MONSTERANTENNEN

Auf diesem Bild sind die Antennen von Radio Monte Carlo zu sehen. Sie stehen auf der Westseite des Lac St. Croix in der Provence. RMC sendet dort auf 216kHz mit bis zu 2.4 Megawatt (je nach Tageszeit) und auf 1467kHz mit 1MW (Trans World Radio).

Dagegen sind unsere Antennen auf Lang- und Mittelwelle (136kHz & 1.8MHz) winzig klein, gar nicht zu reden von den Leistungen. Auf 136kHz sind gerade mal 1W ERP erlaubt. Ein Wert, der kaum ein Amateur erreicht. Bei einem Wirkungsgrad unter einem Prozent, reicht auch ein Kilowatt Sendeleistung nicht aus, um diese Limite zu knacken.

Auf 1.8MHz ist zwar die Strahlungsleistung nicht begrenzt und wir dürfen Sendeleistungen bis zu 1000W einsetzen, doch der Wirkungsgrad der Antennen ist meistens schlechter als der Operateur denkt. Es sind vorallem die Erdverluste, die den Wirkungsgrad drücken, auch wenn Dipole eingesetzt werden. Ein Dipol in 16m Höhe befindet sich auf 160m halt nur 1/10 Lambda über Grund und ein Teil der Leistung wird in der Erde verbraten. Noch niedrige Höhen gleichen eigentlich mehr strahlenden Leitungen als Antennen.

Bei den Rundfunksendern sieht es jedoch anders aus. Sie haben Vorkehrungen getroffen, dass ein Großteil der Sendeenergie auch wirklich abgestrahlt wird. So wird in der Regel ein riesiges Radialnetz im Boden vergraben. Wie zum Beispiel bei unserem Sender Sottens, der am 5. Dezember abgeschaltet wird. Betrachtet man den 188m hohen Mast aus der Ferne, denkt man vielleicht, dass dieser als Antenne dient. Dem ist aber nicht so. Erst aus der Nähe erkennt man, dass der Mast geerdet ist und um den Mast herum Drähte gespannt sind. Sie bilden eine Art Reusenantenne, die in der Mitte gespeist wird. Also ein vertikaler Halbwellendipol. Doch eine Antenne so nahe an einem geerdeten Mast, kann das überhaupt funktionieren?

Unter bestimmten Bedingungen kann es. Nämlich dann, wenn der Mast mitspielt. Die Frequenz von Sottens ist 765kHz, der Mast 188m hoch. Unter Berücksichtigung des Verkürzungsfaktors dürfte er also bei 1/2 Lambda liegen. Das heißt: Spannungsbäuche an beiden Ende. Er wird daher die Energie der Reuse nicht zur Erde ableiten, sondern einfach mitstrahlen.

Für alle die glauben, bei einem vertikalen Halbwellendipol spiele die Erde überhaupt keine Rolle mehr: Die Antenne besitzt ein Radialsystem von 12o  sternförmig vergrabenen verzinkten Stahlbändern à je 190m! Notabene in 1m Tiefe.

Das Prinzip des vertikalen Halbwellendipols wurde übrigens gewählt um das Fading zu unterdrücken. Fading ensteht dort, wo die Grundwelle mit der Raumwelle zusammentrifft. Das sollte im Falle von Sottens möglichst nicht innerhalb der Landesgrenzen geschehen. Hier wollte man nur mit der Bodenwelle die Empfänger erreichen. Ein vertikaler Halbwellendipol strahlt sehr flach. Die Raumwelle wird also erst weitab vom Sender an der Ionosphäre reflektiert.

Etwas abseits der Hauptantenne steht übrigens noch eine Notantenne. Ebenfalls ein freistehender Mast, jedoch nur 126m hoch. Er ist im Gegensatz zum Hauptmast von der Erde isoliert und wirkt als Groundplane-Antenne.

Die Kurzwellenantenne von Sottens, eine Vorhangantenne auf einem Drehstand, wurde schon vor Jahren demontiert. Im Zeitalter des Internets brauche die Schweiz keine Kurzwellensender mehr, hieß es damals. Konsequent wurde dann der “Kurzwellendienst” aufs Internet verlagert und nennt sich dort Swissinfo.

Ein total unnötiger Service und nichts als Geldverschwendung, denn übers Internet hat man aus dem Ausland Zugriff sowohl auf Schweizer Online-Medien, wie auch auf die Schweizer Radioprogramme.

Doch jedesmal wenn ich ins Ausland fahre, denke ich an die Zeiten zurück, als mein Autoradio noch das 49m-Band auf der Skala hatte und mich Schweizer Radio International durch ganz Europa begleitete.

73 de Anton

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