Monatsarchiv: Oktober 2012

Beim IC-910H ist der Power los(s)

Der ICOM IC-910H, der letzte VHF/UHF Multimode-Transceiver ohne KW, ist in die Jahre gekommen und manch ein Exemplar zeigt bereits erste Altersbeschwerden. Aber schon zu “Lebzeiten” hatte die Kiste ihre Tücken und Schwächen. Eine, von der man immer wieder liest oder hört, sind Schwankungen der Ausgangsleistung. Es sei ein Temperaturproblem meinen die einen, andere sprechen von Designfehlern in der PA oder im Treiber. Auch der SWR-Schutzschaltung wird der Fehler gerne in die Schuhe geschoben. Listigerweise gibt es dort nichts zu schrauben – die Werte sind fix. Tatsache ist, dass der 910er, scheinbar ohne äusseren Anlass,   die spezifizierte Ausgangsleistung nicht mehr bringt – und zwar auf 2m wie auch auf 70cm. Von 100W auf 144MHz sind plötzlich nur noch 80 da, oder gar nur noch die Hälfte. Das Problem scheint erratisch zu sein und die Fehlersuche gestaltet sich schwierig. Gestern war meiner an der Reihe. Ob warm oder kalt, und das bei bestem SWR: manchmal lieferte er 80W, dann plötzlich nur noch 50W im 2m Band. Wenn es ganz schlimm wurde, kamen nur noch 20 raus. Das Service-Manual und die Schemas wurden zur Nachtlektüre.

Nach ein paar Messungen am Morgen war der Schuldige gefasst. Mein Netzgerät lieferte nicht 13.8V wie dessen Voltmeter versprach, sondern nur 12.8V (Mein Gott, Nissei!) Das ist für den 910er schon eine kritische Grenze, wie ich feststellen musste. Denn der Kerl mag keine tiefen Spannungen, er will 13.8. Unter 12 verliert er den Kopf und gibt den Geist auf. Es ist also kein Gerät für Batteriebetrieb – zum Beispiel für den Notfunk. Doch die 12.8V allein reichen noch nicht für die ganze Katastrophe: die Problematik wurde noch durch das Anschlusskabel verstärkt. Dieses weist nämlich zwei Sicherungen auf, die in Plastikhaltern untergebracht sind. Ist deren Kontaktierung nicht einwandfrei, ensteht schnell ein zusätzlicher Spannungsabfall. Man rechne: Schon 50 Milliohm genügen, um bei 20A einen Spannungsabfall von 1V zu erzeugen. Die Endstufe bekommt dann in diesem Fall nur noch 11.8V zu sehen.

Das Problem war schnell behoben: Kontakte gewienert und das Netzgerät auf 14 Volt gedreht und siehe da: Der 910er liefert Full Power, über 100 W auf 2m und gute 80W auf 70cm.

73 de Anton

Bild: der Autor im SOTA-Betrieb (Mont Vully HB/FR-036)

KX3 Update2

Auf Anregung von Martin (Danke für den APRS-Bericht), hier ein paar zusätzliche Eindrücke vom KX3.

 

Nach wie vor wird das Gerät unter Einbezug der Kunden fleissig weiter entwickelt. Wobei man auf einige interessante Wendungen gespannt sein darf. Unklar ist zum Beispiel, wo man das 2m Modul unterbringen will und was es können soll. Meines Erachtens fehlt der nötige Platz und Elecraft wird nicht umhin kommen, zum Beispiel die Batterien, oder einen Teil davon, rauszuschmeissen. Das Lademodul ist übrigens noch nicht bei mir eingetroffen und so muss ich immer noch die Akkus rausnehmen um sie zu laden. Die Gewinde der Rändelschrauben sind entsprechend ausgeleiert.

Aber eigentlich bin ich nicht scharf auf das Lademodul, nachdem ich gelesen habe, wie es funktionieren soll. Anstelle einer intelligenten Ladeelektronik hat Elecraft bloss einen Timer eingebaut und der OM wählt die Ladezeit je nach Kapazität seiner Akkus. Das müssen übrigens NiMh sein. LiIon sind zurzeit nicht vorgesehen. Erstaunlich, funzt doch der billigste Chinaschotter mit den Dingern.

Was den Empfänger anbelangt, so habe ich den Eindruck, dass er mit dem letzten SW-Update etwas besser geworden ist. Aber vielleicht habe ich mich nur an den Sound des KX3 gewöhnt. Quasi-Stereo ist zwar super bei CW und ich möchte dieses Feature nicht mehr missen, aber der SSB Empfang bei hohem Noise-Level ist mit diesem Gerät nach wie vor kein Vergnügen. Der NB funktioniert immer noch nicht richtig. Das kann zum Beispiel ICOM wesentlich besser.

PSK31 ohne angeschlossenen Computer ist ein schwieriges Unterfangen. Umsomehr, da Sende- und Empfangsfrequenz nicht ganz transceive sind. Elecraft empfiehlt, den RIT etwas zu verdrehen. Was für ein Murks.

Trotzdem hat mein KX3 den ersten Feldtest bestanden. Ein paar Meter Draht in eine Birke geworfen, ein Radial unter Pascals Truck und schon klappte es in CW nach USA. Wie bereits erwähnt stimmt der eingebaute Tuner fast alles ab.

Auch als 6m SSB-Handy hatte ich das Teil schon im Betrieb. Etwas gross für eine Handfunke, hi, aber als Backpack-Station macht der KX3 eine gute Falle. Er braucht wenig Strom und ist leicht. Leider nicht robust, bei dieser liederlichen Konstruktion.

Fazit: nach der anfänglichen Euphorie und der darauf folgenden Ernüchterungsphase herrscht bei mir jetzt Currant Normal. Das Teil ist hoch innovativ und ein spannendes Experiment, aber eine fertige Funke ist es noch nicht. Kommt Zeit, kommt Update :-)

73 de Anton

Bild: Pascal, HB9EXA on air

 

Schatz, du kannst mich tracken

Experimentalfunkdienst bedeutet, an der Grenze des Möglichen zu funken. Die QRPeter tun das, auch die EMEler und die Tropojäger auf UHF, sowie viele andere auch. Das ist Amateurfunk, so wie ihn die Gründer in den Anfangszeiten verstanden haben, als sie aus den langen Wellen verbannt wurden auf die angeblich nutzlosen Wellen unter 200m.

