Monatsarchiv: März 2013

Die Qual der Wahl

HB9EXA on air Große E-Mail-Ansicht

Juma, IC-703, FT817, KX3, ….
Wo soll man hin, was ist am geeignetsten für unterwegs? Vor und Nachteile, was ist am vollkommensten, was ist sonst noch wichtig?

Fragt der UHU. Darüber könnte man ein Buch schreiben. Ich versuche es mal ultrakurz:

Kannst du SMD löten und bist du technisch versiert? Dann bau dir einen JUMA. Doch auf der Wiese neben den Kühen wirst du damit nicht immer froh: Knack, knack, knack macht der elektrische Zaun – das Teil hat keinen NB. Und auch keinen eingebauten Tuner. Dafür finnische Qualität und eine “familiäre” User Community.

Willst du minimalen Stromverbrauch und eine eierlegende Wollmilchsau? Dann kauf dir ein KX3. Du musst allerdings tief in die Tasche greifen und das Teil sehr pfleglich behandeln – es macht keinen robusten Eindruck. Dafür hast du gemäss Sherwood-List einen Top Receiver, auch wenn das im Feldbetrieb kaum eine Rolle spielen dürfte. Und du gehörst damit zu einer Fan-Gemeinde mit religiösen Zügen.

Machst du zwischendurch auch gerne 2m/70cm SSB und möchtest du ein robustes bewährtes Stromfresserchen: Dann kauf dir einen FT-817. Denk aber daran, du brauchst dazu noch einen externen Tuner und auch eine kräftige Batterie. Die eingebaute reicht nicht weit. Das Teil ist ein Newtimer, die Community riesengross, dafür wirst du vielleicht einen Kompressor vermissen, wenn du gerne ins Mikroskop flüsterst.

Möchtest du das gleiche wie ein FT-817 nur schwerer und ohne 2m/70cm? Dann kauf dir einen IC-703. Aber eigentlich kannst du genausogut dein IC-706Mk2G mit einem dicken Akku in den Rucksack packen – oder den FT-857 von Yesus.

Bist du ein SOTA Profi und genügen dir CW und drei Bänder? Schwingst du dazu gerne den Lötkolben? Dann kauf dir einen Hendricks “Portable Field Radio”. Von seinem tiefen Stromverbrauch kann auch der KX3 nur träumen und ein Tuner hat das Teil auch intus. Im Gegensatz zu Elecraft wird Hendricks deine Hobbykasse kaum belasten. Nur einen Abstimmknopf wirst du vielleicht vermissen.

Bist du noch genügsamer, kauf dir einen Spatz.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

73 de Anton

Schichtwechsel beim FT-817

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Auch der FT-817ND, den ich auf Ricardo ersteigert habe, hatte seine verborgenen Mängel. Damit wurde meine Hypothese wieder einmal bestätigt, dass die meisten Amateurfunk-Geräte, die auf Ricardo verkauft werden, sauer sind.

Von aussen betrachtet sah das Teil zwar Tip Top aus, doch der Spass fing unter der Haube an. Mit einer unprofessionellen Frequenzerweiterung, gruseligen Lötstellen und einem abgebrochenen Plastikteil, da beim Auseinandernehmen offenbar das Gehirn des Bastlers ausgeschaltet war.

Zur Kompensation gab es dafür ein Collins SSB-Filter, das in der Annonce nicht erwähnt wurde. Allerdings sind diese Filter gegenüber den 14er Murata-Filtern, die in den neueren Serien standardmässig verbaut sind, nur unwesentlich besser. Da ich bei QRP hauptsächlich in CW arbeite, bestücke ich den FT-817 lieber mit dem schmalen CW-Filter (300Hz).

Damit war ich aber noch nicht am Ende der Überraschungen. Als ich mit dem Gerätchen CW hörte, fiel mir sofort das Knacken beim Einsetzen der AGC auf und der hässliche, mit Harmonischen garnierte Ton. Da musste doch noch ein anderer Hund begraben sein!

Googeln geht oft über studieren und zum FT-817 gibt es nicht nur eine grosse Yahoo-Group, sondern auch eine Unmenge von mehr oder weniger nützlichen Modifikationsanleitungen. Vieles davon ist fragwürdig, doch daneben gibt es einige Perlen.

So hat ein OM zum Beispiel herausgefunden, dass in einigen Serien falsche Widerstände verbaut wurden. Nämlich der R1266 auf der Unterseite der Hauptplatine. Anstelle von 10k wurden 3k3 bestückt. Genau das hat zum Knacken der AGC geführt.

