Archiv der Kategorie: Spielarten

Kaufen und Verkaufen

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Der Flohmarkt in Friedrichshafen: Gerade ist dem mampfenden Hobbyverkäufer ein Teil seines Sandwichs in den dreckstarrenden Schrott gefallen. Er pickt sich die Salami von seinem zerkratzten Gerät und wischt den Rest mit einer lässigen Handbewegung zur Seite. Der 2m Transceiver ist aus den Siebzigern, quarzbestückt und ohne nichts, und der OM will nicht weniger als 300 Euronen für das Teil. Gleichviel wie die Jahre zuvor. Aber vielleicht klappt es ja diesmal, denkt er und spült das Sandwich mit einem Bier runter. Wenn nicht, wird er sein bestes Stück wieder für ein Jahr einlagern. „As it is“, jetzt zusätzlich mit Fettflecken angereichert.

Drüben auf der anderen Seite verkauft einer aus dem Osten auf seinem Wühltisch den Restbestand der roten Armee. Vermutlich irgendwo vom Lastwagen gefallen. Gleich daneben gibt’s den vorletzten Computerschrott. Vielleicht wär’s mal interessant zu sehen, was man noch auf den alten Festplatten findet?

Diesen Sommer werde ich den Flohmarkt wohl nicht mehr besuchen. Ich kann mich nicht an ein Teil erinnern, das ich dort gekauft und anschliessend zu Hause gebraucht habe. Schlimmer war nur Conrad’s Schwitzkasten. Vom Herdentrieb angesteckt, durch die Schleuse gezwängt, im Druck vermeintliche Schnäppchen eingepackt, am nächsten Samstag bereits entsorgt.

Trotzdem werde ich wieder nach Friedrichshafen fahren. Vielleicht werde ich mir diesmal einen Vortrag reinziehen, wenn ich von den ewig gleichen neuen Icowood und Yesusgeräten genug habe. Dumm nur: ich schlafe bei Vorträgen regelmässig ein.

Aber ich wollte eigentlich heute das Pendant zu meinen Verkaufstipps geben: nämlich Kauftipps.

Zurzeit wird der Markt mit Gebrauchtem überschwemmt. Trotzdem lohnt es sich noch zuzuwarten. Denn die Alterspyramide der Funkamateure steht Kopf. So tragisch es ist: Viele werden in den nächsten Jahren wegsterben und ihre Gerätesammlungen werden den Markt aufmischen. Da warten massenweise Perlen auf die …nein das schreibe ich jetzt nicht.

Von Lebenden zu kaufen scheint mir das grössere Risiko. Man wird nämlich regelmässig beschissen. Das fabrikneue Gerät hat schon ein Jahr und ein Dutzend SOTA‘s auf dem Buckel, der eingebaute Antennentuner, den der OM angeblich noch nie benutzt hat, findet keine Anpassung, und die „getestete“ Röhre ist eine lahme Funzel.

Und hier nun meine Tipps für den geneigten Käufer:

-         Wenn du in deinem Shack nur eine Werkzeugkiste und ein Multimeter hast: Kaufe lieber ein neues Gerät beim Händler deines Vertrauens. Möglichst bei einem mit einer Werkstatt, der auch reparieren kann und nicht deinen überzahlten Transceiver wegen jedem Pipifax nach Japan schicken muss.

-         Wenn schon alt, dann nicht älter als fünf Jahre. Dann ist das Teil noch unten in der Badewanne. Alle Elektronik durchläuft nämlich eine so genannte Badewannenkurve. Notabene je heisser, je schneller. Die meisten Fehler treten am Anfang und am Schluss des Lebens auf, genau wie bei den Menschen. Dazwischen ist meist Ruhe im Karton.

-         Ältere Geräte haben teure Quarzfilter in den Zwischenfrequenzen. Wenn du die optionalen Filter noch nachbestücken möchtest, kann das ins Geld gehen. Da sind einige Hundert Euronen schnell weg, sofern du die Filter überhaupt noch finden kannst. Einen „leeren“ IC-765 mit allen Filtern auszurüsten kann dich einen Tausender kosten. Aber es gibt noch Schlimmeres: bei einigen Altgeräten waren Noiseblanker etc. nur als Option erhältlich und sind heute nicht mehr aufzutreiben. Auch 23cm Units zu älteren UKW-Multibandern sind nur noch zu Piratenpreisen zu haben sind – wenn überhaupt. Kaum erhältlich sind übrigens auch die Zusatz-Filter und andere Optionen zu den beliebten JRC Receivern. Meist fehlen die CW Filter, da die SWL’s damit hauptsächlich AM und SSB hörten.

-         Für ältere Geräte gibt es keine Ersatzteile mehr. Das betrifft insbesondere spezielle integrierte Schaltungen und Digitalanzeigen. Andererseits sind für die wesentlich älteren Röhrenkisten noch problemlos Komponenten aufzutreiben, bzw. substituierbar. Auch Röhren gibt es noch wie Sand am Meer. Diese Röhrengeräte sind zudem noch gut im heutigen Amateurfunkverkehr einsetzbar – vielleicht mit Ausnahme von Contesten. Aber Conteste sind sowieso nur etwas für beruflich Unterforderte, die sich zur Kompensation am Wochenende stressen müssen ;-) Also: Wenn schon alt, dann ganz alt. Dann hat das Gerät wenigsten Museumswert und kann das Auge erfreuen. Ausserdem war die Badewanne früher wesentlich länger.

73 de Anton

Das Verkaufsrezept

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Es gab eine Zeit, da wollte ich einen Shop für Funkamateure eröffnen. Nicht um Geld damit zu verdienen – dieses Geschäft ist brotlos – sondern aus Spass. Doch heute, nach einigen Verkaufsrunden in Zofingen, habe ich diese Schnapsidee längst begraben. Funkamateure sind schwierige Kunden.

Einen Tag lang kann man diese Sonderlinge noch ertragen und hat vielleicht sogar seinen Spass daran, doch die ganze Zeit? Typen, die jede halbe Stunde um den Stand herumschleichen und ohne jemals den Mund aufzumachen immer die gleichen Knöpfe am gleichen Gerät drehen. Wenn man sie anspricht, brabbeln sie unverständliches Zeug und ergreifen die Flucht. Ob die nur morsen und nicht sprechen können? Genauso wie die Sorte, die dir wortlos den angeschriebenen Betrag vor die Nase hält. Dabei würde ich notfalls auch in CW über den Preis diskutieren ;-)

Doch Sonderlinge trifft man auch unter den Verkäufern …und ich gebe es gerne zu: ich gehöre wohl auch zu ihnen. Auch auf der Auktionsplattform Ricardo. Vielleicht ist das der Grund, wieso ich dort bisher alles losgeworden bin, was ich loswerden wollte. Hier mein persönliches Ricardo/Ebay-Verkaufsrezept:

  1. Die Ware muss schön präsentiert werden. Ohne Foto hat man schon verloren, mit einem verschwommenen auch. Ein Bild aus einem Prospekt ist ebenfalls daneben. Der Kunde will das Gerät sehen, auf das er bietet. OM stelle sich eine Auktion bei Christie‘s vor, bei der die Gegenstände nur in einer Black Box präsentiert werden.
  2. Ein Startpreis von einem Franken zieht die Käufer an. Ein hoher Startpreis stösst sie ab. Keine Sorge: Der Markt wird den richtigen Preis finden. Ich habe auch schon einen Cadillac und einen Jaguar zu einem Franken angeboten, am Ende der Auktion lagen die erzielten Preise im Zielbereich. Wer für seinen alten Schrott Mondpreise will, kann genausogut Lottoscheine ausfüllen und seinen Gerümpel in die Tonne werfen. Wer für seine Uralt-Funke, die noch nicht museumsreife ist, bei 600 anfängt und gleich noch einen Fixpreis von 650 reinhängt, hat eine kognitive Dissonanz. Ein Fall, der übrigens nicht von der Krankenkasse übernommen wird.
  3. Die Beschreibung muss persönlich und genau sein. Prospekte abschreiben kann jeder. Gib deinem Inserat eine persönliche Note. Streiche die Vorzüge heraus, ohne eventuelle Mängel zu verschweigen. Sage, wieso du das Teil verkaufen willst.

Auf Dauer lohnt es sich, die drei K’s nie aus den Augen zu verlieren: Kundenzufriedenheit, Kommunikation und Kulanz gehen Hand in Hand. Etwas was man übrigens bei vielen Amateurfunk-Shops vermisst.

Viel Spass beim Kaufen und Verkaufen, Anton

Back to the Roots

Watkins-Johnson WJ8000

Heute Morgen glaubte ich, mich treffe ein Pferd. Schon wieder ist ein KX-3 zum Verkauf ausgeschrieben. Nicht etwa von einem Unbekannten, sondern von einem OM, den ich persönlich sehr schätze und der bisher dem KX3 die Stange gehalten hat, wenn ich über das Teil herzog.

Meiner ist ja auch weg, was ihr vielleicht nicht mitbekommen habt. Meine Beziehung mit ihm war wie ein One-Night-Stand. Ich glaubte kurze Zeit, ich sei verliebt, aber es war nichts als die berauschende Illusion einer Nacht.

Das Teil ist ja nicht schlecht, zwar schweineteuer, mechanisch ein Gelotter und noch nicht fertig entwickelt, aber voller Bells and Whistles, wie die Amis sagen – einfach Awesome.

Aber wenn keine Beziehung gedeihen will, ist es besser, man trennt sich. Als das Ding begann mich mit seinen vielen Tasten und Multi-Multi-Knöpfen anzuglotzen, immer auf ein Update wartend wie meine Katzen auf das Fressen, habe ich es verkauft.

Damit hat mein Vorrat an Backup-Geräten einen gefährlichen Tiefstand erreicht. Was ein echter Funkamateur sein will, und nicht nur ein Amateurfunker, hi, hat ja immer ein paar Kisten in der Hinterhand. Es könnte ja mal eine Katastrophe eintreten und alle Hersteller könnten schlagartig die Produktion einstellen.

Also werde ich mir wieder etwas zulegen – für alle Fälle und so. Aber mit der Auswahl wird es immer schwieriger. Einerseits sind da diese Listen, wie vom lieben Bob Sherwood – wer will schon ein Gerät unter “ferner liefen”. Andererseits ist da die begrenzte Spendierfähigkeit der Hobbykasse.

Aber da ist noch ein dritter Punkt: Meine Erinnerung. Zwar nicht mehr die Beste, dafür ist schon zuviel Weisswein durch den Speicher geflossen, aber doch noch klar genug, um zu erkennen, dass ich bisher nur sehr wenige Verkäufe wirklich bereut habe.

Wenn ich alle Geräte vor meinem geistigen Weisswein-Auge Revue passieren lasse – und das sind nicht wenige – so fallen mir spontan nur ein paar ein, deren Verkauf ich heute noch bereue.

Der IC-765, vollgeladen mit Filtern, zum Beispiel. Meines Erachtens das beste Gerät aller Zeiten. Oder die B-Line von Drake, oder der KWM2 von Collins oder der SE-222 der Schweizer Armee. Diesen Geräten fehlte all der Schnickschnack der heutigen Kisten mit ihren ach so tollen Laborwerten, aber das Funken mit ihnen hat Spass gemacht.

Natürlich möchte ich nicht wieder das Gebrodel im abendlichen Vierzigmeter-Band hören wie damals mit dem TS-520 oder Ft-757, darauf kann ich gut verzichten. Aber ich kann ebensogut auf viele Funktionen der heutigen Wunderkisten verzichten.

Back to the Roots, 73 de Anton

Bild: Empfänger Watkins-Johnson WJ-8888, den ich für die ersten Gehversuche auf Langwelle benutzt habe.

Win 8 – ein Schuss in den Ofen

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Nur Hardcore-Nostalgiker verzichten auf die Benutzung eines Computers, bezahlen ihre Rechnungen am Postschalter, glauben Ebay sei eine Bucht in Australien und schreiben Briefe auf Papier und Berichte mit einer alten Hermes.

Für die meisten von uns sind Computer zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden. Und uns Funkamateuren haben sie neue Kommunikationsmöglichkeiten erschlossen. Ein Shack ohne Bildschirm ist ein Unikum.

Für mich sind Computer nicht nur Werkzeuge, sie sind (leider) auch Verbrauchsmaterial. Ich verschleisse so alle ein bis zwei Jahre ein Notebook. Dieser Rhytmus hat sich seit den Zeiten des Commodore 64 immer mehr beschleunigt – tempus fugit. Da ist nicht nur der Datenbackup wichtig, man muss auch immer einen gewissen Hardware-Backup in petto halten.

Mein Neuster in dieser endlosen Reihe kommt aus dem „Ich bin doch nicht blöd“ – Laden und hat das blödeste Betriebssystem, das mir seit DOS über den Weg gelaufen ist: Windows 8.

Plötzlich soll ich meinen PC wie ein Handy bedienen und bekomme einen Kachelsalat vorgesetzt. Dabei habe ich doch eine Allergie gegen fettige Bildschirme.

Glücklicherweise kommt man auch bei Windows 8 mit einem Mausklick auf eine Desktop-Oberfläche. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich die lästigen Kacheln und die Zwischenschritte beim Starten und Herunterfahren wegbekomme ;-) Und ich muss darauf warten, bis endlich ein Druckertreiber für meinen Laserprinter zur Verfügung steht. „Kommt bald“, heisst es bei HP.

Gut, dass da noch einige Vorgänger rumstehen mit XP, Vista und Windows 7, alle zwar mit irgendeiner Macke, aber ich kann damit wenigstens drucken.

Windows 8 mag gut sein für Tablets, oder wenn man auf dem Computer nur spielt und sich in sozialen Netzwerken rumtreibt. Für PC’s ist diese Kachelgeschichte einfach noch nicht ausgereift und richtig durchdacht. Diese Version dürfte so rasch in Vergessenheit geraten wie das Windows ME und W2k. Die Profis werden wohl bei Windows 7 bleiben und auf Version 9 oder 10 warten.

Hier einige Programme, die für den geneigten Funkamateur nützlich sind und auf Win 7 und Win 8 funktionieren. Sie sind alle Freeware:

MMANA-GAL ein Programm zur Antennenanalyse.

Der neuste Yagi-Calculator von VK5DJ.

Der Mini-Ringkernrechner von DL5SWB, den man aber auch für Maxi-Ringkerne verwenden kann ;-)

Und schliesslich das bewährte Programm zum Filterdesign von AADE.

73 de Anton

Von Quickies und anderen Heldentaten

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Nachdem die erste Aufregung vorüber ist, ist es auf dem 630m Band ruhiger geworden. Wie bereits auf Langwelle senden viele Stationen nur noch im Bakenmodus in verschiedenen Betriebsarten (QRSS, WSPR, Opera, JST) und erfreuen sich an Hörberichten. Darunter ganz dicke Krokodile mit Monstersendern, die sich um die Lizenzbedingungen foutieren. Aber das ist keine Eigenart dieses Bandes, solche Spezis gibt’s auch auf KW und hierzulande zum Beispiel auch auf 50MHz.

Da spielt natürlich der Wettbewerbsgedanke mit. Jeder möchte der Erste sein, der möglichst weit weg auf einem Computerschirm erscheint. Dabei steht zurzeit die Überquerung des Atlantiks im Vordergrund. Aber einige OM haben sicher auch Australien und Neuseeland bereits im Kopf. Es ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis eine Erstverbindung in einer langsamen digitalen Betriebsart mit dem anderen Ende der Welt gemeldet wird.

Der Erste zu sein und damit in die Geschichte des Amateurfunks einzugehen, ist bei jeder Freigabe eines neuen Frequenzbereichs eine starke Motivation. Oft hört man dann von diesen Helden im weiteren Verlauf der Geschichte nichts mehr. Nach ihrem Quickie verschwinden sie, wie sie gekommen sind – als Eintagsfliegen. Was nach den ersten Tagen und Wochen bleibt, ist der Bodensatz. Das sind die Passionierten, die Ausdauernden, die von der Faszination der langen Wellen nicht lassen können. Man trifft sie immer wieder, auch nach Jahren.

Manchmal treiben die Experimente auf den neuen Bändern auch seltsame Blüten und sorgen für Zündstoff. Schon auf 136 kHz wurden Versuche in SSB gemacht. Dieses Experiment liess natürlich im 630m Band nicht lange auf sich warten und zurzeit wird in den einschlägigen Foren diskutiert, ob und wo man in einem zukünftigen Bandplan einen SSB-Kanal einrichten soll. Den Vogel schoss jedoch ein OM aus dem Land der Gentlemen ab. Er erfreute seine Funkkollegen mit Aussendungen in AM auf 475 kHz.

Tagsüber, wenn die Raumwelle durch die D-Schicht praktisch vollständig aufgefressen wird und nur die Bodenwelle wirksam ist, könnte ich mir auch hierzulande SSB-Betrieb vorstellen – in den obersten 3kHz des Bandes zum Beispiel. Wie sich die Bodenwelle in diesem Frequenzbereich in der Schweiz verhält, ist zwar vom ehemaligen Landessender Beromünster (531kHz) her bekannt, doch wir Amateurfunker werden mit 50 bis 60 dB weniger auskommen müssen. Wie sich das auswirkt, kann ich zurzeit noch nicht beurteilen. Dazu fehlen noch die Gegenstationen. Zwar habe ich ein paar Mal auch tagsüber QSX 3555 gerufen, doch ohne Resonanz. QSX in der Nacht hatte mehr Erfolg. Besonders bei den Franzosen, die wie immer die die letzten sind im Umzug und vermutlich noch längere Zeit auf die Freigabe des Bandes warten müssen. In Paris mahlen die Beamtenmühlen besonders langsam.

Was das lokale QRM angeht, scheint mir das 630m Band genauso anfällig wie das 160m Band zu sein. Doch das ist nur ein erster Eindruck und muss sich noch erhärten. Bei mir gibt es Zeiten praktisch ohne Störungen und Zeiten mit S6 bei 250Hz Bandbreite. Ich werde nächstens beim Nachbarn mit einer Flasche Wein und ein paar Ferritkernen vorbei schauen.

73 de Anton

Bild: Mein Holzsender, der sich bestens bewährt hat. Einen Design-Preis werde ich aber mit dem Teil kaum gewinnen ;-)

630m – Ein spannendes Band

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Auch die zwei letzten Tage waren wieder sehr interessant auf dem 630m Band. Sie brachten viele neue Stationen aus ganz Europa ins Log und natürlich auch manchen Hörbericht. Doch wo bleiben die Schweizer Stationen? Ausser mit HB9DFQ konnte ich bisher mit keiner HB9-Station ein QSO fahren. Zeit genug für die Vorbereitung gab es ja mehr als genug, war doch die Öffnung des Bandes vorauszusehen und wurde schon vor Monaten von der Webseite Amateurfunk.ch angekündigt. Im Gegensatz zur USKA, die bis zur Freigabe vornehm über das Thema schwieg. Auf meine diesbezügliche Anfrage im Frühling wurde ich wie ein Schulbube abgeputzt und meine Mail an den Verbindungsmann der USKA zum BAKOM Anfang Dezember blieb auch ohne Antwort. Die USKA hat sich in den letzten Jahren seltsam verändert. Von einigen OM höre ich sogar die Besorgnis, dass dieser Klub zu einem Sammelbecken von Profilierungsneurotikern verkommt. Das ist vielleicht nur eine kognitive Dissonanz, aber manchmal wünscht man sich mehr Fachkompetenz und Mitgliedernähe und weniger Vereinsmeierei. Im Gegensatz zur USKA war das BAKOM wesentlich auskunftsfreudiger, dazu nett und zuvorkommend, obschon jeder OM auf seine Anfrage betreffend 630m-Freigabe eine etwas unterschiedliche Antwort bekommen hat, wie aus verschiedenen mir vorliegenden Emails ersichtlich ist ;-)

Doch zurück zu den Schweizer Stationen: Es soll ja in unserem Land mehrere Tausend bestens ausgebildete Funker geben, wie mir versichert wurde. Liegt es am Unterschied zwischen Selbstgemacht und Selbstgekauft oder sind heute die Computerspielarten einfach populärer als die nostalgische Mittelwelle?

