Monatsarchiv: September 2012

Ab 1.1.2013 Mittelwelle auch in der Schweiz

Wie auf der Seite Amateurfunk.ch zu lesen ist, teilte das BAKOM auf Anfrage mit, dass ab 1.1.2013 das Mittelwellenband 472 bis 479 kHz auch in der Schweiz benutzt werden kann, und zwar mit 5 Watt EIRP. Vorbehalten bleibt die Genehmigung des aktualisierten Nationalen Frequenzzuweisungsplanes durch den Bundesrat. Von Seiten USKA kamen diesbezüglich bisher keine Informationen. Ob die Verbindung BAKOM-USKA klappt? Wenn ja, wäre es interessant, zu erfahren, ob das 60m Band und 70 MHz angesprochen wurden und wie es dort aussieht.

73 de Anton

Bild: Das Pferd von Pippi Langstrumpf?

KX3 – Auf den zweiten Blick

Das Konzept des KX3 ist m.E. wegweisend und ist sicher eine Herausforderung für die Konkurrenz. Trotzdem ist, bei aller Begeisterung, nicht alles Gold was glänzt.

Der OM, der heute einen KX3 kauft, sei es als Fertiggerät oder Kit, sollte sich bewusst sein, dass er ein Produkt ersteht, das noch nicht fertig entwickelt ist. Im Prinzip nimmt er an einem grossen Feldversuch teil. Darin unterscheidet sich die Marktstrategie von Elecraft gegenüber den anderen Herstellern: Das Gerät wird erst beim Kunden fertig entwickelt.

Natürlich werfen auch die anderen Hersteller Geräte auf den Markt, die nicht perfekt sind. Allerdings nicht in dem Ausmass wie Elecraft.

Als Gegenleistung bekommt man beim KX-3 jedezeit ein kostenloses Update. Wenn nach einer bestimmten Zeit das Teil fertig entwickelt und die Fehler ausgemerzt sind, ist man auf dem neusten Stand.

Die Entwickler von Elecraft sind in den wichtigsten Foren präsent und interagieren intensiv mit den Kunden, im Gegensatz zu den eher verschlossenen Japanern. Bei Elecraft würde es m.E. nicht vorkommen, dass ein QRP-Transceiver noch nach zehn Jahren nicht mit einem Sprachkompressor nachgerüstet wird, um ein Beispiel zu nennen.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Der KX3 weisst nicht nur z.T. gravierende Mängel auf, es sind auch einige der versprochenen Features bisher nicht realisiert worden. Und ob dann schliesslich alles “reinpasst” ist fraglich.

Persönlich stören mich zurzeit folgende Schwachstellen am meisten:

1. Der NB. Ich hatte ihn zu früh gelobt. Zwar “putzt” er meine Weidezäume weg, von denen ich umzingelt bin, doch vernünftig hören lässt sich damit nicht. Die Signale werden stark verzerrt und splattern übers Band. Im jetzigen Zustand ist der NB deshalb unbrauchbar.

2. Die NR. Der Noise ist zwar weg, die Verständlichkeit aber auch. Unbrauchbar.

3. Talkpower. Im Vergleich zu meinen anderen Geräten hat das Teil bei 10W SSB weniger Talkpower (3 bis 6 dB weniger) auch bei voll aufgedrehtem Mik-Gain (40) und Kompression bei 20. Bitte nicht verwechseln mit dem PEP, die Spitzenleistung ist in Ordnung. Bei einem QRP-Gerät ist das wesentlich!

4. Das S-Meter zeigt bei 50μV und ausgeschaltetem Vorverstärker nur S6 an. Leider habe ich bisher dafür keine Einstellmöglichkeit gefunden.

5. Das Öffnen und Schliessen des Gehäuses ist heikel. Viele Zyklen wird dieser Vorgang nicht erleben. Keine gute mechanische Lösung und leider nicht per SW korrigierbar :-(

Soweit die negativen Punkte aus meiner Sicht. Die meisten davon werden sicher im Verlaufe der nächsten Monate korrigiert werden. Das Update via mitgeliefertem USB-Kabel ist übrigens problemlos. Software auf den PC laden. KX3 anschliessen, COM-Port wählen und ab geht die Post. Das Programm beinhaltet auch ein praktisches Terminal für CW, RTTY und PSK31.

Was die Seitenbadunterdrückung anbelangt, so haben sich meine Bedenken zerstreut. Ich habe das Gerät nach Anleitung nachkalibriert und über 60dB erreicht. Im praktischen Betrieb scheint mir das mehr als genug zu sein.