Tom Holden, VE3MEO hat einige kritische Schaltungsteile mit SPICE untersucht und hat sich auch diesem Problem angenommen. Er schlägt vor, R1266 sogar auf 20k zu erhöhen und auch einige andere Werte abzuändern.

Da ich das Gerät schon mal demontiert hatte, habe ich diese Änderungen vorgenommen und die 0402 SMD’s geändert. Ohne Binokular oder Freihandlupe, entsprechenden Lötkolben, Zinn, Pinzette und SMD-Erfahrung muss ich aber von dieser Modifikation abraten.

Doch das Resultat ist verblüffend. Der FT-817 klang nun butterweich und man kriegte nicht nach einer Viertelstunde CW-Hören Kopfschmerzen.

Auf eine Verlängerung der AGC Attack Time bei AGC-Slow, wie sie verschiedentlich vorgeschlagen wird, habe ich verzichtet. Meines Erachtens war sie in diesem Gerät nicht notwendig.

Nachdem ich das Yesus-Gerät wieder sauber zusammengebaut, nachgemessen und den Referenzoszillator mit meinem Rubidium-Normal nachjustiert hatte, habe ich das Teil wieder auf Ricardo zum Verkauf ausgeschrieben.

„Der spinnt“, werdet ihr jetzt sagen, und natürlich habt ihr Recht.

Aber es ist keineswegs so, dass ich mit dem FT-817 nicht zufrieden wäre, oder eine taube Nuss abladen will, wie das einige “OM” leider gerne tun. Nein, ich will mir mal einen FT-817 aus neuster Fabrikation ansehen. Der ist schon unterwegs und ich werde sicher auch darüber berichten können.

Ich liebäugle ja schon seit Jahren mit dem Teil und jetzt habe ich halt den Kopf verloren. So what? ;-)

Doch bevor ihr den Kopf schüttelt, dass der Gehirnschmalz schwappt, noch etwas zum Mikrofon: Natürlich fehlt der Kompressor, nach heutigem Verständnis. Entsprechende Vorschläge und Schaltungen gibt es zu Hauff. Aber so richtig begeistern kann ich mich für keine der vorgeschlagenen Lösungen. Auch finde ich, dass das dynamische Mikrofon recht gut ist und nicht partout mit einem Elektret-Mik ersetzt werden muss. Ich denke, für meine bescheidenen QRP-SSB Aktivitäten reicht es, den 680 Ohm Widerstand im Mikrofon zu eliminieren und den Koppelkondensator, der in Stellung 2 zugeschaltet wird, auf etwa 47nF zu verkleinern. Doch darüber später mehr.

73 de Anton

Bild: Externer Li-Ion Akku mit (angeblich) 9800mAh. Auch wenn’s nur die Hälfte ist, immer noch eine gute Alternative zu dem lahmen internen Akkupack.

Mods_explained (von Tom Holden, VE3MEO)

FT-817ND_Service Manual 2005 (Neuere Version im Gegensatz zu der da, hi)

Full_TX_on_YAESU_FT-817 (Man beachte: für maximale “Öfffnung” nur drei Brücken links, Rest ist offen)

Eine Matchbox für den FT-817

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Wie ihr sicher mitbekommen habt, war ich mit dem KX3 nicht zufrieden und habe ihn verkauft. Dafür steht neuerdings ein FT-817 auf dem Tisch. Jahrelang habe ich mit dieser Kiste geflirtet, manchmal nahe dran, dann wieder weiter weg. Gewollt habe ich ihn auch diesmal nicht. Mehr aus Blödsinn habe ich bei Ricardo mitgeboten – nur einmal, kurz vor Schluss. „Wird schon noch jemand mehr bieten“, habe ich mir gedacht. Das war ein Irrtum. Er sei in Topzustand, hat der Verkäufer geschrieben. Doch bei Ricardo kann das auch Schrott heissen, wie ich schon erfahren musste.

Nun, ich hatte Schwein. Das Teil ist wie neu. Das Zubehör war noch original verpackt – nie gebraucht. Weiss Gott was der Vorbesitzer mit dem Gerätchen gemacht hat. Zudem war noch ein Collins-SSB Filter drin, das ich nicht erwartet hatte. Das und das mitgelieferte CAT-Kabel, wie das nutzlose Batteriefach werde ich wieder verscherbeln. Heuschrecken nennen das Asset Stripping. Das sind die, die marode Firmen kaufen, diese auseinandernehmen, die Einzelteile teuer verkaufen und den Rest Konkurs gehen lassen.

Letzteres werde ich aber beim 817er sein lassen.

