DAS ANTENNENSEMINAR

Über den Orgelfunker, den Bezwinger der Hasenmatt und andere Funkfreunde werde ich sicher noch berichten. Doch jetzt beschäftigt mich ein anderes Thema: Freitagabend darf ich einen Workshop über Antennen leiten. Und ich bin mir keineswegs sicher, ob das gut gehen wird. Da ist zum Beispiel meine Balunallergie, die durch eine Ununophobie noch verstärkt wird. Trotzdem werde ich zu dieser sehr beliebten Art der Hochfrequenzvernichtung etwas sagen.

Besonders beliebt ist bekanntlich der sogenannte “Magnetic-Balun”, der weder magnetisch noch ein Balun ist, sondern in der Regel ein 1:9 Unun. Das heisst, er transformiert unsymmetrisch von unseren omnipräsenten 50 Ohm auf 450 Ohm. Damit, so behaupten seine Anhänger, könne man praktisch jeden Draht zum Strahlen bringen.

Praktisch ja, weil es sehr schwierig ist, eine Antenne zu bauen, die nicht strahlt. Darum gibt es auch so viele Wunderantennen. Theoretisch sieht es leider etwas anders aus. Damit der 1:9 Unun seine Wirkung entfalten kann, muss er auf der Antennenseite eine Impedanz von 450 Ohm “sehen”. Und das ist nie bei allen Amateurfunkfrequenzen und Drahtlängen gegeben. Nur bei ganz bestimmten Drahtlängen erhält man einen passablen Kompromiss. OE3DSW hat dazu den Verlauf der HF-Spannung auf einem Draht für die verschiedenen KW-Bänder aufgezeichnet.

Krass wird es natürlich, wenn man in die Nähe von 1/4 Lambda, bzw. 1/2 und ihren Vielfachen kommt. Der Draht ist vollständig fehlangepasst, das SWR höllisch und der Ringkern des Unun’s wird heiß.

OE3DSW zieht denn auch folgerichtig den Schluss:

Eine resonante Antenne ist aber IMMER besser als eine mit
Widerstandstransformation (1:9 Balun) angepasste Antenne. Ein nachfolgendes
Antennenanpassgerät hat dann nur noch wenig Arbeit zu leisten.

Doch die Probleme beginnen bei diesem Wunder-Unun nicht erst beim Draht. Schon beim Material des Ringkerns fängt der Spaß an. OE3MZC hat es in einem Artikel über seine Erfahrungen mit “Magnetic Baluns” auf den Punkt gebracht.

Falsche Aussagen:

- Magnetic Balun ist ein BALUN
– Jede beliebige Drahtlänge wird auf 50 Ohm transformiert
– Keine Erdung nötig
– Ringkern Txxx-2 Material

Richtig ist vielmehr:

- Es handelt sich um einen 9:1 UNUN
– Ein einfaches Anpassgerät ist meist immer nötig
– Gute Erdung oder asymmetrisch gespeister Draht
– Kernmaterial Ferrit FT-xxx-43 mit großer Permeabilität auf KW

Wie OE3DSW schreibt, sind Eisenpulverkerne wegen mangelnder Permeabilität schlecht für 1:9 Unun’s zu gebrauchen. So empfiehlt der Hersteller der Amidon-Ringkerne denn auch unmissverständlich das Ferritmaterial “43” für Transformatoren im KW-Bereich.

Nebst dem Kernmaterial, spielen die Art der Bewicklung, und die Windungszahl natürlich eine Rolle. Unterhalb einer bestimmten Eigeninduktivität funktioniert der Trafo nicht mehr richtig (2-5Z). Ist sie zu hoch auch nicht.

Wer mit 1:9 Ununs Versuche macht, sollte also nicht einen x-beliebigen Kern, x-beliebig bewickeln und an einen x-beliebigen Draht hängen. Und das noch in dem weit verbreiteten Irrglauben, eine solche Antenne brauche kein Gegengewicht oder im Falle eines Dipols keinen zweiten Pol. Er wird dann eher im Lotto gewinnen als eine gut funktionierende Antenne zu erhalten.

Das Mindeste was ein seriöser Unun-Bauer tun sollte, ist ein Check auf dem Labortisch: Unun mit 450 Ohm abschließen und SWR messen. Da gibt es meistens schon ein erstes Erwachen aus dem Unun-Traum: Es ist sehr schwierig, einen einfachen 1:9 UNUN zu bauen, der von 1.8 – 30 MHz ein gutes SWR aufweist (in diesem Fall nahe bei 1:1)

Einen guten Kompromiss konnte ich übrigens mit sieben trifilaren Windungen (nebeneinander liegend, nicht verdrillt) auf einem FT-240-43 Ringkern erzielen.

Ich wählte dabei extra einen großen Kern, damit er auch bei Fehlanpassungen cool bleibt und nicht etwa in die Sättigung rauscht. Übrigens: Ab einer bestimmten Temperatur werden Ferritkerne unwiederbringlich zerstört. Nicht, dass sie etwa explodieren, aber sie verlieren ihre Eigenschaften.

73 de Anton

Bild: Antenneneinspeisung bei SAQ in Grimeton

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