630m – Ein spannendes Band

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Auch die zwei letzten Tage waren wieder sehr interessant auf dem 630m Band. Sie brachten viele neue Stationen aus ganz Europa ins Log und natürlich auch manchen Hörbericht. Doch wo bleiben die Schweizer Stationen? Ausser mit HB9DFQ konnte ich bisher mit keiner HB9-Station ein QSO fahren. Zeit genug für die Vorbereitung gab es ja mehr als genug, war doch die Öffnung des Bandes vorauszusehen und wurde schon vor Monaten von der Webseite Amateurfunk.ch angekündigt. Im Gegensatz zur USKA, die bis zur Freigabe vornehm über das Thema schwieg. Auf meine diesbezügliche Anfrage im Frühling wurde ich wie ein Schulbube abgeputzt und meine Mail an den Verbindungsmann der USKA zum BAKOM Anfang Dezember blieb auch ohne Antwort. Die USKA hat sich in den letzten Jahren seltsam verändert. Von einigen OM höre ich sogar die Besorgnis, dass dieser Klub zu einem Sammelbecken von Profilierungsneurotikern verkommt. Das ist vielleicht nur eine kognitive Dissonanz, aber manchmal wünscht man sich mehr Fachkompetenz und Mitgliedernähe und weniger Vereinsmeierei. Im Gegensatz zur USKA war das BAKOM wesentlich auskunftsfreudiger, dazu nett und zuvorkommend, obschon jeder OM auf seine Anfrage betreffend 630m-Freigabe eine etwas unterschiedliche Antwort bekommen hat, wie aus verschiedenen mir vorliegenden Emails ersichtlich ist ;-)

Doch zurück zu den Schweizer Stationen: Es soll ja in unserem Land mehrere Tausend bestens ausgebildete Funker geben, wie mir versichert wurde. Liegt es am Unterschied zwischen Selbstgemacht und Selbstgekauft oder sind heute die Computerspielarten einfach populärer als die nostalgische Mittelwelle?

Dabei spielt doch jede halbwegs vernünftige 160m-Antenne auch auf 630m, wie Paul, HB9DFQ, bewiesen hat. Wenn’s ein Dipol ist, muss man sie lediglich als T-Antenne umkonfigurieren. Wenn man mit einem Monopol funkt, wird es noch einfacher. Am besten baut man sich dazu ein Variometer:

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Das ist eine Spule, die in einer anderen dreht, beide sind in Serie geschaltet. Ist der Wicklungssinn gleich, ist die Induktivität am höchsten, stehen sie gegensinnig, “subtrahieren” sich ihre Induktivitäten, etwas vereinfacht gesagt. Einen guten Überblick über die Problematik der Lang- und Mittelwellenantennen erhält man bei Rik, ON7YD. Rik hat übrigens auch eine Messbrücke für Mittelwellenantennen zu bieten. Aber auch viele Antennenanalysatoren decken diesen Bereich ab.

Doch eine Antenne für 630m bekommt man auch ohne ein solches Instrument hin. Wenn ich zum Beispiel mein LC-Messgerät von AADE direkt an meinen Draht anschliesse, erhalte ich 400pF Antennenkapazität. Gar nicht so schlecht, in Wirklichkeit liegt die Antennenkapazität bei 375 pF.  Auf jeden Fall ist diese Messung ausreichend als Startpunkt um ein Variometer zu bauen. Hat man dann die Antenne mal auf Resonanz abgestimmt, kann man mit der Thomsonschen Schwingungsgleichung und dem bekannten L-Wert des Variometers die Kapazität der Antenne genau ausrechnen. Doch viel wichtiger ist es, einen Anzapfpunkt an der Variometerspule zu finden um die Speiseleitung anzupassen, meistens ein 50 Ohm Koax. Der optimale Einspeisepunkt befindet sich in den meisten Fällen nur einige wenige Windungen vom kalten Ende der Spule (Erde) entfernt. Voilà, schon ist die Antenne auf 630m QRV.

Der Strahlungswiderstand einer 160m Amateurantenne, die für 630m angepasst wird, liegt im Bereich von wenigen 100mOhm. Die Verlustwiderstände hingegen kommen in die Grössenordnung von einigen zehn Ohm (im günstigsten Fall) bis weit über 100 Ohm. Man braucht sich also um das Limit von 5W EIRP keine grossen Sorgen zu machen. Ausser man habe eine Superantenne und ein Kilowatt. Der Wirkungsgrad berechnet sich ja für sehr kurze Antennen Rs/Rv. Damit hat man schon eine Ahnung der abgestrahlten Leistung. Um auf EIRP zu kommen muss man aber noch mal drei rechnen (Ein kurzer Monopol hat einen Antennengewinn von 4.78dBi).

Den Strahlungswiderstand eruiert man am zum Beispiel mit einem EZNEC oder einem ähnlichen Programm zur Antennensimulation. Die Summe der Verlustwiderstände muss man messen. Am besten mit einer Brückenschaltung und einem KO. Doch darüber ein anderes Mal.

Natürlich spielt die nähere Umgebung auch noch eine wichtige Rolle. Häuser, Bäume, Leitungen (auch im Boden), sowie die Qualität des Erdbodens sind dem Signal meist nicht förderlich, ausser man wohne am Meer. Darum ist die abgestrahlte Leistung in der Regel noch wesentlich kleiner als errechnet, wie Untersuchungen auf 136 kHz gezeigt haben.

Wie dem auch sei. Um eine korrekte EIRP-Messung vorzunehmen, braucht man auf jeden Fall einen Helikopter. Damit erhält das Messflugzeug eines ehemaligen Zürcher Polizeihauptmanns wieder Sinn. Ein echter Visionär, der Mann! ;-)

73 de Anton

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