Monatsarchiv: August 2012

Grüsse aus dem Urlaub

Zwischendurch tut es gut dem Klein Klein der Schweiz zu entfliehen. Möglichst an einen Ort wo nicht jeder Quadratmeter entweder frisch geputzt, zubetoniert oder mindestens mit einer Geranienkiste belegt ist. Und wenn ich heute Morgen lese, dass zuhause über eine Waldvignette für Biker und Reiter diskutiert wird, bin ich ganz froh, hier zu sein, wo man sogar mit dem Auto den Strand entlang fahren kann.

Mit den Menschen ist es eben wie mit den Vögeln: wird der Hackabstand unterschritten, gibt es Zoff. Es ist alles eine Frage der Dichte. Genau wie auf unseren Bändern.

Aber auch aus Funkersicht ist es toll hier. Keiner bekommt Kopfweh, wenn ich nur schon das Wort „Antenne“ in den Mund nehme und Platz hat es eh genug. Auch die Behörden sind grosszügiger als in meiner (noch) Heimat. Vermutlich haben hier noch die Techniker das Sagen und nicht die Paragraphenreiter. Ich funke nämlich Crossband 60/80m mit meinen Schweizer Kollegen. Auch das 70 MHz Band ist freigegeben, und 472 kHz darf man ab dem 1.1.2013 benutzen. In der Schweiz herrscht diesbezüglich grosses Schweigen.

Das 60m Band ist eine tolle Alternative zu 40 und 80m. Ausser ein paar wenigen Kommerziellen ist der Frequenzbereich zwischen 5250 und 5450 kHz nämlich so leer wie der Strand hier. Dieses Band vereint die besten Eigenschaften der Nachbarbänder 80 und 40. Kein Wunder war das Europaband 49m bei den Rundfunkern so beliebt, bevor sie ihre Sender aus Kosten- und Kopfwehgründen abschalten mussten. Ich erinnere mich noch allzugut an die Zeiten, wo mein Autoradio Schweizer Radio International empfing, sei es auf der Fahrt ans Mittelmeer oder in den Norden Europas. Jetzt ist nicht nur 49m tot, sondern auch die Mittelwelle. Dafür gebe es jetzt das Internet, DAB und Sparlampen, wird man belehrt.

Doch zurück zum Amateurfunk. Dass die Bänder hier ruhiger sind, liegt wohl nicht am fehlenden Chinaschrott sondern an der geringeren Dichte. Mit Freude lausche ich abends meinen Kollegen auf 1991 kHz. Leider können sie mich kaum hören. Der Störpegel in der Schweiz ist zu hoch. Und er dürfte in den nächsten Jahren noch höher werden. Gemäss unseren Politikern ist ja verdichtetes Bauen die Antwort auf die ungebremste Überbevölkerung. Nicht gerade ein weitsichtiges Rezept, genausowenig wie die Rezepte gegen die kriminellen Pseudoasylanten aus Nordafrika: auf Wunsch wird ihnen noch Zucker in den Arsch geblasen.

Aua, jetzt bin ich wieder vom Thema abgekommen. Dabei wollte ich euch doch von Funkern und Pseudofunkern erzählen.

Wie die meisten Funkamateure bin ich nämlich in einem Club. Ich meine natürlich einen Funkerclub und keinen Kaninchenzüchterverein. Doch der Unterschied ist nicht gross. Die meisten Mitglieder funken nämlich gar nicht. Ja, sie scheinen sich überhaupt nicht (mehr) dafür zu interessieren. Man sieht sie höchstens einmal im Jahr an der GV wo sie dann gross das Maul aufreissen. Ob sie ein Funkgerät oder Kaninchen besitzen, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es spielt auch keine Rolle. Der Endeffekt ist der gleiche.

Ehrlich gesagt, würde es mir nicht im Schlaf in den Sinn kommen, Mitgliederbeiträge an einen Kaninchenzüchterverein zu entrichten, wenn ich keine Kaninchen züchte. Auch würde ich mich hüten, über Kaninchen zu sprechen, wenn ich sie nicht einmal vom Teller her kennen würde.