Auch die Erschliessung neuer Kommunikationsarten und Möglichkeiten gehört zum experimentellen Charakter des Amateurfunkdienstes. In der guten alten Zeit waren denn auch die Amateure oft die Pioniere, den kommerziellen Diensten voraus und Schrittmacher.

Heute scheint es mir, ist es oft umgekehrt. Wir äffen nach, was die Kommerziellen vormachen. Dieser Gedanke schoss mir auch durch den Kopf, als ich kürzlich die neue APRS Seite der USKA betrachtete. Technik von Gestern, ähnlich Steampunk, wird da benutzt und man fragt sich, ob hier der Begriff Dampfradio nicht eine neue Bedeutung bekommt.

Doch richtig lustig wird es, wenn man die Anwendungen dieser Spielart liest:

Email und Kurznachrichten stehen da unter anderem. Wer hätte das gedacht, das ist ja mal was ganz Neues!

Verfolgen der aktuellen Wetterlage scheint ein weiteres Anliegen zu sein. Das stammt vermutlich noch aus einer Vor-Kachelmann-Zeit, als das amtliche Wetter mittags um Zwölf am Radio verlesen wurde.

Zielfindung soll eine weitere Anwendung von APRS sein. Hilfe, mein GPS hat mich auf’s Bahngleis gelotst! Nun muss APRS ran. Ups, hatte ganz vergessen, dass sich APRS auch auf GPS stützt. Da beisst sich wohl die Katze in den Schwanz.

Von all dem Zeug, das da steht, hat mich aber eine Anwendung aus den Socken gehauen. Steht doch da tatsächlich:

Tracken z.B. von einem Fahrzeug im Internet (Frau sieht, wie lange es noch dauert bis der Mann zu Hause ist)

Ob der ARPS-Mann auch seine Frau beim Einkaufen tracken kann? Bei den APRS-Jüngern scheint es sich ja um wahre Kontrollfreaks zu handeln. Orwell last grüssen.

Natürlich musste ich das sofort nachvollziehen. Also habe ich morgens mal auf die APRS Karte geguckt, und siehe da. Da waren tatsächlich ein paar Öhmer unterwegs und man konnte ihre Fahrt verfolgen, wenn man die Geduld aufbrachte. Einige scheinen einen verdammt langen Arbeitsweg zu haben.

Selbstverständlich muss man nicht Funkamateur sein, um die APRS-Karte einzusehen und die paar Hanseln zu verfolgen, die sich da tracken lassen. Die ganze Welt kann also zusehen, wie OM Waldheini von A nach B fährt. Eine neue Art des Exhibitionismus? Ich frage mich, was ich rauchen müsste, um mich freiwillig tracken zu lassen.

Nun denkt ihr vielleicht: typisch Anton, er lässt mal wieder keinen guten Faden an einem Spiel, das er nicht selbst spielt.

Dieser Eindruck täuscht. Hiermit oute ich mich nicht nur als Steampunk-Fan, sondern auch als begeisterer Benutzer von APRS. Denn eine Funktion, gewissermassen ein Abfallprodukt von APRS, wird auf der USKA-Seite leider nicht erwähnt.

Bei Mountain Lake findet man eine Echtzeitkarte, die aufgrund der APRS Daten die aktuellen Tropobedingungen auf UKW darstellt. Man sieht dort, wo gerade Überreicheiten herrschen. Das ist ein fantastisches Instrument und ich habe es auch in den letzten Tagen benutzt. Denn die Inversionslage hat es auch mir ermöglicht, gewissermassen aus dem Tal heraus und mit bescheidenen Mitteln, Stationen in Norddeutschland, Tschechien, Österreich, Holland, England und der Normandie zu arbeiten. Auf 23cm notabene. Nicht zuletzt Dank APRS.

73 de Anton , der übrigens auch ein fleissiger Benutzer eines Gerätes mit dem pösen, pösen B-Wort ist ;-)

Bild: Steinzeit-Tracking. “Ich war da”-Hügel am Polarkreis

Hütet euch vor den GU10!

 

Meine Sparlampen habe ich allesamt entsorgt. Ich will mir ja nicht die Augen verderben und mich mit Quecksilber vergiften. Mein Glühbirnenvorrat reicht locker bis ins Methusalem-Alter.

Trotzdem stelle ich immer wieder Versuche mit LED Leuchten an. Man möchte ja auch “sparen”. Diesmal waren GU10 Typen an der Reihe.

LED, das sei die Zukunft, sagt man. Wenn das stimmt, dann hat der Funk keine Zukunft mehr. Denn die LED-Leuchten sind wahnsinnige HF-Generatoren, von Mittelwelle bis weit in den VHF-Bereich hinein. CE Zeichen hin oder her. Sobald euer Nachbar auf LED-Lampen umsteigt, habt ihr ausgefunkt. Garantiert! Und zwar für immer. Denn diese Lampen werden älter als ihr oder euer Nachbar.

Sie funzen mit einer Elektronik, die aus der gleichgerichteten Netzspannung ein Pulsbreiten moduliertes Signal erzeugt und damit die Power LED ansteuert. Ein Filter ist in der Regel nicht vorgesehen. Es müsste auch recht aufwendig und entsprechend teuer sein,  denn diese Sorte Elektronik erzeugt jede Menge HF.

Eine Entstörung ist nur über externe massive Netzfilter direkt bei den Leuchten möglich.  Wenn ihr das eurem Nachbarn aufschwatzen könnt, so könntet ihr auch einem Eskimo einen Kühlscherank verkaufen und seid wahrscheinlich Autoverkäufer.

