Monatsarchiv: Oktober 2010

DER VATER DER WUNDERANTENNEN

1.8-54 MHz, SWR unter 1:2, nur 6m hoch, keine Radials. So oder ähnlich tönt es in der Werbung. Doch wo liegt eigentlich der Ursprung dieser Wunderantennen?

Die Idee der Wunderantenne kam, wie die meisten Wunder, aus Amerika. Ein Instant-Tuner ohne Stromversorgung, sicher eingegossen in Epoxiharz, passte  jedes Stück Draht im ganzen Kurzwellenbereich an 50 Ohm an.

Das Geheimnis dieser Wunderbox war – kein Wunder – natürlich unser alter Freund: der Unun. Und damit das SWR auch wirklich schön tief blieb und der Ferritkern nicht zu heiß wurde, hatte es auf der Antennenseite noch einen kräftigen Widerstand. Nach diesem Prinzip funktionieren noch heute etliche Wunderantennen.

Doch wie so oft bei technischen Entwicklungen: die Amis erfinden es, die Japaner perfektionieren es: JJ1GRK tüftelte an einem Unun, der ohne Abschlusswiderstand auskommen sollte und publizierte schließlich einen Artikel im japanischen CQ Ham Radio. Das Resultat war ein ziemlich skurriles Teil. Ein 1:4 Unun, wie ihn schon die Amerikaner verwendet hatten, der jedoch soviel Eigenverlust aufwies, dass der Widerstand nicht mehr nötig war. Natürlich war der Unun entsprechend groß um die Verlustwärme abzuführen. JJ1GRK erfand auch die neckischen “Umkehrschlaufen”, deren Sinn sich nicht ohne weiteres erschließt. Doch man braucht kein Japanisch zu verstehen um deren Zweck zu ergründen: die Diagramme im Artikel enthüllen das Geheimnis.

Nach diesem Prinzip funktioniert zum Beispiel die Comet CHA 250.

Gemeinsam ist vielen Wunderantennen, dass sie keine Radials, kein Gegengewicht zu benötigen scheinen. Doch das ist bloß ein Traum, wie seriöse Tests, die auf Messungen und nicht auf Anekdoten beruhen, immer wieder feststellen. Es ist das Koaxialkabel, bzw. sein Mantel, der das fehlende Gegengewicht ersetzt und strahlt. Fügt man gleich unter der Antenne eine Mantelwellensperre ein, ist der Spaß vorbei und der Wirkungsgrad säuft ab.

Eine Ausnahme scheint übrigens die sogenannte Room Cap von HB9ABX zu sein, die er auf seinem Wagen spazieren fährt. Kein Wunder: das Teil ist groß und das Gegengewicht in Form des Autos recht gut. Vielleicht strahlt das Auto sogar mehr als die Antenne ;-)

Leider will auch Felix sein Antennenprinzip nicht dem Licht der Fachleute aussetzen. Man erhält die Bauanleitung nur gegen Geld und Geheimnisvertrag, was einem praktischen Diskussionsverbot gleichkommt. Und so bleiben auch die Untersuchungen an seiner Antenne mehr oder weniger auf das Anekdotenhafte beschränkt. Felix wirbt übrigens für seine Antenne so:

Eine neue, revolutionierende Idee erlaubt den Bau von kleinen KW-Antennen,
welche im Betrieb die gleiche Effizienz wie grosse Antennen erreichen.

Wer weiß, vielleicht hat er tatsächlich den Gral der Antennenkunst entdeckt?

Es gibt aber eine alte vergessene Antennenform, die ganz ohne Gegengewicht auskommt: Die Fuchsantenne, ein endgespeister 1/2 Lambda Strahler. Doch darüber mehr zu einem späteren Zeitpunkt.

73 de Anton

Bild: Yagis, die in den Himmel starren (Auf einem Raketenabschussgelände)

DAS ANTENNENSEMINAR

Über den Orgelfunker, den Bezwinger der Hasenmatt und andere Funkfreunde werde ich sicher noch berichten. Doch jetzt beschäftigt mich ein anderes Thema: Freitagabend darf ich einen Workshop über Antennen leiten. Und ich bin mir keineswegs sicher, ob das gut gehen wird. Da ist zum Beispiel meine Balunallergie, die durch eine Ununophobie noch verstärkt wird. Trotzdem werde ich zu dieser sehr beliebten Art der Hochfrequenzvernichtung etwas sagen.

