Tagesarchiv: 30. November 2010

AM lebt!

Der Amateurfunk ist ein Verein älterer Herren. Kein Wunder, dass es so viele Nostalgiker unter den Funkern gibt. Von Bootsankern und alten Militärgeräten habe ich schon berichtet. Es wird gesammelt und restauriert was das Zeug hält. Und natürlich auch modifiziert – ein Frevel in den Augen der Puristen.

Aber es wird auch nostalgisch gefunkt. Zum Beispiel in CW, der ältesten “Modulationsart” überhaupt. Aber auch der zweitälteste Modulationsart wird noch in vielen Nischen gehuldigt. Nicht immer zur Freude aller Bandbenutzer, wie zum Beispiel auf 3550 kHz. Dort im CW-Bereich des 80m-Bandes haben sich ein paar eigensinnige Franzosen eingenistet und parlieren unverdrossen in AM.

Da eignet sich das große und weniger dicht bevölkerte 10m Band schon viel besser. AM-Stationen sind dort zwischen 29.0 und 29.1 MHz zu finden, wenn die Sonne mal gute Laune hat und Flecken zeigt. Bis in die siebziger Jahren, bevor FM auf UKW aufkam, funkte man auch auf 2m in AM. Die Sender waren meistens quargesteuert und jeder OM hatte seine eigene Frequenz. Daher wurde ein CQ-Ruf in der Regel so beendet: “Ich gehe jetzt auf Empfang und drehe über das Band.” Natürlich musste die antwortende Station recht lange rufen, damit man sie auch fand.

Auch auf 10m waren Lokalnetze in AM üblich. meistens mit abgeänderten CB-Geräten. Lange Zeit war zum Beispiel 29.6 MHz die Lokalfrequenz der Sektion Bern. Und zu Zeiten der Sonnenfleckenmaxima kam es häufig vor, dass man in Bern vom Auto aus nicht nur nach Zollikofen oder Bümpliz funken konnte, sondern auch nach New York. Denn in den USA gab es ähnliche Lokalnetze in AM im 10m-Band.

Ein interessantes AM-Netz existiert heute noch in der Gegend von Melbourne, Australien. Die OM’s Down Under treffen sich dort auf 1843 kHz wie dieser Film zeigt. Besonders interessant: Der OM benutzt als Empfänger u.a. auch ein gewöhnliches Mittelwellenradio. Er bringt es in die Nähe einer Rahmenantenne und so gelangt die HF durch induktive Kopplung auf die eingebaute Ferritantenne des Radios.

73 de Anton

Bild: Selbstgebaute Morsetaste. Die Spule des Relais dient nur zur “Beschwerung” der Taste ;-)