Der 0815-OM ™  hat nur eine einzige, winzige Chance: Die Leuchte rechts oben im Bild ist absolut sauber. Die vielen LED Chips hängen in Serie über einen Kondensator am Netz. Wenn ihr die Störleuchten mit diesem Typ ersetzt, seid ihr gerettet. Doch wie lange es diese “Primitivleuchten” noch gibt, weiss nur der gewiefte Chinese.

73 de Anton

 

Jetzt über 200’000 Besucher

 

Anton’s Funkperlen hatte bisher mehr als 200’000 Besucher. Die meisten davon aus Deutschland, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Pro Tag klicken im Schnitt 500 Funkinteressierte auf dieses Blog. Damit gehört es wohl zu den meist gelesenen deutschsprachigen Funkamateur-Blogs.

Eigentlich wollte ich ja Anfang 2012 mit bloggen aufhören. Dann habe ich in einem Anfall von Inkonsequenz und vielleicht auch verbaler Inkontinenz doch wieder angefangen. Doch eins muss ich euch sagen: bei einer Million Besuche ist definitiv Schluss ;-)

Wenn ich die detailierte Blogstatistik anschaue, werde ich aber doch sehr nachdenklich. An erster Stelle steht nämlich immer ein bestimmter Name. Gesucht, angeklickt und nachgefragt werden jeden Tag, seit mehr als einem Jahr, Artikel über das Handfunkgerät von Baofeng. Ich bin mir nicht sicher, ob das zum Heulen oder zum Lachen ist.

Ist es tatsächlich das, was den Funkamateur von heute am meisten interessiert? Funken mit Baofeng über das nächste Relais? Wo bleibt denn da der Unterschied zum CB-Funk?

Früher habe ich mich für die Abschaffung von CW an der Amateurfunkprüfung eingesetzt. Doch heute muss ich leider sagen, dass das ein Fehler war. Nebst dem Experimentieren und dem Selbstbau gehört die Fähigkeit in CW zu kommunizieren zu dem, was uns vom CB-Funk unterscheidet und unseren Funkdienst legitimiert.

In den Ländern des Ostens hat man das begriffen. CW hat dort einen hohen Stellenwert, wie die jährlichen HST-Meisterschaften beweisen.

Wir im Westen wollten neue Mitglieder auf Teufel komm raus. Funken mit Baofeng als Hauptattraktion des Amateurfunks? Gummischwanzfunker? Pre-Paid-Amateure? Kein Wunder grassiert das Bruno-Syndrom.

Ich kann mir vorstellen, dass man sich als Gummischwanzfunker ziemlich ver***en fühlt, wenn man die Jungs und Mädels beobachtet, wie sie in einem Affenzahn morsen.

Früher waren die sogenannten UKW-Amateure, die mit ihrer Lizenz ohne Morsen auf die VHF/UHF-Bänder beschränkt waren, die Techfreaks und standen an der Spitze der Entwicklung. Jetzt tummeln sie sich auf Kurzwelle und die hohen Bänder liegen brach. Aus den ehemaligen Techfreaks sind 0815-Funker geworden.

Wie dem auch sei: Baofeng ist für mich ab sofort ein Tabu-Thema.

Wie wohltuend ist es da, dem Sound des neuen Mittelwellenbandes zuzuhören:

http://www.youtube.com/watch?v=2k0pgcGFg0M&feature=plcp

Aber ich möchte es mit den Nix-Morsern nicht verderben. Auch für euch habe ich ein Filmchen gedreht: Downhill von SOTA HB/FR-036 in Pascals Expeditionsfahrzeug:

http://www.youtube.com/watch?v=TcQN9I6htzE&feature=plcp

73 de Anton

PS. Die grosse Gummischwanzantenne vorne auf Pascals Truck ist übrigens eine Codan.

 

 

 

 

 

Lost in Split

Wenn wir ein Problem haben, so suchen wir oft am falschen Ort. Meistens bei anderen, dabei liegt die Ursache häufig bei uns selbst.

Gestern hörte ich der Expedition 3B9SP auf Rodriguez Island zu, zuerst auf 20m SSB, dann auf 30m CW, wo ich sie dann auch rief. Man kann ja den Jagd- und Sammeltrieb nicht dauernd unterdrücken :-)

Aber ich bin normalerweise kein DX-Jäger und musste zuerst wieder herausfinden, wie Splitbetrieb auf dem Transceiver funktioniert. Was in der Folge zu einer ganzen Reihe technischer Probleme führte. Doch zuerst noch ein paar Gedanken zum Expeditionswesen:

Die Operateure gingen es recht gemütlich an, was sofort zu bissigen Bemerkungen auf dem Cluster führte. Ich wäre noch viel langsamer gewesen, denn im Pile-up zu fischen, dazu gehört viel Erfahrung. DX-Peditionär ist eigentlich eine undankbare Aufgabe. Da rackert man sich auf einer Insel ab, anstatt das exotische Paradies zu geniessen und erntet nichts als Undank von einer Meute, die zuweilen an einen Lynchmob erinnert.

Diese Jagdmeute führte sich genauso auf, wie die Jäger in unserem Wald, die ich aus der Sicht des Pilzsammlers kenne. Wenn die Blut gerochen haben, kennen sie nichts mehr, brüllen wie die Verrückten im Wald herum und schiessen auf alles, was sich bewegt. Darum passieren auch jedes Jahr entsprechende Unfälle. Mal schiessen sie einen Dachdecker vom Dach oder knallen einen Jogger ab, dieses Jahr hat‘s einen Bauer im Maisfeld erwischt. Die Jäger hielten den armen Kerl für ein Wildschwein, dabei wollte er nur seinen Hanf ernten, der mitten im Maisfeld stand. Doch glücklicherweise dezimieren sich die Jäger gegenseitig oder schiessen sich im Jagdrausch ins eigene Bein. Vermutlich beherrschen sie ihre Flinten nicht ganz.

