aber wir probieren es mal aus. den 5V-Anschluss an den Empfänger und den 220V-Anschluss an Draht und Erde.

Doch die Mühe war umsonst, soweit runter geht unser Transceiver gar nicht. Was tun, wenn nicht verzweifeln?

Da der Lötkolben ohnehin schon heiß ist, löten wir anstelle des PL einen 3.5mm Phonostecker an den 5V-Ausgang des Trafos und stecken ihn in den Mikrofoneingang des Computers. Dann gehen wir auf diese Seite hier und laden uns das Programm Spec Lab von DL4YHF herunter. Jetzt können wir die Längstwellen von Null bis 24 kHz nicht nur hören, wir können sie sogar sehen. Zum Beispiel die Versuche, die zurzeit auf 9kHz stattfinden, oder die Steuersignale, die durch das Stromnetz geistern oder die Sferics, die Stimme unserer Erde.

73 de Anton

Zur Ausbreitung im 160m Band

SOTTENS TODAY QRV IN QRSS FROM 16:00 to 18:00 UT,

FREQUENCY 137.3 kHz, Operator Iacopo

Peter, DJ5WW, hat in einem Amateurfunkforum zu meinem Beitrag über die Wellenausbreitung bemerkt, dass die Aussage Unsinn sei, wonach die Verluste der Bodenwelle im 160m Band so hoch seien, dass tagsüber nur Verbindungen über einige zehn Kilometer möglich wären. Gerne hätte ich ihm darauf geantwortet, doch der Forenserver wollte meine Antwort nicht :-)

Hier nun, die Antwort, die Peter von mir bekommen hätte:

Ja, vielleicht war ich etwas zu pessimistisch.

Was die Kommunikation über die Bodenwelle anbelangt, hätte ich vielleicht schreiben müssen: maximal 100 bis 200km. Und ich hätte auch schreiben müssen: mit einer typischen Amateurfunkstation, 100W und einer suboptimalen Antenne für 160m in Gelände mit mittelmäßiger Bodenleitfähigkeit. Urbaner Standort.

Wenn Du natürlich auf dem Land wohnst, vielleicht sogar in Norddeutschland, einen vollen Dipol in 20-30m Höhe besitzt und eine Endstufe benutzt, wenn kein PLC, kein Plasmafernseher und sonstiger Elektronikschrott in der Nähe ist, dann sieht es sicher besser aus.
Wie groß die Unterschiede sein können zeigt dieser Grundwellenrechner von G4FGQ

Was die Raumwelle anbelangt, meine ich aus Erfahrung sagen zu können, dass sie auch im Winter, bei niedriger Sonnenfleckentätigkeit, tagsüber auf dem 160m Band zu stark gedämpft ist, um zur Ausbreitung beitragen zu können. Natürlich sind die Übergänge morgens und Abends weicher und man kann zum Beispiel noch um neun Uhr eine Raumwelle feststellen. Siehe dazu auch die folgenden LUF-Prognosen (Lowest usable frequency)

Dazu ist aber anzumerken: Diese gelten hier, also um den 47sten Breitengrad herum. Im Norden Europas sieht es anders aus. Dort wird die D-Schicht in der Tat zu wenig aufgeladen um eine Raumwellenausbreitung im Wintertag zu verhindern.

So weit die Antwort auf Peters Bemerkung. Was oft zu wenig Beachtung findet, sind die unterschiedlichen ionosphärischen Ausbreitungsverhältnisse in Süd- und Nordeuropa. Bezüglich Bodenwelle haben wir zudem hier im alpinen Gebiet etwas spezielle Bedingungen. Die Alpen sind eine recht wirksame Bodenwellensperre. Auch auf 136kHz bemerkt man das: Italienische Stationen aus dem nahen Turin oder Mailand kommen tagsüber viel schwächer rein, als Stationen aus Frankreich oder Deutschland, die doppelt oder dreimal soweit entfernt sind. Eine Verbindung auf 160m von der Deutschschweiz ins Tessin dürfte tagsüber nur schwer gelingen.

Was das 160m Band anbelangt, so fällt einem in den letzten Jahren ein bedenklicher Trend auf: Der Störpegel nimmt immer mehr zu. Wo früher nur atmosphärische Störungen zu hören waren, ist heute ein dicker Rauschteppich vorhanden und das S-Meter steht auch tagsüber bei S5 bis S8. Der Grund dafür liegt bei der zunehmenden Verbreitung von Elektronikschrott. Was wir heute hören, ist die gesammelte Sendeleistung unzähliger Schaltnetzteile, PLC-Anlagen, Plasmafernseher etc.

73 de Anton

Bild: Koaxialleitung aus Draht

Die Ausbreitung der Langwellen

Die Ausbreitung der Funkwellen im Amateurfunkband bei 136kHz (2200m) unterscheidet sich stark von der Ausbreitung der kurzen oder ultrakurzen Wellen.

Vergleicht man das 2200m-Band mit dem nächstliegenden Amateurfunkband, dem 160m-Band, so gibt es nur eine Gemeinsamkeit: Tagsüber findet keine Reflexion an der Ionosphäre statt und die Ausbreitung erfolgt ausschliesslich über die Bodenwelle. Nachts jedoch reflektiert die Ionosphäre die Wellen wie ein Spiegel und ermöglicht so die Ausbreitung über grössere Distanzen.

Grundsätzlich gilt: Je länger die Wellen, desto weiter reicht die Bodenwelle. Und da das 160m-Band das längste Kurzwellenband (genauer Mittelwellenband) ist, reicht die Bodenwelle dort auch am weitesten. Aber bereits nach nur 5km kommen beim 160m-Band zusätzliche 6dB Bodenverlust zum normalen Ausbreitungsverlust durch die „Verdünnung“ der Wellen hinzu. Ist das Terrain gebirgig oder stark bebaut, sind die Bodenverluste noch höher. Schon nach einigen zehn Kilometern werden die Bodenverluste bereits so hoch, dass eine Kommunikation mit durchschnittlichen Amateurmitteln tagsüber nicht mehr möglich ist.

