Monatsarchiv: Juli 2012

Vor zwei Jahren angekündigt, jetzt die Enttäuschung: Wouxun KG-UV920R

Die meisten hatten das Warten schon lange aufgegeben. Die Hoffnung auf den ersten chinesischen Dual Band Mobile Transceiver, mit neuen interessanten Features und zu einem günstigen Preis, schien vergebens.

Doch jetzt wird das Teil plötzlich auf Ebay angeboten. Sind die Ingenieure nach zwei Jahren Testen endlich fertig geworden?

Noch nicht ganz. Es scheint sich um eine Vorproduktion zu handeln, eine so genannte Nullserie. Und die ist kein Knaller.

Die Daten werfen den OM nicht vom Hocker. Das Ding kann nicht mehr als ein YaesuIcomKenwood. Eher weniger. Abgesehen von einer oninösen “Kill and Stun” Function. Ob es dazu einen Waffenschein braucht?

Doch die grösste Enttäuschung ist der Preis: Anstelle der erhofften 200$, liegt das Teil nun in der Nähe von 400$.

Wenn’s 180 kosten würde, könnte man sich ja einen Versuch leisten. Aber nahezu 400 Taler für eine mögliche faule Tomate riskieren? Lieber nicht.

Auch der amerikanische Wouxun-Importeur ist frustriert. Hier sein Statement:

Dear Customer,

Here is the latest news on Chinese dual-band mobile radios.

Wouxun Dual Band Mobile  –  KG-UV920R

On June 21 I was informed that Wouxun would supply a small number of these radios to selected dealers (max of 10).  At that time they also quoted a dealer costs that I thought was outrageous.  The dealer costs was almost what I have always considered the retail price would be.  In an email I told them sternly that with any dealer markup at all, the radio would not sell in the US and I would decline to purchase samples.

Wouxun response was that when full production began, the dealer costs would be lower.  Since I’ve invested hundreds of thousands of dollars building a market for this company over the past few years, I decided I would not let others bring this radio to market before I did.  I reluctantly placed an order for 10 radios, figuring I would sell them at costs, to get them to market.

After my order was shipped, Wouxun informed me that these sample radios must NOT be sold for less than $320-$330.  They went on to say “If we found you or your dealer’s end price was lower this range without our permission in advance, then we will stop supplying this model to you.”

For the past two years, I’ve repeatedly told Wouxun that this radio must sell for no more than $250-$275 for it to be competitive with the big three Japanese companies.  It appears this advice has fallen on deaf ears.

These pre-production radios lack some of the features the full-production radios will have.  These will not be FCC Certified for Part 90 use.  They will have narrow band capability but will not have the 2.5 kHz tuning step required for Part 90 radios beginning in 2013.  The frequency range will be RX:136-174 & 350-480 and TX: 136-174 & 400-480.  They did not indicate if any wide-band receive, such as 118 MHz AM, would be available on these pre-production models.

Although these radios may lack some of the bells and whistles we’ve expected, I imagine they will still be good dual band radios for the ham market.  BUT, I still don’t feel they are worth $325.

Wouxun says I can’t sell these for less than $325.  They did not say that I can not include a FREE HT with the purchase.  (Rest assured, they will raise holy crap about it, but I’m used to that)  So here’s my plan.  I will place the limited number I have on sale for $350 and include a free KG-UV2D HT in the deal.  I’ll profit nothing at this but we’ll see what happens.

Anytone Dual Band Mobile  –  AT-588UV

For the past two years, I have consulted with Anytone as they developed their dual band mobile radio.  Anytone send a non-working model of the radio for me to show at the Dayton Hamvention (Wouxun would not send anything).  Anytone is now sending a working model (for free!) and says full production will begin in early August.  Anytone has quoted a price that lets me know this radio will retail in the $250-$275 range.  It will be Part 90 Certified and will have some wide-band receive ranges, including AM aircraft.  I look forward to working with this company and expect their mobile to be a big seller.

TYT Quad Band Mobile  –  TH-9800

This radio covers 10 meters, 6 meters, 2 meters and 440 (only FM mode).  TYT sent a semi-working model for me to show at Dayton.  It would light up with menus working and etc.  Those who played with the display said it is a clone of the Yaesu FT-8900.  I have a close contact at TYT and am told they are working hard to get this radio into production in October.

Conclusion

I will continue to do my best to bring quality made Chinese radios to the US market and will only send these emails when necessary.
This particular email is going to about 5,000 people so please don’t expect a quick response if you send me a question.