Genauso wie viele Funker ihre Transceiver nicht einwandfrei bedienen können – mich eingeschlossen. Inzwischen verstehe ich übrigens die „Falschparker“ gut, die anstatt Split, auf der Sendefrequenz der DX-Station rufen. Ich denke, das kann jedem Neuling mal passieren.

Doch jetzt zu des Pudels Kern. Mein Splitbetrieb als Neujäger hat mir gezeigt, dass es vielleicht besser wäre, meine Lizenz zurückzugeben. Und das kam folgendermassen:

Heute morgen funktionierte mein Linear plötzlich nicht mehr. Das heisst, er ging nur noch auf 30m und mit einem ungewöhnlichen Abstimmverhalten auch noch auf 20. Auf den restlichen Bändern lieferte er keinen Output. „Komisch“, dachte ich, „da muss was im Tankkreis kaputt sein, vielleicht habe ich ihn gestern etwas überfordert.“

Ich erinnerte mich daran, ihn anstatt mit 50, kurz mit 100W gekitzelt zu haben. Also Gehäuse weg und reingeguckt. Zu sehen war natürlich nichts Aussergewöhnliches. Die Röhren brannten, keine Brandspuren nirgendwo.

Das Teil wurde vom Netz gezogen, die Hochspannung entladen, ich bin ja meistens ein vorsichtiger Mensch. Und dann mit dem LC-Meter auf den Tankkreis. Alle Kapazitäten taten so, wie sie sollten. Auch der Koppelkondensator, den ich am meisten verdächtigte, war in Ordnung.

„Dann sind es also die China-Röhren“, dachte ich. Der Mörder ist ja immer der Gärtner. „Hat vielleicht Albi doch Recht, wenn er meint, man solle nur Svetlana kaufen?“

Rasch wurden die Röhren gegen ein neues Set getauscht. Doch der Patient war immer noch halbtot. Vielleicht lag das Problem gar nicht am Linear? Vielleicht war der Transceiver kaputt und sendete immer nur auf 30m, gleich welches Band eingestellt war? Meine technische Fantasie entwickelte die unglaublichsten Szenarien. Zu meiner Entschuldigung kann ich lediglich bemerken, dass ich zu diesem Zeitpunkt meinen Morgenkaffee noch nicht intus hatte.

Glücklicherweise hat der OM für alles und jedes einen „Backup“ parat. Ein anderer Transceiver wurde angeschlossen und siehe da, jetzt war der Patient wieder putzmunter. „Also doch“, dachte ich, „jetzt hast du es endlich fertig gebracht und den Pro3 abgeschossen, gewissermassen zu Tode modifiziert.“

In diesem tristen Augenblick entdeckte mein müdes Morgenauge ein kleines rotes „split“ auf dem LCD-Schirm. Der Fehler war gefunden. Ich drückte auf einen Knopf und alles war wieder, wie es sein sollte.

Vielleicht sollte ich daran denken, meine Lizenz zurück zu geben.

73 de Anton

Trouvaillen abseits des Mainstreams

Taucht man in den Tiefen des Internets, findet man ab und zu eine Funkperle. Hier meine neusten Trouvaillen:

Wer auf Relais setzt oder setzen muss, dem hilft sicher diese Relaiskarte der Schweiz von HB3YWU. Sie ist mit Google Maps realisiert worden.

Wer lieber auf Kurzwelle funkt und QRP zugeneigt ist, hat mit dem JUMA TX2A eine valable Alternative zu der Sekte Firma Elecraft. Der Empfänger soll aussergewöhnlich gut tönen, was man vom KX3 leider nicht behaupten kann, wie ich zurzeit selbst erleben muss. Hören im QRN ist mit diesem unfertigen Produkt kein Vergnügen. Aber die Elecraft-Jünger lassen sich davon nicht abschrecken. Gäbe es Elecraft Stores analog den Apple Stores, würden bestimmt einige OM dort nächtelang campieren.

JUMA aus Finnland vertreibt übrigens auch Bausätze für die Lang- und Mittelwelle. Doch Vorsicht: Die Kits sind nichts für Anfänger und weit schlechter dokumentiert als bei Elecraft oder Sienna. Doch wer früher oder später nicht dem Bruno-Effekt *) unterliegen möchte, sollte ab und zu mal zum heissen Eisen greifen und Fluxer atmen.

Für den Pre-Paid-Funker ™, der gerne im Freien funkt, gibts jetzt den IC-7200 in Camo-Ausführung. Allerdings sollte man den Transceiver nicht aus den Augen lassen, sonst findet man ihn nach dem Feldeinsatz plötzlich nicht mehr. Ich habe mir auch überlegt, ein solches Teil zum Spass anzuschaffen, zumal der IC-7200 wirklich ein gutes Gerät ist und mich vom Mittelmeer bis zum Nordkap nie enttäuscht hat. Doch der militärische Look könnte in gewissen Situationen Probleme verursachen. Wer weiss, was passiert wäre, wenn ich damals eine solche Kiste gehabt hätte, als ich in Norwegen neben einer NATO Basis funkte und Polizei und Miltär vorbei schauten. Vielleicht wäre ich heute in Guantanamo standby oder wäre Hilfsfunker  in der ecuadorianischen  Botschaft in Oslo:

Was den Herrn in Zivil an meinem CG-3000 so fasziniert hat, habe ich leider nicht herausgefunden. Gut war der Tuner grau und nicht in Tarnfarbe ;-)

Gut auch, dass ich kein Echo Charlie war. Was, ihr wisst nicht, was Echo Charlie ist? Dann solltet ihr vielleicht mal bei 6.6 MHz hören. Oder einfach mal eine dieser Seiten lesen (1), (2), (3), (4), (5).

73 de Anton

*) Der Bruno-Effekt befällt vorallem Pre-Paid-Funker™ und endet in einer plötzlichen Rückgabe der Lizenz. Hochansteckend. Erste Symptome: findet sein i-Dings interessanter als funken, installiert PLC in seinem Haus, lässt sich die Stecker anlöten.

Braucht der Amateurfunk eine Lobby?

