Monatsarchiv: Februar 2013

Der Schrottplatz in der E-Bucht

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Gestern habe ich für den Contest am Wochenende mein Mikrowellen-Equipment überprüft, und siehe da: auf 13cm kam kein Saft mehr raus. Irgendwo blieben gut 10dB hängen.

Der Übeltäter war rasch entlarvt: ein Adapter von SMA auf N, den ich ohne nachzuprüfen ausgewechselt hatte. Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vorallem, wenn es sich um Ware aus der Schrottbucht handelt.

Rasch habe ich den Adapter demontiert. Wasserrohrzange, Hammer und Meissel sind für solche Feinarbeiten genau das Richtige ;-)

Doch das Innenleben des Übeltäters schien in Ordnung. Keine eingebaute Feder, kein schlechter Kontakt. Doch bei genauerem Hinsehen, kam mir die Kunststoffhülse des N-Teils chinesisch vor. Schnell den Lötkolben genommen, die Temperatur auf Maximum gedreht und den Kunststoff mit der Spitze angetippt. Und siehe da: er schmolz wie Eis in der Sauna.

Da hat der Hersteller anstatt ein Teflonteil gedreht, einfach billiges Plastik gespritzt, das für UHF total ungeeignet ist. Resultat: Auf 144MHz noch ok, doch bereits mehr als 3dB Dämpfung auf 1.3 GHz, auf 2.3 GHz mehr als 10dB. Listigerweise war das Kunststoffteil auf der SMA-Seite aus Teflon.

Natürlich habe ich in der Folge meinen Adapterbestand aus Far East durchgemessen und auch mit dem Lötkolben gepiesackt. Zwei Resutate dieses Test sind hier zu sehen:

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Beides Adapter von BNC auf SMA. Bei Ihnen hielt sich die Dämpfung auf 23cm jedoch in Grenzen, obschon auch hier Thermoplast verwendet wurde. Offenbar aber eine “bessere” Sorte.

73 de Anton

Zyklus 24: Das kleinste Maximum seit hundert Jahren!

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Auch wenn die Bedingungen auf den höheren Bändern zurzeit nicht schlecht sind, im Vergleich zu den Maxima im letzten Jahrhundert sind sie eher bescheiden. Noch im März 2006 prophezeite die NASA ein Maximum, das über dem Zyklus 23 liegen sollte, wie man in diesem Bild sehen kann.

Heute sieht die Prognose für den weiteren Verlauf des gegenwärtigen Zykluses bei weitem nicht mehr so gut aus. Hier die aktuelle Vorhersage. Gemäss NASA soll der gegenwärtige Zyklus im nächsten Herbst sein Maximum erreichen. Es soll das kleinste Maximum seit hundert Jahren werden.

Der Vergleich der beiden Prognosen, die sieben Jahre auseinander liegen, zeigt wie schwierig es ist, das Verhalten unseres Sterns vorauszusagen. Ob es beim Klima besser gelingt?

Wie der gegenwärtige Zyklus wirklich verläuft, werden wir 2020 wissen, wenn wir voraussichtlich im nächsten Minimum stecken werden. Dann werden wir wieder darüber spekulieren können, ob der nächste Zyklus, Nummer 25, noch schwächer oder ganz ausbleiben wird.

Anhand dieser Darstellung der Sonnenzyklen von 1750 bis 2000 sehen wir, wie stark diese schwanken können.

73 de Anton

Bild: Sonnenuntergang in Nordjütland

 

 

TS-590 auf den zweiten Blick

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Eins vorab: mit dem TS-590 bin ich noch lange nicht fertig, er wird mich noch eine Weile beschäftigen und ich denke, dass man noch mehr aus diesem Gerät herausholen kann. Denn die Komplexität der Einstellmöglichkeiten ist hoch.

Meiner war, wie erwähnt, ein NOS-Gerät (New Old Stock) und lag beim Händler während eineinhalb Jahren im Keller, bevor ich ihn endlich aus seiner Kartonschachtel befreite.