Dabei spielt doch jede halbwegs vernünftige 160m-Antenne auch auf 630m, wie Paul, HB9DFQ, bewiesen hat. Wenn’s ein Dipol ist, muss man sie lediglich als T-Antenne umkonfigurieren. Wenn man mit einem Monopol funkt, wird es noch einfacher. Am besten baut man sich dazu ein Variometer:

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Das ist eine Spule, die in einer anderen dreht, beide sind in Serie geschaltet. Ist der Wicklungssinn gleich, ist die Induktivität am höchsten, stehen sie gegensinnig, “subtrahieren” sich ihre Induktivitäten, etwas vereinfacht gesagt. Einen guten Überblick über die Problematik der Lang- und Mittelwellenantennen erhält man bei Rik, ON7YD. Rik hat übrigens auch eine Messbrücke für Mittelwellenantennen zu bieten. Aber auch viele Antennenanalysatoren decken diesen Bereich ab.

Doch eine Antenne für 630m bekommt man auch ohne ein solches Instrument hin. Wenn ich zum Beispiel mein LC-Messgerät von AADE direkt an meinen Draht anschliesse, erhalte ich 400pF Antennenkapazität. Gar nicht so schlecht, in Wirklichkeit liegt die Antennenkapazität bei 375 pF.  Auf jeden Fall ist diese Messung ausreichend als Startpunkt um ein Variometer zu bauen. Hat man dann die Antenne mal auf Resonanz abgestimmt, kann man mit der Thomsonschen Schwingungsgleichung und dem bekannten L-Wert des Variometers die Kapazität der Antenne genau ausrechnen. Doch viel wichtiger ist es, einen Anzapfpunkt an der Variometerspule zu finden um die Speiseleitung anzupassen, meistens ein 50 Ohm Koax. Der optimale Einspeisepunkt befindet sich in den meisten Fällen nur einige wenige Windungen vom kalten Ende der Spule (Erde) entfernt. Voilà, schon ist die Antenne auf 630m QRV.

Der Strahlungswiderstand einer 160m Amateurantenne, die für 630m angepasst wird, liegt im Bereich von wenigen 100mOhm. Die Verlustwiderstände hingegen kommen in die Grössenordnung von einigen zehn Ohm (im günstigsten Fall) bis weit über 100 Ohm. Man braucht sich also um das Limit von 5W EIRP keine grossen Sorgen zu machen. Ausser man habe eine Superantenne und ein Kilowatt. Der Wirkungsgrad berechnet sich ja für sehr kurze Antennen Rs/Rv. Damit hat man schon eine Ahnung der abgestrahlten Leistung. Um auf EIRP zu kommen muss man aber noch mal drei rechnen (Ein kurzer Monopol hat einen Antennengewinn von 4.78dBi).

Den Strahlungswiderstand eruiert man am zum Beispiel mit einem EZNEC oder einem ähnlichen Programm zur Antennensimulation. Die Summe der Verlustwiderstände muss man messen. Am besten mit einer Brückenschaltung und einem KO. Doch darüber ein anderes Mal.

Natürlich spielt die nähere Umgebung auch noch eine wichtige Rolle. Häuser, Bäume, Leitungen (auch im Boden), sowie die Qualität des Erdbodens sind dem Signal meist nicht förderlich, ausser man wohne am Meer. Darum ist die abgestrahlte Leistung in der Regel noch wesentlich kleiner als errechnet, wie Untersuchungen auf 136 kHz gezeigt haben.

Wie dem auch sei. Um eine korrekte EIRP-Messung vorzunehmen, braucht man auf jeden Fall einen Helikopter. Damit erhält das Messflugzeug eines ehemaligen Zürcher Polizeihauptmanns wieder Sinn. Ein echter Visionär, der Mann! ;-)

73 de Anton

DV-RPTR: Dein persönlicher D-Star Hotspot

IC-736

Beni, HB9FEF, hat mich auf eine interessante Entwicklung in der digitalen Amateurfunkwelt aufmerksam gemacht.

Mit der Platine DV-RPTR, einem Computer und einem Transceiver kann man sich seinen eigenen Einstieg ins D-Star-Netz bauen. Einen so genannten Hotspot. Das Prinzip ist dem WLAN ähnlich, das viele von uns zuhause betreiben um mit dem Laptop ohne Kabelanschluss ins Internet zu kommen.

So kann ich dann mit meinem D-Star Handy vom Garten aus in meinen Shack funken und von dort geht es übers Internet ins D-Star-Netz. Das ist natürlich dort besonders interessant wo ich mit dem Handy keinen Zugang auf ein D-Star Relais habe. Leistungen im mW-Bereich und Dummyloads als Antennen reichen dazu aus.

Wenn man anständige Antennen und etwas mehr Leistung verwendet, hat man auch beim sonntäglichen Waldspaziergang oder von der nächsten Kneipe aus Zugriff auf sein ganz persönliches D-Star Relais auf seinen Hotspot. Und die Funkkollegen in der näheren Umgebung gleich mit.

Vorausgesetzt ist natürlich eine Bewilligung des BAKOM, wenn man nicht reine Dummyloads als „Antennen“ verwendet.

Eine interessante Entwicklung. Führt sie am Ende dazu, dass jeder seine eigene Relaisstation hat und somit die grossen Repeater/Zugänge in Ballungsgebieten überflüssig werden? Wenn die Bandpläne beachtet werden, ist gegen dieses Experiment m.E. nichts einzuwenden. Auf unseren UHF-Bändern hat es ja noch sehr viel Platz.

73 de Anton

Bild: IC-736, eine der letzten ICOM-Transceiver ohne DSP.

No digital mode or similar computergames!

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Gestern habe ich tatsächlich überlegt, ob ich nicht ein D-Star Gerät kaufen solle. Es würde mich reizen, diese Spielart mal auszuprobieren und mit den klassischen Modulationsarten zu vergleichen.

Doch dann habe ich darüber nachgedacht, was ich mit dem Gerät nach den Tests und vielleicht ein paar QSO’s anstellen würde. Und da wollte mir partout nichts einfallen. Verbindungen über Relais? Dabei benutze ich doch schon normale FM-Relais nur alle Schaltjahre. Irgendwelche Daten übertragen? Doch zu wem und wohin? Ein QSO aus dem Urlaub via Gateway zu meinen Funkfreunden in der Schweiz. Doch erstens haben die doch gar kein D-Star und zweitens macht das auf Kurzwelle mehr Spass, sonst könnte ich ja ebensogut das Telefon benutzen oder Skypen. Das läuft auf das Selbe hinaus. Anstatt auf 430 MHz würden die letzten Kilometer einfach auf 900 MHz oder 1800MHz überbrückt.

Aber das neue Gerät könnte neben D-Star auch FM und wäre also auch für die üblichen Lokalrunden brauchbar, dachte ich. Ich könnte ja mein altes Kenwwod TM-G707 verkaufen. Doch dann las ich in einschlägigen Foren, wie schlecht die FM-Qualität des D-Star Gerätes sei, das ich ins Auge gefasst hatte und erinnerte mich an die schöne Kenwood-Modulation und vergass auch diese Idee.

Als ich dann noch den Preis der D-Star-Geräte gesehen habe, bin ich von meinem Vorhaben endgültig weggekommen. Vielleicht später, wenn ich im Altersheim Rollator-Mobile unterwegs bin.

Und so halte ich es weiterhin wie Dominique, HB9BBD:

Preferred mode CW and SSB, no digital mode or similar computergames! No fake QSO’s!

…schreibt er in seinem QRZ-Eintrag. Das kommt nicht von ungefähr, als EME-Spezialist weiss er, wovon er spricht. Hier seine Meinung zu JT65

Dominique betreibt übrigens auch Baken auf 1.3, 2.3 und 10 GHz, die auch hier im Westen gut zu hören sind. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für diesen tollen Service.

73 de Anton

Chinesische Irrungen und Verwirrungen

Rund um die lustigen Baofeng Handies scheint noch etwas Verwirrung zu herrschen. Manche Öhmer sind geneigt, Verschwörungstheorien zu entwickeln und die Intervention des BAKOM als politische Angelegenheit zu sehen. Vielleicht habe der Importeur einer Edelmarke reklamiert und ein schärferes Durchgreifen gefordert, oder sogar die USKA selbst, wird gemunkelt.

Verschwörungstheorien sind immer interessant und ich liebe sie. Doch am Ende ist das Problem der Nebenwellenaussendungen beim Baofeng nicht ein politisches, sondern ein messtechnisches:

Meine Amateurfunkprüfung liegt ja schon Jahrzehnte zurück und da galten noch andere „Spielregeln“, aber die Newcomer, die mit den E-Rufzeichen, sollten es eigentlich wissen. In den Vorschriften für den Amateurfunkdienst (Ausgabe vom 1.3.2012) des BAKOM steht betreffend Nebenwellen:

Es gelten die Werte gemäss Radioreglement, Anhang 3. Sie sind im Wesentlichen in dem für Amateurfunkgeräte relevanten Standard, in den europäischen Normen ETSI EN 301 783 1 und EN 301 783 2, zu finden.

Schauen wir also mal in den Anhang 3 des Radioreglements. Dort finden wir als Grenzwerte -40dB oder 25µW bis zu einer Leistung von 25W. Es gilt der schärfere Wert. Es schaut also gar nicht so schlecht aus, für die Baofeng-Winzlinge, wie zum Beispiel hier zu sehen ist. Die Neuen halten den Grenzwert ein, die Älteren lassen sich entsprechend modifizieren.

Doch was ist mit den ETSI-Normen?

Also schauen wir mal kurz dort rein (301 783-1) und was finden wir? Oh Schreck:

Über 30 MHz beträgt die Limite für die zulässigen Nebenwellenaussendungen: 43 + 10 · log(PEP) oder -70dBc. Es gilt jeweils der schärfere Grenzwert. Bei den 2W oder 5W Handies sind das also die -70dBc.

Das sind 0.2µW (2W) bzw. 0.5µW (5W). Die Werte liegen also in der Grössenordnung der Norm ETSI EN 300 086-1 für den mobilen Landfunk, die 0.25µW für Leistungen bis 25W als absolute Grenze festlegt.

Wenn einer also beim Baofeng, gleich welcher Couleur, -50dBc misst, ist der Jubel fehl am Platz. Es fehlen ganze 20dB und die liegen bei diesen Spielzeugfunken einfach nicht drin. Da kann man modifizieren, was man will.

Und der geneigte OM muss sich jetzt fragen: Was gilt jetzt, liebes BAKOM, das Radioreglement oder die ETSI-Norm? Auch ich bin nun etwas verwirrt und irritiert.

73 de Anton

Bild: 5.7 GHz Büchsenstrahler

Nachtrag: dB für den Prepaid-Funker ;-)

dBc bedeutet Dezibel carrier, also dB auf das Trägersignal bezogen. dB kann man einfach im Kopf rechnen, wenn man weiss, dass für Leistungen 3dB das Doppelte, 7dB das Fünffache und demzufolge 10dB das Zehnfache sind. Die dB’s werden addiert, ihre Werte multipliziert.

Wenn wir also ein Handy mit 2W Ausgangsleistung haben und eine Nebenwelle nur -10dB gedämpft ist,  hat sie noch 0.2W bzw. 200mW. Bei -20dB sinds dann 20mW, bei -30dB 2mW, bei -40dB 0.2mW bzw. 200µW, bei -50dB noch 20µW, bei -60dB 2µW und bei -70dB 0.2µW.

Da mein Hirnkasten immer voll anderem Zeug ist, benutze ich die Finger zum Abzählen. Sicher ist sicher ;-)

dBm bedeutet dB auf ein Milliwatt bezogen. 0dBm wären dann 1mW. 10dBm also 10mW und 20dBm 100mW. Aber natürlich gehts auch in die andere Richtung: Ein Wert von zum Beispiel -36dBm können wir auch im Kopf rechnen: -10dBm sind 0.1mW, bzw. 100µW, -20dBm sind nochmals zehnmal weniger, also 10µW und -30dBm 1µW. -33 sind die Hälfte davon und -36 bedeutet nochmals eine Halbierung. Wir erhalten also für -36dBm = 0.25µW.

Schatz, du kannst mich tracken

Experimentalfunkdienst bedeutet, an der Grenze des Möglichen zu funken. Die QRPeter tun das, auch die EMEler und die Tropojäger auf UHF, sowie viele andere auch. Das ist Amateurfunk, so wie ihn die Gründer in den Anfangszeiten verstanden haben, als sie aus den langen Wellen verbannt wurden auf die angeblich nutzlosen Wellen unter 200m.

Auch die Erschliessung neuer Kommunikationsarten und Möglichkeiten gehört zum experimentellen Charakter des Amateurfunkdienstes. In der guten alten Zeit waren denn auch die Amateure oft die Pioniere, den kommerziellen Diensten voraus und Schrittmacher.

Heute scheint es mir, ist es oft umgekehrt. Wir äffen nach, was die Kommerziellen vormachen. Dieser Gedanke schoss mir auch durch den Kopf, als ich kürzlich die neue APRS Seite der USKA betrachtete. Technik von Gestern, ähnlich Steampunk, wird da benutzt und man fragt sich, ob hier der Begriff Dampfradio nicht eine neue Bedeutung bekommt.

Doch richtig lustig wird es, wenn man die Anwendungen dieser Spielart liest:

Email und Kurznachrichten stehen da unter anderem. Wer hätte das gedacht, das ist ja mal was ganz Neues!

Verfolgen der aktuellen Wetterlage scheint ein weiteres Anliegen zu sein. Das stammt vermutlich noch aus einer Vor-Kachelmann-Zeit, als das amtliche Wetter mittags um Zwölf am Radio verlesen wurde.

Zielfindung soll eine weitere Anwendung von APRS sein. Hilfe, mein GPS hat mich auf’s Bahngleis gelotst! Nun muss APRS ran. Ups, hatte ganz vergessen, dass sich APRS auch auf GPS stützt. Da beisst sich wohl die Katze in den Schwanz.

Von all dem Zeug, das da steht, hat mich aber eine Anwendung aus den Socken gehauen. Steht doch da tatsächlich:

Tracken z.B. von einem Fahrzeug im Internet (Frau sieht, wie lange es noch dauert bis der Mann zu Hause ist)

Ob der ARPS-Mann auch seine Frau beim Einkaufen tracken kann? Bei den APRS-Jüngern scheint es sich ja um wahre Kontrollfreaks zu handeln. Orwell last grüssen.

Natürlich musste ich das sofort nachvollziehen. Also habe ich morgens mal auf die APRS Karte geguckt, und siehe da. Da waren tatsächlich ein paar Öhmer unterwegs und man konnte ihre Fahrt verfolgen, wenn man die Geduld aufbrachte. Einige scheinen einen verdammt langen Arbeitsweg zu haben.

Selbstverständlich muss man nicht Funkamateur sein, um die APRS-Karte einzusehen und die paar Hanseln zu verfolgen, die sich da tracken lassen. Die ganze Welt kann also zusehen, wie OM Waldheini von A nach B fährt. Eine neue Art des Exhibitionismus? Ich frage mich, was ich rauchen müsste, um mich freiwillig tracken zu lassen.

Nun denkt ihr vielleicht: typisch Anton, er lässt mal wieder keinen guten Faden an einem Spiel, das er nicht selbst spielt.

Dieser Eindruck täuscht. Hiermit oute ich mich nicht nur als Steampunk-Fan, sondern auch als begeisterer Benutzer von APRS. Denn eine Funktion, gewissermassen ein Abfallprodukt von APRS, wird auf der USKA-Seite leider nicht erwähnt.

Bei Mountain Lake findet man eine Echtzeitkarte, die aufgrund der APRS Daten die aktuellen Tropobedingungen auf UKW darstellt. Man sieht dort, wo gerade Überreicheiten herrschen. Das ist ein fantastisches Instrument und ich habe es auch in den letzten Tagen benutzt. Denn die Inversionslage hat es auch mir ermöglicht, gewissermassen aus dem Tal heraus und mit bescheidenen Mitteln, Stationen in Norddeutschland, Tschechien, Österreich, Holland, England und der Normandie zu arbeiten. Auf 23cm notabene. Nicht zuletzt Dank APRS.

73 de Anton , der übrigens auch ein fleissiger Benutzer eines Gerätes mit dem pösen, pösen B-Wort ist ;-)

Bild: Steinzeit-Tracking. “Ich war da”-Hügel am Polarkreis

Jetzt über 200’000 Besucher

 

Anton’s Funkperlen hatte bisher mehr als 200’000 Besucher. Die meisten davon aus Deutschland, gefolgt von der Schweiz und Österreich. Pro Tag klicken im Schnitt 500 Funkinteressierte auf dieses Blog. Damit gehört es wohl zu den meist gelesenen deutschsprachigen Funkamateur-Blogs.

Eigentlich wollte ich ja Anfang 2012 mit bloggen aufhören. Dann habe ich in einem Anfall von Inkonsequenz und vielleicht auch verbaler Inkontinenz doch wieder angefangen. Doch eins muss ich euch sagen: bei einer Million Besuche ist definitiv Schluss ;-)

Wenn ich die detailierte Blogstatistik anschaue, werde ich aber doch sehr nachdenklich. An erster Stelle steht nämlich immer ein bestimmter Name. Gesucht, angeklickt und nachgefragt werden jeden Tag, seit mehr als einem Jahr, Artikel über das Handfunkgerät von Baofeng. Ich bin mir nicht sicher, ob das zum Heulen oder zum Lachen ist.

Ist es tatsächlich das, was den Funkamateur von heute am meisten interessiert? Funken mit Baofeng über das nächste Relais? Wo bleibt denn da der Unterschied zum CB-Funk?

Früher habe ich mich für die Abschaffung von CW an der Amateurfunkprüfung eingesetzt. Doch heute muss ich leider sagen, dass das ein Fehler war. Nebst dem Experimentieren und dem Selbstbau gehört die Fähigkeit in CW zu kommunizieren zu dem, was uns vom CB-Funk unterscheidet und unseren Funkdienst legitimiert.

In den Ländern des Ostens hat man das begriffen. CW hat dort einen hohen Stellenwert, wie die jährlichen HST-Meisterschaften beweisen.