73 de Anton

Bild: Antennen der Olympic Octopus, im Trockendock bei Frederikshavn, DK.

KX3 – Ein erster Eindruck

Gestern Vormittag ist Nummer 1801 per USPS eingetrudelt. Am Abend habe ich dann den Kit montiert und mal reingehört. Noch ist es zu früh, um im Detail zu berichten. Doch es ist der erste Eindruck der zählt, wie wir alle wissen. Und den möchte ich euch nicht vorenthalten:

Der Zusammenbau ging problemlos über die Bühne. Ich brauchte dazu etwa zweieinhalb Stunden und kann jedem OM empfehlen, den KX3 als Bausatz zu kaufen und selbst zusammenzusetzen. Die Arbeitsanweisung ist exzellent, wie man das von Elecraft gewohnt ist und wie es offenbar nur die Amerikaner können. Wer das Gerät selbst zusammenschraubt (löten ist nicht notwendig) lernt es bei dieser Gelegenheit besser kennen und wer nicht unter einer körperlichen Behinderung leidet (Blind, Parkinson etc.), schafft das auch. Sonst ist  er kein richtiger Funkamateur und sollte sich überlegen, seine Lizenz abzugeben. Wer als Nichtbehinderter das Teil nicht gebacken kriegt, dem hilft auch keine Lizenz (So, hoffentlich ist das jetzt korrekt formuliert.)

Was die Amis heutzutage nicht mehr beherrschen, ist gutes mechanisches Design und es fehlt ihnen auch der Sinn für den Finish. Eine von Rändelschrauben zusammengehaltene Büchse ist einfach lächerlich.

Doch als ich den Kopfhörer einsteckte und ein paar Meter Draht als Antenne aus dem Fenster warf – ich war zu müde um in den Shack zurückzukehren und bevorzugte das Sofa – wurde ich dafür entschädigt. In Zukunft möchte ich CW nur noch so hören – in Quasi-Stereo. Überhaupt klingt der Empfänger einfach wunderbar und stellt alles in den Schatten, was ich bisher im Shack hatte – und das waren sicher gegen hundert unterschiedliche Transceiver und Empfänger.

Die Fülle an mehr oder weniger nützlichen Features erschlägt einem fast und ich weiss gar nicht, wo ich beginnen soll. Also picke ich einfach ein paar aufs Geratewohl heraus:

Die Bedienung ist intuitiv, wenn man die Philosophie mal verstanden hat und man braucht das Handbuch nach dem Einfahren nicht dauernd zu konsultieren, wie das bei gewissen asiatischen Kisten der Fall ist.

Die Frontplatte oben auf dem “Deckel” ist genial und m.E. ein unumkehrbarer Trend, wie übrigens auch der neue IC-7100 beweist. Wieso alles auf eine Schmalseite zwängen, wenn die Breitseite doch viel mehr Platz zur Verfügung stellt! Bei den alten Segelschiffen hat man die Kanonen schliesslich auch auf der Breitseite montiert :-)

So verfügt der KX3 denn auch über eine “Frontplatte” wie ein Grosser. Die Ablesbarkeit bekommt von mir ein Triple A, ebenfalls der gewichtige Abstimmknopf. Natürlich könnte für mich als S-Meter-Fetischist das S-Meter besser dargestellt sein. Und die Anzeige für RTTY und PSK31 dürfte eine ganze Zeile einnehmen und nicht nur eine halbe. Doch das Gerät decodiert einwandfrei und mit Vergnügen konnte ich heute Morgen eine ZL Station in PSK im 30m Band mitlesen. Auch CW decodiert das Teil. Doch hier schweigt des Sängers Höflichkeit. Es geht halt nichts über das menschliche Gehirn.

Wie bereits beim K2 war ich überrascht, was der automatische Antennentuner alles anpassen konnte. Ich glaube, er würde noch eine nasse Wäscheleine hinkriegen.

Der NB putzte die diversen Weidezäune in der Nachbarschaft so gut weg, dass ich unwillkürlich nachschaute, ob die Kühe noch da waren. Die NR ist zwar auch sehr wirksam, tönt aber nach Raumschiff Enterprise. Vielleicht werde ich mich daran noch gewöhnen.