Das Gerät ist preiswert und vergleicht man es mit den ICOM-Preisen in der Schweiz, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Doch ICOM ist bei uns eh viel zu teuer. Schon für einen IC-7600 bezahle ich einen Tausender mehr als in Deutschland (alles eingerechnet).

Aber ich will ja nicht über ICOM, sondern über den Woody berichten.

Direkt aus der Kartonschachtel war mein Woody eine Enttäuschung. Er ist eindeutig kein Plug&Play-Gerät und ich würde ihn einem Newcomer nicht zum Einstieg empfehlen. Da ist der TS480SAT vermutlich die bessere Wahl.

Doch nachdem ich die Gartenschere genommen und damit etwas herumgezwackt habe, macht das Teil Freude.

Aber jetzt im Ernst: ich habe den Woody zwar geöffnet und die Ruheströme der Treiberstufen und der PA  nachjustiert, aber nichts an der Schaltung verändert. Keine Widerstände oder Kondensatoren eingelötet und keine Teile herausoperiert. Die Musik spielt im Service/Abgleich-Menü und im User-Menü ;-)

Doch ohne Labor-Equipment sollte man vom Servive-Menü Abstand nehmen. Deshalb gebe ich hier auch keine Werte bekannt. Sonst schwirren noch mehr Menü-Leichen auf dem Occasionsmarkt herum.

Ich habe im Service-Menü bisher auch nur die Verstärkung des Sendezuges, die ALC und die Ausgangsleistung verändert. Dann habe ich den Woody an den PC angeschlossen, den Sende-Equalizer nach meinem Gusto programmiert (U), den Input und den Output des Kompressors eingestellt (hard) und das Sendefilter. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Verfechter von (moderater) Kompression bin und nie ohne funke, da ich in einem früheren Leben mal Nachrichtentechnik studiert habe und HiFi meines Erachtens in die Musik gehört.

Der TX-Monitor reicht m.E. nicht zur Einstellung der Modulation. Dazu braucht es einen Partner, eine andere Station. Nur sich selbst zuzuhören, führt im Leben oft zu gewaltigen Trugschlüssen ;-)

Doch nun zu des Pudels Kern. Nachdem die PEP-Leistung und der Talk Power wieder dort sind, wo sie hingehören, bzw. den Vergleich mit anderen Geräten nicht zu scheuen brauchen, ist natürlich der berühmte Overshoot wieder da. Er ist schön im Bild oben zu sehen.

Die eingestellte CW-Leistung betrug in diesem Fall 50W. Die maximale Leistung  betrug 135W (im 80m-Band). Wie man sehen kann, liegt der Overshootfaktor über 2.5 (Up²/U²). Die ALC macht also zu Sendebeginn die Leistung voll auf! Allerdings nur für 2 bis 3ms. Trotzdem vertragen nicht alle Linearenstufen diesen Overshoot. Zumal er nicht nur zu Beginn vorkommt, sondern immer wieder nach kurzen Tastpausen, bzw. bei SSB zwischen den Sätzen.

Das PAPR (Peak to Average Power Ratio) als massgebender Wert für den “Talk Power” beträgt bei meinem Woody jetzt ungefähr -6dB.

Nachdem viele OM wegen dem Overshoot reklamiert hatten, hat Ken, der Ingenieur, den Woody softwaremässig kastriert. Das Resultat war zum Teil ein PEP weit unter den Spezifikationen und lächerlich wenig Talkpower. Woody ist also vom Regen in die Traufe geraten. Aus der Traum vom K3-Killer. Zumal auch die Empfängereinstellung aus dem Karton weit weg vom Optimum ist.

Wie dem auch sei, meiner AL811H, die ich nur im 160m Band und bei kritischen Situationen einsetze, ist der Overshoot wurscht.

Fortsetzung folgt. 73 de Anton

PS. Amplitude auf dem DSO ist “not to scale”. Soviel Leistung hat die Kiste nicht :-) Doch die Verhältnisse stimmen, die Zeitachse ebenfalls.