Besonders beliebt ist bekanntlich der sogenannte “Magnetic-Balun”, der weder magnetisch noch ein Balun ist, sondern in der Regel ein 1:9 Unun. Das heisst, er transformiert unsymmetrisch von unseren omnipräsenten 50 Ohm auf 450 Ohm. Damit, so behaupten seine Anhänger, könne man praktisch jeden Draht zum Strahlen bringen.

Praktisch ja, weil es sehr schwierig ist, eine Antenne zu bauen, die nicht strahlt. Darum gibt es auch so viele Wunderantennen. Theoretisch sieht es leider etwas anders aus. Damit der 1:9 Unun seine Wirkung entfalten kann, muss er auf der Antennenseite eine Impedanz von 450 Ohm “sehen”. Und das ist nie bei allen Amateurfunkfrequenzen und Drahtlängen gegeben. Nur bei ganz bestimmten Drahtlängen erhält man einen passablen Kompromiss. OE3DSW hat dazu den Verlauf der HF-Spannung auf einem Draht für die verschiedenen KW-Bänder aufgezeichnet.

Krass wird es natürlich, wenn man in die Nähe von 1/4 Lambda, bzw. 1/2 und ihren Vielfachen kommt. Der Draht ist vollständig fehlangepasst, das SWR höllisch und der Ringkern des Unun’s wird heiß.

OE3DSW zieht denn auch folgerichtig den Schluss:

Eine resonante Antenne ist aber IMMER besser als eine mit
Widerstandstransformation (1:9 Balun) angepasste Antenne. Ein nachfolgendes
Antennenanpassgerät hat dann nur noch wenig Arbeit zu leisten.

Doch die Probleme beginnen bei diesem Wunder-Unun nicht erst beim Draht. Schon beim Material des Ringkerns fängt der Spaß an. OE3MZC hat es in einem Artikel über seine Erfahrungen mit “Magnetic Baluns” auf den Punkt gebracht.

Falsche Aussagen:

- Magnetic Balun ist ein BALUN
– Jede beliebige Drahtlänge wird auf 50 Ohm transformiert
– Keine Erdung nötig
– Ringkern Txxx-2 Material

Richtig ist vielmehr:

- Es handelt sich um einen 9:1 UNUN
– Ein einfaches Anpassgerät ist meist immer nötig
– Gute Erdung oder asymmetrisch gespeister Draht
– Kernmaterial Ferrit FT-xxx-43 mit großer Permeabilität auf KW

Wie OE3DSW schreibt, sind Eisenpulverkerne wegen mangelnder Permeabilität schlecht für 1:9 Unun’s zu gebrauchen. So empfiehlt der Hersteller der Amidon-Ringkerne denn auch unmissverständlich das Ferritmaterial “43” für Transformatoren im KW-Bereich.

Nebst dem Kernmaterial, spielen die Art der Bewicklung, und die Windungszahl natürlich eine Rolle. Unterhalb einer bestimmten Eigeninduktivität funktioniert der Trafo nicht mehr richtig (2-5Z). Ist sie zu hoch auch nicht.

Wer mit 1:9 Ununs Versuche macht, sollte also nicht einen x-beliebigen Kern, x-beliebig bewickeln und an einen x-beliebigen Draht hängen. Und das noch in dem weit verbreiteten Irrglauben, eine solche Antenne brauche kein Gegengewicht oder im Falle eines Dipols keinen zweiten Pol. Er wird dann eher im Lotto gewinnen als eine gut funktionierende Antenne zu erhalten.

Das Mindeste was ein seriöser Unun-Bauer tun sollte, ist ein Check auf dem Labortisch: Unun mit 450 Ohm abschließen und SWR messen. Da gibt es meistens schon ein erstes Erwachen aus dem Unun-Traum: Es ist sehr schwierig, einen einfachen 1:9 UNUN zu bauen, der von 1.8 – 30 MHz ein gutes SWR aufweist (in diesem Fall nahe bei 1:1)

Einen guten Kompromiss konnte ich übrigens mit sieben trifilaren Windungen (nebeneinander liegend, nicht verdrillt) auf einem FT-240-43 Ringkern erzielen.

Ich wählte dabei extra einen großen Kern, damit er auch bei Fehlanpassungen cool bleibt und nicht etwa in die Sättigung rauscht. Übrigens: Ab einer bestimmten Temperatur werden Ferritkerne unwiederbringlich zerstört. Nicht, dass sie etwa explodieren, aber sie verlieren ihre Eigenschaften.

