Tagesarchiv: 18. November 2010

TECHNISCHE GRENZGÄNGER

Die meisten Funkamateure seien heutzutage Steckdosenamateure, hört man. Kürzlich habe ich in einem Forum von einem Neuling gelesen, der sich seine Station und seine Antennen von einem Installationsunternehmen betriebsbereit einrichten lassen möchte – inklusive Einweisung durch einen Techniker. Und neulich hatte ich ein QSO mit einem Amateur, der mir sagte, ich wäre bei ihm Radio 4 und Santiago 3, dann wünschte er mir noch “die besten Zahlen” ;-)

Trotzdem bin ich überzeugt, dass der reine Steckdosenamateur selten ist. Wer kein technisches Interesse hat, ergreift kaum dieses Hobby.  Vielleicht mit Ausnahme von ein paar Frauen, die ihrem funkenden Mann zuliebe die Prüfung abgelegt haben. Kommunizieren lässt es sich viel einfacher via Skype und Handy.

Die meisten Funkamateure bauen und probieren irgend etwas aus. Allerdings selten wie mein Funkfreund Paul. Er ist gewissermaßen ein Extremfall, ein technischer Grenzgänger. Im Bild oben ist sein 400 MHz DDS (Direct Digital Synthesizer) zu sehen. Zugegeben, das Teil sieht ein bisschen “ugly” aus. Doch der Käfer auf dem Bord hat 49 Pins mit einem Raster von 0,5mm. Ein kleines Zittern und man lötet gleichzeitig an dreien.Wenn man noch bedenkt, dass sich der 49. Pin auf der Unterseite des Chips befindet und man die Abblockkondensatoren ganz nahe am Chip löten muss (400MHz!) ist es ein kleines Kunstwerk. natürlich hat Paul das Teil anschließend in ein Gehäuse verpackt. Nicht wegen der Schönheit, sondern wegen der Stabilität.

Auf die Frage, warum er so ein Ding gebaut hat, meinte er: “Aus dem gleichen Grund, wieso andere Menschen das Matterhorn besteigen. Es macht einfach Spaß.

Doch wozu lässt sich das Teil benutzen?

Paul meint dazu, man könne es zum Beispiel für folgendes gebrauchen:

- Messender von DC bis 200 MHz mit mHz Auflösung

- Messender bis 1 GHz mit eingeschränkter Performance aber immer noch   exzellenter Frequenzstabilität

- Lokaloszillator für Langwellenempfang, oder als

- Lokaloszillator für Downconverter für langsame Oszilloskope

Und hier noch das Schema zu diesem Projekt, das vor 10 Jahren noch ein “Vermögen” gekostet und einen enormen Schaltungsaufwand bedingt hätte. Heutzutage braucht es dazu nur einen Chip:

Eventuellen Nachlötern möchte ich empfehlen, Kontakt mit Paul, HB9DFQ, aufzunehmen. Er wird sicher noch ein paar Tipps dazu geben können.

Der Quarz für die Referenzfrequenz schwingt übrigens auf 25MHz. Ich denke man könnte ihn durch ein Rubidium-Frequenznormal ersetzen. Die Dinger kann man auf E-bay schon für wenig Geld ersteigern. Dann hätte man einen “atomgenauen” Generator.

73 de Anton