Nach den üblichen Modifikationen, über die ich hier noch berichten werde, musste natürlich ein passender Antennentuner her. Im Gegensatz zum KX3 hat der 817er ja keine Matchbox intus.

Nach einem Tauchgang in meiner Junkbox fand ich alle notwendigen Zutaten für einen Selbstbau und so ist dieses Projekt an einem freien Nachmittag entstanden. Ich habe glücklicherweise viele freie Nachmittage, da ich frühzeitig das Hamsterrad verlassen habe.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe mir einen klassischen T-Tuner im Taschenformat gebaut, der von 10 bis 160 alles anpassen kann, was nach einem Draht aussieht. Als Zugabe habe ich noch einen 4:1 Balun spendiert. Somit kann das Teil auch Doubletten anpassen. Das sind (meistens nicht resonante) mit einer Hühnerleiter gespeiste Dipole.

Hier das Schema zu diesem Wunderkästchen:

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Drei Dinge sind erwähnenswert:

1. Die variable Spule besteht aus einem 24poligen Drehschalter, dem ich die Rasterung herausoperiert habe und auf dem hinten ein Toroid sitzt, bei dem jede Windung angezapft wird. Wichtig: Der Schalter muss kurzschliessend sein, also beim Weiterdrehen den neuen Kontakt schliessen, bevor der alte unterbrochen wird. Da die variable Induktivität von 8mH nicht in jedem Fall ausreicht, können bei Bedarf 8 oder sogar 16mH zugeschaltet werden. Mit dieser Kombination wird auch eine Feinabstimmung erleichtert. Würde man 24mH auf die 24 Positionen des Drehschalters aufteilen, wäre die Abstimmung zu grob. Die Zusatzspulen haben 4C6-Kerne, die zufällig in der Bastelkiste waren. Die variable Spule besteht aus zwei gestockten roten Amidon aus einem SG-230 Schrotttuner, der mir ein netter Ricardo-Verkäufer als “kaum gebraucht” angedreht hat.

2. Die Drehkos sind Quetscher oder im Englischen sogenannte Polyvaricons. Darum sind sie so klein und darum sollte man sie nicht mit mehr als 5Watt quälen. Die Spannungsfestigkeit der Polyvaricons ist zwar recht gut, doch ein zu hoher HF-Strom erwärmt das Dielektrikum und zerstört es. Diese Dinger sind zu Apothekerpreisen u.a. in der E-Bucht zu finden. Aber es gibt sie hier günstiger. Notabene mit der passenden Achsverlängerung.

3. Das Gehäuse ist aus allerlei Abfall (Kein Metall!) Das Holz ist übrigens Zedernholz, das eine zeitlang als Mottenschutz verkauft wurde. Seitenwände, Boden und Deckel lassen sich zu Servicezwecken leicht entfernen, alle Komponenten sind an der Frontplatte oder Rückwand befestigt.

Hier ein Blick ins Innere:

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Und hier noch die Rückwand. Die Antenne kann entweder an die BNC-Buchse oder direkt an die Bananenbuchsen angeschlossen werden. Rechts ist der Schalter für den 4:1 Balun (mit einem 4C6 Ringkern), darüber die (gelben) Buchsen für die Hühnerleiter. Das schwarze Material hiess mal Radiolit und ist ein uralter Pressstoff.

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Und zum Schluss noch die Frontplatte, ein Stück Leiterplatte ohne Leiter, hi:

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Bin mit dem Teil sehr zufrieden: Kann alles, ist robust und kostet nix.

73 de Anton

Baofeng Handfunkgeräte in der Schweiz definitiv verboten

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Das BAKOM führt neu eine Liste der verbotenen Geräte. Interessant sind für uns natürlich die verbotenen Funkgeräte. Zurzeit sind es drei Baofeng Handfunkgeräte:

UV-3R

UV-3R+

UV-5R

Diese Geräte dürfen nicht einmal verschenkt werden!

73 de Anton

Koaxialkabel

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Koaxialkabel haben eine fiese Eigenschaft: Man merkt nicht, wenn sie schlecht sind.

Wenn an meiner Antenne ein Koax hängt, das 6dB Verlust hat, merke ich das normalerweise nicht, denn mir fehlt die Vergleichsmöglichkeit. Mir würde das nur auffallen, wenn ich zwischen zwei verschiedenen Zuleitungen umschalten könnte. Also zum Beispiel zwischen einer mit -6db und einer Besseren mit nur -2dB.

So ist denn das Kabel mit den 6dB Verlust für mich das Mass aller Dinge und ich schiebe es auf die Ausbreitungsbedingungen, meine Lage oder die Antenne, wenn ich mal eine Station nicht arbeiten kann, mit der mein Funkkollege QSO macht.