Ganz anders sieht es im Bereich um 2200m aus. Erst nach 500km kommen 6dB Bodenverlust hinzu. Bei Distanzen von einigen hundert Kilometern fällt also die Bodendämpfung nicht ins Gewicht. Das ist der Grund, wieso auch mit wenigen Milliwatt ERP im 136kHz-Band respektable Entfernungen überbrückt werden können.

Bei einer Distanz von 100km sind die Ausbreitungsverluste gegenüber der 160m-Welle 58dB geringer, wie Funkamateure ermittelt haben. Das bedeutet, dass man auch mit -40dB weniger ERP als im 160m Band auf 100km Distanz immer noch einen Vorteil von 18dB für die Langwelle hat.

Die Bodenwelle ist natürlich immer gleich, ob Tag oder Nacht. Sie wird auch nicht durch das Funkwetter, bzw. den Zustand der Ionosphäre beeinflusst. Es sind nur die Eigenschaften des Terrains, die die Dämpfung bestimmen. Gebirge ist am schlechtesten, Meer am besten, wie man sich leicht ausdenken kann. Entscheidend ist die Bodenleitfähigkeit.

Nachts kommt auf 160m, wie auf 2200m, die Raumwelle hinzu. Doch für Distanzen bis etwa 1000km spielt sie im 2200m-Band keine entscheidende Rolle. Die Bodenwelle ist stärker. Im Gegenteil: Durch die Raumwelle gelangen mehr atmosphärische Störungen (QRN) aus grosser Distanz zum Empfänger, der Signal/Störabstand verschlechtert sich. Daher gelingen Amateurfunkverbindungen auf 136kHz mit sehr kleinen Leistungen tagsüber besser.

Stärkere Stationen (ab einigen 100mW ERP) profitieren jedoch von der nächtlichen Raumwelle und können nun Verbindungen tätigen, die über die Reichweite der Bodenwelle hinausgehen. Verbindungen bis zu 2000km oder mehr werden möglich.

Doch bei der Ausbreitung über die Raumwelle spielt, im Gegensatz zur Bodenwelle, die Sonnenaktivität eine Rolle. Wie weit, ist heute noch Gegenstand von Forschungen. Besonders nach magnetischen Stürmen (erhöhter Kp Index) scheint die Ausbreitung über die Raumwelle auf Langwelle besser zu sein.

Sicher wird jetzt der eine oder andere fragen: “Wieso kann ich dann auf 2m grössere Strecken überbrücken, als tagsüber im 160m-Band?”

Die ultrakurzen Wellen “kriechen” nicht mehr, wie die langen, dem Boden entlang, sondern breiten sich ähnlich dem Licht aus. Die Dämpfung durch den Boden entfällt. Jenseits der optischen Reichweite tragen Brechung und Reflexion an Bergen zur Ausbreitung hinzu. Die Situation ist also eine ganz andere.

Bild: Mast #2 von HE3OM, von dem aus die KW-Verbindungen stattfinden.

73 de Anton

HE3OM 137kHz

Die meisten von uns besitzen einen Shack mit Antenne. Doch HE3OM hat eine Antenne mit Shack, wie auf dem Bild oben zu sehen ist. Gerade mit genügend Platz um eine Station einzurichten. Die Hälfte des Shacks wird durch die ehemalige Anpassschaltung für 765kHz in Anspruch genommen:

Diese Mega-Matchbox ist, mit Ausnahme eines Kondensators, für 137kHz nicht brauchbar. Für 500kHz wäre sie ideal gewesen, doch leider bekamen wir keine Sonderbewilligung des BAKOM. Das Frequenzband um 500kHz sei der Radionavigation und dem maritimen Funkdienst zugewiesen, hieß es. Zudem weise der nationale Frequenznutzungsplan eine Zuteilung an RFID und medizinische Anwendungen aus. Und last but not least: Bei der Stilllegung des Landessenders Beromünster (531kHz) habe man bereits einer anderen Amateurgruppe die Bewilligung verweigert. Man könne nicht einmal Nein sagen und dann wieder Ja. Für 500kHz sieht es also schlecht aus, in der Schweiz. Und das gleiche gilt wohl auch für andere neue Bänder, die bereits in vielen europäischen Ländern zugelassen sind: 9kHz, 5MHz, 70MHz.

So werden denn weiter nicht existierende RFID und medizinische Geräte 500kHz auf dem Papier belegen, eine schweizerische Marine im Traum auf 500kHz funken, zusammen mit nicht existierenden Funkfeuern auf 500kHz. Nur der Navtex ist real, doch dieser benutzt ausschliesslich (nebst KW) 490 und 518kHz.

Doch das juckt unsere Fernmeldebehörde nicht. Was zählt ist, was auf dem Papier geschrieben steht.

Das ist schade, denn der Amateurfunkdienst ist ein Experimentalfunkdienst. Oder war es zumindest. Oft habe ich den Eindruck, dass es in den Augen vieler eine Art erweiterter CB-Funk ist. Vielleicht auch in den Augen des BAKOM? Das wäre eigentlich ein Argument, die Prüfungsanforderungen zu erhöhen, statt sie dauernd zu reduzieren.

73 de Anton

Die Grenzen der Wellenträume

Im Dreamers Band unterhalb 9kHz purzeln die Rekorde. OE5ODL wurde in Todmorden, West Yorkshire, empfangen. Über eine Distanz von 1252km. Doch der Schein trügt. 9kHz wird nie ein richtiges Amateurfunkband sein. Die bisherigen “Funkverbindungen” waren nämlich gar keine. Es wurden keine Nachrichten ausgetauscht. Angesichts der verwendeten Bandbreiten wäre das auch nicht möglich. Die Bandbreiten bewegen sich im mHz oder sogar im Mikrohertz Bereich. Wie auch auf 136kHz üblich, wurden die Signale mittels FFT auf einer Wasserfallanzeige betrachtet. Die Versuche erstreckten sich über Stunden oder sogar Tage!  Echte CW-Verbindungen unter Amateurfunkbedingungen dürften wohl kaum weit über den Nahbereich hinausgehen. Also wohl kaum als über eine Wellenlänge (34km). Echtes DX im Dreamers Band bleibt also ein Traum.