Wir im Westen wollten neue Mitglieder auf Teufel komm raus. Funken mit Baofeng als Hauptattraktion des Amateurfunks? Gummischwanzfunker? Pre-Paid-Amateure? Kein Wunder grassiert das Bruno-Syndrom.

Ich kann mir vorstellen, dass man sich als Gummischwanzfunker ziemlich ver***en fühlt, wenn man die Jungs und Mädels beobachtet, wie sie in einem Affenzahn morsen.

Früher waren die sogenannten UKW-Amateure, die mit ihrer Lizenz ohne Morsen auf die VHF/UHF-Bänder beschränkt waren, die Techfreaks und standen an der Spitze der Entwicklung. Jetzt tummeln sie sich auf Kurzwelle und die hohen Bänder liegen brach. Aus den ehemaligen Techfreaks sind 0815-Funker geworden.

Wie dem auch sei: Baofeng ist für mich ab sofort ein Tabu-Thema.

Wie wohltuend ist es da, dem Sound des neuen Mittelwellenbandes zuzuhören:

http://www.youtube.com/watch?v=2k0pgcGFg0M&feature=plcp

Aber ich möchte es mit den Nix-Morsern nicht verderben. Auch für euch habe ich ein Filmchen gedreht: Downhill von SOTA HB/FR-036 in Pascals Expeditionsfahrzeug:

http://www.youtube.com/watch?v=TcQN9I6htzE&feature=plcp

73 de Anton

PS. Die grosse Gummischwanzantenne vorne auf Pascals Truck ist übrigens eine Codan.

 

 

 

 

 

Trouvaillen abseits des Mainstreams

Taucht man in den Tiefen des Internets, findet man ab und zu eine Funkperle. Hier meine neusten Trouvaillen:

Wer auf Relais setzt oder setzen muss, dem hilft sicher diese Relaiskarte der Schweiz von HB3YWU. Sie ist mit Google Maps realisiert worden.

Wer lieber auf Kurzwelle funkt und QRP zugeneigt ist, hat mit dem JUMA TX2A eine valable Alternative zu der Sekte Firma Elecraft. Der Empfänger soll aussergewöhnlich gut tönen, was man vom KX3 leider nicht behaupten kann, wie ich zurzeit selbst erleben muss. Hören im QRN ist mit diesem unfertigen Produkt kein Vergnügen. Aber die Elecraft-Jünger lassen sich davon nicht abschrecken. Gäbe es Elecraft Stores analog den Apple Stores, würden bestimmt einige OM dort nächtelang campieren.

JUMA aus Finnland vertreibt übrigens auch Bausätze für die Lang- und Mittelwelle. Doch Vorsicht: Die Kits sind nichts für Anfänger und weit schlechter dokumentiert als bei Elecraft oder Sienna. Doch wer früher oder später nicht dem Bruno-Effekt *) unterliegen möchte, sollte ab und zu mal zum heissen Eisen greifen und Fluxer atmen.

Für den Pre-Paid-Funker ™, der gerne im Freien funkt, gibts jetzt den IC-7200 in Camo-Ausführung. Allerdings sollte man den Transceiver nicht aus den Augen lassen, sonst findet man ihn nach dem Feldeinsatz plötzlich nicht mehr. Ich habe mir auch überlegt, ein solches Teil zum Spass anzuschaffen, zumal der IC-7200 wirklich ein gutes Gerät ist und mich vom Mittelmeer bis zum Nordkap nie enttäuscht hat. Doch der militärische Look könnte in gewissen Situationen Probleme verursachen. Wer weiss, was passiert wäre, wenn ich damals eine solche Kiste gehabt hätte, als ich in Norwegen neben einer NATO Basis funkte und Polizei und Miltär vorbei schauten. Vielleicht wäre ich heute in Guantanamo standby oder wäre Hilfsfunker  in der ecuadorianischen  Botschaft in Oslo:

Was den Herrn in Zivil an meinem CG-3000 so fasziniert hat, habe ich leider nicht herausgefunden. Gut war der Tuner grau und nicht in Tarnfarbe ;-)

Gut auch, dass ich kein Echo Charlie war. Was, ihr wisst nicht, was Echo Charlie ist? Dann solltet ihr vielleicht mal bei 6.6 MHz hören. Oder einfach mal eine dieser Seiten lesen (1), (2), (3), (4), (5).

73 de Anton

*) Der Bruno-Effekt befällt vorallem Pre-Paid-Funker™ und endet in einer plötzlichen Rückgabe der Lizenz. Hochansteckend. Erste Symptome: findet sein i-Dings interessanter als funken, installiert PLC in seinem Haus, lässt sich die Stecker anlöten.

Mein erstes Radio

Vieles geht im Laufe des Lebens vergessen, doch die erste Radioschaltung bleibt unvergesslich. Man könnte sie im Schlaf nachbauen. In meinem Fall war es ein Philips-Baukasten, der mich mit dem Radio-Virus infiziert hat. Notabene bereits mit Transistoren. Was früher unmöglich war – das Internet machts möglich: kürzlich bin ich zu meiner Freude auf die Originalschaltungen des Baukastens gestossen.

Hier mein erstes Radio. Und hier die zweite Schaltung, die ich gebaut habe. Mit PNP Germanium Transistoren OC75. Sie gehörten zu den ersten Transistoren, die in grossen Serien produziert wurden und waren in mit Silikon gefüllten, schwarz bemalten Glasröhrchen gebaut. Die dritte Schaltung hatte noch eine Endstufe mit einem OC72 und es konnte bereits mit einem kleinen Lautsprecher den Ätherwellen gelauscht werden. Vielleicht werde ich sie noch einmal nachbauen, sofern ich die Transistoren auftreiben kann. Alte Germanium-Transistoren sind nämlich gesucht. Interessanterweise nicht von Radiobastlern, sondern von Musikern. Sie wurden früher in Verzerrerschaltungen eingesetzt. Die Verstärker wurden bewusst übersteuert, um Oberwellen und damit spezielle Klangfarben, bzw. Effekte zu erzeugen.

Wer sich für die Geschichte des Transistors interessiert und des Englischen mächtig ist, findet hier interessanten Lesestoff für einen ganzen Abend. Unter anderen auch die Geschichte der Transistor-Entwicklung bei Philips.

73 de Anton

Bild oben: Kein Empfang. Strandfund nach dem Sturm.

Bild unten: Meine neue, sturmfeste Antenne

 

Schwein gehabt

Ab und zu steckt einer mit seinem Auto im Sand fest, unten am Strand. Besonders bei diesem Sturm. Denn wo vorher fester und ebener Sandboden war, türmt sich plötzlich eine kleine Düne. Das wäre mir gestern beinahe auch passiert. Nicht wegen einer Düne, viel schlimmer: Trotz Allrad und allerlei elektronischem Schabernak fühlte sich die Lenkung plötzlich schwammig an. Dabei fuhr ich doch auf festem Sand, dachte ich. Alls ich jedoch in den Rückspiegel sah und die Wasserspur bemerkte, die die Räder hinterliessen, wurde mir mulmig zumute. Aber ich hatte wieder einmal Schwein.

Genauso wie beim Zusammenbruch meiner Vertikalantenne. Stück um Stück ist sie während des Sturms in sich zusammengesackt und jedesmal war ich rechtzeitig zur Stelle um die Leinen nachzuspannen. Gestern Morgen gab mir dann die Ruhe vor dem nächsten Sturm die Gelegenheit, den ganzen Basar abzuräumen. Mit Schwein konnte ich die verkeilten Rohre, die ich mit Tesaband gesichert hatte, auseinander ziehen und die Reste des Klebbandes aus den Rohren klauben. Nichts gebrochen, nichts kaputt, doch was nun?

Von Vertikalen hatte ich genug, jetzt musste was anderes her. Doch ohne Mast geht gar nichts, wie OM weiss. Aus den stärksten Rohren des unteren Teils habe ich schweren Herzens wieder einen kurzen Mast zusammengesetzt. Mit doppelter Tesa-Ration. Daran habe ich einen Dipol aufgehängt: 2x19m inverted V von etwa 7m Höhe bis auf einen Meter runter gespannt. Nicht gerade ein High-flyer. Aber der Sandboden hier ist ja auch keine “Erde” und die effektive Höhe der Antenne somit unbestimmt im Irgendwo.

Den Dipol, oder in diesem Fall die Doublette, habe ich mit einer selbstgebauten Zweidrahtleitung gespeist (für Helvetiker: ja, es heisst gespeist und nicht “gespiesen”).

Unten den SG-230 mit Mantellwellensperre ran und ab ging die Post. Zumindest eine Minute lang, dann war der Automatiktuner im Eimer. Den Versuch, mit 100W in einen hohen Blindwiderstand zu tunen, hat ihn in den Tuner-Himmel geschickt. Ich hätte es wissen müssen. Aber meine Balun- und Unun-Allergie hat mich blind gemacht. Vielleicht war es aber auch der Aquavit.

Doch da hatte ich wieder Schwein. Peter, OZ6FH hat in Hanstholm einen Amateurshop und war zufällig zuhause. Ich habe den 2 Stunden-Trip zu Peter meiner XYL als Sightseeing verkauft und war danach glücklicher Besitzer eines 1:4 Baluns.

Meine Antenne sieht jetzt so aus (zweites Bild) und funzt auf allen Bändern von 160 bis 12m. Trotz der niedrigen Höhe hat sie neben Steilstrahlung noch genügend flachere Strahlung zu bieten. Vermutlich wegen der “Erde” hier oben auf den Sandklippen.

Glücklicherweis hatte ich in einem Anflug von Vorausahnung den manuellen Tuner (CNW-419) noch im letzten Augenblick ins Gepäck getan. Er hat zwar keinen symmetrischen Ausgang, aber das hätte mir nicht viel genützt, weil ich hier mit der Zweidrahtleitung nicht bis in den Shack fahren kann.

73 de Anton

Oberes Bild: Die Enkel besuchen in ihren modernen Panzerwagen die Bauten ihrer Grossväter ;-) (Ein Bunker des legendären Atlantikwalls).

Unteres Bild: Spazierfahrt am Meer

Jammern aus der Jammerbucht

Zurzeit steht meine Antenne an der Jammerbucht im Norden Dänemarks. Hier oben, 1200km von meinem Heim-QTH, sieht der Äther natürlich etwas anders aus. Doch auch hier sind die Bänder hoffnungslos überfüllt. Am Abend eine freie SSB-Frequenz im 40 oder 80m Band zu finden ist ein Kunststück, das nicht oft gelingt. Schon gar nicht, wenn man die 3 KHz-Grenze zum Nachbar-QSO nicht unterschreiten will. Oft müssen 2.5 kHz genügen. CW dagegen ist kein Problem, auch PSK31 nicht.

Glücklicherweise dürfen die OM in Dänemark das 60m Band ab 1. Juni 2012 generell mit Sekundärstatus benutzen. Von 5250 kHz bis 5450 kHz mit 1 Kilowatt (!). Die Funkamateure in OZ sind da nicht alleine, ich hatte bereits QSO’s mit G, LA und TF auf diesem wunderbaren Band. OZ8ABE ist da schon weiter, er hat auf 60m bisher 75 DXCC-Entitäten gearbeitet.

Auch wenn auf 80 und 40 die üblichen Wochenend-Conteste toben, gelingen mir täglich Crossband-QSO’s. Wobei Schweizer Stationen dann auf dem 160m Band senden, das ich hier oben störungsfrei empfangen kann. Natürlich scheidet das die Spreu vom Weizen. Wer auf 160 mit dem Gartenschlauch sendet, oder vor lauter Nachbarangst mit der Dachrinne, der ist auch hier kaum zu empfangen. (By the way: es soll sogar Funker geben, die aus lauter Nachbarangst ihre Dachrinne abmontiert haben ;-)

Doch das ist nicht das einzige Problem. Einige Operateure tun sich auch schwer mit dem Crossband-Betrieb. Da denke ich dann jeweils an die angeblich 4000 bestens ausgebildeten Funker, die in HB9 für den Notfunk bereit stehen sollen ;-)

Aber auch ich habe hier oben mit ungewohnten Schwierigkeiten zu kämpfen. Nämlich mit dem Wind, der für mein Gefühl in Sturmstärke weht. Für die Einheimischen ist das aber vermutlich nur eine steife Brise. Ohne doppelte Abspannung wäre meine Vertikalantenne, bestehend aus einer 15m DX-Wire Teleskop-Rute, schon längst zu Mikado mutiert. Vier Abspannleinen nach dem ersten und nach dem zweiten Drittel sind unerlässlich. Aber auch so wird das Teil kaum länger als einen Urlaub lang leben. Mir graut schon vor dem Abbau.

Aber ich will nicht nur Jammern. Es gibt auch Interessanteres zu berichten. Kürzlich bin über das Archiv des 73-Magzins gestolpert. Es war über Jahrzehnte hinweg ein weit über die USA hinaus bekanntes Monatsmagazin für Amateurfunk.

Darin bin ich unter anderm auf diesen interessanten Artikel aus dem Jahr 1969 gestossen. Er beschreibt einen NVIS-Strahler* für das 40m-Band. Eine NVIS-Antenne strahlt senkrecht in die Ionosphäre und wird für Kurzstreckenverkehr genutzt. Signale von Stationen, die weiter entfernt sind als einige 100km und deshalb unter flacherem Winkel einfallen, werden abgeschwächt empfangen und die eigene Sendeenergie kommt auch hauptsächlich bei näher gelegenen Stationen an. Das funktioniert natürlich nur, wenn keine tote Zone vorhanden ist. Eine solche Antenne eignet sich u.a. hervorragend für Notfunk. Für 40m befindet sie sich nur 2.1m über dem Boden, auf dem drei Reflektoren ausgelegt werden. Skaliert man die Antenne für 80m, wären’s dann etwas mehr als 4m Aufbauhöhe. Wichtig sind natürlich die Reflektoren, ohne die gehts nicht. Ebenfalls wichtig ist die Ausführung des Strahlers. Es ist ein Schleifendipol aus Feederleitung. Verwendet man an dessen Stelle einen gestreckten Dipol, wie das in neueren Kommentaren zum Artikel empfohlen wird, ist eine Enttäuschung programmiert. Dann stimmt die Impedanz nicht mehr. Die ist nämlich durch den Schleifendipol in Zusammenhang mit den nahen Reflektoren gegeben und liegt nur so bei 50 Ohm.

73 de Anton

Bild: Eine Abspannleine hat sich im Gebüsch verfangen und verformt die Vertikalantenne zu einem Bogen. Da ist Action angesagt.

* Der Wikipedia-Eintrag zu NVIS ist zwar Quatsch (von wegen toter Zone unterdrücken etc. hi), habe ihn aber trotzdem verlinkt.

Schwarze Löcher in den Alpen

Gerade hatte ich ein schönes CW QSO mit Paul auf 80m. Dabei ist mir in den Sinn gekommen, was er mir kürzlich geschrieben hat:

Wenn es nach mir ginge, könnte man alle Relais auf 2 m und 70 cm abschalten und diese Energie sparen.
Dann könnte man wieder wie früher SSB QSO’s machen.
Die Relais funktionieren ja nur in den Agglomerationen aber nicht in den Bergen.
In den Bergen funktioniert nur das GSM Netz und natürlich  3748….
“Wieso denn das?”, habe ich mich gefragt. Doch dann erinnerte ich mich an meine letzte Fahrt über die Alpenpässe. In den Bergen gibt es tatsächlich mehr schwarze Löcher, wo kein Relais hinkommt, als sich der Flachländer vorstellen kann. Und das nicht etwa nur unten im Tal.
In der Tat wurden die Standorte der Relaisstationen so gewählt, dass von den Bergen aus möglichst das besiedelte Hügel- und Flachland zwischen Alpen und Jura abgedeckt wird. Dort leben ja auch die meisten Funkamateure. Ein 2m Relais auf der Grimsel-Passhöhe würde kaum gebraucht. Höchstens für Selbstgespräche :-) Es sei denn, es wäre verlinkt. Zum Beispiel über Hamnet? Doch das würde nicht genügen. Im Winter müsste die Station vollständig autonom laufen – unerreichbar für Service- und Reparaturarbeiten. Ein Aufwand der sich kaum lohnen dürfte, für die paar OM, die sich in die Gegend “verirren”. Auch wenn der Notfunk gerade in dieser abgelegenen Region wichtig wäre. Aber in den meisten Fällen funktioniert ja glücklicherweise das Mobiltelefon :-)
Tief im Alpenmassiv hilft dem OM nur noch die kurze Welle, meistens das übervölkerte 80m-Band, nachts dann auch noch 160m, wobei letzteres schlecht für Mobilbetrieb geeignet ist. Fährt man also zum Beispiel über den Grimselpass und dann weiter über die Furka nach Realp und Andermatt, kann man zwar die meiste Zeit telefonieren, aber 2m ist so tot wie ein totes Pferd.
Was es übrigens mit toten Pferden auf sich hat, kann man hier nachlesen. Darüber wussten schon die Dakota-Indianer Bescheid, als sie sich gegen die weissen Eindringlinge wehren mussten.
Der Amateurfunk ist aber kein totes Pferd, auch wenn einzelne Sparten danach aussehen. Trotz all den i-Dingern, Skype und dem fast überall funktionierenden Handy-Netz, ist die Faszination ungebrochen.
Auch das steinalte CW lebt und ist nach wie vor die meist benutzte Betriebsart, wie kürzlich in der CQ-DL nachzulesen war. Kein Wunder, ist es doch die einzige digitale Betriebsart, die der Mensch direkt decodieren kann.
Wie Paul, komme ich übrigens auch zum Schluss, dass man die FM-Relais abschalten sollte. Mit Amateurfunk hat das heute kaum mehr was zu tun und eine Pionierleistung ist es längst nicht mehr. Relais kauft man heute wie Brot beim Bäcker. Für die Erbauer, wie den legendären Roland, HB9MHS, war es noch eine grosse Herausforderung und ich bewundere diese Leistung und möchte sie hiermit keineswegs schmälern. Doch die heutigen Benutzer…
Man kauft sich eine FM-Gurke und hängt einen “Blindenstock” ans Balkongeländer – fertig ist der CB-Funk. Dass es dazu eine Prüfung braucht ist ein Witz.
Let’s face it: Die Zeit der FM-Relais ist doch längst vorbei und Digital-Relais sind doch nur noch ein Nachäffen des Profi-Funks.
Es ist Zeit für wirklich Neues.
Wie wärs zum Beispiel mit SSB/CW/SchmalbandDigi-Transpondern im 144/432 MHz Band? Am richtigen Standort platziert, 50kHz breit, könnte man damit die halbe Schweiz abdecken. Drei solche Transponder, miteinander verlinkt, könnten sogar die ganze Schweiz und die umliegenden Gebiete abdecken und wären ein echter Ersatz für das 80m Band. Möglichst mit Notstromversorgung, besser noch mit Sonne und Wind. Die meisten OM werden ja sicher noch einen VFO einstellen können. Nur CB-Funker brauchen ein Kanalraster ;-)
Einige OM wissen vielleicht sogar noch, was eine Yagi-Antenne ist. Auf jeden Fall wären auch wieder die Benutzer gefordert und hätten quasi ein neues Band, das auch vom Balkon einer “verdichteten” Siedlung aus zu arbeiten ist. In den meisten Fällen ohne Störungen durch chinesischen Elektronikschrott.
Und die Erbauer hätten wieder einen echten Challenge und könnten modernste SDR-Technik einsetzen. Ist doch allemal besser, als nur Computer mit WLAN’s zu verlinken.
Um das Mass der Provokation voll zu machen: Wieso wollen wir unbedingt über Funk ins Internet? Jeder hat doch einen Breitbandanschluss zuhause, auf dem Campingplatz oder im Hotel. Das kommt mir vor wie ein Furz in der Laterne.
73 de Anton
Bild: Mein neustes Projekt im Rohbau. Ein CW-Sender für die kommende Mittelwelle, Mk2. Die Schaltung links beinhaltet die Frequenzaufbereitung und den Treiber. In der Mitte sind die beiden Endstufen-Transistoren zu sehen und davor der Tankkreis mit dem Leistungsschalter. Rechts das Tiefpassfilter. Alles montiert auf eine Platte Buchenholz, wie es sich gehört :-) Der DDS wird dann als Aussenbordmotor direkt auf die hölzerne Frontplatte montiert. Doch darüber später mehr.