Nach den ersten Stunden kann ich sagen, ich würde das Teil sofort wieder kaufen. und wenn ich noch einen FT-817 oder IC-703 rumstehen hätte, so würde ich diesen wahrscheinlich jetzt verkaufen, solange die Preise noch nicht im Keller sind. Denn der KX3 ist ein Blockbuster und ist zurzeit allen anderen QRP-Transceivern um Meilen voraus.

Davon zeugt auch die Stromanzeige: Empfänger mit einem Stromkonsum im Ampere-Bereich sehen da sehr schlecht aus. Auch bei eingeschalteter Christbaum-Beleuchtung pendelt der Strom aus den eingebauten Akku-Zellen um die 200mA. 150 seien möglich, das werde ich nächstens mal ausprobieren. Gross daran herummessen werde ich jedoch nicht. Ob jetzt der Dynamikumfang bei so und sovielen dB liegt, ist mir ziemlich wurscht. Was zählt ist der Höreindruck.

Natürlich wird noch der eine oder andere Wermutstropfen aus dem Gerät kullern. Einen habe ich schon gefunden: Als Empfänger für das neue Mittelwellenband taugt das Ding nicht. Denn mit meinem Pro3 empfange ich zwischen 400 und 500 kHz keine Rundfunkstationen.

73 de Anton

Bild: Die Ferien sind leider vorbei, Dänemark ich komme wieder.

Das Kaninchen und der Dynamikumfang

Gebannt hockt das Kaninchen der OM vor dem Bau Prospekt und studiert die Daten. Was für tolle Intermodulationswerte, Roofingfilter sei Dank. Mit diesem Transceiver kann man sicher das Gras wachsen hören – auch noch im tollsten Contest-Gewühle.

Zurzeit dreht sich bei den Amateurfunkgeräten alles um einige wenige Messwerte. Die Rangliste von Sherwood kennt ihr ja schon, sie ist nach dem Dynamikumfang bei 2 kHz Abstand geordnet. Der KX3 von Elecraft sitzt zur Zeit in der Poleposition, gefolgt von den bekannten SDR-Geräten.

Dass noch andere Werte bei Transceivern eine wichtige Rolle spielen, erfährt der OM jedoch nicht von Sherwood oder aus den Messwerten von Testberichten. Wie auch! Oft geht es um nicht messbare Dinge:

Die Bedienung geht einem gegen den Strich, der Menü-Salat ist ungeniessbar und braucht auch nach dem hundersten Mal noch das Handbuch. Oder das Gerät macht optisch nichts her, das S-Meter ist ein Tamagotchi und die Knöpfe sind für Elfenhände gemacht und nicht für Wurtsfinger wie die meinen.

Doch das Schlimmste ist, wenn die Kiste trotz beeindruckenden Messwerten einfach nicht gut tönen will. Die NF klingt spitz und vom vielen Rauschen wird einem nach einer halben Stunde schlecht.

Jetzt übertreibt er mal wieder, werdet ihr denken. Zugegeben, das alles ist Geschmackssache. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Aber es gibt da noch ein paar andere Dinge, die man auch messen kann und die mir wichtig scheinen.

Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass sich in Foren Besitzer von Yaesus FT-950 über eine schlechte Audio beklagen. Geschmackssache, werdet ihr sagen. Doch dem ist keineswegs so. Schaut man sich den Testbericht der ARRL im QST an, so fällt auf, dass der Audiofrequenzgang dieses Gerätes bei USB mit 144-1707 Hz und bei LSB von 146 – 1742 gemessen wurde (-6dB Punkte). Wahrlich ein himmeltrauriger Audiofrequenzgang. Wenn diese Kiste nicht dumpf klingt, fress ich einen Balun. Zum Vergleich: der IC-7410, auch im QST getestet, hat bei USB 197 – 2770  Hz und bei LSB 200 – 2770 Hz. Wetten, dass die Audio dieses Gerätes angenehmer ist?

Doch zurück zum hoch bejubelten KX3. Auch da ist nicht alles Gold was glänzt. Aufgrund des Prinzips (direkter SDR) liegt nämlich die Seitenbandunterdrückung bei Empfang nur in der Gegend von 50 bis 60 dB. Mehr liegt mit heutiger (SW-) Technik nicht drin. Was nützt mir dann ein intermodulationsfreier Dynamikbereich von über 100 dB, wenn ich die Spiegelfrequenz eines CW-Signals wegen mangelhafter Seitenbandunterdrückung höre? Oder als Beispiel: Ich fahre QSO auf 7010.5 und höre eine starke CW Station, die zufällig auf 7009.5 sendet.