Aber es gibt tatsächlich Funkverbindungen mit echtem Nachrichtenaustausch, die weit unten im Längstwellenbereich stattfinden, nämlich auf 3,3 kHz in PSK31. Auf dieser Frequenz werden von sogenannten “Cavern” Versuche in Höhlenkommunikation  durchgeführt. Caver experimentieren schon seit Jahren mit Lang- und Längstwellen. Die PSK-Verbindung funktionierte immerhin über 300m, bei einer Tiefe von 30m. Und dies mit kleinen Spulenantennen. Im Vergleich zur Wellenlänge von über 90km ist das aber ein Katzensprung.

Je tiefer eine Frequenz ist, desto mehr dringt sie nämlich in die Erde ein. Darum benutzen auch U-Boote extrem niedrige Frequenzen, um im getauchten Zustand zu kommunizieren.

73 de Anton

PS. Bin heute Nachmittag in Sottens am messen :-)

Hier noch Iacopos Giangrandis Webseite mit Bildern und Analysen von allen (ehemaligen) Schweizer MW/KW-Sendestandorten

Das Traumband

Wir kennen ja alle bereits das Magic Band, aber ich bin sicher, dass die wenigsten von euch schon vom Dreamers Band gehört haben. Trotzdem: es existiert und ist in einigen Ländern, wie zum Beispiel UK und DL zugelassen. Gefunkt wird auch, was das Zeug hält und der Reichweitenrekord steht bereits bei 2873km von einem portablen Standort aus und bei 699km von einem Heim-QTH. Es ist ein Selbstbau und Experimentierband, eine klassische Domäne des Amateurfunks. Doch wo befindet sich das Band der Träumer? Im Gebiet der Mikrowellen? Weit gefehlt! Das Dreamers Band liegt knapp unter 9kHz, bei einer Wellenlänge von 34 Kilometern!

Natürlich steht die Schweiz wieder mal abseits. Meine Anfrage vor ein paar Jahren, als im Ausland die ersten Experimente starteten, wurde abschlägig beschieden. Funken tut zwar dort niemand, aber man kann ja nie wissen. Vielleicht kann man diese Frequenzen versteigern oder die Schifffahrt auf dem Brienzersee braucht plötzlich einen neuen Schiffsfunk  ;-)

Damit dürfen wir in der Schweiz nur hörenderweise dabei sein. Wie bereits bei 500kHz, 5Mhz und 70MHz will das Bakom keine Hand bieten. Man reitet Paragrafen. Das dürfte vielleicht auch an einem mangelhaften  Kontakt der USKA zum Bakom liegen. Ist doch dieser Verein so in interne Querelen verstrickt, wie das dauernde Sesselrücken zeigt, dass wichtige Aufgaben vernachlässigt werden. Die Kompetenz dieses Kasperlitheaters sinkt gegen Null und damit auch das Image. Kein Wunder, hat das Bakom keine Lust, Entgegenkommen zu zeigen. Die Schweiz ist nach Frankreich zurzeit wohl eines der restriktivsten Ländern, was den Amateurfunk anbelangt. Norweger müsste man sein!

73 de Anton

Sottens auf 137 KHz

Am 31.Dezember 2010 wurde der Mittelwellensender Sottens definitiv abgeschaltet. Nun hat die USKA Sektion HB9MM (Radioamateur Vaudois) von der Swisscom die Bewilligung erhalten, im Februar dieses Jahres die Antennen für Sendeversuche zu benutzen. Eventuell mit einem Spezialrufzeichen. Auf jeden Fall wird es für den Kontakt mit Sottens eine spezielle QSL Karte geben.

Es stehen zwei freistehende Masten zur Verfügung. Die Hauptantenne ist 188m hoch. Der Mast ist geerdet und trägt einen Vertikaldipol aus sechs Drähten, der in der Mitte gespeist wird. Zur Optimierung des Abstrahlwinkels ist der untere Dipolast über eine Drossel geerdet. Diese Antenne soll auf 160m aktiviert werden.

Die Reserveantenne ist ein isolierter Mast von 125m Höhe. Diese Antenne werden wir auf 137 kHz aktivieren. Vorgesehen ist der Betrieb in normalem CW. Ebenfalls Crossband mit Empfang auf 80, 40 oder 30m.

Ich werde von nun an auf diesem Blog laufend über die geplanten Aktivitäten berichten und hier auch Zeiten und Frequenzen bekannt geben.

Der 125m Mast wurde mit EZNEC modelliert:

Wie zu erwarten war, ist er auf 160m zu lang und deshalb für DX nicht zu gebrauchen:

Doch für 137 kHz ist diese Antenne ideal. Zumal sie über ein ausgedehntes Radialnetz verfügt:

Der Mast weist folgende Impedanzen auf:

Sottens – Antenne de réserve – alimentée à 40m:
f = 0.137 MHz, Z = 0.7686 – J 449.4 Ohms
f = 0.5 MHz, Z = 13.5 – J 14.04 Ohms
f = 1.82 MHz, Z = 9.146 + J 512.7 Ohms

Für unsere ausländischen Freunde und für die Schweizer, die in Geographie geschlafen haben: Sottens befindet sich in der Nähe von Moudon im Waadtland. Genau hier.

73 de Anton

Mein Dank geht an HB9DUL, Iacopo Giangrandi, für die Simulation.

Fortsetzung folgt!

Montags-QSO auf 1991kHz

Transceiver, wie man sie heute kennt, gab es in den Anfangszeiten des Amateurfunks noch nicht. Sender und Empfänger waren in der Regel getrennt. Zwei Überbleibsel dieser “getrennten” Zeit sind oben im Bild zu sehen, ein Drake R4B als Empfänger und ein Sender T4XB. Die Geräte sind mit Röhren bestückt und etwa 40 Jahre alt.  Dass man mit dieser “Drake-Line” auch heute noch funken kann, zeigen folgende Videos:

Aufruf von HB9XO zum Montags-QSO auf 1991 kHz

Rapportrunde im gleichen QSO

Die Geräte werden während diesem QSO transceive gefahren, das heisst, der VFO im Empfänger bestimmt auch die Sendefrequenz. Die Drake-Line ist übrigens eines der wenigen, fast vollständig mit Röhren bestückten Geräte, mit denen man auch auf dem 160m Band arbeiten kann. Im Verlaufe des Jahres werde ich noch mehr über diese Station, ihre Eigenarten und die ausgeführten Modifikationen  berichten.

