Tagesarchiv: 24. September 2012

KX3 – Auf den zweiten Blick

Das Konzept des KX3 ist m.E. wegweisend und ist sicher eine Herausforderung für die Konkurrenz. Trotzdem ist, bei aller Begeisterung, nicht alles Gold was glänzt.

Der OM, der heute einen KX3 kauft, sei es als Fertiggerät oder Kit, sollte sich bewusst sein, dass er ein Produkt ersteht, das noch nicht fertig entwickelt ist. Im Prinzip nimmt er an einem grossen Feldversuch teil. Darin unterscheidet sich die Marktstrategie von Elecraft gegenüber den anderen Herstellern: Das Gerät wird erst beim Kunden fertig entwickelt.

Natürlich werfen auch die anderen Hersteller Geräte auf den Markt, die nicht perfekt sind. Allerdings nicht in dem Ausmass wie Elecraft.

Als Gegenleistung bekommt man beim KX-3 jedezeit ein kostenloses Update. Wenn nach einer bestimmten Zeit das Teil fertig entwickelt und die Fehler ausgemerzt sind, ist man auf dem neusten Stand.

Die Entwickler von Elecraft sind in den wichtigsten Foren präsent und interagieren intensiv mit den Kunden, im Gegensatz zu den eher verschlossenen Japanern. Bei Elecraft würde es m.E. nicht vorkommen, dass ein QRP-Transceiver noch nach zehn Jahren nicht mit einem Sprachkompressor nachgerüstet wird, um ein Beispiel zu nennen.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Der KX3 weisst nicht nur z.T. gravierende Mängel auf, es sind auch einige der versprochenen Features bisher nicht realisiert worden. Und ob dann schliesslich alles “reinpasst” ist fraglich.

Persönlich stören mich zurzeit folgende Schwachstellen am meisten:

1. Der NB. Ich hatte ihn zu früh gelobt. Zwar “putzt” er meine Weidezäume weg, von denen ich umzingelt bin, doch vernünftig hören lässt sich damit nicht. Die Signale werden stark verzerrt und splattern übers Band. Im jetzigen Zustand ist der NB deshalb unbrauchbar.

2. Die NR. Der Noise ist zwar weg, die Verständlichkeit aber auch. Unbrauchbar.

3. Talkpower. Im Vergleich zu meinen anderen Geräten hat das Teil bei 10W SSB weniger Talkpower (3 bis 6 dB weniger) auch bei voll aufgedrehtem Mik-Gain (40) und Kompression bei 20. Bitte nicht verwechseln mit dem PEP, die Spitzenleistung ist in Ordnung. Bei einem QRP-Gerät ist das wesentlich!

4. Das S-Meter zeigt bei 50μV und ausgeschaltetem Vorverstärker nur S6 an. Leider habe ich bisher dafür keine Einstellmöglichkeit gefunden.

5. Das Öffnen und Schliessen des Gehäuses ist heikel. Viele Zyklen wird dieser Vorgang nicht erleben. Keine gute mechanische Lösung und leider nicht per SW korrigierbar :-(

Soweit die negativen Punkte aus meiner Sicht. Die meisten davon werden sicher im Verlaufe der nächsten Monate korrigiert werden. Das Update via mitgeliefertem USB-Kabel ist übrigens problemlos. Software auf den PC laden. KX3 anschliessen, COM-Port wählen und ab geht die Post. Das Programm beinhaltet auch ein praktisches Terminal für CW, RTTY und PSK31.

Was die Seitenbadunterdrückung anbelangt, so haben sich meine Bedenken zerstreut. Ich habe das Gerät nach Anleitung nachkalibriert und über 60dB erreicht. Im praktischen Betrieb scheint mir das mehr als genug zu sein.

73 de Anton

Bild: Antennen der Olympic Octopus, im Trockendock bei Frederikshavn, DK.