Meine Ferien-Erde

Alte Funkerregel:

Kannst du nur einen kleinen Antennenstrom messen, hast du bestimmt die Radials vergessen.

Jede Antenne braucht ein Gegengewicht, auch wenn die Werbung anderes verspricht. Das ist etwa so, als würde ein Single behaupten, ein Ehepaar zu sein. Trotzdem kommt manche Wunderantenne scheinbar ohne aus. Der Strahler winzig klein und von Gegengewicht keine Spur. Doch der Schein trügt. Ätherwellen brauchen zwingend zwei Pole. Die HF sucht sich ihren Rückweg sonst anderswo. Meistens muss dann das Koax die Rolle des Gegenpols übernehmen.

Deshalb erhält auch meine Urlaubsantenne ein anständiges Gegengewicht in Form eines Erdnetzes. Die Antenne wird auch dieses Jahr wieder eine 12.5m Fiberglasrute mit angeklebtem Draht sein. Die hat sich von 80 bis 20m bewährt. Angepasst wird mit einem automatischen Koppler, einem SG-230. Damit das Aufstellen rasch über die Bühne geht, habe ich eine Bodenplatte mit angeschlossenen Radials vorbereitet (siehe Bild). 4 Drähte à 10m, 4 à 20m. Die “Bodenplatte” stammt natürlich aus meinem bevorzugten Antennenshop, der Landi ;-)

Ich werde die Drähte einfach auf den sandigen Boden legen und hoffen, dass niemand darüber stolpert. So ein Erdnetz braucht übrigens nicht abgestimmt zu sein. Der Aufwand, die einzelnen Drähte abzugleichen, wäre auch viel zu hoch. Ganz anders bei einem hoch über der Erde montierten Monopol. Dort müssen die Radiale auf Resonanz getrimmt werden, sofern man auf ein passables SWR Wert legt. Zudem sollten sie in einem 45° Winkel nach unten geführt werden. Dafür reichen zwei Stück um annähernd Rundumstrahlung zu erzielen. Drei sind Luxus.

73 de Anton

Eine halbe Welle für das 10m Band

Das 10m Band scheint mir in letzter Zeit etwas vernachlässigt zu werden. Während der Es-Saison hocken alle im Magic-Band auf der Lauer, dabei bietet das 10m Band doch viel mehr Magie als das 6m Band. Besonders jetzt, wo wir uns dem Sonnenfleckenmaximum nähern. Nebst ausgezeichneten Es Bedingungen im Frühsommer mit viel längeren Öffnungszeiten als auf 6m, können auf dem 10m Band weltweite DX-Verbindungen über die F-Schichten gefahren werden. Doch oft piepsen die Baken und illegalen Fischerbojen einsam vor sich hin. Kevin allein zu Hause. Eine gute Gelegenheit für Einbrecher. Und die gibt es im 10m Band zu Hauf, wie die Bandwacht jeweils rapportiert.

“Use it or loose it”, heisst auch hier die Devise. Ich habe mir deshalb in den letzten Tagen eine Antenne ausschliesslich für das 10m Band gebaut. KW-Beam habe ich ja keinen und mein langer Draht ist auf 28 MHz nicht gerade das Gelbe vom Ei. Also habe ich im Keller gestöbert und eine Fischrute ans Tageslicht befördert. Sie war gute 6m lang und passte bestens zu meinem Traum von einem λ/2-Strahler. Der braucht nämlich keine Radials und strahlt DX-mässig flach, auch bei geringer Aufbauhöhe. Genau meine Antennenweite.

Natürlich wollte ich den λ/2- Strahler am bodenseitigen Ende speisen und da er dort hochohmig ist, habe ich mir einen Sperrkreis mit Anzapfung gebastelt:

Der alte Russe in Grau hat übrigens 56pF. Auf Resonanz wird mit Biegen und Dehnen der Spule abgestimmt und das beste SWR mit Verschieben des Abgriffs eingestellt.

Doch Sapperlot, die Antenne wollte nicht mitspielen und drehte dem Analyzer eine lange Nase. Erst wenn ich sie auf 4.5m kürzte, funkte sie einigermassen. Allerdings mit schlechtem SWR und einer komischen Resonanzkurve.

Nach langem Suchen, unstimmigen Messungen und verrückten Theorien fand ich schliesslich den Schuldigen: Die Fischrute. Sie bestand nicht aus Fiberglas sondern aus Carbonfasern.

Selbstbau hin oder her, ich hatte genug vom Antennenbasteln im Allgemeinen und Angelruten im Besonderen. Da erinnerte ich mich an den kleinen Bruder des Amateurfunks, an den CB-Funk. Gab es da nicht fixfertige Halbwellenstrahler für günstiges Geld, die man bloss ein paar Zentimeter kürzen musste um auf 28 MHz QRV zu werden? Rasch in der E-Bucht getaucht und schon wurde ich fündig. Nicht in der Schweiz, aber in Deutschland. Doch wie so oft, kaum einer will die Alpenindianer beliefern. Lieferung nur innerhalb DL, maximal EU, und da gehören wir ja nicht dazu. Beim Funkversand Kilian bin ich dann doch noch fündig geworden. Der beliefert sogar Österreicher ;-)

Es ging wie der geölte Blitz: Kaum bestellt, war die Antenne da. Zu einem resonanten Preis und brauchbarer Qualität. Heute habe ich sie aufgebaut und abgeglichen. SWR 1:1 auf 28.4 MHz und ich höre damit das Gras wachsen. Ob es daran liegt, dass sie nur einen Meter über der Wiese montiert ist? ;-)

Die Antenne ist übrigens bei mir recht unauffällig, wie das folgende Suchbild beweist. Es liegt daran, dass sich das Auge leicht täuschen lässt. Nämlich vom Vergleich mit dem Fahnenmast, hi:

Derselbige ist übrigens eine Rumpelstilzchen-Antenne (Ach wie gut, dass niemand weiss, dass ich Funkantenne heiss…) und zugleich auch Abspannpunkt für meine Langdraht.

73 de Anton

Farbige Antennen

Nacktes Aluminium ist ein Nachbarschreck. Kommt ein Gittermast hinzu, sind die Kopfschmerzen häufig schon programmiert. Denn der heutige Mensch ist ein Elektrosensibelchen. Sogar ein “Blindenstock” für UKW kann ihn bereits nervös werden lassen. Zwar nicht immer – aber immer öfter.

Darum ist es sicher nicht falsch, wenn wir unseren Antennen einen freundlichen Anstrich verpassen ;-)

Meine Nachbarn sind zwar sehr nett und tolerant, trotzdem tarne ich gerne meine Antennen. Nicht zuletzt wegen meiner XYL. Sie ist zwar nicht elektrosensibel, aber meint, es reiche jetzt mit meinem Antennenwald. Und da ich nicht möchte, dass sie plötzlich im falschen Seitenband sendet, habe ich zur Spraydose gegriffen. Meine neuste Errungenschaft ist nämlich eine Flachantenne für das 23cm Band. Ein weisser Kasten von Wimo mit 45cm Kantenlänge. Er sieht im Original recht auffällig aus:

Hier übrigens mit vertikaler Polarisation. Wenn man horizontal senden will, muss man die Kiste um 90° drehen, bzw. die Wimo-Rechen müssen nach links und rechts zeigen. Diese Flachantenne, eine PA-23R-16, beinhaltet vier Hybridquad und ist durch ihr weisses Radom vor dem Wetter geschützt. Ich habe damit meine 21 Element Vormastyagi von EPS ersetzt. Nicht, dass ich nicht zufrieden gewesen wäre, mit der 1.7m langen Antenne. Aber sie verhinderte, dass ich meinen kleinen Antennenbaum um 360° drehen konnte. Und um ganz ehrlich zu sein: ich wollte mal eine Flachantenne ausprobieren.

Da ein weisser Kasten mit “Wimo” drauf recht auffällig ist, habe ich ihn ziegelrot gespritzt. Hier das Resultat:

Beide 23cm Antennen sind übrigens etwa gleichwertig, was den Gewinn anbelangt. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis, wie ich feststellen konnte. Montiert habe ich sie mit horizontaler Polarisation, da ich hauptsächlich an SSB/CW-Verbindungen interessiert bin.

73 de Anton

Bild: Von links nach rechts: Eigenbau 6m λ/2 Vertikalstrahler für 6m, Technisat DigiDish 33 mit Hornfeed für 10 GHz, darüber eine kurze Scheibenyagi für 13cm. Rechts oben eine Eigenbau-Yagi für 70cm nach DL6WU, darunter eine kurze Yagi für 2m eines Anbieters vom Flohmarkt Friedrichshafen, dessen Name ich vergessen habe und dann die beschriebene WIMO-Flachantenne für 23cm. Fehlt eigentlich nur 5.7 GHz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Beide Rotoren sind übrigens Low Cost TV Ausführungen.

Ein Lächeln mit drei fehlenden Zähnen

 

Auf der Hamvention in Dayton hat Ten Tec seinen neusten Argonauten vorgestellt, bereits der Sechste in dieser erfolgreichen Reihe von QRP-Transceivern. Wieviel das Kästchen kosten soll, hat Ten Tec nicht verraten, dafür was es können soll. Und oh Schreck, es fehlen drei wichtige Bänder: 12m, 6m und das Zukunftsband 60m. Auch wenn man nicht ein Fan dieser Bänder ist, dieses Manko stört trotzdem. Zumal der KX3 von Elecraft diese Bänder vorweisen kann.

Aber auch in anderer Hinsicht gerät der Argonaut 6 ins Hintertreffen. Er braucht auf Empfang sage und schreibe 550 mA. Der KX-3 machts mit 150 und sogar der FT-817 braucht nur 450!

Auch die Empfindlichkeit soll, wenn man dem provisorischen Datenblatt Glauben schenkt, nicht gerade ein Hammer werden. < 1μV steht da. Das mag auf 160/80/40m noch angehen, auf dem 10m Band wär’s ein Witz.

Bleibt nur noch der Preis als Hoffnungsschimmer. Wenn die Kiste in die Nähe von 1000$ kommt und damit in die Gegend des KX3, werden wohl nur Tentec’s Hardcore Fans zubeissen.

73 de Anton

Bild: Funkergesang. Der Titel hiess, glaub ich, Five and Nine. Von links nach rechts: HB9ASB, HB9CCZ, HB9EXA

Funker-Englisch

Was sollte man als Funkamateur nicht alles können. Kaum hat man fleissig Vorschriften und Technik gebüffelt, stellt man als frischgeprüfter OM fest, dass das erst der Anfang war. Beim Aufbau der Station lernt man den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kennen, und beim Funkbetrieb stellt man fest, dass etwas Englisch auch gut wäre, wenn man nicht nur auf den Relais rumhängen will.

Für die, die in der Schule nicht immer aufgepasst haben, habe ich dieses Tool gefunden. Manchmal werden auch alte Füchse bei der Aussprache unsicher, wenn sie auf ein neues Wort stossen. Da ist zum Beispiel dieses verflixte “ea”, so habe ich z.B. schon gehört, dass aus einem simplen Headset ein Heatset wird (Ein Druckverfahren)

Als ich 1972 zum ersten Mal in Boston aus dem Flugzeug stieg, einer DC-8, meinte ich, Englisch zu können, verstand aber erstmal kein Wort. Damit euch das nicht passiert, empfehle ich dieses Video.

73 de Anton

Bild: Fehlt mal ein Mast, tut’s das Dach auch.

PMR kontra CB Handfunkgeräte

Wer keine Amateurfunklizenz hat und trotzdem funken will, der hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Den guten alten CB-Funk im 27 MHz-Band, der nächstes Jahr auch in der Schweiz anmelde- und gebührenfrei wird. Oder den sogenannten PMR (Public Mobile Radio) im 70 cm-Band.

Zwischen Fest- oder Mobilstationen ist der Fall klar, da hat der CB-Funk immer noch die Nase vorn, zumal es in der letzten Zeit in diesem Bereich viel ruhiger geworden ist. Doch wie ist es von Handfunkgerät zu Handfunkgerät?

Die allerbeste Lösung, das ist klar, wäre das Mobiltelefon mit einer Flatrate. Da hat man gerade das GPS dabei und ein Bündel mehr oder weniger brauchbarer Apps (App ist die Kurzform für Applikation = Anwendung, engl. Application) und die Reichweite ist unbegrenzt, DX immer offen :-)

Aber man könnte genauso gut fragen, wieso wir Funkamateure nicht einfach das Internet benutzen. Einige Antennengeschädigte tun das sogar. Ich bin allerdings der Meinung, dass es immer eine Möglichkeit gibt, eine Antenne zu bauen. “Ich darf nicht” ist eine Ausrede für zuwenig Fantasie. Doch zurück zu unserer Frage. Die habe ich mir nämlich nicht einfach aus den Fingern gesogen. Es könnte gut sein, dass es mich für einige Zeit in die Wildnis Lapplands verschlägt und meine Gesprächspartner keine Amateurfunklizenz haben. Ja, ich weiss: die GSM-Abdeckung dort oben ist phänomenal und die Riesenmasten sind nicht zu übersehen. Aber es könnte ja mal sein….

In Städten und in den Bergen wäre die Antwort eindeutig: PMR ist besser. Die 70 cm Wellen reflektieren überall: an Felswänden, an Gebäuden, ja sogar an bewaldeten Hängen. Die Geräte sind klein und leicht und die Antennen kurz.

Doch im flachen Land, teils bewaldet, gebe ich dem 27 MHz-Band den Vorzug, auch wenn die Geräte grösser und schwerer und die Antennen länger sind, den die reine Bodenwellenreichweite ist wesentlich grösser. Und im Wald ist die Dämpfung geringer.

Doch viele machen mit CB-Handfunken enttäuschende Erfahrungen. Wieso? Das Geheimnis liegt, wie überall beim Funk, bei der Antenne. Mit der mitgelieferten Gummiwurst werden von den angeblichen 4Watt, die mit den eingebauten Akkus kaum erreicht werden dürften, nur noch Milliwatt abgestrahlt. 100mW wenn es hoch kommt. Denn nicht nur die Antenne, auch das Gegengewicht (der Funker selbst!) ist miserabel. Je kürzer die Antenne, desto wichtiger wird das Gegengewicht. Doch nicht nur beim Senden verliert man spielend 10 oder mehr Dezibel, auch beim Empfang kommt nochmals ein Verlust in der gleichen Grössenordnung hinzu. So sind schnell mal 30 bis 40 dB für die Katz.

Da hilft es auch nicht viel, wenn man sich eine etwas längere Gummiwurst kauft.  Alles was unter 1.2m ist, ähnelt mehr einer Dummy Load als einer Antenne. 2.7m wären besser, ein Halbwellenstrahler ideal, da dann der Funker nicht mehr Gegengewicht spielen müsste. Doch mit solch einem Ding geht keiner Pilze suchen.

Früher hatten CB-Handfunken  lange ausziehbare Teleskopantennen. Ich hatte in meiner Schwarzsender-Zeit mal zwei kleine Handfunken, die auf 28.5 MHZ liefen und mit 9V Blockbatterien betrieben wurden. Sendeleistung maximal 50mW. Damit konnten wir 2-3 Kilometer quer durchs Dorf funken.

Doch Teleskopantennen will heute keiner mehr, was eine rechte Handfunke ist, hat eine Gummiwurst – je kürzer, je besser. Dieser Trend hat auch vor PMR nicht Halt gemacht. Die meisten Antennen sind auch dort zu kurz und verringern deshalb die Reichweite. Auf 500mW ERP kommen nur die teuren Profigeräte. Auch Amateurfunker sind zuweilen von der Gummiwurst besessen. Doch die Funkamateure unter den Amateurfunkern wissen: λ/4 schlägt die kleinen Würste allesamt – auch auf dem Autodach. Und wer kann, fährt eine λ-halbe oder eine 5/8.

Sollte es mich also in die arktische Wildnis verschlagen, so werde ich mich wohl für ein Alan42, AE2990AFS oder ein ähnliches Gerät entscheiden und dem mal eine anständige Antenne verpassen.

73 de Anton

Bild: © Barbara & Gregor Jungo

Die verrückte Fuchsjagd

…ist vorbei und war ein gelungener Anlass – bis auf das Peilen :-)

Um es gerade vorweg zu nehmen: der Fuchs, mit 50W und einer 5/8 GP auf einem 8m Mast, versteckte sich auf der Terrasse des Restaurants Petites Fauconnières (1435m), auf dem Plateau des Creux du Van. Zusammen mit einer Flasche Weisswein und seiner Partnerin, die wegen Personalausfalls die Stelle der Serviertochter temporär übernehmen musste. Ich hätte mir ja meine Flasche noch selbst holen können, aber die anderen Gäste hätten dann vielleicht geglaubt, mein Sender blockiere den Service -;)

Wir befanden uns also auf dem ersten Juragebirgszug etwa Mitte des Neuenburgersees. Der Fuchs war im ganzen Mittelland bis in die Alpen zu hören und aus der Ferne auch recht gut anzupeilen. Doch die Probleme begannen in der Nähe. Je näher die Jäger dem Jura kamen, desto schwächer wurde das direkte Signal aufgrund der Abschattung und desto stärker wurden die Reflektionen aus allen Richtungen. Eine vernünftige Peilung war dann nicht mehr möglich.

Da wir dies vorausgesehen hatten, haben wir 12 Minifüchse auf den letzten 10 Kilometern des Anfahrstweges verteilt. Sie arbeiteten auf 70cm und die ersten hatten freie Sicht auf den Neuenburgersee und wären daher direkt anzupeilen gewesen.