73 de Anton

Bild: Antenneneinspeisung bei SAQ in Grimeton

DER DXer

DXer sind Jäger und Sammler zugleich. Sie jagen seltene Stationen und sammeln sie, bzw. ihre QSL-Karten. Wenn sie genug von diesen Karten haben, bekommen sie das DXCC. Das ist eine Art Diplom. Nicht gerade ein Ingenieurdiplom, aber für den DXer eigentlich noch wertvoller. Doch der Himmel der DXer heißt “Honor Roll”. Nicht zu verwechseln mit Blogroll oder Horror Roll. Wenn der DXer einmal dort drin ist, gehört er zu den Besten der Besten. Doch wehe, es wird irgendwo wieder eine neue Insel geboren, dann muss auch der Honorigste wieder auf die Pirsch. Der Worst Case für den DXer wäre die Besiedlung des Mondes. Jeder Krater ein neues DXCC-Land, sein KW-Beam und sein Linear wertloser Schrott, zum Jagdstress käme der Aufbau einer VHF/UHF-Station. Und dann die neue Konkurrenz: All die EME Feaks mit ihren Big Guns!

Aber was erzähle ich da. ich wollte eigentlich von meinem Funkfreund berichten, der ein DXer ist. Als Pilzsammler kann ich seine Hobbysparte einigermaßen nachfühlen. Das Erstaunliche an diesem DXer ist, dass er keinen Linear und keinen Beam sein eigen nennt. Halt! Das stimmt nicht ganz. Soviel ich weiß, besitzt er einen Beam, sogar einen nigelnagelneuen. Aber der schläft seit Jahren in der Garage. Statt dessen benutzt mein DXer eine Art Dummy Load als Antenne. Er nennt sie liebevoll FD4 und meint, es sei die beste Antenne der Welt. Und tatsächlich schafft er mit diesem Draht, was andere mit Beam und Linear nicht erreichen. Dabei hat er sogar das Morsen verlernt und muss alles mühsam in SSB jagen und einsammeln.

Ich mag die FD4 nicht besonders, weil ich eine Balunallergie habe und ich denke, dass sie bei meinem DX-Freund so gut funktioniert, weil er allein auf einem Hügel sitzt, umgeben vom saftigsten leitfähigsten Boden, den man sich vorstellen kann.

Natürlich besitzt er noch mehr Antennen als die balungeschädigte FD-4 und den Beam in der Garage. Zum Beispiel einen Vertikalstrahler für 6m. Der ist übrigens von mir und ich habe ihm den Strahler, zusammen mit einem alten Transverter überlassen, damit er auch auf 50MHz jagen und sammeln kann. Das hat auch prompt funktioniert und inzwischen hat er mich natürlich dort weit überholt und Stationen gesammelt, die ich noch nie gehört habe. Aber ich baue lieber neue Antennen als damit zu funken.

Ach ja, da sind noch ein paar Drähte, die bei meinem DXer rumhängen. Zum Beispiel eine G5RV, ein Kompromiss-Besen. Vermutlich hat er mal an seiner FD4 gezweifelt und das Ding gekauft. Und dann ist da noch ein Draht, ein langer für 160m. Wieso ich den erwähne, hat seinen Grund. Denn wir treffen uns regelmäßig auf 160m und das geht halt nur mit diesem Draht. Die FD4 bekäme nur einen heißen Balun und dann würde er sterben. Zum Umschalten muss mein DXer übrigens immer aus dem Haus rennen. Natürlich hätte er irgendwo noch einen nigelnagelneuen ferngesteurten Umschalter, aber der leistet dem Beam in der Garage Gesellschaft.

Es gäbe noch so viel zu erzählen, doch für heute ist Schluss. Habt ihr übrigens gewusst, dass DXer viel weniger Schlaf brauchen als Gelegenheitsfunker?

73 de Anton

DER DACHRINNENFUNKER

Wie jeden Montagabend war ich gestern wieder bei der bei der 1991-Runde dabei. Pünktlich 20:05. Die Bedingungen waren schlecht, die Signale 10 bis 20 dB schwächer als sonst und der atmosphärische Störpegel hoch. Dazu kamen die Störungen des Plasmafernsehers aus der Nachbarschaft. Diese Dinger versauen das ganze KW-Spektrum und lassen sich auch mit Netzdrosseln und Mantelwellensperren nicht zum Schweigen bringen. Denn es ist der Bildschirm selbst, der strahlt. Man müsste die Kiste schon in Alufolie einwickeln, um die Störungen loszuwerden.

Aber ich habe euch ja zu Beginn versprochen, etwas über meine Funkkollegen und Freunde zu erzählen. Anonym, versteht sich. Nicht jeder möchte mit Namen und Rufzeichen im Web verewigt werden.