Glücklicherweise gibt es die anderen, die passionierten Funker. Sie treffe ich auch regelmässig im Äther, wenn es mich wieder einmal packt und ich landesflüchtig werde. Es sind Funker, die würden nie an einen Ort ziehen, wo sie nicht funken können. Vielleicht ist gerade das ein Markenzeichen richtiger Funker. Wählen sie ein Urlaubs-QTH oder geht es um einen Umzug in eine neue Region, so schauen sie zuerst einmal, ob man dort auch eine Antenne bauen kann.

73 de Anton

PS. Sorry, jetzt habe ich ganz vergessen zu sagen, wo ich mich zurzeit befinde. Verschieben wir das auf mein nächstes Posting.

Schwarze Löcher in den Alpen

Gerade hatte ich ein schönes CW QSO mit Paul auf 80m. Dabei ist mir in den Sinn gekommen, was er mir kürzlich geschrieben hat:

Wenn es nach mir ginge, könnte man alle Relais auf 2 m und 70 cm abschalten und diese Energie sparen.
Dann könnte man wieder wie früher SSB QSO’s machen.
Die Relais funktionieren ja nur in den Agglomerationen aber nicht in den Bergen.
In den Bergen funktioniert nur das GSM Netz und natürlich  3748….
“Wieso denn das?”, habe ich mich gefragt. Doch dann erinnerte ich mich an meine letzte Fahrt über die Alpenpässe. In den Bergen gibt es tatsächlich mehr schwarze Löcher, wo kein Relais hinkommt, als sich der Flachländer vorstellen kann. Und das nicht etwa nur unten im Tal.
In der Tat wurden die Standorte der Relaisstationen so gewählt, dass von den Bergen aus möglichst das besiedelte Hügel- und Flachland zwischen Alpen und Jura abgedeckt wird. Dort leben ja auch die meisten Funkamateure. Ein 2m Relais auf der Grimsel-Passhöhe würde kaum gebraucht. Höchstens für Selbstgespräche :-) Es sei denn, es wäre verlinkt. Zum Beispiel über Hamnet? Doch das würde nicht genügen. Im Winter müsste die Station vollständig autonom laufen – unerreichbar für Service- und Reparaturarbeiten. Ein Aufwand der sich kaum lohnen dürfte, für die paar OM, die sich in die Gegend “verirren”. Auch wenn der Notfunk gerade in dieser abgelegenen Region wichtig wäre. Aber in den meisten Fällen funktioniert ja glücklicherweise das Mobiltelefon :-)
Tief im Alpenmassiv hilft dem OM nur noch die kurze Welle, meistens das übervölkerte 80m-Band, nachts dann auch noch 160m, wobei letzteres schlecht für Mobilbetrieb geeignet ist. Fährt man also zum Beispiel über den Grimselpass und dann weiter über die Furka nach Realp und Andermatt, kann man zwar die meiste Zeit telefonieren, aber 2m ist so tot wie ein totes Pferd.
Was es übrigens mit toten Pferden auf sich hat, kann man hier nachlesen. Darüber wussten schon die Dakota-Indianer Bescheid, als sie sich gegen die weissen Eindringlinge wehren mussten.
Der Amateurfunk ist aber kein totes Pferd, auch wenn einzelne Sparten danach aussehen. Trotz all den i-Dingern, Skype und dem fast überall funktionierenden Handy-Netz, ist die Faszination ungebrochen.
Auch das steinalte CW lebt und ist nach wie vor die meist benutzte Betriebsart, wie kürzlich in der CQ-DL nachzulesen war. Kein Wunder, ist es doch die einzige digitale Betriebsart, die der Mensch direkt decodieren kann.
Wie Paul, komme ich übrigens auch zum Schluss, dass man die FM-Relais abschalten sollte. Mit Amateurfunk hat das heute kaum mehr was zu tun und eine Pionierleistung ist es längst nicht mehr. Relais kauft man heute wie Brot beim Bäcker. Für die Erbauer, wie den legendären Roland, HB9MHS, war es noch eine grosse Herausforderung und ich bewundere diese Leistung und möchte sie hiermit keineswegs schmälern. Doch die heutigen Benutzer…
Man kauft sich eine FM-Gurke und hängt einen “Blindenstock” ans Balkongeländer – fertig ist der CB-Funk. Dass es dazu eine Prüfung braucht ist ein Witz.
Let’s face it: Die Zeit der FM-Relais ist doch längst vorbei und Digital-Relais sind doch nur noch ein Nachäffen des Profi-Funks.
Es ist Zeit für wirklich Neues.
Wie wärs zum Beispiel mit SSB/CW/SchmalbandDigi-Transpondern im 144/432 MHz Band? Am richtigen Standort platziert, 50kHz breit, könnte man damit die halbe Schweiz abdecken. Drei solche Transponder, miteinander verlinkt, könnten sogar die ganze Schweiz und die umliegenden Gebiete abdecken und wären ein echter Ersatz für das 80m Band. Möglichst mit Notstromversorgung, besser noch mit Sonne und Wind. Die meisten OM werden ja sicher noch einen VFO einstellen können. Nur CB-Funker brauchen ein Kanalraster ;-)
Einige OM wissen vielleicht sogar noch, was eine Yagi-Antenne ist. Auf jeden Fall wären auch wieder die Benutzer gefordert und hätten quasi ein neues Band, das auch vom Balkon einer “verdichteten” Siedlung aus zu arbeiten ist. In den meisten Fällen ohne Störungen durch chinesischen Elektronikschrott.
Und die Erbauer hätten wieder einen echten Challenge und könnten modernste SDR-Technik einsetzen. Ist doch allemal besser, als nur Computer mit WLAN’s zu verlinken.
Um das Mass der Provokation voll zu machen: Wieso wollen wir unbedingt über Funk ins Internet? Jeder hat doch einen Breitbandanschluss zuhause, auf dem Campingplatz oder im Hotel. Das kommt mir vor wie ein Furz in der Laterne.
73 de Anton
Bild: Mein neustes Projekt im Rohbau. Ein CW-Sender für die kommende Mittelwelle, Mk2. Die Schaltung links beinhaltet die Frequenzaufbereitung und den Treiber. In der Mitte sind die beiden Endstufen-Transistoren zu sehen und davor der Tankkreis mit dem Leistungsschalter. Rechts das Tiefpassfilter. Alles montiert auf eine Platte Buchenholz, wie es sich gehört :-) Der DDS wird dann als Aussenbordmotor direkt auf die hölzerne Frontplatte montiert. Doch darüber später mehr.