Eine ideale Jagd hätte etwa so ausgesehen: Der Hauptfuchs wird auf 2m aus dem Mittelland, bzw. den Voralpen angepeilt. Die Jäger peilen dann in der Nähe – zum Beipiel von der gegenüber liegenden Seite des Neuenburgersees die Füchse auf dem Anfahrtsweg, der von St. Aubin in die Höhe führte. Soweit die Theorie, jetzt kommt die Praxis:

Und da kommt es meistens anders als man denkt. Eine Jagdteam peilte eine Reflektion und fuhr Richtung Emmental, ein Einzeljäger verpeilte sich um 90 Grad, fuhr nach Grenchen und warf dort die Flinte ins Korn. Ein anderer Einzeljäger gelangte zur französischen Grenze, fuhr einmal um den Hügel herum, auf dem der Fuchs bereits das dritte Aperitiv genoss, und fuhr dann trocken wieder nach Hause.

Nach drei Stunden, zwölf Uhr mittags, war der Fuchs immer noch allein und die Jäger irrten im Jura umher. Die Fuchsjagd drohte zu scheitern. Jetzt musste die Notbremse gezogen werden. Der Fuchs begann erste Tpps zu geben. Doch die meisten Peiler steckten im Jagdfieber und die nützlichen Hinweise wurden überhört. Gut, ich muss zugeben, dass der Tipp, die Kuh des Wirts sei grau und heisse Gandhi, kaum etwas zur Zielfindung beigetragen hat. Von anderen Teams erfuhr ich im Nachhinein, dass sie zwischen den Peilungen den Empfänger ausschalteten, weil ihnen der Fuchs mit seinem Geplapper auf den Kecks ging.

Ein Team jedoch hatte ein feines Gehör: die REWO’s (Wolfgang HB9CLY und Renate HB3YMN). Als sie hinter dem Fuchsberg durch das Tal fuhren – das Val de Travers – fragte sie der Fuchs scheinheilig, ob sie am Traversieren seien. Die Antwort lautete JA und der Fuchs entgegnete darauf, dass Traversieren heiss sei. So fanden die REWO’s als Erste zum Fuchs, gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen.

Die anderen Teams versanken derweil immer weiter im Chaos. Eins hockte zum Beipiel auf dem Tête de Ran am Mittagstisch. Ziemlich weit vom Schuss. Andere verirrten sich nach Sainte-Croix, fast 20km Luftlinie südwestlich. Einige wurden von der misstrauischen Polizei aufgehalten. Kein Wunder bei diesem Outfit:

Feine Hinweise, wie zum Beispiel, man müsse mitten durch das grosse Wasser schwimmen, nützten jetzt nichts mehr. Jetzt mussten die Hardcore-Tipps kommen:

“Wir befinden uns in einem Kanton mit einem V”, parlierte der Fuchs.  Daraufhin wurde gerätselt, ob das etwa “ObValden” sei. Zu guter Letzt gab der Fuchs die Koordinaten durch. Dummerweise gab es eine Verwirrung um deren Format und so zottelte ein Team fröhlich Richtung Basel. Ein Einzelkämpfer konnte glücklicherweise keine Koorinaten in sein Navi eingeben, sonst wäre er wohl auch Richtung Basel gefahren.

Schliesslich gab es, wie in jedem guten Film, ein Happyend. Ausser den Zwei, die den Peiler ins Korn geworfen hatten, trafen alle im Verlaufe des Nachmittags beim Fuchs ein. Sogar ein SWL-Team, das drei der 70cm Minifüchse mitbrachte,  die die anderen verschmäht hatten. Apropos: Bis auf einen haben wir dann auf dem Rückweg alle Minifüchse wieder eingesammelt. 11 von 12, keine schlechte Ausbeute bei Mondschein. Den Zwölften hörte ich am frühen Sonntagmorgen noch von zuhause aus leise wimmern, bevor ihm Wind und Regen den Garaus machten.

Bei Speis und Trank kam dann festliche Stimmung auf und die Teilnehmer waren sich einig, dass der Anlass gut gelungen war. Zwar mussten wir die Kneipe eine zeitlang in Eigenregie übernehmen, da plötzlich nur noch die Köchin von den Kapverden anwesend war. Auch der Präsident unseres Radioclubs verdingte sich als Serviertochter. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch – im Gegenteil.

73 de Anton

Nachtrag: Da es nicht darum ging, als erster beim Fuchs zu sein, sondern diesen überhaupt zu finden, hätte ein Kooperation zwischen den Jägern mehr Erfolg gebracht und Kilometer gespart. Erstaunlicherweise lag dieser Gedanke fern. Im Gegenteil: kaum einer wollte seinen Standort preisgeben. Das Motto lautete: “Der Feind hört mit”

Das Filter in unserem Ohr

Andy, G4JNT hat ein Programm entwickelt, welches erlaubt, Versuche mit CW-Signalen in  unterschiedlichen S/N Ratio und verschiedenen Bandbreiten am PC durchzuführen. Damit kann jeder selbst ausprobieren, wie tief im Rauschen er noch CW-Signale entziffern kann. Die Resultate sind verblüffend. Unser Ohr ist in der Lage, CW-Signale noch unter der Grenze von 0dB SNR aufzunehmen. Wir stellen dabei auch fest, dass eine Verringerung der Bandbreite dabei keine grosse Rolle spielt. Zwar verbessert theoretisch jede Halbierung der Bandbreite das Signal-Rauschverhältnis um 6dB, doch dem Ohr ist das “wurscht”. Das liegt an der Selektivität unseres Gehörs. Sie liegt im Bereich von 30 bis 100 Hz. Erst wenn wir die Filterbandbreite des Empfängers unter die Bandbreite unseres Ohrs absenken, hören wir wirklich besser.

Das heisst, mit einem CW-Filter sind wir zwar in der Lage, das gewünschte Signal aus anderen herauszufiltern, so dass wir uns darauf konzentrieren können. Sind jedoch keine störenden Signale vorhanden, wie zum Beispiel im UKW-Bereich, hilft es uns nicht, Signale besser aus dem Rauschen herauszuhören. Das Ohr als Filter genügt in diesem Fall.

73 de Anton

Bild: 5 Element Yagi mit Bambus-Boom nach DL6WU

Wunderbare Antennen

…damit sind keine Wunderantennen gemeint. Es geht vielmehr um die Schönheit der Antennen. Doch die Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Ausser bei den diversen Misswahlen. Dort liegt sie bei einer Jury aus kurligen Typen. Anders ist das Resultat oft nicht zu erklären. Auch Architekten scheinen einem eigenen Schönheitsideal anzuhängen. Darum bauen sie hierzulande gerne Häuser, die einem Bunker oder einer Skilift-Station gleichen. Sparhäuser eben.

Aber es geht hier ja um Antennen. Die meisten Funkamateure finden Antennen schön. Im Gegensatz zu ihren Nachbarn, die oft beim blossen Anblick bereits Kopfschmerzen kriegen. Der Verdacht liegt nahe, dass die beiden Leserbriefschreiber im folgenden Auschnitt aus dem Zürcher TA zur ersten Kategorie gehören oder ihr zumindest nahe stehen:

Paul, HB9DFQ, hat mir ein Bild des Zeitungsauschnitts zukommen lassen. Vielen Dank!

73 de Anton

In den Startlöchern für den 6m Sprint

Viele warten gespannt auf die ersten Bandöffnungen im 50 MHz Band. ES ist noch rar, doch gab es schon ein paar schöne TEP-Möglichkeiten ins südliche Afrika. So habe ich mithören können, wie HB9FMD in CW mit Südamerika arbeitete. Doch von der Gegenstation in ZS hörte ich keinen Piep. Dabei ist HB9FMD nur knappe 50km weit weg. So selektiv können die Ausbreitungsbedingungen auf dem 6m Band sein.

Hier noch der neuste Bandplan für das Magic Band. Der wurde ja kürzlich geändert (IARU R1-Tagung SUN CITY 08/2011) .

In HB9 ist 50-52 MHz für den Amateurfunk generell zugelassen, auf sekundärer Basis. Mit beliebigen Antennen, jedoch nur mit maximal 100 Watt. Einige Stationen scheinen letzteres übersehen zu haben, nach den ungenierten Stationsbeschreibungen zu schliessen, die in QSO’s verbreitet werden. Das ist ja fast so, wie die “Spezialisten”, die ihre Raservideos auf Youtube stellen und sich dann wundern, wenn sie von der Polizei geschnappt werden.

Um via ES mit ganz Europa zu funken, braucht es übrigens kein High Power. Schon 10 W an einer simplen GP genügen. Und wer Glück hat, kann via Mehrfach ES sogar die Karibik und die Ostküste der USA erreichen. Vorzugsweise in CW. Ohne dicke PA und sogar ohne Beam.

Die meisten neuen Kurzwellentransceiver haben das 6m Band intus. So auch der IC-7410.  Zu diesem Gerät, bzw. seinem grösseren Bruder, habe ich eine interessante Info entdeckt:

Lange wurde darüber spekuliert, ob beim Icom IC-9100 ein upgrade der Software via USB möglich sei. Jetzt ist es klar. Icom hat für den IC-9100 ein upgrade publiziert. Da der IC-7410 über die gleiche Architektur verfügt, wäre auch er in Zukunft upgrade-fähig (Achtung: dieses Upgrade ist aber nur für den IC-9100)

73 de Anton

Eine sehr spezielle Fuchsjagd

Schon in der Schule habe ich nicht immer alles so gemacht, wie die Lehrer es wollten. Darum hat man auf meine Teilnahme an dieser Institution nach Abschluss der achten Klasse verzichtet. Doch nachdem was mir so erzählt wird, lernte man in der Neunten ohnehin kaum was Gscheits.

Dass ich gegen den Strom schwimme, passiert mir auch heute noch. Was soll’s, wer nicht ein wenig spinnt, der spinnt.

Darum wird auch die Fuchsjagd, die ich nächstens organisiere, keine gewöhnliche. Wieso im Wald herumrennen, wenn man auch fahren kann, habe ich mich gefragt, und mich für eine Langstrecken-Fuchsjagd entschieden. Der Fuchs wird sich deshalb in einem Umkreis von 50km verstecken.

Auch habe ich mich dafür entschieden, diesen Fuchs mit etwas mehr Intelligenz auszustatten, als die kleinen Piepser, die man normalerweise schön nach Reglement im Wald versteckt. Ich werde nämlich selbst Fuchs sein ;-) Mit einem leistungsfähigen 2m FM Gerät, notabene.

Das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Jäger, genauso wie die  richtigen Jäger mit Flinte und Hund, den Fuchs “ansprechen” können.

Ich hatte während des Studiums einen Professor, der uns mal gesagt hat: “Meine Damen und Herren, entwickeln Sie eine gesunde Faulheit.” Seither lebe ich ganz und gar nach diesem Prinzip und so wird auch der Fuchs nur senden, wenn er “angesprochen” wird. QDO3, heisst: Senden Sie mir eine Peilung für 3 Minuten. Mehr wäre Ätherverschmutzung. Ausserdem hat’s am Zielort Speis und Trank und letzterer wird die heisere Fuchskehle kühlen. Kann ja lange dauern bis der letzte Mohikaner die Peilung richtig hat.

Doch ein Fuchs kommt selten allein. Und so habe ich eines Abends ein ganzes Rudel kleiner Füchse produziert. Ich nenne sie Wegwerf-Füchse. Denn ich werde sie auf meiner Fahrt zum Versteck einfach aus dem fahrenden Auto werfen.

Sie arbeiten im ISM-Band auf 70cm und kosten drei mal nichts. Trotzdem bin ich froh, wenn sie eingesammelt werden. Wer am meisten der Wegwerf-Füchse ans Ziel bringt, erhält einen Bonus – das habe ich bei den Bankstern abgeguckt. Vielleicht eine Flasche von meinem selbstgebrannten Schnaps oder ein Baofeng – wird werden sehen.

Natürlich gibt’s auch für die Finder des grossen Fuchses etwas. Doch der Erste soll nicht der Beste sein. Das ist nur in Hollywood so und wir wollen ja kein Autorennen veranstalten. Die Preise werden einfach unter den Ankommenden verlost.

Bild: Moxon-Beam als Peilantenne für 70cm

Wie decodiere ich Packet-Radio via Soundkarte auf dem PC?

Es war acht Uhr abends als mein Funkfreund und ich uns diese Frage stellten. Natürlich hatte diese Frage, wie jede andere Frage auch, eine Vorgeschichte. Auf unserer Hausfrequenz 145.400 tauchten seit einiger Zeit immer wieder kurze Datenpakete auf. Manchmal tagelang im Halbstundentakt. Scheinbar ohne von einer Gegenstation beantwortet zu werden. Wer war der Absender? Wenn wir die Daten lesen könnten, würden wir vielleicht mehr über ihn erfahren.

Packet auf dem PC mitzulesen musste keine grosse Sache sein, sagten wir uns, und machten uns in den unendlichen Weiten des Internets auf die Suche nach Anleitung und Software.

In der Tat förderte Google jede Menge Resultate auf den Bildschirm. Doch je mehr wir sahen, desto verwirrter wurden wir. Ein ganzer Strauss von Programmen versprach alles Mögliche. Darunter eierlegende Wollmilchschweine mit denen sich Programmierer ausgetobt hatten. Erklärt wurden da Dinge, bei denen wir nur Bahnhof verstanden. Vieles davon steinalt – das Internet vergisst ja nichts – von TNCs war die Rede und von DOS. Packet wurde erklärt, vorwärts und rückwärts, und unsere Klarheiten wurden restlos beseitigt. Es war Neun und der Frustpegel wuchs. Denn eine klare Antwort auf unsere Frage war nicht dabei:

„Wie kann ich Packet-Radio via Soundkarte auf dem PC mitlesen?“

Anstelle von Antworten tauchten immer mehr neue Fragen auf. Wenn die Theorie nicht weiter weiss, ist es Zeit für die Praxis.

Nachdem wir auf chaotischen Webseiten, die irgend ein Professor Tournesol zusammengeschustert haben musste, endlich die Download Buttons gefunden hatten, konnte die Installation der Software beginnen. Wir liessen uns auch nicht von rar-Dateien abschrecken, nachdem wir ergoogelt hatten, wie wir diese entpacken konnten.

Da waren sie nun, vor uns auf dem Bildschirm ausgebreitet, all die wunderbaren Programme, ausgedacht von Tüftlern im stillen Kämmerlein.  Hier hatten Entwickler ihr wahres Potential entfaltet. Unbeeinträchtigt durch Manager, die nichts von der Materie verstanden, und ohne die unsäglichen Forderungen eines Marketings, das noch weniger begriff und dauernd von irgendwelchen Kunden faselte.

Alles war möglich und nichts war fix. Aber Packet-Radio mitlesen konnten wir immer noch nicht. Apropos Kunden: Einige Programme gab es nur gegen Geld. Wahres gegen Bares? 48 Dollores für einen Abend ausprobieren? Kaum!

Doch mit den Programmen kam die Verwirrung in die zweite Runde: Wir bräuchten ein TNC hiess es. Wozu? Unsere Notebooks hatten ja Soundkarten. Wir müssten einen COM-Port wählen, wurde gefordert. Wieso? Wenn das Programm unbedingt einen braucht, soll es doch selbst schauen! Unzählige Sorten und Untersorten von Modi wurden uns aufgetischt, von denen wir noch nie etwas gehört hatten. Und wir fragten uns, wer denn all das Zeug braucht, wenn es doch schon RTTY, PSK31 und Olivia gibt.

Wir nicht, wir wollten nur Packet, und nein, wir brauchten kein zusätzliches Logbuch, wir hatten schon eins auf Papier. Wir wollten bloss ein paar Datenpakte decodieren. Möglichst automatisch, ohne unzählige Parameter festlegen und Formulare ausfüllen zu müssen.

Zehn Uhr. Jetzt kamen die aufbauenden Ratschläge unserer Kollegen. „Schaut doch mal auf die Seite der Swiss Amateur Radio Teleprinting Group, dort steht sicher, wie das geht!“

Danke, hatten wir schon. Inzwischen hatte sich der Charakter meines Computers bedenklich verändert. Firefox hatte plötzlich zusätzliche Anzeigeleisten und sprach nur noch Französisch. Ein Nebeneffekt der installierten Programme?

Elf Uhr. Staunend betrachteten wir die APRS-Fürze auf 144.800 mittels Wasserfall und Frequenzanzeigen. Was die wohl so spät abends noch zusammenfunkten? Mindestens kam jetzt was über die Soundkarte in den PC rein. Doch mit Decodieren war nichts. Es war wie im alten Babylon. Wir verabschiedeten uns ziemlich genervt.

Zwölf Uhr. Ich betätigte den Hauptschalter. Sollte doch der Teufel die Pakete holen. Und überhaupt: Ich hatte genug von der digitalen Welt. Morgen würde ich mich dem guten alten CW widmen und meinen HF-Projekten, Hardware notabene. Ich begab mich mit dem unguten Gefühl zu Bett, ein Digitalbanause zu sein.

73 de Anton

CB-Funk ab 1.1.2013 konzessionslos

Das BAKOM teilt mit, dass nächstes Jahr der Konzessionszwang für den CB-Funk wegfällt. Bisher musste man ein Gesuch stellen und jährlich Fr. 72.- zahlen um auf 40 Kanälen im 27 MHz Band in AM, FM und SSB funken zu dürfen. Dafür durfte man ein Rufzeichen erfinden, das einem dann offiziell zugeteilt wurde. Damit soll jetzt Schluss sein. Ebenfalls von der Konzessionspflicht befreit werden drahtlose Mikrofonanlagen, Betriebsfunk und Radaranlagen der Binnenschifffahrt.

Gut, dass das BAKOM diesen alten Zopf abgeschnitten hat. Der PMR mit 0.5W auf 8 Kanälen im 70cm Band war ja bereits von Beginn weg konzessionsfrei.

Allerdings ist auf CB nicht mehr viel los, die Glanzzeiten sind vorbei. Viele haben die Amateurfunkprüfung gemacht und sind als HB3er oder HB9er in die Amateurfunkbänder abgewandert.  Ob das nun Funkmigranten sind? :-)

So hört man jetzt ab und zu auf den Amateurfunkbändern, wie “die besten Zahlen gewünscht werden” oder wie der Signalrapport mit “Santiago und Radio” gegeben wird. Was ja im Grunde auch nicht schlechter ist, als der 59 Blödsinn in den Contesten.

Wobei ich immer noch daran herumrätsle, wer im CB-Funk so geschraubte Sätze eingeführt hat wie: “Einen schönen Abend gewünscht.”

Ich war’s auf jeden Fall nicht :-)

73 de Anton

Bild: Scheibenyagi für das 13cm Band

 

Sender am Himmel

Als Funkamateure wissen wir natürlich, dass alles, was wärmer ist als Null Grad Kelvin, bzw. -273.15 Grad Celsius, elektromagnetische Wellen aussendet. Auch der OM selbst ist ein Strahler :-) Doch das merkt er nur, wenn er die Hand vor seine Mikrowellenantenne hält: Das Rauschen im Empfänger steigt merklich an. Genauso wenn er die Antenne auf die Sonne richtet, die Strahlungsquelle Nummer Eins am Himmel. Mit weiteren kosmischen Strahlungsquellen beschäftigt sich die Radioastronomie: Hier eine gute Einführung. Wie man lesen kann, haben nicht nur wir mit Störungen zu kämpfen.