Die alten und die jungen Hasen

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Der HAARP Artikel ist offenbar nicht nur mir aufgestossen, er hat auch anderen Lesern des HB-Radio missfallen. Die USKA schreibt deshalb auf ihrer Homepage  einen längeren Kommentar dazu, den ich nicht recht einordnen kann. Ist das nun eine Entschuldigung oder eine Rechtfertigung?

Weder noch, sondern eine handfest Beleidigung der jüngeren Amateurfunker und Newcomer ist jedoch folgende Bemerkung:

Die älteren „Hasen“ unter den Mitgliedern haben einige der Schilderungen des Artikels sofort als falsch oder wissenschaftlich nicht bewiesen erkannt. Aussenstehenden, aber auch vielen jüngeren Lesern fehlt vermutlich das Erfahrungswissen, das beim Studium solcher Artikel hilft, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen und Realität und Fiktion auseinanderzuhalten.

Soso, die Alten sind die Gescheiten und die jungen Hasen die Dummen? Wenn ich mich auf den Bändern rumhöre, so habe ich manchmal einen gegenteiligen Eindruck.

Liebe USKA-Schreiber, wenn ihr schon mal einen Bock geschossen habt, dann drückt bitte nicht noch ein zweites Mal ab!

73 de Anton

Verschwörungstheorien von der USKA

Affenhirn

Im HB-Radio ist ein Artikel zu HAARP erschienen. Wahrscheinlich kommt als nächstes ein Artikel über Chemtrails, den Planeten Nibiru, die hohle Erde und abiotisches Öl. Wenn ich schon Schmarrn lesen will, kann ich die Tageszeitung aufschlagen. Da weiss ich, dass ein Drittel abgeschrieben, ein Drittel gelogen und der Rest frei erfunden ist. Aber das Vereinsorgan der Schweizer Kurzwellenamateure?

Bereits im März 2011 habe ich  in diesem Blog über HAARP geschrieben. Als “Kontrastprogramm” hier nachzulesen.

73 de Anton

TS-590 Ein erster Eindruck

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Mein erster Woody war ein TS-510. Seitdem hat sich zwar einiges getan. Doch vieles ist gleich geblieben. Wir funken immer noch in SSB und CW und der liebe Nachbar ist immer noch ein Problem, das unsere Aufmerksamkeit verlangt. Zwar nicht mehr, weil wir seinen Fernseher stören, sondern weil sein Fernseher uns stört.

Damals beim TS-510 hat man einfach das Mikrofon angeschlossen und den Mik-Gain aufgedreht und los gings. Beim TS-590 ist das nicht mehr so einfach. Doch immer schön der Reihe nach:

Kaum bestellt, war der Woody schon im Haus. Ich war baff. Doch mit dem Softwareupdate 1.05 aus dem Sommer 2011. Inzwischen liefert Ken die Dinger aber mit 1.07. Also schnell die Serienummer gecheckt und schon ist das Wunder der raschen Lieferung erklärt: Das Teil ist NOS – New Old Stock – und wurde im Juni 2011 produziert.

Doch das hat meinen guten Eindruck von der Kiste nicht getrübt. Solide gebaut mit Liebe zum Detail. Man merkt sofort, in dem Woody steckt viel Gehirnschmalz. Zwei Beispiele dazu:

Dort wo Icom nur eine Etikette auf die Rückwand pflastert um die Ein- und Ausgänge zu beschriften, hat Ken die Beschriftung in den Alu-Druckguss integriert. Notabene erhaben, damit man sie auch ertasten kann.

Oder dort, wo andere einfach alles unter 1.8 MHz mit einem Dämpfungsglied totschlagen, hat Ken das nur für das MW-Rundfunkband getan. Und sogar dort kann mit einem Jumper die Empfindlichkeit bei Bedarf (BC-SWL) erhöht werden. Auf 136 kHz und 472 kHz ist der TS-590 im Gegensatz zu den meisten Transceivern ein vollwertiger Empfänger.

Solche Beispiele gäbe es noch viele. Der TS-590 ist kein Kellenwurf à la Elecraft.

Über den Empfänger wurde ja schon viel geschrieben. Und obschon man nicht alles glauben sollte, was im Internet steht, wie mein Freund Pascal sagt ;-) ist der RX Spitze und übertrifft zum Teil meinen Pro3 im direkten Vergleich.