Überraschung: KX3 hat den besten Empfänger von allen!

Das ist der Hammer! Der kleine QRP-Transceiver KX3 von Elecraft ist von Sherwood Engineering getest worden und ziert nun den Gipfel der berühmten Liste. Er löst damit den Yaesu FTDX-5000D ab und verweist diesen auf den zweiten Platz. An dritter Stelle kommt dann der grössere Bruder des KX3, der K3. Sortiert ist die Liste nach “Dynamic Range Narrow Space”, wobei auch die anderen Daten für den KX3 beeindruckend sind. Der Dynamic Range beschreibt, ab welcher Stärke ein naheliegendes Störsignal den Empfang beeinträchtigt. Hier im konkreten Fall eines mit 2 kHz Abstand. Viele Empfänger mit einer hohen ersten ZF, wie sie in den letzten Jahrzehnten gebaut wurden, kommen bei dieser Disziplin schlecht weg. Bei grösserem Abstand (oft wird in Ermangelung der notwendigen Messtechnik nur bei 50 kHz gemessen) sind sie zwar gut, doch wenn der Störer näher kommt, werden sie rapid schlechter. Das liegt an den breiten und schlechten Filtern der ersten ZF, heutzutage auch Roofing-Filter genannt. Bemerkbar macht sich das im Gewühle eines Contests mit dicht gedrängten Megasignalen oder in unmittelbarer Nähe starker Rundfunksignale. Insbesondere dann, wenn der Empfänger an einer guten Antenne hängt.