Um Störer im Kurzwellenbereich aufzuspüren, ist ein kleines Transistorradio praktisch. Der Renner auf Ebay ist momentan der Tecsun PL-660. Er kann nicht nur SSB, sondern empfängt den ganzen Bereich von 100kHz bis 30 MHZ durchgehend. also auch das 136 kHz und das neue 472 kHz Band! Allzuviel sollte man jedoch von diesem Kästchen nicht erwarten. Aber das Tolle daran ist, dass man das Teil für ca. 100$ kriegen kann.  Für Radioastronomie ist der PL-660 zwar nicht geeignet, aber er empfängt dafür andere Sender, die über unsere Köpfe schwirren: im Flugfunkband. Wer dann noch wissen möchte, welches Flugzeug da gerade funkt, woher es kommt und wohin es möchte, wird auf dieser Seite fündig.

Koaxialkabel braucht jeder, ob Radioastronom, Flieger oder OM. Lange habe ich nach einer guten Vergleichstabelle gesucht und dabei übersehen, dass eine solche 2007 im “Funkamateur” publiziert wurde. Hier ist sie.

73 de Anton

Bild: Radom aus einer Colaflasche auf einem Hornstrahler. Hier noch den Parabolspiegel dazu:

Backfire

Dieses Wochenende finden auf UHF und den Mikrowellenbändern wieder Konteste statt. Das Wetter ist gut und es sieht nach Überreichweiten aus. Wer wissen will, wo auf UKW angehobene Bedingungen herrschen, dem hilft vielleicht diese Karte weiter.

Es soll immer noch OM geben, die meinen, auf UHF mit einem Blindenstock mitmischen zu können. Wenn möglich noch mit einer Rolle RG-58 gespeist. Wer auf den UHF und Mikrowellenbändern weiter kommen will als bis zum nächsten Relais, braucht eine anständige Richtantenne und zwar mit horizontaler Polarisation. Das gilt übrigens auch für das 2m Band. Mit einer einfachen Yagi, 2 Lambda lang und 100 Watt sind in SSB jederzeit Verbindungen möglich, die die Reichweite von FM Relais in den Schatten stellen.Kanalarbeiter wissen gar nicht, was sie alles verpassen :-)

Auf 23cm sollte man es schon gar nicht mit einer Vertikalantenne versuchen. Enttäuschung ist vorprogrammiert. Wie auch immer, für Antennenbau bis zum Kontest wird die Zeit knapp. Ich empfehle Mutters Kuchenblech in eine Backfire umzurüsten.

Auch wenn unsere griechischen Freunde wegen finanzieller Probleme zurzeit nicht gerade hoch im Kurs stehen, über Antennen wissen sie Bescheid. Auch über die vorgenannte Backfire. Hier mehr dazu. Rund um die warmen Gewässer des Mittelmeeres dürften Überreichweiten wesentlich häufiger sein, als hierseits der Alpen. Darum schätzen auch die Italiener nebst Pasta und schwerem Rotwein Backfire Antennen. Aber auch die Slowenen wissen um die Einfachheit und Effektivität dieser Antennen. Natürlich kann man die Dinger auch kaufen, zumindest für das WLAN Band bei 2.4 GHz. Ich hab’s zwar nicht ausprobiert, aber man kriegt die sicher auch auf 2.32 GHz zum Laufen, wenn man ihnen mit dem Lötkolben droht. Wenn Mutter das Kuchenblech nicht hergeben will, bleibt nur noch der Bau einer Yagi. Hier ein gelungenes Exemplar nach DL6WU für das 23cm Band.

73 de Anton

Bild: Kondensatoren warten auf die Surplus Party in Zofingen, die in den letzten Jahren auch ein beliebter “Pilgerort” für unsere Freunde aus dem “grossen Kanton” geworden ist.

13cm – das vergessene Mikrowellenband

Im ISM Band auf 2.4 GHz läuft alles was Rang und Namen hat: seit Jahrzehnten brummen dort unsere Mikrowellenöfen, später gefolgt von WLAN’s und Bluetooth, und vielen weiteren drahtlosen Helferlein in und rund ums Haus. Um damit zu “funken” braucht es keine Lizenz und keine Konzession.

Wir Funkamateure “wohnen” gleich darunter, auf 2.3 GHz. Doch das Band ist ein Stiefkind. Auf dem untersten Mikrowellenband, auf 23 cm tummeln sich die meisten Funkamateure, die sich auf die rauschenden Bänder jenseits der GHz-Grenze wagen. Für dieses Band gibt es auch noch fertige Geräte zu kaufen, wie den IC-9100. Man braucht sich nicht einmal mit dem richtigen Verkabeln von Transvertern herumzuschlagen. Plug and Play und schon ist man auf 23cm QRV, sofern das nötige Taschengeld vorhanden ist. Wer auf den Geschmack kommt und vor kleinen Basteleien nicht zurückschreckt, der macht dann oft den grossen Sprung auf 10 GHz. Dort tummeln sich schon viele Gleichgesinnte und das Band bietet eine neue Ausbreitungsart: Regenscatter.

Nur ganz Angefressene interessieren sich für die Bänder zwischen 23 und 3 cm. Natürlich spielt auch die unterschiedliche Frequenzzuteilung in den einzelnen Ländern eine Rolle. Auf 2320 MHz, im Schmalbandsegment, dürfen wir Schweizer zum Beispiel nur mit einer Spezialbewilligung funken. ich habe kürzlich eine solche vom BAKOM erhalten – rasch und unkompliziert per Email. Früher war das schwieriger, als noch die Richtfunkstrecken dominierten. Doch heutzutage hat die Glasfaser den Parabolspiegel abgelöst.

Das 13cm Band hat viel mit dem 23cm Band gemeinsam. Ob das mit ein Grund ist, wieso dieses Band häufig übersprungen wird? Was für 10 GHz der Rainscatter ist, ist für 23 und 13 cm Flugzeugscatter. Nicht vergebens laufen die grossen Flugradars in diesem Bereich. Mittels Reflexionen an Verkehrsflugzeugen lassen sich jederzeit Entfernungen von einigen hundert Kilometern überbrücken, ohne dass man auf Inversionsschichten in der Troposphäre warten muss. Interessant ist in diesem Zusammenhang, die Flugzeugbewegungen über Europa zu beobachten. Hier auf dem Internet in Echtzeit und mit allen Angaben zum Flugzeug, Abflug- und Zielort, Höhe und Geschwindigkeit.

Doch Aircraft-Scatter ist keine QRP-Betriebsart. Die Impulse der Radaranlagen bewegen sich im Megawatt-Bereich! Einige KW ERP sollte man also schon auf die Beine bringen. Doch gerade auf 13cm ist das heute ein Kindergeburtstag. Surplus Linearverstärker von Spectrian werden auf Ebay zu knapp 100$ verkauft. Die Platinen bringen 75W bei 1.25W Input. Eine mittlere Yagi dran und schwuppdiwupp ist man im Kilowatt-Bereich. Doch Vorsicht ist die Mutter des Mikrowellenofens (500-800W). So wie niemand seine Katze in solch einem Ofen trocknen würde, sollte man sich nicht ins “Schussfeld” seiner Antenne begeben. Ein bekannter OM hat mir gegenüber die Vermutung geäussert, dass ihm vermutlich wegen seiner EME-Anlage die Kopfhaare ausgegangen sind. Bei Tests hatte er erst bemerkt, dass er direkt in seinen Funk-Shack beamte, als seine Kopfhaut glühend heiss wurde.

Auch im 23cm Band kommt man nun preiswert zu Power. Seit kurzem ist bei mir eine 60W Endstufe von Roberto DG0VE in Betrieb und ich bin damit sehr zufrieden. Kuhne ist natürlich auch eine Alternative. Mit diesen Leistungen braucht man nicht mehr auf hohe Berge zu klettern um einige 100km zu überbrücken. Wichtig ist allerdings, dass man die Leistung nicht wieder in einem langen Kabel und schlecht montierten Steckern verliert. RG-213 ist in diesen Bereichen ein No Go. Gar nicht zu reden von RG 58 und PL-Steckern :-(

Bei mir befinden sich gerade mal 2m Ecoflex-10 zwischen PA&Vorverstärker und Antenne. Eine Erfahrung mit einem 1m-Stück RG-58 und einigen miesen Adaptern/Steckern plus Koaxrelais, die mir 3dB weggefressen haben, hat mich in dieser Angelegenheit sensibilisiert.

73 de Anton

Zu viele Conteste

Der RAOTC, der Radio Amateur Old Timers Club, hat anlässlich seiner letzten GV in Olten beschlossen, bei der USKA vorstellig zu werden und sich über die vielen, fast jedes Wochenende stattfindenden Conteste zu beschweren. Der Obmann der Vereinigung, Renato HB9NW, hat dies mit einem Brief an den USKA Vorstand getan, der in den Old Timer News Nr 178 veröffentlicht wurde.

“Rücksichtslos werden ganze Bandsegmente durch diese 599-Übungen belegt”, schreibt HB9IN. Das verunmögliche normalen Funkbetrieb auf unseren ohnehin überlasteten Bändern. Conteste würden inzwischen fast jedes Wochenende stattfinden. Doch viel schlimmer sei das falsche Signal über die Art und Weise wie wir unsere Frequenzen benutzen, das damit nach aussen gegeben werde. Unter diesen Umständen würde es immer schwieriger, die Regulierungsinstanzen vom Erhalt oder sogar der Erweiterung unserer Frequenzen zu überzeugen.

Der RAOTC ist übrigens ein Club, dem zurzeit 165 altgediente OM’s angehören, die in der Regel auch USKA Mitglieder sind. Der Club existiert seit 1978 und gibt quartalsweise ein Bulletin heraus mit vielen interessanten Beiträgen zur Funkgeschichte.

HB9NW betont in seinem Schreiben, dass die Mitglieder des RAOTC nichts gegen die etablierten, klassischen “funksportlichen” Veranstaltungen haben. Doch neben diesen nationalen und internationalen Contesten würden laufend neue erfunden.

Ich kann dem nur zustimmen. Was zurzeit punkto Conteste abläuft ist glatter Overkill. Aber ich bin nicht generell gegen Wettbewerbe, Conteste haben sehr wohl eine wichtige Funktion. Sie dienen u.a. dem Training der Operateure. Und das haben einige doch sehr nötig ;-)

73 de Anton

Bild: Ein Stein zum “beschweren”. Granit von der Insel Bornholm.

Beacon Spotting

Nein, dabei geht es nicht darum, über Baken zu spotten. Wieso auch? Funkbaken gehören zu den nützlichsten Einrichtungen im Amateurfunk. Sie erlauben es den Funkern die Ausbreitung zu beobachten und helfen dem einsamen Bastler auf den Mikrowellenbändern sich zurecht zu finden. Beim Beacon Spotting geht es darum, Baken zu beobachten und zu melden. Ist das Netz der Spotter dicht gewoben, ergibt sich daraus ein gutes Bild der herrschenden Ausbreitungsbedingungen. Überreichweiten auf den höheren Bändern vergehen so nicht ungenutzt. Ein solches Netz findet man hier für Baken von 50 MHz bis in den Mikrowellenbereich.  Interessant ist die Darstellung der Baken – die sonst üblicherweise nur auf Listen zu finden sind – auf einer Europakarte. Man kann auf ein bestimmtes Gebiet zoomen und beim Anklicken der Baken erhält man Informationen über Frequenz, Leistung, genauen Standort, Betreiber und Status. Beacon Spotting ist auch für SWL’s eine interessante und nützliche Aufgabe.

73 de Anton

Bild: Monte Lema, Tessin

Bevorzugt das BAKOM eine kleine Gruppe von Funkamateuren?

Zitate aus einem Segler-Forum:

“Zum Glück operiert der Maritime Mobile Amateurfunkverkehr zum großen Teil aus internationalen Gewässern und ist deshalb von den rückständigen Gesetzen der Telekom/Postzone nicht betroffen. Maritime Mobile-Stationen mit DL Rufzeichen dürfen also ganz legal WinLink© E-Mail senden und empfangen, wenn sie mit einem MBO außerhalb der BRD in Verbindung sind.”

“Jedem, dem die Deutsche Lizenz zu schwer oder zu aufwendig ist sei gesagt, daß man auch als nicht US-Bürger außerhalb der Vereinigten Staaten eine gültige US-Lizenz erwerben kann.”

Und an anderer Stelle auf einer Seglerseite:

Da die Installation einer Amateurfunkanlage nicht ganz einfach und das Thema für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist, haben wir die Informationen recht umfangreich dargestellt. Uns ging es vor der Abfahrt übrigens genauso und deshalb haben wir die Zusammenstellung der Komponenten und die Installation von einem Fachmann durchführen lassen.

Winlink und Winmor sind Pactor-Betriebsarten, die Email übers Internet ermöglichen. Der Zugang erfolgt über unbediente Stationen im Kurzwellenbereich auf der ganzen Welt

Für DX-Expeditionen ist heute ein Internet-Zugang de facto Standard. Damit verfügen die Teilnehmer u.a. über aktuelle Ausbreitungsprognosen und können ihr Logbuch online stellen. Dagegen ist meines Erachtens nichts einzuwenden. Der Internet-Zugriff hat ja ausschliesslich mit Amateurfunk zu tun.

Anders sieht es bei den Besitzern von Hochseeyachten aus. Hier ist der Amateurfunk und damit der Internet-Zugang über Kurzwelle eine günstige Alternative zu den kommerziellen Diensten.

Dass die Segler nur reine Amateurfunkinfos austauschen und kurze Grüsse an ihre Freunde mailen, glauben nur OM’s, die auch glauben, Zitronenfalter würden Zitronen falten und Volksvertreter würden das Volk vertreten. Ich vermute, viele Yachtbesitzer machen nur eine Amateurfunkprüfung um gratis funken und mailen zu können.

Doch was sagt unsere Behörde, das BAKOM, dazu. Gemäss Artikel 33 FKV ist der Fall klar:

 Wer eine Amateurfunkkonzession besitzt, darf die Funkanlage nur benützen zur Übertragung technischer Informationen über Sende- und Empfangsversuche sowie für persönliche Mitteilungen und Mitteilungen in Notfällen.

Nicht zulässig sind insbesondere:

b) die Übertragung von Informationen die von Dritten stammen oder für Dritte bestimmt sind, sofern nicht alle Beteiligten Funkamateure sind.

Das ist eindeutig. Doch liest man in den Vorschriften zum Amateurfunkdienst weiter, so stösst man auf folgenden Passus:

 2.5 Verbindungen mit dem Internet über Amateurfunkstationen

Bewilligungen für das Errichten von Amateurfunkanlagen, die einen Zugang ins Internet ermöglichen, werden nur Amateurfunkvereinen erteilt.

Der Abruf von öffentlich zugänglichen Informationen aus dem Internet und die Übermittlung und der Empfang von persönlichen, nicht kommerziellen E-Mails, SMS oder FAX sind zulässig. Nicht zulässig hingegen sind rechtsgeschäftliche Mitteilungen sowie die Vermittlung von Informationen von Dritten an Dritte. Die Station darf nicht für kommerzielle Zwecke benutzt werden. Die Funkamateure, welche die Station benutzen, sind für das Einhalten der Vorschriften verantwortlich.

Ja was jetzt? Darf ich die Börsenkurse abrufen und online Zeitung lesen? Plötzlich sind Informationen an Dritte und von Dritten zulässig? Nur noch Meldungen von Dritten an Dritte ist verboten, also das blosse Übermitteln. Das „oder“ wurde fallen gelassen. Ich denke nicht, dass das ein Fehler im Wording ist, im BAKOM wimmelt es nur so von Juristen.

Der kleinen Gruppe von Funkamateuren, die Winlink und Winmore nützen – geschätzt <2% – gesteht das BAKOM also Sonderrechte zu? Was hat das mit Amateurfunk zu tun, wenn ich meine Börsenkurse auf 14 MHz bekomme und der Grossmutter einen Brief schreibe? Oder wenn ich auf dem Campingplatz über Winlink maile, um Handy-Kosten zu sparen?

Wieso werden Hunderte von Frequenzen auf den engen Kurzwellenbändern mit automatischen Stationen zugepflastert, die keine Rücksicht auf laufende QSOs nehmen und einfach losrattern? Wieso wird eine Betriebsart erlaubt, bei der man ein teures patentiertes Modem einer einzigen Firma kaufen muss? Wieso wird die Konkurrenzierung kommerzieller Land- und Seefunkdienste zugelassen.

Da muss man doch unweigerlich zum Schluss kommen, dass da eine starke Lobby gewirkt hat, um die Fernmeldebehörden zu überzeugen, die Regeln aufzuweichen und einer Gruppe von Funkamateuren Sonderrechte zuzugestehen.

Wie dem auch sei, die USKA kann’s auf jeden Fall nicht gewesen sein. Ihre Lobbykompetenz ist m.E. recht kümmerlich, sonst wären wir Schweizer kaum das Schlusslicht bei der Erlaubnis auf neuen Frequenzen zu experimentieren (9kHz, 500kHz, 5MHz, 70MHz, 3GHz usw.)

73 de Anton

PS. Ich bin selbst Segler und Amateurfunk vom Boot aus ist wunderbar. Solange nicht plötzlich eine automatische Station das CW QSO stört.

OAM, die Antennenpolarisation von Raumschiff Enterprise?

Orbital Angular Momentum, OAM,  heisst eine neue Polarisationsart, die zuerst im Bereich des Lichts entdeckt wurde und mit der jetzt auch Funkversuche gemacht werden. Sie ermöglicht angeblich eine Mehrfachnutzung der gleichen Frequenz. Bis zu 100 Sender könnten die gleiche Frequenz benutzen, ohne einander zu stören, glauben Forscher, die sich mit OAM befassen.

Bisher kannte man die lineare Polarisation (horizontal, vertikal) und die zirkulare Polarisation (links oder rechtsdrehend). Bei OAM jedoch, drehen sich die Funkwellen wie in einem Tornado, stark vereinfacht ausgedrückt. Wird die Winkelgeschwindigkeit des Vortex beim Empfang berücksichtigt, können damit angeblich Signale getrennt werden, die auf der gleichen Frequenz senden.

Erzeugt wird OAM, indem die Antenne während der Sendung in Umdrehung versetzt wird. Was vernünftigerweise elektronisch geschieht.

Ja, ich weiss, das tönt alles ein wenig wie Raumschiff Enterprise. Und wenn man die Bilder sieht, die anlässlich eines Versuchs gemacht wurden, der ein italienischer Professor in Venedig durchgeführt hat, wird dieser Eindruck noch verstärkt. Andererseits stösst man auf Seiten wie diese, die einen seriösen Eindruck machen. Ausserdem sind wir noch weit vom 1. April entfernt.

Hier ist ein Blog, das sich intensiv mit OAM befasst.

Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, an dem uns nach EH, Roomcap und Ofenrohrantenne eine neue Wunderantenne präsentiert wird, ein OAM-Beam :-)

73 de Anton

Bild: Niederhorn im Berner Oberland. Der Berg im Hintergrund ist der Niesen. Beides sind Relais-Standorte.