Der Sender hatte in SSB zwar nicht gerade überschüssig Talk Power, aber so schlimm wie bei Olivier F4AHK war es nicht. Doch dann machte ich den Software-Update auf die aktuelle Version 1.07. Und plötzlich: rien ne vas plus. Die durchschnittliche Sprechleistung lag nur noch bei einigen Watt. PEP 80W.

Ich kann nur vermuten, wie das gekommen ist: Als die US-Amateure in Massen reklamierten, die Schutzschaltungen ihrer PA’s würden wegen einem Overshoot der ALC auslösen, sind die Ingenieure in Panik geraten und haben die ALC per SW-Update kastriert. Et voilà.

Und damit kommen jetzt die armen Barfuss-Indianer ins Keuchen. Gäbe es keine Konkurrenz würde das niemandem auffallen. Doch beim direkten Vergleich mit Yaesu und Konsorten wird rasch klar, dass dem TS-590 der Schnauf ausgegangen ist.

Das hat natürlich allerlei Modifikateure auf den Plan gerufen. Da werden Widerstände und Kondensatoren an den unmöglichsten Stellen reingelötet. Try and Error. In den Untiefen des Web zirkuliert sogar eine 200W Modifikation. Und natürlich wird eifrig am Abgleich-Menue rumgedreht. Hoffentlich notieren sich die OM vorher ihre Initialwerte.

Doch die ganze Chose ist komplexer als man denkt und nicht mit dem Verändern eines einzigen Wertes im Abgleichmenue zu erledigen. Wie dem auch sei. Mein Woody hat inzwischen  ein PAPR von -6dB bei 120W PEP, ohne Verzerrungen und mit einer Modulation die meine Funk-Kollegen kaum von der des Pro3 unterscheiden können. Ich werde im Verlaufe des Jahres noch auf die Veränderungen zurückkommen, die ich vorgenommen habe.

Ich denke, dass ich den Woody nicht mehr hergeben werde.

73 de Anton

Die Ersten werden die Letzten sein.

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Gerade habe ich den Bericht von HB9DCO zu seinem Mittelwellenabenteuer im HB-Radio gelesen, der Clubzeitschrift der USKA, des Vereins Schweizer Kurzwellenamateure.

Ein sehr interessanter und lustiger Bericht. Leider ohne Happy End. Für die, die den Bericht nicht gelesen haben: Duri, HB9DCO, wollte als einer der ersten im neuen Mittelwellenband QRV sein und hat dazu einen uralten Flugfunksender aus einem B-29 an Sylvester um Mitternacht reanimiert, einen ART-13 (Hier in einem Lancaster).  Trotz einer mE recht guten Antenne, einer Inverted L mit 12m Vertikalteil und 60m Horizontalteil, hat sich Duri nur die Finger verbrannt und kein QSO in der Neujahrsnacht zustande gebracht.

Das ist schade. Wenn ich das gewusst hätte, lieber Duri, dann hätte ich dir gerne meinen Reservesender ausgeliehen und dazu auch das passende Variometer. Dann hätte es mit OK2BVG auch sicher geklappt. Wobei vermutlich schon das Variometer gereicht hätte.

Ich hätte dir die Erstverbindungen ehrlich gegönnt, denn mir bedeuten sie nichts. Ich habe einfach nur Spass am Funken.

Auch war ich in der Neujahrsnacht nicht QRV, da ich es vorzog in einer gemütlichen Beiz im Welschland zu feiern und Gangnam Style zu tanzen, anstatt mich um Erstverbindungen zu bemühen. Sonst hätten wir wenigstens ein QSO machen können. Statt dessen haben das Paul, HB9DFQ und Marco, HB9BGG getan, soviel mir bekannt ist.

