Tagesarchiv: 23. August 2012

Schwarze Löcher in den Alpen

Gerade hatte ich ein schönes CW QSO mit Paul auf 80m. Dabei ist mir in den Sinn gekommen, was er mir kürzlich geschrieben hat:

Wenn es nach mir ginge, könnte man alle Relais auf 2 m und 70 cm abschalten und diese Energie sparen.
Dann könnte man wieder wie früher SSB QSO’s machen.
Die Relais funktionieren ja nur in den Agglomerationen aber nicht in den Bergen.
In den Bergen funktioniert nur das GSM Netz und natürlich  3748….
“Wieso denn das?”, habe ich mich gefragt. Doch dann erinnerte ich mich an meine letzte Fahrt über die Alpenpässe. In den Bergen gibt es tatsächlich mehr schwarze Löcher, wo kein Relais hinkommt, als sich der Flachländer vorstellen kann. Und das nicht etwa nur unten im Tal.
In der Tat wurden die Standorte der Relaisstationen so gewählt, dass von den Bergen aus möglichst das besiedelte Hügel- und Flachland zwischen Alpen und Jura abgedeckt wird. Dort leben ja auch die meisten Funkamateure. Ein 2m Relais auf der Grimsel-Passhöhe würde kaum gebraucht. Höchstens für Selbstgespräche :-) Es sei denn, es wäre verlinkt. Zum Beispiel über Hamnet? Doch das würde nicht genügen. Im Winter müsste die Station vollständig autonom laufen – unerreichbar für Service- und Reparaturarbeiten. Ein Aufwand der sich kaum lohnen dürfte, für die paar OM, die sich in die Gegend “verirren”. Auch wenn der Notfunk gerade in dieser abgelegenen Region wichtig wäre. Aber in den meisten Fällen funktioniert ja glücklicherweise das Mobiltelefon :-)
Tief im Alpenmassiv hilft dem OM nur noch die kurze Welle, meistens das übervölkerte 80m-Band, nachts dann auch noch 160m, wobei letzteres schlecht für Mobilbetrieb geeignet ist. Fährt man also zum Beispiel über den Grimselpass und dann weiter über die Furka nach Realp und Andermatt, kann man zwar die meiste Zeit telefonieren, aber 2m ist so tot wie ein totes Pferd.
Was es übrigens mit toten Pferden auf sich hat, kann man hier nachlesen. Darüber wussten schon die Dakota-Indianer Bescheid, als sie sich gegen die weissen Eindringlinge wehren mussten.
Der Amateurfunk ist aber kein totes Pferd, auch wenn einzelne Sparten danach aussehen. Trotz all den i-Dingern, Skype und dem fast überall funktionierenden Handy-Netz, ist die Faszination ungebrochen.
Auch das steinalte CW lebt und ist nach wie vor die meist benutzte Betriebsart, wie kürzlich in der CQ-DL nachzulesen war. Kein Wunder, ist es doch die einzige digitale Betriebsart, die der Mensch direkt decodieren kann.
Wie Paul, komme ich übrigens auch zum Schluss, dass man die FM-Relais abschalten sollte. Mit Amateurfunk hat das heute kaum mehr was zu tun und eine Pionierleistung ist es längst nicht mehr. Relais kauft man heute wie Brot beim Bäcker. Für die Erbauer, wie den legendären Roland, HB9MHS, war es noch eine grosse Herausforderung und ich bewundere diese Leistung und möchte sie hiermit keineswegs schmälern. Doch die heutigen Benutzer…
Man kauft sich eine FM-Gurke und hängt einen “Blindenstock” ans Balkongeländer – fertig ist der CB-Funk. Dass es dazu eine Prüfung braucht ist ein Witz.
Let’s face it: Die Zeit der FM-Relais ist doch längst vorbei und Digital-Relais sind doch nur noch ein Nachäffen des Profi-Funks.
Es ist Zeit für wirklich Neues.
Wie wärs zum Beispiel mit SSB/CW/SchmalbandDigi-Transpondern im 144/432 MHz Band? Am richtigen Standort platziert, 50kHz breit, könnte man damit die halbe Schweiz abdecken. Drei solche Transponder, miteinander verlinkt, könnten sogar die ganze Schweiz und die umliegenden Gebiete abdecken und wären ein echter Ersatz für das 80m Band. Möglichst mit Notstromversorgung, besser noch mit Sonne und Wind. Die meisten OM werden ja sicher noch einen VFO einstellen können. Nur CB-Funker brauchen ein Kanalraster ;-)
Einige OM wissen vielleicht sogar noch, was eine Yagi-Antenne ist. Auf jeden Fall wären auch wieder die Benutzer gefordert und hätten quasi ein neues Band, das auch vom Balkon einer “verdichteten” Siedlung aus zu arbeiten ist. In den meisten Fällen ohne Störungen durch chinesischen Elektronikschrott.
Und die Erbauer hätten wieder einen echten Challenge und könnten modernste SDR-Technik einsetzen. Ist doch allemal besser, als nur Computer mit WLAN’s zu verlinken.
Um das Mass der Provokation voll zu machen: Wieso wollen wir unbedingt über Funk ins Internet? Jeder hat doch einen Breitbandanschluss zuhause, auf dem Campingplatz oder im Hotel. Das kommt mir vor wie ein Furz in der Laterne.
73 de Anton
Bild: Mein neustes Projekt im Rohbau. Ein CW-Sender für die kommende Mittelwelle, Mk2. Die Schaltung links beinhaltet die Frequenzaufbereitung und den Treiber. In der Mitte sind die beiden Endstufen-Transistoren zu sehen und davor der Tankkreis mit dem Leistungsschalter. Rechts das Tiefpassfilter. Alles montiert auf eine Platte Buchenholz, wie es sich gehört :-) Der DDS wird dann als Aussenbordmotor direkt auf die hölzerne Frontplatte montiert. Doch darüber später mehr.