73 de Anton

 

500 KHz vs 1800 KHz

Wenn in Zeiten schlechter Ausbreitung die MUF soweit fällt, dass auf 80m eine tote Zone entsteht, ist für den Verkehr innerhalb der Schweiz nur noch das 160m Band brauchbar. Diese Situation ist zurzeit recht oft anzutreffen und zuweilen besonders gut  bei der Berner-Runde zu beobachten.

Das Langwellenband 136kHz steht zwar auch zur Verfügung und bietet jederzeit (24h/365Tage) eine Verkehrsmöglichkeit zwischen Schweizer Stationen an beliebigen Orten. Allerdings nur in CW und mit entsprechenden Antennen.

Die 600m-Welle hätte in diesem Fall einige Vorteile zu bieten. Nachts wird nie eine tote Zone auftreten und tagsüber kann mit einer guten Grundwelle gerechnet werden, wie obenstehendes Bild zeigt. Bei genügend Bandbreite hätte es sicher auch noch Platz für zwei bis drei SSB Kanäle und der Antennenbau ist weitaus weniger kritisch als auf Langwelle.

Im Bild oben habe ich die Grundwellen bei 500kHz und 1800kHz verglichen. dabei bin ich von einer mittleren Bodenleitfähigkeit ausgegangen, einer Sendeleistung von 100W und Antennenwirkungsgraden von 5% bei 1800kHz und 1% bei 500kHz. In stark hügeligem Gelände wird die Bodenwelle natürlich viel eher “ausgebremst”. Wobei im Hügelgelände die 600m-Welle besser über die Hindernisse kommt. Der Unterschied wird dort noch grösser sein. Im Gebirge wirds jedoch kritisch. Die Hochalpen stellen recht wirksame Barrieren gegen Bodenwellen dar. Wie gross die Dämpfung ist, können nur Versuche zeigen. Im Langwellenband 136kHz ist die Dämpfung bereits recht hoch. Trotzdem sind dort rund um die Uhr Verbindungen mit Stationen in Norditalien möglich.

73 de Anton

PS. Zum Diagramm: S9 entsprechen üblicherweise 50uV, +20dB wären also 500uV. Jede S-Stufe unterhalb S9 stellt eine Halbierung der vorhergehenden dar: S8 wären also 25uV. Doch meistens zeigen die S-Meter unter S7/S8 massiv falsch an.

 

SELTENE VÖGEL

Nicht nur auf den Bänder, auch im Garten kann man zuweilen seltene Vögel entdecken, wie obiges Bild zeigt, das ich heute aufgenommen habe. Allerdings ist der Vogel nur in unseren Gegend eine Rarität, in den Tropen ist er alltäglich.

So ist es auch auf den Bändern. Was auf 20m keine Seltenheit ist, ist auf anderen Bändern eine Rarität. Wenn mir einer sagt: “Gestern habe ich Japan gearbeitet”, frage ich zurück: “auf welchem Band?”

Auf 160m ist Japan für Otto Normalamateur ein Traum. Auf 20m nichts Außergewöhnliches. Auf 160m fehlen uns in der Regel nicht nur die passenden DX-Strahler – ein Beam in 80m Höhe oder mindestens eine “bescheidene” Lambda/4-GP – auch die Ausbreitungsbedingungen sind nicht so gut für DX geeignet. Aber es existiert noch ein anderes Handykap: Die Zuteilungen sind weltweit sehr verschieden und zum Teil nur auf einen kleinen Bandausschnitt beschränkt. Hier eine entsprechende Übersicht.

160m ist, das vergessen wir oft, unser einziges Mittelwellenband. Doch bald könnte es ein zweites geben, nämlich 500kHz. Auf der nächsten WARC soll das Band auf die Traktandenliste kommen.

Zur Zeit erlauben folgende Länder unter bestimmten Auflagen Funkbetrieb im 600m Band: Belgien, Kroatien, Tschechische Republik, Dänemark, Deutschland, Island, Irland Holland, Norwegen, Schweden, Spanien, United Kingdom, Kanada, Neuseeland, USA. Hier die neuste Übersicht.

Die Schweiz ist leider (noch nicht) auf der Liste. Gefunkt wird auf 600m hauptsächlich in CW und schmalbandigen digitalen Betriebsarten. Tagsüber ist nur die Bodenwelle brauchbar und spätestens nach einigen hundert Kilometern ist Schluss. Sie reicht jedoch weiter, als auf dem 160m-Band. nach Einbruch der Dunkelheit ist Europaverkehr möglich und unter sehr guten Bedingungen und mit entsprechenden Antennen sogar DX.

Das nächste Bild zeigt einen 500kHz-Sender für CW:

Der Sender verfügt über einen VFO und die Leistung ist schaltbar von 10W bis 500W. In der geschalteten Endstufe arbeiten zwei IRFP250. Hier das Schema der PA:

und hier die Treiberstufe mit dem Frequenzteiler für den VFO:

Und hier noch der VFO dazu:

Dieser arbeitet auf 5MHz in der bewährten Vackarschaltung. Diese Sorte Oszillatorschaltung ist außergewöhnlich frequenzstabil.

73 de Anton

 

 

AM lebt!

Der Amateurfunk ist ein Verein älterer Herren. Kein Wunder, dass es so viele Nostalgiker unter den Funkern gibt. Von Bootsankern und alten Militärgeräten habe ich schon berichtet. Es wird gesammelt und restauriert was das Zeug hält. Und natürlich auch modifiziert – ein Frevel in den Augen der Puristen.

Aber es wird auch nostalgisch gefunkt. Zum Beispiel in CW, der ältesten “Modulationsart” überhaupt. Aber auch der zweitälteste Modulationsart wird noch in vielen Nischen gehuldigt. Nicht immer zur Freude aller Bandbenutzer, wie zum Beispiel auf 3550 kHz. Dort im CW-Bereich des 80m-Bandes haben sich ein paar eigensinnige Franzosen eingenistet und parlieren unverdrossen in AM.