 

Wachstum ist gut, Stillstand ist Rückschritt, so wurden wir konditioniert. Ob immer weiter gehendes Wachstum in einer begrenzten Welt mit begrenzten Ressourcen wirklich der heilige Gral der Ökonomen ist, werden wir vermutlich in den nächsten Jahrzehnten erfahren. Gott sei Dank bin ich mit der Gnade der frühen Geburt gesegnet.

Die Verehrung des Wachstums hat auch vor dem Amateurfunk nicht Halt gemacht. Mehr Funker, mehr Clubmitglieder mussten her, sonst würden wir aussterben, hiess es. Und so wurden die Eintrittshürden laufend gesenkt. Zuerst kappte man das Morsen, dann wurden die Prüfungen so gestaltet, dass man die Fragen auswendig lernen konnte, ohne die Materie begriffen zu haben. Wer will schon in seiner Freizeit für ein Hobby büffeln. Am besten wäre es, man könnte die Lizenz kaufen, wie all die anderen Goodies unserer überdrehten Gesellschaft. Wie wäre es mit einer neuen Lizenzklasse, bei der nur geprüft wird, ob man laut genug „Five Nine“ brüllen, den Transceiver gemäss Clustermeldungen einstellen und über Funk an seine Grossmutter mailen kann? Es soll ja schon Amateure geben (Banausen wäre wohl treffender), die sich ihre Funkstation einrichten lassen, inklusive Einweisung durch den Erbauer.

Doch Wachstum ist kein Qualitätsmerkmal. Das merkt man auf den Bändern. Wir brauchen nicht mehr Funker, wir brauchen in erster Linie solche die

-         gut ausgebildet sind.

-         bereit und in der Lage sind, sich dauernd weiter zu bilden.

-         eine einwandfreie Betriebstechnik pflegen.

-         sich für den Amateurfunk und dessen Zukunft engagieren.

-         zu einer guten Reputation des Amateurfunkdienstes beitragen.

Nur so wird unser Hobby nicht aussterben. Und nur so werden unsere nationalen Verbände und die IARU in der Lage sein, wirksame Lobbyarbeit zu leisten. Dass wir eine solche brauchen, steht für mich ausser Zweifel. Hätte der Amateurfunk in seiner Geburtsstunde in den USA keine Lobby gehabt, er wäre im Kongress gebodigt worden. Ansätze dazu, von Seiten der Marine, gab es damals genug. Auch heute noch ist der ARRL ein überzeugendes Beispiel, was gutes Lobbying bewirken kann. Auch ein kleiner Verband wie die USKA sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

73 de Anton

Bild: Verblüffender Blick ins Innere einer λ/2-Antenne für das 11m/10m Band. Eine Spule mit Abgriff, sonst nichts. Wo ist der Kondensator?

Eine Traumkur für den CG-5000

Also ich weiss nicht wie es euch geht, aber ich löse meine Probleme häufig im Schlaf :-)

Wenn ich nicht einschlafen kann, oder am Morgen zwischen Traum und Wirklichkeit, gehen mir die Dinge des Tages durch den Kopf. Natürlich nicht nur die Funktechnischen.

So benutze ich seit Jahren einen CG-5000 als Tuner für meine Lazy-L. Das ist meine Drahtantenne für die KW-Bänder und für Langwelle und hoffentlich bald auch für die Mittelwelle. Vom Automatiktuner im äussersten Eck des Gartens gehts es 12m hoch zu einer Mastspitze, wo sich der Antennendraht den Abspannpunkt mit einer Schweizerfahne teilen muss. Dann gehts horizontal auf derselben Höhe weiter, zuerst zum Hausdach und dann, ca. 30° abgeknickt, zu einem ebenfalls 12m hohen Fiberglasmast. Der ganze Horizontalteil ist  über 40m lang, die gesammte Antennenlänge beträgt demnach mehr als 52m. Deutlich mehr als λ/4 für 160m.

Doch zurück zum CG-5000, dessen Produktion offenbar eingestellt wurde. Erhältlich ist ja offenbar nur noch sein kleiner Bruder, der CG-3000. Der 5000er hat eine Macke (1), (2). Im unteren Teil des 160m Bandes, bei mir unterhalb 1930 kHz, schaltet er in den “Dauerlauf” und kann nicht mehr abstimmen. Ein Designfehler, von dem auch andere berichten. Eine Lösung habe ich bisher nicht gefunden. Bis jetzt.

Die habe ich zwar immer noch nicht, dafür ist mir “im Schlaf” ein Trick zugeflogen, wie ich den CG-5000 mit meinem Draht trotzdem im unteren Teil des 160m Bandes benutzen kann. Er ist so simpel, dass ich mich frage, wieso ich das bisher übersehen konnte:

Ich verkürze die Antenne mit einem Seriekondensator auf λ/4 und schwupps ist sie auf 1830 kHz resonant. Der Tuner ist dann mit dem SWR zufrieden, und verzichtet auf das Zuschalten von L’s und C’s.

Die Kapazität des Seriekondensators war schnell ermittelt: Ein Drehko wurde eingeschlauft, auf bestes SWR abgestimmt und dann ausgemessen. Es waren exakt 248pF. In meiner Schuhschachtel mit den russischen Türknopf-Kondensatoren habe ich sogar die richtige Kombination gefunden. Das Teil hält auch den Strom aus meiner Endstufe aus und ich bin endlich in CW auf 160m QRV. Die Bandbreite ist akzeptabel und zwischen 1810 und 1860 macht der CG-5000 keinen Mucks. Er hockt still in seiner Gartenecke.

Die Zuschaltung dieses Traumteils erfolgt manuell mit Bananensteckern, aber auf den Bändern von 40 bis 10m und im oberen Teil des 80m Bandes kann ich den Kondensator in der Antenne lassen. Der Tuner stimmt ihn spielend weg.

73 de Anton

Bild: Ein weiteres Traumteil, eine Mikrowellenschleuder. Sie liefert Testsignale bis über 10 GHz von einem Generator, der nur bis 1 GHz geht.