Betrachtet man die Sherwood-Liste etwas genauer, findet man die Urgesteine von Collins sogar noch vor  Transceivern aus neuster Produktion. Diese alten Röhren-Geräte benutzen noch eine niedrige erste ZF!

Man sieht auch, dass die SDR-Empfänger/Transceiver ganz vorne mitmischen. Kein Wunder: Sie haben nämlich überhaupt keine ZF mehr. Die eintreffenden Signale werden nach dem Preselektor sofort digitalsiert und dann per Software verarbeitet. Der KX3 funktioniert selbstverständlich nach dem gleichen Prinzip. Auch dieser Winzling hat keine ZF mehr.

73 de Anton

PLC: Amateurbänder ausgespart – CB schutzlos!

Neuerdings ist in meiner Nachbarschaft ein PLC-Netz in Betrieb. Power Line Communications benutzt das Stromnetz im Haus, um Computer mit dem Internet und untereinander zu verbinden. Verwendet wird dabei das ganze Kurzwellenspektrum. Eine Riesensauerei, denn die Stromkabel im Haus sind nicht abgeschirmt und wirken als Antenne. Der Kurzwellenempfang wird in der Nähe verunmöglicht und weit herum gestört.

Für die Funkamateure gibt es einen Lichtblick: Seriöse Hersteller – sofern man diesen Schrott überhaupt als seriös bezeichnen kann – sparen die Amateurbänder aus. Doch die SWL’s bleiben auf der Strecke. Ebenfalls die CB-Funker.

So tönt dieser PLC-Schwachsinn

Wie man sieht, stoppt das Störsignal kurz vor dem 10m-Band. Doch kurz darunter nagelt es den ganzen CB-Bereich zu. Das 12m und 15m Band werden dann wieder verschont. Das Signal ist bei mir glücklicherweise nicht besonders stark, denn der Störer ist mehr als 100m von meiner Antenne entfernt und diese ist ein Halbwellenstrahler für das 10m-Band. Darum ist der Störer umso schwächer zu hören, je weiter man vom 10m-Band weg dreht.

Würde er sich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft befinden, könnte ich ihn auch auf den Amateurbändern hören. Denn die Unterdrückung der Störsignale auf unseren Bändern ist nicht vollständig.

Glücklicherweise benutzen alle anderen in meiner Umgebung ein WLAN.

73 de Anton

10 GHz Regenscatter

Funkamateure sind neugierig und probieren immer wieder neue Dinge aus. Auch die Nostalgiker unter uns. Da bin ich übrigens in der Tiefe des Netzes auf einen Truhe voller Perlen gestossen: Manuals alter Bootsanker. Vielleicht lohnt es sich, ein bisschen darin zu wühlen? Doch heute möchte ich vom anderen Ende des Spektrums berichten:

Während man auf VHF/UHF noch auf einen goldenen Herbst mit stabilen Hochdrucklagen  warten muss, um in den Genuss von Überreichweiten zu kommen, ist auf 10 GHz wieder DX angesagt. Denn Gegensatz zu den tieferen Mikrowellenbändern ist das 3cm Band ein Schlechtwetter-Band. Wenn sich die Kumuluswolken nahender Gewitter auftürmen, erwacht das Band zum Leben. Regenscatter heisst das Zauberwort. Regentropfen sind für 3cm Wellen recht gute Reflektoren. Das Wetterradar funktioniert ja schliesslich auch in diesem Frequenzbereich. Je höher und dichter die Regenwand, desto weiter geht der Regenfunk. Distanzen bis zu 500km sind Routine und können auch mit bescheidenen Anlagen überbrückt werden. Mit Leistungen, die in tieferen Bändern als QRP gelten und Antennen, die auf jeden Balkon passen. Ja, sie fallen dort nicht einmal auf, sind sie doch nichts anderes als zweckentfremdete Satellitenspiegel. Ich benutze zum Beispiel einen 33cm Technisat Spiegel, den kleinsten in der Reihe, und die PA liefert nur 4W. Am Feedhorn sinds dann noch etwa 2W :-(

Man muss also nicht auf einen Berg kraxeln um auf 10 GHz DX zu arbeiten. Doch CW sollte man schon können. Den Grund dafür könnt ihr in der folgenden Aufnahme entdecken. Das Filmchen ist zwar unscharf, ihr und der Fotogott möget mir verzeihen, aber es geht ja um das Hören. Am Anfang ruft HB9BHU CQ, dann hört man die Bake LX1DB und schliesslich noch die Bake HB9BBD. Von beiden höre ich sonst keinen Pieps.