Da eignet sich das große und weniger dicht bevölkerte 10m Band schon viel besser. AM-Stationen sind dort zwischen 29.0 und 29.1 MHz zu finden, wenn die Sonne mal gute Laune hat und Flecken zeigt. Bis in die siebziger Jahren, bevor FM auf UKW aufkam, funkte man auch auf 2m in AM. Die Sender waren meistens quargesteuert und jeder OM hatte seine eigene Frequenz. Daher wurde ein CQ-Ruf in der Regel so beendet: “Ich gehe jetzt auf Empfang und drehe über das Band.” Natürlich musste die antwortende Station recht lange rufen, damit man sie auch fand.

Auch auf 10m waren Lokalnetze in AM üblich. meistens mit abgeänderten CB-Geräten. Lange Zeit war zum Beispiel 29.6 MHz die Lokalfrequenz der Sektion Bern. Und zu Zeiten der Sonnenfleckenmaxima kam es häufig vor, dass man in Bern vom Auto aus nicht nur nach Zollikofen oder Bümpliz funken konnte, sondern auch nach New York. Denn in den USA gab es ähnliche Lokalnetze in AM im 10m-Band.

Ein interessantes AM-Netz existiert heute noch in der Gegend von Melbourne, Australien. Die OM’s Down Under treffen sich dort auf 1843 kHz wie dieser Film zeigt. Besonders interessant: Der OM benutzt als Empfänger u.a. auch ein gewöhnliches Mittelwellenradio. Er bringt es in die Nähe einer Rahmenantenne und so gelangt die HF durch induktive Kopplung auf die eingebaute Ferritantenne des Radios.

73 de Anton

Bild: Selbstgebaute Morsetaste. Die Spule des Relais dient nur zur “Beschwerung” der Taste ;-)

SCHWEIZER RUNDEN

Am berühmtesten ist wohl das Schweizer Rund QSO. Es existierte schon in den AM-Zeiten. Nach wie vor findet es jeden Sonntag auf 3775kHz um 09:00 HBT statt. Natürlich in SSB.

Die vermutlich häufigste Runde ist die sogenannte Berner-Runde. Sie findet täglich statt und wird von Alfred, HB9KOX, geleitet. Seine Stimme und seine Art sind absolut unverkennbar. Mit Bern hat die Runde heutzutage kaum mehr etwas zu tun. Es machen Stationen aus der ganzen Schweiz mit und je länger je mehr auch Stationen aus dem angrenzenden Ausland. Zeit: 18:15 HBT. Frequenz 3748 +/-. Vorallem letztes Jahr hatte die Runde mit der tiefen MUF zu kämpfen und einige Stationen waren wegen der toten Zone nur schwach oder gar nicht aufzunehmen.

Da hat es die Montagsrunde auf 1991kHz leichter. Sie findet jeden Montag exakt um 20:05 statt. Ihr Leiter, Hermann, HB9XO ist nämlich Uhrmacher. Nur in den Sommermonaten wird’s manchmal etwas kritisch. Einerseits wegen der LUF um diese Zeit und andererseits wegen Gewitterstörungen.

Auf 160m liegt übrigens auch bei 1963kHz ein bekanntes “Wasserloch”, das oft von Schweizer Stationen aufgesucht wird.

Und auf 1999 kHz findet jeden Sonntag um 09:30 HBT die AQ-Runde statt. Um diese Zeit kommt aber praktisch nur noch die Bodenwelle zum Zug und die Reichweiten sind entsprechend gering. Diese Runde hat also mehr lokalen Charakter (Freiburg/Bern). Geleitet wird sie von mir selbst unter dem Rufzeichen HB9AQ.

Die Flughafenrunde findet etwas später um zehn Uhr HBT auf 3710kHz statt. Von ihr weiß ich nur, dass es sie gibt ;-)

Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Schweizer Runden auf den langen Wellen. Wer sich im Stich gelassen fühlt, dem steht hier die Kommentarspalte offen.

Im 20m-Band stechen drei Schweizer Runden hervor. Die Runde der Auslandsschweizer, welche werktags um 12:30 HBT auf 14317kHz stattfindet, die Seeräuberrunde auf 14172kHz im Sommer ab 23:00 und im Winter ab 22:00 HBT und die Australienrunde auf 14335kHz werktags um 08:00 (Die Australier haben dann Abend!)

Auf UKW ist dagegen nicht mehr viel los, seit alle die Kurzwelle benützen dürfen. Aber ich denke, dass die ehemaligen UKW-Amateure mit der Zeit in ihre Heimat zurückkehren werden, wenn sie sich auf KW ausgetobt haben und das QRM leid sind.

Bekannt ist eine 50MHz-Runde am Sonntag auf 51.490 MHz um 10:30 HBT in FM und anschließend um 10:45 auf 50,163 MHz in SSB. Vorallem in SSB sind die Möglichkeiten verblüffend und QSO’s durch die halbe Schweiz sind schon mit einfachen Antennen (HB9CV) möglich. Die 6m-Wellen werden zwar nicht so gut an unseren Bergen reflektiert wie die 2m-Wellen, dafür “läuft” die Bodenwelle besser.

Das Schwergewicht dieser Runde scheint in der Nord-Nordostschweiz zu liegen.

73 de HB9ASB

Bild: Auf den ersten Blick eine GP mit Top Load. Aber in Wirklichkeit ein 6m Beam.

ROT IST BLAU UND PLUS IST MINUS

Zu meinen wenig gebrauchten Messgeräten gehört ein Geigerzähler, den ich mal einem Russen in Friedrichshafen abgekauft habe. Zum Testen hatte er auf seinem Tisch ein Kästchen mit radioaktivem Material stehen. Da hat das Gerät geknattert wie ein Frauenfurz. Zuhause jedoch war das Teil still. Wer hortet schon radioaktives Material! Doch nach langem Suchen fand ich doch noch ein knatterndes Objekt: Die Uhr eines SE-222 Armeefunkgerätes. Also Vorsicht, liebe SE-222 Cracks. Nicht zu nahe und zu lange in die Uhr gucken ;-)

Ob das der Grund ist, dass bei vielen Geräten die Uhr fehlt? Wurde da etwa radioaktives Material gestohlen um eine Bombe zu bauen ;-) Etwa gar von Obama Bin Laden?