Verliert der USKA-Vorstand die Nerven?

Hans-Jörg Spring, HB9ANF und ein Mann mit Geschichte, scheint mit seiner Seite Amateurfunk.ch  wie ein Stachel im Fleisch der USKA zu wirken. Zu diesem Schluss muss man fast zwangsläufig kommen, wenn man diesen hoch emotionalen Artikel auf der Homepage unseres Clubs liest. Da fragt sich der geneigte Leser, was da los ist. Ob es wirklich nur darum geht, dass sich hier ein Kursleiter freut oder ärgert? Oder ist er einfach emotionslos neutral wie uns der Artikel glauben lassen möchte?

Googelt man nach dem lieben Hans-Jörg im Zusammenhang mit der USKA, fällt jedoch der Groschen: Da ist schon seit längerer Zeit Feuer im Dach (1), (2), (3)

Dass sich der USKA Vorstand aber derat provozieren lässt, erstaunt mich. Die Truppe scheint schwache Nerven zu haben. Da werde ich doch ein bisschen nachdenklich.

Der besagte Artikel ist übrigens von der Seite Amateurfunk.ch verschwunden. Ein Archiv für ältere Artikel ist nicht aufrufbar und Kommentare lässt HB9ANF sowieso nicht zu. Das ist praktisch und erspart die bei Schweizer “Qualitätsjournalisten” beliebte Zensur. Dass er sich dazu zählt, ist offensichtlich. Schon der Anspruch, mit den paar Zeilen ein Schweizer Internetmagazin zu sein, lässt tief blicken.

Was die Seite Amateurfunk.ch wirklich ist, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht eine Art Blog? Blogs gibts ja zuhauf, darunter auch solche Exoten wie Profilierungsneurose-Blogs, Rache-Blogs, Möchtegern-Blogs. Doch das will ich dem lieben Hansjörg nicht unterstellen. Ich denke, er macht einfach Reklame für die Filmli, die er verkauft.

73 de Anton

Gedanken zum neusten HBradio

Das neue HBradio ist so schön wie noch nie. Es glänzt in allen Farben und brilliert mit interessanten Beiträgen. Erstaunlich für einen kleinen Verein und zweifellos das Verdienst des engagierten Redaktors Willy, HB9AHL.

Gleich zu Beginn der neuen Zweimonats-Publikation der USKA (Union Schweizerischer Kurzwellenamateure) findet man den Bericht des Altmeisters Albi, HB9TU, über die Senderöhre 811 und ihre Nachfolgerinnen. Darin erzählt er uns mit profunder Sachkenntnis die Entwicklungsgeschichte dieses „Dauerbrenners“. Am Ende warnt Albi vor den Chinaröhren und empfiehlt nur Svetlana-Produkte einzusetzen. Doch allem Chinaschrott zum Trotz: Nicht jeder macht schlechte Erfahrungen mit PA-Röhren des Typs 811A und 572B aus der Röhrenfabrik SHUGUANG. Mein Quartett 572B funktioniert nach Jahren immer noch einwandfrei, obschon ich sie nicht gerade sorgfältig behandle. Und auch die drei Ersatzsets, die im Keller auf ihren Einsatz warten, haben den Einbrenntest bestens bestanden. Alle wurden übrigens bei qMall auf Ebay geordert.

Meines Erachtens ist eher mit der 572B von Svetlana Vorsicht geboten. Sie soll in ihren Spezifikationen nicht der ursprünglichen 572B entsprechen und deshalb in manchen Linearverstärkern Probleme verursachen (1) (2) (3). Svetlana produziert übrigens die 572B schon seit Jahren nicht mehr. RFparts hat den Restposten aufgekauft und vertreibt nun die letzten Exemplare.

Auch Shuguang soll die Produktion eingestellt haben und die Röhren auf dem Markt seien alle NOS (New Old Stock), erfährt man in den Tiefen des Internets.

Immerhin lassen sich diese Röhren, im Gegensatz zur 3-500, sehr lange lagern. Bedingung ist natürlich, dass man sie nach Jahren der Lagerung vorsichtig wieder einbrennt und nicht gleich mit voller Hochspannung belastet.

Doch zurück zum HBradio:

An zweiter Stelle liest man die französische Version des Artikels über WINLINK. Von der technischen Seite ein interessanter Bericht. Ich bin allerdings kein Freund dieser Spielart und sehe nicht ein, wieso wir Emails an Hinz und Kunz über Kurzwelle versenden sollten, wenn wir doch praktisch überall einen Internetanschluss oder mindestens ein WLAN zur Verfügung haben oder diese i-Dinger überall mitschleppen. Es kann doch nicht die Aufgabe des Amateurfunks sein, Lücken im Netz der Telekommanbieter zu schliessen oder “armen” Funkern das Internt zu sponsern. Selbstverständlich sehe ich den Nutzen dieses Netzwerks für Funkamateure ein, die die Weltmeere mit ihren Segelschiffen befahren. Allerdings ist mir aufgefallen, dass viele Segler nur eine Funkamateur-Prüfung absolvieren um in den Genuss einer Gratis-Internetverbindung zu kommen. So wird in einschlägigen Foren darüber diskutiert, in welchem Land man mit dem kleinsten Aufwand zu einer Lizenz kommen kann. Ob da kein Drittverkehr stattfindet oder Emails mit kommerziellem Charakter laufen, kann niemand kontrollieren. Und damit OM Waldheini in seinem Wohnwagen in Südfrankreich die WLAN-Gebüren sparen kann, dafür sind die Amateurfrequenzen wohl kaum gedacht. Erstaunlich, dass dies vom BAKOM toleriert wird. Bei meinem kürzlichen Ferien-Aufenthalt in Dänemark habe ich einen USB-Stick von Telenor gemietet und hatte damit aus der hintersten Ecke immer hurtiges Internet auf dem Schlepptop. Als ich davon einem Exponenten des WINLINK Netzes erzählte, war die Antwort: Es gäbe bei Bern im Wald eine Stelle, an der kein Handyempfang möglich sei und auch in Amerika seien ganze Landstriche nicht mit Internet versorgt. Ja, ja, dazu braucht es sage und schreibe vier solcher “Küstenfunkstationen” im Binnenland Schweiz – köstlich! Auf mein Nachbohren meinte er: Ich würde halt nicht verstehen, um was es ginge. Vielleicht hat er Recht. Vielleicht geht es bei der ganzen Chose tatsächlich um etwas ganz anderes als um Amateurfunk. Eine weitere Diskussion verweigerte er mir dann mit dem Argument: “Du bist nicht normal.” Vielleicht hat er auch da Recht, hi, obschon so ein Ausweichen auf die persönliche Ebene eher auf einen Argumentationsnotstand hindeutet.