SSB ist zwar möglich, aber die Signale tönen schlimmer als ein vorüber fahrender Güterzug. Und eine digitale Betriebsart kann ich mir bei diesen verzerrten Signalen beim besten Willen nicht vorstellen. Der 10 GHz Schmalbandbereich, bei 10368 MHz, ist also in erster Linie ein CW Band. Wer das Band beobachten möchte, kann hier mal reinhören. Dieser Web-SDR befindet sich auf der Hochwacht bei Zofingen.

Wer jetzt meint, diese Verbindungen würden nur nach vorheriger Absprache zu Stande kommen, der hat die falsche Taste erwischt. Es gibt zwar einen Mikrowellenchat bei ON4KST, wo man sich trifft und Versuche abspricht, doch viele Verbindungen kommen auf einen CQ-Ruf zustande.

Nahende Gewitter sind nicht zu übersehen. Trotzdem ist die Seite von TK5EP nützlich. Sie zeigt die aktuellen Scatterpoints in Europa.

Zwar werden auch die Baken auf der Karte angezeigt, doch die sind weniger aktuell. Hier empfehle ich die Seite Beaconspot. Übrigens auch eine tolle Spielwiese für den neugierigen SWL und ebenso spannend wie das Beobachten von Flugfunkbaken im Mittelwellenberich unterhalb 500 kHz.

73 de Anton

Bild, von links nach rechts: Begali Blade, die sanfte Schwedentaste, Begali Spark,  der Highspeed-Klopfer, Begali Camelback, die Präzise mit dem scharfen Klang. Ich liebe sie alle drei.

Krise: Wenn Funker plötzlich nicht mehr funken

Im DXCC-Land mit den meisten Amateurfunkern, in Balkonien, herrscht die Krise. Mit Elan und voller Motivation haben sie sich zum OM gebüffelt, haben anschliessend jede Menge teure Gerätschaften gekauft und vieles ausprobiert. Und plötzlich ist der Ofen aus. Die Liebe zu den Ätherwellen ist erloschen. Eine neue Flamme hat die Stelle der alten übernommen. Hobbys gibt’s wie Sand am Meer. Im Zeitalter der Beliebigkeit ist alles austauschbar.

Ich funke jetzt seit 42 Jahren – zähle ich die Schwarzsenderei dazu, sind’s wohl gegen 50 :-) – und ich habe dieses plötzliche Erlöschen schon oft miterleben müssen. Da ist der Funkfreund, mit dem ich 23cm FM-Transceiver gebaut und Ausbreitungsversuche unternommen habe. Oder die Kollegen mit denen ich nächtens 10m “Füchse” gejagt habe, mit selbstgebauten Empfängern und Peilrahmen. Oder der abendliche Gesprächspartner auf 160m während langen  Jahren. Sie sind alle weg. Die Liste ist lang – viel zu lang. Und ich frage mich oft, wieso ich übrig geblieben bin, wieso ich diesem Hobby all die Zeit die Treue gehalten habe.

Ich denke, es hat mit einem ganz speziellen Virus zu tun. Wer einmal damit infiziert wurde, der kommt nicht mehr von den Ätherwellen weg, gleich was auch geschieht. Kinder, Scheidung, Berufswechsel, Auswandern, neue Freundin, Umzug nach Balkonien in eine hoffnungslose Antennensituation, nichts kann den Virus stoppen.

Doch nicht alle wurden von diesem Wellen-Virus infiziert. Ob sie dagegen geimpft wurden, entzieht sich meiner Kenntnis :-(  Aber jetzt scheint es ein neues Wundermittel gegen den Wellen-Virus zu geben: ein i-Dings. Es scheint ein starkes Mittel zu sein.