Elecraft meint übrigens, man solle in diesem Fall, der sowieso “unwahrscheinlich” sei, einfach auf CW REV schalten. Und ausserdem sei es viel schlimmer, wenn das Band wegen mangelnder Dynamik durch Phantomsignale zugemüllt werde.

Ja, ich weiss, man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Aber das nützt mir nichts, wenn die Birne den Apfel stört.

Wie dem auch sei, ich werde das in den nächsten Wochen in der Praxis testen können – mein KX3 ist nämlich unterwegs :-)

Vermutlich spielt es für mich als Nicht-Contester keine Rolle und im praktischen Betrieb werde ich auch den aussergewöhnlich guten Dybamikbereich kaum auskosten können.

Aber wehe, die Audio ist schlecht…… ;-)

73 de Anton

Bild: Diese Treppe hat 112 dB, ich habe heute nachgemessen.

Mein erstes Radio

Vieles geht im Laufe des Lebens vergessen, doch die erste Radioschaltung bleibt unvergesslich. Man könnte sie im Schlaf nachbauen. In meinem Fall war es ein Philips-Baukasten, der mich mit dem Radio-Virus infiziert hat. Notabene bereits mit Transistoren. Was früher unmöglich war – das Internet machts möglich: kürzlich bin ich zu meiner Freude auf die Originalschaltungen des Baukastens gestossen.

Hier mein erstes Radio. Und hier die zweite Schaltung, die ich gebaut habe. Mit PNP Germanium Transistoren OC75. Sie gehörten zu den ersten Transistoren, die in grossen Serien produziert wurden und waren in mit Silikon gefüllten, schwarz bemalten Glasröhrchen gebaut. Die dritte Schaltung hatte noch eine Endstufe mit einem OC72 und es konnte bereits mit einem kleinen Lautsprecher den Ätherwellen gelauscht werden. Vielleicht werde ich sie noch einmal nachbauen, sofern ich die Transistoren auftreiben kann. Alte Germanium-Transistoren sind nämlich gesucht. Interessanterweise nicht von Radiobastlern, sondern von Musikern. Sie wurden früher in Verzerrerschaltungen eingesetzt. Die Verstärker wurden bewusst übersteuert, um Oberwellen und damit spezielle Klangfarben, bzw. Effekte zu erzeugen.

Wer sich für die Geschichte des Transistors interessiert und des Englischen mächtig ist, findet hier interessanten Lesestoff für einen ganzen Abend. Unter anderen auch die Geschichte der Transistor-Entwicklung bei Philips.

73 de Anton

Bild oben: Kein Empfang. Strandfund nach dem Sturm.

Bild unten: Meine neue, sturmfeste Antenne

 

Schwein gehabt

Ab und zu steckt einer mit seinem Auto im Sand fest, unten am Strand. Besonders bei diesem Sturm. Denn wo vorher fester und ebener Sandboden war, türmt sich plötzlich eine kleine Düne. Das wäre mir gestern beinahe auch passiert. Nicht wegen einer Düne, viel schlimmer: Trotz Allrad und allerlei elektronischem Schabernak fühlte sich die Lenkung plötzlich schwammig an. Dabei fuhr ich doch auf festem Sand, dachte ich. Alls ich jedoch in den Rückspiegel sah und die Wasserspur bemerkte, die die Räder hinterliessen, wurde mir mulmig zumute. Aber ich hatte wieder einmal Schwein.

Genauso wie beim Zusammenbruch meiner Vertikalantenne. Stück um Stück ist sie während des Sturms in sich zusammengesackt und jedesmal war ich rechtzeitig zur Stelle um die Leinen nachzuspannen. Gestern Morgen gab mir dann die Ruhe vor dem nächsten Sturm die Gelegenheit, den ganzen Basar abzuräumen. Mit Schwein konnte ich die verkeilten Rohre, die ich mit Tesaband gesichert hatte, auseinander ziehen und die Reste des Klebbandes aus den Rohren klauben. Nichts gebrochen, nichts kaputt, doch was nun?

Von Vertikalen hatte ich genug, jetzt musste was anderes her. Doch ohne Mast geht gar nichts, wie OM weiss. Aus den stärksten Rohren des unteren Teils habe ich schweren Herzens wieder einen kurzen Mast zusammengesetzt. Mit doppelter Tesa-Ration. Daran habe ich einen Dipol aufgehängt: 2x19m inverted V von etwa 7m Höhe bis auf einen Meter runter gespannt. Nicht gerade ein High-flyer. Aber der Sandboden hier ist ja auch keine “Erde” und die effektive Höhe der Antenne somit unbestimmt im Irgendwo.