Koaxverluste erscheinen nirgends auf einer Anzeige. Dass bei -6dB nur noch ein Viertel meiner Leistung bei der Antenne ankommt, weiss ich nur, wenn ich nachrechne oder am anderen Ende die Leistung messe. Doch wer macht das schon? Und dass die Gegenstation in meinem Kabel eine S-Stufe verliert, fällt mir auch nicht weiter auf.

Auf Kurzwelle und im Relaisfunk ist das in der Regel auch kein Problem. Doch beim Direktfunk auf UKW, über den Lokalbereich hinaus, zählt jedes dB. Die Signale sind in der Regel schwach, vielfach unter einem μV.

Es lohnt sich daher, immer das bestmögliche Koax zu verwenden und dazu die besten Stecker. Natürlich muss auch das Koax ins Funkerbudget passen, aber es wäre schade, wenn eine teure Anlage dahinsiechen würde, nur weil am falschen Ort gespart wird.

Grundsätzlich rate ich von No-Name Kabeln ab. Auch wenn RG-213 drauf steht. Diesen Kabeltyp gibt es in x Varianten, vom billigen Italo RG-213 mit hauchdünnem Kupfermantel bis zum soliden Huber-Suhner. RG-58 ist für mich ein No Go und auch für CB-Funk würde ich es nicht verwenden. Auch achte ich darauf, Kabel und Steckertypen möglichst zu standardisieren. Also möglichst nur eine Sorte zu verwenden, maximal zwei.

Mein Favorit ist H-2000 flex, es hat meines Erachtens das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hier ein kleine Tabelle der wichtigsten Kabel im europäischen Raum, die ich zusammengestellt habe:

Koaxialkabel

Pascal, HB9EXA, hat mich auf diese Quelle aufmerksam gemacht. Der Neuner scheint mir recht günstig und er soll zuverlässig auch in die Schweiz liefern. Hier sein Kabelangebot.

73 de Anton

Bild: Ein Blick in meinen Eigenbau QRP-Transceiver für 80/40/30m CW. Motto: Es muss nicht immer eine Leiterplatte sein ;-)

Anton goes private

Liebe Leser, liebe Funkfreunde

Heute war es wieder einmal soweit. Wie bereits dreimal in der Vergangenheit, haben Funkkollegen versucht, mich bei WordPress anzuschwärzen und das Blog abzuschiessen. Mein Blog wurde darauf von WordPress gesperrt, bis ich interveniert habe.

Ich will dieses Spiel in Zukunft nicht mehr mitspielen und habe mich deshalb entschlossen, Antons Funkperlen zukünftig im privaten Rahmen weiterzuführen.

Wenn ihr diese Zeilen lesen könnt, ist es euch gelungen, euch anzumelden und ich habe euch bereits freigeschaltet :-)

Selbstverständlich ist die Kommentarfunktion weiterhin offen, ohne dass ich jeden Kommentar einzeln freischalten muss. Ausser eine KI verfrachtet euch ins SPAM-Verlies :-)

Anonyme Kommentare wie in der Vergangenheit sind aber nicht mehr möglich. Und ich denke, das ist auch gut so. Wieso sollte jemand nicht zu seiner Meinung stehen?

73 de Anton

Nachtrag 27.4.2013: Die Wölfe sind gekommen, die Schafe sind draussen geblieben. Habe das Gatter wieder aufgemacht. Na ja, war einen Versuch wert :-) Sorry

Der Traum vom Notfunk

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Nun soll der Notfunk als Argument herhalten um unsere Antennen zu rechtfertigen. Ich fürchte, auf diesen Trick fällt niemand herein. Schon gar nicht die technophoben Hysteriker in Suburbia. Fragen wir doch einmal unseren netten und elektrosensiblen Nachbarn:

„Mit dem Argument des Notfunks können Antennentürme voller Alustangen kaum gerechtfertigt werden. Es gibt schon eh genug von solchem unnützen Zeug, das die Landschaft verschandelt und mich mit Elektrosmog krank macht. Wieso sollte ich als Nachbar einen hässlichen Gittermast in meiner Aussicht akzeptieren, nur weil dieser seltsame Mensch behauptet, er könne bei der nächsten Katastrophe die Welt retten? Dafür sind bitteschön Polizei und Zivilschutz zuständig, das sind doch Profis, der Spinner von nebenan ist bloss ein Hobbybastler. Und ausserdem habe ich ja mein Ei-Dings und das Internet.“

Netter Versuch, liebe USKA, doch ich fürchte, dieser Schuss geht in den Ofen.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen Notfunk und bin diesbezüglich auch ausgerüstet. Doch die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Das fängt schon bei den Szenarien an, die den Amateurfunker in unserem kleinen Land zum Notfunker machen sollen. Und es hört bei den Notfunkern und ihren diffusen Vorstellungen aus der Pfadi-Welt auf.