Regards,
Ed Griffin
Wouxun.US  &  Import Communications
www.wouxun.us
www.importcommunications.com

Damit ist wohl alles gesagt. So produziert man einen Flop. Auch die Chinesen scheinen sich manchmal zu verrennen.

73 de Anton

Bild: Hong Kong © Gregor&Barbara Jungo

Talk Power

100W sind nicht immer 100W. Praktisch alle gängigen Transceiver liefern zwar 100 W PEP in SSB,  doch sie bohren sich recht unterschiedlich durchs QRM. Das liegt am PAPR, dem Peak Average Power Ratio, dem Verhältnis von Spitzenleistung zu durchschnittlicher Sprechleistung.

Bemängelt wird etwa der TS-590, der zwar über einen sehr guten Empfänger verfügt, aber in SSB eher einem QRP-Gerät gleicht, etwas provokativ ausgedrückt. Das merkt nicht jeder. Wer nur CW macht, dem ist es wurscht und der Newcomer hat keinen Vergleich. Der OM jedoch, der mehrere Geräte besitzt und deshalb vergleichen kann, merkt bald, dass es der Kiste an Durchsetzungskraft, an Talkpower fehlt.

Mit einem Sprach-Kompressor lässt sich der Talk Power eines Senders zwar steigern. Doch das hat seine Grenzen. Wenn das Signal verzerrt und übers Band splattert, ist fertig lustig. Beim TS-590 scheint das recht früh der Fall zu sein.

Das PAPR exakt zu messen, ist mit amateurmässigen Mitteln nicht einfach. Doch zumindest  für einen Vergleich und Anhaltspunkt ist fast jedes SWR/PWR-Meter geeignet. Beim einen Transceiver pendelt der Zeiger (in der Stellung Average, nicht PEP) beim Besprechen um 10W, bei dem anderen um 25W. Letzterer hat zweifelsfrei mehr Talk Power. Im ersten Fall wäre das PAPR -10dB, im zweiten Fall -6dB. -6dB sind ein guter Wert.

Eines der Geräte mit dem besten Talk Power, das ich je besessen habe, war der IC-765. Er lieferte ohne zu verzerren ein PAPR zwischen -4 und -5dB. Leider habe ich dieses Schlachtschiff verkauft. Sein Nachfolger in meinem Shack, der IC-756 Pro3, kommt mit Mühe auf -6dB.

Der TS-590 scheint übrigens generell ein Problem mit der ALC zu haben. Die ALC (Automatic Loudness Control) ist eine Schaltung, welche die Aussteuerung des Senders regelt. Der TS-590 überschiesst bei Sendebeginn bis zum Vierfachen. Das heisst: in den schlimmsten Fällen kommt zuerst mal ein Peak von 400W raus. Das mag nicht jede Linearendstufe.

Ob Kenwood das Problem in der Zwischenzeit behoben hat, weiss ich nicht. Auf jeden Fall haben die Klagen wegen mangelndem Talk Power noch nicht aufgehört. Wichtige Hinweise in solchen Fällen liefern die Reviews auf Eham. Ich überlese dabei die 5/5-Jubelkommentare, die das jeweilige Teil über den Klee loben. Viele OM’s glauben ja fest daran, ihr Gerät sei das beste. Glauben kann nicht nur Berge versetzen, er trübt auch den Blick auf die Realität, wie wir täglich erleben. Nein, die interessanten Kommentare sind die, die etwas zu reklamieren haben. Wenn immer wieder bestimmte Dinge bemängelt werden, ist oft was dran. Denn wo Rauch ist, ist in der Regel auch Feuer.

Kenwood scheint übrigens nicht nur beim TS-590 mit mangelndem PAPR zu kämpfen, auch beim TS-480 wurde häufig zu geringer Talk Power bemängelt.

73 de Anton

PS. SWR-Analyzer für 136kHz und 472kHz. Ohne dieses Hilfsmittel gleicht die Antennenanpassung auf Lang- und Mittelwelle einem Blindflug.

Meine Ferien-Erde

Alte Funkerregel:

Kannst du nur einen kleinen Antennenstrom messen, hast du bestimmt die Radials vergessen.

Jede Antenne braucht ein Gegengewicht, auch wenn die Werbung anderes verspricht. Das ist etwa so, als würde ein Single behaupten, ein Ehepaar zu sein. Trotzdem kommt manche Wunderantenne scheinbar ohne aus. Der Strahler winzig klein und von Gegengewicht keine Spur. Doch der Schein trügt. Ätherwellen brauchen zwingend zwei Pole. Die HF sucht sich ihren Rückweg sonst anderswo. Meistens muss dann das Koax die Rolle des Gegenpols übernehmen.