Apropos: Wer eine Yacht vermag, kann  sicher auch Sailmail bezahlen. Das gibts übrigens nicht nur über Satellit, sondern auch via Kurzwelle, konsequenterweise ausserhalb der Afubänder. Interessantes Detail: Sailmail wurde von einem Funkamateur gegründet.

Natürlich wird jetzt auch bei Winlink die Karte von der „grossen Krise“ gespielt, in der dann die öffentlichen Kommunikationsnetze zusammenbrechen. In diesem Fall würde der Amateurfunk die Welt retten. Und damit sind wir beim nächsten, etwas düsteren Thema gelandet:

Erstaunlich, wie viele Schwarzseher es unter den Funkamateuren gibt. Auch Paul, HB9ZV, malt in seinem Artikel „Amateurfunk in Bedrängnis“ ein ziemlich düsteres Bild und fordert von der USKA, politisches Lobbying zu betreiben. Ansonsten würden der Amateurfunkdienst in der Schweiz durch immer schärfere Vorschriften bezüglich EMV und Antennenbau erdrosselt.

Das sei gefährlich für die Schweiz, meint Paul, da das Land einerseits Kurz- und Mittelwellenfrei sei, nachdem man die entsprechenden Sender abgeschaltet habe und andererseits das dienstübergreifende Netz Polycom in schwierigen Situationen versagen würde. Die Kommunikation nach aussen und im Innern könne so im Krisenfall nicht gewährleistet werden.

Vermutlich liegt er leider richtig. Die Abschaltung unserer Kurz- und Mittelwellensender und die Verschrottung der Anlagen war ein Kurzschluss. Wir habe ihn vor allem dem Träumer und Europhilen Moritz Leuenberger zu verdanken, wie übrigens auch das idiotische Glühlampenverbot. Kaum war er aus dem Bundesrat ausgeschieden, sass er übrigens schon im Verwaltungsrat des Baukonzerns Implenia, dessen „Kunde“ er vorher gewissermassen von Amtes wegen war (Tunnelbau). Die typische Karriere eines Cüpli-Sozis :-) Fehlt nur noch ein Verwaltungsratsmandat bei einem Sparlampenhersteller.

Auch wenn man nicht zu den Schwarzsehern gehört: Die lange Zeit des Friedens und Wohlstands in Europa hat viele Zeitgenossen zu der Annahme verleitet, das es auch in Zukunft so sein werde. Man kann sich keine anderen Szenarien mehr vorstellen, auch wenn sie quasi vor unserer Haustür stattfinden. Dabei ist diese goldene Zeit, die wir seit dem zweiten Weltkrieg erleben durften, eher eine Ausnahme in den weiten Hallen der Geschichte. Wer die gegenwärtige Entwicklung auf der Weltbühne kritisch hinterfragt, kommt unschwer zum Schluss, dass da noch andere Zeiten auf uns warten.

Doch das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Wenn man eines Tages in aller Hast wieder Mittel- und Kurzwellensender errichten möchte, damit unsere Stimme im Ausland gehört wird,  wird vielleicht niemand mehr zuhören können. Die Auslandschweizer werden in die toten Bildschirme ihrer Computer starren und nicht mehr wissen, wo sie zum letzten Mal ein Kurzwellenradio gesehen haben.

Was Polycom betrifft, so kenne ich es aus meiner Berufstätigkeit. Es ist ein typisches Schönwettersystem und für die Benutzer eine Blackbox. Wenn alles drunter und drüber geht, wird man verzweifelt nach alten Handfunken suchen.

Ob man sich dann des Amateurfunks erinnern wird? Ob dann die paar übriggebliebenen alten Knacker mit ihren seltsamen Kisten gross helfen können, daran zweifle ich.

Doch eines scheint mir sicher und es ist irgendwie tröstlich: NIS und Bauvorschriften werden dann kaum mehr interessieren. Denn das sind typische Luxus-Erscheinungen, geboren in einer “überdrehten” und „verdichteten“ Gesellschaft.

Geniesst den schön-nassen Herbst und vergesst nicht: Es soll angeblich ein Leben vor dem Tod geben.

73 de Anton

Aus dem ICOM IC-756 Pro3 wird ein heisser LW/MW Empfänger

Die meisten Transceiver sind im Mittel- und Langwellenbereich unter etwa 1.6 MHz nicht besonders empfindlich. Das liegt nicht in ihrer “Natur”, sie werden von den Herstellern extra gedämpft. Sie wollen damit vermeiden, dass nahe Mittelwellensender den Empfänger zustopfen. Meistens wird zu diesem Zweck ein Dämpfungsglied in den Empfangszweig geschaltet. Auch bei meinem ICOM-756 Pro3 bin ich fündig geworden. Dort ist ein Dämpfungsglied in Π-Konfiguration dem Tiefpassfilter für Mittel- und Langwelle vorgeschaltet. Zwei Shunt-Widerstände von 100 Ohm gegen Masse, ein 68 Öhmer im Längszweig. Das ergibt eine Dämpfung von knapp 10dB.

Man braucht nicht das ganze Dämpfungsglied auszuräumen. Das ist auch nicht zu empfehlen, denn über die beiden 100 Ohm Widerstände fliesst Schaltstrom für die Dioden des Filters. Es genügt, wenn man den Seriewiderstand überbrückt. Am elegantesten durch einen SMD Nullohmwiderstand.