Bei den „gewöhnlichen“ Katastrophen unserer Gesellschaft können ein Funkhandy und der nächste Repeater durchaus nützliche Dienste leisten, wie verschiedene Vorkommnisse in der Vergangenheit gezeigt haben. Das ist unbestritten, doch dazu reicht die Gummiwurst als Antenne.

Wenn aber der Doomsday an der Haustür klingelt und uns der Himmel auf den Kopf fällt, habe auch ich besseres zu tun, als an die Station zu sitzen und zu funken. Wenn zum Beispiel in Mühleberg der Atommeiler Amok läuft, so setze ich mich ins Auto und versuche als Erster so weit wie möglich weg zu fahren. Wenn die Grossmächte die roten Knöpfe drücken, so verkrieche ich mich in den Weinkeller und veranstalte einen Bottelón. Wenn Basel von einem Erdbeben platt gemacht wird, werde ich mich hüten dorthin zu fahren und meine Station auf der anderen Seite des Belchentunnels aufzubauen. Denn soweit würde mich das Militär gar nicht kommen lassen. Von Asteroiden und dem Ausbruch des Yellowstone-Vulkans will ich erst gar nicht anfangen.

Es gibt in meiner Fantasie zurzeit nur ein Szenario, wo ich mir tatsächlich so etwas Ähnliches wie einen Amateur-Notfunk vorstellen kann.

Es ist der Fall eines grossflächigen Stromausfalls. Zum Beispiel verursacht durch einen Sonnenausbruch. Wenn das europäische Verbundnetz zusammenklappt, kippt ein Kraftwerk nach dem anderen um wie Domino. Bis das alles wieder hochgefahren ist, kann es gut eine Woche dauern. Wird durch einen Sonnenausbruch zusätzlich unsere elektronische Gesellschaft „beschädigt“, so werden wir sehr lange Zeit um hundert Jahre zurückversetzt. Gut, wer dann über einen entsprechenden Notvorrat verfügt. Nur dann kann er einigermassen „ruhig“ funken. Sonst steht der OM nämlich auch vor dem leeren Aldi und macht aus seinen Möbeln Brennholz.

Doch kommen wir mal zu der praktischen Seite eines solchen Falls. Der Strom ist weg, rien ne vas plus. Kein Internet, kein i-Dings und die Glotze will auch nicht anspringen. Auch der Ölbrenner und die Wärmepumpe streiken und der Lift kommt auch nicht mehr in den zwölften Stock. Nachts sieht man wieder die Sterne, dafür kommt plötzlich kein Wasser mehr aus dem Hahn und die Toilettenspülung gurgelt nur noch. Kein Problem, ich bin ja staatlich geprüfter Funkamateur.

Aha, die Relais sind auch alle tot. Aus meinem Gummiwurst-Handy dringt nur Rauschen. Die Relais haben wohl keine Notstromversorgung oder der Sonnensturm hat sie ausgepustet. Macht nichts, es gibt ja noch die Kurzwelle. Vorsichtshalber nehme ich mein QRP-Gerät aus dem Schrank. Die grosse Stations-Kiste säuft ja im Leerlauf bereits vier Ampere. Im Schrank ist auch mein Akku, da ist sicher noch vom letzten SOTA ein bisschen Strom drin und langweilt sich. CW habe ich verlernt, also rufe ich mal in SSB auf der Notruf-QRG. Welche Frequenz war das doch gleich? Vielleicht mache ich doch lieber auf Digital. Ops, das Notebook hat‘s auch erwischt. Entweder ist der Akku leer oder er hat zu viele hochenergetische Sonnenteilchen abbekommen. Wer weiss das schon.

Macht nichts. Ich habe ja noch das Notstromaggregat in der Garage und als Deluxe-Amateur meine abgesetzte Station auf einem Radiohill. In mir kommt Pfadfinder-Stimmung auf.

Da ruft mich meine Frau und sagt, sie habe endlich eine UKW-Radiostation gefunden. Schwach  und verrauscht zwar, aber sie würden immer wieder durchgeben, dass keine Gefahr bestünde, man ruhig zu Hause bleiben solle, die Behörden hätten alles unter Kontrolle. Ob ich aber trotzdem zum Tankstellenshop fahren könne, ihr sei die Milch ausgegangen.

