Notfunk? Lächerlich!

Machen Amateur-Notfunknetze in der Schweiz Sinn?

Erdbeben in Ländern mit unzulänglicher Kommunikations-Infrastruktur, schwere Wirbelstürme in der Karibik, ganze Landstriche unter Wasser, da können Funkamateure punktuell helfen. Doch können sie es auch bei Katastrophen in der kleinen Schweiz, wo man schon die nächste Ortstafel sieht, kaum hat man sein Dorf auf der Landstrasse verlassen?

Ich glaube nicht. Amateur-Notfunk macht bei uns keinen Sinn. Die Kommunikationsnetze der Behörden sind gut ausgebaut, die Profis geschult und bestens ausgerüstet. Was da der OM Heini Bünzlibünz mit seinem Yaesu Handfunkgerät mit Gummiwurstantenne soll, erschliesst sich mir nicht, und die Profis der Polizei und Katastrophenorganisiationen haben verständlicherweise nur ein mitleidiges Lächeln für den eifrigen OM übrig.

Auf jeden Fall braucht es uns Funker bei “normalen” Katastrophen, wie Erdbeben, Grossbränden, Chemieunfällen, Unwetter aller Art etc. nicht. Auch wenn wir das Mäntelchen Notfunk gerne unserem Hobby als Legitimation überhängen möchten. Notfunk als Alibi für den Gittermast vor Nachbars Terrasse. Das ist lächerlich.

Abgesehen davon ist eine Katastrophe kein Kontest (umgekehrt aber immer öfter) und auch kein Fieldday.

Sollte es mal zu einer wirklich grossen Katastrophe kommen und sollten die Profinetze zusammenbrechen, könnten wir dann überhaupt noch funken? Oder hätten wir dann nicht andere Sorgen. Und wenn wir noch funken könnten, mit wem wollten wir über was sprechen?

“Hallo Heini, hast du auch keinen Strom mehr?”

“Ja, lieber Anton,  ich weiss gar nicht, was los ist. Ich empfange kein Relais mehr und mein Computer ist komischerweise auch tot. Draussen heulen die Sirenen und bellen die Hunde.”

” Meiner geht auch nicht. Ebenfalls mein Transceiver, der an der Antenne hing. Ich musste mein altes Gerät aus dem Keller holen, aber es säuft Strom wie ein Verdurstender. In zwei Stunden wird meine Batterie leer sein und bei dieser Dunkelheit produziert mein Solarpanel keinen Strom.”

“Was, bei dir ist es auch so dunkel? Hier ist es finster wie in einer Kuh. Die XYL hat überall Kerzen angezündet und das Fondue-Rechaud ausgepackt. leider haben wir kein Fondue in der Reserve. Wir wollten gerade noch schnell was im Tankstellenshop holen. Unser Kühlschrank ist leer. Typisch Sonntag.”

“Gut, dass wir noch Funk haben, so ohne i-Phone fühle ich mich etwas verloren. QRX mal….jetzt ist auch der Wasserhahn trocken und die XYL meldet gerade, dass der Sturm meinem Windgenerator die Flügel abgerissen hat. Ich muss jetzt aufhören, das Nachbarhaus brennt und bei uns ist das Dach teilweise weg. Ich muss in den Luftschutzkeller. Meiers von nebenan sind schon unten und ich muss noch meine Bastelsachen ausräumen.”

“Hallo Anton, bist du noch da. Ich kann dich nicht mehr empfangen!”

“Hallo Heini, wenn du mich noch empfangen kannst, ruf doch bitte die Ambulanz. Wir haben hier einen Notfall…”

“schschschsch….”

Wenns ganz dick kommt, meine lieben Funkfreunde, dann können wir den Notfunk in der Pfeife rauchen. In all den anderen Fällen braucht es den Amateurfunk nicht. Auch wenn wir meinen, wir Amateure seien Vollprofis, nur weil wir Five-Nine ins Mikrofon brüllen können. Die meisten von uns sind ja nicht mal in der Lage, selber Draht von der Rolle zu schneiden und kaufen die Langdraht lieber beim Funkhändler.

Wenn ein Asteroid die Erde trifft, eine Megasuper-Sonneneruption unsere Technik ins vorletzte Jahrhundert zurücksetzt, wenn Yellowstone ausbricht oder die Erde einen nuklearen Winter erlebt,  dann nützt jeder Notfunk nichts mehr. Dann solltet ihr schauen, genügend Schnaps und Zigaretten im Keller zu haben und etwas zu Futtern. Alles andere spielt dann keine Rolle mehr.

Amateurfunk als Notfunk ist ein Bubentraum verhinderter Pfadfinder – nicht mehr und nicht weniger.

Trotzdem habe ich heute in meinem liebsten Antennenshop, der Landi, eine 100Ah Batterie erstanden. Für sage und schreibe 139 Franken. Ich stelle sie mal unter den Funktisch und lade sie von Zeit zu Zeit. man weiss ja nie…..

73 de Anton

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