Da ist zum Beispiel der Dachrinnenfunker. Man kann praktisch jedes Stück Metall als Antenne verwenden. Ein wenig elektromagnetische Strahlung erreicht immer den Äther. Eine “vergessene” Metallleiter am Zwetschgenbaum, als würde man das ganze Jahr Zwetschgen pflücken, den Maschendraht eines Hühnerstalls, ein altes Fahrrad, oder eben eine Dachrinne. An und für sich wäre so eine Dachrinne eine recht gute Antenne. Sie hat jedoch zwei “Schönheitsfehler”. Erstens umfasst sie das ganze Haus mit all seinen Störquellen aus Sparlampen, Computern und anderem technischen Unsinn, und fängt dabei die ganze Ätherverschmutzung ein. Zweitens sollte eine Antenne gut isoliert sein – besonders an den Spannungsbäuchen. Das beruht bei der Dachrinne auf Zufall, den schließlich war der Spengler kein Antennenmonteur. So ist die eine Dachrinne ein passabler Strahler, während die andere mehr einem Dummy Load gleicht.

Die Dachrinne unseres Dachrinnenfunkers gehört jedoch zur besseren Kategorie. Besonders auf den tieferen Bändern wie 160 und 80m. Das ist auch gut  so, denn sein Nachbar hält nicht viel von Antennen. Schon der kleinste Stab sticht ihm ins Auge wie die Gipfelkreuze den “Freidenkern”. Darum hat unser Dachrinnenfreund seine VHF-Antenne auch in einem Busch versteckt und farblich abgestimmt (color tuning). Dem Wachstum des Busches wird auch das “Wachstum” der Antenne angepasst.

Natürlich möchte unser Dachrinnenfreund gerne noch mehr und bessere Antennen. Darum ist er, wie wir alle, immer auf der Suche nach der ultimativen Wunderantenne. Idealerweise von der Größe eines Zündholzes und der Performance eines 6-Element-Beams in 30m Höhe.

Es ist schon schlimm genug, wenn man seine Dachrinne missbrauchen und Antennen in Büschen verstecken muss, doch der vorliegende Fall hat noch eine tragischere Seite. Sein Nachbar ist nämlich ein alter Kollege und wohnt im Haus, das vorher unser Dachrinnenfreund bewohnt hat. Das kommt davon, wenn man nur über den Gartenhag zügelt.

Zugegeben, es könnte noch schlimmer sein. Ich kenne Mitmenschen, die bekommen schon Kopfschmerzen und Schlafstörungen, wenn sie nur eine Antenne sehen. Ob sie an einen Sender angeschlossen und dieser in Betrieb ist, spielt keine Rolle.

Ich muss gestehen, dass ich auch versuche, meine Antennen zu tarnen. So habe ich im Garten einen wunderbaren Fahnenmast stehen, ganze 12m hoch. An der Spitze flattert eine Schweizerfahne jahraus jahrein. Wer könnte schon etwas gegen ein weißes Kreuz auf rotem Grund haben – außer vielleicht ein paar Kreuzallergiker, wie die vorgenannten “Freidenker”?

Der Trick dabei ist folgender: erstens steht der Fahnenmast isoliert und lässt sich so als Vertikalantenne nutzen und zweitens besitzt er zwei Aufzüge. Einen natürlich für die Fahne und der zweite…., ihr wisst schon ;-)

Antennen werden nur als Antennen wahrgenommen, wenn sie auch wie Antennen aussehen. Metallgittermaste zum Beispiel, oder glänzende Alurohre am Himmel wie Speerspitzen. Kein Wunder, dass sowas ins Auge sticht.

Drähte, die rum hängen, als hätte sie der Zufall dorthin verschlagen, sind zumindest hier auf dem Land normal. Jeder Bauer hat welche gespannt. Auch Fischruten sehen unverdächtig aus, obschon es in der Wiese nebenan keine Fische hat. Einer aus unserem Dorf braucht sogar Fischruten für seine Stangenbohnen.

Ein weitere Trick beim Antennenbau ist das Provisorium. Eine Fischrute in einem Sonnenschirmständer braucht keine Baubewilligung, hält aber Jahre ohne umzufallen. Ebenso ein kleiner Beam aus Bambus, an einem Samstagnachmittag zusammengenagelt und an den Gartenzaun gebunden. Unser ganzes Leben ist ein Provisorium, wieso sollten wir dann Antennen für die Ewigkeit bauen?

