Tagesarchiv: 6. November 2010

DAS LEBEN IST ZU KURZ FÜR QRP

… wird oft gesagt. Erst eine dicke PA hinter dem Transceiver mache richtig Spass. Das mag sein. Amateurfunk ist ja vorallem ein Männerhobby und da spielt Wettbewerb eben eine wichtige Rolle. Mein Haus, mein Auto, meine Jacht, meine PA. Heisse Metallkeramik als Phallussymbol? QRP dagegen eine masochistische Ausprägung des Hobbys?

Wie dem auch sei. Für mich sind die QRP-Leute die Interessanteren. Erstens lernt man m.E. erst mit einer QRP-Station richtig funken und zweitens interessieren sich diese OM oft für Technik. Unter anderem auch für meine Lieblinge, die Antennen. QRP und Behelfsantennen vertragen sich ja bekanntlich schlecht. Schon manch ein OM hat frustriert sein FT-817 wieder im Schrank versorgt, nachdem er erfolglos versucht hatte, mit einer Aufsteckantenne im 80m-Band SSB-Betrieb zu machen.

Und damit komme ich zum dritten Punkt: Die QRPeter können noch morsen. Während manche Krokodile nur laut schreien können. Ihr wisst schon: großes Maul, kleine Ohren.

Trotzdem habe ich meinen K2 verkauft. Das Bauen hat zwar Spass gemacht, aber für mich sind 100W QRP genug. Und wenn ich ehrlich bin, so wünsche ich mir ab und zu, ich könnte auf einen Knopf drücken um mein Sendesignal um 10dB zu verbessern.

Dabei hatte ich mal so ein Ding. Mit zwei Röhren wie Konfitürengläser. TB3/1250. Die Leistungsbegrenzung war der Netztrafo. Doch die Eigenbau-PA hat mir nichts als Ärger gebracht. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als unsere Nachbarin aufgeregt an unserer Tür klingelte. Meine Antenne auf dem Dach brenne. Glücklicherweise ging das Feuer von selbst aus, doch der Beam funkte von da an nicht mehr auf 30m.

Dann kam der Tag, als ich schon die Englein singen hörte. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte selbst eine Harfe gefasst. Operierte ich doch am lebenden Patienten in der Meinung, er sei nicht mehr unter Strom.

Einige lebensmüde Amateure bauen sich übrigens regelrechte Harakiri-Endstufen. PA’s ohne Netztrafo mit Zeilenendröhren. Hier eine zweiröhrige Deluxe Version. Die Netzspannung wird direkt gleichgerichtet und vervielfacht. Und hier Harry Lythall, SM0VPO mit seinem vierröhrigen Teil.

Harry ist übrigens nicht nur ein begnadeter Bastler. Er ist auch ein toller Schwarzbrenner. Das passt ja irgendwie zu einer dicken PA ;-)

Die Herstellung von Alkohol hat er übrigens in Saudi Arabien “studiert”.

73 de Anton

Bild: 23cm Selbstbau-Yagi nach DL6WU