Deshalb erhält auch meine Urlaubsantenne ein anständiges Gegengewicht in Form eines Erdnetzes. Die Antenne wird auch dieses Jahr wieder eine 12.5m Fiberglasrute mit angeklebtem Draht sein. Die hat sich von 80 bis 20m bewährt. Angepasst wird mit einem automatischen Koppler, einem SG-230. Damit das Aufstellen rasch über die Bühne geht, habe ich eine Bodenplatte mit angeschlossenen Radials vorbereitet (siehe Bild). 4 Drähte à 10m, 4 à 20m. Die “Bodenplatte” stammt natürlich aus meinem bevorzugten Antennenshop, der Landi ;-)

Ich werde die Drähte einfach auf den sandigen Boden legen und hoffen, dass niemand darüber stolpert. So ein Erdnetz braucht übrigens nicht abgestimmt zu sein. Der Aufwand, die einzelnen Drähte abzugleichen, wäre auch viel zu hoch. Ganz anders bei einem hoch über der Erde montierten Monopol. Dort müssen die Radiale auf Resonanz getrimmt werden, sofern man auf ein passables SWR Wert legt. Zudem sollten sie in einem 45° Winkel nach unten geführt werden. Dafür reichen zwei Stück um annähernd Rundumstrahlung zu erzielen. Drei sind Luxus.

73 de Anton

Ist das Sonnenfleckenmaxium schon vorbei?

Die Bedingungen auf den Kurzwellenbändern sind seit einiger Zeit lausig. Die Sporadic E Saison klingt langsam ab und das 10m Band bleibt immer längere Zeit still. Nicht einmal russische Taxis und Fischnetzbojen sind zu hören. Haben wir das Maximum des gegenwärtigen Zyklus Nr. 24 schon hinter uns? Hat das Maximum schon letzten November stattgefunden, wie obenstehendes Bild vermuten lässt? Wir werden es bald wissen. Wenn sich die Sonne in nächster Zeit nicht nochmals am Riemen reisst, dann war es das. Und zwar für sehr lange. Ein Zwergenmaximum wie das gegenwärtige, notabene nach einem ungewöhnlich ausgedehnten Minimum, deutet auf kommende ruhige Zeiten hin, und die Chance, dass das nächste Maximum noch mickriger ausfallen wird, wenn es überhaupt noch stattfindet, die steigen.

Die Sonne “fährt” ja nicht nur einen Elfjahres-Zyklus, sonder noch einen langwelligeren, der dem Elfjährigen überlagert ist. Zeiten hoher Maxima wechseln sich ab mit Jahrzehnten in denen die Sonne schläft. Wobei der Elfjahreszyklus auch mal längere Zeit ausbleiben kann, wie im sogennanten Maunder-Minimum, in dem die Sonne zwischen 1645 und 1715 ein fleckenloses Antlitz zeigte. Das hatte zwar damals keine Auswirkungen auf den Funkverkehr, da Marconi erst zwei Jahrhunderte später in Erscheinung trat,  aber das Erdklima wurde im Maunderminimum merklich kühler. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der kleinen Eiszeit. Solche Perioden mit sehr geringer Sonnenaktivität scheinen immer wieder aufzutreten. Dem Mauderminimum gingen das Wolf-, das Spörer- und das Oort-Minimum voraus. Der Mechanismus dieser längeren Minima ist noch unbekannt. Vieles an unserer Sonne ist ja noch Spekulation und liegt für die Wissenschaftler im Dunkeln :-)

Doch was interessieren den gewöhnlichen OM die Hallen der Ewigkeit. Wir funken hier und jetzt und wenn die Sonne in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr richtig in die Gänge kommt, werden wir unsere Aktivitäten anpassen müssen. Nach einer Verlagerung auf tiefere Frequenzen mit dem einhergehenden Gedränge, kommt es vielleicht zu einem Revival des UKW-Funks und der Mikrowellenbänder. Oder die müden alten funkenden Männer verlagern sich dann endgültig auf Skype. Wer weiss :-)

73 de Anton

Bild: Vertikale Achse = Sonnenflecken-Relativzahl

Nickel-Zink Akkus

Nach den 18650 und 26650 LiIo Akkus kann ich euch heute schon wieder einen neuen Kandidaten aus der Mister Akku Show präsentieren. Ein Nickel-Zink Akku, NiZn. Zink, nicht mit Zinn zu verwechseln, das unter dem Zeichen Sn läuft, wie alle wissen, die schon mal eine Rolle Lötzinn in den Händen gehabt haben.