73 vom Notfunkträumer

Troposcatter

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Es ist offensichtlich: Die Beteiligung an den UKW Contesten sinkt immer weiter in den Keller. Zwischen den Contesten ist noch viel weniger los auf unseren Meter- und Dezimeter-Wellen. Abgesehen von etwas CB-Betrieb auf den Relais herrscht Rauschen. „Einen guten Abend gewünscht und noch die besten Zahlen.“ Mein Gott, so redet doch kein vernünftiger Mensch.

Noch in den Achtzigerjahren konnte man abends auf 70cm in SSB CQ rufen, ohne als Masochist zu gelten. Rufen kann man zwar heute noch, aber man kann genausogut mit der Katze reden.

Viele Newcomer wissen vielleicht gar nicht mehr, dass man auf UKW auch abseits der Relais und in anderen Betriebsarten als FM funken kann. Und sie wissen vielleicht auch nicht, was mit ein paar Watt und einer Yagi im 2m und 70cm Band möglich ist. Der Blindenstock ist das Mass aller UKW-Antennen geworden, das WLAN hat den Transverter ersetzt und D-Star ist das neue SSB.

Seit die Kandidaten nicht mehr Morsen müssen, hockt auch der letzte Glünggi auf dem 80m Band oder brüllt FaiiiiveNeiiiin auf 20, nachdem er im Cluster eine Station ausfindig gemacht hat. Kurzwelle sei die Königsklasse des Funks, hat kürzlich jemand in diesem Forum gepostet. Da muss ich vor Lachen in die Tischkante beissen und bin richtig froh, dass in Suburbia nicht jeder König eine Antenne gebacken kriegt.

Aber ich wollte eigentlich nicht lamentieren. Sondern etwas über Troposcatter erzählen. Die Ausbreitungsart, die für die meisten Contest-QSO’s und UKW-Verbindungen über den optischen Horizont hinaus verantwortlich ist.

Als der Satellitenfunk noch in den Kinderschuhen steckte, lief bei den Kommerziellen und den Militärs auch nur die Kurzwelle. Das gab natürlich Probleme und man suchte nach einem Ausweg für stabile Funkverbindungen über die Sichtreichweite hinaus. Auch ohne riesige Masten und exponierte Standorte sollten Verbindungen über mehrere hundert Kilometer möglich sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag, unabhängig von Ausbreitungsbedingungen.

Findige Ingenieure entdeckten schon früh, dass mit UKW-Wellen Verbindungen möglich waren, wenn beide Stationen ihre Antennen auf den gleichen Punkt in der Troposphäre richteten. Ob Reflexion, Brechung oder Beugung an Unregelmässigkeiten der Atmosphäre – der Mechanismus ist auch heute noch nicht ganz klar. Aber die Verbindungen waren ausreichend zuverlässig, trotz QSB.

So wurde zum Beispiel während des Vietnam-Krieges von den Amerikanern ein Troposcatter-Netz mit dem Namen Back Porch eingerichtet, das die einzelnen Stützpunkte miteinander verband. Notabene ein mehrkanaliges FM-System. Welche Frequenzen und Leistungen dabei benützt wurden, konnte ich leider bisher nicht herausfinden. Das Militär lässt sich auch nach so langer Zeit nicht gerne in die Karten schauen. Doch im Netz findet man Fotos von grossen Parabolantennen in Vietnam und auch Karten, die die Funkstrecken zeigen. So wurde zum Beispiel die Strecke von Saigon (dem heutigen Ho-Chi-Minh) nach Nha Trang überbrückt – gute dreihundert Kilometer mitten über den Dschungel hinweg. Oder zwischen Pleiku und Ubon in Thailand über eine ähnliche Distanz.

Auch in Japan bauten die Amerikaner ein solches Troposcatter-System, vom Norden Hokkaidos bis hinunter nach Chiran in der Präfektur Kagoshima.