Den Dipol, oder in diesem Fall die Doublette, habe ich mit einer selbstgebauten Zweidrahtleitung gespeist (für Helvetiker: ja, es heisst gespeist und nicht “gespiesen”).

Unten den SG-230 mit Mantellwellensperre ran und ab ging die Post. Zumindest eine Minute lang, dann war der Automatiktuner im Eimer. Den Versuch, mit 100W in einen hohen Blindwiderstand zu tunen, hat ihn in den Tuner-Himmel geschickt. Ich hätte es wissen müssen. Aber meine Balun- und Unun-Allergie hat mich blind gemacht. Vielleicht war es aber auch der Aquavit.

Doch da hatte ich wieder Schwein. Peter, OZ6FH hat in Hanstholm einen Amateurshop und war zufällig zuhause. Ich habe den 2 Stunden-Trip zu Peter meiner XYL als Sightseeing verkauft und war danach glücklicher Besitzer eines 1:4 Baluns.

Meine Antenne sieht jetzt so aus (zweites Bild) und funzt auf allen Bändern von 160 bis 12m. Trotz der niedrigen Höhe hat sie neben Steilstrahlung noch genügend flachere Strahlung zu bieten. Vermutlich wegen der “Erde” hier oben auf den Sandklippen.

Glücklicherweis hatte ich in einem Anflug von Vorausahnung den manuellen Tuner (CNW-419) noch im letzten Augenblick ins Gepäck getan. Er hat zwar keinen symmetrischen Ausgang, aber das hätte mir nicht viel genützt, weil ich hier mit der Zweidrahtleitung nicht bis in den Shack fahren kann.

73 de Anton

Oberes Bild: Die Enkel besuchen in ihren modernen Panzerwagen die Bauten ihrer Grossväter ;-) (Ein Bunker des legendären Atlantikwalls).

Unteres Bild: Spazierfahrt am Meer

Sturm!

Von wegen steife Brise. Sogar ein Alpenindianer wie ich kann erkennen, dass wir inzwischen satte Beaufort 8 haben. Die Meteo sagt eine 9 voraus. Das Haus knarrt und ächzt und von Schlaf kann keine Rede sein. In diesen Momenten wünscht man sich eine Dachrinnenantenne. Meine 15m Vertikal habe ich bereits abgeschrieben, denn eine Leine musste ich am Abend kappen. Sie hatte sich in eine Tanne verliebt. Nun hängt alles von einer einzigen Leine ab, nämlich der im Norden. Vor meinem schlaflosen inneren Auge sind bereits alle möglichen Notantennen vorbei gezogen. Doch bei Sturm baut man keine Antennen. Was bleibt, ist ein Drahtwurf über das Gebüsch – natürlich mit dem Wind und nicht dagegen, wie ich von anderer Gelegenheit weiss :-) Das Dickicht kenne ich ja inzwischen bestens. Meine Mutter hätte ihre helle Freude daran: Hagebutten, Sanddorn, Holunder, Hopfen, alles da. Doch mir steht der Sinn nicht nach Tee und Marmelade, die bei uns im Süden übrigens Konfitüre heisst.

Neben dem Sturm gibt es noch ein anderes Phänomen zu bestaunen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist im Norden eine wunderschöne Aurora Borealis zu sehen – trotz des Mondscheins. Schade, für 2m habe ich leider nur mein Baofeng UV-3R dabei.

Wie es anderen Reisenden ergeht, könnt ihr auf den nachfolgenden Bildern sehen. In den letzten Tagen hatte ich oft Verbindung mit HB9EXA, der zurzeit in YL, LY und SP unterwegs ist. Am besten ging’s übrigens auf 160m in SSB. Wie ihr sehen könnt, reist Pascal mit einem ganz speziellen Wohnmobil. Es ist ein Saurer 2DM:

73 de Anton

Jammern aus der Jammerbucht

Zurzeit steht meine Antenne an der Jammerbucht im Norden Dänemarks. Hier oben, 1200km von meinem Heim-QTH, sieht der Äther natürlich etwas anders aus. Doch auch hier sind die Bänder hoffnungslos überfüllt. Am Abend eine freie SSB-Frequenz im 40 oder 80m Band zu finden ist ein Kunststück, das nicht oft gelingt. Schon gar nicht, wenn man die 3 KHz-Grenze zum Nachbar-QSO nicht unterschreiten will. Oft müssen 2.5 kHz genügen. CW dagegen ist kein Problem, auch PSK31 nicht.