Funken ohne Antenne

Was noch als Amateurfunk bezeichnet werden darf und was nicht, darüber scheiden sich die Geister. Für einige ist bereits Echolink kein Amateurfunk mehr. Andere sehen das nicht so eng und “funken” mit Hamsphere rund um den Globus. Oder mit dem Konkurrenzprodukt CQ100. Lustig ist dabei, dass die beiden Systeme nicht untereinander kommunizieren können. Hamsphere und CQ100 leben quasi auf verschiedenen Planeten :-)

Glücklicherweise können sie auch nicht mit Funkern in den wirklichen Bändern in Verbindung treten. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Ich habe nichts gegen virtuelles Funken. Das schafft Platz auf den echten Bändern. Aber ich würde nie behaupten, dass ich fliege, wenn ich am Flugsimulator sitze. Beide Systeme sind nichts anderes als Funksimulationen.

Heute hatte ich ein QSO mit F8ZW in Strasbourg auf 23cm in SSB, 200km quer über die Juraberge und Hügel hinweg. Von Antenne zu Antenne. Solche QSO’s möchte ich um nichts in der Welt missen. Sie sind durch keine Simulation zu ersetzen.

73 de Anton

Bild: Die Nordwand des Eigers. Interessantes Detail: Die Jungfraubahn führt im Innern dieser Felswand auf das Jungfrau hoch. Mitten in der Wand befindet sich eine Haltestelle mit Aussichtsfenstern.

Aller guten Dinge sind drei

Neben D-Star und P25 gibt es noch ein weiteres System zur digitalen Sprachübertragung (DV*), welches auf den VHF/UHF-Amateurfunkbändern eingesetzt wird. Es heisst MotoTRBO, bzw. DMR und wurde von Motorola entwickelt. In der Tat verfügen die Funkamateure unter den Mitarbeitern von Motorola über eine Reihe von Relaisstationen in Deutschland und den USA, die untereinander übers Internet verbunden sind. Zum Beispiel auf dem Grossen Feldberg im Schwarzwald Taunus. Die verwendeten Funkgeräte sind natürlich von Motorola, da es noch keine Amateurfunkgeräte für diesen Standard gibt. DMR/MotoTRBO hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber ICOM’s D-Star, und die liegen im Modulationsverfahren TDMS. Dank diesem “Zeitschlitz-Verfahren” können auf dem gleichen Kanal (12.5kHz) gleichzeitig zwei Gespräche über die gleiche Relaisstation geführt werden. Und da die Geräte nicht dauernd Vollstrich fahren, sondern in Zeitschlitzen senden, brauchen sie weniger Strom. Das ermöglicht Handfunkgeräten eine 40% längere Betriebszeit mit dem gleichen Akku.

All die digitalen Modulationsverfahren haben einen wichtigen Vorteil gegenüber herkömmlicher FM: Die Empfangsqualität ist bis zur Empfindlichkeitsgrenze ausgezeichnet und praktisch rauschfrei. Wenn FM-Signale stark verrauscht ankommen und eine Verständigung ermüdend ist, bleibt das DV-Signal klar und deutlich. Erst auf den letzten zwei dB ist das FM-Signal der digitalen Modulationsart überlegen. Während DV schlagartig abreisst und der Empfänger stumm bleibt, können bei FM die Worte dank den Fähigkeiten des menschlichen Ohres noch aus dem Rauschen “gegrübelt” werden. Aber schliesslich sind weder FM noch DV Betriebsarten für schwache Signale. Da hat SSB eindeutig die Nase vorn. Sowohl FM wie auch DV leiden übrigens unter Mehrwegausbreitung. Bei FM führt das zu Verzerrungen, bei DV zu Alien-Sprache, hi.

Wir sind aber noch weit entfernt, alle auf DV umzusteigen. Dazu müssten sich die Hersteller auf einen gemeinsamen Standard einigen und einen Codec benutzen der offen und Lizenzfrei ist. Im Codec, der sowohl in Hardware (ein Chip) wie auch als Software vorliegen kann, wird die Art der Sprachverschlüsselung festgelegt.

Bei D-Star, das übrigens von ICOM patentiert wurde, ist der Codec (Hardwarelösung) trotz aller Beteuerungen nicht offen und frei. Das ist auch ein Grund warum D-Star in Frankreich illegal ist. DMR hingegen, das vom europäischen ETSI entwickelt wurde, ist lizenzfrei.

Wie wir sehen, ist das Rennen also durchaus noch offen.

73 de Anton

Bild: Eiger, Mönch und Jungfrau (von links nach rechts) von meinem QTH aus. Im Joch zwischen Mönch und Jungfrau ist das Observatorium auf der Sphinx zu erkennen (23cm Relais, 70cm Bake)

* DV = Digital Voice

Je komplizierter, desto besser?

Es sieht ganz so aus, als würde uns finanzmässig ein heisser Herbst bevorstehen. “Gott schütze meine Bank” hat heute ein Spassvogel in einem Forum geschrieben.

Ganze andere “Spassvögel” waren vermutlich am Werk, als letztes Wochenende in Dortmund das DAB+ Radio abgeschaltet wurde. Es störte nämlich den Polizeifunk. Uns Funkamateure wundert das nicht. Denn der Polizeifunk sitzt gerade neben dem Frequenzbereich des DAB. Da braucht es nur etwas Power und wenig übersteuerungsfeste Handfunken und schon ist der Ofen aus. Polizei 168-174 MHz, DAB 174-230 MHz. Allerdings müssen die Frequenzwahl sehr ungünstig, die DAB-Leistung hoch, der Antennenstandort fraglich und die Polizeihandys grottenschlecht sein, damit man das Radio abschalten muss um die Polizei beim Funken nicht zu stören. Da waren wohl “Experten” am Werk.

Mit der Einführung des digitalen Polizeifunks (TETRA) werde das nicht mehr vorkommen, liest man in den Zeitungen. Vom Frequenzbereich her mag das stimmen, denn der TETRA-Bündelfunk liegt im unteren UHF-Bereich, unterhalb unseres 70cm-Bandes.

Bei diesen digitalen Funksystemen weiss der Benutzer nicht mehr, auf welcher Frequenz er funkt, diese wird ihm automatisch und dynamisch von der Leitstation zugewiesen, welche die entsprechende Funkzelle kontrolliert. Am besten erkläre ich das an einem Beispiel: Stellt euch vor, ihr hättet nur noch eine Handfunke und diese hätte nur vier Bedienungselemente. Einen Einschaltknopf, einen Lautstärkeregler einen CQ-Knopf und eine Tastatur. Wenn ihr CQ rufen wollt, drückt ihr den Knopf, wenn ihr eine bestimmte Station anrufen wollt, tippt ihr das Rufzeichen in die Tastatur. Wenn ihr CQ-Rufe hören wollt, drückt ihr CQ und wählt die Region auf der Tastatur. Euer Transceiver ist mit einer Leitstation in der Nähe verbunden, wo all die grossen Kisten und die schönen Antennen stehen, die euer Nachbar oder eure XYL nicht wollen, weil sie Kopfweh machen. Diese vollautomatische Station wählt für euch die passenden Frequenzen, Betriebsarten, Antennen etc. Wenn die Leitstation euch nicht empfangen kann, weil ihr im Weinkeller seid oder gerade alle Frequenzen voll sind, ertönt ein Besetztzeichen. Aber wieso es mal nicht klappt, da habt ihr keinen Schimmer. Das ganze System ist eine riesige Blackbox, die nur ein paar Cracks von der IT verstehen.

Das mit den grossen Kisten und schönen Antennen ist natürlich nur eine Illusion und ich habe sie ins Spiel gebracht, um den schönen Schein zu wahren. In Wirklichkeit verbindet euch die Leitstation mit anderen Leitstationen übers Internet. So wie bei D-Star.

Übrigens bekommt auch die Schweiz ihr Bündelfunksystem. Das heisst aber nicht TETRA, sondern POLYCOM und ist eine nicht kompatible Extrawurst, weil es nicht auf dem Standard TETRA sondern auf dem Standard TETRAPOL basiert. Soviel zur allgemeinen Verwirrung.

Sind damit alle Probleme gelöst? Im Prinzip ja, würde Radio Eriwan sagen. Doch wenn ein solches System mal abliegt, dann gute Nacht. Dann wird man die Dienste der Funkamateure mit Handkuss nehmen, sofern die dann noch zu funken wissen.

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: So ein TETRAPOL-Handy kostet ca. 40 mal mehr als ein Baofeng :-)

73 de Anton

Bilder: Ein Fasan und sein Huhn spazieren vor unserem Shack auf der Insel Bornholm

Funken mit der Brechstange

Viele Funkamateure träumen davon, doch nur ganz wenigen ist es vergönnt, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen: Funken mit einer Extremstation. Ich kann euch versichern, es ist ein überwältigendes Gefühl. Doch meine Stunden, die ich unter dem 125m Mast von Sottens an der Langwellenstation verbrachte, sind nichts im Vergleich zu der Operation von Radio Arcala, OH8X. Diese Funkstation unter dem Polarkreis wurde von einer Gruppe finnischer Funkamateuren vor allem für Conteste eingerichtet.

Das Wichtigste an einer Funkstation sind die Antennen und so stehen auf dem 20 Hektaren grossen Grundstück sieben Masten: der höchste ist über 100 Meter hoch und trägt unter anderem einen 5 Element Beam für 80m und einen 3 Element Beam für 160m. Das Gewicht dieses Towers mit seinen Antennen beträgt 40 Tonnen, hat einen 11kW Motor für den Rotor und allein für die rot-weisse Bemalung wurden 600 Liter Farbe benötigt.

Einen Eindruck dieser Antennenanlage gibt dieser Film, bei der sich drei Base Jumper vom 160m Beam in die Tiefe stürzen.

Die meisten von uns müssen wesentlich kleinere Brötchen backen. Dass man aber auch von einem Balkon aus mit Erfolg QRV sein kann und allerhand Antennen erstellen und ausprobieren kann, zeigen die Fotos von Bruno, HB9EZE (bitte runter scrollen). Das Maximum aus seinem eigenen kleinen QTH herauszuholen ist meines Erachtens eine ebenso grosse Herausforderung, wie das Erstellen einer Extremstation. Und das Ausprobieren und Funken vom Balkon ist vermutlich auf die Dauer interessanter als das Funken mit der Brechstange. Ich erlebe es nämlich immer wieder, dass die OM’s, die um jeden Zentimeter Antenne kämpfen müssen, aktiver sind, als die mit einer Superstation. Wer sich alles leisten kann, dem wird eben schnell mal langweilig.

73 de Anton

NEC

Von Cami, HB9EXF, stammt das heutige Bild. Eine zirkular polarisierte Vierfachquad! Leider habe ich noch kein Schema und kann deshalb nicht sagen, wie sie funktioniert. Dass sie funktioniert und bei mir vertikal und horizontal gleich stark ankommt, habe ich aber bereits erfahren.

Doch Klarheit kann nur eine Analyse in einem der gängigen Antennen-Simulationsprogramme bringen. Obschon man ihnen nicht in jedem Fall trauen kann, haben sie am Schluss doch meistens Recht. Sofern der OM die richtigen Daten eingibt.  Welches Programm man benützt, spielt keine so grosse Rolle. Ob EZnec, 4nec2, MiniNEC oder MMana-GAL und wie sie alle heissen. Sie basieren alle auf dem Prinzip des Urprogramms NEC. Das ist die Abkürzung für Numerical Elecromagnetics Code und ist ein Verfahren, das in den 70er Jahren vom amerikanischen Militär entwickelt wurde. Damals noch in der Programmiersprache Fortran. NEC2 wurde dann 1981 geschrieben. NEC4 folgte 1991, ist aber nicht mehr frei verfügbar, sondern Eigentum der Universität von Kalifornien und des Lawrence Livermore National Laboratory. Benutzer benötigen also eine Lizenz.

73 de Anton

Corner, Büchsen und Backfire

Wenn’s draussen stürmt und regnet, ist es dem OM in seinem Shack ganz wohl. Nur die Antenne muss im Wetter ausharren. Doch manchmal findet der OM auch ein geschütztes Plätzchen für sie. Unter den Dachbalken zum Beispiel. Oft aus Not, wegen Antennenverbot, aber manchmal auch, weil es bestechende Vorteile hat: Die Antenne ist bei jedem Wetter zugänglich und muss nicht gegen die Elemente geschützt werden. Anstatt Aluminiumgestänge kann man Karton und Alufolie verwenden, wie bei diesem Corner-Reflektor für das 23cm Band:

Natürlich hat das nicht nur Vorteile. Die Wellen werden durch das Dach gedämpft und sollte gar Alufolie als Dampfsperre auf der Dachisolation sein, ist alle Mühe umsonst. Je höher die Frequenz, desto grösser wird die Dämpfung durch das Dach. Bei Mikrowellen wird es kritisch. Trotzdem habe ich jetzt meine kleine “Elektrikerantenne” für 23cm FM durch eine 18 Element Indoor-Yagi ersetzt, die geradewegs in eine Mauer beamt:

Heute hatte ich damit eine 23cm FM Verbindung mit Ruedi, HB9BEN, auf dem Faulhorn. Simplex notabene und über eine Distanz von fast 70km. Dabei hatte Ruedi nur ein 1W Handy.

Natürlich würde es noch besser gehen, wenn ich die Antenne draussen montieren würde, doch “der Fahrstuhl nach oben ist besetzt.” ;-)

Sogar auf 13cm werden Indoor-Antennen eingesetzt. Zum Beispiel für die allgegenwärtigen WLANS auf 2.4 GHz. Oft in Form von Büchsenantennen. Die Idee, eine solche Antenne für 23cm zu bauen, habe ich übrigens wieder verworfen. Die Büchse wäre für dieses Band viel zu gross. So viel Ravioli kann ich einfach nicht verspeisen. Auch eine Short-Backfire habe ich aus meinem Programm gestrichen. Alle unsere Kuchenbleche sind zu klein – und ich möchte keinen Streit mit meiner Götterköchin. Ausserdem haben diese Antennenformen einen entscheidenden Nachteil: wie bereits bei der Corner-Reflektor liegt kaum mehr als 8 bis 12 dBi Gewinn drin. Darum bleibe ich für 23cm bei den bewährten Yagi-Antennen.

73 de Anton

Die Elektrikerantenne

Nachdem ich den Operateur nochmals durchgecheckt habe (siehe Bild) hat es nun auch mit dem 23cm Relais auf der Sphinx geklappt. Als Relaisunkundiger hatte ich nämlich glatt übersehen, dass der Shift auf 23cm positiv ist. Das heisst, man hört unten und sendet oben. Im Falle der Sphinx hört man also auf 1258.900 MHz und sendet auf 1293.900 MHz. Rasch habe ich dann noch eine sogenannte Elektrikerantenne gebaut und im Shack montiert. Sie besteht aus simplem Kupferdraht und wurde im Rothammel abgekupfert:

Obschon die Wellen noch durch zwei Mauern plus ein Dach hindurch müssen, konnte ich das Relais noch mit 200 mW öffnen. Also nix von Fresnelzone kaputt und so. Und das über eine Distanz von 73.2 km!

Ich habe den Eindruck, dass es auf 23cm fast besser geht, als auf 2m. Doch das hat mit meinem Standort zu tun und darf nicht verallgemeinert werden.

73 de Anton

Helixantennen für Kurzwelle

Kurze Antennen müssen mit einer Spule verlängert werden. Je kürzer die Antenne in Bezug zur Viertelwelle, desto grösser muss die Induktivität der Spule sein. Diese wird auch grösser, wenn man die Spule vom Fusspunkt weg nach oben verschiebt. Trotzdem hat eine Spule, z.B. in der Mitte der Antenne Vorteile. Bis zur Spule fliesst ein grosser Antennenstrom und man weiss ja: Strom strahlt! Doch was ist, wenn man die ganze Antenne zur Spule macht?

Eine solche Helix- oder Helicalantenne macht zuerst einmal nichts als Ärger. Man kann sie nämlich nur schlecht berechnen. Trial und Error ist angesagt. Und am Schluss kriegt man vom vielen Wickeln und Abwickeln den Krampf in den Fingern.

Wer es trotzdem versuchen möchte, hier ein Kochrezept. Helical3 heisst das Programm, das uns in die Nähe der gewünschten Resonanz führen möchte. Probieren wir es doch mal aus. Wir kaufen uns einen Bambusstab in der Landi. 3m lang und 2cm dick. Und wir möchten daraus eine Helixantenne für das 40m bauen. Sagen wir für 7.1 MHz. Wir geben für den Pitch 1 ein und als Erdwiderstand 20 Ohm. Unser Gegengewicht auf dem Balkon dürfte ja nicht gerade das Gelbe vom Ei sein. Wir erhalten dann – oh Schreck – 38m Draht, die es aufzuwickeln gilt. Fast eine ganze Wellenlänge. Die 3dB-Bandbreite der Antenne beträgt ganze 210 kHz. Das ist ein schlechtes Zeichen. Breitbandigkeit bei kurzen Antennen bedeutet hohe Verluste. Das erstaunt uns nicht, denn der Strahlungswiderstand beträgt knappe 3 Ohm und wir haben ja einen Verlustwiderstand von 20 Ohm eingegeben. Wir erinnern uns: Der Wirkungsgrad einer Antenne berechnet sich aus Rs/Rs+Rv.

Der Drahtwiderstand fällt dagegen nicht so sehr ins Gewicht. Das Programm schlägt uns ja vor, 4.7mm dicken Draht zu verwendet. Daran sind wir natürlich selbst schuld, haben wir doch 1 als Pitch eingegeben :-) Das Programm gibt uns damit einen Wirkungsgrad von 11% an. 100W rein, 11W raus, der Rest ist für die Regenwürmer.

Aber wir werden bei den heutigen Kupferpreisen vermutlich einen dünneren Draht verwenden und so wird auch der Drahtwiderstand das seine zu den Verlusten beitragen.

Und natürlich werden wir noch etwas abgleichen müssen, das heißt auf- und abwickeln. Aber das können wir auch beim Fernsehen. Die XYL freut sich sicher.

Doch ist eine solche Helix oder Helical Antenne besser als eine mit einer simplen Verlängerungsspule? Lohnt sich der Aufwand?

Ich denke nein. Eine gute Verlängerungsspule mit einer hohen Güte ist m.E. die bessere Lösung. Eine Analyse mit dem Antennenprogramm MMANA-GAL deutet auch in diese Richtung. Vielleicht sind Helixantennen für KW eine Glaubensfrage, wie so vieles im Leben. Auch ich hatte eine Zeit, wo ich an diese Antennenform glaubte und ich habe sogar eine für 136 kHz gebaut, 18m hoch mit Dachkapazität. Ein Monstrum, das den Lothar nicht überlebt hat.

73 de Anton

Bild: Seele 18, Treibgut am Strand von Bornholm.

Input

Daniel, HB9COZ, hat mich auf eine Modifikation für das Mikrofon des FT-817 aufmerksam gemacht. Wie gut der Umbau von M0UKD ist, kann ich jedoch nicht verifizieren. Ich besitze (noch) kein FT-817.