Anders sieht es bei nichtionisierenden Strahlungsquellen aus. Das Haus ist voll davon. Und mit dem Glühlampenverbot kommen noch mehr dazu. Denn jede Sparlampe ist ein kleiner Radiosender. Hauptsächlich im Langwellenbereich, aber wie dieser Test zeigt, auch bis in den Grenzwellenbereich hinauf (bis 3MHz).

Kein Wunder zeigt das S-Meter im 160m Band auch tagsüber immer S5 an und auf dem ganzen Band ist ein erhöhtes Rauschen zu hören. Es ist die geballte Sendeleitung von unzähligen Kleinstsendern. Kleinvieh macht eben auch Mist. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da konnte man auf dem 160m-Band noch ganz schwache Signale aufnehmen, die das S-Meter kaum zum Ausschlag brachten. Wer heute in den Abendstunden in SSB nicht mindestens S9 auf den Zeiger bringt, ist bereits mit Mühe aufnehmbar.

Nebst ungemütlichem, kühlem Licht mit schlechter Farbwiedergabe und erhöhtem Blau und UV-Anteil, nebst Flackern und langer Einbrennzeit, nebst giftigen Stoffen, die in den Sondermüll gehören, und falschen Versprechen bezüglich Lebensdauer und Helligkeit, bringen uns die Sparlampen auch HF-Verschmutzung ins Haus. Wie dieser Testbericht zeigt, liegen die Werte für die elektrische Feldstärke rund zehnmal über dem Toleranzwert für Computerschirme (1V/m in dreissig Zentimeter Abstand)

Als unsere Bundesämter BAG (Gesundheit) und BFE (Energie) 2004 elf Sparlampen testeten, stellten sie noch fast keine Strahlung fest. Als jedoch die Messungen im Jahre 2010 mit der richtigen Messmethode wiederholt wurden, wurden Werte von 10 bis 71 V/m gemessen. Erstaunlich, dass die Behörden so lange gebraucht haben um herauszufinden, dass sie falsch gemessen hatten.

Mit dem Glühlampenverbot wurden wir hinters Licht geführt. Und der sozialistische Bundesrat Leuenberger, ein Befürworter eines EU-Beitritts, wusste damals nichts Gescheiteres als das unselige Glühlampenverbot aus Brüssel sofort auch in der Schweiz einzuführen.

Ich werde jetzt noch mal meinen Geigerzähler hervorholen und mal ein paar ältere Sparlampen prüfen. Vor 2007 sollen in einigen auch radioaktive Stoffe zum Einsatz gekommen sein.

73 de Anton

MONSTERANTENNEN

Auf diesem Bild sind die Antennen von Radio Monte Carlo zu sehen. Sie stehen auf der Westseite des Lac St. Croix in der Provence. RMC sendet dort auf 216kHz mit bis zu 2.4 Megawatt (je nach Tageszeit) und auf 1467kHz mit 1MW (Trans World Radio).

Dagegen sind unsere Antennen auf Lang- und Mittelwelle (136kHz & 1.8MHz) winzig klein, gar nicht zu reden von den Leistungen. Auf 136kHz sind gerade mal 1W ERP erlaubt. Ein Wert, der kaum ein Amateur erreicht. Bei einem Wirkungsgrad unter einem Prozent, reicht auch ein Kilowatt Sendeleistung nicht aus, um diese Limite zu knacken.

Auf 1.8MHz ist zwar die Strahlungsleistung nicht begrenzt und wir dürfen Sendeleistungen bis zu 1000W einsetzen, doch der Wirkungsgrad der Antennen ist meistens schlechter als der Operateur denkt. Es sind vorallem die Erdverluste, die den Wirkungsgrad drücken, auch wenn Dipole eingesetzt werden. Ein Dipol in 16m Höhe befindet sich auf 160m halt nur 1/10 Lambda über Grund und ein Teil der Leistung wird in der Erde verbraten. Noch niedrige Höhen gleichen eigentlich mehr strahlenden Leitungen als Antennen.

Bei den Rundfunksendern sieht es jedoch anders aus. Sie haben Vorkehrungen getroffen, dass ein Großteil der Sendeenergie auch wirklich abgestrahlt wird. So wird in der Regel ein riesiges Radialnetz im Boden vergraben. Wie zum Beispiel bei unserem Sender Sottens, der am 5. Dezember abgeschaltet wird. Betrachtet man den 188m hohen Mast aus der Ferne, denkt man vielleicht, dass dieser als Antenne dient. Dem ist aber nicht so. Erst aus der Nähe erkennt man, dass der Mast geerdet ist und um den Mast herum Drähte gespannt sind. Sie bilden eine Art Reusenantenne, die in der Mitte gespeist wird. Also ein vertikaler Halbwellendipol. Doch eine Antenne so nahe an einem geerdeten Mast, kann das überhaupt funktionieren?

Unter bestimmten Bedingungen kann es. Nämlich dann, wenn der Mast mitspielt. Die Frequenz von Sottens ist 765kHz, der Mast 188m hoch. Unter Berücksichtigung des Verkürzungsfaktors dürfte er also bei 1/2 Lambda liegen. Das heißt: Spannungsbäuche an beiden Ende. Er wird daher die Energie der Reuse nicht zur Erde ableiten, sondern einfach mitstrahlen.

Für alle die glauben, bei einem vertikalen Halbwellendipol spiele die Erde überhaupt keine Rolle mehr: Die Antenne besitzt ein Radialsystem von 12o  sternförmig vergrabenen verzinkten Stahlbändern à je 190m! Notabene in 1m Tiefe.

Das Prinzip des vertikalen Halbwellendipols wurde übrigens gewählt um das Fading zu unterdrücken. Fading ensteht dort, wo die Grundwelle mit der Raumwelle zusammentrifft. Das sollte im Falle von Sottens möglichst nicht innerhalb der Landesgrenzen geschehen. Hier wollte man nur mit der Bodenwelle die Empfänger erreichen. Ein vertikaler Halbwellendipol strahlt sehr flach. Die Raumwelle wird also erst weitab vom Sender an der Ionosphäre reflektiert.

Etwas abseits der Hauptantenne steht übrigens noch eine Notantenne. Ebenfalls ein freistehender Mast, jedoch nur 126m hoch. Er ist im Gegensatz zum Hauptmast von der Erde isoliert und wirkt als Groundplane-Antenne.