73 de Anton

SPIELARTEN

Der Amateurfunk kennt unzählige Spielarten. Da gibt es Funker, die schreien sich ein ganzes Wochenende die Seele aus dem Leib oder morsen sich die Finger wund um einen Wettbewerb zu gewinnen, in dem es eigentlich nichts zu gewinnen gibt. Andere wiederum liegen Nächte lang auf der Lauer um mit seltenen Länder einen halben Satz auszutauschen, der hauptsächlich aus dem Standardkürzel “599” besteht. Dem sagt man übrigens Rapport, doch dieses “599” hat weder etwas mit der Signalqualität, noch mit der Signalstärke zu tun – es ist einfach Tradition. Natürlich sind die heutigen DX-Jäger, wie sie genannt werden, mit modernsten Hilfsmitteln ausgestattet und spüren ihre 599-Beute mittels einem speziellen Computernetzwerk auf, das sich DX-Cluster nennt.

Eine ganz andere Sparte Funker funkt weniger und bastelt dafür mehr. Darunter gibt es die Untersparte der Spartaner. Chris, N7ZWY, zum Beispiel, hat es sich zum Ziel gesetzt einen Sende-Empfänger zu bauen, der nur einen einzigen Transistor besitzt. Dazu noch einen ordinären 2n2222, einen Transistor, der so verbreitet ist, dass man ihn auch noch auftreiben kann, wenn die Welt bereits untergegangen ist. Er nennt seinen Transceiver Gnat 1.

Aber es geht noch besser: AA1TJ hat eine Sparlampe auseinandergenommen und sich daraus einen Sender gebaut. Erstaunlich wieviele interessante Elektronikbauteile so ein Ding beinhaltet. Außer der Leuchtstoffwendel konnte er alles verwerten. Wenn das kein Argument für Sparlampen und gegen Glühbirnen ist!

Doch das alles ist nichts gegen das Youtube-Video, das seit letzten Oktober die Amateurfunkwelt staunen lässt: Die ultimative Wunderantenne wird hier in der Praxis demonstriert. Sie besteht aus einem Wasserstrahl. Verwendet wird gewöhnliches Meerwasser. Natürlich wegen der Leitfähigkeit des Salzwassers. Mit der Höhe des Strahls lässt sich diese Springbrunnenantenne an jede beliebige Frequenz anpassen, von Mittelwelle bis VHF. Im Video wird sie als die ideale Schiffsantenne und für Katastrophen angepriesen. Über die Effizienz, bzw. Über Gewinn&Verlust und das SWR wird aber nichts gesagt. Auch nichts darüber, bei welcher Windstärke (oder Fahrgeschwindigkeit) die Antenne noch eingesetzt werden kann. Eine Katastrophenantenne für Katastrophen?

Ein ernsteres Thema kommt aus der Ecke der HiFi-Funker. Das sind die Kollegen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, ihr SSB-Signal in Stereoqualität zu übertragen. Ihnen geht es dabei nicht um die Verständlichkeit, sondern um die Natürlichkeit. Dass ein solches ESSB-Signal (Extended SSB)  mehr Bandbreite benötigt ist klar. Die fängt bei 3 KHz an und endet bei 6 kHz, laut der Tabelle auf der ESSB-Seite von NU9N. Das ist sicher kein Problem, dort wo genügend Platz auf den Bändern vorhanden ist. Doch im überfüllten 80m-Band dürften solch breite Signale auf wenig Verständnis der anderen Benutzer stoßen. Genausowenig wie die paar Steinzeitfranzosen, die Sonntags stur auf 3550 kHz, mitten im CW-Bereich, ihr AM-QSO abhalten.

Wer weiß, vielleicht kommt jemand noch auf die Idee, am Sonntagmorgen eine FM-Runde auf 80m einzuführen. Zum Beispiel auf 3725kHz.

Zum Schluss noch ein Highlight aus der Sparte Wunderantennen. Sie heißt TASH und besteht aus Hühnergitter. Wie es sich für eine echte Wunderantenne gehört, kann man damit von 160m bis VHF funken. Ich finde diese Idee gut, lässt sich doch ein solches Gebilde dem Nachbarn als Kunstwerk oder vertikaler Hühnerstall “verkaufen”. Außerdem dürfte diese Antenne wohl besser funktionieren, als all die Mini-Wunder, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Physik zu widerlegen.