Glücklicherweise dürfen die OM in Dänemark das 60m Band ab 1. Juni 2012 generell mit Sekundärstatus benutzen. Von 5250 kHz bis 5450 kHz mit 1 Kilowatt (!). Die Funkamateure in OZ sind da nicht alleine, ich hatte bereits QSO’s mit G, LA und TF auf diesem wunderbaren Band. OZ8ABE ist da schon weiter, er hat auf 60m bisher 75 DXCC-Entitäten gearbeitet.

Auch wenn auf 80 und 40 die üblichen Wochenend-Conteste toben, gelingen mir täglich Crossband-QSO’s. Wobei Schweizer Stationen dann auf dem 160m Band senden, das ich hier oben störungsfrei empfangen kann. Natürlich scheidet das die Spreu vom Weizen. Wer auf 160 mit dem Gartenschlauch sendet, oder vor lauter Nachbarangst mit der Dachrinne, der ist auch hier kaum zu empfangen. (By the way: es soll sogar Funker geben, die aus lauter Nachbarangst ihre Dachrinne abmontiert haben ;-)

Doch das ist nicht das einzige Problem. Einige Operateure tun sich auch schwer mit dem Crossband-Betrieb. Da denke ich dann jeweils an die angeblich 4000 bestens ausgebildeten Funker, die in HB9 für den Notfunk bereit stehen sollen ;-)

Aber auch ich habe hier oben mit ungewohnten Schwierigkeiten zu kämpfen. Nämlich mit dem Wind, der für mein Gefühl in Sturmstärke weht. Für die Einheimischen ist das aber vermutlich nur eine steife Brise. Ohne doppelte Abspannung wäre meine Vertikalantenne, bestehend aus einer 15m DX-Wire Teleskop-Rute, schon längst zu Mikado mutiert. Vier Abspannleinen nach dem ersten und nach dem zweiten Drittel sind unerlässlich. Aber auch so wird das Teil kaum länger als einen Urlaub lang leben. Mir graut schon vor dem Abbau.

Aber ich will nicht nur Jammern. Es gibt auch Interessanteres zu berichten. Kürzlich bin über das Archiv des 73-Magzins gestolpert. Es war über Jahrzehnte hinweg ein weit über die USA hinaus bekanntes Monatsmagazin für Amateurfunk.

Darin bin ich unter anderm auf diesen interessanten Artikel aus dem Jahr 1969 gestossen. Er beschreibt einen NVIS-Strahler* für das 40m-Band. Eine NVIS-Antenne strahlt senkrecht in die Ionosphäre und wird für Kurzstreckenverkehr genutzt. Signale von Stationen, die weiter entfernt sind als einige 100km und deshalb unter flacherem Winkel einfallen, werden abgeschwächt empfangen und die eigene Sendeenergie kommt auch hauptsächlich bei näher gelegenen Stationen an. Das funktioniert natürlich nur, wenn keine tote Zone vorhanden ist. Eine solche Antenne eignet sich u.a. hervorragend für Notfunk. Für 40m befindet sie sich nur 2.1m über dem Boden, auf dem drei Reflektoren ausgelegt werden. Skaliert man die Antenne für 80m, wären’s dann etwas mehr als 4m Aufbauhöhe. Wichtig sind natürlich die Reflektoren, ohne die gehts nicht. Ebenfalls wichtig ist die Ausführung des Strahlers. Es ist ein Schleifendipol aus Feederleitung. Verwendet man an dessen Stelle einen gestreckten Dipol, wie das in neueren Kommentaren zum Artikel empfohlen wird, ist eine Enttäuschung programmiert. Dann stimmt die Impedanz nicht mehr. Die ist nämlich durch den Schleifendipol in Zusammenhang mit den nahen Reflektoren gegeben und liegt nur so bei 50 Ohm.

73 de Anton

Bild: Eine Abspannleine hat sich im Gebüsch verfangen und verformt die Vertikalantenne zu einem Bogen. Da ist Action angesagt.

* Der Wikipedia-Eintrag zu NVIS ist zwar Quatsch (von wegen toter Zone unterdrücken etc. hi), habe ihn aber trotzdem verlinkt.