Natürlich waren die verwendeten Antennen riesig und die Leistungen im Kilowatt-Bereich. Doch in SSB und mit den Rauschzahlen moderner Empfänger reichen 50 bis 100W und eine Langyagi um auf ebenso grosse Distanzen zu kommen wie damals in den Sechzigern die mehrkanaligen Troposcatter-Netze. Verbindungen über 200 bis 300km sind sowohl im 2m wie auch im 70cm Band jederzeit möglich, ohne Höhenstandorte und ohne Überreichweiten. Oft auch über grössere Distanzen. Die maximale Grenze für Troposcatter liegt bei 700 bis 800km. Hier der Link zu einem interessanten Vortrag von OZ1RH

Aber auch via Ionosphäre sind Scatterverbindungen möglich, unabhängig von der herrschenden MUF. Allerdings im unteren VHF-Bereich, also im 6m-Band. Dafür können höhere Reichweiten erzielt werden, da sich die Scatterzone in der wesentlich höheren Ionosphäre befindet. So haben die Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg von Hawaii bis nach Luzon auf den Philippinen und von dort hinauf bis Okinawa ein Ionoscatternetz aufgebaut. Die Distanz wurde natürlich nicht in einem Schwung überbrückt, sondern von Insel zu Insel, quer durch den Pazifik. Die grösste Distanz zwischen zwei Stationen lag dabei zwischen Midway und Wake mit 1350km.

Doch wer meint, das sei jetzt alles Geschichte, ist auf dem Holzweg. Im Gegensatz zu den Kommerziellen, trauen die Militärs auch heute noch den Satelliten nicht über den Weg und benutzen nach wie vor als Alternative und Backup Tropo- und Ionoscatter. Denn ein EMP einer Nuklearexplosion kann nicht nur Satelliten ausser Gefecht setzen, er kann auch die Ionosphäre eine zeitlang wegpusten. Dann geht nicht einmal mehr die Kurzwelle.

Hier ein Überblick über die heutigen Troposcatter-Systeme des Militärs.

73 de Anton

Bild: Blick vom Creux du Van

Sonnenmaximum im Doppelpack?

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“Etwas Unvorhergesehenes ereigne sich auf der Sonne”, meint die NASA, die in ihrer Prognose schon wieder daneben gehauen hat. Ich habe hier in diesem Blog darüber berichtet.

Denn die Sonne wehrt sich gegen jede Prognose. Sie will partout nicht so, wie die NASA-Wissenschaftler. Dafür soll es jetzt nicht einen Peak, sondern gleich zwei geben. Der eine liegt hinter uns, wie wir an den Bedingungen auf den Bändern sehen können, und der zweite soll uns Ende 2013 beglücken oder Anfang 2014. Erst danach sei fertig lustig, heisst es. Wie dem auch sei: wir bleiben dran :-) Was bleibt uns auch anderes übrig?

Hier gibt es mehr über den Doppelpeak zu lesen.

Und wer Amerikanisch versteht, für den ist dieses Video aufschlussreich:

73 de Anton

Eine Tür zum Æther

Die Japan Amateur Radio League JARL hat gegen 200’000 Mitglieder. Da sind schon einige Tüftler dabei. Und wie überall sind natürlich Antennen ein Schlüsselthema.

Aus Japan stammt denn auch die Antenne, die ich letzte Woche gebaut habe. Die Es-Saison steht ja schon bald vor der Tür und da wird es im Magic Band wieder besonders spannend. Bisher benutzte ich eine Halbwellen-Vertikal, wie ich sie hier beschrieben habe.

Eine sehr gute Antenne. Dummerweise hat das EW die Strassenlampen ausgewechselt und die versorgen nun die Umgebung mit Rauschen im 50 MHz-Bereich – mit vertikal polarisiertem Rauschen notabene (S2-3). Also habe ich mich nach einer horizontal polarisierten Antenne umgesehen.

Die Skydoor (Himmelstüre) sieht zwar vertikal aus, aber ist eindeutig horizontal polarisiert. Hier das Original:

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Man muss kein Japanisch können um diese Tür zu bauen. Und ich musste nicht einmal in den Baumarkt oder in meinen bevorzugten Antennenshop (die Landi). Zwei metrige Alustäbe 6mm dick, das Unterteil einer vergammelten Antennenrute von DX-Wire, etwas Draht, ein paar Lötösen, rostfreie 3mm Schrauben, ein Isolierstück aus dem Haushaltabfall, eine Platikdose von der XYL, einen 50pF Glimmerkondensator unserer ehemaligen lokalen Kondensatorenfabrik (Condensateur Fribourg), eine alte N-Buchse und einen Ringkern, ähnlich dem 43er Material:

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Eigentlich bin ich das Drahtkürzen und Ansetzen gewohnt, doch diesmal war es ein Volltreffer. Resonanz direkt auf 50.1 MHz. Und das Wichtigste: Das Rauschen war weg. Die Antenne ist vergleichbar mit dem Halbwellenstrahler, hat aber natürlich Richtwirkung. Überrascht war ich über das Ausmass der Polarisationsdämpfung beim QSO mit Lokalstationen, wenn beide unterschiedliche Polarisationen haben. Doch im DX-Verkehr dürfte das keine wesentliche Rolle mehr spielen. Auch denke ich, dass die Himmelstür flacher strahlt als die vertikale Halbwelle. Doch um dazu mehr sagen zu können, muss zuerst die Es-Saison starten.