Der Akku oben im Bild sitzt im gleichen Gehäuse wie die am häufigsten verwendeten NiMH-Akkus, in einem AA. Doch anstatt 1.2 Volt Zellenspannung hat der NiZn-Akku 1.6 Volt. Das ist besonders dort interessant, wo ein Gerät für Alkaline-Batterien mit 1.5V vorgesehen ist und Mühe mit den 1.2V Zellenspannung der NiMH-Akkus hat. Das ist bei mir z.B. in einer Digitalkamera der Fall.

Die Energiedichte des neuen Akkus liegt bei 50Wh/kg, liegt also unter der von NiMH-Akkus (80Wh/kg). Sie ist vergleichbar mit der Energiedichte der NiCd-Akkus. Listigerweise wird deshalb die Kapazität nicht mehr in mAh angegeben, sondern in mWh. Das ist zwar technisch gesehen vernünftig,  aber die Marketingfritzen hatten dafür natürlich andere Gründe. Der Laie schaut beim Kauf nur auf den mAh-Wert und den Preis. mWh und mAh wird er wohl nicht auseinander halten können.

NiZn-Akkus sind übrigens ein uralter Hut und wurden bereits 1901 von Edison patentiert. Der gleiche Edison, notabene, der unter anderem auch die Glühlampe erfunden hat, die jetzt leider verboten wurde.

Doch frühere NiZn-Akkus hatten nur eine Lebensdauer von einigen wenigen Zyklen und gerieten deshalb rasch in die Versenkung. Erst kürzlich wurden sie neu “entdeckt” und weiterentwickelt und sind nun seit Anfang 2011 erhältlich. Es wird von 300 Zyklen gemunkelt. Wie die Wirklichkeit aussieht, wird die Erfahrung zeigen.

Natürlich brauchen NiZn-Akkus einen speziellen Lader. Aber Tauchen in der E-Bucht hilft auch in diesem Fall weiter, und Infos zum Laden und Entladen gibt es hier.

73 de Anton

Schwarz bis auf die Seele

Alte Funkerregel

Ist die Seele schwarz wie ein Kamin, ist das Koax endgültig hin.

Heute wollte ich, um einen Adapter frei zu kriegen, einen UHF-Stecker anstelle eines N-Steckers an mein Koaxkabel montieren, das zum Antennentuner führt.

Flugs die Zange genommen und den alten Stecker abgeklemmt…und was sieht mein hölzernes Glasauge? Nichts als schwarz! Ein Anblick zum ins Mikrofon beissen: Mein schönes Ecoflex ist abgesoffen. Zwar läuft nicht gerade Wasser raus – das hatte ich auch schon – aber sogar die arme Seele ist schwarz wie beim ärmsten Sünder.

Dieser Wasserschaden lässt sich nicht mehr reparieren. Das Koax muss ausgetauscht werden. Zwar sind nur 6m kontaminiert, wie ich durch meterweises Abschneiden festgestellt habe und auf Kurzwelle dürfte die Zusatzdämpfung kaum wahrnehmbar sein. Aber nach dem vielen Abschneiden habe ich jetzt nur noch Meterstücke und damit erübrigt sich die Diskussion.

Zudem möchte ich nicht schwarz funken :-)

73 de Anton

Notfunk? Lächerlich!

Machen Amateur-Notfunknetze in der Schweiz Sinn?

Erdbeben in Ländern mit unzulänglicher Kommunikations-Infrastruktur, schwere Wirbelstürme in der Karibik, ganze Landstriche unter Wasser, da können Funkamateure punktuell helfen. Doch können sie es auch bei Katastrophen in der kleinen Schweiz, wo man schon die nächste Ortstafel sieht, kaum hat man sein Dorf auf der Landstrasse verlassen?

Ich glaube nicht. Amateur-Notfunk macht bei uns keinen Sinn. Die Kommunikationsnetze der Behörden sind gut ausgebaut, die Profis geschult und bestens ausgerüstet. Was da der OM Heini Bünzlibünz mit seinem Yaesu Handfunkgerät mit Gummiwurstantenne soll, erschliesst sich mir nicht, und die Profis der Polizei und Katastrophenorganisiationen haben verständlicherweise nur ein mitleidiges Lächeln für den eifrigen OM übrig.

Auf jeden Fall braucht es uns Funker bei “normalen” Katastrophen, wie Erdbeben, Grossbränden, Chemieunfällen, Unwetter aller Art etc. nicht. Auch wenn wir das Mäntelchen Notfunk gerne unserem Hobby als Legitimation überhängen möchten. Notfunk als Alibi für den Gittermast vor Nachbars Terrasse. Das ist lächerlich.