Aber immerhin hast du dich selbst im abgesetzten Perseus gehört und bist die erste Schweizer Station, die auf 630m legal QRV war. Das, lieber Duri, kann dir niemand nehmen. Du bist Geschichte :-)

Das deine Antenne ungenügend war, wie du schreibst, kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Meine Inverted L geht nämlich 11.5 hoch und nur 43m horizontal und das erst noch im Zickzack, ist also schlechter als deine. Damit arbeite ich Lubos, OK2BVG, nicht nur auf 472 sondern locker auch auf 136 – kHz nicht MHz notabene.

Am Abend des 1. Januar, als ich ausgeschlafen hatte und nur noch den Muskelkater vom Gangnam Style spürte, hat mir dann Lubos 589/599 gegeben. Und dann kamen noch ein Dutzend weitere Stationen dazu. Unter anderen YO2IS, G3KEV Und PE5T. Am 2. Januar ging es dann so weiter. Bombensignale, ohne Bombersender aus ganz Europa,  zum Beispiel von EI0CF in Malin Head, der Nordspitze Irlands. Später dann aus Belgien, Schweden, der Slowakei, Slowenien und dazwischen immer wieder Crossband-Verbindungen, zum Beispiel mit Finnland.

472 kHz ist ein Superband und es ist schade, dass ich dich bisher nicht gehört habe. Mit der Bodenwelle kommst du tagsüber problemlos quer durch die Schweiz und Nachts quer durch Europa. HB9DFQ kommt bei mir mit 569 und HB9DCE mit 579 rein. Der Vogel schiesst aber HB9DUL in der Nähe von Lausanne ab mit 59 plus 20dB!

Was den Empfänger anbelangt: Elecraft kann das leider nicht. Ich empfehle einen Japaner: den TS-590 zum Beispiel. Er ist sowohl auf 136kHz wie auch auf 472 kHz sehr empfindlich.

In der Hoffnung, bald auch dich in meinem Log notieren zu dürfen:

73 de Anton, dein Funkperlentaucher

PS. Apropos 5MHz: da kann ich dich nur unterstützen, lieber Duri. Ebenfalls ein tolles Band, das ich leider nur benutzen darf, wenn ich jeweils in OZ im Urlaub weile.

Picture: Sottens, ex Swiss MF Broadcast Transmitter on 765kHz. Activated as HE3OM on 136 kHz Feb. 2011. If you have not received your 136 kHz QSL yet, please send your card direct to me, HB9ASB (address see QRZ.com). Unfortunately the QSL-Manager has changed his hobby from radio to fish rising :-( But I will create a special card for you. No Green stamps needed. Please only for 136 kHz QSO’s.

Hat der DARC noch alle Tassen im Schrank?

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Vom 20 bis 21. April findet in Wien eine IARU-Sitzung statt. Unter den Anträgen, die auf dem Tisch liegen, befindet sich auch einer des DARC.

Der möchte nämlich DV-Relais (Digital Voice), als D-Star Repeater, nicht nur übers Internet und Mikrowellenverbindungen miteinender verlinken, sondern auch mittels HF-Links im Kurzwellenbereich.

Die Begründung dazu ist abenteuerlich: Immer weniger Funkamateure könnten effektive HF-Antennen errichten und müssten deshalb ihre Aktivitäten auf Repeater-Verkehr im VHF/UHF-Bereich beschränken. Um hiermit weltweiten „Funkverkehr“ zu ermöglichen müssten diese miteinander verlinkt werden. Da nicht überall in der Welt Internet zur Verfügung stehe um diese Repeater zu verlinken, müsse man auf HF-Links ausweichen.

Es reicht offenbar nicht, dass immer mehr Kurzwellenfrequenzen mit automatischen Pactor-Stationen zugemüllt werden.

Was übrigens in Wien auch ein Diskussionspunkt sein wird. So will der norwegische Amateurfunkverband NRRL über die Zukunft des 30m-Bandes diskutieren. Dort werden nämlich  immer mehr Pactor-Stationen installiert, wie der NRRL auflistet:

10135.4 & 10136.9 Pactor PA3DUV
10138.0 & 10139.5 Pactor LZ1PKS
10139.5 & 10141.0 Pactor PA3DUV
10138 WSPR
10140-10142 PSK
10142.5 & 10144.0 Pactor S51SLO
10144.0 & 10145.5 Pactor ON0FS
10144.1 & 10145.6 Pactor EA8RCT
10144.4 & 10145.9 Pactor HB9AK
10144.9 & 10145.9 Pactor-3 LZ1PKS
10145.0 & 10146.5 Pactor OE3XEC
10146.0 & 10147.5 Pactor ON0FS
10146 & 10147 PSKMail http://pskmail.wikispaces.com/PSKmailservers
10147.8 APRS.
 