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73 de Anton

Hier der Originalartikel aus Japan

Und hier der Link zu Freds HomePage, DL6QA, mit Himmelstür-Rechner!

UHF-Stecker

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Von “Experten” verteufelt, von der Amateurfunk-Industrie überall eingesetzt: des Funkamateurs liebster HF-Verbinder, der UHF-Stecker. Einfach, billig, sicher.

In einem früheren Leben gehörte ich auch zu den “Experten”, die Zeter und Mordio schrieen, wenn jemand den Stecker im 2m oder gar 70cm Band einsetzte. Er sei nicht impedanzhaltig etc. blabla.

Seitdem ich den Einfluss einer UHF-Verbindung bei verschiedenen Wellenlängen mal genauer angeschaut habe, behaupte ich das Gegenteil. Ein guter UHF-Stecker darf der Funkamateur ruhig noch im 2m-Band einsetzen, ohne sackweise dB’s zu verlieren und hochwertige Stecker auch noch im 70cm Band. Denn die Strecke mit einer von 50 Ohm abweichenden Impedanz ist vernachlässigbar klein gegenüber der Wellenlänge. Erst im 23cm Band ist fertig lustig. Die hohen Verluste, die zum Teil in Untersuchungen gemessen wurden, sind meines Erachtens nicht bloss auf die Geometrie, sondern auch auf ein ungeeignetes Isoliermaterial zurückzuführen.

UHF-Stecker sind zwar nicht wasserdicht, aber auch N-Stecker sollte man nicht ungeschützt im Freien verwenden, wenn man nicht sein grünes Wunder erleben möchte. Wichtig ist, qualitativ hochwertige Stecker zu verwenden, keine No-Name vom Schrottplatz in der E-Bucht. Auch nicht vom “Geiz-ist-Geil-Händler” auf dem Flohmarkt. Wie bei den Koaxialkabeln, ist hier Sparen fehl am Platz, wie ich kürzlich wieder einmal erfahren musste ;-)

Hochwertige UHF-Stecker haben Teflonisolation (PTFE), die nicht schmilzt, wenn man sie mit dem Lötkolben kurz antippt. Und sie sind für den entsprechenden Kabeltyp gebaut, mit einer Hülse, die zwischen Dielektrikum und Abschirmgeflecht, bzw. zwischen Kupferschirm und Abschirmgeflecht geschoben wird. Verlötet wird in diesem Fall nur die Seele im (vergoldeten oder versilberten) Stift des Steckers.

Gute Erfahrungen habe ich mit Kabeln und Steckern von UKW-Berichte gemacht. Sie vertreiben u.a. die Marke Telegärtner.

Gerade heute Morgen habe ich 25m Aircell 7 für den Urlaub mit UHF-Steckern versehen. Nicht für UKW, da hat mir das Aircell doch etwas zuviel Dämpfung, aber für KW. Bei dieser Gelegenheit habe ich das konfektionierte Kabel mal durchgemessen:

-0.8dB/28MHz, -1dB/50MHz, -2.1dB/144MHz, -3.7dB/432MHz. Bei 25m mit beidseitig je einem UHF-Stecker.

Auf 28 und 50 MHz sind die Werte etwas besser, als die Spezifikationen für das Aircell 7, auf 144 und 432 etwas schlechter. Da machen sich vielleicht doch die Stecker bemerkbar. So gesehen wären das -0.4dB pro Stecker im 2m Band und -0.6dB/Stecker im 70cm Band. Sofern man den Kabelspezifikationen trauen kann. Gut möglich, dass das Kabel eine etwas steilere Dämpfungskurve hat und die Steckerverluste entsprechend geringer sind. Dieser Verdacht hat sich beim Messen der Adapter erhärtet, die für den Test verwendet wurden. Die Adapterverluste waren auch auf 432MHz sehr klein. Doch auch bei mir gilt: Wer misst, misst Mist ;-)

Dass da bei 100W auf UKW Kabel und Stecker schon recht warm werden, kann man sich leicht ausrechnen, bleiben doch einige Watt hängen, die nicht etwa reflektiert, sondern schlicht und einfach verbraten werden.

Das war natürlich ein Quickie. Andere haben die UHF-Legende eingehender untersucht ( 1, 2 ) und sind weniger optimistisch.

73 de Anton

Bild: Himmelstüre für 6m. Bericht folgt.