Tagesarchiv: 1. November 2010

SCHROTTPARTY IN ZOFINGEN

Samstag war wieder Surplusparty in Zofingen, im Mekka der Sammler und Bastler. Dieser letzte Samstag im Oktober ist jeweils eine gute Gelegenheit, sein altes Material zu Schleuderpreisen loszuwerden und wiederum neuen Elektronikschrott einzukaufen. Ein ewiger Kreislauf, von Keller zu Keller, von Dachboden zu Dachboden. Gewisse Teile kommen dabei zyklisch vor, wobei es mir bisher noch nicht gelungen ist, die Gesetzmäßigkeiten dahinter zu entdecken. Es gab Jahre, da habe ich wie vergiftet Röhren gesucht und kaum eine gefunden. Zumindest nicht eine Passende. Das war in dem Lebensabschnitt, in dem ich glaubte, ich müsse für jedes Röhrengerät, das ich besitze, mindestens drei, besser noch fünf Röhrensätze auf Reserve haben. Dabei bin ich wohl von einer Lebenserwartung von hundertzwanzig Jahren und einem täglichen intensiven Gebrauch der Gerätschaften ausgegangen. Inzwischen weiß ich, dass beides nicht stimmt. Außerdem habe ich die meisten Röhrengeräte verkauft – außer einer Drake B-Line als Mittel gegen nostalgische Anfälle.

Dieses Jahr war die Röhrenlage ganz anders. Es gab die alten Glühwürmchen kistenweise zu kaufen. Kein Wunder! Die Dinger gehen seltsamerweise praktisch nie kaputt und die Lager kommen nach einer gewissen Latenzzeit neu durchmischt wieder auf den Markt.

Dafür gab es dieses Jahr nur wenig Bücher und Drehkondensatoren, außer an meinem Stand :-) Das war gut fürs Geschäft. Dieses habe ich übrigens Sohn, Tochter und Schwiegersohn überlassen. So blieb mir mehr Zeit, durch den Elektroschrott-Dschungel zu streifen und Freunde zu treffen.

Nicht, dass meine Verkaufsmannschaft radioaktiv wäre. Im Zeitalter von i-wasweissich, Facebook und Twitter ist der Amateurfunk ein aussterbender Anachronismus.  Darum kam ich mir auch vor wie in einem Altersheim und die Jungmannschaft meinte, sie fühle sich um Jahrzehnte in der Zeit zurückversetzt. Sie verkauften übrigens ihren eigenen Schrott, den sie taktisch geschickt in meinem verdünnt hatten. Meistens Dinge, deren Zweck mir verschlossen blieb.

Das Ritual spielte sich im Surplus-Mekka wie jedes Jahr ab. Die Masse drehte sich Kreis wie im richtigen Mekka um die Kaaba. Einige bezahlten ohne zu murren den angeschriebenen Preis, andere wollten alles gratis. Am liebsten habe ich die dazwischen, die wie in einem anständigen Basar um den Preis feilschen. Natürlich gab es, wie jedes Jahr, wieder die “Taubstummen”. Zum Beispiel jener freundlich-ernste Herr, der immer wieder, ohne etwas zu sagen oder nach dem Preis zu fragen, vorbei kam um immer wieder im gleichen Buch zu blättern. Geradeso als wolle er es auswendig lernen. Ob er es schließlich gekauft hat, weiss ich nicht. Es lag auf jeden Fall nicht mehr in der Kiste, die ich wieder nach Hause nahm.

Erfahrungsgemäß sollte man diese “Taubstummen” spätestens nach dem dritten Mal ansprechen. Entweder verlassen sie dann fluchtartig den Stand oder werden plötzlich gesprächig und zücken das Portemonnaie.

Was die Stände der Konkurrenz anbetraf, so waren einige interessante Schnäppchen zu entdecken. Dumm nur, dass mein Keller sein Fassungsvermögen bereits überschritten hat.

73 de Anton

Bild: Schrott im Einsatz. Antennen-Anpassung für 136kHz