Erstaunlich für ein Band, in dem wir nur Sekundärstatus haben und die IARU  sich ausdrücklich gegen unbemannte Stationen im HF-Bereich ausspricht (ausser in Katastrophenfällen).

Es ist leider absehbar, dass bald das ganze Band damit gefüllt sein wird und normaler Amateurfunk in CW und Digital verdrängen wird. Hier macht sich eine kleine Minderheit zulasten der Mehrheit der Funkamateure breit. Leider auch in der Schweiz. Diese unbemannten Pactor-Stationen haben mE nichts mehr mit Amateurfunk zu tun. Sie ermöglichen einer Handvoll Seglern und ein paar Campern gratis Email-Verkehr. Sollen deshalb alle anderen User auf das 30m-Band verzichten?

Deshalb stellt der RSGB aus dem Vereinigten Königreich denn auch den Antrag, den Digitalbereich bis 10130 hinunter auszudehnen. Doch das wird die Pactorianer nicht kümmern. Zumal das 10MHz Band in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird. Der 24. Solarzyklus geht seinem Abschwung entgegen und der nächste soll, wenn überhaupt, noch mickriger werden. Da wird alles auf die Bänder von 20m abwärts drängen.

Schöne Aussichten :-(

73 de Anton

Bild: Eigernordwand, eine natürliche Relaisstation.

TS-590S ein Problembär?

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Schon lange habe ich nicht mehr an einem neuen Gerät herumgeschraubt und damit die Garantie verwirkt. Höchste Zeit, dass wieder eine neue Kiste ins Haus kommt.

Zurzeit habe ich den TS-590 im Visier. Dieser Transceiver hat ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis, einen sehr guten Empfänger, nicht zuletzt auch für 136kHz und 472kHz und ist solide aufgebaut und dokumentiert.

Trotzdem ist er nicht unumstritten, wenn man in die Tiefen des Internets eintaucht. Und genau das ist der Punkt, der mich reizt.

Es gibt, wenn ich das richtig verstanden habe, zwei Probleme, die vermutlich zusammenhängen.

Erstens ein Überschwingen der ALC. Diese reagiert um Millisekunden verzögert, so dass bei jedem neuen Einsetzen die Endstufe voll aussteuert und einen kurzen Impuls hoher Leistung abgibt. Zum Beispiel 200W anstatt 100W. Das mögen die Schutzschaltungen einiger Linearverstärker gar nicht und sie schlagen Alarm.

Wer aber nur barfuss unterwegs ist, oder eine einfache Röhren-PA benutzt, der bemerkt davon nichts. Dieses verzögerte Einsetzen der ALC ist übrigens nicht nur ein Problem des TS-590, auch andere “moderne” Transceiver “leiden” darunter.

Ehrlich gesagt, interessiert mich dieser Overshoot nicht besonders. Aber im Zusammenhang mit dem TS-590 liest man noch von einem

zweiten Problem: Auf SSB soll er schwach auf der Brust sein*.

“Nein!” schreit da manch ein Kenwoodianer, “Das stimmt nicht, ihr müsst nur richtig messen und dazu ein richtiges PEP-Wattmeter benutzen. Einer hat dazu sogar ein Video gedreht.

Leider hat er, wie viele andere, den Unterschied zwischen PEP und durchschnittlicher Ausgangsleistung nicht kapiert.

Nicht so Olivier F4AHK. Hier misst er die durchschnittliche Ausgangsleistung (Talk Power) eines TS-590 vor seiner Modifikation. Und hier, nachdem er den TS-590 modifiziert hat.