Das kann sich ja in der nächsten Zeit noch ändern. Denn die Einkaufsbedingungen sind so gut wie noch nie. Der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro fast die Parität erreicht und der Dollar liegt unter 75 Rappen. Vielleicht geht’s ja noch weiter runter. Doch bevor das Finanzkartenhaus der Welt endgültig zusammenbricht, den Schuldenberg unter sich begräbt und auch die Schweizer Wirtschaft zerbröselt, sollte man seine Schäfchen noch ins Trockene bringen. Darum mein Rat: kauft was das Zeug hält! Und zwar nicht nur Schnaps und Zigaretten, sondern auch all die Geräte, von denen ihr bisher geträumt habt. Wenn die Krise da ist, werdet ihr es ganz bestimmt nicht mehr tun.

Ihr befürchtet, euer Budget könnte in Schieflage geraten? Macht nichts. Geld kann man nicht essen, sagt man. Und ich habe auch noch nie davon gehört, dass man damit funken kann :-)

Apropos: ich habe doch noch einen IC-910 mit 23cm Unit auftreiben können. Waters & Stanton aus London konnte liefern. Und wie immer ist die Abwicklung rasch und professionell. Jetzt brauche ich nur noch ein wenig Zubehör, wie das CW Filter und den TCXO. Die DSP Unit spar ich mir, ein Notch-Filter habe ich auf UKW noch nie gebraucht und ein wenig rauschen schadet auch nicht :-) Im Gegenteil: wenn man lange genug dem Rauschen zuhört, kann man Signale vernehmen, die man normalerweise nie finden würde. Wir Menschen sind Meister im Erkennen von Mustern. Darum lieben wir das Analoge.

Werner, HB9US, hat am Montag eine Vermutung geäussert, wieso sich die digitale Armbanduhr nicht durchgesetzt hat. “Wenn wir auf die Uhr schauen, wollen wir meistens nicht wissen, wie spät es ist, sondern wieviel Zeit uns noch bleibt. Bei der Analoguhr sehen wir das auf einen Blick, bei der Digitaluhr müssen wir rechnen.” Das hat was, und ich habe mich gefragt, wieso unsere Funkgeräte nicht zu analogen Skalen zurückgekehrt sind. Ob es daran liegt, dass wir einfach nur die Frequenz wissen wollen, und nicht, “wieviel Frequenz uns noch bleibt” :-)

Wahrscheinlich ist es aber eine Frage der Präzision und des Preises. Mechanik ist eben viel teurer als Elektronik.

Obwohl…es gibt doch nichts Schöneres als eine wundervolle Skala, rund oder gar linear, und dahinter ein Chassis voller Röhren, die im Dämmerlicht glühen.

Obwohl wir im Grunde alle analoge Wesen sind, können wir kaum mehr ohne das Digitale auskommen. Gerade wir Funkamateure nicht. Sogar die Langwellen-OM verabreden sich und tauschen Nachrichten übers Internet aus. Ihr Treffpunkt ist übrigens ein sogenannter Mail-Reflektor. Es genügt, eine Nachricht an den Hausmeister, an Majordomo@blacksheep.org mit leerer Betreffzeile und dem simplen Inhalt subscribe rsgb_lf_group zu senden, und schon ist man dabei und bekommt alle Mails, welche die Langwellenfreunde untereinander austauschen. Wenn’s zuviel wird, schickt man dann einfach eine Mail mit unsubscribe rsgb_lf_group an den Majordomo, wiederum ohne Betreffzeile.

Etwas anders laufen die Abmachungen am anderen Ende des Spektrums, auf VHF,UHF und den Mikrowellenbändern. Dort findet man sich in den Chaträumen von ON4KST.

73 de Anton

Bilderrätsel: Dazu ein Tipp. Einer meiner Funkfreunde streut von dem Zeug über jede Mahlzeit, die er zu sich nimmt ;-)

136 kHz – die Langwelle lebt

Dieses Wochenende stand wieder einmal die Langwelle im Vordergrund. Und entgegen allen Unkenrufen lebt das Band und normales CW wird auch noch gepflegt. Am Freitagmorgen hatte ich ein fast einstündiges CW QSO mit Stefan, DK7FC/p , in der Nähe von Nürnberg. Sein Signal bei mir war noch recht stark nach den ca. 400km Distanz. Meines war  weniger kräftig. Wie es sich bei Stefan anhörte, ist hier zu hören. Anschliessend hatte Stefan noch ein QSO mit PA0A, der bei ihm auch gut zu hören war. Doch bei mir war PA0A nur auf der Wasserfallanzeige von Argo zu sehen.

Heute morgen hatte ich nochmals ein CW QSO auf 136 kHz mit Iacopo, HB9DUL, in der Nähe von Lausanne, der immer noch einen 10W TX fährt und eine ziemlich bescheidene L-Antenne in nur 8m Höhe. Trotzdem hat es sehr gut geklappt. Kein Wunder, die Distanz zu Iacopo ist zehnmal geringer als zu Stefan. Aber Iacopo ist fleissig am Bauen und wird wohl bald gegen 20 dB Leistung mehr zur Verfügung haben.

Damit man nicht auf eine Gegenstation warten muss, um auf 136 kHz seinen Sender zu testen, gibt es ja die Grabber. Das ist etwa das gleiche wie ein Web-SDR, nur ohne Ton und viel langsamer :-) Ein neuer Grabber ist in Russland in Betrieb, bei RN3AUS in KO85ha. Wer sein Signal dort sehen kann, dürfte bereits zu den Top Shots auf 136 kHz gehören. Einen Zacken mehr braucht derjenige, der sein Signal auf dem Grabber von VE7TIL in CN89dk sehen möchte. Und auch dann gelingt das nur in extrem langsamem CW (QRSS). VE7TIL hat übrigens auch einen Grabber speziell für DCF39 laufen. Dieser 50 kW Sender auf 139 kHz, der bei Burg in Deutschland steht, ist ein ausgezeichneter Indikator für die Langwellenausbreitung über den Atlantik. Man kann bei der Beobachtung des DCF39-Signals aber auch erahnen, wie schwierig es ist, den Atlantik auf Langwelle mit Amateur-Mitteln zu überbrücken. Interessant ist übrigens auch sein VLF-Grabber und die Hörbeispiele von atmosphärischen Phänomen wie Sferics und Whistlers (zu finden innerhalb der VLF-Seite). Diese Radiosignale sind Geräusche des Planeten Erde.

Für langwellige (nicht langweilige) OM ist auch die Seite von PA2BCA interessant. Fasziniert hat mich u.a. sein 500Watt Transverter für 500 kHz. Ein interessantes Projekt für den Fall, dass wir ein 600m Band erhalten sollten.

73 de Anton

Bild: Begegnung mit der Tabor auf dem Rückweg von Friedrichshafen

Extreme Welten

Im neuen Radcom, der Clubzeitschrift des RSGB (The Radio Society of Great Britain), stellt Dave, G3YXM, unter dem Titel “How low can we go” DF6NM’s modulares System von Ladespulen für den VLF Bereich vor. Wir erinnern uns: VLF = 3-30 kHz.

Das System besteht aus ineinander stapelbaren Spulen, die auf Papierkörbe aus Plastik gewickelt sind. Da diese Behälter konisch sind, lassen sie sich ineinander stapeln (Ältere OM’s erinnern sich vielleicht noch an das Hütchenspiel). Es entsteht dadurch eine mehrlagige Spule und die Induktivität wird entsprechend erhöht. Das ist auch notwendig für die Frequenzen, die benützt werden, nämlich unter 9kHz. 10 kHz entsprechen einer Wellenlänge von 30 km! Dagegen ist unser Langwellenband bei 136 kHz geradezu Kurzwelle :-). Immerhin wurde das Trägersignal von Markus, DF6NM, in Island gesehen, über eine Distanz von 2547 km! Die Antenne war ein Drache mit 180m Draht, der Sender ein 100Watt Audioverstärker wie er in Autos eingesetzt wird und die Ladespule hatte ganze 350 mH.

Auf der anderen Seite des Spektrums, im Terahertz Bereich wird auch gefunkt. Dort braucht es, zumindest hierzulande, nicht einmal eine Lizenz, bzw. Konzession. Wer gerne sehen möchte, mit was die OM dort arbeiten, kann hier vorbei schauen. Gearbeitet wird im Bereich des sichtbaren Lichts oder im (unsichtbaren) langwelligen Infrarotbereich. Wer meint, das sei eine Spielerei, der irrt sich. Schon im Februar 2005 fand eine DX Verbindung in Tasmanien statt, über eine Distanz von 167 km. Und zwar in Phonie und mit gewöhnlichem Licht, also kein Laser!

Doch die Geschichte der Lichtkommunikation begann schon viel früher und war vorallem eine militärische. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem kann ich das Dokument von Peter Greil empfehlen, das alle Aspekte des “Lichtsprechens” abdeckt und sehr ausführlich ist.

Ein interessanter Aspekt dieser Kommunikationsart ist die einfache Einrichtung von Relais. Sie bestehen nur aus einem Spiegelsystem. Würde man ein solches Relais zum Beispiel auf dem Chasseral einrichten, so könnte man damit das ganze westliche Mittelland abdecken. Zudem würde die Möglichkeit bestehen, den Spiegel selbst zu modulieren (mechanisch) um so Rundsprüche zu verbreiten. Ein unmodulierter Lichtstrahl würde dann die Modulation des Spiegels aufnehmen und das reflektierte Licht könnte damit die Botschaft zum Sender zurück tragen. Ein faszinierender Gedanke

73 de Anton

Morsen lernen & Ausbreitungsprognosen

Auf den ersten Blick haben die beiden Themen wenig miteinander zu tun. Doch wenn das “Funkwetter” schlecht ist, ist CW eine valable Alternative zu SSB.

Morsen lernen ist kein Quickie, eher ein Long Drink. Doch wenn man es einmal beherrscht, ist es wie Velofahren: Man verlernt es nicht mehr. Ein paar wacklige Runden und man sitzt wieder fest im Sattel. Für die, die es nie gelernt haben, ist die Koch-Methode ein ausgezeichneter Weg zum Ziel. Hier ist das Programm zum Runterladen. Das Interessante an dieser Methode ist, dass man von Anfang an auf Geschwindigkeit trainiert wird und diese nicht mühsam gesteigert werden muss, nachdem man gelernt hat aufzunehmen.

Zum zweiten Thema. Nehmen wir an, euer Funkkollege reist nach Namibia und ihr möchtet ab und zu miteinander funken. Ihr könnt es so machen, wie die Evolution: Trial and Error. Doch dann ist vermutlich der Kollege zurück, bevor eine Funkverbindung zustande kommt. Oder ihr könnt versuchen, die Funkverbindung per SMS zu organisieren. By the way: am Dienstag habe ich aus Namibia ein SMS mit der frohen Botschaft bekommen, dass unsere Verbindung nicht geklappt hat und wir es Abends um Fünf nochmals auf einer anderen Frequenz versuchen sollten. Der Clou: Das SMS wurde am Sonntag geschrieben und brauchte ganze zwei Tage aus dem Busch in die Zivilisation :-)

Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit einer Funkverbindung zu erhöhen: Man benutze ein Programm zur Frequenzprognose. Zum Beispiel  dieses hier. Man muss es nicht einmal downloaden, es läuft online und gratis.

73 de Anton

PS. Die Links wurden aktualisiert und ergänzt!

Gerangel um die PLC Norm EN 50561

Zurzeit wird heftig um eine neue PLC Norm gestritten. Power Line Communications braucht, um richtig zu funktionieren, ziemlich viel Power. Kein Wunder wenn über das normale Stromnetz HF übertragen werden soll. Die Kabel sind ja nicht geschirmt, die Impedanz nicht konstant, die Verluste gross und die Einstrahlfestigkeit praktisch inexistent.  Dafür wird ziemlich viel abgestrahlt und das Funkspektrum verseucht. Eine Steinzeittechnologie von Daten-Fuzzis, die keine Ahnung von HF haben.

Eine internationale Norm gab es bisher nicht. Nur in Deutschland hat die Politik unter dem Druck der PLC-Lobby (Home Plug) die Nutzungsbestimmung NB30 durchgewinkt.  Wie das BAKOM bei Versuchen in der Schweiz aber festgestellt hat, konnte auch diese, ziemlich lasche, Norm nirgends eingehalten werden. Wie gesagt, damit dieser Schrott funktioniert gilt der Spruch: Auf die Dauer hilft nur Power. Und damit wurde klar, Funk und PLC können nicht nebeneinander existieren. Daher sollen in Zukunft bei PLC-Geräten folgende Bereiche ausgespart werden:

275 Table A.1 – Permanently excluded frequency ranges
Excluded frequency range (MHz) Service
1,80 – 2,00 Radio amateur
2,85 – 3,025 Aeronautical mobile
3,4 – 4,0 Aeronautical mobile (3,4-3,5), radio amateur (3,5-4,0)
4,65 – 4,7 Aeronautical mobile
5,25 – 5,41 Radio amateur
5,48 – 5,68 Aeronautical mobile
6,525 – 6,685 Aeronautical mobile
7,00 – 7,30 Radio amateur
8,815 – 8,965 Aeronautical mobile
10,005 – 10,15 Aeronautical mobile (10,005-10,1), radio amateur (10,1-
10,15)
11,275 – 11,4 Aeronautical mobile
13,26 – 13,36 Aeronautical mobile
14,00 – 14,35 Radio amateur
17,9 –17,97 Aeronautical mobile
18,068 – 18,168 Radio amateur
21,00 – 21,45 Radio amateur
21,924 – 22,00 Aeronautical mobile
24,89 – 24,99 Radio amateur
26,965 – 28,00 CB radio (26,965 – 27,405), model control, elderly alarms
28,00 – 29,7 Radio amateur

So weit so gut. Aber es gibt ja noch den Kurzwellenrundfunk. Diese Bereiche sollen nicht dauernd ausgeklammert werden, sondern nur, wenn dort starke Signale detektiert werden:

277 Table A.2 – Permanent or dynamically excluded frequency ranges
Excluded frequency range (MHz) Service
2,30 – 2,498 Broadcasting
3,20 – 3,40 Broadcasting
3,90 – 4,05 Broadcasting
4,75 – 5,11 Broadcasting
5,75 – 6,20 Broadcasting
7,20 – 7,7 Broadcasting
9,30 – 9,95 Broadcasting
11,55 – 12,10 Broadcasting
13,55 – 13,90 Broadcasting
15,05 – 15,85 Broadcasting
17,40 – 17,95 Broadcasting
18,90 – 19,02 Broadcasting
21,45 – 21,85 Broadcasting
25,65 – 26,10 Broadcasting
NOTE The bands in this table include frequency ranges allocated under Article 5 of the Radio Regulations to the Broadcasting
Service, plus a realistic appraisal of use for broadcasting under Article 4.4 of the Radio Regulations

Im Gegenzug will man den PLC Geräteherstellern genügend Leistung zugestehen, damit die Teile einigermassen funktionieren.Hier noch ein interessanter Fachvortrag in diesem Zusammenhang.

Doch viel Leistung bedeutet weitere Gefahren: An Nichtlinearitäten im Haushaltnetz entstehen Oberwellen bis weit in den UKW-Bereich.

PLC ist meiner meines Erachtens schon deswegen tot.  Zudem: nach all den Aussparungen bleibt für die Signalübertragung nicht mehr viel Spektrum übrig. Da hilft auch Power nichts. Und gegen WLAN ist PLC sowieso ein totes Pferd. Da gibt es, laut den Dakota-Indianern nur eine Lösung: Absteigen.

73 de Anton

Bild: Rost, passt irgendwie zum Thema :-)

Die Äthergeige

Funkamateure streben danach, möglichst stabile Frequenzen zu erzeugen. Doch bei der Äthergeige, die notabene in einem Bereich spielt, den wir auch gerne benutzen würden, nämlich um 500 kHz, ist das nicht der Fall. Ihr versteht nur “Bahnhof”? Gut, dann fangen wir ganz vorne an:

Professor Theremin wurde 1896 in St. Petersburg in Russland geboren. Vermutlich haben ihn die Interferenzen des Radioempfangs inspiriert, der damals gerade die Welt eroberte. So genau wissen wir das nicht. Doch im Jahr 1920 erfand er das Thereminvox. Ein Musikinstrument mit zwei Antennen, das berührungslos gespielt wird und auch heute noch zu hören ist. Im Prinzip eine Luftgittare mit Ton :-) Insbesondere als Hintergrundmusik in Filmen tritt sie immer wieder in Erscheinung. Hier der Link zum Patent, das Theremin 1928 in den USA erhielt und dann an die Firma RCA verkaufte.

Theremin zog nach seiner Erfindung nach New York um dort weiter daran zu arbeiten. Das ging eine Zeit lang gut und er heiratete eine amerikanische Balletttänzerin. Doch 1938 wurde er von der Vorläuferorganisation des KGB in seiner Wohnung gekidnappt und nach Russland verschleppt. Dort wurde er des Landesverrats beschuldigt und in ein Lager gesteckt. Doch dann erhielt er die Aufgabe, eine Wanze zu entwickeln, was er auch tat. Theremin ist also auch der Erfinder der “Wanze”, des Minisenders (Minispion) zum Abhören von Gesprächen. In der Folge wurde er rehabilitiert und sogar ausgezeichnet. Theremin überwachte dann auch persönlich die “Verwanzung” der amerikanischen Botschaft in Moskau und der Privatwohnung von Stalin. Theremin arbeitete dann zwar weiter als Professor, doch in der Sowjetunion von damals hatte man “ernstere” Dinge mit  der Elektronik vor, als Musikinstrumente zu bauen. Er musste sein Fachgebiet wechseln. 1993, kurz vor seinem Tod, besuchte er ein letztes Mal die Vereinigten Staaten.

Doch zurück zu seinem Instrument, das heute immer noch Theremin genannt wird. Hier das Schema wie es 1929 von RCA gebaut wurde. Natürlich mit Röhren bestückt. Das Prinzip ist folgendes. Mit den Antennen wird jeweils ein freischwingender Oszillator gegenüber einem zweiten verstimmt, sobald man in ihre Nähe der Antenne kommt. Ein Oszillatorpaar ist für die Tonhöhe, das andere für die Lautstärke (via Frequenz – Spannungswandler) verantwortlich. Wie erwähnt, funktionieren die Oszillatoren im Bereich um die 500 kHz. Unter anderem auch im Bereich der Zwischenfrequenz 455 kHz, um nicht von starken Radiostationen gestört zu werden.

Das Instrument wird absolut berührungslos gespielt. Nur mit der Annäherung der Hände an die beiden Antennen. Das setzt für den Spieler höchste Konzentration und ein grosses Talent voraus. Man hat erstens keine Anhaltspunkte und muss zweitens mit seinem restlichen Körper absolut still halten, um die Antennen nicht ungewollt zu beeinflussen.

Wie dieses Instrument klingt und wie es gespielt wird, sehen wir in diesem Clip mit der Theremin-Spielerin Pamelia Kurstin.

Hier noch etwas mehr Informationen zu diesem fantastischen Ätherwellen-Instrument und hier der Nachbau eines Theremins anlässlich einer Diplomarbeit.

73 de Anton

Bild: Radar im Wald von Almindingen, Bornholm