Die Kurzwellenantenne von Sottens, eine Vorhangantenne auf einem Drehstand, wurde schon vor Jahren demontiert. Im Zeitalter des Internets brauche die Schweiz keine Kurzwellensender mehr, hieß es damals. Konsequent wurde dann der “Kurzwellendienst” aufs Internet verlagert und nennt sich dort Swissinfo.

Ein total unnötiger Service und nichts als Geldverschwendung, denn übers Internet hat man aus dem Ausland Zugriff sowohl auf Schweizer Online-Medien, wie auch auf die Schweizer Radioprogramme.

Doch jedesmal wenn ich ins Ausland fahre, denke ich an die Zeiten zurück, als mein Autoradio noch das 49m-Band auf der Skala hatte und mich Schweizer Radio International durch ganz Europa begleitete.

73 de Anton

FUNKSTALKER

Das war wieder mal ein lustiger, verregneter Funkersonntag. Wie ihr wisst, bin ich kein Contester. Aber mal in den Marconi-Contest auf 144MHz in CW reinhören, kann ja nichts schaden, dachte ich. Meine Ausrüstung ist zwar bescheiden und besteht aus einer 5 Element Yagi unter dem Dach und einem IC-290D mit 25W. Die Antenne ist fix auf meinen “privaten” Reflektor ausgerichtet, auf den 30km entfernten und 1605m hohen Chasseral im Juragebirge. Die Berneralpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau sind keine Alternative. Sie sind mehr als doppelt so weit weg und die Fresnelzone ist zu stark angeknabbert.

Trotz der bescheidenen Ausrüstung und dem miesen Wetter konnte ich erfreulich viele Stationen hören. Natürlich konnte ich nicht widerstehen und griff zur Taste. Doch oh weh! Der Mithörton hatte sich selbstständig gemacht. Er piepste, wann es ihm gerade passte. Komplett neben den Schuhen. Hätte er wenigstens geschwiegen, hätte ich mich auch ohne ihn durchgeschlagen. Aber versucht mal zu morsen, wenn der Mithörton Amok läuft. Trotzdem schaffte ich ein paar QSO’s, indem ich mich auf das Klopfen der Taste konzentrierte. Vorallem über den Jura nach Frankreich. Der Chasseral ist ja nicht nur ein passabler Reflektorberg, sondern auch ein Wellenbrecher.

Wie wäre es wohl, wenn man beim Empfang keine Morsezeichen, sondern nur die Klopfgeräusche der Taste hören würde? Könnte man trotzdem die Signale aufnehmen, nur aus dem Tast-Rhythmus herauslesen, ohne Punkte und Striche unterscheiden zu können? Das könnt ihr hier mal ausprobieren. Klopfmorsen kommt ja ab und zu in Filmen vor. Aber so einfach wie es dort dargestellt wird, ist es nicht.

Nach dem obligaten 160m Lokal-QSO auf 1991kHz ging es dann auf 432 MHz SSB. Und siehe da: das Band lebt. Frei von Störungen durch chinesischen Elektroschrott lassen sich dort tolle QSO’s tätigen. Sogar mit meinen 10W und der Eigenbau DL6WU Yagi unter dem Dach.

Lediglich mein Funkfreund, der Dachrinnenfunker, fand es etwas seltsam, mich nach 160m dort oben wiederzutreffen. War ich etwa ein Funkstalker? Der Verdacht schien sich zu erhärten, denn keine Viertelstunde später trafen wir uns “zufällig” auf 2m FM wieder. Die Welt ist eben klein, auch die Amateurfunkwelt.

Anschließend habe ich eine Antenne für 50MHz gebaut und ausprobiert. Quick and Dirty, wie ich es liebe. Mit Strapsen…äh, wollte sagen mit Fischruten und Klebeband. Doch über dieses aufschlussreiche Experiment berichte ich ein andermal.

73 de Anton

GENTLEMAN’S BAND

160m, oft auch Top Band genannt, sagt man, sei das Band der Gentlemen. Es ist das älteste Amateurfunkband und stammt aus der Pionierzeit des Funks. Weltweit wurde es am 25. November 1927 anlässlich der International Radiotelegraph Convention of Washington dem Amateurfunk zugeteilt. Und zwar von 1715kHz bis 2000kHz. An der Konferenz 1947 in Atlantic City wurde dann der Bereich auf 1800-2000kHz reduziert. Dies unter der Auflage, das LORAN Navigationssystem, das im gleichen Bereich arbeitete, nicht zu stören. Weitere Frequenzeinschränkungen und Leistungsrestriktionen folgten, je nach Küstennähe und in den USA sogar für Tag und Nacht unterschiedlich. Auch in der Schweiz galt lange Jahre ein Limit von 10W.

Schon vor dem zweiten Weltkrieg verlor aber das Band an Popularität. Auf 20m war DX viel einfacher zu arbeiten und der regionale Funkverkehr auf 80 benötige Antennen, die nur halb so groß waren. Mit dem Aufkommen von LORAN geriet das 160m Band noch weiter ins Abseits und bei den Amateuren in Vergessenheit. Nur ein Häufchen Unentwegter tummelte sich noch auf dem Band, doch auf den Skalen der kommerziellen Amateurfunkgeräte fehlte 160m ganz.

Anfang der 80er Jahre wurde LORAN-A abgeschaltet. Nur in China und Japan lief es noch bis 1995. Damit war der Weg frei für eine Wiedergeburt des einzigen Mittelwellenbandes der Funkamateure. Auf den Skalen der Geräte erschien das Band wieder und es begann sich allmählich wieder zu bevölkern. In der Schweiz wurde die Leistungsbeschränkung aufgehoben, aber gleichzeitig das Band auf den Abschnitt 1810-1850kHz reduziert. Man wolle lieber kleinere Amateurfunkbänder, dafür exklusive, hieß es damals bei der verantwortlichen Behörde. Später wurde dann doch der restliche Bereich bis 2000kHz auf sekundärer Basis freigegeben. Und zwar mit einer Leistung bis 1kW. Mit den ausgemusterten Militärstationen SE-222, die Ende 80er an Amateure verkauft wurden, erlebte das Band einen kleinen Boom.