73 de Anton

Bild: IC-7200 in einem Cadillac Deville

HM-36 MOD

Zu vielen ICOM Transceivern wird heute das Handmikrofon HM-36 geliefert. Es wird seit ein paar Jahren in China gefertigt und damit wurde auch die Schaltung geändert: die hohen Töne werden nun bedämpft, die tiefen bevorzugt. Das mag vielleicht für chinesische Sprecher gut klingen, für uns klingt es wie ein Wicht aus der Spritzkanne. Alte HM-36 und die baugleichen Vorgänger (HM-12) braucht man nicht zu modifizieren. Sie haben eine Elektretkapsel mit separater Speisung (3-polig) und mit einer anderen Schaltung und tönen gut.

Neuere HM-36 erkennt man an dem Label: „Made in China“ und an der Phantomspeisung (zweidrähtige Kapsel).

Als erstes muss der Filzpfropfen vor der Mikrofonkapsel raus. Er soll zwar verhindern, dass bei nasser Aussprache Feuchtigkeit in die Kapsel gelangt, aber man muss ja das Mikrofon beim Besprechen nicht unbedingt auffressen. Die Praxis hat gezeigt, dass er nicht nötig ist und nur die Modulation „verfilzt“.

Dann kommt die Schaltung im Mikrofon dran: Bei mir bekam sie eine Radikalkur verpasst: Der 1kOhm-Widerstand sowie der 10uF-Kondensator kamen raus. Der 0.33uF* wurde durch einen 0.1uF ersetzt (Folienkond., kein Elko!) und der 2kOhm-Widerstand wurde durch 4k7 ersetzt.

Wenn jetzt noch der Bias-Widerstand im Transceiver, der die Gleichspannung für das Mikrofon zuführt, auf 4k7 geändert wird, erhalten wir eine ausgezeichnete Modulation.

Von Lennart Deimert, SE5X, findet man übrigens auch eine Modifikationsanleitung im Netz, die etwas von der meinen abweicht. Sein C1-Wert scheint mir mit 10nF aber doch etwas zu klein, bzw. die Grenzfrequenz der resultierenden RC-Schaltung zu  hoch.

Apropos Filz vor der Mikrofonkapsel. Yaesu verwendet anstelle des Filzes eine sogenannte Prallplatte in Form einer kleinen Plastikscheibe. Auch sie sollte man im Interesse einer besseren Modulation entfernen. Die Prallplatte wirkt als akustisches Filter und verzerrt den Frequenzgang. Bei dieser Gelegenheit empfiehlt es sich auch, die Schallöffnungen im Plastikgehäuse mit einem 1mm-Bohrer aufzubohren (auch die verschlossenen „Blindlöcher“).

73 de Anton

*Kann u.U. mit einem anderem Wert als im Schema bestückt sein.

PRO-III MOD

In vielen Angeboten für gebrauchte Funkgeräte steht: “unverbastelt”. Das kann ich von meinem Gerätepark nicht behaupten. Allerdings bohre ich in der Regel keine Löcher in die Frontplatte, wie einige Hardcore-Bastler.

Kürzlich habe ich meinen ICOM IC-756 ProIII modifiziert. Ein Gerät, das viele OM’s besitzen. Wie bei den meisten ICOM-Transceivern wird die Speisespannung für das Elektretmikrofon über einen 1kOhm-Widerstand zugeführt. Dieser liegt parallel zur NF und bildet zusammen mit den Komponenten im Mikrofon einen Spannungsteiler für die Niederfrequenz und beeinflusst u.a. deren Frequenzgang. Die meisten ICOM-Geräte “leben” richtig auf, wenn man den Wert dieses Widerstandes erhöht. Die Modulation wird hörbar besser, der Mik-Gain kann zurückgenommen werden. Wie zum Beispiel beim IC-7200, hier vom Kollegen DG2IAQ “verbastelt”.

Beim ProIII handelt es sich um den Widerstand R806 1kOhm auf dem Mainboard. Allerdings sitzt der dummerweise auf der Unterseite der Leiterplatte und man muss diese demontieren um ihn auszuwechseln. Das heißt, DSP-Unit weg, alle Print-Stecker ausziehen, unzählige Schrauben lösen.

Wie ihr oben im Bild sehen könnt, habe ich den 1k Widerstand durch einen 4k7 ersetzt. Da ich gerade keinen passenden SMD-Widerstand zur Hand hatte, habe ich einen bedrahteten 1/10W eingesetzt.

Wenn das Gerät nachher nicht mehr funktioniert, kann euch der ICOM-Kundendienst sicher weiterhelfen und ich lehne hiermit jede Verantwortung für euren Eingriff ab. Ich kann ja nicht wissen, ob ihr die Kabel vielleicht falsch anschließt, ohne ESD-Schutz arbeitet, einen 100W Lötkolben benutzt oder sonst was anstellt.

