Bändpläne wie Salami

Wie überall tummeln sich auch unter den Radioamateuren die unterschiedlichsten Typen. Neuland wird zuerst von den Forschern &Entdeckern betreten. In unserem Fall geht es dabei um neue Technologien, Betriebarten und Frequenzen. Nach und nach wird dann das Neuland besiedelt und schliesslich treten die Organisatoren auf den Plan, damit ein vernünftiges Zusammenleben unter den anschwellenden Massen möglich ist. Bei uns Funkamateuren entstehen dann Regeln, Normen und Bandpläne. Später kommen dann die Verwalter, gefolgt von den Bewahrern und schliesslich den Nostalgikern.

Doch manchmal sind die Organisatoren ungeduldig. Noch darf in Europa ausser den Deutschen niemand das neue Mittelwellenband bei 630m benutzen und schon wird in den einschlägigen Foren darüber diskutiert, wie es aufgeteilt werden soll. Am liebsten in klitzekleine Scheibchen, für jeden Pippifax eine Frequenz, wie zum Beispiel im 2m Band.

Doch die Organisatoren scheinen in diesem Fall etwas verwirrt zu sein. Die sieben Kilohertz des neuen Bandes sollen nicht nur in kleinste Salamischeibchen geschnitten werden, bevor es überhaupt „bevölkert“ wird, auch Bakensender will man noch rein quetschen.

Dabei hat es gerade von denen mehr als genug. Denn wir werden den Frequenzbereich zwischen 472 und 479 kHz mit Flugfunkbaken, sogenannten NDB’s teilen müssen (Non Directional Beacons).

Die wichtigsten Funkfeuer dort sind BIA in Polen auf 474 kHz (KO10bc), RP in der Slowakei auf 477 kHz (JN88nl) und VIB in Italien auf 480 kHz (JN62ak). Sie sind jede Nacht bei uns hörbar. Doch die „Kanalisation“ beträgt im Bakenband 1kHz und so findet man bei guten Bedingungen auch zwischen diesen Frequenzen die typischen Signale aus zwei oder drei Buchstaben in langsamem Morsecode.

Leider senden die NDB’s nicht wie wir in reinem CW sondern in „tönender Telegraphie“, d.h. die Signale sind amplitudenmoduliert. Über die benutzten Modulationsfrequenzen findet man in der Regel keine Angaben und es gibt offenbar auch keine Norm. Doch scheinen Modulationsfrequenzen bei 400 und 1000 Hz zu dominieren.

Jede NDB besetzt also drei Frequenzen: die Trägerfrequenz plus zwei Seitenbänder.

Wer über das zukünftige Band dreht, bekommt daher einen gemischten Wellensalat zu hören. Allerdings nur mit einer angepassten Antenne oder einer Aktivantenne. KW-Amateurfunkantennen sind in der Regel auf 472-479khz so schlecht angepasst, dass man damit nur die stärksten Signale hören kann.

Auch über die Sendeleistung der NDB’s findet man kaum Angaben. Geschweige denn über EIRP. Von einigen 10W bis in den Kilowattbereich ist alles unterwegs. Trotzdem sind diese Baken nicht nur lästig, sie sind bei systematischer Beobachtung auch verlässliche Ausbreitungsindikatoren.

Natürlich werden sie heutzutage kaum mehr benutzt und haben mehr Backup-Charakter. Denn erstens gibt es noch die sogenannten VOR, die UKW Drehfunkfeuer und zweitens das GPS. Doch letzteres kann unversehens ausfallen. Zum Beispiel wenn Krieg ausbricht und es ausgeschaltet oder gestört wird. So wird auch verständlich, wieso gerade Staaten aus dem nahen Osten, Russland und China gegen einen Amateurfunkdienst im Bakenbereich des Flugfunks votierten. Im Notfall sollen die Flieger wieder ihre alten Peiler einschalten können.

Doch zurück zu den Plänen der Organisatoren. Am Anfang dürfte auch auf Mittelwelle ein Gentleman Agreement genügen, wie das auch auf Langwelle der Fall ist. Erst wenn man sieht, wer sich wie dort tummelt, kann man dann vielleicht ans organisieren denken.

73 de Anton

Bild: “Der Fremdkondensator”, eine Vorschau auf das nächste Thema in diesem Blog: Wie mache ich meinen Transceiver heiss für die Mittelwelle.

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