Abgesehen davon ist eine Katastrophe kein Kontest (umgekehrt aber immer öfter) und auch kein Fieldday.

Sollte es mal zu einer wirklich grossen Katastrophe kommen und sollten die Profinetze zusammenbrechen, könnten wir dann überhaupt noch funken? Oder hätten wir dann nicht andere Sorgen. Und wenn wir noch funken könnten, mit wem wollten wir über was sprechen?

“Hallo Heini, hast du auch keinen Strom mehr?”

“Ja, lieber Anton,  ich weiss gar nicht, was los ist. Ich empfange kein Relais mehr und mein Computer ist komischerweise auch tot. Draussen heulen die Sirenen und bellen die Hunde.”

” Meiner geht auch nicht. Ebenfalls mein Transceiver, der an der Antenne hing. Ich musste mein altes Gerät aus dem Keller holen, aber es säuft Strom wie ein Verdurstender. In zwei Stunden wird meine Batterie leer sein und bei dieser Dunkelheit produziert mein Solarpanel keinen Strom.”

“Was, bei dir ist es auch so dunkel? Hier ist es finster wie in einer Kuh. Die XYL hat überall Kerzen angezündet und das Fondue-Rechaud ausgepackt. leider haben wir kein Fondue in der Reserve. Wir wollten gerade noch schnell was im Tankstellenshop holen. Unser Kühlschrank ist leer. Typisch Sonntag.”

“Gut, dass wir noch Funk haben, so ohne i-Phone fühle ich mich etwas verloren. QRX mal….jetzt ist auch der Wasserhahn trocken und die XYL meldet gerade, dass der Sturm meinem Windgenerator die Flügel abgerissen hat. Ich muss jetzt aufhören, das Nachbarhaus brennt und bei uns ist das Dach teilweise weg. Ich muss in den Luftschutzkeller. Meiers von nebenan sind schon unten und ich muss noch meine Bastelsachen ausräumen.”

“Hallo Anton, bist du noch da. Ich kann dich nicht mehr empfangen!”

“Hallo Heini, wenn du mich noch empfangen kannst, ruf doch bitte die Ambulanz. Wir haben hier einen Notfall…”

“schschschsch….”

Wenns ganz dick kommt, meine lieben Funkfreunde, dann können wir den Notfunk in der Pfeife rauchen. In all den anderen Fällen braucht es den Amateurfunk nicht. Auch wenn wir meinen, wir Amateure seien Vollprofis, nur weil wir Five-Nine ins Mikrofon brüllen können. Die meisten von uns sind ja nicht mal in der Lage, selber Draht von der Rolle zu schneiden und kaufen die Langdraht lieber beim Funkhändler.

Wenn ein Asteroid die Erde trifft, eine Megasuper-Sonneneruption unsere Technik ins vorletzte Jahrhundert zurücksetzt, wenn Yellowstone ausbricht oder die Erde einen nuklearen Winter erlebt,  dann nützt jeder Notfunk nichts mehr. Dann solltet ihr schauen, genügend Schnaps und Zigaretten im Keller zu haben und etwas zu Futtern. Alles andere spielt dann keine Rolle mehr.

Amateurfunk als Notfunk ist ein Bubentraum verhinderter Pfadfinder – nicht mehr und nicht weniger.

Trotzdem habe ich heute in meinem liebsten Antennenshop, der Landi, eine 100Ah Batterie erstanden. Für sage und schreibe 139 Franken. Ich stelle sie mal unter den Funktisch und lade sie von Zeit zu Zeit. man weiss ja nie…..

73 de Anton

Die Behebung von Wasserschäden

Alte Funkerregel:

Ist der Sender bis auf die Spulen nass, schwankt die Frequenz und die Leistung sinkt krass.

Genau das ist meinem Antennen-Analyzer passiert. Ich hatte das Teil draussen vergessen und als ich es nach drei Tagen Regen wieder fand, hatten sogar seine beiden Drehspulinstrumente Tränen in den Skalen. Ein Anblick zum Herzerweichen.

Was tut der OM in einem solchen Fall? Ruhig Blut bewahren und natürlich sofort Batterien oder Akkus raus. Das gilt in jedem Fall.

Schritt Zwei ist eine grosse Zerlegung. Gerät aufschrauben, Gehäuse weg. Wenn möglich Platinen ausbauen, bzw. freilegen, Abschirmbecher weg etc.