Normalerweise bleibt aber am Schluss immer eine Schraube übrig, die keinen Platz mehr findet. Genauso wie im richtigen Leben. Kein Grund zur Beunruhigung.

Wenn ihr jetzt immer noch nicht mit eurer Modulation zufrieden seid, so benutzt ihr sicher noch das originale Handmikrofon HM-36 (Made in China) mit dem unsäglichen Filz vor dem Mikrofon. Der Filz muss natürlich weg. Aber es gibt noch mehr: Wie man diesem Mike auf die Sprünge hilft, davon berichte ich nächstes Mal.

73 de Anton

SAQ 17.2 KHZ

SAQ will be on air on United Nations Day 24th October at 11.00 UTC. The frequency is 17.2 kHz CW.
We start the transmitter about half an hour before the transmission for tuning.

Die Mittelwelle sei abgeschafft worden, dort gäbe es nichts mehr zu hören, erklärte mir kürzlich ein junger TV-Techniker. Auch KW brauche niemand mehr. Soviel zum Ausbildungsstand heutiger Berufsleute. Dabei lebt nicht nur die Mittelwelle, sondern sogar die Langwelle und wie obige Meldung zeigt: sogar die Längstwelle.

Das tiefste Amateurfunkband, 135.7 – 137.8 kHz gehört zwar noch nicht zur Längstwelle (3-30kHz) stellt jedoch hohe Anforderungen an die Benutzer. Bei einer Wellenlänge von 2200m kapituliert auch der großzügigste Garten. Die meisten Amateurfunker haben schon Mühe eine Antenne für das 160m-Band zu bauen. Außerdem musste bis vor kurzem der Langwellensender selbst gebaut werden. Doch neuerdings kann man einen 100W-Sender auch kaufen:

http://www.radioworld.co.uk/catalog/tx2200a-136khz-transmitter-100w-p-6692.html

Übrigens nicht der erste Versuch, vor Jahren schon gab es den “Ropex”, ein einfacher quarzgesteuerter Sender, auf dem Markt:

http://wireless.org.uk/ropex.htm

Allerdings sind 100W recht wenig, wenn man bedenkt, dass der Wirkungsgrad zum Beispiel einer 20m Vertikalantenne für dieses Band weit unter einem Prozent liegt. Natürlich nur mit einem ausgedehnten Radialnetz, notabene.

Daher sind die Signale der Amateure auf 136 kHz sehr schwach. Verbindungen in normalem CW sind selten geworden und meistens wird heute in QRSS gesendet, einem extrem langsamen CW mit einer Punktlänge von 3 Sekunden oder mehr. Das lässt sich natürlich nur noch mit einem Computer bewerkstelligen. Die Decodierung der Signale beim Empfänger geschieht meistens von Auge (!) auf einer Wasserfallanzeige eines FFT-Programms. So können Signale noch “gesehen” werden, die 20 dB unter der Aufnahmeschwelle für normales CW liegen.

Doch zurück zu SAQ. In Grimeton wird dieses Signal nicht etwa durch einen Transistor- oder Röhrensender erzeugt, sondern durch einen Wechselstromgenerator, einen sogenannten Alexanderson-Alternator. Die ganze Anlage in Grimeton gehört übrigens zum UNESCO Welterbe und wird ab und zu noch von Funkamateuren zum Leben erweckt.

Leider können die meisten Amateurfunkgeräte Längstwellen nicht mehr empfangen oder sind “dort unten” so empfindlich wie ein Stein. Doch Konverter lassen sich einfach bauen und eine Rahmenantenne sprengt auch nicht den Rahmen eines normalen Shacks.

Doch es geht auch mit der Soundkarte eines PC’s, angeschlossen an einen langen Draht, und einer Spektrumanzeige als visueller Decoder. Oder man hört kurz beim SDR der Uni Twente rein. Holland liegt ja noch etwas näher bei Schweden, hi.

Damit das klappt, muss allerdings JAVA installiert sein. Die Aktivierung von Java-Skript im Firefox alleine genügt nicht (unter Extras,Einstellungen, Inhalt).