Also nix PEP. Um festzustellen ob ein Transceiver Punch hat, reicht sogar ein CB-Meter. Da pendelt zum Beispiel beim Besprechen eines Jaesus-Gerätes die Nadel so um die 30W und mit einer anderen Kiste bewegt sie sich kaum vom Fleck. Trotzdem zeigen beide Geräte 100W Spitzenleistung auf einem PEP-Meter. Quizfrage: Mit welchem Gerät erhält man die besseren Rapporte?

Einige OM haben wegen dieser Schwäche im Abgleichmenü des TS-590 rumgefummelt. Zum Beispiel einfach die ALC-Einstellung raufgeschraubt etc. Darum würde ich auch nie einen gebrauchten TS-590 kaufen. Wenn das Abgleichmenu verstellt ist, dann gute Nacht. Wer nicht ein bestens ausgerüstetes Labor sein Eigen nennt, muss die Kiste an “Ken im Wald” zurückschicken.

Interessanterweise haben zwei OM, ein Deutscher und ein Norweger, Tipps zur Änderung des ALC-Werts im Abgleichmenü wieder von ihrer Webseite verschwinden lassen :-)

Denn nur am Menü rumzubasteln und einfach die ALC hochzudrehen, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Schliesslich hat es nicht nur Software in so einer Kiste, sondern jede Menge Hardware. Genau dort setzt Olivier den Hobel an. Natürlich verrät uns der Schlaumeier seine Tricks nicht. Und ehrlich gesagt, würde ich ihm auch kein Gerät zur Modifikation überlassen. Nicht weil ich an seinen technischen Fähigkeiten zweifle, sondern weil er kürzlich pleite gegangen ist, wie man in französischen Foren lesen kann.

Doch zurück zum TS-590S. Heute verwenden alle neuen 100W Transceiver die gleichen Transistoren in der Endstufe, nämlich zwei Stück RD100HHF in Gegentaktschaltung. AB-Betrieb natürlich. Das sind sehr robuste Kerle: Einer allein schafft bereits gute 100W. Man könnte also 200W aus diesen Endstufen herauswinden. Interessant wird es aber, wenn man den eingestellten Ruhestrom betrachtet: Während ICOM und Yaesu den Beiden je 1A spendieren, macht es Kenwood mit 700mA. Doch Kenwood hat auch die Treiberstufe anders ausgelegt als die Konkurrenz. Während bei dieser der Treiber ebenfalls eine Gegentaktstufe ist (2x RD15HVF bei ICOM und 2x RD16HHF bei Yaesu) benutzt Kenwood im TS-590 einen einzigen RD15HVF – gezwungenermassen natürlich im A-Betrieb. Dazu muss der arme Kerl ein ganzes Ampere Ruhestrom saufen und alleine die Leistung liefern um die Endstufe auszusteuern.

Was ich damit sagen will: Die Endstufe des TS-590 unterscheidet sich wesentlich von den Endstufen der Konkurrenz, wobei alle mit den gleichen Transistoren kochen.  Das könnte einer der Gründe für den mangelnden Punch sein.

Wie dem auch sei: Ich denke, dass man aus dem TS-590 viel mehr herausholen kann. Aber nicht einfach durch herumschrauben am Abgleich-Menu. Hardware heisst das Stichwort. Und das ist etwas, was die Ingenieure leider nicht per Soft-Update verbessern können. Dazu braucht es einen Lötkolben.

Doch wie hat einer kürzlich in einem Forum geschrieben: “Meine Geräte sind alle Jungfrauen. Wenn ich ein neues Auto kaufe, mache ich auch nicht die Haube auf und schraube am Motor, sobald ich zu Hause bin.”

Und ein anderer meinte: “Da hat eine ganze Entwicklungsabteilung jahrelang daran gearbeitet, und jetzt kommt ein OM daher und sagt: das kann man noch besser machen.”

Mich würden eure Erfahrungen mit dem TS-590 interessieren, liebe Leser!

73 de Anton

Bild: Trio Begali. Blade, Spark, Camelback

* Das Kind hat viele Namen: Niedriges PAR (Peak Average Ratio), schwache (dünne) Modulation, wenig Talk Power, mangelnder Punch