Schritt Drei braucht etwas Mut und ein paar Liter destilliertes Wasser aus dem Supermarkt oder dem Schrank der XYL. Die benutzt nämlich selbiges für ihr Hobbygerät, eine Art heisses Eisen, mit dem sie auf einem Brett in unergründbaren Mustern über unsere Hemden fährt.

Mit dem destillierten, bzw. entmineralisierten Wasser wird unser ersoffenes Gerät gründlich ausgewaschen. Besonders die, in der Funkerregel erwähnten Spulen werden gut ausgespult.

Erst jetzt, bei Schritt Vier, kommt das Gerät in unsere Trockenanlage. Das ist das Gerät in der Küche, das aussieht wie ein Fernseher aber im Betrieb nur ein Standbild zeigt: meist eine Kuchen- oder Bratenreklame. Der OM sollte jetzt gut aufpassen, denn eine falsche Einstellung kann zu einer dreifachen Katastrophe führen: Sender geschmolzen, Backofen kaputt, XYL sendet im falschen Seitenband.

Besonders schwere Auswirkungen hätte die Wahl  einer falschen Trocknungsanlage in diesen schweren Stunden: aber ich gehe davon aus, dass der OM den Mikrowellenofen kennt – schliesslich ist das auch ein Funkgerät.

50° Celsius sind ok, dazu Umluft, wenn vorhanden. Bei schwierigen Fällen vierundzwanzig Stunden, bei leichteren genügen acht. Anschliessend auskühlen lassen. XYL beruhigen.

Jetzt kommt Schritt Sechs: Rauch- und Knalltest. Sensible Öhmer sollten dazu Ohrstöpsel einsetzten. In den meisten Fällen arbeitet das Gerät wieder ohne zu murren. Manchmal braucht es einen leichten Nachgleich. In meinem Fall war das nicht nötig. Mein Analyzer ist wie neu.

73 de Anton

Eine halbe Welle für das 10m Band

Das 10m Band scheint mir in letzter Zeit etwas vernachlässigt zu werden. Während der Es-Saison hocken alle im Magic-Band auf der Lauer, dabei bietet das 10m Band doch viel mehr Magie als das 6m Band. Besonders jetzt, wo wir uns dem Sonnenfleckenmaximum nähern. Nebst ausgezeichneten Es Bedingungen im Frühsommer mit viel längeren Öffnungszeiten als auf 6m, können auf dem 10m Band weltweite DX-Verbindungen über die F-Schichten gefahren werden. Doch oft piepsen die Baken und illegalen Fischerbojen einsam vor sich hin. Kevin allein zu Hause. Eine gute Gelegenheit für Einbrecher. Und die gibt es im 10m Band zu Hauf, wie die Bandwacht jeweils rapportiert.

“Use it or loose it”, heisst auch hier die Devise. Ich habe mir deshalb in den letzten Tagen eine Antenne ausschliesslich für das 10m Band gebaut. KW-Beam habe ich ja keinen und mein langer Draht ist auf 28 MHz nicht gerade das Gelbe vom Ei. Also habe ich im Keller gestöbert und eine Fischrute ans Tageslicht befördert. Sie war gute 6m lang und passte bestens zu meinem Traum von einem λ/2-Strahler. Der braucht nämlich keine Radials und strahlt DX-mässig flach, auch bei geringer Aufbauhöhe. Genau meine Antennenweite.

Natürlich wollte ich den λ/2- Strahler am bodenseitigen Ende speisen und da er dort hochohmig ist, habe ich mir einen Sperrkreis mit Anzapfung gebastelt:

Der alte Russe in Grau hat übrigens 56pF. Auf Resonanz wird mit Biegen und Dehnen der Spule abgestimmt und das beste SWR mit Verschieben des Abgriffs eingestellt.

Doch Sapperlot, die Antenne wollte nicht mitspielen und drehte dem Analyzer eine lange Nase. Erst wenn ich sie auf 4.5m kürzte, funkte sie einigermassen. Allerdings mit schlechtem SWR und einer komischen Resonanzkurve.

Nach langem Suchen, unstimmigen Messungen und verrückten Theorien fand ich schliesslich den Schuldigen: Die Fischrute. Sie bestand nicht aus Fiberglas sondern aus Carbonfasern.