In der letzten Zeit bin ich einigen Funkern begegnet, die pausenlos mit ihrem i-Dings korrespondierten. Aufgefallen ist mir die streichelnde Handbewegung, mit der sie ihre neue Flamme liebkosten. Immer wieder strichen sie ihr sanft über das Antlitz, bzw. den Bildschirm. Da seien Apps drin, auch für den Amateurfunk, erzählten sie voller Begeisterung. Ein älterer Herr erklärte mir sogar, wie er mit seinem neuen i-Ding, seine Funkstation fernsteuern könne. Nur komisch, dass ich ihn noch nie auf den Bändern gehört habe. Es könne einfach alles, sagte mir ein anderer verzückt, während ich mit ihm nach Bern und zurück fuhr. Er liess dabei keinen Blick von seinem Apparat und berichtete mir immer wo wir gerade durchfuhren. Dabei hätte ein Blick aus dem Wagenfenster gereicht. Ganz schlimm ist es in unserem Funkerclub. Hat jemand eine Frage und niemand eine Antwort, streicht bald einer auf seinem Ding rum. Mann sei immer online, wird erklärt, das sei normal. Jederzeit zwitschern oder Striptease im Fratzenbuch, ein virtuelles Lebensgefühl. Erstaunlicherweise kann man mit dem Teil sogar telefonieren, wie ich gesehen habe. Obwohl jeder alte Telefonhörer ergonomischer ist.

Kurz, dieses i-Ding scheint ein richtiger Funkkiller zu sein. Ich werde mich hüten, eins zu kaufen. Mir reicht schon mein neuer Fotoapparat. Auch der hat GPS, weiss der Henker wieso. Vielleicht zur Verstärkung des Stromverbrauchs. Könnte ja sein, dass sich der Strom im Akku langweilt.

Ein anderer Funkkiller scheint der ordinäre Computer zu sein. Da spielen alte Männer plötzlich Pilot am PC und lassen DX links liegen. Andere wiederum skypen lieber. Mangels Antenne oder Ausbreitung, oder beiden.

Bei mir haben die Computer noch nicht gewirkt. Entweder ist meine Virusinfektion zu stark oder es ist der Umstand, dass ich PC’s als Verbrauchsmaterial ansehe, so wie Lötkolben und Zinn. Verbrauch ca. ein Notebook pro Jahr :-)

Übrigens scheint der Virus mit dem Alter immer stärker zu werden. Ob Langwelle oder Gigahertz, ob CW, Sprache oder Digital, ich hatte noch nie soviel Spass mit unserem Hobby.

73 de Anton

Hamnet

Wie die USKA meldet, habe das Schweizer Hamnet jetzt eine Verbindung nach Deutschland. Via Bonndorf hätten Schweizer OM Zugang zum Deutschen Hamnet.

Das ist wunderbar. Doch was ist Hamnet?

Hamnet ist nichts anderes als alter Wein in neuen Schläuchen. Konkret: Ein Wiederbelebungsversuch für das tote Pferd Paket Radio.

In einem ersten Schritt soll ein “Digitaler Backbone”, also ein digitales Rückgrat, aufgebaut werden. In einem zweiten Schritt würden dann die “Userzugänge” geschaffen. Interessanter Approach, hi.

Dieses Rückgrat ist ein Netz von Computern, die via WLAN-Richtfunkstrecken miteinander verbunden sind, in der Schweiz im 5.7 GHz Band. Funktechnisch ein No Brainer, wie die Amis sagen würden, mit handelsüblichem WLAN-Equipment aufgebaut. Im Prinzip das, was jeder Computerfreak ohne Lizenz auch macht. Ganz legal notabene. Unser 5.7 GHz Amateurband ist ja zugleich auch ein internationales Müllband mit Jekami (Jeder kann mitmachen) Die Hamnet- Betreiber brauchen aber etwas mehr Leistung, als der Rest des Mülls, der sich dort tummelt, und deshalb die Bewilligung des BAKOM.

