Gebannt hockt das Kaninchen der OM vor dem Bau Prospekt und studiert die Daten. Was für tolle Intermodulationswerte, Roofingfilter sei Dank. Mit diesem Transceiver kann man sicher das Gras wachsen hören – auch noch im tollsten Contest-Gewühle.
Zurzeit dreht sich bei den Amateurfunkgeräten alles um einige wenige Messwerte. Die Rangliste von Sherwood kennt ihr ja schon, sie ist nach dem Dynamikumfang bei 2 kHz Abstand geordnet. Der KX3 von Elecraft sitzt zur Zeit in der Poleposition, gefolgt von den bekannten SDR-Geräten.
Dass noch andere Werte bei Transceivern eine wichtige Rolle spielen, erfährt der OM jedoch nicht von Sherwood oder aus den Messwerten von Testberichten. Wie auch! Oft geht es um nicht messbare Dinge:
Die Bedienung geht einem gegen den Strich, der Menü-Salat ist ungeniessbar und braucht auch nach dem hundersten Mal noch das Handbuch. Oder das Gerät macht optisch nichts her, das S-Meter ist ein Tamagotchi und die Knöpfe sind für Elfenhände gemacht und nicht für Wurtsfinger wie die meinen.
Doch das Schlimmste ist, wenn die Kiste trotz beeindruckenden Messwerten einfach nicht gut tönen will. Die NF klingt spitz und vom vielen Rauschen wird einem nach einer halben Stunde schlecht.
Jetzt übertreibt er mal wieder, werdet ihr denken. Zugegeben, das alles ist Geschmackssache. Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Aber es gibt da noch ein paar andere Dinge, die man auch messen kann und die mir wichtig scheinen.
Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass sich in Foren Besitzer von Yaesus FT-950 über eine schlechte Audio beklagen. Geschmackssache, werdet ihr sagen. Doch dem ist keineswegs so. Schaut man sich den Testbericht der ARRL im QST an, so fällt auf, dass der Audiofrequenzgang dieses Gerätes bei USB mit 144-1707 Hz und bei LSB von 146 – 1742 gemessen wurde (-6dB Punkte). Wahrlich ein himmeltrauriger Audiofrequenzgang. Wenn diese Kiste nicht dumpf klingt, fress ich einen Balun. Zum Vergleich: der IC-7410, auch im QST getestet, hat bei USB 197 – 2770 Hz und bei LSB 200 – 2770 Hz. Wetten, dass die Audio dieses Gerätes angenehmer ist?
Doch zurück zum hoch bejubelten KX3. Auch da ist nicht alles Gold was glänzt. Aufgrund des Prinzips (direkter SDR) liegt nämlich die Seitenbandunterdrückung bei Empfang nur in der Gegend von 50 bis 60 dB. Mehr liegt mit heutiger (SW-) Technik nicht drin. Was nützt mir dann ein intermodulationsfreier Dynamikbereich von über 100 dB, wenn ich die Spiegelfrequenz eines CW-Signals wegen mangelhafter Seitenbandunterdrückung höre? Oder als Beispiel: Ich fahre QSO auf 7010.5 und höre eine starke CW Station, die zufällig auf 7009.5 sendet.
Elecraft meint übrigens, man solle in diesem Fall, der sowieso “unwahrscheinlich” sei, einfach auf CW REV schalten. Und ausserdem sei es viel schlimmer, wenn das Band wegen mangelnder Dynamik durch Phantomsignale zugemüllt werde.
Ja, ich weiss, man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Aber das nützt mir nichts, wenn die Birne den Apfel stört.
Wie dem auch sei, ich werde das in den nächsten Wochen in der Praxis testen können – mein KX3 ist nämlich unterwegs :-)
Vermutlich spielt es für mich als Nicht-Contester keine Rolle und im praktischen Betrieb werde ich auch den aussergewöhnlich guten Dybamikbereich kaum auskosten können.
Aber wehe, die Audio ist schlecht…… ;-)
73 de Anton
Bild: Diese Treppe hat 112 dB, ich habe heute nachgemessen.