Selbstbau hin oder her, ich hatte genug vom Antennenbasteln im Allgemeinen und Angelruten im Besonderen. Da erinnerte ich mich an den kleinen Bruder des Amateurfunks, an den CB-Funk. Gab es da nicht fixfertige Halbwellenstrahler für günstiges Geld, die man bloss ein paar Zentimeter kürzen musste um auf 28 MHz QRV zu werden? Rasch in der E-Bucht getaucht und schon wurde ich fündig. Nicht in der Schweiz, aber in Deutschland. Doch wie so oft, kaum einer will die Alpenindianer beliefern. Lieferung nur innerhalb DL, maximal EU, und da gehören wir ja nicht dazu. Beim Funkversand Kilian bin ich dann doch noch fündig geworden. Der beliefert sogar Österreicher ;-)

Es ging wie der geölte Blitz: Kaum bestellt, war die Antenne da. Zu einem resonanten Preis und brauchbarer Qualität. Heute habe ich sie aufgebaut und abgeglichen. SWR 1:1 auf 28.4 MHz und ich höre damit das Gras wachsen. Ob es daran liegt, dass sie nur einen Meter über der Wiese montiert ist? ;-)

Die Antenne ist übrigens bei mir recht unauffällig, wie das folgende Suchbild beweist. Es liegt daran, dass sich das Auge leicht täuschen lässt. Nämlich vom Vergleich mit dem Fahnenmast, hi:

Derselbige ist übrigens eine Rumpelstilzchen-Antenne (Ach wie gut, dass niemand weiss, dass ich Funkantenne heiss…) und zugleich auch Abspannpunkt für meine Langdraht.

73 de Anton

Eine Erde für Fünf Franken Neunzig

Wer keinen Dipol hat und eine einbeinige Antenne benützt, braucht eine gute Erde. Häufig ist das bei 80 und 160 der Fall, bei 630 und 2200 Meter ist es die Regel. Besonders bei kurzen Antennen entscheidet die Qualität der Erde über den Wirkungsgrad der Groundplane oder Inverted L. Denn der Strahlungswiderstand ist sehr klein gegenüber den Erdverlusten.

Reicht der Platz für Radials nicht oder hat man schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft, so helfen nur noch Erdpfähle weiter. Doch wo her nehmen und nicht stehlen?

In der Schweiz gibt es glücklicherweise fast in jedem grösseren Kaff einen ausgezeichneten “Antennenladen”, der nicht nur günstige und gute Isolatoren anbietet, sondern auch Erdspiesse. Es ist die Landi:

Sie bieten durch ihre fächerförmige Konstruktion wesentlich mehr Kontaktfläche als runde Erdspiesse, sind gut verzinkt und daher vor Rost geschützt und der “Anschlusskasten” weist Bohrungen zur Befestigung von Anschlussösen (Wire Lugs) auf.

Für meine Inverted L für Lang- und Mittelwelle und das 160m Band habe ich bisher neun Stück in der Nähe des Speisepunktes in den Boden geschlagen. Dazu steckt man ein passendes Stück Hartholz in den Anschlusskasten. Gräbt man eine passende Vertiefung, lässt sich auch dieser noch versenken, so dass auch die XYL nicht darüber stolpert.

Für welchen Zweck Nix-Funker diese praktischen Erder benutzen, entzieht sich meiner Kenntnis. Was ich aber weiss: meine neun Erder haben meine Erdverluste merklich reduziert. Denn bisher bestand mein Gegengewicht bloss aus den vernetzten Drahtmaschenzäunen meiner Nachbarn :-)

73 de Anton

 

 

Farbige Antennen

Nacktes Aluminium ist ein Nachbarschreck. Kommt ein Gittermast hinzu, sind die Kopfschmerzen häufig schon programmiert. Denn der heutige Mensch ist ein Elektrosensibelchen. Sogar ein “Blindenstock” für UKW kann ihn bereits nervös werden lassen. Zwar nicht immer – aber immer öfter.

Darum ist es sicher nicht falsch, wenn wir unseren Antennen einen freundlichen Anstrich verpassen ;-)

Meine Nachbarn sind zwar sehr nett und tolerant, trotzdem tarne ich gerne meine Antennen. Nicht zuletzt wegen meiner XYL. Sie ist zwar nicht elektrosensibel, aber meint, es reiche jetzt mit meinem Antennenwald. Und da ich nicht möchte, dass sie plötzlich im falschen Seitenband sendet, habe ich zur Spraydose gegriffen. Meine neuste Errungenschaft ist nämlich eine Flachantenne für das 23cm Band. Ein weisser Kasten von Wimo mit 45cm Kantenlänge. Er sieht im Original recht auffällig aus:

Hier übrigens mit vertikaler Polarisation. Wenn man horizontal senden will, muss man die Kiste um 90° drehen, bzw. die Wimo-Rechen müssen nach links und rechts zeigen. Diese Flachantenne, eine PA-23R-16, beinhaltet vier Hybridquad und ist durch ihr weisses Radom vor dem Wetter geschützt. Ich habe damit meine 21 Element Vormastyagi von EPS ersetzt. Nicht, dass ich nicht zufrieden gewesen wäre, mit der 1.7m langen Antenne. Aber sie verhinderte, dass ich meinen kleinen Antennenbaum um 360° drehen konnte. Und um ganz ehrlich zu sein: ich wollte mal eine Flachantenne ausprobieren.