Unsere nördlichen Nachbarn sind da wesentlich restriktiver: Von 1850-1890 KHz dürfen in DL maximal 75W Sendeleistung und von 1890-2000kHz nur 10W verwendet werden. Trotzdem hört man immer wieder im oberen Bandbereich Stationen jenseits des Bodensees, die ein unglaubliches Signal erzeugen, oft mit dem typischen Splatter falsch dimensionierter oder falsch betriebener Endstufen. Man habe eben eine gute Antenne und wohne am Wasser, heisst es. Wer’s glaubt, wird selig. Die Franzosen sind bezüglich 160m noch restriktiver und erlauben nur Betrieb von 1810-1850kHz. Der REF hat schon vor Jahren eine Erweiterung beantragt, doch die Mühlen in Paris mahlen besonders langsam und die Behörden sind nicht besonders amateurfunkfreundlich. Den Franzosen haben wir übrigens zu verdanken, dass wir 1947 in Atlantic City den Bereich von 29.7-30MHz verloren haben. Nur die Italiener sind da noch restriktiver. Im 160m Band steht ihnen nur gerade 1830-1850kHz zur Verfügung.

Es ist in diesen Ländern nicht so sehr der Seefunk, der den Amateurfunk auf 160m nicht toleriert. Militär und Polizei haben den Daumen auf diesen Frequenzen. Die nordischen Staaten in Europa sind trotz langen Küstenlinien gegenüber den Funkamateuren freizügiger. Einen Überblick findet man hier.

Diesen Restriktionen im benachbarten Ausland ist es wohl zu verdanken, dass wir hierzulande ungestört auf 160m funken können. Abgesehen natürlich von den überhand nehmenden Störungen durch den Chinaschrott in Form von PLC, Plasmafernsehern, Schaltnetzteilen usw. Auf all diesen Geräten prangt wohl das CE-Zeichen, doch kontrolliert das niemand. Ist ja auch eine Selbstdeklaration und heißt eigentlich „China Electronic“ ;-)

Das 160m Band, im Gegensatz zu 80m tatsächlich noch ein Gentleman-Band mit angenehmen Umgangsformen, ist nicht nur wegen seiner speziellen Ausbreitungseigenschaften für DXer interessant, es ist vor allem ein ausgezeichnetes Band für kürzere Distanzen, die mit UKW nicht mehr überbrückt werden können. Es ist deshalb in den Winternächten des Sonnenfleckenminimums oft das einzige Band, das eine flächendeckende Kommunikation innerhalb der Schweiz erlaubt (keine tote Zone). Ein Aspekt, der für den Notfunk nicht unwesentlich ist.

73 de Anton

Bild: Die Truppe zieht ab, der Operator war nicht zuhause.

SAQ 17.2 KHZ

SAQ will be on air on United Nations Day 24th October at 11.00 UTC. The frequency is 17.2 kHz CW.
We start the transmitter about half an hour before the transmission for tuning.

Die Mittelwelle sei abgeschafft worden, dort gäbe es nichts mehr zu hören, erklärte mir kürzlich ein junger TV-Techniker. Auch KW brauche niemand mehr. Soviel zum Ausbildungsstand heutiger Berufsleute. Dabei lebt nicht nur die Mittelwelle, sondern sogar die Langwelle und wie obige Meldung zeigt: sogar die Längstwelle.

Das tiefste Amateurfunkband, 135.7 – 137.8 kHz gehört zwar noch nicht zur Längstwelle (3-30kHz) stellt jedoch hohe Anforderungen an die Benutzer. Bei einer Wellenlänge von 2200m kapituliert auch der großzügigste Garten. Die meisten Amateurfunker haben schon Mühe eine Antenne für das 160m-Band zu bauen. Außerdem musste bis vor kurzem der Langwellensender selbst gebaut werden. Doch neuerdings kann man einen 100W-Sender auch kaufen:

http://www.radioworld.co.uk/catalog/tx2200a-136khz-transmitter-100w-p-6692.html

Übrigens nicht der erste Versuch, vor Jahren schon gab es den “Ropex”, ein einfacher quarzgesteuerter Sender, auf dem Markt:

http://wireless.org.uk/ropex.htm

Allerdings sind 100W recht wenig, wenn man bedenkt, dass der Wirkungsgrad zum Beispiel einer 20m Vertikalantenne für dieses Band weit unter einem Prozent liegt. Natürlich nur mit einem ausgedehnten Radialnetz, notabene.

Daher sind die Signale der Amateure auf 136 kHz sehr schwach. Verbindungen in normalem CW sind selten geworden und meistens wird heute in QRSS gesendet, einem extrem langsamen CW mit einer Punktlänge von 3 Sekunden oder mehr. Das lässt sich natürlich nur noch mit einem Computer bewerkstelligen. Die Decodierung der Signale beim Empfänger geschieht meistens von Auge (!) auf einer Wasserfallanzeige eines FFT-Programms. So können Signale noch “gesehen” werden, die 20 dB unter der Aufnahmeschwelle für normales CW liegen.

Doch zurück zu SAQ. In Grimeton wird dieses Signal nicht etwa durch einen Transistor- oder Röhrensender erzeugt, sondern durch einen Wechselstromgenerator, einen sogenannten Alexanderson-Alternator. Die ganze Anlage in Grimeton gehört übrigens zum UNESCO Welterbe und wird ab und zu noch von Funkamateuren zum Leben erweckt.

Leider können die meisten Amateurfunkgeräte Längstwellen nicht mehr empfangen oder sind “dort unten” so empfindlich wie ein Stein. Doch Konverter lassen sich einfach bauen und eine Rahmenantenne sprengt auch nicht den Rahmen eines normalen Shacks.

Doch es geht auch mit der Soundkarte eines PC’s, angeschlossen an einen langen Draht, und einer Spektrumanzeige als visueller Decoder. Oder man hört kurz beim SDR der Uni Twente rein. Holland liegt ja noch etwas näher bei Schweden, hi.

Damit das klappt, muss allerdings JAVA installiert sein. Die Aktivierung von Java-Skript im Firefox alleine genügt nicht (unter Extras,Einstellungen, Inhalt).

73 de Anton

Bild: Längstwellen-Antenne in Grimeton, Schweden