Der Einfachheit halber haben die Pferdedoktoren gleich das ganze Band frequenzmässig verplant (siehe Seite 10).    Der Schmalbandbereich 5760 – 5762 MHz wurde jedoch säuberlich ausgespart. Bravo! Mal jemand der den Bandplan ernst nimmt.

Damit das klar ist: ich habe nichts gegen Hamnet. Das ist sicher ein interessantes Projekt. Es hat zwar mit Amateurfunk nur am Rande zu tun, bzw. benutzt diesen als Vehikel, doch für die Netzbauer ist es eine technische Herausforderung und eine tolle Spielwiese. Da kann man nichts dagegen haben. So wird unser 6cm Band mindestens benutzt. Und gescheiter als auf KW nächtelang FIVE NINE ins Mikrophon zu brüllen ist es allemal. Technische Verusche sind ja der Sinn und Zweck des Amateurfunks.

Doch wie gesagt: PR ist ein totes Pferd. Das Internet hat ihm den Rest gegeben. Wenn es jetzt wiederbelebt werden soll, müssen auch neue Anwendungen kommen. Die geplanten Übertragungskapazitäten sind gross. Doch wozu?

Auf der Seite des Österreichischen Versuchssender Verbandes steht treuherzig:

HAMNET ist kein Internetersatz. Es wird kein Zugang vom Internet wie auch ins Internet geboten. HAMNET ist ein abgeschlossenes Netzwerk für Amateurfunkzwecke und stellt die Kommunikation über schnelle Richtfunkstrecken in den Vordergrund.

Kein Internet? Das macht die ganze Sache noch mysteriöser. Wozu also die riesigen Bandbreiten? Für die paar Öhmer, die in ihrer Freizeit Meldungen über technische Versuche austauschen?

Vielleicht ist es einfach so, dass man das Pferd am Schwanz aufgezäumt hat. Man benutzt die Bandbreite die da ist, im Äther und auf den WLAN-Karten, eine Anwendung wird sich dann schon finden.

Ich bin gespannt, wer da reiten wird.

73 de Anton

Neu: Links zum Thema Notfunk, siehe rechte Spalte.

Ein Vollpfosten in der Spamfalle und ein Schuss ins Knie

Die WordPress Plattform, die ich für dieses Blog benutze, hat ein ausgezeichnetes Spamfilter. Werbung und Fake-Kommentare bleiben praktisch alle hängen. Obschon die Fritzen  immer fantasievoller werden (bzw. deren Programme). Hier ein Beispiel zum Lachen:

Wie viele Meter hast Du denn liegen und wie sind sie ausgerichtet, endlos oder mit zwei Enden? Fang doch erst einmal mit einer einzigen Einspeisung an. Und wenn es Probleme gibt, kommt halt eine Zweite dazu. Trennstellen brauchst Du nicht, nur auf die richtige Polung musst Du achten. Hier siehst Du ein Arrangement mit einer einzigen Einspeisung: *klickmich* (bei 2:45 Minuten kannst Du die Einspeisung erkennen).

Auch zum Lachen ist Yaesu’s Werbung für das neue Handy FT1D. Ein Schuss ins Knie, würde ich sagen. Das neue Handy kann nebst FM auch digital modulieren, nicht etwa in D-Star, sondern in C4FM FDMA. Dazu steht im Prospekt:

When the digital communication is interrupted because of weak signal, you can switch to the analog communication mode, and stay connected to the station you were talking with.

Wenn es also in Digital nicht mehr geht, muss wieder das alte FM her. Die analogen Modulationen sind halt nicht unterzukriegen. Aber es geht noch besser:

Wenn die Verzerrungen und Aussetzer im FM-Mobilbetrieb nerven, gibt es eine wunderbare Alternative, die jede digitale Kommunikation spielend in den Schatten stellt: SSB.

Früher gang und gäbe, als die Mobiltransceiver noch SSB und CW konnten, doch in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten. Probiert mal SSB mobile auf 144 MHz. Ihr werdet staunen und euch fragen, wieso es eigentlich Relaisstationen braucht.

73 de Anton