Da ein weisser Kasten mit “Wimo” drauf recht auffällig ist, habe ich ihn ziegelrot gespritzt. Hier das Resultat:

Beide 23cm Antennen sind übrigens etwa gleichwertig, was den Gewinn anbelangt. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis, wie ich feststellen konnte. Montiert habe ich sie mit horizontaler Polarisation, da ich hauptsächlich an SSB/CW-Verbindungen interessiert bin.

73 de Anton

Bild: Von links nach rechts: Eigenbau 6m λ/2 Vertikalstrahler für 6m, Technisat DigiDish 33 mit Hornfeed für 10 GHz, darüber eine kurze Scheibenyagi für 13cm. Rechts oben eine Eigenbau-Yagi für 70cm nach DL6WU, darunter eine kurze Yagi für 2m eines Anbieters vom Flohmarkt Friedrichshafen, dessen Name ich vergessen habe und dann die beschriebene WIMO-Flachantenne für 23cm. Fehlt eigentlich nur 5.7 GHz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Beide Rotoren sind übrigens Low Cost TV Ausführungen.

Hurricane Season 2012

Im Nordatlantik hat die Hurricane-Saison begonnen. Wer die Stürme mitverfolgen will, deren Überrerste manchmal sogar ihren Weg bis zu uns finden, kann hier nachsehen.

Folgende Frequenzen werden während der Hurricane-Zeit durch Warnmeldungen und Notfunkverkehr belegt:

14.300 Maritime Mobile Service Net

14.325 Hurricane Watch Net

14.265 Salvation Army Team Emergency Radio  Network (Notfunknetz der Heilsarmee)

Im Katastrophenfall findet ein Grossteil des Funkverkehrs im 40m und 80m Band statt.

Kuba: 7.045, 7.080, 7.110 MHz3.740 MHz

Mexiko: 3.690 and 7.060 MHz

Guatemala: 7.075 MHz

Nicaragua: 7.098 MHz

Sowie in Mittelamerika auf den Frequenzen des Red Centro Americana: 7.090 and 3.750MHz

73 de Anton

Die PPK

Länger konnte ich einfach nicht warten. Jetzt habe auch ich einen KX3 von Elecraft bestellt. Doch darüber mehr im Herbst, wenn er wirklich hier angekommen ist.

Auch wenn die Wartezeit lange ist, mindestens habe ich bereits die passende Taste dazu gefunden. Mit Bugs habe ich mich nie richtig anfreunden können und das Ding, das man an den KX3 schrauben kann, mag zwar praktisch sein, verstört m.E. aber das ganze Design. Aber wir wollen uns heute nicht über Geschmack streiten.  Der langen Worte kurzer Sinn: Ich bin jetzt stolzer Besitzer einer PPK. Meines Erachtens die ideale Klopftaste zum Elecraft Transceiver.

Diese Morsetaste, habe ich von Hansjörg, HB9DWS, erfahren, heisse so, weil sie beim Rausschnellen ein ähnliches Geräusch mache, wie die Walther PPK, die Pistole von Nummer 007 aus den früheren Bond-Filmen. So sei der Name geboren worden und die “Übersetzung” Palm Portable Key habe erst später den Weg zum Produkt gefunden. Hansjörg hat übrigens die Palm-Vertretung in der Schweiz.

Auch 007 hätte sicher seine helle Freude an dieser Taste gehabt. Wie eine Schildkröte kann sie ihren Kopf einziehen und ist dann von dem starken Alu-Gehäuse vollständig geschützt. Ich war erstaunt, wie präzise und schnell sich mit diesem Winzling geben lässt und ich denke, dass ich sie nicht nur portabel einsetzen, sondern ihr einen festen Platz neben meinen Begali einräumen werde. Hub und Druck lassen sich genau einstellen, letzterer mit einem mitgelieferten Inbusschlüssel. Der sitzt in der anklickbaren magnetischen Bodenplatte. Mit dieser “klebt” die Taste fest auf einer Eisenplatte oder auf einem Gehäusedeckel, sofern der nicht aus Alu oder Kunststoff ist.

Ich bin von diesem Wunderzwerg begeistert, er morst wie ein Grosser.

73 de Anton