Tagesarchiv: 29. August 2012

Grüsse aus dem Urlaub

Zwischendurch tut es gut dem Klein Klein der Schweiz zu entfliehen. Möglichst an einen Ort wo nicht jeder Quadratmeter entweder frisch geputzt, zubetoniert oder mindestens mit einer Geranienkiste belegt ist. Und wenn ich heute Morgen lese, dass zuhause über eine Waldvignette für Biker und Reiter diskutiert wird, bin ich ganz froh, hier zu sein, wo man sogar mit dem Auto den Strand entlang fahren kann.

Mit den Menschen ist es eben wie mit den Vögeln: wird der Hackabstand unterschritten, gibt es Zoff. Es ist alles eine Frage der Dichte. Genau wie auf unseren Bändern.

Aber auch aus Funkersicht ist es toll hier. Keiner bekommt Kopfweh, wenn ich nur schon das Wort „Antenne“ in den Mund nehme und Platz hat es eh genug. Auch die Behörden sind grosszügiger als in meiner (noch) Heimat. Vermutlich haben hier noch die Techniker das Sagen und nicht die Paragraphenreiter. Ich funke nämlich Crossband 60/80m mit meinen Schweizer Kollegen. Auch das 70 MHz Band ist freigegeben, und 472 kHz darf man ab dem 1.1.2013 benutzen. In der Schweiz herrscht diesbezüglich grosses Schweigen.

Das 60m Band ist eine tolle Alternative zu 40 und 80m. Ausser ein paar wenigen Kommerziellen ist der Frequenzbereich zwischen 5250 und 5450 kHz nämlich so leer wie der Strand hier. Dieses Band vereint die besten Eigenschaften der Nachbarbänder 80 und 40. Kein Wunder war das Europaband 49m bei den Rundfunkern so beliebt, bevor sie ihre Sender aus Kosten- und Kopfwehgründen abschalten mussten. Ich erinnere mich noch allzugut an die Zeiten, wo mein Autoradio Schweizer Radio International empfing, sei es auf der Fahrt ans Mittelmeer oder in den Norden Europas. Jetzt ist nicht nur 49m tot, sondern auch die Mittelwelle. Dafür gebe es jetzt das Internet, DAB und Sparlampen, wird man belehrt.

Doch zurück zum Amateurfunk. Dass die Bänder hier ruhiger sind, liegt wohl nicht am fehlenden Chinaschrott sondern an der geringeren Dichte. Mit Freude lausche ich abends meinen Kollegen auf 1991 kHz. Leider können sie mich kaum hören. Der Störpegel in der Schweiz ist zu hoch. Und er dürfte in den nächsten Jahren noch höher werden. Gemäss unseren Politikern ist ja verdichtetes Bauen die Antwort auf die ungebremste Überbevölkerung. Nicht gerade ein weitsichtiges Rezept, genausowenig wie die Rezepte gegen die kriminellen Pseudoasylanten aus Nordafrika: auf Wunsch wird ihnen noch Zucker in den Arsch geblasen.

Aua, jetzt bin ich wieder vom Thema abgekommen. Dabei wollte ich euch doch von Funkern und Pseudofunkern erzählen.

Wie die meisten Funkamateure bin ich nämlich in einem Club. Ich meine natürlich einen Funkerclub und keinen Kaninchenzüchterverein. Doch der Unterschied ist nicht gross. Die meisten Mitglieder funken nämlich gar nicht. Ja, sie scheinen sich überhaupt nicht (mehr) dafür zu interessieren. Man sieht sie höchstens einmal im Jahr an der GV wo sie dann gross das Maul aufreissen. Ob sie ein Funkgerät oder Kaninchen besitzen, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es spielt auch keine Rolle. Der Endeffekt ist der gleiche.

Ehrlich gesagt, würde es mir nicht im Schlaf in den Sinn kommen, Mitgliederbeiträge an einen Kaninchenzüchterverein zu entrichten, wenn ich keine Kaninchen züchte. Auch würde ich mich hüten, über Kaninchen zu sprechen, wenn ich sie nicht einmal vom Teller her kennen würde.

Glücklicherweise gibt es die anderen, die passionierten Funker. Sie treffe ich auch regelmässig im Äther, wenn es mich wieder einmal packt und ich landesflüchtig werde. Es sind Funker, die würden nie an einen Ort ziehen, wo sie nicht funken können. Vielleicht ist gerade das ein Markenzeichen richtiger Funker. Wählen sie ein Urlaubs-QTH oder geht es um einen Umzug in eine neue Region, so schauen sie zuerst einmal, ob man dort auch eine Antenne bauen kann.

73 de Anton

PS. Sorry, jetzt habe ich ganz vergessen zu sagen, wo ich mich zurzeit befinde. Verschieben wir das auf mein nächstes Posting.