Leider ist das beim Pro3 nicht so einfach. Über dem RF-B Unit, auf dem sich dieser Widerstand befindet, sitzen das BPF-A Board und das Preamp Board.

Diese sind nicht etwa gesteckt, wie man annehmen möchte, sondern fest mit dem RF-B Unit verlötet. Der 68 Ohm Widerstand R802 sitzt dabei an der Grenze zwischen den beiden aufgepflanzten Boards. Um an R802 zu kommen muss also eine der beiden Platinen ausgelötet werden.

Ich habe mich für das BPF-A Board entschieden. Mit einer guten Sauglitze werden die vier (4!) Verbinder entzinnt. Das Board kann dann problemlos entfernt werden:

Nun hat man Zugriff auf R802:

Ersetzt man diesen Widerstand durch einen Nullohm oder schliesst ihn auf andere Weise kurz, so erwacht der Pro3 auf Mittel und Langwelle zu neuem Leben. Besonders dem neuen Mittelwellenband tut die verbesserte Empfindlichkeit gut – auch bei abgestimmter Antenne. Sie entspricht jetzt fast der Empfindlichkeit im 160m Band. Ein Signal von 50uV ergibt nun einen S-Meter Ausschlag zwischen 8 und 9. Ohne Vorvertärker notabene , denn dieser lässt sich unter 1.6 MHz nicht zuschalten.

Diese Modifikation ist nur dann zu empfehlen, wenn sich kein starker Mittel- oder Langwellensender in unmittelbarer Nähe befindet.

Hier findet ihr das Service-Manual für den Pro3

73 de Anton

Bändpläne wie Salami

Wie überall tummeln sich auch unter den Radioamateuren die unterschiedlichsten Typen. Neuland wird zuerst von den Forschern &Entdeckern betreten. In unserem Fall geht es dabei um neue Technologien, Betriebarten und Frequenzen. Nach und nach wird dann das Neuland besiedelt und schliesslich treten die Organisatoren auf den Plan, damit ein vernünftiges Zusammenleben unter den anschwellenden Massen möglich ist. Bei uns Funkamateuren entstehen dann Regeln, Normen und Bandpläne. Später kommen dann die Verwalter, gefolgt von den Bewahrern und schliesslich den Nostalgikern.

Doch manchmal sind die Organisatoren ungeduldig. Noch darf in Europa ausser den Deutschen niemand das neue Mittelwellenband bei 630m benutzen und schon wird in den einschlägigen Foren darüber diskutiert, wie es aufgeteilt werden soll. Am liebsten in klitzekleine Scheibchen, für jeden Pippifax eine Frequenz, wie zum Beispiel im 2m Band.

Doch die Organisatoren scheinen in diesem Fall etwas verwirrt zu sein. Die sieben Kilohertz des neuen Bandes sollen nicht nur in kleinste Salamischeibchen geschnitten werden, bevor es überhaupt „bevölkert“ wird, auch Bakensender will man noch rein quetschen.

Dabei hat es gerade von denen mehr als genug. Denn wir werden den Frequenzbereich zwischen 472 und 479 kHz mit Flugfunkbaken, sogenannten NDB’s teilen müssen (Non Directional Beacons).

Die wichtigsten Funkfeuer dort sind BIA in Polen auf 474 kHz (KO10bc), RP in der Slowakei auf 477 kHz (JN88nl) und VIB in Italien auf 480 kHz (JN62ak). Sie sind jede Nacht bei uns hörbar. Doch die „Kanalisation“ beträgt im Bakenband 1kHz und so findet man bei guten Bedingungen auch zwischen diesen Frequenzen die typischen Signale aus zwei oder drei Buchstaben in langsamem Morsecode.

Leider senden die NDB’s nicht wie wir in reinem CW sondern in „tönender Telegraphie“, d.h. die Signale sind amplitudenmoduliert. Über die benutzten Modulationsfrequenzen findet man in der Regel keine Angaben und es gibt offenbar auch keine Norm. Doch scheinen Modulationsfrequenzen bei 400 und 1000 Hz zu dominieren.

Jede NDB besetzt also drei Frequenzen: die Trägerfrequenz plus zwei Seitenbänder.

Wer über das zukünftige Band dreht, bekommt daher einen gemischten Wellensalat zu hören. Allerdings nur mit einer angepassten Antenne oder einer Aktivantenne. KW-Amateurfunkantennen sind in der Regel auf 472-479khz so schlecht angepasst, dass man damit nur die stärksten Signale hören kann.

Auch über die Sendeleistung der NDB’s findet man kaum Angaben. Geschweige denn über EIRP. Von einigen 10W bis in den Kilowattbereich ist alles unterwegs. Trotzdem sind diese Baken nicht nur lästig, sie sind bei systematischer Beobachtung auch verlässliche Ausbreitungsindikatoren.

Natürlich werden sie heutzutage kaum mehr benutzt und haben mehr Backup-Charakter. Denn erstens gibt es noch die sogenannten VOR, die UKW Drehfunkfeuer und zweitens das GPS. Doch letzteres kann unversehens ausfallen. Zum Beispiel wenn Krieg ausbricht und es ausgeschaltet oder gestört wird. So wird auch verständlich, wieso gerade Staaten aus dem nahen Osten, Russland und China gegen einen Amateurfunkdienst im Bakenbereich des Flugfunks votierten. Im Notfall sollen die Flieger wieder ihre alten Peiler einschalten können.

Doch zurück zu den Plänen der Organisatoren. Am Anfang dürfte auch auf Mittelwelle ein Gentleman Agreement genügen, wie das auch auf Langwelle der Fall ist. Erst wenn man sieht, wer sich wie dort tummelt, kann man dann vielleicht ans organisieren denken.

73 de Anton

Bild: “Der Fremdkondensator”, eine Vorschau auf das nächste Thema in diesem Blog: Wie mache ich meinen Transceiver heiss für die Mittelwelle.