73 de Anton

Bild: Längstwellen-Antenne in Grimeton, Schweden

UNTER DER HAUBE

Auch 20 Jahre alte Funkgeräte haben noch ihren stolzen Preis. Nicht etwa, weil es sich um Antiquitäten handelt, sondern weil sie für den Funkverkehr noch gut zu gebrauchen sind. Denn der technische Fortschritt hat sich auf diesem Gebiet abgeflacht. Trotz DSP sind wir in der Sättigung der Entwicklungskurve. Mein Favoriten bei den älteren KW-Transceivern sind die Icom IC 738, 737, 736 und 735, Kenwood TS-570 und Yaesu FT-890 oder FT-900. Die Schlachtschiffe, wie der IC-765 oder der Yaesu FT-1000 sind mir zu groß.

Zwar sind auch ältere Geräte noch für den täglichen Funkbetrieb zu gebrauchen, doch viele sind nicht so intermodulationsfest, wie man sich das wünscht. An längeren Drähten erzeugen sie nachts auf 40m einen unbrauchbaren Wellensalat. Und bei Geräten mit Röhren in der Endstufe ist die Abstimmerei mühsam.

Natürlich sind auch manche moderneren Geräte dem Signalangebot von guten Antennen nicht immer gewachsen. Vorallem die eierlegenden Wollmilchschweine. Sie können zwar alles, von 160m bis 70cm, aber nichts richtig gut.

Wer eines der älteren Geräte besitzt, wie ich sie oben aufgezählt habe, verkauft es in der Regel nicht. Es sei denn, er brauche dringend Geld, seine Frau sitze ihm wegen Platzmangel im Nacken oder das Gerät habe eine Macke.

Tatsächlich habe ich noch nie eine Occasion gekauft ohne Fehler. Selbstverständlich ohne dass mich der Vorbesitzer darauf aufmerksam gemacht hätte. Vermutlich nennt sich das Hamsprit. Das letzte hatte einen Lagerschaden im Lüfter und war verstimmt. Ein harmloser Fall. Beim vorletzten war’s ein kaputter Antennenkoppler.

Was soll’s! Wenn der Preis stimmt, kann man das in Kauf nehmen. Zudem liebe ich es, an alten (und neuen) Geräten herumzuschrauben.

Ich kenne jedoch Amateurfunker, die ihr Gerät noch nie geöffnet haben. Nicht einmal um zu schauen was drin ist. Vielleicht haben sie Angst vor ihrer Kiste. Aber es gibt ja auch Autofahrer, die noch nie ihren Motor gesehen haben. Mangelndes technisches Interesse, würde ich sagen. Für Autofahrer kein Problem, für Betreiber eines technischen Hobbys aber bedenklich.

Was mich betrifft: Ich liebe es, unter die Haube zu schauen.

73 de Anton

Bild: Andenes, Vesteralen EU-033. Das Militär der nahen Basis inspiziert meine Funkstation.

LIEBE FUNKFREUNDE

Die Idee ein Amateurfunkblog zu schreiben, geistert schon lange in meinen Gedanken herum. Nun habe ich den ersten Schritt gewagt. Als Amateurfunker schreibe ich natürlich das Blog und nicht der Blog, stammt doch der Begriff vom Logbuch ab. Dieses führe ich übrigens immer noch auf Papier. Denn wenn ich funke, habe ich nicht immer einen Computer dabei. Überhaupt kann ich mit Computern beim Funken nicht viel anfangen. Sie sind gute Schreibmaschinen und Gedankensortierer, eignen sich als Fotoalbum und natürlich zum Surfen. Aber damit funken möchte ich in der Regel nicht. Natürlich habe ich verschiedene digitale Betriebsarten ausprobiert. Aber ich finde, dass die Sprachkommunikation von Mensch zu Mensch immer noch am schönsten und natürlichsten ist.

Allerdings tätige ich  auch noch QSO’s in Telegrafie, der ältesten digitalen Betriebsart. Auch sie ist eine Art Sprache und man kommt dabei ohne Computer aus. Die dazu nötige Funktechnik ist sehr einfach und zuverlässig. Sie wird noch funktionieren, wenn sämtliche Computer längst gestorben sind.

Auf diesem Blog möchte ich euch in der nächsten Zeit von meinen Beobachtungen und Gedanken auf dem Gebiet des Amateurfunks berichten. Vielleicht auch von jenem Ort, in dem sich die Vergangenheit mit der Zukunft trifft um sich über die Gegenwart zu unterhalten, aus dem Land der Träume. Ich denke, dass ich aber zuerst damit anfangen werde, meine Funkfreunde vorzustellen. Ich möchte euch ihre Eigenarten und Spezialitäten vorstellen. Denn schließlich sind es die Menschen hinter der Technik, die dieses Hobby so interessant machen.

73, bis bald, euer Anton